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GASTRONOMIE

— „Die Hierarchie, das bin ich!“. Nicola Riese hält bei Müller-Menden die Fäden in der Hand.

Jahren hat Besitzer Fritz Müller das Haus so geprägt, dass es schließlich nach ihm benannt wurde. Dazu „Menden“ nach dem ländlichen Mülheimer Stadtteil, zur Unterscheidung von „Müller-Flora“, ein Stück flussabwärts Richtung Stadt. Ihr Vater, erzählt Nicola Riese, betreibt seit Langem das Hotel/Restaurant „Hopfensack“ in der Mülheimer Innenstadt. Vor vielen Jahren hat er dazu Müller-Menden gekauft. Der Betrieb allerdings lag in der Hand verschiedener Pächter. Nicola Riese selbst zog es früh ebenfalls in die Gastronomie; sie lernte und arbeitete in Hamburg, Wiesbaden, am Tegernsee und schließlich im elterlichen „Hopfensack“. Dann lebte sie für mehrere Jahre in Frankreich – man hört es noch, wenn sie gekonnt französische Städtenamen ausspricht. Bis sich schließlich der Vater meldete und fragte, ob sie nicht den MüllerMenden daheim übernehmen wollte.

Das hat sie getan und etablierte dort seit 2008 eine Mischung aus bodenständiger und südwestfranzösischer Landhausküche. Inzwischen ist der französische Akzent etwas abgeschwächt. Es gibt noch einige Klassiker wie Cassoulet, Cuisse de Canard und Foie Gras, doch der Schwerpunkt hat sich zu einheimischer Frischeküche verschoben. Im Sommer gibt es viel Fisch; jetzt dominieren winterliche Gerichte, darunter Wild, Gans und Fasan. Drei Köche beschäftigt der Müller-Menden, ein Chefkoch ist nicht darunter. Also keine Hierarchie? „Die Hierarchie, das bin ich“, sagt prompt Nicola Riese und lacht. Denn wo es kulinarisch langgeht, da redet sie ein ernsthaftes Wort mit. Das Team wird komplettiert durch eine Dame und zwei Herren im Service – einer aus Italien und einer aus Finnland. Die Karte bietet eine üppige Auswahl, doch Kaymer ist an diesem Novembertag wild entschlossen, seine persönliche Gänsesaison zu eröffnen. Der Braten kommt ganz klassisch, Brust und Keule, Klöße, Rotkohl, Bratapfel und Maronen. Neben der Beifuß-Sauce sind es die Sauerkirschen im Rotkohl, die Kaymer begeistern und einen gelungenen Saisonstart bescheren. Da zuvor das Kartoffelsüppchen ebenfalls fein war und die Weinauswahl ganz seinen Beifall findet, lehnt Kaymer sich schließlich höchst entspannt zurück.

— Wildschweinrücken mit Süßkarroffelpüree, Rahmwirsing und Maronen. Sieht gut aus.

Zweimal Fachwerk

Ist ja gediegen Die Lage der beiden Restaurants könnte unterschiedlicher kaum sein: ganz im Grünen an der Mülheimer Ruhr das eine, mitten im dichtbesiedelten Altenbochum das andere. Aber beides sind Häuser mit sehr langer Geschichte. Und beide sind so fachwerkgemütlich, mit gediegen bürgerlicher Küche, wie es Kaymer und Kuhna zu dieser herbstwinterlichen Zeit einfach zu gern mögen. Ach ja: beide sind in Frauenhand.

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Ruhr Revue

— So lockt Gemütlichkeit ganz nah am Ruhrufer. Das Alter des Hauses ist über der Tür verzeichnet.

| Gans wild Den „Müller-Menden“ gibt es schon ewig. Nicht nur, dass Kuhna da schon als kleines Kind vorbeigetippelt ist, auf dem Weg zum Opa sein klein Häuschen. Nein, das Haus gibt es noch länger: seit 1772. Und mit langer gastronomischer Tradition: Es ist, sagt Chefin Nicola Riese, wohl das älteste Restaurant der Stadt, früher auch mit Poststation und Bäckerei. Es hieß mal „Zur grünen Esche“, aber in der 30er


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