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über Emil von Behring. „Er war kein einfacher Mensch“, sagt sie: Sehr intelligent und kreativ, aber auch misstrauisch, reizbar und herrschsüchtig. Als Verhandlungspartner sei er gefürchtet gewesen, berichtet Enke. Kollegen und Mitarbeiter hatten es schwer mit ihm. Andererseits unterstützte er seine Familie großzügig. Auch der Kommentar seiner Schwester ist vergleichsweise harmlos. Sie bezeichnete ihn „knarrig“, also mürrisch und brummig. Im Film wird Emil von Behring von Matthias Koeberlin gespielt, der sonst aus zahlreichen Tatorten, Thrillern und als Kommissar Marthaler bekannt ist. Ein bisschen ähnlich sieht er seinem historischen Vorbild auch. An seiner Seite agieren Justus von Dohnanyi als Robert Koch, Christoph Bach als Paul Ehrlich und Alicia von Rittberg als Ida Lenze, die fiktive Hauptfigur der Serie. Sie kommt mit einer akuten Blinddarmentzündung in die Charité, wo ihr der
en jungen Emil von Behring findet die preisgekrönte Drehbuchautorin Dorothee Schön besonders faszinierend: Wenn Schauspieler Matthias Koeberlin alias Behring ab 21. März in Sönke Wortmanns Serie „Charité“ auftritt, ist der spätere Marburger Nobelpreisträger ein genialer, aber innerlich zerrissener Forscher. Bei den Kollegen ist er unbeliebt und vergreift sich mitunter im Ton. „Er war sicher ein Mensch mit extremen Höhen und Tiefen“ und ein „echt schwieriger Zeitgenosse“ sagt Grimme-Preisträgerin Schön über den Mediziner. Seit neun Jahren beschäftigt sie sich gemeinsam mit der Ärztin und Medizinjournalistin Sabine Thor-Wiedemann mit dem Berliner Krankenhaus Charité. Eigentlich sollte das Filmprojekt bereits 2010 zum 300-jährigen Jubiläum der berühmten Klinik starten, wobei die Autorinnen zunächst die gesamte Geschichte des Krankenhauses im Blick hatten. Die Ufa empfahl jedoch, sich auf die Phase zu konzentrieren, in der sich die Wege von drei späteren Nobelpreisträgern in diesem Mikrokosmos kreuzten – der damals schon berühmte Robert Koch und seine Assistenten Paul Ehrlich und Behring. Das war die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts, als die Charité ein-
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Marburger Magazin EXPRESS
„Ein echt schwieriger Zeitgenosse“ Zum Jubiläum startet eine historische Krankenhausserie in der ARD mit dem jungen Emil von Behring erseits Keimzelle der modernen Medizin war, andererseits aber unter erbärmlichen hygienischen Zuständen litt. Die Klinik hatte weder elektrisches Licht noch fließendes Wasser. Operiert wurde bei Gaslicht und Kerzenschein. Für 20 Patienten gab es ein Plumpsklo in einem Wandschrank. Sie litten vor allem unter Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Diphtherie, Syphilis und Typhus. Die Serie – es handelt sich um die erste, die Regisseur Sönke Wortmann für das Fernsehen inszeniert - läuft nun zur besten Sendezeit am 21. März um 20.15 Uhr in der ARD an. Dass der Marburger Medizinnobelpreisträger nur wenige Tage nach der ersten Folge der sechsteiligen Serie am 31. März seinen 100. Todestag gefeiert hätte, ist reiner Zufall. Die Filme spielen auch ausschließlich in Berlin. Gedreht wurde in Prag und Umgebung. Trotzdem gab es für den sorgfältig recherchierten Film natürlich auch Unterstützung aus Marburg: Dr. Ulrike Enke von der Emil-von-
Behring-Bibliothek und der Arbeitsstelle für Geschichte der Medizin traf die Drehbuchautorinnen im Marbacher Literaturarchiv und steuerte Hintergrundinformationen über den berühmten Marburger bei. Die Medizinhistorikerin forscht bereits seit vielen Jahren
junge Stabsarzt Emil von Behring in einer Notoperation das Leben rettet. Um ihre Behandlungskosten zu bezahlen, arbeitet sie nach der Genesung als Hilfsschwester. Dabei entdeckt sie ihre Leidenschaft für die Medizin. Schwester Ida ist die einzige, die
Wenn Schauspieler Matthias Koeberlin (unten links) alias Behring ab 21. März in Sönke Wortmanns Serie „Charité“ auftritt, ist der spätere Marburger Nobelpreisträger ein genialer, aber innerlich zerrissener Forscher Foto: ARD/Nik Konietzny