Marek Radke, "Gold, Silber und..."

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MAREK RADKE Gold, Silber und...

2018



MAREK RADKE Gold, Silber und...

2018



Farbe und Form bilden die wichtigsten Vokabeln in der künstlerischen Sprache von Marek Radke, dessen Werk auf vielfältige und lebendige Art mit der Fläche, dem Raum und dem Licht spielt. Unterschiedliche, jedoch immer klar definierte geometrische Formen bestimmen nicht nur die Formate seiner Werkstücke, sondern auch die aufgebrachten Kompositionen, gliedern die Fläche, teilen sie in kleinere Bereiche, oder dehnen sich weit aus auf ihr, bis ihre Konturen eins werden mit den Grenzen des Bildes oder Objektes. Jede der Formen ist ebenso klar wie leuchtend in einen Farbton gefasst, hängt dem Zeichen einer geheimnisvollen Symbolsprache gleich an der Wand oder frei im Raum oder liegt in einem Meer unterschiedlicher Objekte jeder Größe auf dem Boden wie ein Spiel, das darauf wartet gespielt zu werden. Und wird das Licht gelöscht, dann verändert sich die Situation noch einmal, denn nur einige, phosphoreszierende Farben leuchten, während die übrigen im Dunkel verschwinden. Marek Radke schafft eine bunte spannende Welt, die Emotion und Intellekt gleichermaßen anspricht, die jedoch auch Räume für Fragen öffnet: Was etwa, wenn Farben und Formen jeweils eigene Bedeutungen haben? Was, wenn eine Farbe von besonderem, von übergeordnetem Wert ist, sich über die anderen in mythologischer, materieller oder gar – was die Ingredienzen angeht - marktwirtschaftlich nachweisbarer Hinsicht erheben kann?

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Diesen Fragenkomplex vor Augen spürt Marek Radke mit dem Thema „Gold, Silber und...“ in einer besonderen Werkgruppe Möglichkeiten und Ausstrahlung gerade dieser Edelmetalle nach. Geschenktes Blattgold, das lange wartend im Atelier lag, und Graphit, das – wir kennen es aus verschiedenen früheren Arbeiten Radkes – wie Silber glänzt, wenn es nur intensiv genug poliert wird, waren – in viereckigen Feldern nebeneinandergesetzt - der Ausgangspunkt dieses Experimentes. Und hier schon stellen sich Fragen: Erweckt Silber bei seiner Betrachtung ein anderes Gefühl in uns als Graphit, das wie Silber glänzt? Ist ein in Gold und Silber gestaltetes Werk gerade deshalb teurer als andere? Strahlt ein Kunstwerk in Gold und Silber mehr als eines in Rot und Blau und - falls das der Fall wäre - was strahlt da: das Gold und Silber an sich oder die mit diesen Tönen verbundenen Ideen? Mit anderen Worten: Was macht den Wert von Silber und Gold eigentlich aus? Marek Radke hat seine Antwort, was die eigene Kunst betrifft, längst gefunden: Er gesellt Gold und Silber zu der ihm eigenen Farb- und Materialpalette, ebenso wie er es früher schon mit dem Graphit tat oder mit einer Spiegelfläche, auf der er farbige Stäbchen gleich

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einem Mikado-Spiel arrangiert, und schafft in der Kombination mit seinem bewährten Repertoire neue spannungsvolle und besondere Situationen: alte ovale vergoldete Rahmen etwa, die eine Komposition in Goldtönen als Innenleben provozieren, oder eine Serie roter Sterne in strenger Reihung auf goldenem Grund. Bei ihm stehen Gold und Silber nicht nur strahlend nebeneinander, sondern auch neben phosphoreszierendem Rot oder fast schwarz schimmerndem Graphit oder bekommen durch farbige Grundierung eine individuelle Tönung: Unter einer farblosen Öllasur wirkt Gold auf rotem Grund dunkler und rötlich, erhält Silber auf einem Grund aus Ocker einen Goldschimmer. In verschiedenen Nuancen begegnen uns so Gold- und Silbertöne in seinen Arbeiten – strahlend hell das Gold, im rötlichen Bereich bis hin zu einem kupferartigen Ton; fast weiß und gleißend das Silber, goldschimmernd bis hin zu einem Anthrazit. Viele dieser Arbeiten Radkes sind in Schichten aufgebaut, die schließlich immer wieder sichtbar werden – nicht nur als kaum merkliche Ahnung aus der Tiefe, sondern auch durch die Entfernung zwischenzeitlich aufgebrachter Schablonen oder Schnüre, durch

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Abrieb oder zufällige, jedoch nicht unbeabsichtigte Bestoßung. Die Oberflächen seiner Werke sind mit Bedacht nie perfekt. Sie weisen Pinselstrukturen auf, Farbnasen, in die Farbmasse eingeschlossene Körnung, nachträglich vorgenommene Bohrungen durch die oberste hin zu unteren Schichten. Doch dadurch werden gerade die Flächen dieser Werkgruppe interessant und strahlend: Die entfernten Schablonen und Schnüre hinterlassen teils aufgeworfene Grate, in deren scharfen Kanten sich einfallendes Licht bricht. Das phosphoreszierende Rot lässt als Grundierung Gold- und Silbertöne strahlen, blitzt gleichzeitig unter und neben der obersten Malschicht oder aus den Bohrungen hervor oder beleuchtet – auf der Rückseite des mit Abstandhalter an der Wand fixierten Bildträgers aufgebracht - die umliegende Wand in einem dünnen Strahlenkranz. Und wenn schließlich Schwarzlicht ins Spiel kommt, verschwinden auch Gold und Silber völlig im Dunkeln – hier übernehmen die phosphoreszierenden Farben die Rolle des Leuchtens.

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Nicht nur in der Malerei mit ihrer unregelmäßigen Oberfläche arbeitet Marek Radke mit dem und in den Raum hinein. Zu seinem Oeuvre zählt er ebenso Körper - Kugeln, an verschiedenen Seiten offene Quader, Stäbe, Kegel usw., die er - farbig gefasst, teils auch miteinander verbunden und zu völlig neuen phantasievollen Formen kombiniert oder als solche Kombinationen gefunden und verarbeitet - auf dem Boden inszeniert, an Wänden fixiert oder in den Raum hängt. Er verwendet auch plastisch gestaltete Bildträger mit versenkten Partien, auf denen die anschließende farbige Fassung zu einem spannenden Licht- Schattenspiel gerät. Insbesondere mit Graphit, Gold und Silber lassen sich auch hier interessante Effekte erzielen. Es sind diese Effekte und dieser Umgang mit den Materialien, die Gold und Silber in dem Werk Marek Radkes bedeutsam und kostbar machen und weiter denken lassen als einfach nur an Edelmetalle - „Gold, Silber und...“ Dr. Alexandra Sucrow Paderborn, 2017

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The Game, 2008, Acryl, Holz, Spiegel, Art Center PATIO, Łódź


Lebensweg III , 2014, Acryl, Graphit, Holz, 80 x 120 x 4,8 cm

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Die Grosse Kunstausstellung NWR DĂźsseldorf , 2012, Museum Kunst Palast, DĂźsseldorf


Tu i tam / Here and there, 2014, Galeria Biała, Lublin

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5/08/09, 2009, Acryl, Graphit, Holz, 100 x 200 x 4,8 cm


01/01/15, 2015, Acryl, Blattgold, Graphit, Leinwand, 18 x 240 cm

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14 17/09/16, 2016, 2016, Acryl, Holz, 18,8 x 29,7 cm


06/06/17, 2017, Acryl, Holz, 20 x 26,5 cm

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Gold, Silber und..., 2017, Kunstverein Oerlinghausen, Oerlinghausen


Gold, Silber und..., 2017, Kunstverein Oerlinghausen, Oerlinghausen

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ZĹ‚oto, srebro oraz... / Gold, Silver and..., 2018, Nationalmuseum in Stettin, Stettin


ZĹ‚oto, srebro oraz... / Gold, Silver and..., 2018, Nationalmuseum in Stettin, Stettin

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23/01/18, 2018, Acryl, Glas, Holz, 30 x 30 cm


17/06/17, 2017, Acryl, Holz, 37 x 37 cm

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ZĹ‚oto, srebro oraz... / Gold, Silver and..., 2018, Nationalmuseum in Stettin, Stettin


Marek Radke Geboren 1952 in Olsztyn/Polen. Lebt und arbeitet in Bad Driburg. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in: Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Holland, Italien, Japan, Lettland, Österreich, Tschechien, Polen, Slowakei, Slowenien, Süd Afrika, Ungarn und USA. Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen in: Belgien, Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Holland, Italien, Japan, Lettland, Österreich, Polen, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Süd-Afrika, Ungarn, Ukraine und USA.

www.art-radke.eu


Herausgeber: Edition MWR ArtStudio "Gold, Silber und…" Text: Dr. Alexandra Sucrow Gestaltung und Fotografie: Marek Radke Druck: SAXOPRINT GmbH, Enderstr. 92 c, 01277 Dresden © Copyrigth by Autoren, 2018 ISBN 978-3-00-058758-0 Bad Driburg 2018



ISBN 978-3-00-058758-0


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