Steinhof-Blatt 3/16

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AM STEINHOFTOR …………………………………………………………………………….

terviews mit Mitarbeitenden aller Hierarchiestufen geführt. Geprüft wurden die angewendeten Standards, Prozesse, die Kommunikations- und die Informationspraxis und welche Ergebnisse erzielt werden. Dies nach 2011 bereits zum zweiten Mal. Bekanntlich hat sich der Steinhof in seiner Arbeit dem europäisch führenden EFQM-Modell der European Foundation for Quality Management verpflichtet. Erfreulich ist, dass der Steinhof mit vier Sternen ausgezeichnet worden ist. Schweizweit ist das unter Heimen erst das zweite Mal vorgekommen. Und nun zum Frust. Es sind vor allem zwei Punkte, die mich beschäftigen und zweifeln lassen, ob die Politik die richtigen Schwerpunkte zu setzen weiss. Zum einen betrifft dies den Kanton mit dem neuen kantonalen Pflege-und Betreuungsgesetz. Bevormundung von Trägerschaften Offenbar besteht markanter Handlungsbedarf weiter an der Regulierungsschraube zu drehen. Anders kann man die jüngste Absicht des Gesundheits- und Sozialdepartementes des Kantons Luzern nicht deuten. Bekanntlich hat jede Trägerschaft einen Vereinsvorstand, einen Verwaltungsrat oder einen Stiftungsrat. Seine primäre Aufgabe ist es die normative und die strategische Verantwortung wahrzunehmen, die auch die Evulation und Anstellung der richtigen Person für die Heim- oder Geschäftsleitung umfasst. Nach Lesart des Gesundheits- und Sozialdepartementes erfolgt dies offenbar ungenügend. Sonst wäre es nicht verständlich, dass künftig Vorgaben für das Anforderungsprofil eines Heimleiters oder eines Pflegedienstleiters erlassen werden. So wenigstens steht es im in Bearbeitung stehenden neuen kantonalen Pflege- und Betreuungsgesetz, das voraussichtlich im Herbst im Parlament beraten wird und per 1.1.2017 in Kraft gesetzt werden soll. Mit anderen Worten, man spricht den Verantwortlichen der Heime die Fähigkeit ab, das richtige Personal zu rekrutieren. Privatisierungen von Heimen stehen vor der Tür Parallel zur zunehmenden Regulierungsdichte und dem Beschneiden des unternehmerischen Gestal-

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Pflegeheim Steinhof - Steinhofblatt September 2016

tungsfreiraums passt so gar nicht das politische Bestreben, die öffentlichen Heime zu verselbständigen, sie zu privatisieren. Ich war ein grosser Befürworter, doch heute bin ich mir zunehmend nicht mehr so sicher, ob dies der richtige Weg ist. Es kann daraus sehr schnell ein Schwarzpeter-Spiel werden. Warum? Eine Gemeinde verabschiedet sich in gewissem Sinne von der Verantwortung für seine pflegebedürftigen Menschen. Das wird dann gefährlich, wenn aus kurzfristigen finanziellen Überlegungen die Pflegefinanzierung mehr und mehr unter Druck kommt. Die Verantwortung für die Qualität trägt dann das Heim, doch dieses kann die Qualität nicht in genügendem Masse aufrechterhalten, weil aus Spargründen die nötigen Geldmittel mehr und mehr gekürzt zu werden drohen. So kann Stimmbürgern, die in absehbarer Zukunft in ihrer Gemeinde darüber abzustimmen haben, nur empfohlen werden, die Verträge vor der Abstimmung sehr genau zu studieren und zwar in Bezug auf die Aufnahmepolitik des Heims und auf die Finanzierungsverpflichtung der Gemeinde und wie gross die Einflussnahme der Gemeinde auf die Heimpolitik künftig noch sein wird. Generell schadet es gar nichts, wenn wir in diesem und in den kommenden Jahren, hin und wieder den "Damen und Herren Volksvertretern in Luzern" zurufen: "Geht in Euch, bevor Ihr den Finger aufstreckt und seid Euch bewusst, den Verstand eines Volkes erkennt man in der Fürsorge für seine Jugend. Das Herz eines Volkes jedoch an der Fürsorge für die Alten." Paul Otte, Heimleiter (bis 26.8.2016)


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