Malteser Zeitung zum 60-jährigen Jubiläum

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60 Jahre Malteser hilfsdienst

Malteser Zeitung erzdiözese München und freising freitag, 23. OktOber 2015

Zwischen Tradition und Moderne

Rettungsdienst

Seit 900 Jahren kämpft der Malteser Orden gegen das Elend in der Welt. Eine Aufgabe, die laut Erich Prinz von Lobkowicz auch in den kommenden Jahren Bestand haben wird. Welche Zielsetzung der Orden verfolgt und wieso die Tradition nur mit modernen Einflüssen überleben kann, hat der Präsident der Deutschen Assoziation des Ordens im Interview verraten. seite 10

Schnelle Hilfe im Notfall Sie sind Helden des Alltags: Die Rettungssanitäter des Malteser Hilfsdienstes sind meist als erste vor Ort, wenn Menschen medizinische Hilfe benötigen. Nicht selten müssen sie einfach Betrunkenen helfen, die völlig die Kontrolle über ihren Körper verloren haben. Aber auch Herzinfarktpatienten, denen nur durch schnelles Eingreifen das Leben gerettet werden kann, gehören zum Alltag. Unser Reporter Marcus Mäckler hat zwei Sanitäter während ihrer Schicht begleitet. seite 3

„Mit Herz und Hand“ Zeit schenken

schulsanitätsdienst

Vom Schnitt bis zum Bruch Ein tiefer Schnitt im Kunst- oder der Knochenbruch im Sportunterricht – eine Verletzung ist auch an einer Schule schnell passiert. Da ist es praktisch, wenn die Erste Hilfe direkt im Klassenzimmer nebenan sitzt. Wie an der Oberland-Realschule Holzkirchen: Fast 40 Schüler engagieren sich hier im Schulsanitätsdienst (SSD). seite 11

mahlzeiten-patenschaft

direkt am menschen: Ob bei der Versorgung von Flüchtlingen oder bei der Betreuung von Senioren – die Malteser praktizieren Nächstenliebe von ihrer schönsten Seite. FOtO: MalteSer Werke

Gelebte Menschlichkeit Alte, Einsame, Heimatlose – die Malteser reichen ihnen die Hand

großes engagement: thomas rapp, leiter Soziale Dienste, bedankt sich bei lydia Staltner.

Gegen den Hunger Sie haben ihr ganzes Leben hart gearbeitet, dennoch reicht die Rente nicht für ein warmes Essen. Ein Problem, dem sich die Malteser mit den Mahlzeiten-Patenschaften angenommen haben. Finanziert wird das Projekt unter anderem durch den Verein Lichtblick Seniorenhilfe e.V., der sich um bedürftige Rentner kümmert. Ein großzügiges finanzielles Engagement, das dazu beiträgt, dass Menschen wie Joachim Aurin (83) nicht Hunger leiden müssen. seite 8

demenztagesstätte

Verlorene Vergangenheit „Ich habe Alzheimer.“ Drei Worte, die das ganze Leben verändern. Das Leben des Betroffenen ebenso wie der Angehörigen. Ein Einschnitt, auf den der Malteser Hilfsdienst mit der Demenz-Tagesstätte im Münchner Osten reagiert hat. Leiterin Elke Rieger und ihr Team betreuen hier jeden Tag Menschen, für die es kein „Damals“ gibt. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die aber keineswegs traurig sein muss. seite 9

München – „Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, zu wissen, dass man Menschen geholfen hat.“ Eine Aussage des MalteserMitarbeiters Felix Pietsch (19) aus Martinsried, die wohl alle Malteser in der Erzdiözese München und Freising unterschreiben können. Seit 60 Jahren engagiert sich der Hilfsdienst in der Region – getreu dem Motto „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“ („Tuitio fidei et obsequium pauperum“).

Verletzten Hilfe leisten, Bedürftige mit Essen versorgen, Einsame aus ihrer Abgeschiedenheit holen oder Behinderten ein Stück Lebensqualität schenken – Angebote, die nur einen Teil dessen ausmachen, was rund 1500 Hauptamtliche und 1900 Ehrenamtliche in der Erzdiözese unter dem Zeichen des roten, achtzackigen Kreuzes Tag für Tag in der Region, der ganzen Republik und sogar weltweit leisten. Aktueller Brennpunkt: Die Si-

tuation zahlreicher Flüchtlinge, die ohne Hab und Gut, dafür mit dramatischen Erlebnissen und physischen wie psychischen Belastungen in Oberbayern Zuflucht suchen. Auch hier sind die Helfer des Malteser Hilfsdienstes, beispielsweise in Rosenheim, aktiv, helfen bei der Erstversorgung, verteilen Essen und Kleidung oder hören einfach nur zu, wenn die oftmals traumatisierten Menschen jemanden zum Zuhören brauchen.

Aus Helfern werden Freunde Aichach/Garmisch-Partenkirchen – Drei Tage lang ohne Essen und Trinken in einem wackeligen Boot auf hoher See: Wenn Kingsley Igbinedion an die Flucht mit seiner hochschwangernen Frau Joy aus Nigeria über Libyen und das Mittelmeer nach Europa denkt, kann er seine Emotionen kaum verbergen. „Nie wieder“, sagt der gläubige Christ, dem in Nigeria die Verfolgung durch die islamistische Terrorgruppe Boko Haram drohte. Seit einem Jahr ist das Ehepaar Igbinedion nun in Deutschland – und hat neben

stolze patin: lydia Padberg mit Princess. FOtO: erOl GuriaN

einer neuen Heimat auch eine neue Familie gefunden. Lydia und Heiko Padberg heißen die engagierten Eheleute aus Garmisch-Partenkirchen, die mit ihrer Hilfsbereitschaft das Herz des nigerianischen Paares erobert haben. Eine Matratze statt des Feldbetts in der Erstaufnahmeeinrichtung für die hochschwangere Joy, dazu die Begleitung zu wichtigen Arztterminen kurz vor der Geburt – kleine Maßnahmen, die für die traumatisierten Flüchtlinge große Erleichterung brachten. Nur zwei Wochen

später konnten Joy und Kingsley Igbinedion dann ihre Zwillinge Prince und Princess das erste Mal in die Arme schließen. Eine Zwillingsgeburt, die nicht nur das Leben der jungen Eltern, sondern auch der Padbergs auf den Kopf stellte – denn nun sind die Padbergs die Paten der Zwillinge und mit der nigerianischen Familie eng befreundet. „Mittlerweile sind sie fast unsere Enkelkinder“, beschreibt Lydia Padberg das enge Band, das zwischen den beiden Familien entstanden ist. seite 4

Der Malteser Hilfsdienst in der Erzdiözese München und Freising mit seinen zahlreichen Ehrenamtlichen leistet seit 60 Jahren große Dinge, von der die gesamte Gesellschaft profitiert. Viele Hilfsangebote werden zwar staatlich bezuschusst, doch auch die Malteser sind auf Spenden angewiesen. Wer sich finanziell engagieren möchte, kann die Arbeit mit einem Beitrag auf folgendes Spendenkonto unterstützen: Malteser Hilfsdienst e.V. in der Erzdiözese München, IBAN DE15 3706 0120 1201 2130 17, BIC GENODED1PA7.

Eindeutige Position Statt Sterbehilfe Ausbau im Hospiz-Bereich

Die „Malteser Zeitung“ ist eine Auftragspublikation des Malteser Hilfsdienstes.

PR-Sonderveröffentlichung

Plausch auf der Parkbank: Irene Wurzer (l.) und Christine Traub. FOtO: VaM

Spenden willkommen

Die Flucht einer nigerianischen Familie beschert den Padbergs zwei Patenkinder

impRessum

Verlag Münchener Zeitungsverlag GmbH & Co. KG, Paul-Heyse-Straße 2-4, 80336 München herausgeber Dirk Ippen, Alfons Döser geschäftsführer Daniel Schöningh Verlagsleiter Andreas Heinkel anzeigen (verantwortlich) Hans-Georg Bechthold anzeigenverkauf Evelyn Geyer redaktion Katrin Woitsch, Mathias Weinzierl layout Munich Online GmbH druck Druckhaus Dessauerstraße GmbH & Co. Betriebs KG, Dessauerstraße 10, 80992 München

In dieser Zeitung, einer Ausgabe zum 60-jährigen Bestehen des Hilfsdienstes in der Erzdiözese, stellen wir Malteser Projekte vor, begleiten die Mitarbeiter bei ihren Einsätzen und porträtieren Menschen, deren größtes Hobby es ist, Menschen, die Hilfe brauchen, die Hand zu reichen. Menschen, wie Felix Pietsch, der durch sein Engagement Hilfebedürftigen ein Lächeln schenkt und die Welt dadurch ein Stück menschlicher macht.

München – Ein Spaziergang im Rosengarten, Eisessen in der italienischen Eisdiele oder ein Besuch im Tierpark Hellabrunn: Wenn Irene Wurzer (83) und Christine Traub (30) gemeinsam in München unterwegs sind, gibt es nicht wenige, die das Duo für ein typisches Oma-Enkelin-Gespann halten. Dabei haben sich die beiden Frauen erst vor rund einem Jahr kennengelernt – mithilfe des MalteserProjekts „Mit Herz und Hand“. 110 Ehrenamtliche engagieren sich seit Jahren im Rahmen des Projekts in München und schenken älteren und einsamen Menschen das wohl Kostbarste, das sie geben können – Zeit. seite 8

auslandseinsätze

sind für Tobias Kann und seine Mitstreiter zwar kräftezehrend, aber Tage, die er nicht missen möchte. „Es klingt vielleicht seltsam, aber ich bin glücklich bei solchen Einsätzen“, sagt Kann, der hauptamtlich für den

Hilfsdienst tätig ist. Vor allem die Herausforderungen in den Krisenregionen sind es, die den 41-Jährigen antreiben: „Hier muss man eine Art Allround-Künstler sein.“ Wie beispielsweise vor wenigen Monaten beim Einsatz im von schweren Erdbeben erschütterten Nepal (Foto: Malteser International). seite 5

München – Zur aktuellen Debatte um ein Recht auf Sterbehilfe beziehen die Malteser eine eindeutige Position: Jede Form der Beihilfe zum Suizid steht für die Verantworlichen der Organisation – auch aus Gründen der christlichen Glaubenslehre – außer Frage. Stattdessen plädiert der Malteser Hilfsdienst dafür, das Angebot rund um die Palliativ- und Hospizversorgung deutlich auszubauen, um, so Diözesangeschäftsführer Christoph Friedrich, „eine Alternative zur aktiven Sterbehilfe“ zu schaffen. Schließlich kann laut Diözesanoberin Christiane Gräfin von Ballestrem dem Leid in einer christlich geprägten Kultur nicht dadurch begegnet werden, dass „wir Menschen beim Sterben helfen.“ „Wir müssen andere Antworten auf das Leid finden“, sagt die Diözesanoberin, und

plädiert dafür, ein Umfeld zu schaffen, das den Betroffenen „wieder Perspektive und Hoffnung bietet.“ Ein Weg, der nach den Erfahrungen von Ina Weichel, Leiterin des Ambulanten Hospizdienstes der Malteser, von Erfolg gekrönt ist. So werde ihr im aktiven Hospizdienst zwar von todkranken Menschen immer wieder die Frage nach aktiver Sterbehilfe gestellt. „Dieser Wunsch verschwindet aber, wenn wir die Menschen begleiten. Wenn sie medizinisch versorgt sind, ihre Schmerzen gelindert werden, wenn sie Beistand bekommen“, berichtet Weichel aus der Praxis. Welche Möglichkeiten es gibt, Sterbende zu begleiten und Angehörige zu unterstützen haben Christiane Gräfin von Ballestrem, Ina Weichel und Christoph Friedrich im Interview verraten. seite 6


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