«Zuckerberg verdanke ich meinen Job»
Digitalisierung ist das Hauptthema, mit dem sich Manuel P. Nappo beschäftigt. 2011 holte ihn die HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich als Leiter des ersten CAS für Social Media Management in der Schweiz. Heute leitet er das Institute for Digital Business und den MAS Digital Business.
Manuel P. Nappo, du bist in Zürich geboren und in Italien aufgewachsen. Wie war die Zeit in Italien? Das war eine sehr prägende Zeit, da ich dort meine Jugendjahre verbracht habe, mich zum ersten Mal verliebt habe, zum Manuel P. Nappo ersten Mal Töffli gefahren bin... In gewissen Dingen bin ich sicherlich mehr Italiener als Schweizer, was ich im späteren Leben vielfach auch als Vorteil empfunden habe. Wie genau wirkt sich das aus, dass du mehr Italiener als Schweizer bist? In Italien musst du improvisieren können. Das liegt mir und natürlich auch das Kommunikative. Ich denke, dass ich gewisse Dinge in grösserem Umfang sehe, die Zusammenhänge unter Berücksichtigung der Hintergründe und Geschichte besser verstehe. Du bist in Ferrara aufgewachsen. Wo genau liegt das? Ferrara liegt zwischen Bologna und Venedig und hat rund 150’000 Einwohner. Das ist so, wie wenn du in der Schweiz in Glarus aufwachsen würdest. Es liegt etwas abseits von den grossen Verbindungsachsen. Ferrara ist eine klassische Provinzstadt in der Emilia Romagna und war damals stark kommunistisch geprägt. Seinerzeit haben 98% der Einwohner für die Kommunisten gestimmt. Damit man es sich vorstellen kann: im Nachbarsdorf wurde «Don Camillo und Peppone» verfilmt. Von welchem Beruf hast du als Junge geträumt? Ich wollte Pilot werden. Für das Studium bist du in die Schweiz zurückgekehrt. Was war der Grund? Meine Mutter war Schweizerin und mein Vater Italiener. Mein erstes Lebensjahr habe ich in der Schweiz ver-
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bracht, bevor wir eben nach Ferrara gezogen sind. Ich habe zuerst mein Studium in Bologna begonnen. Nach der Trennung von meiner damaligen Freundin habe ich aber Ferrara verlassen und bin nach England gegangen, um dort die Sprache zu lernen. Danach war für mich klar, dass ich nicht zurück wollte. So bin ich als Doppelbürger in die Schweiz gekommen und habe hier studiert. Dann hast du in St. Gallen studiert? Ja genau, ich habe in St. Gallen studiert, weil ich zu bequem war, ein Motivationsschreiben für Zürich zu verfassen. Das ist kein Witz (lacht)! Ich habe meine Mutter gebeten, mir die Anmeldeformulare für ein Wirtschaftsstudium zu besorgen. Sie hat mir dann die Formulare für die Universität Zürich und die HSG geschickt. Ich habe die Uni gewählt, die kein Motivationsschreiben forderte. Motiviert war ich, allerdings hatte ich keine Ahnung, auf was ich mich da in St. Gallen einlasse. Hattest du nebst dem Studium noch einen Nebenjob? Ich hatte immer einen Nebenjob, da meine Eltern von Italien her begrenzte Möglichkeiten hatten mich finanziell zu unterstützen. Einer meiner ersten Jobs war 1996 bei der Firma Delta Consulting in St. Gallen. Das war ein Spin-off-Unternehmen der HSG. Ich habe dort als Mitarbeiter Webseiten im HTML-Code programmiert. Rückblickend bin ich dort zu früh weg, denn diese Firma – wir sprechen heute von Namics – wurde richtig gross. War das dein «digitaler» Anfang? Das war früher, 1991, in meinem ersten Semester an der HSG, als ich dort den Computerraum im Keller entdeckt habe. Ich konnte erstmals über das Netz chatten. Der Bildschirm bestand aus einem schwarzen Hintergrund mit weissgrüner Schrift, nichts Spezielles. Mein ganzes erstes Semester habe ich dort unten mit Chatten verbracht. Dort habe ich auch das erste Mal eine News über einen digitalen Kanal erfahren. Es war im IRC Chat und es war die News vom Tod von Freddie Mercury. Das vergesse ich nie.
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