GASTRONOMIE
— David Lensing (Sous Chef), Tim Lellau (Inhaber) und Dennis Baltes (Commis de Cuisine) (von links) arbeiten seit einem Jahr erfolgreich zusammen.
— Keine Angst: Auch die hübschen Blüten sind genießbar.
Feinschmecker, aufgepasst!
Hier blüht dem Gast was Das eine Restaurant hatten Kaymer und Kuhna längst auf ihrer – nun ja: Speisekarte – jetzt hat es endlich mal gepasst. Vom anderen Lokal hatten sie nie zuvor gehört: eine Entdeckung. Wie sich zeigte, ist eine idyllische Lage in beiden Fällen inbegriffen. Wobei die Essener Margarethenhöhe wohl niemandem mehr erklärt werden muss. Aber kannten Sie das Dorf Friemersheim? Dann wird’s Zeit!
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Ruhr Revue
| So gut wie es aussieht Beginnen wir mit der Überraschung, mit Friemersheim. Wir waren neulich schon nah dran, als wir für die letzte Ausgabe der RUHR REVUE den Kruppsee inspizierten. Aber da wussten wir noch nichts von
dem Dorfidyll nur ein paar hundert Meter südöstlich. Man muss dazu wissen: Friemersheim gehört zu (Duisburg-)Rheinhausen und ist umzingelt: östlich die berühmte Krupp-Hütte (heute Logistik-Park), westlich Chemie und früher ein riesiger
Güterbahnhof, südlich auf der anderen Rheinseite Krupp-Mannesmann. Und mittendrin, unmittelbar an den Rheinwiesen: der Platz mit alter Dorfkirche, baumbestandener Wiese und wenigen hübschen alten Häusern. Eines davon ist die „FeinRestauration Schumachers“. Das gemütliche Haus war mal eine Brauerei-Gaststätte („Rheingold“). 1991 übernahm Karlheinz Schulz das Restaurant und sagte der schlichten Hausmannskost ade. Seither wird sein „Schumachers“ von vielen Feinschmeckern geschätzt – bloß Kaymer und Kuhna waren da nicht im Bilde. Vor gut einem Jahr peilte Inhaber Karlheinz Schulz den Ruhestand an. Davon hörte der erst 32-jährige Tim Lellau. Man traf sich, man verstand sich. Lellau heuerte als Küchenchef an und übernahm
dann tatsächlich im letzten Oktober das Restaurant, zusammen mit seiner Frau Sandra, ebenfalls Köchin. Wunderbar gemütlich sieht’s von außen aus – aber das kann ja täuschen. Nicht so beim „Schumachers“: Vom Gang hinter der schönen alten Tür geht es links wie rechts in je einen Gastraum, und in beiden fühlt man sich sofort gut aufgehoben. Traditionelle Holzmöbel, aber nicht zu schwer, die dezente, gediegene Dekoration und vor allem helle Wände tragen dazu bei, dass Gemütlichkeit hier nicht niederdrückend oder gar kitschig wird. Wenn jetzt auch das Essen nicht enttäuscht … Tut es nicht. Schon die zu Beginn gereichten verschiedenen Brotsorten nebst Butter, Sauce und Oliven dämpfen jeden Zweifel. Erst recht die Vorspeisen: Provencalische Fischsuppe (Kaymer) und Pfifferling-Rahmsuppe (Kuhna). Anschließend lobt Kaymer den Geschmack seines Schweinebratens in knuspriger Kruste und des begleitenden Rahmsauerkrauts. Kuhna freut sich über den „Deutschen Rinderrücken im Liebstöckel-Sud“. Wann findet man schon mal Liebstöckel auf der Karte? Wahrscheinlich fürchten die Köche, dass der Gast da an Maggi denkt. Dabei ist in Maggi gar kein Liebstöckel! Und in Tim Lellaus Sauce ist natürlich kein Maggi. Das respektable Stück Fleisch ist zart und „medium“ wie gewünscht; BlumenkohlPüree, Möhren und Kartoffeln sind ebenfalls tadellos. Kaymer hätte gern ein bisschen mehr von der guten Sauce gehabt – Meckern auf hohem Niveau.
— Gemütlichkeit ohne Kitsch: So gepflegt speist man in der Fein-Restauration Schumachers.