Univ.-Prof. Dr. Susanne Kaser, Karin Duderstadt, Ing. Dr. Angelika Heißl, Zoe Herscovici, Dr. Adalbert Strasser
DACHORGANISATION „WIR SIND DIABETES“ „wir sind diabetes“ ist die neue Interessenvertretung aller Menschen mit Diabetes in Österreich, ihrer Angehörigen und aller Personen, denen Menschen mit Diabetes und ihre Versorgung ein Anliegen sind. Die Dachorganisation möchte mit der Politik und den verschiedenen Playern im Gesundheitssystem geeint auftreten, um so stärkere Akzente in der Öffentlichkeit setzen zu können und eine lebenswertere Umgebung für Menschen mit Diabetes in Österreich zu schaffen. Auf www.wirsinddiabetes.at finden Sie Informationen, wer dahinter steht, wofür sie eintreten, welche konkreten Forderungen sie im Interesse der vielen Menschen mit Diabetes in Österreich stellen und wie auch Sie Mitglied von „wir sind diabetes“ werden können.
alter hinweisen, werden oft übergangen. Wenn Symptome wie gesteigertes Durstgefühl, vermehrte Harnmenge, Gewichtsverlust, Sehstörungen, Müdigkeit und nächtliches Einnässen bemerkt werden, sollten Eltern ihre Kinder ärztlich abklären lassen. Leider reagieren gesunde Mitschülerinnen und Mitschüler sowie Lehrerinnen und Lehrer mitunter ratlos, wie sie damit umgehen sollen. Der sozialen Überforderung, die mit der Diabetestherapie einhergeht, muss man erst standhalten können. Kinder müssen lernen, ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, Warnsignale zu erkennen und sich selbst das Insulin zu verabreichen. Auch wenn es heute schon modernste Methoden für Glukose-Monitoring und Insulinverabreichung gibt, muss die Anwendung geübt werden. Da ist es belastend, wenn man aus dem sozialen Umfeld noch zusätzlich Diskriminierung erfährt. Mitten im Leben. Mehr als 90 Prozent aller Diabetikerinnen und Diabetiker leiden an Diabetes mellitus Typ 2.
Früher wurde diese Erkrankung Altersdiabetes genannt, heute trifft sie Menschen mitten im Leben, so Kaser. Das durchschnittliche Manifestationsalter liegt um das 50. Lebensjahr. Da diese Erkrankung lange Zeit asymptomatisch verläuft, kommt es viel zu spät zur Diagnose und Vorschädigungen können bereits eingetreten sein. Symptome, die darauf hinweisen können, sind Müdigkeit, Leistungsabfall, Sehstörungen, Haut- oder Harnwegsinfektionen.“
© Wild & Team
© ÖDG
Gesundheits-Special
Diabetes kann jeden in jedem Alter treffen. Univ.-Prof. Dr. Susanne Kaser
Nicht verharmlosen. Diabetes ist überhaupt keine harmlose Erkrankung, sondern eine schwere Krankheit mit teuren und die Lebensqualität und -erwartung einschränkenden Folgeerkrankungen. Patientinnen und Patienten mit Diabetes haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzschwäche. Diabetes ist auch der häufigste Grund für Nierenersatztherapien sowie Beinamputationen und nach wie vor erblinden Diabetiker. „Wir müssen mit dieser Verharmlosung aufhören“, appelliert Kaser, „sondern die Erkrankung ernst nehmen und unseren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Behandlung und Betreuung bieten.“ 43
COVID-19: WIE GEFÄHRDET SIND MENSCHEN MIT DIABETES? Menschen, die an Diabetes leiden, zählen zur Risikogruppe für eine gehäufte und oft schwerwiegend verlaufende Infektion mit dem Coronavirus, so Susanne Kaser, Diabetes-Expertin der Universitätsklinik in Innsbruck. So zeigen beispielsweise Daten aus Italien und China, dass unter den Menschen mit schweren Covid-19-Verläufen viele an Diabetes litten. Eine stabile Zuckereinstellung sei daher wesentlich, um das Infektionsrisiko zu minimieren, so die Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG). Doch nicht nur Diabetikerinnen und Diabetiker sind vulnerabel – ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 besteht vor allem bei jenen Menschen, die zusätzliche Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. „Ein wesentlicher Faktor ist, dass Menschen mit Diabetes häufig an Begleiterkrankungen leiden, zum Beispiel chronische Nierenerkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, erklärte Kaser in einer Aussendung. Dadurch könne sich der Krankheitsverlauf bei einer Infektion mit dem Coronavirus schwerer gestalten. „Noch haben wir aber zu wenige Informationen und klinische Daten, um sagen zu können, welche Menschen mit Diabetes speziell gefährdet sind“, so Kaser. Übergewicht und Adipositas (Fettsucht) – also typische mit Diabetes Typ II assoziierte Faktoren – würden aber mit einer höheren Infektionsanfälligkeit einhergehen. Neben der engmaschigen Blutzuckerkontrolle bei einem Infekt können auch – nach Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt – Umstellungen von spezifischen Diabetesmedikamenten erforderlich sein. Außerdem sollte streng auf Hygiene geachtet werden. Selbst wenn ein Betroffener positiv auf das Virus getestet wurde, heiße das nicht, dass er sofort ins Krankenhaus müsse. „Einzig der klinische Verlauf, das heißt der Schweregrad der Erkrankung, entscheidet darüber, ob eine stationäre Behandlung erforderlich ist“, stellt Kaser klar.








