Marburger Magazin Express 51-52/2016

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Porträt eines Guten Die Tom-Mutters-Biografie von Markus Becker und Klaus Kächler

1958 gründete Tom Mutters in Marburg die Bundesvereinigung Lebenshilfe. Er war Mitinitiator einer der erfolgreichsten Soziallotterien weltweit: der „Aktion Mensch“ Foto: Klaus Kächler

eine Bescheidenheit habe sie tief beeindruckt, erzählen Markus Becker und Klaus Kächler. Für ihre Biografie über Tom Mutters haben sich die beiden Journalisten regelmäßg zum Café mit Tom Mutters und seiner Frau im Haus des LebenshilfeGründers getroffen. 2008, bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen der Lebenshilfe in Marburg, hatte Becker Tom Mutters kennenlernt und war sofort eingenommen von dem Pädagogen. 2013 besuchten Becker und Kächler dann Mutters, um ein Porträt über ihn zu schreiben, dabei reifte die Idee zu einer Biografie über den Mann, der 1958 in Marburg die Bundesvereinigung Lebenshilfe gründete. „Für Millionen Menschen war Tom Mutters ein echter Held“, sagen die Autoren. Denn durch seine Visionen und seinen unermüdlichen Einsatz für Menschlichkeit und Toleranz habe Mutters Menschen mit Behinderung eine Stimme gegeben und dafür gesorgt, dass sie

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einen Platz in der Gesellschaft fanden – lange bevor der Begriff Inklusion Eingang in die Politik gefunden habe. Tom Mutters erlebte zwei Weltkriege, versteckte mit seiner Familie in Amsterdam während der deutschen Besatzung jüdische Freunde und war in der jungen Bundesrepublik für die Vereinten Nationen tätig. Als UNO-Beauftragter für „Displaced Persons“ – so der Ausdruck für Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge und andere Menschen, die von den Nazis verschleppt worden waren – hatte Tom Mutters in der Nachkriegszeit das Elend geistig behinderter Kinder in den Lagern kennengelernt. Gemeinsam mit betroffenen Eltern gründete der niederländische Pädagoge dann 1958 im hessischen Marburg die Bundesvereinigung Lebenshilfe. Damit setzte er eine enorme gesellschaftliche Veränderung in Gang. Der Niederländer, „Tom, der Gründer“ genannt, wurde über Jahrzehnte zum Motor der Lebenshilfe. In den

Anfangsjahren reiste er kreuz und quer durch die Republik und brachte die Lebenshilfe-Botschaft in jeden Winkel des Landes: Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung gehören ohne Wenn und Aber dazu. Sie sind ein wertvoller Teil der Gesellschaft – sie brauchen nur mehr Unterstützung als andere. Tom Mutters brachte den Selbsthilfe-Gedanken auch in andere Länder: nach Indien, Afrika und Osteuropa. Mit Unterstützung der Lebenshilfe schlossen sich dort Eltern behinderter Kinder zu vergleichbaren Vereinigungen zusammen. Zudem hatte Mutters 1965 maßgeblichen Anteil an der Gründung der ZDF-Fernsehlotterie „Aktion Sorgenkind“, die heute „Aktion Mensch“ heißt und vorrangig Projekte für Menschen mit Behinderung fördert. Mutters hat die Lebenshilfe über Jahrzehnte geprägt und begleitet. Er hat Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen zu einem ganz neuen Selbstbewusstsein verholfen. Auf der Grundlage der persönlichen Gesprächen mit dem im Februar 2016 im Alter von 99 Jahren verstorbenen Tom Mutters, seiner Frau Ursula und vielen Wegbegleitern zeichnen Markus Becker und Klaus Kächler in ihrer Biografie den Weg Mutters nach, dessen Vision aus den 1950er-Jahren sich heute in der UN-Behindertenrechtskonvention widerspiegelt.

Die Biografie enthält Zeitdokumente sowie exklusive Fotos, die einzigartige Einblicke in ein fast 100-jähriges Leben gewähren. Markus Becker ist als Lokalredakteur im MAZ Verlag für die Region Marburg verantwortlich, Klaus Kächler ist Chefredakteur im MAZ-Verlag. kro/pe

Das Buch Die Biografie „Tom Mutters, Pionier – Helfer – Visionär“ ist im Daedalus-Verlag erschienen, umfasst 176 Seiten und zahlreiche Fotos. ISBN 978-3-89126-239-9

Lesung Markus Becker liest aus der Tom Mutters-Biografie am Mittwoch, 18. Januar, um 20.00 Uhr im TTZ in Marburg.

Uniklinikum: Millionen-Streit Im Streit um die Finanzierung von Lehre und Forschung am Uni-Klinikum GießenMarburg droht das Rhön-Klinikum mit einer Klage: „Die letzte Einigung mit den Universitäten erfolgte 2008/2009. Seitdem sind alle Bemühungen erfolglos gebleiben, sich mit den Universitäten und dem Land auf eine angemessene Finanzierung der staatlichen Aufgaben zu einigen”, sagte der Rhön-Vorstandsvorsitzende Martin Siebert. Aufgrund gestiegener Sach- und Personalkosten nehmen nach Angabe von Siebert die offenen Forderungen gegenüber den Universitäten und dem Land Hessen Jahr für Jahr immer weiter zu. Aktuell geht es laut dem Rhön-Vorstandsvorsitzenden um um ungedeckte Ausgaben von rund 25 Mil-

lionen Euro pro Jahr. Das Rhön-Klinikum hatte 2006 das Universitätsklinikum Gießen-Marburg übernommen. Streitpunkt zwischen Land und Rhön ist seit Jahren die Trennungsrechnung. Mit der wird berechnet, wieviel Geld der Krankenhauskonzern vom Land für die Leistungen des Klinikums in der universitären Forschung und der Lehre erhält. Die Universitäten Marburg und Gießen bedauern in einer Stellungnahme die „einseitige und überraschende Feststellung der Rhön Klinikum AG, dass die Gespräche mit dem Land Hessen gescheitert seien“. Die Universitäten wollen mit der Landesregierung die hieraus entstehenden Folgen erörtern.

Im Streit um die Finanzierung von Lehre und Forschung am UniKlinikum droht das Rhön-Klinikum mit einer Klage Foto: Kronenberg


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