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OPER _ n _ LEBEN

RETROPERA ricordi originals Die Archive und kulturellen Zentren einzelner Komponisten ebenso wie die derer Verlagshäuser bieten unzählige Möglichkeiten der überaus innovativen und höchst spannenden Neubetrachtung des ricordi originals Opernbetriebes aus der eigenen Geschichte heraus. Es wird höchste Zeit, genau diese Archivezu und Thematik einmal Die umfassend kulturellen Zentren beleuchten und hinterfragen ... einzelner Komponisten ebenso wie deren Verlagshäuser bieten unzählige Möglichkeiten

Foto: Archivio Storico Ricordi

RETROPERA


Die Medienwelt verändert sich, das Nutzungsverhalten der Mediennutzer verändert sich. Online-Verkaufsplattformen produzieren exklusive Serien, die sie selbst entwickeln, finanzieren und als Content ihren zahlenden Usern bereitstellen. Fantastisch, aber nicht neu. Genau das hat man in der Oper vor mehr als hundert Jahren nämlich auch schon gemacht — und sollte es vielleicht wieder tun?!?

Gesamt t s n u t K m a s Kunst e GWerkerk Text / Alexander Busche Fotos / Archivio Storico Ricordi

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Und plötzlich ist es da, das Bild, mit dem man als Jugendlicher aufgewachsen ist: Das ikonisch vom Cover der Doppel-VHS-Video-Aufnahme des „Lohengrins“ prangende dunkelblaue Motiv mit silbrigem Ritter vor leuchtender Schwanenprojektion. Diese Traumfantasie des Lohengrin-Auftritts ist womöglich genau die, die jeder mehr oder weniger erzkonservative Zuschauer meint, wenn er aus einer Inszenierung mit Ratten oder aus seiner Sicht ähnlich scheußlichem Getier namens Regietheater kommt und empört seinem Ärger mit den Worten „So hat der Komponist das aber nicht gewollt!“ Luft macht. Plötz-

lich ist es also da, dieses Traumbild des Lohengrin-Auftritts – erlebt im November 2019 in Prag, in der Wiederaufnahme der Wiederaufnahme, in Katharina Wagners Reproduktion der „Lohengrin“-Inszenierung ihres Vaters aus dem Jahre 1967. Und was soll man sagen? Es ist zum Niederknien schön. Der Ritter – in diesem Fall Magnus Vigilius in seinem bemerkenswert gelungenen Rollendebüt – tut nichts anderes, als ruhigen Schrittes erhaben von hinten über Treppen die Szene zu erklimmen. Darüber die Projektion eines Schwanes und Wagners Musik – und die nicht einmal annähernd herausragend vorgetragen vom Chor des Nationaltheaters. Aber diese fast schon skurril ret-


<v Es scheint fast so, als habe das Verlagshaus Ricordi das heute noch so wichtige und beliebte Prinzip des Merchandisings erfunden: Zwei MotivSammelpostkarten für die Oper „Iris“ von Pietro Mascagni.

|| archivioricordi.com |

rohafte Form der dargebotenen Szene – und mit ihr die Musik – verzeiht viel, nahezu alles. Zum ersten Mal denkt man sich tatsächlich nicht: Augen zu und durch! Man denkt eigentlich gar nichts mehr. Man sitzt, lehnt sich zurück und genießt.

RETRO ALS CHANCE Es gibt zahlreiche Vorzüge, die diese Form der Wiederbelebung und Rekonstruktion des Altbewährten mit sich bringt. Der Größte ist sicher die weitestgehend planbare Zufriedenheit der Zuschauer, die zumindest in bestimmten, nicht selten höchst lukrativ ausgestatteten und somit auch ökonomisch interessanten Publikumsschichten stets nach Werktreue – was auch immer das sein mag – und somit nach der eigenen plakativ-sinnfreien

Bespaßung schreien. Zum anderen ist es die Statik der mit großen Tableaus arbeitenden Inszenierung, die nicht nur Rollendebütanten größtmögliche Konzentration auf die neu erarbeitete Partie ermöglicht, sondern vom eigentlichen Geschehen kaum ablenkt. Vor allem auch dann nicht, wenn die Spielfläche im Vergleich zum Original so klein ist, dass manche Wege von Chor und Solisten zu auch im Regietheater immer wieder gern eingesetzten Zeitlupen-Wanderungen avancieren. Den größten Vorteil allerdings muss man tatsächlich in der dokumentarischen Arbeit dieser das Ende einer Ära kennzeichnenden Produktion Wolfgang Wagners suchen und sehen – ging mit dieser Inszenierung

doch auch das Ende der Wagner-Vorherrschaft in der Regiearbeit auf dem Grünen Hügel zu Ende. Fortan sollten auch „externe“ namhafte Regisseure im Wagner-Tempel inszenieren und neue Interpretationsansätze auf die dortige Bühne bringen. Aus zeitgeschichtlicher Sicht ist dieser „Lohengrin“ somit also vergleichbar mit Picassos Gemälde „Les Demoiselles d’Avignon“, das bekanntlich seine kubistische Phase einläutete.


> Adolf Hohenstein entwarf und malte die Kostüme für die Uraufführung von Mascagnis „Iris“ – wie hier die Studie der Kostüme des fingierten Puppenspiels im 1. Akt. >>v Das Archivio Storico Ricordi hält auch historische Klavierauszüge mit den ursprünglichen Beleuchtungsanweisungen bereit (rechts). Darüber hinaus sind in sogenannten Distributionsbüchern die Kostüme und Requisiten der Uraufführung sowie deren Verleih an andere Theater dokumentiert. Ein wahnsinnig interessanter Schatz der Möglichkeiten und technischen Bedingungen jener Zeit.

Ein solches Meisterwerk der Kunstgeschichte wird ja auch nicht im Keller versteckt gehalten und der Öffentlichkeit entzogen. Es wird gepflegt, restauriert, in Museen oder Ausstellungen präsentiert und somit stets in neue, auch heutige Gesamtzusammenhänge gebracht und seine Bedeutung an nachfolgende Generationen weitergegeben. Ob es sich nun bei Wolfgang Wagners „Lohengrin“ um ein qualitativ vergleichbares Oeuvre handelt, das sei dahingestellt. Es für den Zuschauer zugänglich zu machen, ist aber durchaus legitim und im Sinne der erlebbaren Musikgeschichte durchaus wichtig. Erst durch die vergleichende Betrachtung verschiedener Inszenierungsstile wird es auch jungen Generationen ermöglicht, sich ästhetisch zu bilden und für sich selbst zu entscheiden, welche Art der Inszenierung sie präferieren. Die möglichst detailge-

treue, historisch korrekte Rekonstruktion ist dabei insofern von größter Wichtigkeit, als dass man auf diese Weise ein Zeitdokument kunsthistorisch kuratiert auferstehen lässt, anstatt sich völlig halbseiden in pseudo-realistischem MöchtegernKitsch zu vergehen.

RICORDI ORIGINALS Während Katharina Wagner eher unfreiwillig und aus der Not der Dinge heraus zur Botschafterin des familiären Inszenierungs-Grals in Prag wurde – die spärlichen bühnentechnischen Gegebenheiten vor Ort ließen kein katharineskes Inszenierungsspektakel zu, hat es sich Dirigent Felix Krieger ganz bewusst auf die Fahnen geschrieben, seltene Werke eines anderen sehr berühmten Familienunternehmens halbszenisch auf das Konzertpodium zu bringen: die Werke aus dem Archiv der Mailänder Verlegerfa-

milie Ricordi. Seit nunmehr zehn Jahren präsentiert Kriegers Berliner Operngruppe alljährlich seltene Opern mit prominenten Solisten sowie eigenem Chor und Orchester – seit 2017 in enger Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Bertelsmann, das sich 1994 des zuvor recht stiefmütterlich behandelten „Archivio Storico Ricordi“ angenommen und es fein säuberlich katalogisiert, digitalisiert sowie für jedermann online einsehbar und verfügbar gemacht hat. Das Archiv der Verlagsfamilie Ricordi in Mailand hütet noch immer so manchen unentdeckten Schatz – und die mögliche Grundlage für herausragend gut rekonstruierte Originalproduktionen der Werke von Verdi, Puccini, Mascagni und Co. In den Archivräumen der Casa Ricordi finden sich neben unzähligen sehr aufschlussreichen Briefwechseln der Verleger mit den Komponisten


auch Kostüm- und Bühnenbildentwürfe der Originalproduktionen sowie Spielanweisungshandbücher oder Lichtstimmungspartituren. Das nämlich, was heute in Form der Inszenierungsgleichheit bei Musical-Blockbustern weltweit allgemein anerkannte Verbreitung findet, hatte zur Hochzeit der Casa Ricordi gegen Ende des 19. bis ins 20. Jahrhundert hinein auch in der Oper Tradition. Doch damit nicht genug. Die Familie Ricordi verstand es, die ihnen anvertrauten Opernproduktionen weltweit höchst profes-

Sonderbriefmarken. Für das kommende Jubiläumsjahr der Berliner Operngruppe ist Krieger wieder einmal auf Werksuche ins Archiv in Mailand gegangen – und natürlich fündig geworden. Nach den Berliner Erstaufführungen von Verdis „Oberto, Conte di San Bonifacio“ und „Stiffelio“, Donizettis „Maria Rohan“ und „Betly“ sowie Puccinis „Edgar“ präsentiert das Ensemble am 18. Februar 2020 im Konzerthaus zum ersten Mal die Original-fassung von Pietro Mascagnis „Iris“ in der Hauptstadt. Die Neuköllner Oper hat vor wenigen Jahren eine sehr stark bearbeitete Fassung für 7 Instrumente und Live-Elektronik als „Iris-Butterfly“ herausgebracht. Nun endlich wird die orchestrale Urfassung auf Basis der umfassenden Dokumente des Ricordi Archivs erstmals in Berlin erklingen. „Iris“, 1898 in Rom uraufgeführt, war die allererste Oper der Musikgeschichte mit japanischem Sujet und gilt somit als Wegweiser für sionell zu vermarkten und zu verkau- weitere japanisch geprägte Opernfen. Die das Libretto wiedergebenden werke wie Puccinis „Madama ButterTexthefte waren im Umfeld der fly“. Einzigartig ist die ihr innewohnende ungewöhnliche Mischung aus Opernaufführungen Symbolismus und Verismo. mindestens so heiß begehrt wie Sonderpostkarten mit Motiven aus der jeweiligen Oper und die sie schmückenden


den, dabei zumeist auf höchst unsin- Das macht Raum für wirklich spannige Weise Unsummen an Geldern nende Produktionen, und ermöglicht verschlingenden (Gar-Nicht-Mehr- zudem die Kreation von Neuem. Soooo-)Neu-Inszenierungen zu prä- Denn was ist der vorherrschende sentieren, sondern in kuratierten, Trend im Medienbusiness? Die Schafdem guten Beispiel der höchst profes- fung und Erfindung neuer Stoffe und sionellen Aufarbeitung und Bewah- origineller Inhalte, die so nur auf rung von Kunst älterer Epochen in bestimmten Plattformen abrufbar Museen folgenden historisch belegten und erlebbar sind. Es geht um nichts Originalproduktionen, die das Gros anderes als den USP, den sogenannten der Opernbesucher sehen wollen und Unique Selling Point. Wie kann ich dafür sicher auch ordentliche Summen mich gekonnt von anderen Anbietern zahlen würden. Man hätte somit eine abgrenzen und dabei vor allem junges UND NUN? Referenzproduktion, die dauerhafte Publikum für mein Bezahlangebot Gültigkeit hätte und als „Cash-Cow“ begeistern? Auf der einen Seite also die Rekonst- durch die Spielpläne über mehrere Diese Frage scheinen sich nur ruktion einer Wagner-Inszenierung, Jahre geführt und sogar an andere wenige Opernbetriebe zu stellen. Und die für sich genommen keine hier kommt nun wieder „Iris“ inszenatorische Glanzleistung ins Spiel. Denn was sind die DIE BERLINER OPERNGRUPPE darstellt, epochal gesehen Themen, die in Mini-Serien aber durchaus wertvolle und Eigen-Content von StreaUnter der Leitung von Dirigent Felix Krieger widmet Bedeutung hat. Auf der andeming-Plattformen für Aufsesich die Berliner Operngruppe seit 2010 der ren Seite die halbszenische hen und Interesse sorgen? Wiederbelebung selten zu hörender italienischer Wiederauferstehung einer Opern. Mit Verdis Opernerstling „Oberto, Conte di Das sind vor allem die Problefast vergessenen Oper mit San Bonifacio“ trat sie am 3. Mai 2010 im matiken unserer Gesellschaft dem eigentlich so wahnsinnig Radialsystem V mit großem Erfolg erstmals an die in aufklärend-dokumentariunspektakulären Namen Öffentlichkeit. Dank großzügiger Unterstützung scher Sichtweise und nicht durch den Mäzen Nicolaus Freiherr von Oppenheim „Iris“. Nun, die Mischung aus selten krassester Form der konnte die Berliner Operngruppe seitdem jährlich beidem deutet einen komungefilterten Darstellung, die Opernraritäten in der Hauptstadt präsentieren – plett neuen Weg und eine so im öffentlich-rechtlichen mittlerweile als feste Größe im dortigen Opernleben neue Sichtweise auf die MögFernsehen niemals eine Plattmit semiszenischen Aufführungen im Konzerthaus lichkeiten des Opernbetriebs. form bekommen würden und Berlin. Galt die Oper lange als davon den Betrachter sehr häufig befreit, museal zu sein oder mit so zuvor selten erlebter / / berlineroperngruppe.de / reproduktiv Operngeschichte Beklemmung und Bedrüauch auf der Bühne darzustelckung erfüllen. Und genau len, scheint diese gedankliche Häuser ausgeliehen und weitergege- das bietet der Stoff von „Iris“. Hier ist Fehlhaltung nun so langsam aus den ben werden könnte. die Welt schon lange nicht mehr in Opernbetrieben beziehungsweise den Das schließt natürlich herausra- Ordnung. Köpfen der sie führenden Personen zu gende Interpretationen der Werke verweichen. gangener Epochen per se nicht aus. Es NEO-VERISMO 2.0 Viele Aspekte sind es, die sich in lässt aber die Möglichkeit, über diese dieser neuen Sichtweise auf den anders zu entscheiden, weil sie nicht Entführung, Enteignung, fremd gestifOpernbetrieb eröffnen und die es zu aus der rein existentiellen Notwendig- teter familiärer Zwist, Lügen, Zwangsdiskutieren gilt. Zwei davon seien hier keit entstehen müssen – frei nach dem prostitution bis hin zu gesellschaftexemplarisch hervorgehoben und dar- vorherrschenden und nicht selten ver- lich-familiär bedingtem Selbstmord, gestellt. Das erste wäre die Chance, die nichtenden Motto: „Wir brauchen Raub und Straffälligkeit durch unterso viel geliebten Uralt-Werke der jetzt eine ‚Tosca‘ im Spielplan – egal lassene Hilfeleistung – diese Themen Operngeschichte nicht in sich mittler- von wem oder wie gemacht!“, sondern brauchen keine neumodische Neudeuweile auch fast immer wiederholen- aus dem dringenden Bedürfnis der tung, sondern wirken sicher vor allem Der Erfolg war seinerzeit derartig groß, dass „Iris“ bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts sogar öfter gespielt wurde als Mascagnis heute bekanntestes Werk „Cavalleria rusticana“. „Iris“ gilt als Mascagnis modernstes und in harmonischer Sicht subtilstes Werk. Es zeigt eine viel feinere Raffinesse in der Komposition als seine vornehmlich mit musikalischen Effekten arbeitende „Cavalleria rusticana“.

Deutung entstehen und in den Spiel- in der direkten Darstellung in eben plan aufgenommen werden können. der Form, in der sie schon zur eigenen


< Der originale Bühnenbildentwurf von Adolf Hohenstein für den 3. Akt der Oper „Iris“. v Eine weitere kunstvolle Figurine von Hohenstein für das Kostüm der Iris im 1. Akt.

Entstehungszeit ihre Wirkung nicht verfehlten. Diese Stoffe und diese Opern sind als „Ricordi Originals“ ihrer Zeit gleichzusetzen mit den „Netflix Originals“ und „Amazon Prime Exclusives“ des Hier und Jetzt. Vielleicht ist es an der Zeit, nun im Umkehrschluss von Netflix und Amazon zu lernen. Warum nicht eine Oper, die „Tschernobyl“ heißt? Warum nicht die krassen Stoffe auf der Opernbühne, die schon in Zeiten des Verismo die Menschen berührten und bewegten? Zugegebenermaßen wird das in Ansätzen auch schon gemacht – vor allen in den USA, die auf diesem Gebiet der TV- und Filmadaptionen für die Opernbühne absolute Vorreiter sind und damit überaus erfolgreich. Trotzdem: Es wird allerhöchste Zeit für einen sehr klar propagierten Neo-Verismo 2.0. Denn jetzt

ist eben genau das möglich zu zeigen, was lange Zeit reglementiert und durch die öffentliche Hand gedeckelt wurde. Und jetzt wird dem Zuschauer eine Eigenmündigkeit zugesprochen, die ihm selbst die Fähigkeit zuspricht, darüber zu entscheiden, welche Form der krassen Darstellungen von Emotionen, Gewalt, gesellschaftlichen Problematiken und Missständen er sich antun möchte. Das ist im Bereich des Video-Streamings sicher nicht ganz unproblematisch. Es dürfte aber im Hinblick auf ein mündiges Opernpublikum kein Problem sein. Wagen wir also mehr und schaffen wir neue Inhalte auch auf der Opernbühne! Denn das gibt in wechselseitiger Wirkung Freiräume für die ebenso geliebten traditionellen Stoffe und Inszenierungen, die höchst zielgruppengerecht Spielpläne bedienen und gestalten.


|| mbfw.berlin|

IRIS Oper in drei Akten – im Original vom Komponisten als „Melodramma“ bezeichnet Musik | | Pietro Mascagni Libretto | | Luigi Illica Uraufführung | | 22. November 1898 Ort der Uraufführung | | Teatro Costanzi Rom Spieldauer | | 2 3/4 Stunden Ort und Zeit | | Japan gegen Ende des 19. Jahrhunderts

|| 1. Akt || In ländlicher Idylle und völliger Abgeschiedenheit lebt Iris zusammen mit ihrem blinden Vater. Der reiche Osaka aus der Stadt und sein Freund, Bordellbesitzer Kyoto, beobachten Iris heimlich in ihrem Garten vor ihrem Haus. Osaka überredet Kyoto zur Entführung des schönen Mädchens. Sie inszenieren ein Puppenspiel, in dessen Folge Iris entführt wird. Ihr Vater wird in dem Glauben gelassen, sie sei freiwillig in die Stadt gegangen. || 2. Akt || Iris erwacht in Kyotos Bordell. Osaka erscheint und umwirbt sie. Sie gibt sich zurückhaltend und sehnt sich nach Hause zurück. Osaka verliert das Interesse und überlässt Iris dem Bordellbesitzer. Als dessen Vorzeigedame wird sie Lockvogel für das Freudenhaus. Ihr Vater findet und verflucht sie, weil er immer noch glaubt, sie habe ihn freiwillig verlassen. Die verzweifelte Iris stürzt sich aus dem Fenster in einen Abflusskanal. || 3. Akt || Außerhalb der Stadt in sumpfigem Gelände finden Landstreicher die schwer verletzte Iris. Sie rauben ihre wertvolle Kleidung und lassen sie sterbend zurück. In Todesgewissheit erscheinen ihr im gleißenden Sonnenlicht noch einmal all ihre geliebten Blumen, von denen sie glaubt, sie seien die einzigen Dinge, die sich von ihr nie abgewendet haben.

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Austro-Jungdesigner Christoph Rumpf war der Shooting-Star der Mercedes Benz Fashion Week im Juli 2019 in Berlin. Seine Kollektion erzählt die Geschichte eines kleinen Jungen, der ohne menschlichen Kontakt im Dschungel aufgewachsen ist, eigentlich aber ein vermisster Prinz ist. Irgendwie ist das auch die Geschichte der „Iris“. Trotzdem: Rumpfs Kollektion ist wie gemacht für die Realisation der Oper auf der Bühne.

34° 41‘ 38“ N 135° 30‘ 08“ O


Iris i verbunnihrem heim Schütz den grün ischen Um ist ihr end, a feld: N ber an s greif beidiges Gewaturar umh a üllt ...nd.

LOOKS _

OPERA

mit oben Forw r e e ark v niert st stimensiodafür. i s i r I d n r der über tehe Vatedition – idung s r e D Tra r Kle der n seine me

Os a k a spielerisin heller Kleidu Typ. Er nchen Applikat ng mit feinen und ionen: D immt sic er h d a s, w as er maSpielerg.

ie f um d iel Stoff ihr liegt, v t i m n Akteine Last auffenbart. zweite Iris im ern, der wiceh viel Haut o Schult ennoch au a b er d Fotos: Mercedes Benz Fashion Week Berlin Hintergrundbild: Ken Funakoshi auf www.flickr.com

Der TrachBösewic lebt a t: Kyot ht in tra ber v o wirk dition om L t eid a wie einell dunkle nder Edelm r er M enschann, en.


LAST CALL

ACHTUNG! #flashback ... Es gab tatsächlich eine Zeit, in der man sich als Kind auf langen Autofahrten in den Urlaub mit einfachen Spielen die Zeit vertrieb. Angesichts der Fahrqualität der damaligen Autos und häufig fehlender Klimaanlagen waren es am besten solche, die gänzlich ohne Hilfsmittel auskamen, da die Fahrt sonst aufgrund der aufgekommenen Übelkeit wild speiender Kinder schneller endete, als es den Eltern lieb war.

Mein Teekesselchen ... Teekesselchen war eben genau so ein Spiel, bei dem die Mitspieler ein Wort mit mehreren Bedeutungen – ein sogenanntes Homonym oder Polysem – aufgrund von möglichst verklausulierten Hinweisen erraten mussten. Linguistisch wertvoll schulte es ganz nebenbei das Sprachzentrum. Je bewusster und galanter man mit diesem zu hantieren wusste, umso besser konnte man sich – und sein Sprachzentrum – im Spiel präsentieren. Die Bank als Sitzgelegenheit und als Geldinstitut ist ein typisches Teekesselchen. Die Birne ist es, das Teekesselchen selbst ist ein Teekesselchen, bezeichnet der Begriff doch das hier beschriebene Spiel ebenso wie den Wasserkocher. Neudeutsche, häufig allerdings nur phonetisch funktionierende Teekesselchen umfassen Begriffe wie Mehl/Mail.

... kann man auf der Opernbühne zeigen! Nach der Lektüre der vorherigen Seiten kennen Sie nun auch ein Teekesselchen, das trotz der gültigen Regel des Einsatzverbotes von Eigennamen nun doch erraten werden darf: Die Iris als Blume und Oper.

von Alexander Busche

Und da behaupte noch einer, Teekesselchen spielen (und marfa lesen) sei wegen der Einfachheit des Spiels nur etwas für Dummköpfe – denn aus dieser Annahme entstand der Name des Spiels: Als Teekessel wurde nämlich nicht nur der Kessel zum Erhitzen von Wasser bezeichnet, sondern auch ein ungeschickter, dümmlicher Mensch.

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OPER‘n‘OUT>


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