Marburger Magazin Express 11/2017

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Radelnde Politiker gesucht

Beim bundesweiten Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC landete Marburg nur auf Rang 87 von 100 Foto: Kronenberg

arburg und Tübingen sind sich so ähnlich, dass sie vor Jahren gemeinsam als Prototyp einer Universitätsstadt zum Weltkulturerbe werden wollten: Beide Städte haben gut 50.000 Einwohner im Zentrum, eine jahrhundertealte protestantische Universität und eine enge Altstadt mit einem Schloss auf dem Berg. In beiden Kommunen studiert jeder dritte Einwohner, die Grünen sind traditionell stark und die Topographie ist bergig. Es gibt allerdings – neben dem schwäbischen Dialekt – einen gravierenden Unterschied: In Tübingen fahren zwischen 18 und 23 Prozent der Bürger Fahrrad, in Marburg sind es gerade einmal neun Prozent. Beim bundesweiten Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC landete Tübingen auf Platz eins vergleichbarer Städte in Baden-Württemberg und auf Platz sechs (von 100) bundesweit. Dagegen lag Marburg bundesweit auf Rang 87 von 100, also in den untersten 13 Prozent der vergleichbaren Städte. In Schulnoten ausgedrückt erhielt die Universitätsstadt eine vier minus. Innerhalb Hessens kam nur Bad Homburg noch schlechter weg. Woran liegt das? Nach Überzeugung von Wolfgang Schuch, dem Sprecher des Marburger ADFC,

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hängt dies nicht an einzelnen Großprojekten. „Beim Klima für Radfahrer geht es oft um Kleinigkeiten“, sagt der Experte. Falsche Markierungen, hohe Bordsteine oder unklare Wegeführungen gehörten dazu. So warte der zur Altstadt gewandte Radweg an der Lahn seit fünf Jahren auf eine ausreichende Beleuchtung. Ob solche „Kleinigkeiten“ wahrgenommen und verändert werden, hängt nach Schuchs Überzeugung davon ab, ob es an der Spitze der Politik, der Stadtverwaltung oder der örtlichen Medien Menschen

Enge Gassen sind kein Grund für schlechtes Klima gibt, die im Alltag Rad fahren. Betrachtet man Tübingen, scheint die These zu stimmen: Als Boris Palmer 2006 zum ersten grünen Oberbürgermeister Tübingens gewählt wurde, schaffte er als eine seiner ersten Amtshandlungen den Dienstwagen ab. Er ist seitdem fast nur noch mit dem Rad beziehungsweise dem Pedelec und dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs. Das gleiche gilt für ei-

nen Großteil der Amtsleiter und der Führungskräfte in der Nekkarstadt, berichtet Tübingens Verkehrsplaner Mirco Sarcoli. Dadurch seien sie sensibler für diese Themen. Und in der Stadtverwaltung fällt schnell auf, wenn es Schwachstellen gibt. 2012 und 2013 war Tübingen Modellkommune der Radkultur Baden-Württembergs. 2015 wurde Boris Palmer als „fahrradfreundlichste PersönNur bei den Call-a-Bike-Rädern steht Marburg besser da als der Bundesdurchschnitt. Die Asta-Verkehrreferenten Alena Fischer und Cornelius Hansen freuen sich darüber Foto: Coordes


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