marfa X/18 - KOGNEXION - get reconnected!

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KONGNEXION get reconnected!

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marfa OPER _ n _ LEBEN

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_ _ EDITORIAL


Dmitrij Schostakowitsch hatte wohl eine ganz besondere Furcht davor, nach seinem Tod in Vergessenheit zu geraten. Kurzerhand schrieb er ein Streichquartett, in dem er als Leitmotiv seine Initialen D-Es-C-H verarbeitete. Ebenso genial wie seine Komposition ist dieser Einfall. Nun gibt es leider keine Tonfolge, die auch nur annähernd an die Buchstabenreihe m-a-r-f-a erinnern würde. Und ganz nebenbei besitzen wir nicht einmal den Funken an kompositorischem Vermögen oder gar Talent, um auch nur eine Zeile eines solchen Vorhabens realisieren zu können. Es bleibt uns also nur eines in diesem besonderen Fall der letzten gedruckten Ausgabe der marfa: Wir huldigen und frönen der Idee unseres bis heute doch einzigartigen Opernmagazins mit einer – wie wir finden – besonders umfassenden und spannenden Ausgabe und bedanken uns mit dieser bei ihnen für ihr hochgeschätztes Interesse. Und da wir uns bekanntlich gerne auch mal mit einem kleinen Augenzwinkern ganz nah am Nerv der Zeit bewegen, haben wir die vorliegende Ausgabe ganz besonders beziffert. Es ist nämlich nicht Ausgabe 9, sondern das die Ziffer 9 überspringende Nachfolgemodell. Wir präsentieren:

marfa X Dass wir die Ziffer 9 auslassen, spricht aber auch dafür, dass es mit dem Phänomen marfa mit dieser Ausgabe durchaus noch lange nicht zu Ende ist. Für viele namhafte Komponisten war deren neunte Symphonie eine schicksalhafte. Das sicher berühmteste Beispiel hierfür lieferte Ludwig van Beethoven mit seiner letzten vollendeten Symphonie. Anton Bruckner schrieb zwar zehn, erklärte aber eine davon für ungültig und markierte sie mit einer Null auf dem Titelblatt – die einzige Symphonie, die offiziell als sogenannte Nullte in die Geschichte eingehen sollte. Außerdem verstarb er während der Arbeit an seiner letzten, mit der Ziffer neun betitelten Symphonie, die er dem „lieben Gott“ widmen wollte. Auch Gustav Mahler hinterließ nur neun vollständige Symphonien, eine zehnte Symphonie befand sich zum Zeitpunkt seines Todes aber bereits begonnen in der Schublade. Mahlers Witwe Alma bat namhafte Komponisten um Vollendung des Fragments, dessen kompletter Verlauf aus den Skizzen ablesbar war. Berühmte Zeitgenossen wie Arnold Schönberg und Dmitrij Schostakowitsch lehnten dankend ab, womit wir wieder beim Ursprung dieses Editorials angelangt wären. Das Leben ist nun einmal ein ewiger Kreislauf. Nichts vergeht, alles wird wiedergeboren. So auch die marfa. Sie lebt – auch das mehr als nur zeitgemäß – selbstverständlich für sie online weiter.

KONGNEXION Nun laden wir sie aber erst einmal ein, sich ganz mit unserem Themenschwerpunkt K O N G N E X I O N zu verbinden, in diesen einzutauchen. Inspiriert von einer Konzertreise mit der einzigartigen und schützenswerten Internationalen Chorakademie Lübeck nach Hongkong verarbeiten wir in dieser Ausgabe die Eindrücke und Gedanken einer Reise in die Welt des kulturellen Glücks, denn das kann man in Asien und vor allem in China finden. Hier ist die Sehnsucht nach hochqualitativer Kultur riesig, was sich in einem enormen Interesse größtenteils junger Menschen für kultureller Angebote äußert – während die Kultur hierzulande größtenteils als von der Politik gegebenes Etwas hingenommen und ihr somit mit viel zu wenig Hochachtung, Respekt und Dankbarkeit begegnet wird. Es gibt sichtbare Tendenzen, das zu ändern. Das ist gut so. Ein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus bis nach Fernost hilft aber womöglich dabei, die eigenen kulturellen Möglichkeiten wieder in ein anderes, ein besseres, von den Menschen geschätztes und geliebtes Licht zu rücken. Ein langer Weg – packen wir es an! Ihr Steffen Busche Chefredakteur


INHALT

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what _ _ S _ _ up

8

GANZ _ _ seitig _

12

OP _ _ kong _ _ NEXION

20

OPER _ _ n _ _ RADAR

30

BUDDHA _ _ passion _

38

opern _ _ WERBE _ _ pause

40

JUNG _ _ e _ _ WILD _ e

48

stream _ _ ING _ _ reality

54

WEST _ _ kowloon _ _ CD

58

cover _ _ D _ _ sign

64

LOOKS _ _ like _ _ OPERA

70

TERMINE

78

IMPRESSUM

80


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38

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K O N G N E X I O N findet man überall - auch bei uns in den News. Das Neueste aus Oper, Klassik und Kultur!

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Theat

www.th eater-ru dolstadt .de

Thüringisch-russische Zusammenarbeit: Das Theater Rudolstadt plant eine Opernkooperation mit dem Music Hall Theater und der Northern Sinfonia St. Petersburg. Im Herbst 2019 werde man Peter Tschaikowskis „Die Jungfrau von Orleans“ im Meininger Hof Saalfeld aufführen. Dabei würden sich die Orchester beider Städte verbünden, teilte das Theater Rudolstadt im November mit. Die Vereinbarung wurde vom Chefdirigenten der Thüringer Symphoniker, Oliver Weder, unterzeichnet. Das Theater Rudolstadt pflegt seit Jahrzehnten gute Kontakte in die Kulturmetropole an der Newa. Ausdruck dieser Verbundenheit ist eine Vielzahl von Konzerten mit Künstlern der großen Opernhäuser der Stadt. Auch das diesjährige Silvesterkonzert präsentiert in der Stadthalle Bad Blankenburg junge Sänger des Mariinski Theaters St. Petersburg.

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Ein öffentlicher Schlagabtausch über Kunst: Richard Wagners „Tannhäuser“ ist heute genauso revolutionär wie damals, als der Komponist mit seiner Titelfigur Heinrich einen Außenseiter auf die Bühne stellte, der mit seinem unkonventionellen Verhalten die Menschen vor den Kopf gestoßen hat. Wagners Oper beschreibt die wundersame und schwierig zu lebende Verbindung zwischen Liebe und Lust, Individuum und Gesellschaft, Kunst und Politik – und den unbedingten Willen, diese Gegensätze im Kunstwerk aufzuheben. In Richard Wagners „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“, eine Koproduktion der Opera Vlaanderen, des Teatro La Fenice di Venezia und der Oper Leipzig, durchmisst Regisseur Calixto Bieito das Spannungsfeld von menschlicher Triebnatur und gesellschaftlicher Konvention. Der Minnesänger Tannhäuser, gefangen zwischen Realität und Illusion, verzehrt sich in seinem Drang nach künstlerischer Freiheit. Die Produktion ist im März 2019 unter Ulf Schirmer, Intendant und Generalmusikdirektor der Oper Leipzig, beim Hong Kong Arts Festival zu Gast.

_ | Tannhäuser

| Rücktritt beim Davos Festival _

_ | Schnyder disconnected

| beim Hong Kong Arts Festival 2019

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Nach dem 34. Davos Festival, welches vom 3. bis zum 17. August 2019 stattfindet, wird Oliver Schnyder seine Tätigkeit als dortiger Intendant beenden. „Nach Monaten intensiver Einarbeitung und künstlerischer Planung des Davos Festival 2019 habe ich mich entschieden, meine Funktion als Intendant nach der vertraglich vereinbarten Probezeit per Ende 2019 niederzulegen. Ich musste erkennen, dass ein Engagement, das meinen professionellen Ansprüchen genügt, auf Dauer nur auf Kosten meiner angestammten künstlerischen und pädagogischen Tätigkeiten möglich ist. Um sicherzustellen, dass meine Nachfolge baldmöglichst geregelt werden kann, habe ich meine Entscheidung bewusst so früh als möglich getroffen. Ich danke unserem Stiftungsrat für das in mich gesetzte Vertrauen und freue mich sehr auf das Festivaljahr 2019“, so Oliver Schnyder. Der Stiftungsrat nimmt diese Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis. Mit der l.ch festiva s o v Suche nach einem Nachfolger bzw. a www.d einer Nachfolgerin wurde bereits begonnen. 9 _ marfa


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_| O per l i ve im | Ope raVis ion fe Netz iert e rsten

OperaVision streamt seit über 12 Monaten Opern. Die Website wurde als Initiative vom europäischen Dachverband professioneller Opernhäuser und -festivals „Opera Europa“ am 9. Oktober 2017 ins Leben gerufen. Seitdem hat die Plattform insgesamt 41 Vorstellungen gestreamt: 36 Opern und 5 Konzerte, Galas und Wettbewerbe. Beim ersten Jubiläum verzeichnet die Plattform bereits 1,38 Millionen Videoaufrufe: 687 404 Aufrufe für die Aufführungen in voller Länge und 697.039 Ansichten für Bonusvideos. OperaVision zeigt drei bis vier neue Aufführungen in voller Länge pro Monat, die meisten davon als LiveStream. Diese schätzt das Online-Publikum ganz besonders. Am 19. Oktober 2018 verfolgten mehr als 5 000 Personen Verdis „Rigoletto“ live aus dem Teatro Massimo di Palermo -– das ist die vierfache Kapazität des Theaters. Die meisten Vorstellungen in voller Länge bleiben für einen Zeitraum von sechs Monaten online. OperaVision wächst um etwa 1000 neue Abonnenten pro Monat. Die Vielfalt ww der angebotenen Produktionen – von w. op Mozarts „Zauberflöte“ bis Erkels er av isi „Bánk bán“ – gibt allen die on .eu Möglichkeit, Bekanntes und Spezialitäten gleichermaßen kennenzulernen.

Es ist magisch – so, als ob jemand einen Zauberspruch gesprochen hat – Sym, salabym – und plötzlich war es da: Sym, (das Komma gehört zum Titel dazu!), das neue halbjährliche Magazin der Symphoniker Hamburg, das auf Initiative des Deutschen Bundestags von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gefördert wird. Es versteht sich als Angebot an den öffentlichen Diskurs, das zwischen Fachpresse und Publikumszeitschriften einen Raum öffnet, der in der gegenwärtigen Musikkultur zu kurz kommt. Insofern gibt es weltweit kaum etwas Vergleichbares zu Sym,. Dass die Symphoniker Hamburg sich als „denkendes Orchester“ verste.de urg b hen, reflektieren sie stets mit innovativen Formaten ham ker i n und mischen sich in gesellschaftliche pho ym s . w Debatten ein. Und das ist ww einzigartig!

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_ | Alles auf Anfang Viel wurde im vergangenen Jahr über die Tiroler Festspiele Erl geschrieben. Nun endlich gibt es klare Zeichen für einen Neuanfang: Bernd Loebe übernimmt die Intendanz der Festspiele ab kommenden September, die bevorstehende Wintersaison wird mit vielen Neubesetzungen bestritten. Hier ein kurzer Überblick: Die Wiederaufnahme von Puccinis „La Bohème“ zur Eröffnung am 26. Dezember 2018 wird Paolo Carignani leiten. Für die Neuproduktion der Oper „La Sonnambula“ konnte der gebürtige Österreicher und Belcanto-Experte Friedrich Haider gewonnen werden. Das bereits seit Monaten ausverkaufte Neujahrskonzert wird von der Chefdirigentin der Grazer Oper, Oksana Lyniv, dirigiert. Der koreanische Dirigent Beomseok Yi übernimmt das Projekt „Maximilian“, für das er mit Stefano Teani auch die Arrangements der verwendeten Renaissancemusik erstellt hat. Das Abschlusskonzert [6. Januar 2019] mit Mahlers 4. Symphonie und Mozarts Klavierkonzert KV 466 leitet Anja Bihlmaier.

| bei den Tiroler Festspielen Erl _

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Die vierte Ausgabe des Internationalen Musikfestes Hamburg bietet vom 27. April bis 29. Mai 2019 wieder ein dicht gebündeltes Musikprogramm. „Identität“ lautet das Motto, dem sich das Festival in dieser Saison widmet. Ein vielschichtiges Thema, das das Musikprogramm in zahlreichen Facetten aufgreift. Bis heute ist der Begriff unter Denkern heiß umstritten. Vielleicht kann ja das Festival etwas Licht ins Dunkel bringen – gerade in seiner Vielseitigkeit. Nach den ersten drei als Biennale konzipierten Vorläufern wechselt das Musikfest fortan in den Jahresrg.de fest-hambu rhythmus. www.musik

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| | www.buehnen-halle.de |

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51° 29‘ 49“ N 11° 58‘ 7“ O


Verdis „Requiem“ beginnt mit einer Welterschaffung aus der Stille. Gedämpfte Streicher, Chor, Raumklang. Dann der Tod – von Anfang an ein Mysterium. In der szenischen Umsetzung von Verdis Monumentalwerk an der Oper Halle geschieht all das nach einer Katastrophe. Der „Tag des Zorns“ – hier ist er bereits geschehen und archaische Kreaturen bevölkern die zerstörten Straßenschluchten. Florian Lutz macht sich in seiner bereits zum Beginn der Saison gefeierten Inszenierung auf die Suche nach dem Humanen, trotz des offenkundigen Endes von Zivilisation und Glaube. Das Ganze geschieht in der sogenannten Raumbühne BABYLON, mit der Bühnenund Kostümbildner Sebastian Hannak eine Bühneninstallation konzipiert und erschaffen hat, in der die Zuschauer den Raum bei jedem Projekt aus einer anderen Perspektive erleben können. Eine direktere Verbindung zum gerade Erlebbaren gibt es momentan an kaum einem anderen Ort der Welt zu erleben. Also, auf nach Halle!

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| | www.westkowloon.hk |

Wie ein großer Vorhang scheint sich die Fassade des neuen Opernhauses in Hongkong dem sich nähernden Zuschauer zu öffnen zumindest in diesem wunderschönen Rendering. Der Originalschauplatz sieht noch eher nach einem Gebäudeklotz mit schwarzem Loch an großer Durchfahrtsstraße aus, doch das kann sich ja bis zur Eröffnung des neuen Schauplatzes für neue Interpretationen der Chinesischen Oper [Xiqu] am 20. Januar 2019 noch ein wenig wandeln. Ab dann steht im Xiqu Centre ein großer Saal für die Aufführungen der traditionellen Oper und anderer Bühnenkunstformen gleichermaßen zur Verfügung, aber auch ein Tee Haus Theater für die einzigartige Verbindung von Teezeremonie und darstellender Kunst sowie Seminarräume und Studios. Mehr über den neuen West Kowloon Cultural District, dessen erstes vollendete Gebäude das Xiqu Centre sein wird, erfahren Sie ab Seite 58.

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22° 23‘ 47“ N 114° 6‘ 34“ O


| | www.bauhaus100.de |

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2019 wird das 100-jährige Gründungsjubiläum des Bauhauses gefeiert. 1919 in Weimar gegründet, 1925 nach Dessau umgezogen und 1933 in Berlin unter dem Druck der Nationalsozialisten geschlossen, bestand das Bauhaus nur 14 Jahre. Dennoch wirkt die legendäre Hochschule für Gestaltung bis in die Gegenwart fort. Das große Jubiläum wird 2019 in bester Bauhaus-Tradition gefeiert: Unter dem Motto „Die Welt neu denken“ lädt der Bauhaus Verbund 2019 gemeinsam mit regionalen, nationalen und internationalen Partnern dazu ein, die historischen Zeugnisse des Bauhauses ebenso neu zu entdecken wie seine Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft. Zum Auftakt gibt es vom 16. - 24. Januar 2019 in Berlin ein Eröffnungsfestival, bei dem auch die mehrfach gefeierte Rekonstruktion des „Triadischen Balletts“ von Oskar Schlemmer mit dem Bayerischen Junior Ballett München gezeigt wird.

52° 31‘ 12“ N 13° 24‘ 17“ O


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22° 23‘ 47“ N 114° 6‘ 34“ O

Bauhaus gibt es auch in Hongkong: Die Verbindung zur westlichen Welt in Form architektonischer Reminiszenzen an das Bauhaus hat Hongkong bis heute nicht verloren. Die City Hall [>v] setzt sich mit ihren strengen Formen immer noch höchst elegant gegen das Hochhausmeer der Inselskyline durch. Ein weiteres Highlight: Das letzte erhaltene Gebäude der nach dem verheerenden Stadtbrand errichteten Notunterkünfte für Obdachlose, heute eine Jugendherberge. [>] Feinstes Bauhaus auch gegenüber vom Xiqu Centre: Die Lai Chack Middle School. [v]


| | www.yha.org.hk |


OP _ _

[era]

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Hongkong hat viel zu bieten. Dass die Stadt aber ein einzigartiges Symbol für eine neue Denke im Kulturbetrieb darstellt, das dürfte viele überraschen. Der letzten print-Ausgabe von marfa mehr als angemessen eine Rede zur kulturellen Lage der Nation...

_ kong NEXION .

48° 51‘ 8“ N 2° 21‘ 9“ O 21 _ marfa


Hongkong ist die Stadt der Verbindungen, der Vernetzung, des urbanen Ausdrucks komplexester Knotenpunkte und derer Verbindung. In dieser Stadt verdichten sich nicht nur strukturelle Divergenzen landschaftlicher Ausprägung und Existenzformen, sondern auch humane Bedürfnisse auf kleinstem Raum. Das führt zu einer Art Schichtung, die es so an kaum einem anderen Ort der Welt zu erleben gibt. Und in dieser Vielschichtigkeit einer Überlagerung unterschiedlichster Ebenen, die sich zu einem großen Ganzen mit sichtbaren und unsichtbaren Elementen vereinen gleicht Hongkong der Kunstform Oper. Nennen wir dieses Phänomen ruhig bei seinem neu erschaffenen Namen: KONGNEXION! Die Stadt wird zur Szenerie, einem begehbaren Bühnenbild gleich. Kaum erkennbare Eingänge zu verwinkelten Shopping Malls, von denen eines in Wilson Shieh Ka-ho - M+ Collections das andere nahezu unbemerkt übergeht, Fußgänger-VerteiEileen Chang and Her Characters ler-Brücken und -Rolltreppen, die den Bezug des Individuums zum Boden aufheben, den Fußgänger an sich aber dem Straßenverkehr entziehen und ihm eine eigene Ebene und somit besondere, weil höher positionierte Bedeutung ohne unnötige Unterbrechung des Bewegungsflusses durch Ampeln oder sonstige Straßenübergänge im urbanen Gefüge zukommen lässt, Wohntürme und Bankenkomplexe, die gegensätzlicher in ihrer Erscheinungsform nicht sein könnten – die ersteren alle eher verschachtelt und verbaut in mitunter erbärmlichem Zustand, die zweiten auf Hochglanz poliert mit viel Spiegelglas und schimmernden Fassadenflächen. Beide aber im Grunde für den Außenstehenden unergründbar. Darunter U-Bahnen und Tunnel, die nicht nur die verschiedenen Stadtteile untereinander sondern auch die Insel mit dem Festland verbindet. Nichts anderes tut auch die etwas nostalgisch daherkommende Fährverbindung zwischen Insel und Festland. Hier ein Paar Bauhaus-Reste, dort die Hochhaus-EinheitsSkyline mit viel Feng Shui – und im Hintergrund die steil aufragende Natur des Victoria Peak, der höchsten Erhebung Hongkongs, die man zu Fuß oder mit der historischen Straßenbahn erklimmen und erforschen kann. Das alles ist so hoch komplex, dass es kaum sinnvolle und umfassende Anleitungen – ähnlich derjenigen eines Opern-Programmheftes – für die Stadt gibt. Und doch gibt es einige wichtige Publikationen, die einem die Stadt näher bringen. tene Naherholungszentren wirken. Der Wer sich mit diesen vertraut macht, der wird Hongkong Mensch – vor allem der touristische – aus ganz neuen Blickwinkeln sehen. (s.S.28/29) wird in diesem Szenarium zum Akteur, er Diese eröffnen einem dann auch die wunderbar spannende selbst stellt sich in den Mittelpunkt des Parallelität zur Kunstgattung Oper. Die Stadt gleicht einem funktionierenden Stadtgefüges, das von Netz aus vielschichtigen Elementen, die das Gesamtgefüge den hier lebenden Menschen in Gang nahezu unsichtbar am Laufen halten. Darüber legt sich der gehalten wird. Die Oper vereint auf ähnliSchleier der sichtbaren Fassaden, mehr oder weniger luxuche Weise unterschiedlichste Gewerke riöser Einkaufstempel, der U-Bahnschächte und Verkehrsund Kunstformen wie Mode und Kostüm, tunnel und vereinzelter Parks, die wie etwas zu klein geraBühnenmalerei, Gesang, Schauspiel, und Licht auf der sichtbaren, Technik, Architektur und Kreation auf der unsichtbaren Seite zu einem erfahrbaren Gesamtkunstwerk, das so nur vor Ort in der jeweiligen marfa _ 22


Oper erlebbar ist. Dabei durchlebt sie im Grunde gerade dasselbe Dilemma wie die Stadt Hongkong, aber auf ganz andere Art und Weise: Die Vergangenheit wurde ausgelöscht. Die alten, vom Kolonialstil und später auch vom Bauhaus gezeichneten Stadtstrukturen wurden durch aalglatte Hochhausbauten ersetzt. Ein architektonischer Einheitsstil bestimmt das Erscheinungsbild der städtebaulichen Ausprägung Hongkongs bis heute. Die Kunstgattung Oper steht dem in nichts nach. Hier wurde die künstlerische Ausprägung der Vergangenheit zwar nicht gänzlich ausgelöscht – vielmehr wird an dieser in Form der immer wiederkehrenden, mindestens 100 Jahre alten oder älteren Stücke in den Spielplänen der Opernhäuser krampfhaft festgehalten. Man hat ihnen vor allen gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts ein sich stets wiederholendes Facelifting verpasst, das in den meisten Fällen in der Beliebigkeit dem Erscheinungsbild der Hochhäuser von Hongkong in nichts nachsteht. Man zelebrierte grau bemannte Anzug-Heerscharen und Damen in Chanel ähnlichen Kostümchen – ebenfalls im besten Falle mausgrau oder in gedämpft gehaltenen senfgelb – und erfreute sich im besten Falle an mit falschem Pelz besetzten Mantelkrägen. Allein, die Kunstgattung Oper entwickelte man nicht weiter. Kaum Kompositionsaufträge, kaum Neukompositionen, die sich aus den verschiedensten Gründen im gespielten Repertoire halten konnten. Die einen Werke waren einfach nicht mit den gewünschten Hörgewohnheiten des sich in diesen ja auch über lange Zeit überhaupt nicht weiterentwickelnden Zuschauern vereinbar, die anderen klangen für die Zuschauer angenehm und akzeptabel, wurden aber schnellstmöglich von der alles bestimmenden Kritik im besten Fall als „Musical“ abgetan. Man griff fortan lieber in die Mottenkiste und deutete um – als sich aktiv mit neuer Musik und deren höchst spannenden Werken intensiv auseinanderzusetzen.

Die verschiedenen Ebenen von West Kowloon in einer grafischen Darstellung des Buches „Cities without ground“


Das tat Hongkong mit der eigenen Vergangenheit offensichtlich auch nur spärlich. Während man im Hong Kong Museum of History vergeblich nach den Ereignissen der bis 1997 andauernden Kolonialzeit sucht, besinnen sich die Stadtväter und – mütter (gibt es die überhaupt in Hongkong? Das ist wohl eher zu bezweifeln…) so langsam auch auf ein von der westlichen Welt geprägtes kulturelles Erbe. Dazu zählen sicher auch das Hong Kong Ballet oder die Oper der Stadt, aber auch Bauten wie die Jugendherberge Mei Ho House oder die City Hall (s.S. 18/19). Aber auch ein Stadtteil einzig und allein für alle Arten von Kultur wird gerade gebaut: Der West Kowloon Cultural District (s.S.58 ff.), in dem nicht nur ein Museum für zeitgenössische darstellende Kunst Chinas – das M+ - eine Heimstatt findet, sondern auch zahlreiche Sprechtheater, ein Musical-Theater und ein Zentrum für chinesische Oper. Denn auch die gilt es, immer wieder neu zu entdecken und zu bewahren. Immerhin gehört die chinesische Oper zu den ältesten Formen des Musiktheaters weltweit und verbindet auf einzigartige Weise neben ganz eigenen Gesangs- und Musiziertechniken auch Pantomime, Tanz oder Kampfkunst – nicht zu vergessen die höchst kunstvoll gestalteten

Masken, Kostüme und die im Handlungsgeschehen Berücksichtigung findenden ortsspezifischen Traditionen. Die von der UNESCO dem Weltkulturerbe zugeordnete Kunstform hat einen ähnlich starken Einschnitt hinter sich wie die europäische Schwester-Kunstgattung: Während hierzulande der Zweite Weltkrieg und der Missbrauch der Oper als Propaganda-Instrument durch die Nazis einen Einschnitt in die Entwicklung der Operngeschichte bedeuteten, von dem sich die Gattung im Hinblick auf die eigene Fort- und Weiterentwicklung im Grunde nie wieder erholen sollte, hatte die Kulturrevolution 1966-76 in China ähnlich gravierenden Einfluss. Sie hätte die Kunstform beinahe ganz aus dem allgemeinen Bewusstsein verdrängt. Unter der gnadenlosen Federführung von Jiang Qing, der Frau des damaligen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas Mao Zedong (s.S.74), wurde die traditionelle Oper als Ausdruck eines dekadenten, bourgeoisen China verteufelt und jedwede Aufführung selbst im privaten Rahmen verboten. Fortan durften nur noch Opern mit ideologischem Hintergrund gezeigt werden, das zuvor so reiche Repertoire wurde auf nur acht Stücke reduziert. Höfische Kostüme, Symbole und Masken wurden von der Opernbühne verbannt, Akrobatik, die der vor Kraft strotzenden Siegerpose Nachdruck zu verleihen vermochte, war auch weiterhin erwünscht. Die Tradition der chinesischen Oper mit all den über mehrere Generationen weitergegebenen Handwerkskünsten und auch über Jahrzehnte aufgebaute Künstlerpersönlichkeiten wurde ausgerottet und drohte auszusterben. Hier wie dort führte die engstirnige Reduzierung auf geduldete Werke weniger mächtiger Meinungsbildner zu einer dermaßen stupiden Einschränkung des Repertoires, dass sich die jeweilige, über Jahrhunderte gewachsene Ausprägung der Gattung Oper selbst aufzulösen drohte. Was aber tat die europäische – und hierbei vor allem die deutsche – Kulturlandschaft dagegen? Sie stagnierte.

Nicht offensichtlich, aber auf ganz subtile Art und Weise: Sie entwickelte oberflächlich Neues, indem sie Bekanntes immer wieder modernisierte und umdeutete, statt Neues bekannt zu machen. Sie widersetzte sich der aktiven Verbindung zur eigenen Vergangenheit, indem sie diese eben nicht im Sinne der historischen Aufarbeitung und Konservierung rekonstruierte – genau eben das, was ein Museum tut und für das wir diese Art der Kulturinstitution ja heute auch so schätzen -, sondern die alten Kamellen immer wieder durch den interpretatorischen Fleischwolf drehten. Nun haben wir weder Zeugnisse historischer Aufführungspraxis – noch eine Entwicklung der Kunstgattung Oper hin zu einer sich aktiv weiterentwickelnden zeitgenössischen Kunstform.


Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern. André Malraux

Die (Rück-)Besinnung auf die Traditionen, die gelebte Verbindung zur Vergangenheit – liebevoll wieder hergestellt zumeist auf der Basis von traditionellen Druckgraphiken – führte bis heute ganz langsam und behutsam zu einer Reanimation der Kunstform, die heute wie nie in China – neben Importen westlicher Kultur aus Europa und der Welt – gleichermaßen gefeiert und geschätzt wird. China – und vor allem auch Hongkong – entwickelt sich zu einer Kulturstadt, die ihresgleichen sucht. Aus der Vielfalt und der Verknüpfung der dargebotenen Kulturangebote will Hongkong sich ganz bewusst der eigenen Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft stellen. Hier wird KONGNEXION zum Zauberwort einer florierenden Kulturlandschaft, die ihr Publikum mitnimmt.

Und genau an diesem Punkt sollten wir ansetzen, zu reflektieren beginnen, aus der Reflexion des Anderen, des vermeintlich Fremden Kraft und Kreativität ziehen – und im besten Falle etwas lernen. Die vielen Schichten, aus denen Hongkong besteht und die die Stadt in Bewegung und am Leben halten, sie spiegeln sich auch in der dort angebotenen darstellenden Kunst und Kultur wider, sie geben ihr eine ganz eigene Dynamik, einen eigenen Charakter. Aus ihr entwickeln sich Orte, die sich spezifischen Angeboten öffnen und somit entsprechende Nachfrage befriedigen.

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Traditionen sind nicht verstaubter Unfug, sondern gelebte und geliebte Basis und Grundvoraussetzung alles Modernen. Ohne Historie keine Moderne, ohne Rückbesinnung auf das Existierende keine Veränderung, ohne Rückblick kein Fortschritt. Nicht das Abwenden von der Vergangenheit, sondern das gezielte Hinwenden zu dieser wird es uns erst ermöglichen, uns wieder frei zu fühlen in der Entwicklung der Oper. Das fordert neue Strukturen, das erfordert ein Umdenken – und das führt früher oder später zu Reformen. Wenn wir diese als Chance begreifen, dann werden wir uns auch in Jahrzehnten oder gar in Jahrhunderten an einem lebendig-kreativen Opernbetrieb erfreuen. Wenn wir sie aber kategorisch ablehnen, dann laufen wir sehend in die uns selbst auferlegte künstlerische Ver-

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kümmerung ähnlich der zur grausamen Zeiten der Kulturrevolution. „Das Merkwürdige an der Zukunft ist wohl die Vorstellung, dass man unsere Zeit einmal die gute alte Zeit nennen wird“, wusste schon Ernest Hemingway. Nehmen wir der Zukunft einfach die ihr angedichtete Merkwürdigkeit und arbeiten daran, dass diese unsere Zeit zu Recht als die gute alte angesehen wird. Ein Blick nach Hongkong und mit ihm die nötige KONGNEXION könnte dabei durchaus helfen.


Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge einen Schatten. Karl Kraus


Girard/Lambot CITY OF DARKNESS REVISITED

Mit diesen ausgewählten Büchern bekommt man sie die direkte Verbindung zu dem, was Hongkong neben glitzernden Hochhäusern, nahezu erdrückender Enge und allabendlich alles überstrahlender Lichtshow noch so ist: ein einzigartiger Ort voller Geheimnisse, spannender Brennpunkte, längst ausgelöschter anarchisch geführter Hochhaus-Slums und luxuriöser Aushängeschilder westlichen Konsums. Die passenden Design-Produkte zu den Covern finden Sie übrigens ab Seite 64.

Vor 20 Jahren wurde die legendäre „Kowloon Walled City“ endgültig abgerissen und hinterließ ein faszinierendes Erbe, das vor allem durch die vielen Legenden der illegalen Hochhaussiedlung befeuert wird. Konzipiert von Greg Girard und Ian Lambot, dem Team von „City of Darkness: Das Leben in Kowloon Walled City“, hinterfragt die Neuauflage der Publikation diese Mythen und untersucht die Realität hinter der außergewöhnlichen Architektur und Entwicklung der „Walled City“. In Fotografien, Zeichnungen, Dokumenten und mit Hilfe eines erweiterten Artikels des in Hongkong lebenden Schriftstellers und Journalisten Fionnuala McHugh wird die ganze Geschichte enthüllt.

Hongkong ist die paradigmatische Konsumhauptstadt des 21. Jahrhunderts. Von allen Städten hat sie die dichteste und höchste Konzentration von Einkaufszentren zwischen U-Bahnen und Wolkenkratzern. Sie sind zu eigenständigen Städten in der Stadt geworden, in denen Zehntausende von Menschen untergebracht sind, die alle in einem einzigen Gebäude leben, arbeiten und spielen. In „Mall City“ wird Hongkong zur einzigartigen Darstellung einer fortschrittlichen Konsumgesellschaft. Seit den überdachten Passagen von Paris, die einst die Bourgeoisie mit Glasdächern und Gasscheinwerfern beeindruckte, hat sich der Einzelhandelsbereich weit entwickelt. Es hat sich von der Arkade zum Kaufhaus – von der Mall zur „Mall City“ verwandelt, in der „Expresscalators“ hypnotisierende Atrien durchkreuzen. Dieses Buch beleuchtet die Auswirkungen dieser Entwicklung in Hongkong und wirft Fragen zu Architektur, Stadtplanung, Kultur und Stadtleben auf.

Stefan Al MALL CITY

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_ _ HK BOOKS Framton/Solomon/Wong CITIES WITHOUT

Hongkong – eine Stadt ohne Boden. Dies gilt sowohl physisch (auf steilen Hängen gebaut, die Stadt hat keine Grundfläche) als auch kulturell (es gibt kein Grundkonzept). Die Wahrnehmung von Entfernung und Zeit wird durch kompakte Netzwerke aus Fußgängerinfrastruktur, öffentlichem Verkehr und natürlicher Topografie in der Stadtlandschaft verzerrt. Ohne Boden auch keine typisch urbanen Strukturen: Achsen, Kante, Mitte etc. „Cities Without Ground“ untersucht diesen Zustand. Die Autoren verbinden dreidimensionale Verkehrsnetze, Einkaufszentren, Bahnhöfe und öffentliche Verkehrsverbindungen sowie öffentliche Parkanlagen und private Lobbys miteinander, stellen sie als Serie räumlicher Modelle und Zeichnungen dar. Diese Netzwerke sind zwar im Eigentum verschiedener öffentlicher und privater Akteure, bilden aber einen zusammenhängenden Raum vielfältiger Umgebungen, der als öffentliche Ressource für die Stadt dient.

Gordon Mathews GHETTO IN THE CENTER OF THE WORLD

Das gibt es nirgendwo: Chungking Mansions, eine heruntergekommene siebzehnstöckige Geschäfts- und Wohnanlage im Herzen des Hongkonger Touristenviertels. Eine bemerkenswert bunte Gruppe von Leuten nennt das Gebäude ihr Zuhause; pakistanische Telefonstandbetreiber, chinesische Gästehausmitarbeiter, nepalesische Heroinabhängige, indonesische Sexarbeiter sowie Händler und Asylsuchende aus ganz Asien und Afrika leben und arbeiten dort sogar Rucksacktouristen mieten Zimmer. Kurz gesagt, ist dies möglicherweise der am stärksten globalisierte Fleck der Erde.

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Das sind sie also – die Uraufführungen, Erstaufführungen und neuen Stücke auf dem Markt. Im Verhältnis zum Rest des Spielplans unserer Opernhäuser wieder einmal nur ein kleinster Teil des großen Ganzen. Umso wichtiger, dass man den wenigen Bestrebungen um die Weiterentwicklung der Kunstgattung Oper entsprechend große Aufmerksamkeit zukommen lässt.

OPER _ _ n _ __ _ RADAR


67° 19‘ 5“ N 8° 24‘ 3“ O


TIROLER LANDESTHEATER INNSBRUCK ÖE |

THEATER BONN

MARX IN LONDON _ _ UA |

Jonathan Dove

Ein Tag im Leben der Familie Marx. Einer der berühmtesten Philosophen und eine Ikone der Politik, Gründer eines der einflussreichsten Denksysteme, in seiner menschlich-allzumenschlichen Alltagsgestalt. Marx wurde 2003 im ZDF in der Sendung „Unsere Besten“ nach Konrad Adenauer und Martin Luther zum „drittgrößten“ Deutschen, 2005 in der BBC zum einflussreichsten Denker aller Zeiten gekürt. Komponist Jonathan Dove und Autor/Regisseur Jürgen R. Weber sowie der Librettist Charles Hart haben sich zum Ziel gesetzt, eine Oper zu schaffen, die nicht nur einen Tag im Leben von Marx, sondern auch einen Tag im Leben der Mutter aller modernen Metropolen, London, erzählt. Einen verrückten, unterhaltsamen, spannenden, aber auch typischen Tag in all seiner Dynamik und Widersprüchlichkeit. Dabei wird inhaltlich und musikalisch die Trialektik zwischen Utopie, Wissenschaft und Realität umgesetzt. Wie Doves Opern “Flight“ oder “The Adventures of Pinocchio“ dürfte auch „Marx in London“ eine wirkliche Bereicherung für das Opernrepertoire darstellen. www.theater-bonn.de

LILIOM _ Johanna Doderer

Am 4. November 2016 erlebte die Oper ihre umjubelte Uraufführung als Auftragswerk des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München. Nun kommt das Werk als Österreichische Erstaufführung am Tiroler Landestheater in seine eigentliche Heimat, denn sowohl die Komponistin als auch der Librettist, der Intendant des Gärtnerplatztheaters, stammen aus Österreich. Und die Vorlage, von dem 1878 in Budapest geborenen Ferenc Molnár verfasst, wurde erst in der 1913 in Wien aufgeführten deutschsprachigen Fassung von Alfred Polgar zu einem Erfolg. Die Rede ist von Liliom. Die Titelfigur ist Ausrufer bei der Karussellbetreiberin Frau Muskat und Schwarm der Frauen – allen voran seiner Arbeitgeberin. Diese entlässt ihn prompt, als er mit dem Dienstmädchen Julie anbandelt. Die Beziehung steht unter keinem guten Stern. Liliom lässt seinen Frust an Julie aus, gerät an einen falschen Freund und stiehlt sich, als alles verloren scheint, mit Selbstmord aus der Verantwortung. Die Himmelspolizei gewährt dem Reuelosen allerdings noch eine letzte Chance… Die Bühnenwerke der in Bregenz geborenen Johanna Doderer – verwandt mit dem Schriftsteller Heimito von Doderer – wurden bisher u. a. an der Wiener Staatsoper und dem Theater an der Wien herausgebracht. Die Komponistin fand für das Sozialdrama mit märchenhaften Elementen eine eigene Musiksprache. Grundprinzip ihrer überwiegend tonalen Partitur, die den Gefühlen und den Stimmen viel Platz einräumt, ist das Drehen des Ringelspiels, das zum Symbol des Lebens wird. Ein weiteres spannendes Werk in der Reihe Opera Austria. www.landestheater.at

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DEUTSCHE OPER AM RHEIN DÜSSELDORF DUISBURG

SCHADE, DASS SIE EINE HURE WAR _ UA |

Anno Schreier

WIENER STAATSOPER

DIE WEIDEN _ UA |

Johannes Maria Staud

Kompositionsaufträge erhielt der österreichische Komponist Johannes Maria Staud u.a. von den Wiener und Berliner Philharmonikern ebenso wie vom Cleveland Orchestra oder den Salzburger Festspielen, Opernuraufführungen brachte er ferner bei der Münchener Biennale und dem Lucerne Festival heraus. Für die Wiener Staatsoper schrieb er nun gemeinsam mit dem Librettisten Durs Grünbein eine überaus politische Oper, die Bezug zum allgemeinen europäischen Rechtsruck nimmt. Im Zentrum der Handlung steht das junge, frischverliebte Paar Peter und Lea, das sich auf eine Flussreise begibt, auf eine Expedition den Großen Strom hinab - mitten in das Herz Europas, eines neuerdings wieder zerrissenen Kontinents. Peter präsentiert Lea seine Heimat, die sich anfangs von ihrer freundlich-pittoresken Seite zeigt, mit Fortgang der Geschehnisse jedoch immer unwirtlicher und düsterer wird. Das geht an der Beziehung der beiden nicht spurlos vorüber. Das Böse in dieser Oper ist das Politisch-Böse... Die Uraufführung der Oper war am 8. Dezember, am 16. Dezember ist das Werk im Live-Stream der Wiener Staatsoper zu sehen, am 20. Dezeber dann noch einmal live.

Die beiden Liebenden Giovanni und Annabella sind keine Sprösse verfeindeter Familien, sondern ein Geschwisterpaar, dessen inzestuöse Neigung ihrem Lebensglück entgegensteht. Das dunkle Netz von Intrigen, das sie umgibt, ist grobmaschig und derb gestrickt, sodass sein tödliches Gift meist voraussehbar den Falschen trifft. Annabellas verschmähte Hochzeitsanwärter metzeln sich gegenseitig nieder, während sie von ihrem Bruder geschwängert wird und notgedrungen in die Ehe mit einem der Bewerber einwilligt, um die Blutschande zu vertuschen. Von manischer Leidenschaft getrieben tötet Giovanni die Geliebte und setzt all jene unter Schock, die dieses grausame Intrigenspiel überlebt haben. Der Shakespeare-Zeitgenosse John Ford zog in seinem Drama „Schade, dass sie eine Hure war“ alle Register des elisabethanischen Schauerdramas, das für die Oper späterer Jahre zu einer wahren Fundgrube wurde. Für den 1979 in Aachen geborenen Komponisten Anno Schreier spiegeln sich darin Grundmuster der Oper, deren Überhöhungen, Absurditäten und abgrundtiefe Emotionalität er durch eine anspielungsreiche musikalische Bildlichkeit zu einer expressiven und lustvollen Oper über die Oper zusammenfügt. Die Uraufführung erfolgt am 16. Februar 2019 im Opernhaus Düsseldorf in der Inszenierung David Hermanns. www.operamrhein.de

www.wiener-staatsoper.at

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SALZBURGER LANDESTHEATER

DER PROZESS _ | THE TRIAL ÖE |

WIENER STAATSOPER WSE |

OREST _ _ Manfred Trojahn

„…brennend intensiv“ schrieb die Zeit nach der Uraufführung von Manfred Trojahns „Orest“, von „außerordentlicher Dichte und Farbigkeit“ sprach die FAZ. 2011 in Amsterdam zur Uraufführung gelangt, erzählt das Werk, dessen Libretto ebenfalls vom Komponisten stammt, den Mythos des Muttermörders neu. Es geht um den Umgang mit Schuld und Erinnerung, um die Bewältigung der Tat, um Verfolgung und Befreiung. Trojahn packt das äußere Geschehen wie die inneren Bilder Orests in eine ausdrucksstarke Klangwelt, die die Zerrissenheit seines Daseins eindrucksvoll beschreibt. So ist Orest ein Fliehender und Suchender, der – so Trojahn – nur einen Fehler macht: „Er meint, er könne die Schuld hinter sich lassen – und er wird erst spät bemerken, dass er mit der Schuld zu leben hat, um sie zu überwinden.“ Die Erstaufführung von „Orest“ an der Wiener Staatsoper erfolgt am 31. März 2019 in der Inszenierung von Marco Arturo Marelli. www.wiener-staatsoper.at

Philip Glass

Die Ohnmacht, die der Protagonist Josef K. im Angesicht der Absurdität, der Ungerechtigkeit und der Korruptheit des Gerichts und seiner gesamten Umwelt erfährt, bildet die beklemmende Essenz von Franz Kafkas Werkfragment „Der Prozess“. Der Autor schrieb in den Jahren 1914 und 1915 zunächst sehr zügig daran, litt jedoch schon bald an einer ausweglosen Schaffensblockade, die es Kafka unmöglich machte, das Werk zu vollenden, das autobiografisch eine persönliche Krise des Künstlers widerspiegelt: Die Auflösung seiner Verlobung mit Felice Bauer empfand er als persönliche Anklage, die Aussprache, bei der Felice von ihrer Schwester und einer Freundin unterstützt wurde, glich für Kafka einem Gerichtshof, in dem er schuldlos verurteilt wurde und doch sein Leben normal weiterleben musste. Die Wirklichkeit wird zum Albtraum – kafkaesk par excellence. Philip Glass kreierte aus diesem packenden Stoff zusammen mit dem Librettisten Christopher Hampton eine zweiaktige Kammeroper, die 2014 in London uraufgeführt wurde. Glass’ Musik – weit weniger minimalistisch als in früheren Werken, mit längeren melodischen Phrasen im tonalen Rahmen, die zusammen mit harten Rhythmen die Handlung dramatisieren – wirkt wie die perfekte Weiterführung der Emotionen und Gedanken der Figuren, dramatisch erzählt durch die zusätzliche Dimension der Klänge. www.salzburger-landestheater.at


OPER DORTMUND DE |

QUARTETT Luca Francesconi

Sex ohne Liebe? Zwei Menschen, die einst eine Beziehung miteinander führten, haben sich hierfür entschieden. Dauerhaft. Mit wechselnden Partnern, nicht unbedingt miteinander. Doch was vielleicht aus Langeweile begann, wandelt sich in ein sehr ernstes Spiel um Lebensbestimmung und um Macht. Ein Rededuell über das menschliche Miteinander, das weit über beliebige Liebespiele hinausgeht. Und zugleich aufzeigt, in welcher Endzeitstimmung sich dieses Paar befindet, das trotz allem eine enge Verbindung miteinander pflegt. Eine Mischung aus Lebensbefragung und amüsantem Aufs-Korn-nehmen weiblicher und männlicher Erotik. „Quartett“ ist eine Vertonung von Heiner Müllers gleichnamigen Schauspiel, das den berühmten Briefroman „Gefährliche Liebschaften“ (Choderlos de Laclos) zur Grundlage hat. Angesiedelt im dekadenten Frankreich des späten 18. Jahrhunderts, aber auch in einem Bunker nach dem (fiktiven) 3. Weltkrieg, wird die Verführung zum allbestimmenden Lebensinhalt. Der italienische Komponist Luca Francesconi nutzt dies für eine starke musikalische Farbigkeit, die sich in „Traum“-Sequenzen schwelgerisch zeigen kann, in anderen Momenten kammermusikalisch wirkt und dann wiederum in eine elektronisch gestützte sehr moderne Klangfarbe wechselt. Der gebürtige Mailänder, der bei Stockhausen und Berio studierte, beherrscht die Klaviatur der Neuen Musik, scheut jedoch nicht davor zurück, ein zeitloses Sujet auch mit traditionellen Kompositionsweisen zum Klingen zu bringen. Die szenische Umsetzung von Quartett übernimmt Ingo Kerkhof, ein ursprünglich aus dem Schauspiel stammender Regisseur, der bekannt ist für sein feinsinnig durchdringendes Ausloten von Partituren. www.theaterdo.de

OPERNHAUS ZÜRICH UA |

LAST CALL Michael Pelzel

Irgendwann in der Zukunft. Ein medialer Overkill bedroht die Menschheit. Die Kommunikationsmedien sind aus den Fugen geraten. Sie haben sich flutwellenartig verselbständigt und sind zur nicht mehr beherrschbaren, apokalyptischen Gefahr geworden. Eine überforderte «Weltregierung» beschließt die Evakuierung des Planeten, die Erde soll sich selbst überlassen bleiben, bis sie sich regeneriert hat. Vor dem Abflug herrscht auf dem Weltraumbahnhof hektische Betriebsamkeit: Erinnerungen an das auf der Erde Zurückgelassene, Zukunftsparolen, Ängste, Sehnsüchte werden gepostet. Kommunikation ist dabei nur noch in degenerierter Form möglich. Das Raumschiff, das die Menschen zum Planeten Elpisonia bringen soll, hebt ab. Alle verlassen die Erde. Doch ein Mann und eine Frau werden versehentlich zurückgelassen. Sie sind die letzten Menschen auf der Erde. Als sie ihre Situation realisieren, reagieren sie zunächst panisch und überdreht, kommen einander dann aber näher und erlernen eine neue – oder alte, nur verloren gegangene – Form der Kommunikation: Berührungen, Stille, wahrhaftiges Kennenlernen. Komponist Michael Pelzel wurde 1978 in Rapperswil geboren und gehört zu den erfolgreichsten Schweizer Komponisten seiner Generation. „Last Call“, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Luzerner Autor Dominik Riedo, ist Michael Pelzels erstes Musiktheaterprojekt. Uraufführung der Inszenierung von Isabel Ostermann unter der musikalischen Leitung von Jonathan Stockhammer ist am 28. Juni 2019. www.opernhaus.ch

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OPER HALLE UA |

IM STEIN _ Brigitta Muntendorf

Clemens Meyers monumentaler Roman „Im Stein“ brachte dem aus Halle stammenden und in Leipzig lebenden Autor den endgültigen Durchbruch als einer der international bedeutenden Schriftsteller unserer Zeit. In soghafter, schwindelerregender Sprache führt er in schmutzige Hinterzimmer, nächtliche Straßen, Abgründe und Seelen der Menschen einer fiktiven Großstadt, Eden-City, die mehr Hölle als Paradies ist. Seine Protagonisten: selbstbewusst ihre Lage analysierende Prostituierte, ein untergetauchtes Mädchen, Freier, ein alternder Karl Marx lesender Zuhälter, kleine und große Kriminelle. Sie stolpern durch das Labyrinth ihrer Umwelt und Sehnsüchte, immer auf der Suche nach dem guten Leben, einem Stück Gewinn vom großen Geld und Erlösung ihrer Seelen. Poetisch fremd und realistisch zugleich ist „Im Stein“ eine Geschichte (ost)deutscher Verhältnisse des Hier und Jetzt – und führt gleichzeitig, mythologische Erzählungen des kollektiven Bewusstseins verschränkend, virtuos zu grundlegenden Fragen der globalisierten Gegenwart. Das Porträt einer urbanen Gesellschaft nach dem Scheitern der großen Utopien. Die Komponistin Brigitta Muntendorf ist für ihren intermedialen und Genregrenzen aufhebenden kompositorischen Ansatz bekannt und ausgezeichnet. Ihre Annäherung an einen Roman als Grundlage für ein neues großes Musiktheaterwerk an der Oper Halle unternimmt eine zeitgenössische Neuauflage dieses Genres als kollaborative, montierte und hybride Form: Zusammen kommen Musik und Text, Dramatik, Show bzw. Performance und Film. Als eine moderne Odyssee der Nacht und rauer Passionsweg der Gegenwart stellt sich das dritte Auftragswerk der Oper Halle in der Regie von Michael v. zur Mühlen auch den großen Themen der Operngeschichte von Aufstieg und Fall, Gier, Zärtlichkeit, Eros und Thanatos und Erlösungsfantasien in einer entzauberten Welt. www.buehnen-halle.de

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KOMISCHE OPER BERLIN

M - EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER Moritz Eggert

Oh ja, wir hatten die Empfehlung für diese Uraufführung bereits im letzten Heft. Der Vollständigkeit halber sei sie hier aber ruhig noch einmal beschrieben: Die Stadt ist in Aufruhr! Ein Serienmörder treibt sein Unwesen. Mehrere Mädchen sind bereits tot aufgefunden worden. Mit Hochdruck und allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln fahndet die Polizei nach dem Täter. Auch die Kriminellen der Stadt bleiben nicht untätig. Denn die erhöhte polizeiliche Aktivität mit ihren Razzien und Hausdurchsuchungen ist in jeglicher Hinsicht »berufsschädigend«. Fritz Langs berühmter Kriminalfilm aus dem Jahre 1931 in einer Vertonung des mehrfach ausgezeichneten Pianisten und Komponisten Moritz Eggert, in der sich Sprache, Geräusche und Musik zu einem irisierenden Klanggemälde vereinen. Im Zentrum von Barrie Koskys Inszenierung steht die schillernde Figur des von der Stadtmeute gehetzten Mörders, verkörpert von dem international erfolgreichen texanischen Bariton Scott Hendricks. Die Uraufführung erfolgt am 5. Mai 2019. www.komische-oper-berlin.de


TIROLER FESTSPIELE ERL WINTER UA |

STILLHANG Christian Spitzenstaetter

Das gibt es eigentlich nur bei den Tiroler Festspielen Erl: Eine Premiere, die zugleich Derniere, ganz nebenbei eine Uraufführung und mit Schauspielerin Isabel Karajan und Bass-Bariton Frederik Baldus in den Hauptpartien auch noch festspielgerecht prominent besetzt ist. Chapeau! Und darum geht‘s: Liesl Karlstadt war als Partnerin von Karl Valentin die berühmteste Komikerin im Vorkriegsdeutschland. Geprägt von den schlimmsten Zeiten Europas, verbrachte sie als „Obergefreiter Gustl“ in einer Tiroler Gebirgsjägereinheit von 1941 bis 1943 „die schönste Zeit ihres Lebens“. Auf der Ehrwalder Alm, zunächst als „Stallbursche“ bei ihren geliebten Muli-Tragetieren direkt unterhalb der Zugspitze. Eine fünfzigjährige Frau am Tiefpunkt ihres Lebens, zwischen lauter jungen Rekruten. Eine Selbstmörderin zwischen Himmel und Erde. Mal spielte sie den Vater, mal die stillende Mutter für die Neunzehnjährigen. Aber es wurde vor allem Frieden gespielt mitten im Krieg. Der junge Tiroler Komponist Christian Spitzenstaetter schuf und mit Librettist Klaus Ortnernun aus dieser wahren Begebenheit einen tragikomischen Bilderbogen voller Poesie und musikalischer Eloquenz. Ein skurriler Tanz auf dem Vulkan, der gerade heute höchstbrisant ist. Premiere, Uraufführung und Derniere ist am 28. Dezember 2018. www.tiroler-festspiele.at

NEUKÖLLNER OPER BERLIN

NEUN TAGE WACH Christopher Verworner/Claas Krause

Er nannte sie Christin oder Christ’l und führte nach der ersten gescheiterten Jugendliebe eine jahrelange Beziehung mit ihr. Aufgewachsen vor den Toren Dresdens, kommt Eric Stehfest im Alter von 14 Jahren in der Neustadt mit der Partydroge Chrystal Meth in Kontakt. Seine Urgroßväter nahmen als Bomberpiloten im Zweiten Weltkrieg Amphetamine, um die Angst vor dem Töten und getötet werden zu verlieren. In der Grundsubstanz ist es „das gleiche Zeug“, das Eric konsumiert, um sich unbesiegbar zu fühlen, tagelang durchzufeiern, kurz: „um zu fliegen“. Die Droge stellt Erics Leben auf die Probe: Dealen, Verkehrsdelikte, Raub, eine Freiheitsstrafe auf Bewährung und die Trennung von seiner großen Liebe Anja, die das gemeinsame Kind abtreibt. Eric Stehfest gehört heute zu den Shootingstars des deutschen Fernsehens, mit „Neun Tage wach“ will er über die Gefahren der Modedroge aufklären und berichtet schonungslos von der Drogenszene, dem schmerzhaften Entzug und seinem jahrelangen Doppelleben. Uraufführung ist am 11. April 2019, die Aufführungstermine stehen noch nicht fest. www.neukoellneroper.de


|| chorakademie-luebeck.com |

BUDDHA _

Fr, 2. November 2018 Hong Kong Cultural Centre Tan Dun: BUDDHA PASSION Asiatische Erstaufführung

Da war er also, der magische Moment, den man sich so sehr erhofft, wenn man an einem dermaßen anspruchsvollen und außergewöhnlichen Werk wie der „Buddha Passion“ von Tan Dun über eine Woche geprobt hat. Er stellte sich auf ganz wunderbare Art und Weise von der ersten Minute der asiatischen Erstaufführung des in Sanskrit und Mandarin verfassten neuen Oratoriums am Freitagabend des 2. November 2018 im Konzertsaal des Hong Kong Cultural Centre ein. Ein langer Weg lag hinter den Sängerinnen und Sängern der Internationalen Chorakademie Lübeck und ihrem Leiter Rolf Beck. Ein Weg, der nicht immer einfach war, aber nun nach der gefeierten Uraufführung der „Buddha Passion“ mit den Münchner Philharmonikern bei den Dresdner Musikfestspielen im Mai erneut mit viel Anerkennung und Zuspruch von Presse und Publikum belohnt wurde.

passion


Für den OSCAR-prämierten Komponisten Tan Dun stand schon direkt im Anschluss an die Dresdner Uraufführung fest, dass er mit seinem Freund und Kollegen Rolf Beck auch die asiatische Erstaufführung bestreiten wollen würde. Und das, obwohl in Hongkong ein heimischer Chor mit entsprechenden Sprachkenntnissen bereits vorgesehen war. Die Sängerinnen und Sänger der Internationalen Chorakademie Lübeck hatten aber so intensiv und gut an der Aussprache der Texte in Mandarin und Sanskrit gearbeitet, dass es für Tan Dun gar nicht in Frage kam, auf das feinsinnige Klangbild des Chores in Hongkong zu verzichten. Und so kamen alle Ende Oktober in Hamburg erneut zusammen, um in der St. Pauli Kirche drei Tage lang erneut am Stück – und an der Aussprache – zu arbeiten, am Sonntag des Abfluges kurzerhand noch einen Gottesdienst als Dank für die Bereitstellung der Kirche als Probenraum musikalisch mitzugestalten und am Abend dann schließlich in den Flieger zu steigen. Während die Reise ohne weitere Probleme wie Verspätungen, verpasste Anschlussflüge und verlorenes Gepäck über die Bühne ging, hielten die Konzertorganisatoren nach gut 14 Stunde Reise eine kleine Überraschung für die gerade erst Angereisten parat: Nach nur einer Stunde im soeben bezogenen Hotelzimmer bat man den Chor direkt zur ersten Probe mit Tan Dun und dem Philharmonischen Chor Hongkong - ein Laienchor bestehend aus Medizinern und Juristen, wie Tan Dun nach dem ersten, ganz eigenen, von den deutschen Kolleginnen und Kollegen als leicht befremdlich wahrgenommenen Klangeindruck des Partnerchores kurzerhand zu erklären wusste. Der erfahrene, allerdings in dieser Situation nicht wenig angespannte Komponist mit dem nie enden wollenden und in solchen Momenten mehr als dringend nötigen Sinn für Humor hatte auch sogleich ein geeignetes Rezept für die bevorstehende gemeinsame Zusammenarbeit parat: „Die chinesischen Kollegen konzentrieren sich bitte auf die Aussprache, der deutsche Chor bitte auf den Gesang.“ Spätestens in diesem Moment war den übermüdeten Sängerinnen und Sängern der Internationalen Chorakademie Lübeck klar, dass die zunächst so unmenschlich scheinende Probe kein unnötiges Übel, sondern eine wirklich elementar wichtige Vereinigung zweier sehr unterschiedlicher Chöre bedeutete - und somit unabwendbar war.

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Dafür hatte der Chor dann den gesamten nächsten Tag vor der ersten Orchesterprobe im Konzertsaal des Hong Kong Cultural Centre frei und somit Zeit zur Entspannung, um mit dem Jetlag klar zu kommen oder einfach die aufregende Stadt ein bisschen zu erkunden. Es folgten zwei weitere, intensive Probentage in Hongkong, bei denen vor allem auch organisatorische Dinge geklärt werden konnten wie die Choraufstellung samt Notenständern in den dafür eigentlich nicht vorgesehenen Zuschauerreihen hinter dem Orchester oder die Verteilung und Lagerung der Steine und Glöckchen, die von den Chormusikern ebenso zum Klingen gebracht werden sollten wie ihre Stimmen. Tan Dun arbeitete mit der Internationalen Chorakademie Lübeck, dem Hong Kong Philharmonic Orchestra und deren Chor intensiv an der musikalischen Perfektion seines Werkes. Am Ende war der Komponist voll des Lobes, ordnete sich der Hong Kong Philharmonic Choir sehr einfühlsam dem Gesamtklang des Lübecker Vokalensembles unter, fuhr das Hong Kong Philharmonic Orchestra ganz herausragend zu Hochtouren auf und begleitete Solisten und Chöre mit feinsten Klangnuancen, was zwangsläufig dazu führte, dass das ansonsten eher für Zurückhaltung bekannte Publikum des ausverkauften Saales nach dem Schlusston geradezu tobte. Wieder einmal verzeichnete Rolf Beck in der Zusammenarbeit mit Tan Dun einen herausragenden Erfolg, an den bereits im kommenden Jahr mit einer Asien-Tournee und dann 2020 mit Konzerten in Deutschland angeknüpft werden soll. Ein Glücksfall angesichts der Tatsache, dass dieses Werk in seiner Einzigartigkeit der mitunter sogar sehr humorvollen und dabei ganz besonderen Erzählweise vor allem in den ersten drei Akten des Stückes die Konzertbühnen der Welt erobern und sich so Gehör verschaffen muss. Die Internationale Chorakademie Lübeck wird jedenfalls alles Erdenkliche dazu beitragen, eben genau dieses zu ermöglichen. Tan Dun verlieh seiner Begeisterung kurz vor der asiatischen Erstaufführung auf ganz eigene Art und Weise Ausdruck: „Long live the Choir Academy Lübeck, long live Rolf Beck!“

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GLEICH GEHT‘S WEITER...

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| | www.symphonikerhamburg.de |

„ Das Leben in einem Orchester ist wie die permanente Debatte über existenziellen Fragen: Was ist Musik? Was könnte sie sein? Warum komponiert jemand? Warum spielt jemand ein Instrument? Denn es geht keineswegs nur darum, Töne zu kreieren, sondern um viele Ideen und Reflexionen, die dahinterstehen und uns alle betreffen. Nun gibt es dieses wunderbare neue Magazin, das dazu dient, diese Fragen zu stellen und sich mit möglichen Antworten auseinanderzusetzen. Im Orchesterbereich ist es etwas sehr Besonderes, und es trifft genau meine Vorstellung, wie über Musik gesprochen werden sollte. Sylvain Cambreling Chefdirigent der Symphoniker Hamburg

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Musik zum Lesen:

DAS MAGAZIN DER SYMPHONIKER HAMBURG

NSPIEL

DAS MAGAZIN DER SYMPHONIKER HAMBURG

Musikästhetische Überlegungen, WOLFGANG WELSCH, 4

DAS MAGAZIN DER SYMPHONIKER HAMBURG

Problemformulierungen zur Diskussion über Musiksoziologie,

Sym,

NEU Erhältlich in Zeitschriftenund Buchhandlungen, der Laeiszhalle und der Elbphilharmonie

www.mmwarburg.com

GÜNTHER ANDERS, 20

Hannah Arendts Realismus, THOMAS MEYER, 30 Was ist eigentlich „Musikverstehen“? GEORG MOHR, 38 „... und öff nete den Mund zum Horchen“ – Kleine Metaphorologie der auditiven Off enheit, STEFAN BÖRNCHEN, 52 Der Gegenspieler, oder: das denkende Publikum, JUTTA TOELLE, 64 Töne, Takte, Temperamente, NORBERT ABELS, 68 „... dann ist das Popkonzert dem klassischen Konzert weit überlegen“, GESPRÄCH DER HERAUSGEBER NORBERT ABELS, CHRISTIAN GRÜNY, DANIEL KÜHNEL, 76

7 Fragen an Sylvain Cambreling, 85

}

„In unserem Magazin Sym, stoßen wir einen neuen Diskurs zwischen den Welten des öffentlich Relevanten, der Kunst, des Geistes und der Musik an – denn Konzerte sind gleichsam Stichwortgeber für eine Reflexion über alles, was wichtig ist.“ DANIEL KÜHNEL

1

Oktober

2018, Nr. 1, 14,50 5 ISBN 978-3-00-060896-4


| | www.chorakademie-luebeck.de |

„ Mit stehenden Ovationen bedachte das begeisterte Publikum die opulente, Kulturen und Musikstile vereinigende „Buddha Passion“, eine sechsaktige Oper des chinesischen Komponisten Tan Dun, die am Mittwochabend im Dresdner Kulturpalast von den Solisten, der Chorakademie Lübeck und den Münchner Philharmonikern uraufgeführt wurde [...] Überragend agiert die von Rolf Beck einstudierte Lübecker Chorakademie auf Chinesisch, im Sanskrit, schlagzeugend, rufend und singend. Dresdner Neueste Nachrichten über die Uraufführung der „Buddha Passion“ in Dresden

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Academy 2019 at the Castle Smolenice, Slovakia July 20th – 24th MASTERCLASS with

July 26th – August 1st CARL ORFF: CARMINA BURANA

August 2nd – 8th A CAPPELLA MARATHON

Marcel Boone (NL), Valerie Guillorit (FR), Marcin Koziel (PL)

version for 2 pianos and percussions Conductor: Rolf Beck

with vocal group Fragile (SK)

Berlin January 8 Hamburg January 9 Barcelona January 10 Frankfurt January 21 Reykjavik January 23 Bratislava February 11 Budapest February 12 Warsaw February 13 Gdansk February 14 Oslo February 16 Amsterdam February 18 Paris February 19 Basel March 5 Sofia March 7 Bucharest March 9


| | www.lenbachhaus.de |

„ Die Ausstellung Weltempfänger gibt Einblick in ein außergewöhnliches und weitgehend unbekanntes Kapitel der Moderne: Völlig unabhängig voneinander entwickelten Georgiana Houghton (1814–1884) in England, Hilma af Klint (1862–1944) in Schweden und Emma Kunz (1892–1963) in der Schweiz eine jeweils eigene abstrakte, mit Bedeutung hoch aufgeladene Bildsprache. Alle drei wollten in ihren Arbeiten Naturgesetze, Geistiges und Übersinnliches sichtbar machen. Ihren Werken werden kaum bekannte Filme von Harry Smith (1923–1991) und den Brüdern John Whitney (1917–1995) und James Whitney (1921–1982) an die Seite gestellt. Die Künstler produzierten im Kalifornien der Nachkriegsjahre experimentelle Filme, in denen sie nach einer Einheit verschiedener Sinneswahrnehmungen strebten. Zum ersten Mal präsentieren wir diese äußerst selten gezeigten Werke gemeinsam in einer Ausstellung.

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LENBACHHAUS Georgiana Houghton, The Flowe r o f Sa mue l Wa r ra nd , 1862, (Ausschnitt), Victorian Spiritualists‘ Union, Melbourne

BIS 10 MÄRZ 2019

LE N BACH HAUS. DE

IHR KU NSTMUSEUM I N MÜ NCH E N Foto: VSU


Aufbruchstimmung im Dirigentinnen-Lager: Nachdem das Metier über Jahrzehnte nur von Männern beherrscht wurde, ist der Ruf nach Frauen ans Dirigentinnen-Pult nun unüberhörbar und findet sogar im überarbeiteten Winter-Spielplan der Tiroler Festspiele Erl bemerkenswert großen Anklang. So gefällt uns das! Und selbst wenn Thomas Gottschalk als Moderator des neuen deutschen Klassikpreises OPUS Klassik immer noch auf gut gemeinten, aber dann doch recht unsinnigen Sprüchen über das gute Aussehen der dirigierenden Damen herumreitet,

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freuen wir uns, Ihnen vier der bedeutendsten Dirigentinnen hier und heute vorstellen zu dürfen. Jung und wild sind sie sicher auch – dabei aber vor allen Dingen eines: Sehr, sehr gut!


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|| Öffentliche Meinung |

OKSANA LYNIV

„Es überrascht nicht, dass sie so herausragend ist, denn sie ist eine Frau. Ihr Talent hat primär natürlich nichts mit ihrem Geschlecht zu tun spiegelt aber das verkommene System, das bei Dirigenten noch nicht über den Status im 19. Jahrhundert hinausgekommen ist: Wäre sie nicht herausragend gut, wäre sie als Frau sicherlich nicht in der Position, in der sie ist.“ Süddeutsche Zeitung

|| So ist das |

|| Geboren | 1978 in Brody [Ukraine] || Beruf | Dirigentin || Ausbildung | Vorstudium in den Fächern Flöte und Dirigieren an der Lyudkevich-Schule in Lviv [1992 - 1996], Dirigierstudium an der Musikakademie in Lviv [1996 – 2003], Aufbaustudium an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden im Jahre 2005, 2007 MeisterklasseStudium bei Ekkehard Klemm || Und dann | Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes [DAAD], des Goethe-Instituts und der Oscar-und-VeraRitter-Stiftung, viele weitere Meisterkurse, Aufnahmeleiterin mit den Bamberger Symphonikern für den Bayerischen Rundfunk, Konzert- und Operndirigate weltweit || Zuletzt | 2013 bis 2017 Musikalische Assistentin von Generalmusikdirektor Kirill Petrenko und Dirigentin an der Bayerischen Staatsoper || Und jetzt | Chefdirigentin der Oper Graz und des Grazer Philharmonischen Orchesters

|| Ausgezeichnet | marfa _ 50

3. Preis beim Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerb der Bamberger Symphoniker [2004], Steirerin Awards [2018]

„Der Dirigentenberuf ist relativ jung. Er ist ja erst vor knapp hundert Jahren überhaupt entstanden und gerade vor hundert Jahren war die soziale Stellung von Frauen nicht wirklich gut entwickelt. Erst jetzt, Mitte des 20. Jahrhunderts, wurden die Frauen selbstständiger in ihrem Sozialleben. Natürlich dauert das ein bisschen, bis die Frauen in diesen Beruf auch ankommen. Aber jetzt werden es ja immer mehr und auch immer mehr sind erfolgreich. Der Start ist für jede Frau sehr schwierig. Auch noch vor 10, 15 Jahren, als meine Generation gerade mit dem Studium fertig war, gab es nur ganz wenige Frauen, die überhaupt erfolgreich im Dirigieren waren. Das war schwierig. Wenn ich mich bei Agenturen gemeldet habe, dann bekam ich zu hören: Mit Frauen dauert das sehr lang und es gibt auch keine Garantie, dass etwas daraus wird. Deswegen waren nur sehr wenige an einer Zusammenarbeit interessiert. Jetzt ist es eher andersrum: Man merkt, dass sehr viele Orchester Interesse haben, mal eine Frau zu einem Konzert oder zu einem Projekt einzuladen. Ich selbst bekomme sehr viele Anfragen. Ich kann gar nicht so viele Gastdirigate machen, wie ich Anfragen bekomme. Man merkt also: es gibt jetzt ein gewisses Interesse und eine Neugier, Frauen am Pult vorzustellen.“ [BRKlassik 2018]


|| anjabihlmaier.de| || Geboren | 1978 in Schwäbisch Gmünd || Beruf | Dirigentin

|| Öffentliche Meinung |

|| Ausbildung | erster Geigen- und Klavierunterricht mit 12 Jahren, Studium der Schulmusik mit Hauptfach Klavier und Studium des Dirigierens an der Staatlichen Hochschule für Musik Freiburg

„Anja Bihlmaier aber machte sie in ihrer klaren Zeichensprache, die beide Hände unabhängig voneinander einsetzte, zu einem dramatischen Werk mit kontrastiven Teilen, die in dem einem Trauermarsch ähnlichen Finale einen anrührenden Gestus bekam. [...] Auch im zweiten Teil ereignete sich Ungewöhnliches wie ein genau dosiertes dynamisches und agogisches Austarieren. Wie sie den noch mollverhangenen Beginn aufbrach, die Schwankungen im Ausdruck auffing und zu dem Graziösen des dritten und schließlich Triumphalen des vierten Satzes steigerte, hatte einen überzeugenden Gestus. Ein ungewöhnlich langer Beifall bestätigte, dass sie auch das Publikum mit ihrem kontrollierten Temperament überzeugt hatte.“

|| Und dann | zwischen 2005 und 2008 zahlreiche Meisterkurse, von 2006 bis 2010 Repetitorin mit Dirigierverpflichtung am Theater Coburg, Görlitz und TfN-Hildesheim, 2. Kapellmeisterin am Theater Chemnitz und an der Staatsoper Hannover || Zuletzt | Von 2015 bis 2018 1. Kapellmeisterin und stellvertretende Generalmusikdirektorin am Staatstheater Kassel || Und jetzt | „Die Fledermaus“ zum Jahreswechsel an der Volksoper Wien, Abschlusskonzert der Tiroler Festspiele Erl Winter am 6. Januar 2019 im Festspielhaus Erl

Unser Lübeck über das Debüt bei den Lübecker Philharmonikern „Anja Bihlmaier setzte insgesamt auf einen kraftvollen Orchesterklang. Intensive, auch schmerzliche Bläserfarben illustrierten Mahlers Abschied von der Welt. Auf das schier endlos verklingende ‚Ewig...‘ der Altstimme folgte ein Moment der Stille, ehe jubelnder Beifall aufbrandete.“ HNA über Mahlers „Lied von der Erde“ in der Kasseler Stadthalle

||So ist das |

ANJA BIHLMAIER || Ausgezeichnet | 3. Preis beim Nationalen Klavierwettbewerb, Chemnitz [2003], Stipendiatin der Chelius-Stiftung Freiburg [2003/2004], Stipendiatin des Dirigentenforum des Deutschen Musikrats [2005-2008], 3. Preis beim Internationalen Dirigierwettbewerb „Dimitri Mitropoulos“, Athen [2006], Stipendiatin der Brahmsgesellschaft Baden-Baden e. V. [2006], Stipendiatin der Richard Wagner Stiftung [2007], Einladung zum Finale des Donatella Flick Dirigentenwettbewerbs, London [2008]

„Ob Probe, ob Aufführung: Ich stehe da und bin glücklich, die Musiker zu einer großen Idee zu vereinen, mit der man die Zuschauer beschenken kann. Wobei ich stets versuche, mich in den Dienst des Komponisten zu stellen und all die Farben seiner Musik herauszuarbeiten. Wo ich eingeladen bin, bin ich willkommen. Aber als Frau kriegt man vielleicht nicht so viele Einladungen wie die Herren. Ich hatte jedoch das Glück, viele wichtige Leute kennen zu lernen, und wenn man merkt, dass man nach getaner Arbeit wieder erwünscht ist, dann ist dies das größte Kompliment. Egal, ob Mann oder Frau: Es geht darum, authentisch zu sein.“ [OÖ Nachrichten] 2017] 51 _ marfa


|| cornelia.kerssenbrock.org | || Geboren | 1970 in München || Beruf | Dirigentin || Ausbildung | Studium der Kirchenmusik in Salzburg, Orchesterleitung in Freiburg, Dirigenten-Meisterklasse in Siena [Italien], weitere Meisterkurse bei Paul Goodwin [London], Mariusz Smolij [Houston/USA] und Jorma Panula [Helsinki] || Und dann | ab 2001 Stipendiatin des „Dirigentenforum“ des Deutschen Musikrates, Aufnahme in die 2.Förderstufe und die Künstlerliste „Maestro von Morgen“ im Jahre 2004, Pionierarbeit hinsichtlich der Barockrepertoirepflege in Osteuropa [Polen, Georgien], Engagements auch in der Schweiz, Russland, Aserbaidschan und China || Und jetzt | seit 2002 musikalische Leiterin des „Opernfestivals im Chiemgau Gut Immling“

|| Öffentliche Meinung | „Dirigentin Cornelia von Kerssenbrock leitete die hoch motivierten Instrumentalisten ohne Show, doch mit Umsicht und Verve.“ OVB über „Xerxes“ beim Immling Festival Dass die Schönheit der tanzenden Körper Aschenbachs Pädophilie erschütternd ideal bedient, entspricht Volpis und Brittens rigoroser Perspektive, die keinen Moment die Warte des Schriftstellers verlässt. Das Opulente, Durchdachte, klug Durchprobierte führten zu einem gewaltigen Schlussjubel. Frankfurter Rundschau über „Tod in Venedig“, Staatsoper Stuttgart

|| So ist das |

CORNELIA VON KERSSENBROCK || Ausgezeichnet | Würdigungspreis des Ministeriums für Kultur in Wien [1995/96 ], HändelFörderpreis der Stadt Halle/Saale [1999], Zonta Musikpreis [2004]

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„Schlechte Frauen haben es schwerer als schlechte Männer. Doch um an die Spitze zu kommen, muss man schon durch besonderes Können auffallen. In der VIP-Etage der zehn Prozent international gefragten Dirigenten wird die Luft für beide Geschlechter dünn, denn jeder träumt von den Berliner Philharmonikern oder der New York Symphony. Dorthin gibt es zwei Wege: Die deutsche Ochsentour übers Korrepetieren an der Oper – oder die Tellerwäscherstory von einem, der urplötzlich einspringen muss... „Dirigieren ist nicht nur Handwerk und Show - auch wenn etwas Exhibitionistisches dabei ist und man auch schauspielerisch versiert sein sollte. Es ist mental extrem anstrengend, braucht körperlich unheimliche Konzentration und betrifft einen emotional sehr stark. Und es verlangt viel Bewegung. Weshalb ich beim schwarzen Hosenanzug als Berufskleidung gelandet bin. Auch wenn mir ein Frack sehr gut gefällt – als Frau sollte man Frau bleiben. Ich habe bis hin zum Minirock schon alles ausprobiert.“ [Die Welt 2001]


|| alondradelaparra.com |

|| Öffentliche Meinung |

ALONDRA DE LA PARRA

|| Geboren |

1980 in New York City

|| Beruf | Dirigentin || Ausbildung | Erster Klavierunterricht mit 7 Jahren, Cello mit 13 Jahren, 1 Jahr St. Leonards-Mayfield School in England, Studium der Komposition am Centro de Investigación y Estudios Musicales in MexikoStadt, mit 20 Jahren Klavier- und Dirigier-Studium an der Manhattan School of Music in New York [Bachelor of Music und MA in Dirigieren] || Und dann | Gründung des Philharmonic Orchestra of the Americas (POA) im Jahr 2004, Entwicklung von Bildungsprogrammen an öffentlichen Schulen in New York und Mexico, Gastdirigate bei renommierten internationalen Symphonieorchestern || Zuletzt | Musikalische Leitung des Konzerthaus-Orchesters beim neuen Musikpreis Opus Klassik im November 2018, Chefdirigentin des Queensland Symphony Orchestra

„Manchmal motiviert sie die Musiker mit höflichem Blick und einladender Geste, dann wiederum zuckt und bebt ihr ganzer Körper, wenn sie dem Orchester ein Forte herausreißt.“ Salzburger Nachrichten über den Saisonbeginn der Camerata Salzburg 2018 „Eine energiegeladene Dirigentin“ Main Post über den Ausklang des Kissinger Sommers 2018

|| So ist das | „Du musst keinen engen, steifen Anzug wie die männlichen Kollegen tragen. Ich habe befreundete Modedesigner in Mexiko und New York, denen ich genau erklären kann, was ich für die Bühne brauche. Es ist immer eine Herausforderung, aber ich habe klare Vorstellungen: Am Rücken sollte es lang sein, Freiheit für die Arme, nicht zu eng, aber auch nicht zu locker. Und es sollte immer dunkel sein. Bei starken Kontrasten und Farben können die Bewegungen zu hektisch wirken. “ [concerti 2016] „Die Fähigkeit zum Multitasking, zum Zeitmanagement, zum Führen von Menschen. Auch auf musikalischer Ebene muss man an drei Stellen zugleich sein. Man muss bedenken, was gerade passiert ist, was im Moment passiert und was gleich passieren wird. Man muss in diesen drei Zeitzonen zugleich leben. Man muss alle Instrumente zur selben Zeit im Blick haben. Frauen können genau das sehr gut. Was nicht heißt, dass Männer das nicht können. Denn wir tragen ja alle das Weibliche und das Männliche in uns. Wenn man die größten Dirigenten – allesamt Männer – genauer betrachtet, stellt man fest, dass bei ihnen die feminine Seite sehr präsent ist. Sie wussten ihre weiblichen Eigenschaften sehr gut zu nutzen.“ [BR 2017]

|| Ausgezeichnet | New York Women‘s Agenda [2007], Amigos de la Música Music Award, Luna Award, Poder Award, Sports Emmy Award [2017] 53 _ marfa


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Ein neues Zeitalter der Musikrezeption bricht nicht gerade erst an - es ist längst da! Willkommen in der Welt von Streaming-Services, FahrstuhlMusik und Mood-Playlisten. Doch Musik-Streaming bietet auch dem verwöhnten KlassikFan einzigartige Möglichkeiten vielfältig-hochqualitativen Musik-Genusses!


Musik Streaming hat nicht nur den Markt, sondern auch die Hörgewohnheiten in den vergangenen Jahren massiv verändert. Man hört nicht mehr als Alben konzipierte CDs, man hört Musik in Playlisten, die Stimmungen reflektieren und bedienen – zu neudeutsch Mood-Playlists. Das führt zum einen dazu, dass angenehme BackgroundMusik, die nicht weiter stört oder wehtut, Hochkonjunktur hat. Zum anderen schwächt es den direkten Einfluss der Musikindustrie vor allem im Bereich klassischer Musik, da der Kunde nun auf die Fähigkeiten der Kuratoren beliebter Playlisten vertraut und nicht mehr auf den Verkäufer im nicht mehr existierenden Klassik-Fachhandel um die Ecke. Die Klassik ist aber nicht verloren in der Welt des Musik-Streamings, sondern erfährt in dieser ganz neue, bisher so nicht geahnte Möglichkeiten. Die Entwicklung von Musik-Streaming-Diensten hat nämlich einige Anbieter hervorgebracht, die sich nur auf klassische Musik konzentrieren, während andere allgemeine Streaming-Dienstanbieter aufgrund ihrer technischen Besonderheiten für die Hörer der klassischen Musik sehr interessant sind. Darüber hinaus ist es natürlich auch kein Problem, Zugang zu einer bisher ungekannten Vielfalt klassischer Musik auf den gängigen Streaming-Plattformen wie Deezer, Spotify, Amazon oder Apple Music Zugang zu erhalten, es gibt spezielle Räume für klassische Musik wie den der Deutschen Grammophon mit Bonus-Inhalten und kuratierten Wiedergabelisten. Wie das genau geht, dazu berät sie der noch existierende Fachhandel für Hifi-Geräte oder der Verkäufer im ElektronikSuperstore. Kurz gefasst geht es aber so: Die App des Streaming-Services ihres Vertrauens herunterladen und auf ihrem Smartphone, Tablet oder Rechner installieren, dort anmelden, das Gerät per Klinke/Cinch-Kabel mit der alten, lieb gewonnenen Hifi-Anlage verbinden - Klinke in den Audio-Ausgang des Streaming-Gerätes, Doppel-Cinch in den Audio-Eingang der Anlage stecken – und schon kann der Hörgenuss beginnen. Das Ganze geht natürlich auch mit einem externen Bluetooth-Empfänger, das allerdings meist mit deutlichen Qualitätsverlusten. Und das ist auch einer der Hauptunterschiede zwischen den Mainstream-Angeboten und Qobuz und Tidal: die Sound-Qualität der Musik-Streams. 2008 gegründet, um der Online-Musikwelt einen Streaming-Service mit einer kuratierten Vorauswahl von Musik zu bieten, ermöglicht Qobuz seitdem Musik-Streaming auf höchstem Qualitätsniveau mit hochauflösender Musik mit bis zu 192 kH / 24-Bit-FLAC (Free Lossless Audio Codec). Ok, aber das bedeutet? Zum Vergleich: Apple Music bietet nur 256 Kbit/s AAC (Advance Audio Coding), Spotify immerhin einen 320 KBit/s Streaming-Service. Dies ist Standard-MP3-Qualität und damit die Qualität einer komprimierten Musikdatei. 44 kHz / 16-Bit-FLAC wäre CD-Standard. Der High-Ressolution-Service „Sublime+“ von Qobuz ist für 349,99 € pro Jahr verfügbar. Qubuz ist in den folgenden 11 Ländern Europas erhältlich: Deutschland, Österreich, Belgien, Spanien, Frankreich, Italien, Irland, Luxemburg, Niederlande, Großbritannien und der Schweiz. Tidal bietet die gleiche Streaming-Qualität wie Qobuz im Rahmen des HiFi-Monatsplans von 19,90 Euro, ist jedoch mit rund 50.000 Titeln schon in 52 Ländern weltweit erhältlich. Eine kleine, aber wachsende Anzahl von Alben, die Tidal HiFiMitgliedern für High-Resolution-Streaming mit MQA-Codierung (Master Quality Authenticate) zur Verfügung steht, ist vor allem im klassischen Tidal-Katalog zu finden, hauptsächlich aus den Tiefen des SONY Music-Katalogs. Eine noch bessere Qualität der Musik-Streams mit 44,1 kHz / 24-Bit-CD-Qualität, hochaufgelöst sogar bis zu 192 kHz / 24-Bit in Stereo und Surround (sofern verfügbar) und sogar in DSD64-Stereo und -Surround wird für eine ähnliche Summe von etwa 350 Euro pro Jahr von Primephonic, einem Streaming-Service des niederländischen Klassik-Labels Pentatone mit ausschließlich klassischem Musikkatalog, angeboten. Im Folgenden möchten wir die speziell für klassische Musik entwickelten Streaming-Angebote im Detail vorstellen. Danach haben Sie den Überblick – und die Qual der Wahl. Sicher werden auch Sie dann endgültig für sich feststellen müssen: Streams are my reality…!

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www.primephonic.com Streaming in CD-Qualität wird PRIMEPHONIC für monatlich 16,99 £ (16,63 €) ermöglicht. Diese Plattform, die derzeit nur in den Niederlanden, den USA und Großbritannien verfügbar ist, folgt der gleichen Idee wie der klassische Musikstreaming-Dienst AlphaPlay des Klassik-Labels Alpha von Virgin Music, der seinen Kunden einen eigenen Katalog in hochwertigem Streaming über einen selbst erstellten Streaming-Service zur Verfügung stellt. Beide Dienstleistungen seien in Bezug auf die großen Streaming-Plattformen vergleichbar mit kleinen Delikatessenläden neben einem großen Supermarkt wie Aldi, konnte Musikjournalist Thilo Braun dazu bereits ganz passend feststellen. Das Interessante ist jedoch, dass klassische Musikfans diese Dienste auch dann zahlen, wenn sie nur einen kleinen Katalog in hochauflösenden Streams erhalten. PRIMEPHONIC

GRAMMOFY

Das kleine Startup GRAMMOFY startete 2016 als unabhängiger Streaming-Dienst für klassische Musik, stellte jedoch bald fest, dass es keinen Weg gibt, die Konkurrenz gegen andere Angebote wie Idagio zu gewinnen. Sie änderten dann ihr Geschäftsmodell und präsentieren nun ihre eigene Plattform für klassische Musik als einfache Benutzeroberfläche, die über den persönlichen SpotifyAccount gelegt wird und um zusätzliche Informationen erweitert wurde, und zwar in Form von speziell produzierten Inhalten, wie Erklärungen und Moderationen beispielsweise. Somit ist Grammofy eine wirklich interessante Mischung aus Radiosender und Streaming-Service, der das Problem schwieriger Suchvorgänge und fehlender Informationen wie bei Spotify auf eigene Weise löst. www.grammofy.com

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www.naxosmusiclibrary.com Die NAXOS MUSIC LIBRARY ist im Grunde der Dinosaurier unter den klassischen StreamingDiensten und – wie der Name schon sagt – mehr eine Bibliothek als eine Streaming-Plattform. Durch den Zugriff auf mehr als 139.650 komplette CD-Aufnahmen, 2.161.000 Tracks und einer durchschnittlichen Neueinspeisung von 1.150 CDs pro Monat muss diese aber allein schon des eigenen Umfangs und der Vollständigkeit halber als Streaming-Dienst für klassische Musik aufgeführt werden, da es sich hier immerhin um die umfassendste Sammlung klassischer Musik im Internet handelt.

NAXOS MUSIC LIBRARY IDAGO

IDAGO ist sicher eine der etabliertesten Musik-StreamingPlattformen für klassische Musik auf dem Markt. Das im Jahr 2015 gegründete Unternehmen wurde in der klassischen Musikszene bald als das klassische Gegenstück zu Spotify anerkannt. Mit einem Monatsplan von nur 9,99 Euro erhält der Nutzer gut kuratierte Inhalte in hochauflösender oder sogar verlustfreier Streaming-Qualität. Idagio hat Hörer in über 70 Ländern, derzeit aber noch nicht in Nordamerika (USA und Kanada). Die Plattform bietet eine einzigartige technologische Lösung zur Strukturierung und Anzeige klassischer Musik mit einer speziellen Suchmaschine. Idagio ist somit eine an die speziellen Ansprüche der Nutzer angepasste Streaming-Plattform mit kuratierten Wiedergabelisten und vielem mehr. www.idagio.com

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WEST _ _ kowloon _ _ CD [Cultural District]

Ein eigener Bezirk nur für Kunst und Kultur – auf den Straßenschildern ist er schon gelebte Realität: „West Kowloon Cultural District“ steht dort überall zu lesen. Die Realität sieht allerdings etwas anders aus. Steffen Busche auf den Spuren eines sich gerade erst langsam entwickelnden Stadtteils am Tor zur Welt.

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Harbour Day Scene - M+ Hong Kong, Herzog & de Meuron

22° 23‘ 47“ N 114° 6‘ 34“ O

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Found Space - M+ Hong Kong, Herzog & de Meuron Leere, gähnende. Kaum Leben – nur Baustellen. Ein InfoPavillon, der momentan geschlossen ist, ein imposanter Service-Bau mit Restaurant und Toiletten, der zunächst wie das lang gesuchte neue Museum wirkt. Bauarbeiter, Kräne, Laster und Lärm. Das ist er also, der neue Distrikt für Kunst und Kultur in Hongkong, dem sicher spannendsten und neuesten Entwicklungsprojekt der Stadt direkt an der Einfahrt zum Tunnel, der die Autos hinüber zur Insel bringt. Hongkong besteht nämlich aus einer Insel, Hong Kong Island mit 70% Naturschutzgebiet, und von China erworbenen Teilen des Festlandes, den sogenannten „New Territories“, die von Menschen nur so überquillen. Daher gibt es auch ganz, ganz viele künstlich aufgeschüttete und erschaffene Zusatzflächen, wie eben die des West Kowloon Cultural Districts.

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Park View - M+ Hong Kong, Herzog & de Meuron

Sie sind mit der Planung des Museum M+ beauftragt, einem neuen Museum für visuelle Kultur – bestehend aus Bildender Kunst, Design und Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts sowie bewegten Bildern aus Hongkong, dem Festland, Asien und darüber hinaus. Es wird eines der größten Museen der modernen und zeitgenössischen visuellen Kultur in der Welt. Das M+ Gebäude liegt an der Uferpromenade neben dem Art Park und soll 2019 fertiggestellt sein und ist eines der wenigen Gebäude, das schon jetzt nicht nur durch Baustellenschilder erlebbar und erfahrbar ist, sondern durch eine aberwitzige und höchst interessante Form. [v]

Bereits im Jahre 2010 präsentierte die West Kowloon Cultural District Authority (WKCDA) in Hongkong drei konzeptionelle Pläne für einen neuen 40 Hektar großen, künstlich aufgeschütteten Kulturbezirk mit einem Volumen von 2,7 Milliarden US-Dollar, den die renommierten Architekturbüros Office of Metropolitan Architecture (Rem Koolhaus), Foster + Partners und Rocco Design Architects entwickelt hatten. Die Pläne zeigen drei unterschiedliche Visionen, wie dieses neue Stadtentwicklungsprojekt zu einem „kulturellen Mittelpunkt“ in einer der größten Städte der Welt werden kann. Alle Konzepte sahen viele offene Grünflächen, mehr als 15 neue Kulturstätten (Museen, Arenen und Theater) sowie nachhaltige Transport- und Wassermanagementfunktionen vor. Einige Vorschläge zielten sogar auf CO2-Neutralität ab – für Hongkong auch heute noch ein wahres Fremdwort. [>^]


North Entrance - M+ Hong Kong, Herzog & de Meuron

Bedauerlich, aber nach so kurzer Zeit durchaus normal Den Zuschlag erhielt schließlich und letztendlich das Büro Der Arts Park, in dem sich besagtes Service-Gebäude und Foster + Partners. Basierend auf deren City Park-Konzept der momentan geschlossene Info-Pavillon zum neuen wurde ein Entwicklungsplan vorgelegt, der vornehmlich auf Museum M+ befindet, wirkt etwas verlassen am anderen eine von den in Hongkong lebenden Menschen geforderten Ende des von lärmenden Baustellen gezeichneten EntwickEigenschaften eingeht: West Kowloon Cultural District lungsprojekts und auch nicht gerade sonderlich gepflegt. Ein Ort für alle. Entlang des vorgeschlagenen EntwickTrotzdem offenbart er mit seiner kurzen, aber schön, weil lungsplans soll der West Kowloon Cultural District zu recht naturnah und natürlich gestalteten Promenade schon einem Bezirk werden, der lokale und traditionelle sowie jetzt das Potenzial, das sich einmal hier entfalten wird: internationale und moderne Elemente gleichermaßen Parks, Kunst und Kultur mit eigenem Wasserzugang und berücksichtigt. Kunst und kulturelles Lernen stehen im einer langen Promenade für Sport, Naherholung und die Mittelpunkt dieses urbanen Gefüges. Es ist aber auch ein beste Aussicht auf die Skyline von Hong Kong Island. Doch Raum, der alle anderen Aspekte des täglichen Lebens bis dahin liegt noch ein langer Weg vor den Planern und abdeckt - Wohnen, Arbeiten, Essen und Einkaufen. Dieser Bauherren. Zu diesen zählt auch das renommierte Plan wurde dem Stadtplanungsamt im Dezember 2011 vorSchweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron. gelegt und im Januar 2013 endgültig genehmigt. [<v] Seitdem wird geplant, ausgeschrieben, gebuddelt, gebaut und gepflanzt. Sehen kann man davon auch 5 Jahre nach der Genehmigung noch herzlich wenig.

www.westkowloon.hk

Diese Form umfasst ein effizientes System von Räumen, Einrichtungen und Funktionen. Die horizontale Struktur bietet 17.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, drei Kinos, einen Hörsaal, ein Lernzentrum, einen Museumsshop, Aufführungsräume, Cafés, eine Mediathek und eine öffentliche Dachterrasse mit Blick auf den Victoria Harbour und die Skyline der Insel. Vom Podium aus erhebt sich der vertikale Museumsturm, in dem sich Bibliothek, Archiv, Studienzentrum, Einrichtungen für Mitglieder, Museumsbüros und Restaurants befinden. Das absolute Highlight ist eine LEDFassade für die Präsentation von Bewegtbildern von Künstlern, die vor allem auch von der gegenüberliegenden Seite der Hongkong Insel höchst beeindruckend zu bewundern sein wird und somit die visuelle Brücke zwischen Festland und Insel schlägt. [<v]


Grand Theatre - Xiqu Centre Hong Kong Revery Architecture Inside View - Xiqu Centre Hong Kong Revery Architecture

Ein einzigartiges Merkmal des Gebäudes ist zudem die mutige architektonische Antwort auf die Herausforderung der darunter liegenden Eisenbahnlinie, die das einzige bereits bestehende Element des Standorts ist und diesen halbiert. Anstatt ihn zu überbauen und so zu maskieren, um seine Existenz zu löschen, bezieht der Entwurf die Trasse mit ein, um einen einzigartigen, zusätzlichen, neu entdeckten Ausstellungsraum als „Found Space“ zu schaffen, während er gleichzeitig ein unauslöschliches Symbol für eines der wenigen bereits vor der Entwicklung des Areals existierenden Strukturen bildet. Das Museum soll 2020 eröffnet werden und wird sich sicher schnell zu einem neuen architektonischen und kulturellen Leuchtturm der Stadt entwickeln. [v]

Das erste fertige Gebäude des neuen Kulturbezirks wird allerdings bereits am 20. Januar 2019 eröffnet: Das Xiqu Centre für die zeitgenössische Präsentation traditionellchinesischer Opernformen wie der Kanton-Oper und angrenzender Kunstformen. Das Xiqu Center befindet sich am östlichen Rand des West Kowloon Cultural District, an der Kreuzung von Canton und Austin Road. Das auffallende Design des Gebäudes, von Revery Architecture (vormals Bing Thom Architects) und Ronald Lu & Partners entworfen, wurde von traditionellen chinesischen Laternen inspiriert und kombiniert traditionelle und zeitgenössische Elemente, die die sich entwickelnde Natur der Kunstform reflektieren. [>^] marfa _ 62


Durch den Haupteingang, der an sich öffnenede Bühnenvorhänge erinnert, wird der Besucher direkt in ein lebhaftes Atrium mit erhöhtem Podium und Raum für die Präsentation der reichen und alten Kultur des traditionellen chinesischen Theaters geleitet. Das Gebäude hat eine Gesamtfläche von 28.164 m² und beherbergt ein Grand Theatre mit 1.073 Sitzplätzen, ein Tea House Theatre mit einer Kapazität von bis zu 200 Plätzen, acht professionelle Studios und einen Seminarraum, alle für verschiedene Arten von Xiqu, der chinesische Oper also, mit dazugehörigen Funktionen und Aktivitäten entworfen. Die Designdetails der einzelnen Einrichtungen wurden ebenfalls in Reaktion auf die praktischen Anforderungen und ästhetischen Merkmale der Kunstform erstellt. Das Xiqu Center erfüllt auch anerkannte Nachhaltigkeitsstandards und senkt den Energieverbrauch gemäß den Vorgaben des BEAM Plus Gold Rating, dem international anerkannten Rating-Tool für grüne Gebäude in Hongkong. [v] Auch wenn es noch ein sehr langer Weg ist hin zu einem lebendigen und quirligen Kultur-Stadtteil Hongkongs, sind die ersten wichtigen Hürden schon genommen. Es tut sich etwas im West Kowloon Cultural District. Mit der Eröffnung des Xiqu Centre wird sich das Bewusstsein für die Bedeutung des Ortes und die Vereinnahmung desselben durch die Bevölkerung langsam, aber sicher in Gang

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Hongkong – eine ganz eigene Stadt mit eigenen Gesetzen, Strukturen, Entwicklungen und Problemen. Einige davon behandeln und analysieren die zuvor beschriebenen Bücher auf ganz faszinierende Weise. Die Cover eben dieser Bücher animieren uns auf den folgenden Seiten zur Präsentation ausgewählter Design-Objekte, die mit den Thematiken der jeweiligen Bücher korrelieren und somit Hongkong auf eigene Art charakterisieren.

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COVER __ d _ _ SIGN


Wer sich momentan nach Paris begibt, der tut gut daran, Schutzkleidung auf offener Straße zu tragen. Es könnte nämlich durchaus passieren, dass man auf dem Gehweg von rasenden Tretroller-Fahrern über- oder angefahren wird. Unendliche Einkaufswelten wie die in Hongkong bieten allerdings auch unendliche Weiten, die am besten mit einem motorisierten Roller zu überwinden sind. Sofern man in den die Konsumtempel bevölkernden Menschenmassen überhaupt etwas Platz für die eigene Fortbewegung findet. www.decathlon.de

DIE GANZE STADT EINE EINZIGE MALL Wenn eine ganze Stadt ein einziges durchgehendes Einkaufszentrum mit vielen nicht wirklich zu erkennenden Eingängen und ebenso wenig zu erkennenden Ausgängen ist, dann gleicht sie unweigerlich einem Wald, in dem man leicht die Orientierung verliert – genau so wie Hänsel und Gretel. Um also wieder herauszufinden, sollte man seinen Weg markieren, zum Beispiel mit Post-its. Umso schöner, wenn diese Piet Mondrian zitieren... www.pa-design.com

Achtung! Klimaanlage... Wer sich in die eisigen Welten der Shopping Malls Hongkongs begibt, der ist gut beraten, eine Jacke – oder besser noch: einen Wintermantel – parat zu haben. Es ist tatsächlich künstlich geschaffene Eiszeit in den alles verbindenden Einkaufswelten der Hafenstadt. Apropos Hafenstadt: Wie wäre es da zumindest mit einem wärmenden Sakko, das die im Grunde überhaupt nicht mehr vorhandene maritime Atmosphäre der Stadt zumindest in stilisierter Form reflektiert? www.de.dhgate.com


Die ganze Stadt als Modellbausatz im Miniaturmaßstab – das genau bietet die Spielzeug-Serie Tiny Hong Kong City, die sich mittlerweile zur Design-Ikone entwickelt hat. Der hier gezeigte Bausatz „HK #Bd12 Hong Kong Old Tenements Building“ ist die perfekte Basis für einen Miniatur-Nachbau der „Walled City“. Allerdings wird man den ein oder anderen Bausatz brauchen, um auch nur annähernd die Ausmaße des Originals zu erreichen. www.ebay.com

HOCHHAUS-BIOTOP KURZ VOR DEM ABRISS

Die Streifen dieser Lampe von Remember korrespondieren zwar wunderbar mit dem Cover des Fotobuches, die Lampe selbst würde aber auch auf ganz eigene Art Licht ins Dunkel der ehemaligen Hochhaussiedlung der „Walled City“ in Hongkong bringen. Das obige Puzzle bietet eine abstrakte Interpretation der Vielfalt und der unheimlich spannenden und in seiner Komplexität und kriminellen Gefahr so faszinierenden illegalen Siedlung, die heute Geschichte ist. www.remember.de

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Wer sich in der „Walled City“ bewegen, dorthin begeben oder gar da leben musste, der vermied es unweigerlich, anderen Personen in die Augen zu sehen. In der von kriminellen Banden regierten historisch bedingten Sonderzone Chinas mitten im Hongkonger Stadtgebiet war man gut beraten, gesenkten Blickes vermeidlichen Konflikten aus dem Weg zu gehen. Dieser modische Hut von Riani wäre dabei womöglich von Nutzen gewesen. Vielleicht aber auch nicht... www.riani.com


Wennschon Beton, dann bitte überall! Dabei gibt es nur ein Problem: Hongkong bietet so gut wie keine Gärten und private Flächen für diese wunderbare Sitzgruppe aus Beton. Und in den MikroAppartments der Stadt ist so wenig Platz, dass man dort wohl oder übel auf platzsparende Lösungen ausweichen dürfte.

Diese Hängematte namens „Field Hammock“ nimmt auf das menschliche Grundbedürfnis Bezug, die Natur zu kontrollieren, indem man Rasenflächen anlegt. In einer von Beton, Glas und Asphalt regierten Stadt wie Hongkong bietet eine solche Hängematte die wunderbare Möglichkeit mit sich, überall seine eigene kleine grüne Ruheoase zu errichten. Auch sie hängt quasi schwerelos über dem Boden - wie das Leben der ganzen Stadt.

www.matodi.de

www.studiotoer.com

Dieselbe Serie, ein anderer Bausatz: Dieses Bus-Depot ist Symbol der Funktionalität von Gebäuden in Hongkong, deren äußere Erscheinung allein dem Zweck, nicht der Ästhetik dient. Und man sieht auch hier sofort: Das Erdgeschoss der Stadt – die Straße – gehört der motorisierten Mobilität, nicht den Fußgängern, die sich vornehmlich in höheren Stockwerken über dem Boden in Einkaufszentren und die Gebäude verbindenden Fußgängerbrücken fortbewegen. www.tiny.com.hk

ABGEHOBEN LEBEN: KEIN GRUND ZUR PANIK!

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Günstiger wohnen als in einem der zahlreichen (illegalen) Hostels des „Chungking Mansions“ kann man wohl nirgendwo in Hongkong. Dafür muss man aber mit fensterlosen Mini-Zimmern und kleinsten Betten vorliebnehmen, die man über eine der wenigen Fahrstühle des Gebäudes nach längerem Ausharren in den Menschenschlangen davor erreicht. Wer das zum K... findet, der sollte eine dieser wunderschönen Vasen dabei haben. So überwindet man die eigenen Übelkeit mit Stil.

Dieser stylishe Stadtplan ist eindeutig mehr Dekoration als Orientierungshilfe. Im Großstadtdschungel des multikulturellen Inneren eines Gebäudekomplexes wie dem „Chungking Mansions“ in Hongkong, wo sich Drogendealer, illegale Einwanderer, Prostituierte, indische und pakistanische Imbisse, Elektrohändler und zahlreiche Billig-Hostels auf kleinstem Raum tummeln, würde man ohnehin mit keiner Karte der Welt weiterkommen.

www.manodesign.at

www.artboxone.de

Mit dieser lustigen Akrobatenfamilie von PA Design wird das Wäscheaufhängen auch im grauen Innenstadt-Getto zum Ereignis! Ihr poetischer Vintage-Stil ist einfach zum Verlieben. Und weil sie so toll aussehen, sind sie auch die perfekten Klammern zum Aufhängen von Postkarten oder Fotos. Die Wäscheklammern werden in einer ansehnlichen Geschenkbox geliefert - eine tolle Geschenkidee, mit der Sie anderen oder auch sich selbst eine Freude machen können. marfa _ 68

www.madeindesign.de

IM MULTIKULTURELLEN WOHNOBJEKT


Die neue Fotostrecke der Design Army für das Hong Kong Ballet hat für Furore gesorgt und das Image der Compagnie extrem verjüngt. Dabei imitiert sie im Grunde auf ganz eigene Weise die ehemalige Kampagne des Staatsballetts Berlin, bei der Tänzerinnen und Tänzer im urbanen Umfeld Berlins fotografiert und präsentiert wurden. Trotzdem hat die asiatische Variante der Berliner Idee seinen ganz eigenen Charme.

So, wie „Hello Kitty“ nur ein japanischer Import ist, ist auch fast alles andere in Hongkong irgendwie importiert oder imitiert. Wer etwas ganz Authentisches sucht, der wird es schwer haben. Festzuhalten gibt es dennoch genug Eindrückliches in der faszinierenden Hafen- und Inselstadt. Und das kann man auf ganz wunderbar nostalgische Weise mit der Instant Camera instax mini „Hello Kitty“ von FujiFilm. www.mytoys.de

wwww.hkballet.com

EIN KLASSIKER FÜR HONGKONG-BESUCHER

Hongkong ist definitiv nicht Shanghai – soviel steht fest. Aber selbstverständlich gibt es auch in Hongkong eine Boutique des einzigen exklusiv chinesischen Designerlabels Shanghai Tang. Diese bieten zu westlichen Luxuspreisen edelste Güter mit ganz besonderem Charme, eine Mischung aus Louis Vuitton, Hermes und Hugo Boss - so wie dieses Tuch der Herrenkollektion aus feinstem Wolle-SeidenGemisch. www.shanghaitang.com

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LOOKS like _ _ _

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39° 54‘ 15“ N 116° 24‘ 26“ O 39° 54‘ 15“ N 116° 24‘ 26“ O Man könnte bei den folgenden Werken auch von Peking-Opern sprechen – allein, der Begriff meint etwas völlig anderes. Die drei Opern in unserem Opernführer der besonderen Art spielen allerdings alle in Peking - die Mode, die wir dazu präsentieren, spiegelt auf individuelle Weise den in den Kollektionen der Designer vorherrschenden Chinatrend.

OPERA

39° 54‘ 15“ N 116° 24‘ 26“ O


Ein Mönch erzählt von einem Stein, zurückgeblieben vom Bau des Himmels, der von einer Perlenblume seit 3.000 Jahren gepflegt wird. Der Stein und die Blume wollen ihre Liebe erfüllen und als Sterbliche auf der Erde leben. Sie reisen durch einen magischen Spiegel auf die Erde. || 1. Akt || Aus der Blume wird Dai Yu, eine kranke junge Frau. Sie lebt im Haus des Jia-Clans. Oma Jia ist Dai Yus Großmutter, Lady Wang die Schwiegertochter von Oma Jia. Der Stein wird zu Bao Yu, Lady Wangs Sohn. Lady Wang lädt ihre Nichte Bao Chai aus dem Xue-Clan in ihr Zuhause ein, um ihren Sohn mit ihr zusammenzubringen. Der Jia-Clan kann nämlich nur gerettet und von den kaiserlichen Schulden befreit werden, wenn Bao Yu die vermögende Bao Chai heiratet. Bao Yu fühlt sich von Bao Chais Schönheit angezogen, verabscheut aber den der Sache anhaftenden Pragmatismus. Im Traum erkennt Bao Yu – obwohl von Bao Chai angezogen – die Seelenverwandtschaft zu Dai Yu. Auch der Kaiser drängt auf die Hochzeit von Bao Yu und Bao Chai. Lady Wang ist begeistert, Oma Jia verärgert, Dai Yu verzweifelt. || 2. Akt || Dai Yu hört zufällig, wie Bao Yu seine Hingabe an sie erklärt. Oma Jia stirbt. Lady Wang, das neue Oberhaupt des Clans, befiehlt ihrem Sohn, die Wünsche des Kaisers zu erfüllen und Bao Chai zu heiraten. Sie verbannt Dai Yu. Bao Yu will nun Mönch werden. Lady Wang stimmt daraufhin der Hochzeit von Bao Yu und Dai Yu zu. Bao Yu heiratet die verschleierte Dai Yu, die in Wirklichkeit Bao Chai ist. Kaiserliche Soldaten konfiszieren daraufhin alle Besitztümer der Jias und Xues. Der Kaiser hat die Ehe herbeigeführt, um das Vermögen beider zu erringen. Die Soldaten verbrennen das Gut. Nach der Hochzeit ertränkt sich Dai Yu im See. Der Mönch offenbart, dass er Bao Yus Alter Ego ist und seine eigene Lebensgeschichte erzählt hat.

DREAM OF THE RED CHAMBER Der Traum der roten Kammer Oper in zwei Akten Musik | | Bright Sheng Libretto | | David Henry Hwang und Bright Sheng Literarische Vorlage | | Gleichnamige Novelle von Cao Xueqin Uraufführung | | 10. September 2016 Ort der Uraufführung | | San Francisco Opera (Koproduktion mit dem Hong Kong Arts Festival) Spieldauer | | ca. 3 Stunden Ort und Zeit der Handlung | | Peking, China, zur Zeit der Qing-Dynastie


Bao Chai ist hübsch, hat aber etwas zu verbergen - ihre Haarpracht. Leicht burschikos: die kurzen Hosen dazu.

IRENE LUFT

RIANI

Dai Yu, die Mensch gewordene Blume, in zartem, durchsichtig wehendem Chiffon voller Blüten und Vögel.

Bao Chais Mutter weiß sichtlich, was sie will: die klare, geradlinige Kontur ihrer Kleidung erzählt genau davon.

BOTTER

Bao Yu, der als Mensch in der Silhouette etwas massiver, oversized daherkommende Stein mit weichem Kern. I‘VR ISABEL VOLLRATH

IRENE LUFT

39° 54‘ 15“ N 116° 24‘ 26“ O

Oma Jia weiß, was einer älteren Dame steht: viel Tüll mit hoch angesetztem Rockansatz zum Beispiel.


NIXON IN CHINA || 1. Akt || Nixon, seine Frau Pat und sein Berater Kissinger reisen 1972 nach Peking. Anlass des Besuchs ist das legendäre Treffen mit Staatschef Mao Zedong. Nixon versucht, konkrete politische Probleme wie den Vietnamkrieg anzusprechen, doch Mao stellt klar, dass sein eigenes Gebiet die „Philosophie“ sei. Am Abend gibt es ein großes Fest: Zhou hebt sein Glas und wünscht ein friedliches Verhältnis zwischen Amerika und China, Nixon dankt für die Gastfreundschaft und bedauert die bisherigen Spannungen. || 2. Akt || Nixons Frau Pat besichtigt im Damenprogramm eine Schule, eine Schweinezucht und eine Fabrik, die Miniatur-Elefanten herstellt. Überall wird sie mit dem tristen, repressiven kommunistischen Alltag konfrontiert. Am Abend besucht die amerikanische Delegation eine Peking-Oper, begleitet von Zhou Enlai und Maos Frau Jiang Qing. Zur Aufführung gelangt ihr Ballett „Das rote Frauenbataillon“, in dem Frauen der Roten Armee die Bauern einer Tropeninsel von der Unterdrückung durch einen Großgrundbesitzer befreien. Pat sehnt sich zurück in das beschauliche Kalifornien und zeigt sich entsetzt über die dargestellte blutige Gewalt. Eine Auseinandersetzung zwischen dem pragmatischen Zhou Enlai und der doktrinären Jiang Qing wird zum symbolhaften Ausdruck der Kulturrevolution. || 3. Akt || Der letzte Tag des Staatsbesuches. Die Beteiligten sind müde, der große Durchbruch blieb aus. Das abschließende Shanghai-Kommuniqué enthält nur leere Worte, gerade ausreichend, damit beide Seiten ihr Gesicht wahren. Die Paare blicken auf ihr Leben zurück: Mao und seine Frau auf die Zeit des revolutionären Kampfs, Nixon auf seine Jahre als Marinesoldat im Krieg. Zhou bleibt nachdenklich und fragt: „How much of what we did was good?“

Oper in drei Akten Auftragswerk der Brooklyn Academy of Music, der Houston Grand Opera und des John F. Kennedy Center for the Performing Arts Musik | | John Adams Libretto | | Alice Goodman Vorlage | | Der Staatsbesuch Nixons 1972 bei Mao Zedong Uraufführung | | 22. Oktober 1987 Ort der Uraufführung | | Houston Grand Opera Spieldauer | | ca. 3 Stunden Ort und Zeit der Handlung | | Peking, 1972


Mao als symbolisch-bedrohliche Machtfigur mit Halbmaske und Konturen auslöschenden Stoffraffungen.

GUIDO MARIA KRETSCHMAR

Der Präsident ist nicht nur offen für Gespräche, sondern offenbar auch für elegante Mode mit schrillem Pfiff. I‘VR ISABEL VOLLRATH

LANA MÜLLER

Oh, eine Künstlerin! Jiang Qing betont ihre Profession mit strengem Pony und Poncho aus China-Seide.

Die Präsidentengattin in großer Robe für das abendliche Gala-Dinner. Mehr schlichte Eleganz geht einfach nicht! MALIN BUSCK

I‘VR ISABEL VOLLRATH

39° 54‘ 15“ N 116° 24‘ 26“ O

Es geht auch ohne Pony! Hier das Outfit für Tages-Aktivitäten mit der amerikanischen Präsidentengattin.


TURANDOT || 1. Akt || Prinzessin Turandot gibt ihren fürstlichen Verehrern drei Rätsel auf und lässt sie bei falscher Lösung köpfen. Dieses Mal ist der Prinz von Persien gescheitert, das Volk wartet gespannt auf das grausame Spektakel. Im Gedränge fällt Timur, ein blinder Alter, zu Boden. Seine Dienerin Liù bittet um Hilfe. Ein Fremder, dessen Namen niemand weiß, erkennt in dem Mann seinen eigenen Vater, den ehemaligen König der Tartaren, der fliehen musste und seinen Sohn für tot hielt. Der Fremde verabscheut Turandot, lässt sich aber trotz der Warnungen von Timur, Liù und den Ministern Ping, Pang und Pong nicht davon abbringen, um sie zu werben.

Opernfragment in drei Akten Musik | | Giacomo Puccini Musik existierender Schlussfassungen | | Franco Alfano (1926), Luciano Berio (2002) Libretto | | Giuseppe Adami, Renato Simoni Literarische Vorlage | | „Turandot“ von Carlo Gozzi Uraufführung | | 25. April 1926 Ort der Uraufführung | | Teatro alla Scala di Milano Spieldauer | | ca. 2 3|4 Stunden Ort und Zeit der Handlung | | Peking, China, zur Märchenzeit

|| 2. Akt || Selbst der Kaiser versucht, den Fremden abzuhalten. Dieser lässt sich aber nicht beirren und löst zur allgemeinen Überraschung die drei Aufgaben. Turandot, die sich um keinen Preis einem Mann ergeben will, bittet ihren Vater um die Entbindung von ihrem Versprechen. Der Kaiser beharrt darauf. Der namenlose Tartarenprinz bietet ihr selbst einen Ausweg: Sie solle seinen Namen bis zum Sonnenaufgang herausfinden. Gelingt dies, würde er sie von ihrem Eid befreien und sich freiwillig das Leben nehmen. || 3. Akt || Timur und Liù werden herangeschleppt, weil sie im Gespräch mit dem Namenlosen beobachtet wurden und daher seinen Namen kennen müssen. Aus Angst, diesen preiszugeben, nimmt sich Liù das Leben. Der Fremde versucht, Turandot von ihrer gemeinsamen Liebe zu überzeugen – und küsst sie. Turandot möchte ihn verbannen, er aber verrät seinen Namen – Calaf – und legt somit sein Schicksal in Turandots Hände. Der Kuss hat Turandot verändert. Sie versteht die Bedeutung der Liebe. Vor dem Kaiser und dem Volk verkündet sie seinen Namen: Liebe!

39° 54‘ 15“ N 116° 24‘ 26“ O


...Pang – als gelber Vogel mit Fangnetz, in das bisher niemand außer offenbar er selbst gegangen ist...

RITA RODRIGUES DE SÁ

Der fremde Erlöser kommt beim besten Willen nicht hemdsärmelig daher, dafür aber mit kurzen Hosen. Wild! BOTTER

DANNY REIN

Ping – in zartem blau an den Beinen, aber mit krass blauer, dem Fremden zusprechenden Oversize-Jacke...

BOTTER

BOTTER

Wem das aus Eigennutz vergossene Blut bis zum Hals steht, bei dem läuft es aus dem Hosenbein: Turandot!

...und Pong – wird von Shell gesponsort? Der böse Westen mit unterschwelligem Einfluss überall. Aaaaah!


ERL Tiroler Festspiele Erl Winter 26.12.2018 - 06.01.2019

_ TERMINE | _ _

Christian Spitzenstaetter STILLHANG Festspielhaus | | Fr 28.12.2018, 18.00 [UA] S. 37 NEUJAHRSKONZERT Festspielhaus

DORTMUND Luca Francesconi QUARTETT Oper Dortmund

BERLIN Oscar Schlemmer DAS TRIADISCHE BALLETT Akademie der Künste Standort Hanseatenweg | | Mo 21.01.2019, 19.00 [ÖP] | | Di 22.01.2019, 19.00 | | Di 22.01.2019, 22.00 S. 16 www.bauhausfestival.de

| | Do 18.04.2019, 19.30 [DE] | | Sa 27.04.2019, 19.30 | | So 05.04.2019, 18.00 | | Sa 11.05.2019, 19.30 | | Fr 17.05.2019, 19.30 Christopher Verworner/ Claas Krause NEUN TAGE WACH Neuköllner Oper

S. 35 www.theaterdo.de

DÜSSELDORF

| | So 05.05.2019, 19.00 [UA] | | Sa 11.05.2019, 19.30 | | Fr 24.05.2019, 19.30 | | So 09.06.2019, 19.00 | | Sa 22.06.2019, 19.30 | | Mi 26.06.2019, 19.30 S. 36 www. komische-oper-berlin.de

www.neukoellneroper.de

BONN Jonathan Dove MARX IN LONDON Theater Bonn | | So 09.12.2018, 18.00 [UA] | | Mi 12.12.2018, 19.30 | | Sa 22.12.2018, 19.30 | | Fr 28.12.2018, 19.30 | | Sa 12.01.2019, 19.30 | | So 20.01.2019, 18.00 | | Sa 02.02.2019, 19.30 | | Fr 08.02.2019, 19.30 | | Do 14.02.2019, 19.30 S. 32 www.theater-bonn.de

marfa _ 78

ABSCHLUSSKONZERT Festspielhaus | | So 06.01.2019, 11.00 S. 51 www.tiroler-festspiele.at

HALLE Brigitta Muntendorf IM STEIN Oper Halle

| | Do 11.04.2019 [UA] S. 37 Moritz Eggert M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER Komische Oper Berlin

| | Di 01.01.2019, 11.00 S. 50

Anno Schreier SCHADE, DASS SIE EINE HURE WAR Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg | | Sa 16.02.2019, 18.30 [UA] | | Sa 23.02.2019, 18.30 | | Mi 27.02.2019, 18.30 | | Fr 08.03.2019, 18.30 | | So 10.03.2019, 14.00 | | So 17.03.2019, 17.30 S. 33 www.operamrhein.de

| | Fr 26.04.2019, 19.30 [UA] | | Sa 04.05.2019, 19.30 | | So 19.05.2019, 15.00 | | Sa 25.05.2019, 19.30 | | Sa 01.06.2019, 19.30 | | Fr 07.06.2019, 19.30 S. 36 www.buehnen-halle.de

HAMBURG Symphoniker Hamburg KONZERTE MIT SYLVAIN CAMBRELING Laeiszhalle | | So 06.01.2019, 11.00 | | Do 31.01.2019, 19.30 | | So 17.02.2019, 11.00 | | So 24.02.2019, 19.00 | | So 14.04.2019, 19.00 | | So 23.06.2019, 19.00


WIEN Symphoniker Hamburg KONZERTE MIT SYLVAIN CAMBRELING Elbphilharmonie | | Di 05.02.2019, 20.00 | | Di 25.06.2019, 20.00 S. 42 www. symphonikerhamburg.de

INNSBRUCK Johanna Doderer LILIOM Tiroler Landestheater Innsbruck | | Sa 23.02.2019, 19.00 [ÖE] | | So 03.03.2019, 19.00 | | Mi 06.03.2019, 19.30 | | Fr 08.03.2019, 19.30 | | Do 28.03.2019, 19.30 | | So 31.03.2019, 19.00 | | Do 04.04.2019, 19.30 | | So 07.04.2019, 19.00 | | Fr 17.05.2019, 19.30 | | Mi 22.05.2019, 19.30 S. 32 www.landestheater.at

SALZBURG Philip Glass DER PROZESS/THE TRIAL Salzburger Landestheater

Johannes Maria Staud DIE WEIDEN Wiener Staatsoper | | Sa 08.12.2018, 19.00 [UA] | | Di 11.12.2018, 19.00 | | Fr 14.12.2018, 19.00 | | Sa 16.12.2018, 19.00 [LS] | | Do 20.12.2018, 19.00 S. 33 Manfred Trojan OREST Wiener Staatsoper | | So 31.03.2019 [P] | | Fr 05.04.2019 [LS] | | So 07.04.2019 | | Mi 10.04.2019 | | Sa 13.04.2019 S. 34 www.wiener-staatsoper.de

ZÜRICH Michael Pelzel LAST CALL Opernhaus Zürich Studiobühne | | Fr 28.06.2019, 19.00 [UA] | | So 30.06.2019, 19.00 | | Do 04.07.2019, 19.00 | | Sa 06.07.2019, 19.00 S. 35 www.opernhaus.ch

| | Sa 02.03.2019, 19.00 [ÖE] | | Do 07.03.2019, 19.30 | | Fr 15.03.2019, 19.30 | | Di 19.03.2019, 19.30 | | Fr 22.03.2019, 19.30 | | Do 11.04.2019, 19.30 | | Mi 29.05.2019, 19.30 S. 34 www. salzburger-landestheater.at

DE > Deutsche Erstaufführung LS > Livestream ÖE > Österr. Erstaufführung ÖP > Öffentliche Probe P > Premiere UA > Uraufführung

Erhältlich unter www.wir lieben.hamburg 79 _ marfa


IMPRESSUM MuP Verlag GmbH Nymphenburger Straße 20b, 80335 München Tel.: +49 [0]89 139 28 42 0 [Zentrale] Fax: +49 [0]89 139 28 42 28 Geschäftsführer: Christoph Mattes Chefredaktion [verantwortlich]: Steffen Busche Gründer und Berater: Alexander Busche Kreativdirektion und Grafik: K2MPR _ Busche www.alexanderbusche.de Autoren: Alexander Busche, Steffen Busche Produktion: MuP Verlag GmbH Druck: Druck Pruskil GmbH Buch- und Offsetdruck, Gaimersheim, Bayern Erscheinungsweise: Das Magazin marfa erscheint zweimal jährlich. Haftungshinweis: © für alle Beiträge bei der MuP Verlag GmbH Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung. Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehmen wir keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich. Anzeigenverkauf: Yasmin Keller [Mobil: +49 [0]89 139 28 42 42, yasmin.keller@mup-verlag.de] Anzeigenpreise: Liste vom Januar 2017 Abonnentenverwaltung: Leserservice, MuP Verlag GmbH, Nymphenburger Straße 20b, 80335 München Tel.: +49 [0]89 139 28 42 30 Fax: +49 [0]89 139 28 42 28 leserservice@mup-verlag.de Alleinvertrieb für den Zeitschriftenhandel: MuP Pressevertrieb GmbH, Nymphenburger Straße 20b, 80335 München Tel.: +49 [0]89 139 28 42 61, disposition@mup-pv.de, www.MuP-PV.de Freie Verteilung Hamburg in Kooperation mit der Hamburger Innen-Werbung Bildnachweise: Titel/Rückumschlag, 2: Eric Fischer, www.flickr.com/photos/walkingsf/4671557223, CC BY 4.0 (www.creativecommons.org/ licenses/by/4.0) / Desaturated from original; 4, 26, 27, 31, 32/33, 34/35, 36/37, 38, 81,82: Busche; 12/13: Theater Halle/Falk Wenzel; 14/15: © Revery Architecture, www.westkowloon.hk; 16/17: Wilfried Hösl; 18/19: (v.l.) Lai Chack Middle School, Mei Ho House (YHA Hong Kong / www.hotels.com), Hong Kong Museum of History; 22: M+ Collections; 23: ORO Editions; 48, 53: Oscar Turco; 49, 50: © Werner Kmetitsch/Photowerk/OperGraz ; 49, 51: Neda Navaee; 49, 52: Gut Immling; 54: www.amazon.de; 58/59, 60: © Herzog & de Meuron; 61, 62, 63: © Revery Architecture, www.westkowloon.hk; 65: Stefan Al (book cover), Decathlon, PA Design, Depositphotos, DHgate; 66: Watermark Publications (book cover), Tiny/www.ebay.com, Remember, Mercedes Benz Fashion Week; 67: ORO Editions (book cover), Matodi, Studio Toer, Tiny; 68: University of Chicago Press (book cover), Art Box One, Mano Design, PA Design/www.madeindesign.de; 69: Monocle (book cover), Design Army for HK Ballet, FujiFilm/My Toys, Shanghai Tang; 70, 71, 73,75,77: Mercedes Benz Fashion Week Berlin (Spring/Summer 2019); 72/73: Alexander Mueller, www.flickr.com/photos/ alexander_mueller_photolover/25883441152, CC BY 4.0 (www.creativecommons.org/licenses/by/4.0) / Desaturated from original; 74/75: Gauthier Delecroix, www.flickr.com/photos/gauthierdelecroix/42913342461, CC BY 4.0 (www.creativecommons.org/ licenses/by/4.0) / Desaturated from original; 76/77: Recuerdos de Pandora, www.flickr.com/photos/recuerdosdepandora/ 8070627212, CC BY 4.0 (www.creativecommons.org/licenses/by/4.0) / Desaturated from original

Sollten Fotos versehentlich entgegen der eigentlichen Bestimmung eingesetzt und verwendet worden sein, wir die Urheber vor Drucklegung nicht erreicht oder sich diese trotz mehrmaliger Kontaktaufnahme nicht zurückgemeldet haben und die Verwendung ohne Vorsatz des Herausgebers zur Verletzung von Urheberrechtsansprüchen führt, bitten wir Sie, uns umgehend per Mail zu kontaktieren und auf den Missstand hinzuweisen.

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FROM THE PAST... _ _ ICONS

Das war sie also, die letzte Printausgabe der marfa. Wir bedanken uns allen voran bei unseren Lesern, bei unseren Autoren und Fotografen, beim MuP Verlag, bei unseren treuen Anzeigenkunden, bei Friederike Heyne und bei allen, die dazu beigetragen haben, dass marfa sich Ăźber neun Ausgaben zu dem wunderbaren Produkt entwickeln konnte, das es aus unserer Sicht heute ist. Es ist aber Zeit fĂźr eine neue Ausrichtung, die schneller, spannender und noch abwechslungsreicher ist...


FOR THE FUTURE! _ _ ICONS

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OPER

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| | www.marfa-oper.com

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SEE U THERE...



| | | Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben. Die meisten Menschen machen sich selbst bloß durch übertriebene Forderungen an das Schicksal unzufrieden. Man muss die Zukunft abwarten und die Gegenwart genießen oder ertragen. | | Wilhelm von Humboldt [1767 - 1835]

marfa X Herbst/Winter 2018 9,90 € 02

4 190399 609901


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