Auszeit 29 - Es wird wieder hell

Auszeit Nr. 9/29

Februar / März 2007

In der Valduna …fühle ich mich sicher und geborgen.

Ich fühle mich beschützt, als wäre eine unsichtbare Blase um mich herum.

Hier geben sie mir Zeit.

Hier höre ich nicht: • nimm dich zusammen!

• auf geht’s!

Hier geben sie mir Mut, mit meiner Krankheit klarzukommen und umzugehen. Hier zeigen sie mir eine bessere Zukunft, voll mit helfenden Händen. Hier bekomme ich Wegweiser hinaus aus dem dunklen Tunnel.

Katharina

Conny

Es wird wieder hell Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise und von ihren Freunden.

Redaktion Auszeit: Station O4, Landeskrankenhaus Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Vorwort:

Liebe Leserinnen und Leser!

Es wird wieder heller. Ja, wir alle können es sehen, der Winter hat dunkles mitgenommen und die Tage werden wieder länger. Die Sehnsucht nach Licht lässt uns auf den Frühling freuen, auf die Sonne und die Pflanzen.

Viele Menschen sind in ihrem Leben durch dunkle Zeiten gegangen, sind am Abgrund gestanden, oder sogar gesprungen. Das Schicksal hat sie aber wieder herausgeführt und sie dem Leben wiedergegeben. Es ist damit noch nicht alles vorbei, überwunden und gut.

Aber es ist eine neue Chance sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen und daran zu glauben, dass für jeden, wirklich für jeden das Leben lebenswert ist. Zu vertrauen, dass jeder von uns eine Aufgabe hat, auch wenn wir sie nicht immer erkennen können. Aber das Leben zu leben, so wie es sich uns zeigt, ist schon eine große Aufgabe an und für sich.

Wenn Sie sich in die folgenden Seiten vertiefen, werden Sie vielen Schicksalen begegnen. Sie werden nicht alles verstehen, so wie der Schreiber selbst auch nicht über alles Klarheit besitzt und oft heute noch fragt, warum das alles so gekommen ist. Sie können aber wieder zufrieden mit dem eigenen Schicksal werden, oder sich einfach nur berühren lassen und sich über das, was wieder gut geworden ist freuen.

Maria Moritsch, Dipl. psychiatrische Gesundheits- und Krankenschwester

Impressum: Mitwirkende: Patienten des LKH-Rankweil, der Stationen E3, E4, O2, O3, O4, U1, Wohnstation I und ehemalige Patienten, Leser und Freunde der Zeitung Auszeit Beratung, Mithilfe, Motivation: Andrea Reinthaler, Peter Kopf, Eva-Maria Lechner, Doorn Martin, Susanne Lins, Sabine Frank, Kerstin Nicolussi, Bettina Rein, Norbert Wassertheuer, Monika Witzemann, Sabine Zimmermann, Jessica Sintitsch, Claudiaim Loacker Rankweil, März 2007 Redaktion: Maria Moritsch

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Martin

Zeitung Auszeit in eigener Sache Sie haben gerade die 29. Zeitung Auszeit in den Händen. Im März 1999 wurde die erste Zeitung herausgegeben.

Seither haben unzählige Jugendliche, Männer und Frauen, Beiträge in Form von Werkstücken, Zeichnungen, Bildern sowie Geschichten, Gedichten und Leserbriefen zur Verfügung gestellt. All die Jahre hindurch haben uns die Leser die Treue gehalten und ihre Wertschätzung auch dadurch ausgedrückt, dass sie einen Unkostenbeitrag geleistet haben.

Allen herzlichen Dank.

Bitte schicken Sie Leserbriefe und Beiträge an: Maria Moritsch, Redaktion Auszeit, Station O4, LKH-Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil, Tel. 05522/403/1721 E-Mail: maria.moritsch@vol.at Im Internet finden Sie die Zeitung Auszeit http://www.lkhr.at (Über uns – Auszeit) frühere Ausgaben auch unter http://www.auszeit.at.tf/

Abdruck und Vervielfältigung der Zeitung Auszeit zu privaten und schulischen Zwecken ist erlaubt.

Alle Rechte bleiben bei den Herstellern der Texte und Bilder.

Redaktion Auszeit: Station O4, Landeskrankenhaus Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

In dieser Auszeit Nr. 9/29 finden Sie: Interview mit

Ergotherapie Bericht

Bettina Elisabeth Rein

von Kerstin Nicolussi

Leserbriefe

Bilder

von Christine P. von Kathi M.

von Claudia C.

aus der Ergotherapie

Gedichte über Angst über Selbsttäuschung von Erwartungen über die Einsamkeit über keine Schuld haben von Rumpelstilzchen über Hoffnung von der Ballerina über den Käfig Gigiyorum - Ich gehe Springtime - Frühling von Martin

Geschichten Auszeit Gedanken Carpe Diem Freier Sprung Ich bin zu dick Mit einem Lächeln Neustart von Petra

Redaktion Auszeit: Station O4, Landeskrankenhaus Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Interview

Arbeit ausgewirkt hatte. Die Atmosphäre ist entschieden entspannter dadurch. Ich empfinde die Erneuerungen diesbezüglich, und das verstärkte Arbeiten im Team, als elementar.

Dieser gute Austausch verhindert eine Isolation der unterschiedlichen Berufsgruppen.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit und was würden Sie sich für sich und Ihre Patienten wünschen?

Name: Bettina Elisabeth Rein Alter: In den Augen meiner 3 Kinder ziemlich alt Stand: verheiratet Wohnort: Dornbirn Lebensmotto: Möchte mein Leben nicht auf ein

einzelnes Motto reduzieren!

Frau Rein Bettina, welche Funktion üben Sie im Landeskrankenhaus Rankweil aus und seit wann?

Ich durfte schon vor meiner Ausbildung zur Musiktherapeutin hier im Haus Praktika absolvieren. Nach meiner Ausbildung habe ich von 1988 bis 1990 und nach 10 jähriger Kinderpause wieder ab 2000 im LKHR gearbeitet.

Welche Ausbildung haben Sie gemacht, und welches Aufgabengebiet beinhaltet Ihre Arbeit?

Meine Ausbildung habe ich in Wien an der Hochschule für Musik gemacht. Damals hieß es noch Lehrgang für Musiktherapie. Mittlerweile ist es zum Kurzstudium avanciert. Die Inhalte sind dieselben geblieben, die Dauer der Ausbildung hat sich von 3 auf 4 Jahre ausgedehnt.

Derzeit betreue ich 6 Stationen der Psychatrie I und arbeite gemeinsam mit meiner Arbeitskollegin Hildegard Großsteiner - Frei, auf der Wachkomastation.

Wie viele Jahre arbeiten Sie schon auf der Psychiatrie als Musiktherapeutin. Ist Ihre Aufgabe schwerer geworden oder intensiver?

Ich arbeite insgesamt 9 Jahre in der Psychiatrie und kann sagen, dass sich die Arbeitsweise verändert hat. In meinen Anfängen in den 80er Jahren, waren die meisten unserer Stationen noch geschlossen und die Patienten mussten immer geholt und wieder zurückgebracht werden.

Bei meinem Wiedereinstieg, war ich angenehm überrascht, wie positiv sich die Öffnung auf die 4

Das Beflügelnde an meiner Arbeit sind die Spontaneität und Kreativität, die wichtige Grundlagen in der Auseinandersetzung mit den Menschen in der Musiktherapie darstellen.

Jeder Tag bringt andere Anforderungen und ich darf die Patienten in ihrer persönlichen Entwicklung erleben und begleiten.

Der andere Punkt ist die Auseinandersetzung in den verschiedenen Stationsteams, die ich für unentbehrlich erachte und so gut ich kann pflege.

Das Interteam ist ein wichtiges Instrumentarium.

Womit ich bei den greifbaren Wünschen angelangt bin. Bisher wurden unsere kleineren und manchmal auch größeren Wünsche nach Instrumenten vom Haus großzügig gewährt, sodass wir den Patienten viele verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten anbieten können. Die Menschen schätzen die vielfältigen Klangkörper und es findet sich immer ein passender „Sound“.

Können Sie sich in Ihrer Freizeit ausreichend erholen, wenn ja wie?

Da ist in erster Linie meine Familie, die immer wieder für Ablenkung sorgt, und natürlich meine Hobbys. Ich leite den Spielbodenchor, mit dem wir verschiedenste Projekte verwirklichen. Weiters singe ich in einem kleinen Jazzgesangsensemble. Meine Musikalität versuche ich auch noch durch Unterricht im Jazzseminar in Gehörbildung und Arrangement zu fördern.

Wollten Sie immer schon Musiktherapeutin werden, oder haben Sie noch geheime Berufswünsche, Träume und Ziele?

Mit ca. 16 Jahren begann ich mich für Musiktherapie zu interessieren. Nachdem ich mit meinem Beruf mehr als nur zufrieden bin, möchte ich mich darin weiterentwickeln. Es gibt für mich keine anderen Berufswünsche, weder geheim noch offen.

Herzlichen Dank für Ihr Engagement und das Gespräch

Maria Moritsch

Redaktion Auszeit: Station O4, Landeskrankenhaus Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Was ist Ergotherapie?

Die Ergotherapie in der Psychiatrie fördert mit handwerklichen und kreativen Mitteln die Wahrnehmungsfähigkeit, die Ausdrucksfähigkeit, das Selbstwertgefühl, das Erkennen von Schwierigkeiten und Grenzen.

Durch die Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner Umwelt können neue Bewältigungsstrategien entwickelt und positive Anteile bewusst gemacht werden. Fähigkeiten des Patienten werden unterstützt und eine Ermutigung zu Kreativität und Ausdrucksfähigkeit findet statt.

Die Kontaktfähigkeit und das Gemeinschaftsgefühl werden gepflegt. Um eine Verbindung mit dem ergotherapeutischen Alltag herzustellen, möchten wir nun dies am Beispiel Ton vorstellen.

(Druck, der mit der Hand / den Fingern, auf den Ton ausgeübt wird). Die grundsätzliche Bereitschaft sich an der Therapie zu beteiligen und mitzuarbeiten ist ganz speziell notwendig, da Emotionen beim Material Ton in besonderem Maße ins Spiel kommen.

Welche Aspekte hat Ton bzw. Tonverarbeitung in der Ergotherapie?

Mögliche Übungsfelder bzw. Schwierigkeiten mit Ton

Ton ist ein Material aus dem zum einen Gegenstände des Alltags und zum anderen Skulpturen hergestellt werden können. Bei beiden Möglichkeiten kann man sich an Vorlagen oder an eigenen Ideen orientieren. Es gibt verschiedene Techniken der Bearbeitung, die auf das Werkstück abgestimmt werden. Der Ton spricht sehr stark den Tastsinn an, da er mit den Händen in direktem Kontakt verarbeitet wird.

Das größte Übungsfeld beim Ton ist wohl das Spüren über die Haut beim Verstreichen, kneten und ausrollen von Tonwürsten. Dabei muss man bei der Sache bleiben können. Gerade bei Ton ist schnell eine Delle in der Tonwand oder die Tonwurst wird ungleichmäßig dick, wenn man mit den Gedanken woanders ist. Der Ton fordert auch die Einhaltung der Reihenfolge von Arbeitsschritten, z.B. muss man eine Tonwurst zuerst mit dem unteren Teil des Stückes verbinden, bevor die nächste aufgesetzt werden kann, ansonsten würde das Stück auseinander brechen. Zudem braucht es doch ein erhebliches Maß an Geduld.

Es werden immer beide Hände beim Arbeiten mit Ton verwendet, dies fördert das Fühlen und regt beide Gehirnhälften an. Es wird ebenso das räumliche Denken bzw. Vorstellen aktiviert.

Bei all diesen Tätigkeiten wird der Patient / die Patientin vom Ergotherapeuten / von der Ergotherapeutin begleitet und in den jeweiligen Arbeitsschritten unterstützt. Bei Problemen mit dem Ton bzw. dem Werkstück sollen gemeinsam Lösungen gefunden werden. Dadurch entsteht eine intensive Auseinandersetzung mit sich und seinen eigenen Fähigkeiten. Am Ende ist meist ein schönes Werk entstanden auf das der Patient / die Patientin stolz ist.

Welche Voraussetzungen sollte ein Patient für Ton mitbringen?

Die Auswahl des Therapiematerials wird in Zusammenarbeit von Ergotherapeut/in und Patient/in unter Berücksichtigung der Therapieziele getroffen. Wird das Material Ton ausgewählt, benötigt der Patient ausreichend Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer und Kraftdosierung

ET Kerstin Nicolussi

Redaktion Auszeit: Station O4, Landeskrankenhaus Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Leserbriefe Hallo!

Einen Beitrag durfte ich für diese tolle Zeitung schon verfassen. Ich erlaube mir, noch einige Texte zu senden, über Eindrücke und Gefühle während meiner stationären Behandlung. „Sie erwarten täglich ein Gefühlsprotokoll und ich weiß nicht, was ich schreiben soll.

Gefühle? - Wie wird dieser Begriff definiert?“ Vielen Dank und ganz liebe Grüße Christine P.

Hallo Maria, Betrifft: Auszeit Nr. 8/28: Der erste Satz, den Du über Freiheit geschrieben hast, traf voll auf meinen jugendlichen Wunsch zu. Ich wollte dazumal auch immer mit einer Harley durch das Outback Australiens fahren und den Wind in meinem Gesicht spüren. Größer aber noch die Freiheit spüren, einfach nur sein. Ein Staubkorn in diesem Universum, das dahingetrieben wird ohne zu wissen, wo es ankommt. Sich frei von allen Zwängen, Beklemmungen, Ängsten und Pflichten bewegen zu können.

Zu spüren, dass sich der viel zu enge Panzer, der sich mit den Jahren immer mehr verdickte und dadurch auch zu einem nicht ruinierbarem Material bildete oder wuchs, in Millionen, Milliarden kleine Partikelchen explodiert und den freien, unschuldig, makellosen und vom Bösen befreiten Körper frei gibt. So rein zu sein, wie bei einem neugeborenem Baby.

Die Geschichte von Christine - Heute wird alles anders - hat mich sehr berührt. Ich konnte mich tief in die Gedanken und Gefühlswelt von Sarah hineinspüren. Ich empfinde genau so wie sie. Auch jetzt noch, spüre ich diesen Schmerz des Mädchens, aber auch die Freiheit und Kraft in jener hundertstel Sekunde, als sie zur Bewegung ansetzte, um aus dem Fenster zu springen. (Breite deine Flügel aus und fliege). Frei, endlich frei.... Für Christine ist es vielleicht eine Geschichte; für mich bedeutet es Wahrheit und Realität. Ich kann mich nicht erinnern, wann mich eine Geschichte so mitfühlen, mitspüren hat lassen. Ich möchte Christine dafür danken!

Liebe Maria, ich bedanke mich auch bei Dir, dass Du Dir immer die Zeit nimmst um die Zeitschrift "Auszeit" herzustellen. Seit der ersten Ausgabe nimmt sie mich gefangen, lässt mich nachdenken, spüren, aber auch sehen, wie viel versteckte Muse und Phantasie in uns "kranken, verrückten" Menschen steckt. Ihr gebt uns die Möglichkeit all dieses zu zeigen. Bei Euch weiß man, man wird wegen unseren Gefühlen, Gedanken und unserer Verletzlichkeit nicht ausgelacht oder verspottet. Von Euch wird man getragen, beschützt und getröstet.

Claudia C.

Grüß Gott!

Ich bin sehr froh, dass es diese Zeitung „Auszeit“ gibt. So erfahre ich viel über die Gefühle und Schicksale anderer Menschen. Es bewegt mich sehr und macht mich auch traurig, zum Glück kann ich auch Hoffnung und Zuversicht erkennen. Die Zeichnungen bringen nicht nur viel zum Ausdruck, sondern sind auch künstlerisch wertvoll. Sehr schätze ich auch die viele Arbeit der „Auszeit“- Redakteurin.

Kathi M. 6

Redaktion Auszeit: Station O4, Landeskrankenhaus Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Fühle Gefühle Mir ist klar, dass etwas bei mir nicht richtig funktioniert.

Unklare Empfindungen kommen manchmal auf, auf die hauen sie mit Medikamenten gleich eins drauf.

So wächst die gähnende Leere in mir, es existiert keine Gefühlswelt mehr.

Selbst zugefügte Schmerzen beweisen mir, dass ich lebe und trotzdem ein total leeres Gefühlsprotokoll abgebe.

Meine Gefühle steh’n auf der Skala zwischen Null und Minus Hundert.

Nach Vermutungen, Bewertungen fragen sie, was mich verwundert.

Die sollten doch wissen: Ich bin kalt und starr, nehme meine Körperhaltung überhaupt nicht wahr.

Handlungs- und Sprechimpulse sind kaum vorhanden so, auf wessen Behandlungstisch werde ich nun landen?

Christine P.

Gemälde, erstellt in der Zentralen Ergotherapie des Landeskrankenhauses

Angst Die Angst lebt in meinem Körper, macht ihren Schreckenslauf.

Sie fühlt sich kalt an, bedroht mich und frisst meine Seele auf.

Trotzdem versuche ich irgendwie mein Leben auszukosten, steh und bleibe aber immer wieder auf verlorenem Posten.

Die Angst bereitet mir unerträgliche Schmerzen und hinterlässt tiefe Wunden in meinem Herzen.

Eines Tages scheint sie mich zu übermannen, ich gebe auf und meine Seele zieht leise von dannen.

Ich reagiere, wie es die Angst von mir erwartet und so wächst ihre Macht, bis sie entartet.

Ich weiß nur: Mit meinem bereits geschriebenen Abschiedsbrief mach ich endlich Schluss mit dem ewig zermürbenden Tief.

Vorbei ist dann endlich das bloße Reagieren durch meinen Tod wird die Angst verlieren.

Christine P. Redaktion Auszeit: Station O4, Landeskrankenhaus Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Auszeit Gedanken Forget about the trouble, you only make it double Amberto hatte eine kleine Messerstecherei.

Helmut ist Steinmetz von Beruf, stempelt aber.

Isabelle wollte sich eine neue Zukunft schaffen, hat es aber nur bis in die Valduna geschafft.

Dafür hat Isabelle einen Haufen neuer Freunde kennengelernt. Neben Isabelle sitzt Ulli, sie erinnert mich an Sonja. Sonja war mit Erni zusammen. Bei „Vier gewinnt“, gewinnt immer H. Helmut muss Bier liefern. Heute habe ich Annemarie geschminkt und mich selber auch.

Heute um 20:00 Uhr bekomme ich eine Infusion.

What about our future, about a baby, about a kiss?

Er ist wie ein kleiner Junge, aber gerade deshalb liebe ich ihn. Und wenn der Mann kommt? Der kann mich ruhig verlassen. Was wollte Hanja?

Kann Hanja ihm das geben, was ich ihm gegeben habe. Für zwei mal baden, Zähne putzen, eine Suppe, ein Kaffee, Bier, Zigaretten, ein T-Shirt.

Ob ich für ihn auf den Strich gehe? Hat der ein Problem. Ich wasche ihm, putze ihm, wasche seine Haare, bügle, koche, was will er?

Mehr Sex, natürlich, aber zwischen Liebe und Sex gibt es einen Unterschied. Er ist manisch, er schlägt alles zu Boden, macht seine eigene Wohnung kaputt. Zu essen kauft er sich nichts, nur Bier und Reis. Was soll das, ich traue ihm nicht. Die Szene ist echt heavy. Und dann erzählt er mir noch vom Milieu, will mich zur Nutte machen, 100 bis 200 € pro Mal, aber nur mit Kondom. Aber dass es meine Kappe ist und dass es mir weh tun könnte, daran hat er nicht gedacht. Also denkt er nur an Geld, nicht an mich. Gott sei Dank bin ich nicht so blöd.

Dire Scrauts: Kalt ist es hier. Zahnpasta und Zahnbürste gestohlen. Jetzt ist bald Arztvisite. Nachher wird gebadet und dann gehe ich zum Laden am Eingang, Kaugummi kaufen. Amberto hat sich ein Messer in den Arm gerafft. N.K. hat einen super netten Freund. T. C. hat geheiratet, und ein Töchterchen, die Glücklichen.

Till we get you, till we get you.

Do you love your mother, like I love mine?

Was hängt hier überhaupt ab? Mein aber echt, was geht hier ab?

Why don`t we understand, that the ones we hurt, are you and me.

Love hurts. Living sober. Wie gerne würde ich den Giggi treffen. Kann ich ihn treffen, oder ist er schon so kaputt, dass ihm nicht mehr zu helfen ist? Ein hoffnungsloser Fall. Aber ich denke, es gibt das nicht, weil immer jemand da ist, der hilft.

Love and Respect. Respektiere ich ihn? Es tut mir weh ihn so zu sehen, die Schnitte, die Brandwunden etc. Bei mir sieht man nichts. Aber bei mir ist alles drinnen, außen nichts.

Eigentlich bin ich froh von Südtirol weg zu sein.

Ich war wie in einem Rad gefangen. Wenn du weißt, wie ich das meine. Wie ein Mann im Rad und alle waren immer besser als ich. Peter!

Schade, dass ich meine Tagebücher weggeworfen habe. Schade. Aber jetzt ist Giggi da. Ich kenne das Milieu. Ich bin im Milieu aufgewachsen und er weiß es nicht mal. Ich liebe das Milieu. Ich brauche es. Jetzt gibt es wieder eine Infusion.

Text: Isabelle

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Zeichnung: Petra

Redaktion Auszeit: Station O4, Landeskrankenhaus Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Bewegung

Ermutigung

Tanz des Lebens

Im Bann vieler Worte

lösen und binden

das Nest des Feuers nicht fliehen

späte Tage ins Licht gemalt

nimmt Maß

Freude ist zumutbar

Inge

Inge

Hoffnung

im Namen der Erde

Rastloses Gehen

den Schlaf der Bäume wecken

von Ufer zu Ufer

den Vögeln hinterher träumen

an den Himmel gerichtet

Endlichkeit

Leben

nach vorne zählen

wortlos das Licht fangen am Horizont.

Inge

Bleibendes stiften Inge

Augenblick

Geburt

Treffpunkt Augenblick

Das Rätsel des Werdens

Ort des Endgültigen

Poesie des Erwachens

Zeit wächst unter die Haut

eine Welt der Wunder Inge

Inge

Martin

Einsam Kennst Du das Gefühl der Einsamkeit? Es überkommt Dich einfach so. Ohne Vorwarnung fällst Du von der höchsten Glückseligkeit in ein schwarzes Loch und keiner kann Dich verstehen. Du fühlst Dich wie tot. Weist Du, wie es ist, alleine zu sein und doch unter Menschen?

Gülay Redaktion Auszeit: Station O4, Landeskrankenhaus Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Erwartungen Stets habe ich versucht alles richtig zu machen, alle Erwartungen zu erfüllen.

Und doch war es immer falsch, was ich auch machte.

Immer war ich die Vernünftige, konnte vieles nicht genießen, habe auf vieles verzichtet, weil meine Vernunft über meinen Wünschen stand.

Was andere gemacht haben, die in meinem Alter waren, habe ich nicht gemacht.

Ich habe darauf verzichtet, weil es „unvernünftig“ war.

Und doch war alles falsch.

Mir wurde gesagt, ich solle nicht immer die Erwartungen anderer erfüllen, sondern mein Leben leben, nach meinen Wünschen.

Doch auch das ist falsch, denn jetzt hör ich nur noch: „Werde endlich vernünftig, werde endlich erwachsen, du benimmst dich wie ein Kind!“ Gibt es eigentlich irgendeinen Weg, endlich etwas richtig zu machen?

Ich soll das Leben genießen, machen was ich will, und dabei immer „erwachsen“ reagieren.

Erwachsen werden, vernünftig sein, die Ablösung von den Eltern, den eigenen Weg gehen - und das alles in der Psychiatrie!?

Martin

Selbstdiagnose Ich hatte schon lange das Gefühl, dass bei mir etwas nicht stimmt. Erstmals, als ich im Spar das Brot anschaute, und in meinen Augen die Tränen zusammen liefen, Dann war ich auch immer so in Eile, damit nur niemand fragen konnte: „Wie geht`s dir denn?

Nachher ging ich schon nicht mehr aus der Wohnung hinaus. Ich erledigte nur das Notwendigste. Termine, Kopfweh und unterschiedliche Krankheiten erfand ich, um mich nicht mit Freunden treffen zu müssen.

Ich fürchtete den Morgen, den Mittag und wartete auf den Abend, auf die Nacht. Am liebsten war mir die Nacht. Dort musste ich nicht denken, keine Pflichten erfüllen, mich nicht mit Problemen auseinandersetzen.

Dort war ich frei! Dort konnte ich in fremde Länder reisen, fliegen, sogar schön sein! Dann wurde es aber wieder Morgen und alles war vorbei! Und irgendwie musste ich mich wieder bis Abend durchkämpfen.

Welche Krankheit ich habe?

Eine Depression!

Katharina

Nicole

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Redaktion Auszeit: Station O4, Landeskrankenhaus Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Carpe diem Sie hatte sehr große Probleme persönlicher und wirtschaftlicher Art. Dazu kam eine Identitätskrise. Daraufhin bekam sie schwere Depressionen. Sie flog, wie schon länger geplant, mit ihrem Gatten nach New York. Es gefiel ihr dort so gut, dass sie nicht mehr zurück nach Europa wollte.

Sie hatte Angst vor dem Desaster, das sie zu Hause erwarten würde.

Kaum wieder im Land kamen zu den Depressionen noch Suizidgedanken. Ihr Gatte hatte Angst um sie. Darum überredete er sie zu einer stationären Behandlung im LKH Rankweil. Dort wurde sie auf der damaligen Station E3 psychologisch betreut. Sie bekam wieder Lebenfreude und konnte nach vier Wochen nach Hause. Damit waren ihre Probleme natürlich nicht auf Dauer bereinigt. Sie benötigte eine ständige ambulante und auch immer wieder stationäre psychologische Betreuung. Dies im Besonderen weil zu den depressiven Phasen auch manische Phasen dazu kamen. Dieser Phasenwechsel kam oft sehr rasant, manchmal innerhalb von ein, zwei Tagen, manchmal auch von einer Stunde auf die Andere. Glücklicherweise wurde sie zu Hause von einem sehr erfahrenen Psychiater und Psychotherapeuten behandelt. Zur Krisenintervention war sie in den vergangenen 15 Jahren acht Mal stationär in Rankweil. Dieses Jahr hat sie sich in längeren manchmal fast dramatisch ausufernden Manien völlig verausgabt – bis zur totalen Erschöpfung. Die Folge davon war eine lang andauernde Erschöpfungsdepression, die sich auch darin äußerte, dass sie auch während dem Tag das Bett kaum verlassen hat. Sie zog sich vollends in ihr Schneckenhaus zurück, war außer für ihren Gatten für niemanden mehr zu

sprechen. Er musste sie sogar zu ihrem Psychiater begleiten, weil sie sich allein nicht einmal aus dem Haus traute. Gerade in dieser Zeit waren die Gespräche mit ihrem Psychiater absolut wichtig.

Er organisierte für sie auch andere erfahrene Kontaktpersonen, um sie aus ihrer Lethargie herauszureißen. Sie war jedoch wieder einmal des Lebens überdrüssig, hegte Suizidgedanken, weil sie sich völlig wertlos fühlte. In dieser Situation bewahrte sie nur das Versprechen, das sie ihrem Mann nach einem missglückten Suizidversuch gegeben hatte, nämlich so etwas nie wieder zu tun. Scheinbar befand sie sich in einer absolut ausweglosen Lage. Einerseits fühlte sie sich an dieses Versprechen gebunden, wusste auch, dass ihr Mann wahrscheinlich sehr verzweifelt sein würde, sollte sie dieses Versprechen nicht einhalten.

Ständig hinterfragte sie ihr Leben. Wozu bin ich nütze? Bin ich nicht für meine Umgebung nur eine schwere Last? Wenn ich das nicht bin, warum kümmert sich dann außer meinem Psychiater und meiner Freundin niemand um mich? Wo sind die anderen Freunde und Bekannten? Wollen sie nur eine lachende Gefährtin? Können sie mit der Traurigen und Depressiven nichts anfangen?

Depressionen sind für Laien nicht erkennbar.

Depressive Menschen haben weder gebrochene Arme noch gebrochene Beine, oft aber ein gebrochenes Herz. Nur sieht das niemand. Dem Maniker geht es scheinbar zu gut. Man sieht, dass er außergewöhnliche Aktivitäten setzt, viel Geld ausgibt und in der Gesellschaft unbequem oder gar lästig ist. Die Verbalattacken werden von der Umgebung meist ganz schlecht aufgenommen. Der Maniker macht sich fast überall unbeliebt, weil er nicht wie gewohnt seine Meinung für sich behält, sondern sehr freigiebig austeilt. Er meint es nicht böse, er denkt nur so schnell, dass niemand ihm folgen kann und es auch nicht will. Der Maniker stößt noch auf viel

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

mehr Unverständnis als der Depressive. Wo gibt es einen Ausweg? Muss man Jahre immer wieder um eine Tagesstruktur kämpfen? Was gibt dem Leben Sinn? Wie lange kann ein Tag sein?

Muss man sich all die Jahre jeden Tag, jede Stunde selber beobachten, damit man nicht von einem Extrem ins andere fällt? Gibt es im Leben überhaupt keine sogenannte Normalität? Kann es nur entweder Depression oder Manie sein? Wie lange ist dieses Leben noch finanzierbar? Wie lange hält dies der beste Gefährte noch aus.

Benötigt er nicht vielleicht schon lange selbst therapeutische Unterstützung?

Lernt man nach 15 Jahren mit dieser Krankheit endlich den richtigen Umgang damit, oder ist es ein dauernder schmerzlicher Lernprozess? Fragen über Fragen, wer kennt die Antworten?

Gewiss gibt es Tage, die wirklich lebenswert sind, Freude mit nahe stehenden Menschen, mit der Natur, mit Haustieren. Manchmal gibt es sogar Tage an denen intensives Studium möglich ist, Tage der Freude z.B. im Urlaub mit dem geliebten Menschen. Sie weiß, dass sie nicht aufgeben darf. Jeder Tag verdient auch positive Gedanken.

An manchen Tagen kann man trotz Krankheit anderen eine kleine Freude machen. Jeder sollte versuchen seinen eigenen Kampf zu führen und nicht wegen Rückschlägen, die es immer wieder gibt, aufzugeben. Denn aufgegeben ist man erst, wenn man sich selbst aufgibt.

Dies waren ein paar Gedanken zu bipolaren Störungen.

Text: Eunike

Zeichnungen: Petra

Neustart Meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen, Spannungszustände in die Knie zu zwingen, wurde mir mit viel Geduld beigebracht, was mein Leben wieder lebenswert macht.

Viele, viele Wochen wurde ich begleitet und auf einen Neustart vorbereitet.

Jetzt habe ich wieder so viel Kraft, hab eine totale Neuorientierung geschafft.

Eine andere Arbeitsstelle steht noch an, aber auch da bin ich nun voll dran.

Ohne meinen Schatz wär' ich nicht so weit gekommen, er hat mir liebevoll jede Angst und Zweifel genommen.

An einer gemeinsamen Zukunft werden wir noch bauen und mit vereinten Kräften nur nach vorne schauen.

Christine P.

Martin

Angst

Wirrwarr

Am Morgen Angst vor dem heutigen Tag, am Nachmittag Angst vor der Nacht, so zu leben hätte ich nie gedacht.

Froh zu sein, wenn man Tabletten nimmt, oft geht es einem zu langsam bis sie wirken.

Einmal geht alles schnell und dann wieder langsam.

Nasse Hände und Füße, Herzklopfen nicht wissen, was in einem vorgeht.

Der Wirrwarr der Dinge, passt wie das Chaos meiner Sinne, vor mir auf dem Tisch, wie brotlose Kunst zu ungesalznem Fisch.

Petra B.

Wolfgang

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Witze und Gedanken Ein Arzt, ein Architekt und ein Informatiker streiten sich wer den ältesten Beruf hat. Der Arzt sagt: Ich habe den ältesten Beruf, weil Gott Adam eine Rippe entnommen hat und daraus die Eva gemacht hat. Daraufhin sagt der Architekt, dass die Erde und die diversen Galaxien aus einem Chaos geschaffen wurden, darum ist mein Beruf der Älteste. Da meldet sich der Informatiker und sagt. „Und wer denkt ihr, war für das Chaos verantwortlich?“ Nur Primitive halten Ordnung – ein Genie beherrscht das Chaos!

Mitleid bekommt man umsonst – Neid muss man sich verdienen.

Hier wird keiner gekündigt – Sklaven werden verkauft!

Man muss zwar nicht ausgesprochen blöd sein, um hier zu arbeiten – aber es erleichtert die Sache ungemein.

Eunike

Feuerrot Ein liebes kleines Engelein, landete versehentlich in einem Brennnesselhain, und als er kroch hervor, wie aus einem Öfelchen ward es von einem bis zum andern Ohr, ein feuerrotes Teufelchen.

Wolfgang

Ich bin müde Ich bin müde, unendlich müde. Seit Wochen habe ich nicht mehr richtig geschlafen. Aber es ist nicht nur das, ich bin müde, unendlich müde. Seit Jahren habe ich nicht mehr richtig geschlafen. Ich bin müde, unendlich müde. Seit Jahren bin ich innerlich leer, innerlich tot. Wieso wollt ihr unbedingt meinen Körper am Leben erhalten, wenn alles andere gestorben ist?

Nicole

Fragen und Antworten Wo bin ich Wer fordert mich Wem antworte ich Wer liebt mich Wer lebt mich Inge

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im Leben das Leben dem Leben das Leben Ich! Claudia C.

Redaktion Auszeit, Station O4, LKH Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

ICH BIN ZU DICK! Ich bin viel zu dick. Ich hasse meinen Körper. Ich liebe weite Kleidung, weil man dann meine „Fettschwabbel“ nicht sieht. Ich glaube, die Leute die mich auf der Straße sehen denken sich: Seht mal, wie dick die ist, so eine fette Sau! Ich fühle mich schrecklich und würde mich am liebsten verkriechen. Ich traue mich fast nicht jemanden zu umarmen, weil der dann sicher fühlt, wie dick ich bin. Ich fühle mich scheußlich!

Was soll ich nur tun? Ich darf nicht mehr damit anfangen nichts zu essen, denn dann falle ich drei Kilometer zurück und das will ich nicht. Ich will vorwärts kommen, doch ich will auch dünner werden. Sehr sicher. Sehr schlimm für mich ist auch, wenn mich die Leute fragen, ob ich

schwanger bin. Das ist ein Weltuntergang für mich. Ich weiß, dass ich einen dicken Bauch habe, aber gleich schwanger? Ich bin zu dick!

Verflucht, warum glaubt mir das keiner? Ich möchte auch so schön dünn sein wie z.B. die Leute bei Baywatch oder wie viele Models. Es reizt verrückt wieder aufzuhören mit Essen. Ich bin im Moment wahnsinnig hin und her gerissen und es kommt zu einigen Wasserfällen (=Tränen). Außerdem bin ich einmal im Monat sehr verletzlich (wie viele Frauen) - außerdem nehme ich dann etwas zu. Das heißt dann: doppelter Weltuntergang inklusive Herzinfarkt.

Hmm… nicht so toll.

Warum versteht mich keiner? Seht ihr denn nicht dass ich zu dick bin? Es ist schon fast grauenhaft für mich, wenn ich auf die Waage stehen muss.

Ich will nicht zunehmen. Ich will abnehmen. Ich 14

habe Angst. Ich will die Kontrolle über mich nicht verlieren. Warum nehme ich trotz „radeln“ und spazieren zu?

Ich lebe im Augenblick in einer Welt, in der es nur ums Essen geht, morgens, mittags, abends und nachts, beim Essen, beim Basteln, beim Musik hören, immer. Außerdem zähle ich bei allem was ich mir in den Mund stecke die Kalorien. Oje, zu was soll das denn führen?

Text: Luisa

Bild: Martin

Essen, fressen, kotzen; Ich glaube mein Magen ist ganz schrecklich verwirrt. Das kann ich ja irgendwie gut verstehen.

Zuerst bekommt er jahrelang mehr als er braucht.

Dann kommen mehrere Monate, in denen er nichts bekommt. Vor lauter Verwirrung hört er sogar auf zu knurren. er bekommt ja sowieso nichts. Plötzlich bekommt mein Magen nicht einmal mehr zu trinken und stellt um auf das Notstromaggregat. Das reicht gerade noch um zu verhindern, dass ich verhungere. Mein Körper ist am Ende und weiß nicht mehr weiter. Was dann folgt bringt ihn nur noch mehr durcheinander.

Zuerst monatelang Sondennahrung und dann die Hölle für meinen Magen: Er bekommt zwar etwas, muss es aber gleich wieder zurückgeben.

Was soll den das? „Ich habe Hunger!“ schreit mein Magen und weil er gar nicht mehr weiß was los ist, knurrt er sogar dann, wenn er gerade etwas zu verdauen bekommen hat. Jetzt fängt die Hölle für meinen Magen an: essen – nichts essen – fressen – kotzen. Langsam zerstöre ich meinen Magen, der arme Magen, der das nicht versteht und auch einmal wie bei anderen Personen normal zu essen bekommen will. Er merkt, dass ich am Ende bin und nicht mehr weiter weiß.

Mein Magen versucht mir zu helfen und schickt die auf ein Minimum reduzierte Energie zu den Organen die es am dringendsten brauchen.

Manchmal freut er sich, weil er das Essen, das er bekommt behalten darf und er merkt auch, dass das immer öfter vorkommt. Mein Magen schöpft Hoffnung. Vielleicht wird doch noch alles gut. Es wäre toll, wenn ich aufhören könnte zu kotzen und lernen könnte normal zu essen, Ja, denkt mein Magen, das wäre toll!

Text: Luisa

Redaktion Auszeit, Station O4, LKH Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Unter Druck Ich liege wach im Bett, kann nicht schlafen. Meine Gedanken sind bei dir. Wieso meldest du dich nicht? Wie kannst du mich so unter Druck setzen? Wie kannst du mich so quälen? Aber nein, eigentlich quälst du mich nicht nur, sondern du schaffst es noch dazu, dass ich mich für alles verantwortlich fühle. Ich weiß, du bist erwachsen, alt genug, für dich selbst verantwortlich. Aber wenn irgendetwas passiert, werde ich mich ein Leben lang schuldig fühlen.

Nicole

Ruhe Innere Ruhe, die fehlt mir so sehr. Man fühlt sich wie auf einem sinkendem Schiff. Das Ufer so nah und doch so fern, man kann es nicht erreichen. Noch muss man sich auf andere verlassen und das ist so schwer. Oft möchte man einen Anker werfen, um einmal still zu stehen. Doch ich weiß, wenn alles an einem vorbeizieht, da helfen nur noch Rettungsboote: Ärzte, Medikamente und Gespräche.

Petra B.

Gemalt in der Zentralen Ergotherapie

Wendepunkt Valduna Aufgefangen werden, aufgehoben sein, seiner Grenzen schmerzhaft bewusst werden. Mühsam sich mit Ärzten zu verständigen – Worte suchen – Sprache allein ist nicht ausreichend. Bekanntschaften mit Mitpatienten ausprobieren, manchmal eine Bereicherung und manchmal ein Erschauern. Bald der Wille wieder nach Hause zu gehen, in mein wirkliches Leben – meine Realität. Diesmal stark genug sein, um mich zu behaupten. Werde besser mit mir umgehen und auf mich aufpassen. Ich will nicht mehr hierher zurück (nichts für ungut). Hoffentlich schaffe ich das, auf meine Art und Weise.

Christine P.

Mein letztes Werk (man merkt, dass es mir super geht):

Winterzauber

Malen

Mutter Natur geht seufzend ihrem Abend zu.

Ein langes Ausatmen und jetzt die verdiente Ruh'.

Es zählt nur noch der Welt einziger Wille: der ersehnte Winterschlaf in aller Stille.

Der Wind spielt leise mit wunderschönen Eiskristallen, die freudig tänzelnd auf die Erde fallen.

Bald ist alles eingehüllt in ein weißes Gewand - sei willkommen im glitzernden Winter - Wunderland.

Farben machen froh, das sagt man so.

Es zu probieren macht einen müde.

Es zu probieren, ist schon ein weiterer Schritt.

Dieser Schritt kostet Kraft und Nerven.

Ein Lob, die es machen.

und die Wirkung von Farben

Petra B.

Christine P.

Redaktion Auszeit, Station O4, LKH Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Mit einem Lächeln … dem Leben vertrauen … die Liebe leben … an das Gute glauben.

Das alles ist ganz tief in uns drin. Doch auf einmal scheint die Uhr des Lebens still zu stehen.

Es wird dunkel, Träume verblassen. Schnell holt dich längst Vergangenes wieder ein, drängt sich in deine Gegenwart, ja versucht sogar deine Zukunft in Beschlag zu nehmen.

DAS LÄCHELN SCHWINDET. Tausende von Gedanken in deinem Kopf, völlig ungeordnet, frei im Raum. Du kämpfst und möchtest sie an ihren Platz zurück verweisen. Im selben Moment weißt du, dass es zu viele sind.

Sie fallen wie eine Lawine über dich herein.

Plötzlich stehst du nur mehr da… es geht nichts mehr.

VERTRAUEN UND HALT SCHWINDEN. Es kommt und kommt, Vergangenes, Gegenwart und Zukunft werden zu einem wilden Meer.

Inmitten ein Strudel und du schwimmst geradewegs drauf zu.

DIE HOFFNUNG SCHWINDET. Angst, Todesangst, sie lähmt dich. Du kannst nicht um Hilfe rufen. Dann wird es auf einmal ganz ruhig. Nur mehr verschlagen hörst du, was um dich herum ist. Du lässt dich treiben… Kurz bevor der Strudel dich verschlingt, spürst du plötzlich eine Kraft in dir, die dich ans Ufer zurückzieht. Erschöpft legst du dich hin. Deine Arme sind ausgebreitet, die Augen geschlossen und du hörst dich sagen:

GOTT, DANKE DASS DU MICH SO LIEBST! Ich möchte wieder… …dem Leben vertrauen …die Liebe leben …an das Gute glauben, ABER NUR MIT DIR. Text: Sabrina

Bild: Martin

Du Hallo Du, ja Du, der mich besser kennt, als ich selber.

Ich habe innerlich ein Zittern, weiß nicht genau wovor.

Habe Angst wieder ins Spital gehen zu müssen.

Manchmal lächelt mir der Tod so, dass ich meine, das wäre die Lösung.

Die Tabletten wirken nicht so, wie ich es möchte.

Hallo Du, bitte hilf, mir dass ich es weiter ertrage.

Es sind noch mehr Menschen da, die mich brauchen.

Nimm dir Zeit Nimm dir Zeit und liebe dich selbst, dann kannst du auch die Liebe der anderen aufnehmen.

Petra B.

Petra B.

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

ANDERS

SPUCKEN

warum warum fühle warum bin ich so anders als alle anderen?

spucken nicht länger spucke ich ins klo nein den leuten ins gesicht spucke ich die wahrheit

nicht offensichtlich und doch so groß ist der unterschied zwischen ihnen und mir! zu meinem anderssein zu mir stehen will ich und vertusche doch wieder meine eigenarten Julia

spucke aus was mich stört schlucke nicht den ärger das essen um dann beides auszuspucken ganz brutal nicht mehr gewalt gegen mich nun endlich brutal gegen die die es verdienen weil sie mich meine grenzen verletzt haben Julia

Unser Leben Unser Leben umgeben von Tränen und Glück von Frieden ein Stück von Nehmen und Geben von Angst und von Segen von Freude und Scheu von Lüge und Treu’ von Hoffnung und Neid von Liebe und Leid.

Das ist das Lebenin dir, mir, in jedem.

Sabrina

Gemalt in der Zentralen Ergotherapie

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Freier Sprung Ich habe auf dem Stuhl gesessen und ich dachte, ich höre nicht recht. Für 10 Jahre bekomme ich nichts? Nicht mein Wichtigstes, mein Kind? Es kann nicht sein! Und ich wusste, wenn der Fall vor Gericht oder zum Jugendamt kommt, bin ich verloren.

Was habe ich? Keinen Job! Bis jetzt habe ich mich um das Kind gekümmert, es war sehr oft krank. Keine Wohnung! Wohin? Ich bin verloren, endgültig! Jede Minute, jede Stunde, jeder Tag, jedes Jahr war bis jetzt: ein Kampf, ein bitterer Kampf. Kampf, weiter bis zu meinem Traumziel.

Traumberuf – Traumhaus – Traummann – Kind. Ich habe erreicht: Traumberuf, Traummann (in einem anderen Land – Sprachbarriere) etwas gewonnen, etwas verloren. Seelenverwandtschaft! Geborgenheit ohne eine Spur von Unsicherheit. Wir haben unser Traumhaus erbaut, fast alles mit eigenen Händen. Ich habe alles erreicht! Ich habe alles erreicht? Der Gleichklang der Seelen hat aufgehört. Ich bin noch verliebt, aber es ist etwas anderes als Liebe! Ich bin viele Male verletzt worden! Das Kind! Ich vergöttere es, aber es erfüllt mich nicht ganz.

Ich bin 36. Ich fühle mich alt. War das alles? War das mein ganzes Leben? Kämpfe, Verletzungen, Enttäuschungen, unerfüllte Wünsche? Ich fühle mich leer, antriebslos, antriebslos schon ein Jahr.

Es muss etwas passieren. Es muss etwas passieren, sonst bekomme ich keine Luft mehr, ich ersticke! Ich halte es nicht mehr aus, immer an der gleichen Stelle zu stehen und die Tage gehen vorbei... Morgen, Mittag, Abend, Nacht, wieder Morgen... Nichts passiert! ... Und ich sitze mit meinem Mann und mit einer Frau in einem Raum, fühle die Anspannung... Ich halte es nicht mehr aus... Ich nehme meine Jacke und ich laufe los...

Viele Menschen sind auf der Straße. Ich will keine Gesichter sehen, halte meinen Kopf gebeugt. Ich will nicht, dass sie sehen wie verletzt und wie verloren ich bin. Richtung See sind zu viele Menschen, ich gehe weiter, gleichmäßigen Schrittes. Der Pfänder. Ich brauche frische Luft, tief durchatmen, es tut gut! Ich nehme das Telefon ... – Ich brauche Zeit für mich, ich brauche einen frischen Kopf, bitte kümmere dich um das Kind!

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... Das Kind holt heute der Papa ab! Kann ich bitte mein Kind sprechen? ...Liebes, ich liebe dich sehr! Am anderen Ende Kinderstimmen.

Mein Kind ist still. ...Du bist für Mama ein Stern und der Sonnenschein! Ich habe aufgelegt. Die Gondel kommt. Ein Paar fährt mit. Ich schaue durch die Scheibe. Bitte Gott gib, dass sie mein verweintes Gesicht nicht sehen. Oben. Oben ist es kalt. Überall Pärchen die Händchen halten. Ich suche eine abgelegene Straße, verstecke mich, dass mich niemand sieht. Ich suche einen Baum, aus der Tasche nehme ich die Medikamente und das Handy. Ich zerlege das Handy, dass man mich nicht „peilen“ kann.

Ich bete. Bitte Gott, gib dass es schnell vorbei ist.

Gib mir Kraft, bitte Gott, ich will nicht mehr. Der „Rucksack“ auf der Schulter ist viel zu schwer.

Bitte gib mir Kraft. Nur eine kurze Handbewegung. Ich habe die Medikamente geschluckt, es brennt, aber es ist gleich vorbei. Und ich bin gesprungen.

Es ist dunkel. Ich muss nachdenken. Wo bin ich?

Ich liege komisch, manche Körperteile schmerzen. Ein Lichtstrahl... Ich krabble in diese Richtung. Vielleicht nur noch ein paar mehr und ich kann meine Last ablegen. Es ist zu viel. Ich kann es nicht mehr tragen. Ich krabble weiter....

Ich falle wieder meterweise, mein Körper berührt Steine, Bäume. Jetzt tut’s richtig weh, mein Kopf, meine Beine, meine Rippen... Mein Kopf landet im Wasser, meine Haare werden nass. Von

Redaktion Auszeit, Station O4, LKH Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

meiner Nase kommt warmes Blut, auch aus meinem Mund. Ich ziehe mich halbwegs raus aus dem Wasser. Dunkel. ... Jetzt habe ich mich aufgesetzt, meinen Rücken an einen Baum gelehnt. Die Sonne geht auf. Ich friere, ich habe Schmerzen. Ich bin noch da.

Das Licht hat mich betrogen, wollte mich nicht!

Ich friere. Ringsum Blätter, ich decke mich zu. Es ist warm. ... Hell, ich bin da, auf der rechten Seite vor mir Wald, auf der linken Seite schon abgeholzt. Ich sitze in der Mitte und trotzdem am Rand. Ich muss mich entscheiden. Ich gehe nach links. Alles tut weh. Mit den zehn Fingern ziehe ich mich Millimeter um Millimeter hoch. Ich stecke meine Finger tief in die Erde, probiere mich an den Steinen und Wurzeln festzuhalten. Ich bin dreckig, voll mit Blut und Schlamm. Ich bin auf

einer Holzfällerstraße, ruhe mich ein bisschen aus. Ich habe einen Stock gefunden darauf stütze ich mich. Ich laufe los...

Ich will leben. Kein Geräusch, nur die Vögel, doch etwas, ein Auto. Schon von weitem winke ich mit meiner Hand. Er ist erschrocken, der ältere Herr. Er ruft sofort um Hilfe. Ich habe es geschafft am Leben zu bleiben. Die Rettung kommt, die Polizei... Krankenhaus. Und so viel menschliche Güte. Es tut mir leid, weil ich so viel Sorgen gemacht habe.

Aber es wird alles wieder gut! Ich werde den Kampf wieder aufnehmen. Aber bitte Gott, ich brauche nur ein bisschen Unterstützung!

Text: Katharina

Bild: Martin

Käfig Ein Papagei der spricht, macht dir die Freiheit Stück für Stück immer enger und gemeiner und ist darauf erpicht mich selbst einmal zu sehn in einem goldenen Käfig, um papageiisch zu verstehn.

Wolfgang

Gemalt in der Zentralen Ergotherapie

Innen und Außen

Winter

Innerlich wie Oben unten wie Außen sind da die Gefühle wie ein Trümmerfeld Als ein Torso gerade aus Gottes Mühle der dazu noch gefällt.

Zierlich ist der heutig Wintertag, indem ich mich gerade fand.

Und frage mich, was tut er noch der Herr mit meiner Seele, als leichter flüchtiger Bestand, der mich ansonsten quälte, gäb ich ihn jemals aus der Hand.

Wolfgang

Wolfgang

Redaktion Auszeit, Station O4, LKH Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Tagebuch und persönliche Gedanken Heute Nacht wurde ich soeben zum Diplompatienten befördert.

Der Neid meiner Mitpatienten (bis jetzt erst einer) war sehr gut spürbar. Nichts desto trotz fühlte ich mich meiner Verantwortung verpflichtet und musste meine von Gott gegebene Gabe zum Vorbildpatienten nachkommen und meine ausgezeichneten Beziehungen zu meinen Mitpatienten (namentlich Patient Nr. 1424) in den Hintergrund stellen.

Jedoch waren die vielen Nachtdienste zum Teil sehr anstrengend, es gab immer wieder Patienten, welche einfach nicht einschlafen wollten, schon um vier Uhr morgens aufwachten oder sogar die ganze Nacht durchmachten. (Die Tatsache, dass ich ebenfalls zu diesen Patienten gehöre, erscheint mir weniger erwähnenswert.)

Doch über die Küche lässt es sich nicht beklagen.

Besonders das Essen, welches wir uns selbst zubereiteten schmeckte durchaus akzeptabel (namentlich Knoblauchbrot und Pizza).

Die Ärzte waren sehr zufrieden mit mir, so zumindest habe ich es aufgefasst. Das Pflegepersonal hatte leider nicht so gut abgeschnitten.

Das Multiplizieren mit vier beim Pulsmessen fiel auffallend vielen sehr schwer.

Die Einführung des Achtundvierzigstundentages (eine Idee, die mir während der Schlafentzugstherapie einfiel) schlug leider ebenfalls fehl, da sich unvermeidliche Datumskonflikte ergaben (während ich selbst Ostern feiern wollte, waren konservative Vierundzwanzigstundentag–Anhänger immer noch mit der Faschingsdekoration beschäftigt).

Auch wenn mich manche Schwestern als „Depp“ bezeichneten, wusste ich es doch besser.

Umgekehrt jedoch blieb ich fair und neutral und habe sie stets mit derselben Mischung aus Charme und Hochachtung behandelt. Gelegentliche Bestechungen durch Schokolade halfen auch den kritischsten Pflegerinnen und Pflegern, die Zeit mit mir zu genießen.

Im Großen und Ganzen war es bis jetzt ein sehr angenehmer Urlaub. Ich war gekommen wegen dem guten Service, doch ich werde bleiben, wegen den gemütlichen Nachtdienststunden.

Geschrieben von einem anonymen Patienten während eines Schlafentzugs.

P.S: Der Verfasser dieses Textes distanziert sich von dessen Inhalt

Nachtrag Wurde gestern fristlos aus dem Krankenhaus entlassen.

Wenn ich heute über die vergangenen Monate nachdenke, fallen mir vor allem zwei Dinge auf: Erstens, dass ich das Pflegepersonal und die Mitpatienten irgendwie doch sehr vermisse, auch wenn ich froh bin, wieder zu Hause zu sein.

Zweitens, mir ist aufgefallen, wie „verrückt“ ich mich selbst, gerade in den Momenten in denen ich gesund war, benommen habe...

Text: Tobias

Bild: Zentralen Ergotherapie

Claudia C.

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Redaktion Auszeit, Station O4, LKH Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Für Luisa

RUMPELSTILZCHEN WEIBLICHE VERSION heute hungre ich morgen kotz ich übermorgen lüg ich allen ins gesicht ach wie gut dass niemand weiß dass ich ana-mia heiß Julia

SELBST-TÄUSCHUNG so tun als ob als ob man gegessen hätte als ob man leben würde für die anderen so tun als ob als ob es jemanden interessieren würde die durchschaubare täuschung auf die keiner reinfällt außer man selbst

Martin

Julia

Verstehen Sich selbst zu verstehen ist schwer, andere zu verstehen noch viel mehr.

Petra B.

Alltag Du kommst nach Hause und sagst oft nicht einmal „Heil“ zu mir, als ob ich Luft wäre. Früher war es anders.

Da hab ich immer schon an der Türe auf dich gewartet. Jetzt warte ich nicht mehr. Du ziehst die Jacke aus, schmeißt sie irgendwo hin. Der nächste Griff ist der nach der Fernbedienung. Immer noch kein Augenkontakt, kein Kuss, kein: „Wie geht’s!“ Der übernächste Griff zum Kopfhörer, weil du alle Geräusche hören willst. Oder darum weil du mich nicht mehr hören willst? Ich lebe in einer stummen, kontaktleeren Welt.

Katharina

Redaktion Auszeit, Station O4, LKH Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Hilfe Hilfe, ich kann nicht mehr. Jetzt wo ich angefangen habe so einigermaßen „normal“ zu essen, denke ich den ganzen Tag nur noch an essen. Vom aufstehen bis zum ins Bett gehen, und wenn ich Pech habe, träume ich auch noch davon. Was soll ich tun. Schon wieder so ein Gedankenreisen, wie ich es von anderen Dingen schon kenne. Dieses Mal ist es eben das Essen. Zum Teufel damit……

Luisa

Springtime Springtime - das Amen der Samen - Springtime Im Frühling sollst du gießen ohne niesen.

Im Frühling bist du stark und himmlisch weich zugleich.

Im Frühling kommt ein Stück von dir zu mir, dann wird`s bunt und später vielleicht rund.

Spingtime - die Gefühle laden zum Baden - Springtime Im Grünen sollst du Gleichklang kühlen.

Im Grünen sollst du küssen müssen.

Im Grünen sammelt man sich Mut als höchstes Gut, nachts sich dasselbe rückwärts abspul`n tut.

Springtime - warten auf Gaben - Zeit zum Topladen - Springtime Wenn`s warm wird, legt der Hase was in die Oase.

Wenn`s warm wird, kramt die Welt nach Charm.

Wenn`s warm wird, zieh`n die toten Winkel fort und dann schmilzt in deinem Kreis das allerletzte Eis. Sprigtime - Zeit der erwachenden Farben und der letzte Hund färbt sich bunt – Springtime Andrea

Die Ballerina Tanz, tanz du kleine Ballerina.

Tanzen ist ein Stück weit Freiheit.

Tanzen ist ein Ausdruck der Gefühle, eine Verbindung zu anderen Personen.

Tanzen ist ein Stück weit Vergessen, tanzen kann so befreiend sein.

Dreh dich, dreh dich im Kreis, bis das dir die Luft ausgeht, du zufrieden dahinschwebst und es dir leichter wird.

Bis ein Zustand der Befriedigung eintritt, der beglückend ist und der nie enden soll.

Drum tanz, tanz du kleine Ballerina!

Wasi

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Wasi

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Mein Körper spinnt Ich weiß nicht, ob ich es erklären kann da ich es selber nicht verstehe. Mein Körper fühlt sich anders an, als es sein müsste. Irgendwie ist mir mein eigener Körper fremd, so als ich nicht ich wäre. Ich kann mich nur dumpf daran erinnern, dass es früher anders war. Jetzt passiert es immer wieder phasenweise, dass mein Mund, meine Arme und Beine oder der ganze Körper, anfangen zu zucken und das macht mir Angst.

Diese Phasen gehen allerdings von selber wieder vorbei. Auch sonst stimmt es mit den Bewegungen nicht. Es passiert manchmal, dass es bei mir im Kopf alles für einen Bruchteil einer Sekunde aussetzt. Das macht mir schreckliche Angst. Man hat schon einmal ein EEG gemacht aber das war in Ordnung. Noch etwas: Wenn ich z.B. auf dem Hometrainer radeln will, komme ich gar nicht erst rauf (= falle fast runter) da meine Bewegung nicht mitmachen. Auch das ist unangenehm und unheimlich. Es kommt auch immer wieder vor das ich anfange zu zittern, aus verschiedenen Gründen. Ich weiß, dass ich anfange zu zittern, wenn ich Angst habe und dass es manchmal von den Medikamenten kommt. Dann gibt es allerdings noch ein Zittern, wie damals auf E1. Das lag nicht an den Medikamenten, ich habe ein paar Wochen dauergezittert, das war horrormäßig! Auch jetzt zittere ich leicht, nur leicht, doch es reicht schon dass ich jetzt eine Zitterschrift habe. Ich habe auch oft das Gefühl, dass meine Bewegungen nicht fließend sind, irgendwie abgehackt. Das führt dazu dass ich, wenn ich mir die Zähne putzen will, mein ganzes Gesicht mitputze da meine Hand nicht mitmacht. Dann gibt es noch eine saublöde Nebenwirkung vom Leponex, morgens wenn ich aufwache ist mein Kissen klatschnass von Speichel. Ich habe Somodren (oder so) dagegen bekommen, aber es hilft nicht wirklich.

Es gibt noch eine Angst (zu den tausend anderen) die ich habe. Auch sie ist nur zeitweise da, z.B. ein paar Wochen, ich kann es nicht so genau sagen. Dann bekomme ich panische Angst, dass ich umfallen könnte und würde am liebsten auf dem Boden herumkriechen. Aus der Angst wird meistens Panik. Dazu kommt, dass ich dann einen Horror vor dem „Stiegen-AbwärtsLaufen habe. Ich habe dann wahnsinnige Angst, dass ich runterfallen könnte. Das ist so schlimm,

dass ich alle Treppen, Rolltreppen und so weiter meide. Wenn ich das nicht tue, ist es sehr wahrscheinlich, dass ich in so einer Situation vor Angst (glaube ich) anfange zu zucken und dann sitze ich auf dem Boden wie früher schon einmal.

Allerdings lag es damals an den Medikamenten.

Einen Bruchteil einer Sekunde trugen mich meine Beine nicht und deshalb saß ich wegen diesem blöden Deanxit regelmäßig auf dem Boden. Das ist allerdings etwas anderes als jetzt. Man sieht, mein Körper hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Es gibt noch etwas von dem ich allerdings weiß, dass es zu meiner Krankheit gehört.

Mein Körper fühlt sich immer wieder schrecklich hohl an, ein grausames Gefühl. Dann gibt es noch dieses Unechte, einfach, dass ich das Gefühl habe, dass das was ich sehe, fühle und höre nicht real ist. Das ist allerdings eine der wenigen Dinge vor denen ich zwar Angst habe, ich aber trotzdem weiß, dass es zu mir gehört.

Mir fällt gerade ein, dass ich wegen dem blöden Zucker ab und zu Dinge fallen lasse, sehr lästig.

Zum Glück kann ich noch auf dem Computer schreiben. Es kommen noch ein paar Dinge dazu aber die sind glaube ich rein psychisch. Die Angst vor dem Sterben und das Klicken im Ohr, wovon keiner weiß, wo es her kommt. Zum Teufel mit diesem Körper und seinen Eigenheiten, woher sie auch kommen mögen.

Text: Luisa

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Bild: Martin

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Türkisch:

Deutsch:

Gigiyorum

Ich gehe

Sevgili.

Artık ben gidiyorum Vefasız aşkına veda ediyorum Henüz tamamlanmam Bir şiirsin yürek defterim de Türküsün sonu gelm eyen ĺste Bir aşk daja botto Gidiyorum Ayrılık denizin tam ortasından Boyun eğmez bir gemi gibi.

Meine Geliebte nun gehe ich, verabschiede mich von deiner treulosen Liebe.

Ein nicht beendetes Gedicht bist du im Heft meines Herzens, ein unendliches Volkslied.

Schon wieder ist eine Liebe vorbei.

Ich gehe, wie ein würdevolles Schiff gerade in der Mitte des Meeres der Trennung.

Hancı

Hancı

Gefertigt in der Stationären Ergotherapie auf E3

Bırak

Erlaube es mir

Bırak gözyaşında sevdan Dudaklarında sevgin Saçlarında rüzgör Ellerinde kuş olayım Sözlerinde deniz Gözlerinde lunmut olayım Tebessüm olayım Güleç yüzünde Hatta ağladığında Hüzūn dayım Bırak ne olur

Lass mich die Liebe in Deinen Tränen auf Deinen Lippen der Wind in Deinen Haaren der Vogel in Deinen Händen sein.

Das Meer in Deinen Augen, das Lächeln sein in Deinem Gesicht, und wenn Du weinst lass mich bitte die Träne sein.

Hancı

Hancı

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Redaktion Auszeit, Station O4, LKH Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Tagesrückblick Montag: Ich habe ziemlich gut geschlafen. Leider geschieht das nur unter Medikamenten.

Um 9:00 Uhr fahre ich zum Krankenhaus Maria Ebene. Jede Art von Geräuschen, Menschengedränge, menschliche Blicke sind für mich unerträglich. Sogar die Bilder, die ich um mich herum sehe, gehen mir auf die Nerven. Entwischen, verschwinden, einschlafen für immer. Alkohol gab mir die Möglichkeit in die Scheinwelt des Entkommens zu wandern. Doch das war bloß eine Falle. Valduna – ca. eineinhalb Stunden nach dem Essen (nur Suppe mit Brot) bekomme ich Bauchschmerzen. Die Eingeweide sind geschwollen. Im Spiegel sehe ich ein fremdes Gesicht eines toten Mannes. Die Wärme, die Güte und Verständnis der Ärzte und der Pfleger geben mir noch Halt und Hoffnung.

Alkoholismus -24 Stunden Dienst Die ganze Welt verschwindet!

Ich verschwinde selbst!

Was übrig bleibt ist nur Sucht!!

Dienstag Unruhig geschlafen. Liegt das an dem neuen Ort? Es ist 4:00 Uhr, noch drei Stunden Leere ohne Zuflucht. Um 23:30 Uhr war ich allein kurz draußen. Ich wagte mich nicht weiter als 100 Meter vom Haus. Überfallen vom Gefühl der Angst und Traurigkeit kam ich nach 15 Minuten zurück. Traurig weil mir das alles passiert ist.

Angst von der Welt da draußen. Alles schien mir so fremd und unrealistisch. Ich schlafe von 13:00 bis 15:00 Uhr. Ein schwerer ungesunder Schlaf.

Am Abend bin ich eine Weile mit anderen Patienten zusammen gesessen. Wir haben ein wenig gelacht. Der erste kleine Schritt nach Vorne. Ich sehe keine Kleintiere mehr, keine Halluzinationen.

Mittwoch Tief geschlafen unter vielen Medikamenten. Das Gefühl für die Zeit verloren. Leichte Gefühlanhebung nach dem Frühstück und der Morgenrunde. Insgesamt sehr trübe Stimmung.

Resignation. Die Suchtgruppe bringt mir leichte Stimmungsanhebung. Schwerer unangenehmer Nachmittagsschlaf. Angst vor der Zukunft. Keine Verdauung. Am Abend ein wenig bessere Stimmung. Gegen die Nacht verschlechtert sich

die Stimmung wieder. Am ersten Tag hat mich Petra gefragt, ob ich eifersüchtig wäre. Ich habe die Frage nicht ganz verstanden und mit Nein beantwortet. Aber jetzt verstehe ich sie. Ja, ich bin eifersüchtig z.B. auf einen Bäcker, der seiner Arbeit jeden Tag ganz normal nachgehen kann.

Donnerstag Sehr bedrückt, aussichtslose Stimmung, Gefühl der Verlorenheit. Drei Stunden Nachmittagschlaf, ein wenig angenehmer als die Tage zuvor.

Abends bin ich in der Lage mich mit Menschen zu unterhalten. Im Fernseher ein Film über Menschen, denen anscheinend nichts fehlt. Trotzdem sind sie verloren. Ich bin nicht allein. Müdigkeit. In „NEWS“ habe ich einen interessanten Bericht gefunden. Zwei Seiten in einer Stunde gelesen.

Immer wieder den gleichen Satz von Vorne.

Sonntag Ich habe mehr Hoffnung, bin ruhiger aber körperlich immer noch erschöpft. Heute ist der zwölfte Tag meiner Abstinenz. Bin nicht mehr so stark von Gefühlen getrieben. Der Verdauungsapparat brennt nach dem Essen immer noch.

Medikamente? Die Stimmung geht am Nachmittag leider wieder nach unten. Geräusche (Radio, TV) empfinde ich als sehr störend. Der Schlaf oberflächlich, deprimiert, Ungeduld.

Dienstag Am Vormittag plagen mich Existenzfragen. Was treibt eigentlich die Menschen, es immer wieder zu versuchen und weiter zu machen? Arbeit, Familie, Glaube? Kann das der Sinn des Lebens sein, oder ist es nur eine Ablenkung?

Text: Speefra

Redaktion Auszeit, Station O4, LKH Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Zeichnung: Petra 25

Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Nicht meine Schuld Du sagst ich soll positiv denken, das Leben in eine andere Bahn lenken, aber ich könnte nur schreien, kann „dem Menschen“ nicht verzeihen!

Böses er mir angetan, ich verfiel in einen Wahn, wie ein Blitz traf mich tief der Schmerz, hart wurde darum mein kleines Herz.

Lange suchte ich die Schuld bei mir, in seinem Blick sah ich nur die Gier, bedrohlich schauten seine Augen, ich verlor meinen letzten Glauben.

Zitternd und mit Tränen verhangen, die hinunter rollten, an meinen blassen Wangen, lag ich eingerollt unter meiner Decke, hoffend, dass er mich nicht entdecke.

Wach bleiben wollte ich die ganze Nacht, horchte, ob das Holz schon wieder kracht, der schwere Schritt in der Diele zu hören sei, ob der schwarze Teufel kommt zu mir vorbei.

Martin

Schnaufend und grunzend wie ein Tier, stand der Riese mit der Maske vor mir, packte mich und tat mir schrecklich weh, gelähmt war ich von Kopf bis Zeh. Mutter warum lässt du das nur zu, hilf mir endlich zu meiner Ruh. Vater was hast du mir angetan, ich komm nicht raus aus meinem Wahn.

Jahrelange Therapien machten dann doch endlich Sinn, spürte meinen Körper wieder, sah darin auch ein Gewinn.

Dunkelheit, gebeugt, vernichtet, so sah meine Seele aus wurde wieder aufgerichtet, konnte bald nach Haus.

Von Engelskräften und guten Menschen umgeben. zog in die Ferne, in ein neues Leben, schrieb ins Tagebuch alles vom Herzen, verbrannte es danach, und damit meine Schmerzen.

Die Lasten der Kindheit wurden endlich begraben, Unerfreuliches wollte ich nicht mehr haben, mein Herz war frei, die Tür ein Spalt offen, die Sonne strahlt herein und ich darf wieder hoffen!

Hella

26

Petra

Redaktion Auszeit, Station O4, LKH Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

LACHEN Die Luft ist kalt, der Himmel grau, der Frühling ein Fremdwort. Ein Märztag wie gefühlter November.

Weh uns, Bruder „Depi-Depp“ – keine Blumen, kein Sonnenschein, kein Schatten der Erde: Zum depressiv werden („Depi-Depp“), und es kommt noch mehr, sogar knüppeldick: Ehe TOT-tal kaputt, Vater TOT-al tot, Waschmaschine TOT-al hin, Auto fast TOT-al schaden, alles TOT-al tot. Zum „Depi-Depp“ werden. Alles Scheiße! Liegt es an mir oder ist wirklich alles Scheiße? Zum „Depi-Depp“ werden!

Wo finde ich unter all den Ratgeber-Büchern das Buch: Die Kunst „Depi-Depp“ zum Überleben?

Heute könnte ich es brauchen. Heute ist das Seelenbarometer bei mir auf Tiefstand. Auf der Waage zehn Kilo zu wenig (gilt nicht für alle).

Die Post bringt nur Abbuchungen und Rechnungen, auf dem Terminkalender steht die Steuererklärung. Dann steht Hausverkauf auch noch an (das Noch-Frau nicht verwundert). Der Urlaub ist fern (Geld spielt keine Rollen, habe sowieso nichts) Man müsste mehr Sport treiben, man müsste mehr finanzielle Rücklagen machen, seltener Fernsehen und positiver denken....

Vielleicht müsste man einfach mehr lachen.

Wenigstens das - lachen! Aber wie, warum und worüber? Irgendein Anlass wird sich doch wohl finden lassen, trotz „Depi-Depp“!

Fernsehen vielleicht? Aber das Vormittagsprogramm ist TOT-al traurig, Skirennen (Österreich wieder ohne Edelmetall), Soaps, Talk-Talk-Talk, ein Krimi, eine Reportage über minderjährige Mütter (lieber wäre mir eine Reportage über außereheliche Freundinnen!) Jedenfalls im Fernsehen gar nichts zum (TOT) lachen? Oder doch: Eine Werbesendung, in der ein holländischer Qualitäts-Gemüsehobel angepriesen wird ... „wenn’s oane Paprika hobeln, müssen’s die zuerst kastrieren, also weg mit dem Schwanzerl ...“

naja?

Der Blick in die Tageszeitungen wirkt auch nicht erleichternd. Haushaltsdefizite, Steuererhöhungen, Kinderverwahrlosungen, Selbstmordattentate, Vogelgrippe (stirbt jetzt auch noch der Klapperstorch?). Nicht mal ein „Witz des Tages“ findet sich. Was tun?

Aus Mickey Maus bin ich raus gewachsen und „Loriot“ habe ich so oft gesehen wie „Dinner for one“. Internet vielleicht!? (wenn PC nicht spinnt) => da weiß man gar nicht wo man anfangen soll mit dem Lachen, bei www.lustich.at oder lieber bei www.lachenistgesund.at?

Vier Millionen, dreihunderttausend und zweitausendsieben Fundstellen, Witze ohne Ende: Wahrsagerin zum Ehemann: „Morgen stirbt ihre Frau“. „Ich weiß“, antwortete der Mann. „Mich interessiert nur, ob ich freigesprochen werde“!!

Oder der: Was ist der Unterschied zwischen einen Telefonhörer und George Busch? Den Telefonhörer kann man aufhängen, wenn man sich verwählt hat.

Trotzdem wollen die Lachtränen nicht richtig fließen, wenn man so Mutterseelen alleine vor dem Computer sitzt und ablachen möchte. Dabei wäre das gut, sagt die Wissenschaft vom Lachen.

Dank dieser „Anti-Depi-Depp-ulogie“ wissen wir endlich, was lachen eigentlich ist und was es bewirkt.

Es ist eine besondere Atmungsbewegung, bei welcher die Ausatmung in mehreren schnell hinter einander erfolgenden Stößen unter mehr oder weniger starken Schall ausgeführt wird. Und diese ganz besondere Atmungsbewegung hat zur Folge, dass in der Gesichtsregion ca. zwanzig, am ganzen Körper sogar ca. achtzig Muskeln betätigt werden, dass die Lungenfunktion gestärkt und drei- bis viermal mehr Sauerstoff als normal ins Blut gepumpt wird, dass mehr körpereigene Abwehrstoffe gebildet, Stresshormone abgebaut und Glückshormone ausgeschüttet werden, dass die Verdauung angeregt, das Herz-Kreislaufsystem gekräftigt wird, der Blutdruck sinkt und das Herzinfarkt-Risiko sich bei regelmäßigen kräftigen Lachen halbiert.

Und nicht zu vergessen, dass es eine sehr ausgeprägte „Anti-Depi-Depp“- Wirkung hat.

Kurz gesagt, das auch auf psychiatrischen Stationen bzw. Nervenkliniken Lachen die beste Medizin ist. Und das wusste schon meine Oma! Moral der Geschichte: Wenn du ein Lächeln gibst, bekommst du es tausendfach zurück.

Martin (mit friedhofsblonden Haaren)

Redaktion Auszeit, Station O4, LKH Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

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Auszeit Nr. 9/29 Februar / März 2007

Willst Du Leben in Fülle haben, musst Du dich an Freude und Schmerzen laben.

Redaktion Auszeit: Station O4, Landeskrankenhaus Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil