R E G I O N A LV E R B A N D R U H R
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Kooperationen in der Metropole Ruhr
Kultur vernetzt Im Kulturhauptstadtjahr haben wir gehört, dass das Ruhrgebiet mit einer Stimme sprechen oder besser: singen kann. Wir haben erlebt, dass man Theater nicht
— „Schrankenlos“ von Dirk Schlichting war ein temporäres Projekt im Bochumer Westpark 2010.
an einem Ort spielen muss und dass ein Kulturkanal keine Städtegrenzen kennt. Kunstvereine Einige der zahlreichen Netzwerke und Kooperationen, die aus Ruhr.2010 her-
Grenzenlos kreativ
vorgegangen sind, haben schon wieder von sich hören und sehen lassen – der
Die Kunstvereine und Künstlerhäuser im Ruhrgebiet haben auch schon vor 2010 zusammengearbeitet. Doch im Jahr der Kulturhauptstadt starteten 16 von ihnen erstmals ein großes gemeinsames Projekt: „GrenzGebiet Ruhr“. Jeder Verein und jedes Künstlerhaus hat das Thema Grenze unter eigener kuratorischer Hoheit künstlerisch gestaltet. Ende 2011 ist eine Publikation erschienen, in der sich die Kunstvereine und -häuser vorstellen. Nun planen sie eifrig für 2013: Dann werden zwölf von ihnen Teil des neuen Emscherkunst-Programms: Im Oberhausener Kaisergarten soll nahe der Rehberger-Brücke ein Art Camp als temporäre Werk- und Wohnstätte für ausgewählte Künstler entstehen. Dazu gibt es ein spannendes Programm mit Ausstellungen, experimentellen Musikveranstaltungen, Vorträgen, Filmvorführungen etc.
„Day of Song“ zum Beispiel oder die Ruhr Kunst Museen. Andere arbeiten (noch) Theaternetzwerk Ruhr
— Die erfolgreiche „Odyssee Europa“ hat den Boden bereitet für die Gründung des Theaternetz-
im Verborgenen. Wir geben einen Überblick, wo sich etwas gründet, wer sich
Spiel ohne Grenzen
werks Ruhr.
verbündet und worauf wir uns in den nächsten Jahren freuen dürfen.
Was passiert, wenn sechs Theater gemeinsam ein Mammutwerk inszenieren? Erstmals in der Geschichte kooperierten im Jahr 2010 Häuser der Region für die „Odyssee Europa“. Theaterfreunde aus nah und fern begaben sich auf eine spannende Reise durch die Metropole, um sich die Neu-Interpretationen von Homers berühmter Heldendichtung anzusehen. Wenn die Zusammenarbeit im künstlerischen Bereich funktioniert, warum sollte man die erprobten Arbeitsstrukturen dann nicht auch anderweitig nutzen? Um die Chancen einer Kooperation im nicht-künstlerischen Bereich auszuloten, gaben die
Theater ein Gutachten in Auftrag. Fazit: Von einer gemeinsamen Dachmarke könnten alle Beteiligten profitieren. Doch die Theater wollen mehr, als nur ihre Marketing-Aktivitäten bündeln: zum Beispiel gemeinsame Inhalte schaffen – von der PRträchtigen Spielzeiteröffnung bis zur Theaterreise. Eingeladen zum Gründungstreffen im Oktober hat der Regionalverband Ruhr die Theater und Opernhäuser in Bochum, Castrop-Rauxel, Dortmund, Dinslaken, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Mülheim, Moers und Oberhausen sowie die Produktionshäuser Pact Zollverein und Ringlokschuppen.
Indem die Häuser Kunstwerke auf Zeit tauschen oder als Dauerleihgaben zur Verfügung stellen, können sie individuelle stilistische und thematische Schwerpunkte setzen. In ihrem neuesten Projekt erfassen die RKM Kunstwerke im öffentlichen Raum, um sie gegebenenfalls zu restaurieren und besser zugänglich zu machen.
Kreativ.Quartiere
Viertel in Bewegung Ruhr Kunst Museen
Häuser mit Profil Wie dicht und vielgesichtig die Landschaft der Kunstmuseen im Ruhrgebiet ist, zeigen die Ruhr Kunst Museen (RKM). Zu diesem Netzwerk haben sich im Kulturhaupstadtjahr 20 Kunstmuseen zusammengeschlossen. Das Vermittlungsprojekt „Collection Tours“ nahm Erwachsene und Schulkinder mit auf Entdeckungstour zu den Kunstsammlungen ihrer eigenen und benachbarter Städte. Als Häuser einer Metropole arbeiten die RKM weiter daran, gemeinsam Vermittlungsprogramme für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen zu entwickeln sowie ihre Sammlungsprofile zu schärfen, miteinander abzustimmen und zu präsentieren. Ziel ist es, alle Kunstsammlungen der Region einzubeziehen.
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Ruhr Revue
Wo Kultur, Wirtschaft und Stadtentwicklung Hand in Hand gehen, wachsen Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit. Dieses Zusammendenken will das ecce (european center for creative economy) fördern. Im Zuge der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 hat ecce gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung metropoleruhr das Projekt Krea-
tiv.Quartiere angestoßen – mit dem Ziel, das kreative Potential des Ballungsraums auszuschöpfen und politisch bewusst zu machen. Kreativ.Quartiere können Brachflächen ebenso sein wie innerstädtische Viertel, die sich im Umbruch befinden. Diese Areale zu Vierteln mit intensivem kulturell-kreativen Schaffen und womöglich auch attraktivem Wohnraum zu entwickeln, ist Aufgabe des bestehenden Netzwerks. Am runden Tisch begegnen sich unterschiedliche Interessengruppen aus Kultur und Kreativwirtschaft, Stadtverwaltung und Privatwirtschaft, um die Kreativ.Quartiere der Metropole Ruhr voranzubringen. Beispiele für die neuen Kreativviertel sind das Viktoria-Quartier in Bochum, das Dortmunder U sowie die Scheidtschen Hallen in Essen.
Emscherkunst
Zukunftswerkstatt der Region Ein Abwasserkanal, die Emscher, wird zum natürlichen Flusslauf. Was das mit Kunst zu tun haben kann, zeigte die internationale Ausstellung Emscherkunst im Rahmen von Ruhr.2010 200.000 begeisterten Besuchern. 100 Tage lang konnten sie acht Ausstellungsräume auf der Emscherinsel erkunden, die 40 international renommierte Künstler gestaltet hatten. Fortgeführt wird das größte Kunstprojekt der Kulturhauptstadt durch eine Kooperation von Emschergenossenschaft, Regionalverband Ruhr und Urbane Künste Ruhr. Auch die „Emscherkunst 2013“ im Frühsommer des nächsten Jahres wird die Bevölkerung
— Spannende künstlerische Interventionen gibt es auch weiterhin entlang der Emscher.
mitnehmen, so zum Beispiel bei der Gestaltung eines neuen Jugendtreffs, und die regionale Kunstszene einbinden. So will sich die Emscherkunst als Zukunftswerkstatt für die Region etablieren und den Strukturwandel sowie den Emscherumbau kritisch begleiten.
Ruhr Revue
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