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INTERESSANTE PLÄTZE

Die Wächter von Riga–

Hähne auf den

Kirchturmspitzen

wählt wurde. Aber die Historiker nehmen an, dass dies mit dem Symbolismus der Bibel und der Reformation verbunden ist. Wie es auch sei, bei uns sitzen die Hähne nicht nur in Riga auf den Kirchtürmen, sondern auch in den kleinsten Städten. Da die Menschen im Altertum rational eingestellt waren, dienen die Hähne auf den Kirchturmspitzen auch einem praktischen Zweck, sie fungieren als Wetterfahnen. Die Hähne wurden auf einer Achse montiert, die sich drehte und für die Schifffahrt die Windrichtung zeigte. In einer Hafenstadt, in der Segelschiffe anlegten, war dies sehr wichtig.

Symbol auf der nationalen Währung

Auf den Spitzen der Rigaer Kirchtürme sitzen goldene Hähne und beobachten schon viele Jahre aufmerksam das Leben in der Stadt. Sie kennen viele Geschichten: über fremde Mächte und Soldaten, die mit Feuer und Schwert kamen. In den lettischen Volksweisheiten werden die Hähne als die Wächter der Stadt erwähnt.

Unabhängig seiner Herkunft und seiner altertümlichen Bedeutung wurde der Hahn zu einem der bekanntesten Rigaer Symbole und wurde auch auf der 1-Lats-Münze verewigt. Die Lettische Bank begründete den Entschluss, Geld mit einem Bild des Hahnes der St. Petri-Kirche zu prägen, damit, dass die Kirchenhähne zu den Kennzeichen der Rigaer Silhouette gehören. Sie werden auf Rigaer Postkarten und in Alben symbolisiert, aber auch in der Bildhauerkunst. „Vom Sinn her ist der Hahn vieldeutig. Der Hahn ist sowohl mit dem für Riga charakteristischem Handwerk, als auch mit dem täglichen Morgensingen, als auch dem Beginn des Lernprozesses auf dem Buchumschlag der „ABC-Fibel“ verknüpft”, berichtete die Lettische Bank.

Mit einer ideellen und praktischen Bedeutung

Der „General“ aller Hähne

Die Turmspitzen der allerältesten Kirchen von Riga – der Dom (auf dem Domplatz), die St. Petri-Kirche (Skārņu iela 19), die St. Johannes-Kirche (Jāņa iela 7) und die St. Jakobs-Kirche – werden nicht etwa von einem Kreuz geschmückt, sondern von einem Hahn. In den historischen Quellen finden sich allerdings keine genauen Hinweise darauf, warum gerade der Hahn ge-

Der Hahnder St. Petri-Kirche hat am meisten historische Abenteuer erlebt. Daher wird er auch manchmal als der General aller Hähne von Riga bezeichnet. Im Sommer 2009 erlebte er seine bisher letzte Restaurierung und jetzt leuchtet er in glänzendem Gold. Dieser Hahn ist der siebte. Und die gesamte Parade der Hähne verlebte ereignisreiche Tage.

Von Flammen gestählt

Der erste Hahn wurde 1491 auf der St. Petri-Kirche angebracht, und stand dort bis zum Jahr 1577. Dann wurde er durch den nächsten ersetzt, doch schon im Jahr 1578 folgte der dritte. Vielleicht waren die Hähne damals schwächer, vielleicht pfiff in diesen Zeiten auch ein besonders böser Meereswind, auf jeden Fall wurde im 17. Jahrhundert der Hahn besonders oft ausgewechselt: – 1651, 1660 und 1690. Damals kamen nach der Gotik die Formen des Barocks in Mode, und der sechste Hahn war der neuen Mode entsprechend herausgeputzt, farbiger und formvoller. Leider erwartete ihn ein bitteres Schicksal – dieser Hahn musste in seinem Leben zweimal durch das Feuer gehen. Zum ersten Mal im Mai 1721, als der

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