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I want to disappear Essstörungen - Eine Annäherung.

Mafalda Rakoš





Hinweis für Betroffene Es ist möglich, dass Texte, Bilder oder andere Inhalte dieses Buches eigene, schmerzhafte Erinnerungen wieder aufleben lassen. Bitte achten Sie auf eine fürsorgliche Lektüre.


Dieses Buch ist auszugsweise autobiographisch. Es enthält darüber hinaus die Geschichten und Erfahrungen von über 20 Protagonistinnen die von einer Essstörung betroffen sind oder es früher einmal waren. Ihre Schilderungen werden in Form einer Collage präsentiert um die Projektteilnehmerinnen nicht als kranke oder absonderliche Individuen abzubilden, sondern vielmehr die kollektive, geteilte Dimension dieses Phänomens aufzugreifen. Erwarten Sie keine eindeutiges oder strikt-lineares Leseerlebnis – oftmals kommen jetzt mehrere Stimmen zu Wort die sich überschneiden, übertönen und gegenseitig verstärken.

08/2013





J., 1992


„Was ist denn los mit dir? Dir schmeckt doch dass Essen, oder?“



I. Passagen

Ich wollte früher immer eher ein Junge sein.

Vor der Pubertät war ich recht zart. Ich hatte immer einen Kurzhaarschnitt, und war auch immer die Kleinste in meiner Klass. Manchmal haben fremde Menschen gedacht, ich sei ein Junge, aber eigentlich hat mir das ganz gut gefallen. Damals war ich sehr wild und frei – ich bin überall raufgeklettert und herumgelaufen, meistens war ich mit den Burschen unterwegs. Oft hatten wir aufgeschürfte Knie oder blaue Flecken, aber das hat uns nichts ausgemacht. In der Pubertät begann es mir dann zunehmend schlechter zu gehen. Ich hatte einen Wachstumsschub, mein Körper hat sich verändert, wurde zunehmend weiblicher und runder - das hat mir überhaupt nicht gefallen. Das war nicht mehr mein altes Ich, das war nicht, wie ich mich gekannt habe – ich war ja eigentlich immer die Kleine, Zarte, Sportliche gewesen.

In der 7. Klasse habe ich dann zum ersten Mal 8 Kilo abgenommen, das ist damals aber kaum jemandem aufgefallen, und hat auch nicht lange angehalten. Dieser Gewichtsverlust hat in erster Linie nur mein System aus der Balance gebracht, ich war danach immer sehr hungrig, und wog bald wieder so viel wie vorher. Gut 3 Jahre später, in meinem zweiten Studienjahr, war ich in einer komplett neuen Situation. Auf der technischen Universität wurde ich mit der Tatsache konfrontiert, dass es Dinge gab, die ich nicht auf Anhieb verstanden habe. Das hat stark an meinem Selbstwertgefühl gerüttelt. „Bin ich zu blöd dafür?“, habe ich mich gefragt. „Werde ich das je verstehen?“ In diesem Selbstzweifel habe ich beschlossen intensiv zu studieren und wenig zu essen. Sehr wenig zu essen. Ich verlor 20 Kilo innerhalb von 3 Monaten. Das Nicht-Essen hat mir insofern geholfen, dass ich mich wieder wie ich selbst gefühlt habe, wohlgefühlt habe - das Problem war... dass ich mich schon nach den ersten 10 Kilos super gefühlt habe. Trotzdem ging es immer weiter runter, runter... es gab keine Grenze mehr.

Oft habe ich mir gedacht „Okay, das reicht!“ – und wie’s dann noch ein halber Kilo war hab’ ich mich trotzdem gefreut. 1987 war ich zum ersten Mal stationär im Krankenhaus. Im April hat mich mein Therapeut informiert dass es ab August dort einen freien Platz gibt. Trotzdem habe ich in diesen drei Monaten weitere 7 Kilo verloren. Oder - mein Körper hat nochmal 7 Kilo abgenommen. Es ist verrückt, aber auch mein Therapeut hat da sicherlich seinen Teil dazu beigetragen. Er hat damals zu mir gesagt: „Sie wissen eh, es gibt für Sie keine untere Grenze.“ – und hat damit provoziert dass ich weiterhin Gewicht verliere. Später hat er mir erzählt, dass er das absichtlich gemacht hat. Er meinte, dass Magersüchtige so eine rigide Struktur haben dass es manchmal leichter sei, die Leute da rauszukriegen wenn sie wirklich fast am Ende ihrer Kräfte sind – kurz bevor diese Struktur zusammenbricht.“


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Sissy, 2014




Sie hat einfach nichts mehr gegessen, außer Äpfel und Laugenbrezel. Jeden Morgen bin ich zur Tankstelle gegangen um frische Brötchen zu holen, damit es wenigstens das immer gab. Als wir im Sommer in den Wanderurlaub gefahren sind war mein allererster Gedanke “Oh Gott, hoffentlich haben die da diese blöden Brötchen.” Ich hatte wirklich Angst, dass mir mein Kind sonst verhungert. Sissy’s Mutter





Selbsportrait: “Bauchumfang”. Aufgrund ihrer verzerrten Körperwahnehmung entwarf J. dieses Diagram für sich, um die Veränderung bestimmter Körperteile objektiv überwachen zu können.


09/2013





Sissy, 2014 Valerie, 2014



Barbara, 2015


II. Symptom : Gewichtsverlust

Was mich heute schockiert ist... dass ich mir irgendwie nicht überlegt habe wann ich aufhören möchte, abzunehmen.

Ich war eigentlich schon immer schlank. Als Kind konnte ich essen was ich wollte, es war nie ein Thema. Die ersten Berührungspunkt war viellmeicht der Biologieunterricht, als wir Ernährung besprochen haben, da kam auch kurz Magersucht zur Sprache. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich damals zu meiner gesagt habe: „Wow, ich kann mir gar nicht vorstellen keine Schokolade zu essen!“. Oder auf der Klassenfahrt nach England. Wir waren wir in einem Fastfood-Lokal und eine Mitarbeiterin war offensichtlich magersüchtig. Es war ganz komisch, wir haben sie halt angestarrt wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Sie war so unglaublich dünn, schon nicht mal mehr das, fast wie ein wandelndes Skelett... es war befremdlich.

Irgendwann habe ich begonnen mir selbst zusagen dass ich abnehmen muss. Ich konnte an nichts anderes mehr denken – trotzdem hat es gedauert bis ich das wirklich mal in die Tat umgesetzt habe. Für eine kurze Zeit habe ich auch mit einer Freundin gemeinsam Diät gehalten. Sie hat bald wieder aufgehört, nur ... ich halt nicht. Das schockiert mich nach wie vor – ich hab mir eigentlich nie gesagt wann ich damit eigentlich wieder aufhören möchte. Es wurde nur immer extremer, immer mehr selbst auferlegte Verbote, mehr schlechtes Gewissen, mehr Sport. Anfangs ging’s mir auch noch gut dabei, man hat die Power und die Energie, fühlt sich fit wie ein Turnschuh – da ich jedoch auch vorher schon sehr schlank war, war ich auch dementsprechend rasch im Untergewicht, und dann schnell einfach nur noch erschöpft und kraftlos. Sogar die Stufen in der Schule hinaufzugehen war mir zu viel. Wenn Andere mir nicht gesagt hätten „Stopp!“ - ich habe keine Ahnung wie’s ausgegangen wäre.

Meine erste Station war das Kinderspital. Dort haben sie gesagt: „Nein, ihre Tochter ist nicht dünn genug, wir können sie nicht aufnehmen.“ Ich hatte 35 Kilo und einen BMI von 14... Es war schon krass. Irgendwie habe ich trotzdem einen Platz bekommen und bin dann bald auf die Kinderpsychiatrie verlegt worden, dort war ich 3 Monate. Das war der Beginn meiner vielen, manchmal jahrelangen stationären Therapieaufenthalten. Ich war damals naiv, dachte: „Naja, sobald ich mein altes Gewicht erreiche, wird alles wieder so sein wie früher!“ Mir war wirklich nicht bewusst was noch alles dahintersteckt.


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Barbara, 2015

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Valerie, 2014







Iss nicht zu schnell.


Gedanken essgestörter Menschen Gesammelt von B. ___ Vorhergehende Seiten Selbstportrait, 2013 Spannungsprotokoll Im Zuge ihres Aufenthalts in einem Zentrum für psychosomatische Erkrankungen werden Patientinnen gebeten, ihre Gedanken und Gefühle stündlich zu dokumentieren.


Schlinge nicht. Kaue und zerschneide grĂźndlich. Lass Reste. Iss niemals unaufgefordert auf.


Verschmiere die Sauce zum Tellerrand. Verstreiche die Butter im Schälchen, lass kleine Käseecken übrig.


12/2013



Conny, 2014



Clara, 2014


III. Fake Control

“Nie wieder” - Nie wieder, habe ich mir gesagt, lasse ich so viel Scheiße in meinen Körper rein.

Es war schon immer ein Thema. Schon seit ich 11 oder 12 Jahre alt bin haben wir uns Gedanken um unsere Figur gemacht, und ob man schlank ist – das war so wahnsinnig wichtig. Ich war immer ein ganz normales, schlankes Mädchen - trotzdem habe ich mich als unglaublich fett empfunden, mich dauernd mit anderen verglichen. Und mich dabei so gefühlt wie das hässliche Entlein. In meiner Familie gab es viele Probleme, viel Streit. Ich hatte immer das Gefühl dass ich ganz viel runtergeschluckt habe von diesen oberflächlichen Konflikten, die trotzdem nie wirklich ausgesprochen wurden. Meine Mutter hat versucht den Schein zu wahren, während mein Vater langsam abgedriftet ist... manchmal bin ich nach einer Eskalation nachts in die Küche und habe mich mit Schokolade betäubt.

Ich glaube, das waren bereits die Anfänge der Essstörung.Als ich 15 war, kam irgendwie ein Wendepunkt. Es war in den Weihnachtsferien, und ich hab’ zur Mama gesagt dass ich wieder ein bisschen gesünder essen möchte. # Daraufhin haben wir nur noch Weightwatchers-Sachen gekocht, irgendwie war das überhaupt nicht abwegig. Ich habe auch begonnen heimlich Sport zu treiben, und zu testen wie lange ich eigentlich durchhalten kann, ohne zu essen. Anfangs ging das so bis 12, dann bis Eins, Zwei, Drei Uhr am Nachmittag - irgendwann dann auch bis Fünf oder Sechs, also eigentlich den ganzen Tag. Das war damals so ein richtiger Sport für mich. In diesen 2 Wochen habe ich dann sieben Kilos abgenommen. Ich hatte keinen Appetit, es hat einfach aufgehört. Im Internat ist es natürlich allen aufgefallen. Sie haben mich dann gezwungen, wir sind im Speisesaal gesessen, und sie haben gesagt „Wir bleiben jetzt bis du aufgegessen hast“. Bei mir war es immer schon beides, also Bulimie und Anorexie gemeinsam – und je mehr sie mich dazu gezwungen haben, desto mehr bin ich eben aufs Klo gegangen, um danach zu erbrechen. Schlussendlich bin ich dort bald ausgezogen.

Irgendwann hatte ich dann regelmäßige, wirklich schlimme Fressattacken. Einkaufen gehen, Einschließen, Essen, Erbrechen. Ich konnte kein normales Wort mehr mit meiner Mutter wechseln, die ganze Situation war wie eine tickende Zeitbombe. Irgendwo bei 28, 29kg hatten wir einen Megastreit. Es ist an diesem Tag so heftig eskaliert dass sie gesagt hat: „Jetzt reicht’s.“ Ich glaube ich habe auch selbst begriffen dass es besser wäre wenn ich von allem mal eine Pause bekommen könnte. Ich hatte einfach keine Kraft mehr. Am nächsten Morgen hat Sie mich gepackt und wir sind ins Krankenhaus gefahren, in eine psychosomatische Einrichtung. Es gab dort einen Fragebogen zum Ausfüllen: „Wie lange denkst du, dass du jetzt hier sein wirst?“ Die Mindestzeit waren damals zwei Wochen. Natürlich hätte ich niemals auch nur daran gedacht dass es länger sein könnte... tja – im Endeffekt bin ich 8 Monate dort geblieben.


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Clara, 2014

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Krankenhaus. Wien, 2014



Essanfall. Wien, 2014.










Illustration: „Körperbild“. Das Diagramm entstammt einer psychologischen Studie, in der Betroffene aufgefordert werden ihr subjektives Körpergefühl, ihre tatsächliche wahrgenommene Körperform und ihre Wunschfigur auszuwählen. ___

Vorhergehende Seiten Selbstportrait, 2013 Intervention: Körperbild Um einen neuen Zugang zu ihrem Körper zu erhalten werden Patientinnen in einer lokalen Klinik im Zuge ihrer Therapie immer wieder mit neuen Aufgaben konfrontiert. Zum Abschluss steht die Patientin für fast eine Stunde zwischen zwei lebensgroßen Spiegeln und ist dazu aufgefordert, jedes Körpermerkmal im Detail zu beschreiben. Die oft sehr stark ausgeprägte Selbstablehnung kann in der Regel nicht über diesen Zeitraum aufrecht erhalten werden, und weicht einem eher objektiv-beschreibenden Blick.


06/2014







Ulrike, 1996



Clara, 2015


IV.

Scham

Zuerst kümmere ich mich darum, dass niemand Zuhause ist.

Beim Einkaufen bin ich meistens sehr gezielt... also normalerweise esse ich nie Süßigkeiten, und es ist schon auch sehr teuer, deshalb ist es mir das dann auch nicht wert... weißt du? Lieber viel, und eher günstig. J: Es ist wirklich eine Sucht. Sobald ich anfange daran zu denken, dass ich das jetzt gerne machen würde, dann komm ich auch nicht mehr drum weg. Auch wenn ich versuche es wegzuschieben, es kommt immer wieder. Sobald ich einmal den Gedanken gefasst hab, dann weiß ich eigentlich, dass es passieren wird. A: Schon allein den Supermarkt zu betreten ist komplett anders. Man sieht alles andere nicht, sieht die Leute nicht. Man nimmt man alles ganz unscharf war. Die Sachen nehmen, zur Kassa gehen, dann ist man eh schon zu Hause. Puh – und dann... war immer Fernschauen dabei, Ablenkung, Taubmachen – J: Ich wohne in einer WG mit zwei Mitbewohnern und meinem Freund. Das Bad ist direkt neben der Küche, also muss ich es immer so einplanen, dass niemand da ist.

A: Eh typisch. Fettigs Zeug, Zucker... Verbotene Sachen eben. Währenddessen spürt man eigentlich nichts. Ich glaube, dass es das ist – man ist wie taub, man spürt den Hunger nicht, und irgendwann ... ist es dann halt so „Oh mein Gott“ … auf’s Klo, erbrechen... dann alles Putzen ... den Geruch nicht mehr wegkriegen von den Fingern… J: Meistens schau ich mir irgendwelche Serien an. Ich bin nicht wirklich dabei, mach voll viele Sachen gleichzeitig, mach irgendetwas auf meinem Handy... möglichst viele Reizquellen. Am Anfang macht das Essen noch Spaß, aber irgendwann kommt dann der Punkt wo es eher zur Qual wird, weil man schon so voll ist. Vielleicht ist es gerade das... was ich auch damit anstrebe, dieses Sichselbst-quälen ... sich selbst Schaden zuzufügen.

Das Übergeben an sich hat etwas Erlösendes. Der ganze Prozess ist wie ein Wechselbad der Gefühle – einerseits extrem Positiv, und andererseits extrem Negativ. Und eigentlich geht es recht schnell. Danach putz ich mir meistens Zähne, und dann.. ja, dann ist es fertig ... [lacht]... keine Ahnung. A: Ich war immer paranoid, dass es jemand riechen könnte. Hab mir immer panisch gesagt „Oh Gott, ich riech’s, ich riech’s“, und mich geputzt, und gewaschen – und auch heute noch, wenn ich irgendwo Erbrochenes rieche, dann ist das für mich ein ganz komischer Reiz. J: Ich weiß nicht was mir währenddessen durch den Kopf geht. Es ist Routine, etwas das ich erledigen muss. Ein Ventil. Trotzdem... danach geht es mir nie besser als vorher.


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Therapieraum. Wien, 2012.





Clara, 2015




Man belügt sich, durchgehend. Man sagt sich: Wenn es noch 2 Kilo weniger sind, irgendwann bin ich dann mit mir selbst zufrieden. Ich wollte überhaupt nicht magersüchtig werden – diese Stimme die gesagt hat „Ich hasse mich, und meinen Körper, und mein Leben, und es wird sicher besser wenn ich So-und-so-viel-Kilo wiege“, die war einfach so stark. Sarah


08/2014





M., 2013



Michaela, 2015


IV.

Scham

Ich gebe dir meine Offenheit.

Wie setzt man sich über das eigene Schamgefühl hinweg? Meines Erachtens nach ist Scham ist eines der intensivsten Gefühle, die man haben kann - und schämen tut man sich relativ schnell für etwas. Gerade fürs Erbrechen schämt man sich besonders. Ich glaube dass die Schamgrenze bei den Magersüchtigen nicht so hoch ist, Anorexie ist meiner Meinung nach sowieso eher die extrovertierte Form der Essstörung, und Bulimie ist die introvertierte. Bulimikerinnen sind meiner Erfahrung nach schon von Grund aus Personen die sich viele Vorwürfe machen, schämen.

Trotzdem- es ist wie bei Konflikten, oder bei unausgesprochenen Dingen: wenn sie angesprochen werden verflüchtigt sich die Energie. Genau das Gleiche bei den Essstörungen: Wenn ich sage, „Ich habe diese Symptomatik“ - in dem Moment verfliegt diese Konzentration darauf, und die Schwere wird leichter. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, und auch viele in der Selbsthilfegruppe sagen das auch. Betroffene sprechen ihre Krankheit oft nicht offen an, weil sie Angst vor der Reaktion ihrer Umwelt haben. Dabei sind die Reaktionen oft viel positiver als befürchtet! Es ist so die Angst vor der Angst, und die Scham. Sobald man den ersten Schritt macht und darüber spricht, kann man sich auch Kraft holen, sei es jetzt in der Gruppe, in der Familie, beim Partner oder wo auch immer.

Wie kann man dieses Thema darstellen? Was berührt Menschen an anderen? Das kann einerseits Leistung sein, Engagement - ist jemand ein Menschenfreund, dann… berührt ihn vielleicht die Offenheit des Themas. Ist jemand Menschenfeind… hmm… dreht er sich um und geht sowieso. Das heißt - ich bin bereit… diesen Personen… all das zu zeigen was ich bin, und wer ich bin. Vom Lächeln über mein Gesicht, über meinen Körper, über meine Lebensgeschichte, über mein Engagement - und… irgendwas wird möglicherweise dabei sein was die Leute dann halt einfach trifft. Oder berührt. Ja.


mahcS

.VI

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Michaela, 2015

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Johanna, 2010






Selbsthilfegruppe, 2014.


09/2014



Ulrike, 2012



Sara, 2014


V. Wieso diese Krankheit?

Ich glaube ich nehme Dinge generell anders wahr als andere.

B: Ich habe mich schon immer eher unwohl gefühlt. War immer schon sehr angepasst und außenorientiert. Meine Familie ist sehr groß, ich habe mich oft um meine drei kleine Geschwister gekümmert und dabei so eine Art Mutterrolle übernommen weil ich das Gefühl hatte, meine Mama ist irgendwie überfordert. Ich habe mich im-mer bemüht ihr zu helfen und ja keinen zusätzlichen Ärger zu machen.

M: Dieses Entsprechenwollen, mich nicht gut, schön, oder schlank genug zu fühlen, das ist auch bei mir sehr schnell gekommen. Möglicherweise war es auch

C: Ich hab das Gefühl, es sind ganz viele so... gesellschaftliche Normen, oder so Sachen in meinem Kopf die ich denke erfüllen zu müssen. Dieser Perfektionsdrang ist ganz stark da, dieses Alles-Halten müssen.

schon vor der Bulimie da, es war mir aber nicht so stark bewusst. Ich habe dieses Körperbild von meiner Mutter übernommen, da kann ich mich als Kind noch sehr genau daran erinnern. Wir durften ihr zum Beispiel nicht zum Geburtstag gratulieren, Alter war ein Thema - und natürlich Aussehen und solche Sachen, das war ganz stark durch sie geprägt.

Ich glaube auch dass ich das sehr stark von meiner Mama übernommen habe. Und ja, dieser Druck. Ich habe das Gefühl dass wenn mir im Außen alles zu viel wird und ich das Gefühl hab, alles zusammenhalten zu müssen, und wenn ich dann einfach nicht mehr kann irgendwie, dann - dann kommt auch die Essstörung wieder stärker raus.


?tiehknarK eseid oseiW .V

llereneg egniD emhen hci ebualg hcI .eredna sla rhaw sredna

Sara, 2014

s e , l h ü f e G s a d b a h h cI : C -lleseg ...os elei v zn ag dnis redo ,nem roN ehcil t f ahcs f po K m e n i e m n i n e h c a S o s uz nellü f re ek ned hci eid -it kef reP reseiD .nessüm , a d kr a t s z n a g t s i g n a r d s no .nessüm netl aH-sell A seseid

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sad hci ssad hcua ebualg hcI a m a M r e n i e m n ov k r a t s r h e s ,aj dnU .ebah nemmon rebü s a d e b a h h c I . k c u r D r e s ei d mi rim nnew ssad l hü fe G d n u d r i w l ei v u z s e l l a n e ß u A s el l a , b a h l h ü f e G s a d h c i ,nessüm uz netl ah nemm asuz hcafnie nn ad hci nnew dnu ,ei wdnegri nn ak rhem thcin eid hcua tmmok nn ad - nn ad rekr äts redei w gnu rötsssE .suar

s e , a d ei m i l u B r e d r ov n o h c s kr ats os thcin reba rim r aw s e s ei d e b a h h c I . t s s u w e b -tuM reniem nov dlibrep röK nn ak ad ,nemmon rebü ret r h e s h c on d n i K s l a h ci m h ci riW .n renni re n ar ad uaneg leipsieB muz rhi net f rud -utarg gatst rube G muz thcin amehT nie r aw retl A ,nereil d n u n e h e s s u A h c i l r ü ta n d n u z n a g r a w s a d , n e h c a S e h c lo s .t gärpeg eis hcrud kr ats

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Corina, 2014


V. Wieso diese Krankheit?

Also es war echt so ein Aufzeigen von:„Leute, da passt irgendwas überhaupt nicht, und ihr könnt es jetzt nicht einfach weiter unter den Teppich kehren.

M: Das Sprechen über meine Essstörung hat uns allen geholfen. Es hat vieles auf den Tisch gebracht, viele Unklarheiten, viele Ängste, auch die meiner Kinder. Obwohl es die schlimmsten Gespräche meines Lebens waren. Das muss ich schon dazusa-gen. Prinzipiell glaube ich an das Positive. In der Essstörung. Weil es Situationen gibt, in denen sich die Seele sich nicht anders wehren kann. Und damit sie nicht kippt, oder bricht, sucht sie sich ein Hilfsmittel. Dass es eine Suchterkrankung ist ist blöd, weil es so schwer ist, wieder rauszukommen... Aber grundsätzlich glaube ich dass es in dem Moment in dem sie sich entwickelt eine Hilfe ist, damit dieser Mensch nicht zerbricht.

C: Oft passiert das in Familien wo man jetzt von außen nicht sieht, dass was nicht passt. Wo man glaubt, es sei alles gut und perfekt. Und irgendwann muss man diese dramatische Essstörung kriegen damit man irgendwie sagen kann „Hey. Passt über-haupt nicht.“ Im Endeffekt haben sich alle, also Mama, Papa, ich, und auch meine Schwester wirk-lich sehr verändert. Wir sind alle viel reflektierter geworden. Es klingt komisch aber ich bin ehrlich gesagt sehr dankbar für die Bulimie. Vielleicht war es das Beste, was uns passieren konnte - ich kann mir nicht vorstellen wie die Dinge wären wenn wir einfach so weitergelebt hätten.

B: Durch die Essstörung war ich zum ersten Mal im Widerstand. Ich hab’ zum ersten Mal klar und deutlich gesagt: „Nein. Das mach ich nicht“. Es war nicht mehr dieses Angepasste, Liebe, Brave, sondern das erste Mal, dass ich da ... egal, was die ande-ren gesagt haben, da hab ich noch so viel Angst haben können, dass sie mich nicht mehr mögen – ich habe verweigert. Das hat sich zwar oberflächlich beim Essen ge-zeigt, aber ist ja eigentlich viel tiefer gegangen. Was möchte ich eigentlich im Leben, wo stehe ich? Was ist mir wichtig? Wo sind meine Grenzen? All diese Fragen musste ich mir neu stellen. Will ich ins Kino gehen, oder gehe ich nur weil alle anderen sagen, sie gehen?


?tiehknarK eseid oseiW .V

tssap ad ,etueL„:nov negiezfuA nie os thce raw se oslA thcin tztej se tnnök rhi dnu ,thcin tpuahrebü sawdnegri .nerhek hcippeT ned retnu retiew hcafnie

h c i r a w g n u r öt s s s E ei d h c r u D :B .dn atsrediW mi l aM netsre muz dnu r al k l aM netsre muz ’bah hcI hcam saD .nieN„ :t gaseg hcil tued seseid rhem thcin r aw sE .“thcin hci n rednos ,evarB ,ebeiL ,etssapegn A ,l age ... ad hci ssad ,l aM etsre sad ad ,nebah t gaseg ner-edn a eid saw n e b a h t s g n A l ei v o s h c o n h c i b a h rhem thcin hcim eis ssad ,nennök saD .t regiew rev ebah hci – negöm mieb hcilhcäfl rebo r awz hcis tah hcil tnegie aj tsi reba ,t giez-eg nessE .negn ageg refeit lei v mi hciltnegie hci ethcöm saW rim tsi saW ?hci ehets ow ,nebeL ?neznerG eniem dnis oW ? githci w rim hci etssum negarF eseid ll A ,neheg oni K sni hci lliW .nellets uen neredn a ell a liew run hci eheg redo ?neheg eis ,negas Corina, 2014

ow neilim aF ni sad t reissap t fO :C ,theis thcin neßua nov tztej n am n am oW .tssap thcin saw ssad .t kef rep dnu tu g sell a ies se ,tbualg eseid n am ssum nn awdnegri dnU negei r k gnu rötsssE ehcsitam ard nn ak negas ei wdnegri n am tim ad “.thcin tpuah-rebü tssaP .yeH„

- öt s s s E e n i e m r e b ü n e h c e r p S s a D : M tah sE .nefloheg nell a snu tah gnu r elei v ,thcarbeg hcsiT ned fua selei v hcua ,etsgn Ä elei v ,netiehr al k nU eid se l howbO .redni K reniem eid seniem ehcärpse G netsmmil hcs nohcs hci ssum saD .ner aw snebeL .neg-asuzad

-itisoP sad n a hci ebualg lleipizni rP osl a ,ell a hcis nebah t keffednE mI -autiS se lieW .gnu rötsssE red nI .ev eniem hcua dnu ,hci ,apaP ,am aM e l e e S ei d h c i s n e n e d n i , t b i g n e n o i t .t redn ärev rhes hcil-kri w retsewhcS .nn ak nerhew sredn a thcin hcis -eg ret reit kefler lei v ell a dnis riW redo ,tppi k thcin eis tim ad dnU hci reba hcsimok t gnil k sE .nedrow .lettimsfliH nie hcis eis thcus ,thci rb rü f r abk n ad rhes t gaseg hcilrhe nib tsi gnu k n ar krethcuS enie se ssaD sad se r aw thcielleiV .eimiluB eid -ei w ,tsi rewhcs os se liew ,dölb tsi etnnok nereissap snu saw ,etseB -dnu rg rebA ...nemmokuzsuar red ei w nelletsrov thcin rim nn ak hci med ni se ssad hci ebualg hcilztäs hcafnie ri w nnew ner äw egniD eid tlekci w tne hcis eis med ni tnemoM .nettäh tbelegretiew os hcsneM reseid tim ad ,tsi efliH enie .thci rbrez thcin



Corina, 2015





Ich glaube ich habe Angst davor, die Essstörung aufzugeben. Das Stopfen drückt meine Gefühle runter. Ich kann das nicht kontrollieren, aber wenn ich damit aufhöre könnten meine Gefühle ganz extrem rauskommen, und ich habe Angst, das nicht zu schaffen. Das nicht auszuhalten. Manuela



Sara, 2016



Sara, 2016



Ulrike, 2015



Ulrike, 2015



Manuela, 2007




Familienfoto, 1980. Sarah‘s Esstagebuch, 2015. ___

Vorhergehende Seiten Sarah, 2015 Ich sehe mich nicht als mein Körper. Wenn darüber nachdenke - ich bin nicht mein Kopf, und nicht mein Gesicht, weil das gefällt mir auch nicht - auch wenn da vielleicht so ein seelenartiges Ding in mir ist, ich habe einfach so eine starke Wut auf diese Hülle.

Ulrike, 2015 In der Mitte da, das war für mich schwer fassbar. Wahrscheinlich weil für mich auch die Essstörung schwer fassbar ist, oder auch ich als Person. Was sehen andere in mir? Habe ich irgendwen verletzt, habe ich irgendetwas Falsches gesagt, wie kann ich es besser sagen, wie kann ich all diesen Ansprüchen genügen? Dieser Umriss, diese Essstörung ist fast wie eine Hülle oder ein schützender Kokon der mich von dieser Umwelt abschirmt, aber gleichzeitig auch isoliert.


08/2014







M., 2014.



Sissy, 2015



Manuela, 2013


V. Wieso diese Krankheit?

Und trotzdem... es geht mir zwar viel besser, aber wenn alles kippt, wenn alles schwankt, dann weiß ich: am Klo hab ich immer noch Zeit für mich.

Corina Für mich funktioniert es ganz stark als Druckabbau, wenn ich mir selbst nicht ge-nug Michaela

Gutes tue, oder im Stress bin. So dumm es auch klingt, am

Was mir an der Essstörung

Klo nehme ich mir einfach

geholfen hat war dieses Span-

immer noch die Zeit für mich.

nung - Entspannungs-verhält-

Wenn draußen alles außer

Es war der einzige Weg, mit

nis. Der Ausgleich. Wenn die

Kontrolle gerät, dann ist das

diesem Druck fertigzuwerden.

Anspannung zu groß war, ist

das woran ich mich festhalten

Ich kannte es nicht, mal

das Essen einer-seits Entspan-

kann, ich kann das Essen kon-

loszuheulen, ich kannte es nicht, wen anzuschreien, oder

Maria

nung, weil... es hat ja grundsät-

trollieren, und ich kann mein-

zlich etwas Positives, es

en Körper kontrollieren. Ich

irgendwie meine Mei-nung zu

schmeckt gut, es ist nährend,

weiß sozusagen ganz genau

sagen. Dieses Ess-Brech-Rit-

wohlig, warm – aber um diesen

was ich zu tun hab.

ual war nach all den Jahren

Druck wieder loszuwerden

das, was ich ge-braucht habe,

war das Erbrechen dann in

Ich weiß, es ist ein

Wahrheit das, was das Gle-

Hirngespinst, und es geht in

und gemacht habe. Bei dem ich ganz genau wusste, dass

ichgewicht wiederhergestellt

die falsche Richtung – weil

wenn ich mich komisch füh-

hat. Ent-spannend. Ausleerend.

dann erst recht alles außer

le – damit meine ich jedes

Leerend. Alles was da drinnen

Kontrolle gerät. Je mehr ich

stärkere Gefühl, und vor allem

ist, was eigentlich nicht drin-

mich daran festklammer,

Wut, und Angespanntheit, und

nen sollte – also was man so...

desto schlimmer wird es meis-

Traurigkeit – dann war das

übertragen, reinfrisst.

tens.

halt der Ausweg.


?tiehknarK eseid oseiW .V

reba ,resseb leiv rawz rim theg se ...medztort dnU ßiew nnad ,tknawhcs sella nnew ,tppik sella nnew .hcim rüf tieZ hcon remmi hci bah olK ma :hci

s e t r ei n o i t k n u f h c i m r ü F : C ,uabbakcu rD sl a kr ats zn ag -eg thcin tsbles rim hci nnew ssertS mi redo ,eut setuG gun ,t gnil k hcua se mmud oS .nib h c a f n i e r i m h ci em h en o l K m a .hcim rü f tieZ eid hcon remmi

-n apS seseid r aw tah nefloheg

reßua sell a neßuard nneW

-tl ährev-sgnunn apstnE - gnun

sad tsi nn ad ,täreg ellortnoK

eid nneW .hcielgsuA reD .sin

netl ah tsef hcim hci n arow sad

tsi ,r aw ßorg uz gnunn apsn A

,geW egiznie red r aw sE :J

-nok nessE sad nn ak hci ,nn ak

-n apstnE sties-renie nessE sad

-wuzgit ref kcu rD meseid tim

-niem nn ak hci dnu ,nereillort

-täsdnu rg aj tah se ...liew , gnun

l am ,thcin se etnn ak hcI .nedre

hcI .nereillortnok rep röK ne

se ,sevitisoP saw te hcilz

se etnn ak hci ,neluehuzsol

uaneg zn ag negasuzos ßiew

,dnerh än tsi se ,tu g t kcemhcs

redo ,neierhcsuzn a new ,thcin

. b a h n u t u z h ci s a w

neseid mu reba – m r aw , gil how

-ti R-hcerB-ssE seseiD .negas

nie tsi se ,ßiew hcI

n i n n a d n eh c e rb r E s a d r a w

nerh aJ ned ll a hcan r aw l au

ni theg se dnu ,tsnipsegn riH

-elG sad saw ,sad tiehrh aW

uz gnun-ieM eniem ei wdnegri

Manuela, 2013

gnu rötsssE red n a rim saW :M

nedrewuzsol redei w kcu rD

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liew – gnuthci R ehcsl af eid

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sedej hci eniem tim ad – el

-siem se dri w remmil hcs otsed

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mell a rov dnu ,l hü fe G erekr äts

. s n et

.tssi rfnier ,negart rebü



Marie, 2014.






Vorhergehende Seiten Marie, 2015 Es war damals sogar ein Therapieziel in der Klinik dass ich wieder ins Schwimmbad gehe, mit anderen Leuten. Das war wirklich ein groĂ&#x;es Ding, vor Allem wenn man bedenkt dass ich damals immer gesagt habe dass man mich nicht anschauen darf, vor allem wenn ich nackt bin, weil sonst wird man blind, weil ich bin ein Basilisk. NatĂźrlich war das auch scherzhaft gemeint – aber da steckte schon viel Wahrheit drin. Heute mache ich das ganz anders.




Johanna, 2015



Michaela, 2017



Babsi, 2014




V. Wieso diese Krankheit?

Ich wollte früher immer eher ein Junge sein.

Es ist so... wie in einem Rausch ... und du weißt nicht, was passiert In der 7. Klasse habe ich dann zum wenn du das nicht mehr hast? ersten Mal 8 Kilo abgenommen, das ist damals aber kaum jemandem aufgefallen, und hat auch nicht lange angehalten. Dieser Gewichtsverlust hat in erster Linie nur mein System aus der Balance gebracht, ich war danach immer sehr hungrig, und wog bald wieder so viel wie vorher.

Geht dann die Welt unter? Hör ich nie mehr auf, zu weinen? Vor der Pubertät war ich recht zart. Ich hatte immer einen Kurzhaarschnitt, und war auch immer die Kleinste in meiner Klass. Manchmal haben fremde Menschen gedacht, ich sei ein Junge, aber eigentlich hat mir das ganz gut gefallen. Damals war ich sehr wild und frei – ich bin überall raufgeklettert und herumgelaufen, meistens war ich mit den Burschen unterwegs. Oft hatten wir aufgeschürfte Knie oder blaue Flecken, aber das hat uns nichts ausgemacht. In der Pubertät begann es mir dann J: In zunehmend die Klink zu schlechter gehen war zu dasgehen. Ich hatte einen WachstumsBeste was ich jemals tun konnte. schub, mein Körper hat sich veränEs war extrem schwierig, und dert, wurde zunehmend weiblicher anstrengend, fast wie ein Entzug und runder - das hat mir überhaupt von einer Drogensucht, odermehr von nicht gefallen. Das war nicht Alkohol oder so. In meinem Fall mein altes Ich, das war nicht, wie war es ein Entzug von–diesem ich mich gekannt habe ich war ja Verhalten, ich konnte damitZarte, eigentlich immer die Kleine, Sportliche gewesen. meine Gefühle unterdrücken. Ich

Gut 3 Jahre später, in meinem zweiten Studienjahr, war ich in einer komplett neuen Situation. Auf der technischen Universität wurde ich mit der Tatsache konfrontiert, dass Dinge gab, dieIch ichhabe nicht auf Wases passiert dann? Anhieb verstanden habe. Das hat immer gedacht, wenn ich einmal stark an meinem Selbstwertgefühl anfange, Dinge zuzulassen kann gerüttelt. „Bin ich zu blöd dafür?“, ich nicht mehr aufhören. Es war habe ich mich gefragt. „Werde ich wie ein ganzes Meer, und ich das je verstehen?“ hatte ganz abstrakte Ängste, mich dann habe ein Loch? Inverschlingt diesem Selbstzweifel ich Passiert dann das Schlimmste, beschlossen intensiv zu studieren und wenig zuhabe essen. Sehr gelernt, wenig zu Größte? Ich wieder essen. Ich verlor 20 Kilo innerhalb zu weinen und zu merken wie von Monaten. Das Nicht-Essen sich3 das anfühlt. hat mir insofern geholfen, dass ich mich wieder wie ich selbst gefühlt Wenn ich mich damals scheiße habe, wohlgefühlt habe - das Progefühlt habe, hab’ mirschon erst blem war... dass ichich mich recht was Schlechtes getan – nach den ersten 10 Kilos super und jetzt denk’ ich mir,ging das ist ja gefühlt habe. Trotzdem es imabsurd! Wenn ich runter... mich schlecht mer weiter runter, es gab keine Grenze mehr. fühl, mach ich mir was Gutes.

Oft habe ich mir gedacht „Okay, das reicht!“ – und wie’s dann noch ein halber Kilo war hab’ ich mich trotzdem gefreut. 1987 war ich zum ersten Mal stationär im Krankenhaus. Im April hat mich mein Therapeut informiert dass es ab August dort einen freien Platz gibt. Trotzdem habe ich in diesen drei Monaten weitere 7 Kilo verloren. Oder - mein Körper hat nochmal 7 Kilo abgenommen. Es ist verrückt, aber auch mein TheB: Manchmal rechne ich mir rapeut hat da sicherlich seinen Teil meinen BMI aus oder frage mich: dazu beigetragen. Er hat damals zu “Okay Babsi,„Sie wiewissen alt bisteh, du es eigenmir gesagt: gibt tlich?” Und: “Wo willst du eigenfür Sie keine untere Grenze.“ – und tlich hin?”provoziert dass ich weihat damit terhin Gewicht verliere. Ich würde gerne eine eigene Später hat er mir erzählt, dass er Wohnung haben. Ich möchte das absichtlich gemacht hat. Er unabhängig sein, ich möchte ein meinte, dass Magersüchtige so Auto, ich kann mir gut vorstellen eine rigide Struktur haben dass es hier in Wien zu wohnen, manchmal leichter sei, dieund Leute da einfach zu schauen ich gut rauszukriegen wenndass sie wirklich für mich sorgen kann. Dass ich– fast am Ende ihrer Kräfte sind einenbevor Job finde, ich mag, kurz dieseden Struktur zusammenbricht.“ dass ich mich öffnen kann, und

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Wie ich’s bei einer Freundin

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Ich wollte früher immer eher ein Junge sein.

Vor der Pubertät war ich recht zart. Ich hatte immer einen Kurzhaarschnitt, und war auch immer die Kleinste in meiner Klass. Manchmal haben fremde Menschen gedacht, ich sei ein Junge, aber eigentlich hat mir das ganz gut gefallen. Damals war ich sehr wild und frei – ich bin überall raufgeklettert und herumgelaufen, meistens war ich mit den Burschen unterwegs. Oft hatten wir aufgeschürfte Knie oder blaue Flecken, aber das hat uns nichts ausgemacht. In der Pubertät begann es mir dann zunehmend schlechter zu gehen. Ich hatte einen Wachstumsschub, mein Körper hat sich verändert, wurde zunehmend weiblicher und runder - das hat mir überhaupt nicht gefallen. Das war nicht mehr mein altes Ich, das war nicht, wie ich mich gekannt habe – ich war ja eigentlich immer die Kleine, Zarte, Sportliche gewesen.

In der 7. Klasse habe ich dann zum ersten Mal 8 Kilo abgenommen, das ist damals aber kaum jemandem aufgefallen, und hat auch nicht lange angehalten. Dieser Gewichtsverlust hat in erster Linie nur mein System aus der Balance gebracht, ich war danach immer sehr hungrig, und wog bald wieder so viel wie vorher. Gut 3 Jahre später, in meinem zweiten Studienjahr, war ich in einer komplett neuen Situation. Auf der technischen Universität wurde ich mit der Tatsache konfrontiert, dass es Dinge gab, die ich nicht auf Anhieb verstanden habe. Das hat stark an meinem Selbstwertgefühl gerüttelt. „Bin ich zu blöd dafür?“, habe ich mich gefragt. „Werde ich das je verstehen?“ In diesem Selbstzweifel habe ich beschlossen intensiv zu studieren und wenig zu essen. Sehr wenig zu essen. Ich verlor 20 Kilo innerhalb von 3 Monaten. Das Nicht-Essen hat mir insofern geholfen, dass ich mich wieder wie ich selbst gefühlt habe, wohlgefühlt habe - das Problem war... dass ich mich schon nach den ersten 10 Kilos super gefühlt habe. Trotzdem ging es immer weiter runter, runter... es gab keine Grenze mehr.

Oft habe ich mir gedacht „Okay, das reicht!“ – und wie’s dann noch ein halber Kilo war hab’ ich mich trotzdem gefreut. 1987 war ich zum ersten Mal stationär im Krankenhaus. Im April hat mich mein Therapeut informiert dass es ab August dort einen freien Platz gibt. Trotzdem habe ich in diesen drei Monaten weitere 7 Kilo verloren. Oder - mein Körper hat nochmal 7 Kilo abgenommen. Es ist verrückt, aber auch mein Therapeut hat da sicherlich seinen Teil dazu beigetragen. Er hat damals zu mir gesagt: „Sie wissen eh, es gibt für Sie keine untere Grenze.“ – und hat damit provoziert dass ich weiterhin Gewicht verliere. Später hat er mir erzählt, dass er das absichtlich gemacht hat. Er meinte, dass Magersüchtige so eine rigide Struktur haben dass es manchmal leichter sei, die Leute da rauszukriegen wenn sie wirklich fast am Ende ihrer Kräfte sind – kurz bevor diese Struktur zusammenbricht.“


Therapieraum. Wien, 2014



J., 1992



Da war ich glaub‘ ich auf dem Weg zum Tennis. Mit dem Rad. Und mir wur-de schwarz vor Augen, wie immer, und ich habe mich echt schlecht gefühlt wie im-mer - und hab mir gedacht, Scheiß drauf, ich hab’ jetzt einfach keinen Bock mehr. Als ich dann nach Hause gekommen bin habe ich dann ein Joghurt gegessen. So eins mit Fruchtgeschmack. Und dann, nach und nach, in kleinen Schritten, habe ich auch mit anderen Lebensmitteln wieder angefangen. Sissy



Manuela, 2008



09/2014



Dieses Essstörungsmonster – das ist einfach übergriffig, es packt dich, so ein richti-ges Arschloch eigentlich. Das Blut im Schritt symbolisiert für mich Weiblichkeit, das hat viel damit zu tun. Für mich bedeutet das sich als erwachsene Frau zu respektie-ren, Verantwortung zu tragen und sich so zu akzeptieren wie man ist. Seine Bedürf-nisse ernst zu nehmen und für sich eintreten zu können ist für mich etwas sehr Erwachsenes.

Maria, 2017



K.atharina, 2015



Babsi, 2015


VI. Moving On

Es heißt ja immer dass immer nur die Schwächsten krank werden, aber das glaube ich nicht.

Ich sehe das nicht negativ. Manchmal wirkt es so, wenn ich darüber nachdenke was ich eigentlich verpasst hab, dieses... Ausgehen, und Burschen oder was man in diesen Lebenslagen halt altersentsprechend so macht. Dann frage ich mich, wer setzt sich schon in unseren jungen Jahren mit Sterben auseinander, mit Tod, mit Ängsten und was man nicht mehr tun kann, wenn man scheinbar so weit aus dem Leben draußen ist?

Babsi Ja, viele Sachen waren sehr schlimm. Und ich möchte Vieles auch nicht nochmal erleben, aber es war alles wichtig. Im Moment frage ich mich oft: „Was fehlt mir noch, was kann ich noch nicht genug, dass ich das nicht lassen kann? Was hat die Essstörung noch für eine Funktion?“

Manche diese Erfahrungen eben in einer anderen Form. Aber ganz ehrlich? Dazu gehört auch große Stärke, diese Krankheit muss man erstmal aushalten. Andere hätten sich womöglich schon umgebracht. Ich denke dass man da oft unterschätzt wird. Mein Wunsch ist es, das unter Beweis zu stellen. „Schaut mich an, wie ein Phönix aus der Asche“ – das ist auch so ein Bild... „Ihr habt es mir ja nicht geglaubt, aber ihr werdet euch noch wundern!“

Maria Ich weiß jetzt: egal was passiert, ich kann damit umgehen, weil ich weiß dass es am Wichtigsten ist auf sich selbst zu achten, runterzukommen. Das sind Grundprinzipien, die ich ohne Therapie vielleicht nie gelernt hätte. Ich weiß nicht wer ich wäre, hätte ich diese Erfahrung nicht gemacht. Heute weiß ich: egal was ist, irgendwie werde ich das schaffen. Und wenn ich jeden Abend heule, egal. Ich weiß: es geht weiter, auch wenn es sich schlimm anfühlt, auch das darf sein. Wenn ich traurig bin empfinde ich das nicht mehr als negativ, sondern freue mich eher, dass ich das jetzt mehr zulassen kann. Aber natürlich. Am Liebsten wäre es mir gewesen wenn ich die Essstörung dazu nicht gebraucht hätte. Nochmal will ich das nicht [schmunzelt].


nO gnivoM .IV

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-hcn aM .vitagen thcin sad ehes hcI rebü r ad hci nnew ,os se t kri w l am hcil tnegie hci saw ek nedhcan ,nehegsuA ...seseid ,bah tssap rev n i n a m s a w r e d o n eh c s r u B d n u -tnesretl a tl ah negalsnebeL neseid egarf nn aD .thcam os dnehcerps ni nohcs hcis tztes rew ,hcim hci nebretS tim nerh aJ negnuj neresnu netsgn Ä tim ,doT tim ,redn aniesua ,nn ak nut rhem thcin n am saw dnu sua tiew os r abniehcs n am nnew ?tsi neßuard nebeL med nebe negnu rh af rE eseid ehcn aM ehcn am ,m roF neredn a renie ni ?hcilrhe zn ag rebA .hcildeihcsret ,ekr ätS eßorg hcua t röheg uzaD l amtsre n am ssum tieh k n ar K eseid hcis nettäh eredn A .netl ahsua .thcarbegmu nohcs hcilgömow -retnu t fo ad n am ssad ek ned hcI . d r i w t z tä h c s retnu sad ,se tsi hcsnuW nieM hcim tuahcS „ .nellets uz sieweB – “ehcs A red sua x inöhP nie ei w ,n a tbah rhI„ ...dliB nie os hcua tsi sad rhi reba ,tbualgeg thcin aj rim se “!n rednu w hcon hcue tedrew

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J., 2000.



Erinnerungskiste, 2014.





Corina, Pablo & Lea, 2016



J., 2000




VII. Moving On

Was mich so beeindruckt ist, wenn jemand in der Gruppe etwas erzählt, und du siehst dass die ganze Runde nickt. Das hab ich bei keiner Therapeutin.

Ich finde es wunderbar, die Selbsthilfegruppe zu leiten, es macht unglaublichen Spaß. Die Mädels und Jungs – inzwischen auch Jungs, Gott sei dank – sind wirklich wunderbare Menschen, und ich bin jedes Mal aufs Neue positiv überrascht wie viele kommen, und wie viele sich dafür interessieren. Es kostet mich auch sehr viel Arbeit, ja. Oft passiert ja auch im Drumherum nicht gerade wenig, und dann ist das ein zusätzlicher Aufwand, aber jedes Mal wenn ich rausgehe weiß ich, warum ich es tue. Und somit tue ich’s auch weiter. Als ich damit begonnen habe, ging die ersten drei Monate überhaupt nichts, kein Rücklauf. Im Dezember hab ich mir gedacht :“Okay gut. Das hat nicht funktioniert.“ Scheint nicht gewollt zu sein. Über Weihnachten hab ich’s dann ausgelassen, und nichts gemacht.

Und dann... es war wie verzaubert... bin ich plötzlich bombardiert worden mit Anfragen und Emails, es war unglaublich. Innerhalb kürzester Zeit ist die Gruppe so ein Selbstläufer geworden dass ich keine weitere Werbung machen musste, ich habe seither nichts weiter getan als zu sitzen und zu warten. Pro Woche bekomme ich bis zu 10 neue Anfragen. Auch für nächstes Mal sind es sicher wieder 7 die neu dazukommen wollen. Wie viele dann tatsächlich auftauchen ist dann immer eine andere Frage. Meiner Meinung nach ist das der Ort, an dem man sich wirklich verstanden fühlt. Das ist für mich der Sinn der Selbsthilfegruppe – das hat nichts mit Therapie zu tun... es ist dieses Nicken, wenn ich etwas erzähle. Man ist in der Essstörung sehr einsam was die Aussenwelt betrifft. Man nimmt diese ja auch ein Stück weit anders wahr – manche stärker als andere – aber man ist alleine.

Dieses Gefühl der Einsamkeit ist ganz stark – und in der Gruppe ist das nicht. Jeder hat seine eigene Geschichte, aber alle wissen auch vom inneren Leid und Schmerz, von der inneren Leere der anderen. Das erzähle ich auch jedem, der mich anruft und mich fragt wie es so läuft bei uns. Dann erzähle ich ihm von diesem Nicken, und meistens höre ich dann auch genau dieses Nicken der Person am Telefon [lacht] – weißt du – und das ist, mehr braucht man dazu nicht zu erklären.


nO gnivoM .IIV

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-tsbleS eid ,r abrednu w se ednfi hcI thcam se ,netiel uz eppu rgeflih sledäM eiD .ß apS nehcilbualgnu hcua nehcsi wzni – sgnuJ dnu hcil kri w dnis – k n ad ies tto G ,sgnuJ n i b h c i d n u , n e h c s n eM e r a b r e d n u w -rebü vitisop eueN sfua l aM sedej ei w dnu ,nemmok elei v ei w thcsar sE .nereisseretni rü f ad hcis elei v ,tiebr A lei v rhes hcua hcim tetsok -reh mu rD mi hcua aj t reissap t fO . aj nn ad dnu , ginew edareg thcin mu , d n a w f u A r e h c i l z tä s u z n i e s a d t s i ehegsuar hci nnew l aM sedej reba dnU .eut se hci mu r aw ,hci ßiew .retiew hcua s’hci eut timos gnig ,ebah nennogeb tim ad hci sl A tpuahrebü etanoM ierd netsre eid rebmezeD mI .fual kcüR niek ,sthcin saD .tu g yakO“: thcadeg rim hci bah tniehcS “.t reinoit k nu f thcin tah -hieW reb Ü .nies uz tlloweg thcin -salegsua nn ad s’hci bah nethcan .thcameg sthcin dnu ,nes



Arbeitsblatt: GrundgefĂźhle, 2014.



Babsi, 2015




Corina, 2017


M., 2015


„Irgendwer hat mir einmal mitgegeben, dass es eigentlich gesund ist, wenn man in diesem System krank wird.“


J., 2002



Katharina, 2015


VII. Moving On

Ich hätte nie gedacht, dass es für mich einmal kein Thema mehr sein wird.

Katharina

J. Es schien damals so weit weg. Dass tatsächlich dieser Wunschtraum wahr wird, dass Essen wieder so etwas Normals wie An- oder Ausziehen wird, dem man einfach keine Beachtung schenken muss… dass ich je wieder gesund werde. Mittlerweile sind es 12 Jahre, und es ist tatsächlich weit, weit weg gerückt. Ich hätte das nie gedacht - dass mich trotz 20 Jahren Krankheit Kalorien heute nicht mehr im Geringsten interessieren, dass löffelweise gute Öle zu mir nehme [lacht] – es schien damals undenkbar.

Ich hatte damals eine lange Zugfahrt hinter mir, war bei einer Freundin zu Besuch. Ihre Mutter hatte extra etwas Süßes gebacken. Als ich dann mit dem Zug heimgefahren bin habe ich alles wieder erbrochen, und das hat mir so furchtbar Leid getan. Ich habe auch schon auf dem Weg dorthin ein paar Mal erbrochen, und dass dann ihre Mutter dann etwas für mich bäckt, und ich nicht mal das drin behalten konnte... Das war für mich der Grund. Ich wollte nicht mehr, dass das mein Leben bestimmt. Als ich das erste Mal ins Krankenhaus kam, hab’ ich es bis zum letzten Tag ausgelebt. Und hab’ erst dort begonnen zu kämpfen. Diesmal habe ich mir gesagt… „Du kennst schon viele Strategien, du hast schon viel gelernt. Du musst nicht warten bis du wieder aufgenommen wirst.“

Also habe ich sofort angefangen. Es war ein langer Weg, und extrem viel Therapieerfahrung. Ich hatte damals gerade ein Praktikum abgeschlossen und gemerkt, dass das der Beruf ist, den ich ausüben möchte, und dass das mit der Essstörung unvereinbar wäre. Dann war da noch eine Medikamentenumstellung, und mein zweiter Krankenhausaufenthalt, und ich habe mir gesagt: „Aus. Ich habe jetzt die Möglichkeit, das zu lernen. Nütz das. Nütz die Chance.“


nO gnivoM .IIV

lamnie hcim rüf se ssad ,thcadeg ein ettäh hcI .driw nies rhem amehT niek

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Katharina, 2015

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t

8,2

13

New Anorexia patients per

New Bulimia patients per

95% of those affected by an eating disor-

100.000 citizen

100.000 citizen

der are between 12 and 26 years old.

Prevalence of eating disorders in young women and girls

12x

50%

That’s the fatality risk of anorexia nervosa

3,7% Anorexia

of those affected by an eating

compared to all the other death causes in

4% Bulimia

disorder also fulfill the medical

5% Binge Eating

criteria for depression.

women between 15 and 24 years old.

13% Subsyndral Forms

90%

52%

About 95% of those affected by an

Of girls between 12 and 18 years old in

Have gone on a diet without

eating disorder are women.

western Europe are not satisfied with

actually being overweight.

their body proportions.


31

2,8

-rosi d gn i tae n a yb det ceff a esoh t fo %59

r e p s t n e i t a p a i m i l u B w eN

r e p s t n e i t a p a i x e r o n A w eN

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nezi tic 000.001

nezi tic 000.001

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%05

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g n i t a E e g n i B %5

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smroF lardnysbuS %31

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n i d l o s r a ey 81 d n a 2 1 n e ew t e b s l r i g f O

n a yb det ceff a esoh t fo %59 tuobA

. th g i e w r e v o g n i e b y l l a u t c a

h ti w defisi tas ton er a epor uE n retsew

. n e mow e r a r e d ro s i d g n i ta e

. s noi t ro po rp y d o b r i eh t



Text: Harriet Vrana

(What are Eating Disorders?)

Seit 10 Jahren arbeite ich im

und zugrunde liegenden Themen

Frauengesundheitszentrum F.e.m.,

zusammenzufassen.

in der Semmelweisklinik in Wien, schwerpunktmäßig mit Frauen und

Wir unterscheiden drei große

Mädchen mit Essstörungen.

Gruppen von Essstörungen: Die

Als mich Mafalda Rakoš fragte, ob

Ess-Brechsucht (Bulimia nervosa)

Magersucht (Anorexia nervosa), die ich für ihr Buch eine Einleitung

und die Esssucht (Binge eating

über das Thema Essstörungen

disorder). Wobei es alle Arten von

schreiben möchte, habe ich sofort

Mischformen gibt. Außerdem

zugestimmt. Das Buch hat mich sehr

beobachten wir einen Anstieg von

angesprochen und ich finde Mafalda

verschiedene Formen gestörten

hat die vielschichtige innere

Essverhaltens. Bei Frauen, die sehr

Dynamik der Erkrankung sehr gut

streng nur „gesundes“ Essen zu sich

abgebildet. Ich war berührt und

nehmen „dürfen“, spricht man von

betroffen von dem inneren Ziehen

Orthorexia nervosa.

und Zerren unter dem Betroffene so leiden. Die Schwere der Erkrankung

Bei anderen Formen haben die

wird gesellschaftlich oft immer

Betroffenen Heißhungerattacken

noch unterschätzt und reduziert

in der Nacht, andere wiederum

auf ein pubertäres Diätverhalten,

„dürfen“ nur zwei Mal am Tag essen.

das durch einfach wieder Essen

Alle Formen von eingeengten,

überwunden werden könnte.

strengen, selbstauferlegten Essensvorschriften werden unter

Dem ist leider ganz und gar nicht

den unspezifischen Essstörungen

so. Um ein besseres Verständnis

zusammengefasst. Bei der

von der Dynamik der Krankheit zu

Fettleibikgkeit (Adipositas) spricht

entwickeln, versuche ich in einer

man davon, dass 30% eine psychisch

kurzen Einleitung die Nöte, Ängste

bedingte Esssucht Störung haben.

Als erste wichtige Tatsache möchte ich klarstellen, dass es bei einer Essstörung nie wirklich um das Essen geht. Sie dient wie alle anderen Suchtmitteln der Ablenkung von wesentlichen Themen, bzw. der Kompensation von scheinbar unaussprechlichem und scheinbar unlösbarem. Daher sind oft gegebene Ratschläge „a bissl mehr zu essen“, „einfach gesünder zu essen“, oder die Betroffenen bezüglich ihrer Nahrungsaufnahme zu kontrollieren kontraproduktiv und krankheitserhaltend. Damit bleibt man auf der Ebene des Essens-Nichtessens und vermeidet, wie die Betroffene selbst, die Auseinandersetzung mit den zugrundeliegenden Themen. Von der Erkrankung sind vor allem Mädchen und Frauen betroffen


(95%). Die meisten sind sehr

ist nicht zufällig, da ja zu dieser Zeit

Dynamik, alles dreht sich um essen,

sensibel und einfühlsam und

die Identitätsbildung in Abgrenzung

nicht essen, Gewicht, Bewegung

aufgrund von Familiendynamiken

zu den Eltern ihren Höhepunkt hat.

und gute Leistungen, führt dazu,

in einen übertriebenen

Diese Mädchen haben meist kein

dass keine Gedankenkapazität mehr

Fürsorglichkeitsmodus für die

Kernselbst entwickelt auf das sie

übrig ist, sich mit den eigentlichen

nächsten Bezugspersonen geraten.

zugreifen können, um den Weg in

Themen zu befassen, die da wären:

Sie leben dafür, dass es den anderen

die Selbstständigkeit gut zu schaffen.

Was will ich, was will ich nicht,

gut geht und verlieren dadurch den Bezug zu sich selbst. Sie leisten für die anderen, die ihnen das im besseren Fall mit Lob für die Anstrengungen danken, oder aber auch ihre angepasste, aufopfernde Art als selbstverständlich nehmen. Jedenfalls werden diese Mädchen und Frauen nicht für ihre Einzigartigkeit der Persönlichkeit geliebt, sondern für ihre übermäßige ungesunde Angepasstheit an fremde Bedürfnisse. Zumeist gibt es in diesen Familien ein Vorbild, das ganz ähnlich agiert und so vorlebt, dass das Eigene zweit- oder sogar letztrangig ist. Oft ist es die Mutter. Außerdem spielt Essen in diesen Familien auf die eine oder andere Art eine zentrale Rolle. Die Krankheit bricht meist in der Pubertät aus, dies

Wer sich jahrelang vor allem fragt, was sich andere wünschen und wollen, entwickelt keine oder unsichere eigene Meinungen und Haltungen und damit nur einen brüchigen Identitätskern. Diese innere Leere, wie es Betroffene eigentlich durchgängig beschreiben, führt dazu, sich irgendwie Halt verschaffen zu wollen. Sich dem Schönheitsideal zur Stabilisierung der eigenen Unsicherheit zu nähern, erscheint dann oft als ein sinnvoller Weg. Die

welche Gefühle habe ich, innere aggressive Impulse, Geschmack, Fähigkeiten, Interessen, und ganz besonders: Beziehungen. Die Mädchen und Frauen ziehen sich emotional vollkommen in sich zurück und leben so oft erstmals eine scheinbare Autonomie. Diese ist deshalb so relevant, weil in betroffenen Familien meist das Wir über das Ich gestellt wird und das „Sich Abgrenzen“ eher vermieden oder sogar verboten wird. In die Essstörung kann sich niemand mehr einmischen. Das Mädchen bestimmt autonom was es wann und wie zu sich nimmt. Dieses Verhalten bietet enormen Sprengstoff in den familiären Beziehungen, es bringt die Verwandten in größte Ohnmachtszustände, die


Betroffenen bekommen sehr viel

erlebt, die tatsächliche Körperform

Begleitung. Es geht darum, sich

Aufmerksamkeit und erleben

kann nicht erkannt und der Körper

selbst kennenzulernen, eine

gleichzeitig die totale Einsamkeit,

nicht libidinös besetzt werden. In

positive gefüllte Identität zu

denn keiner weiß wirklich was sie

der Literatur sprechen wir daher

entwickeln um die Scheinidentität

bewegt.

von einer Körperbildstörung.

der Essstörung nicht mehr zu

Wichtige Lernschritte in der

Die meisten Betroffenen können

Gefühlen und einen adäquaten

Beziehungsgestaltung wären:

Gefühle nur undifferenziert als

Umgang mit denselben, sowie

Sich in Beziehungen positionieren,

Spannung wahrnehmen. Die innere

eine ehrliche Auseinandersetzung

einbringen, dagegen stellen, einen

Spannung steigt ins unerträgliche

Konflikt riskieren, unbequem

(sprich starke Gefühle tauchen

werden, sich wirklich zumuten

undifferenziert auf) und muss

sind weitere wichtige Schritte

mit Kanten, Unsicherheiten,

abgeleitet werden. Da eine bewusste

in Richtung Heilung. Außerdem

Bedürfnissen und Wünschen.

Auseinandersetzung nicht gelernt

gilt es, ein reales Bild des eigenen

wurde, greifen die Menschen auf

Körpers zu entwickeln und das

Angst- und Zwangsstörungen

das untaugliche Mittel Essen zurück.

Besondere in der Persönlichkeit

sind ebenfalls dahinterliegende

Dadurch bleibt Konflikthaftes

zu finden, anstatt im überhöhten

Grundthemen: Sich den Ängsten

ungelöst und sie werden in ihren

Körperideal zu scheitern. All diese

stellen, vor dem Scheitern, dem

Gefühlen nicht adäquat beantwortet.

Entwicklungsschritte werden

Abgelehnt werden, dem Unwichtig

Das Muster wird dann bei jeder

durch eine sichere, tragfähige,

und Langweilig sein, sind weitere

auftretenden Spannung angewendet

therapeutische Beziehung begleitet

vermiedene Themen der Erkrankten.

und Persönlichkeitsentwicklung

in der sich die Betroffenen mit

wird vermieden. Ratlosigkeit

all ihren Persönlichkeitsanteilen

und Einsamkeit sind häufige

zumuten können und die

Konsequenzen.

Erfahrung machen angenommen

brauchen. Die Differenzierung von

Die Wahrnehmung des eigenen Körpers ist gestört, er wird durch die pubertär induzierte Entfremdung

mit abgewehrten Wünschen und „verbotenen“ negativen Gedanken,

und anerkannt zu werden.

zum Objekt, das zu funktionieren hat

Verschiedene Statistiken

und gegen das sich alle aggressiven,

sprechen von einer Heilungsrate

entwertenden Impulse richten. Die

zwischen 30-50%. Der Weg aus

eigentliche Körpergestalt wird als

der Krankheit führt fast immer

überdimensional und ausufernd

über eine psychotherapeutische

Diese geglückte korrigierende Beziehungserfahrung kann den Grundstein legen, sich im Leben draußen auch auf Beziehungen einzulassen.



Conversation / Essay: Elizabeth McGlynn & Mafalda Rakos (About/With/For the people?)

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Index

Meticolous summaries of ma-

Pictures from the Photoalbum

thematical subjects. In her worst

were taken by the author of this

phase, so says M., she didn‘t do

book as well. They served her

anything but excessive sports

as a diary in one of the worst

and studying. She thinks back of

phases of her eating disorder.

I. Rites de Passage

it as very isolated times.

M. struggeled with Anorexia for

S. suffered from Anorexia as a

The garden wher M. spent most

over 20 years. In this text, she

teenager, but recovered about

of her childhood.

narrates the beginning of her

aged 18.

illness and how role conflicts contributed to this state.

Measuring - one of the main diagnostic criteria of eating disorders is a distorted body image. This diagram was created by M. herself to „objectively“ supervise the change of her body.


II. First Symptoms : Loosing Weight

V. suffered from EDNOS (Eating

B. is a young student from

V. suffered from EDNOS (Eating

Disorder not otherwise specified) Vienna, Austria. She has been

Disorder not otherwise specified)

in her teenage years. She now

struggeling with Anorexia for

in her teenage years. She now

lives with her boyfriend and

several years and has a long his-

lives with her boyfriend and

feels more stable than ever

tory of long-term stays in clinics

feels more stable than ever

before.

and hospitals.

before.

Pictures taken by V. with a disposable camera of her eating a chocolate bunny. The document underneath is an excerpt from a clinical form where patients are

III. Fake Control ?

asked to fill in their tension level.

A picture taken in a local hospital is pasted above a calendear of a protagonist. She marked the days she had to purge in red.

Taken by V.


Colophon

Photography & Interviews Mafalda Rakoš www.mafaldarakos.com Graphic Design Denise Rudolf Frank denise.rudolf.frank@gmail.com Raphael Reichl

Thank you All the participants, Franz König, Lynn HoffmanBrouse and the DPF, Dennis, Michaela and everyone else of the self-help group, Ingrid, Monika, Maarten, Robert, Uli, Andi, Lena, and especially our mothers.

Vienna, 2016. © 2016 by the authors All rights reserved. This book or parts of it must not be duplicated, saved in databases or transfered in any form without the written permission of the authors.





Weltweit leiden bis zu 70 Millionen Menschen an einer Essstörung wie Magersucht oder Bulimie. Betroffene finden sich in jeder Altersschicht, jeder Geschlechtszugehörigkeit und jedem körperlichen Erscheinungsbild. Geht es in diesem Konflikt wirklich nur ums Essen? Welche Rolle spielt die Entwicklung der eigenen Identität? Wieso erweisen sich schädliche Verhaltensweisen als Hilfe sich „besser“ zu fühlen, wenn auch nur für kurze Zeit? Dieses Buch zeigt eine Collage der Erfahrungen von mehr als 20 Protagonistinnen, die durch Fotos, Zeichnungen, Interviews und anderen Mitteln ihre Geschichten erzählen. Betrachtende werden so mit eigenen Annahmen und Vorurteilen über diese Krankheit konfrontiert, und dazu eingeladen das Phänomen in einem neuen Licht zu betrachten.


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