GASTRONOMIE
Auslandseinsatz
Exotisch essen Fremde Küche gehört seit langem zum Ruhrgebiet. Auch exotische Restaurants gibt es überall. Aber nicht viele sind so gut, dass sich eine Reise über Stadtgrenzen lohnt. Unsere neuen Restaurant-Tippgeber Kaymer und Kuhna haben drei ausgesucht, die sich über Jahre einen Ruf erarbeitet haben: ein indisches, ein koreanisches und ein tunesisches.
— Spinatgefülltes Tandoori-Hähnchen empfiehlt der Chef des „Shere Punjab“ besonders.
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Ruhr Revue
| Der Löwe von Punjab Die Chefin im „Shere Punjab“ stellt manchen Gast vor ein Rätsel. Sie ist dunkelhäutig, aber richtig indisch sieht sie nicht aus. Und sie spricht ein so perfekt freches Ruhrdeutsch – das passt einfach nicht. In Wahrheit ist Monicá Natt Spanierin, geboren und aufgewachsen in Altenessen. Ihrem Schicksal ist sie bei „Horten“ in die Arme gelaufen – „Liebe auf den ersten Blick. „Dunkelhäutige mochte ich schon immer“, sagt sie. Dass es kein feuriger Spanier war, sondern Herr Gurmukh Singh Natt aus Indien, brachte ihr Leben in neue Bahnen. Herr Natt war nach Deutschland gekommen zum Studieren. Aber er hatte irgendwas falsch gemacht mit seinen Papieren. Also hat er erst mal sein Deutsch verbessert und in Restaurants gearbeitet – und ist dabei geblieben. Nach der Heirat taten sich die beiden beruflich zusammen,
— Monicá Natt kommt Gästen zu Recht ziemlich spanisch vor. Ehemann Gurmukh ist wirklich Inder.
arbeiteten jahrelang im selben italienischen Restaurant. Der Traum, von Anfang an: selbständig machen. 1992 ergab sich die Chance in Gelsenkirchen. „Shere Punjab“, der Löwe von Punjab. Er hatte erst seine liebe Not, der Löwe, bis ein neuer Koch kam. Seine Künste sprachen sich herum. Seitdem ist Gurmukh Natt sehr darauf bedacht, die stets wechselnden Köche (drei Jahre Arbeitserlaubnis!) auf den Standard einzuschwören. 2003 zogen sie um in die Elisabethstraße, mitten in der Altstadt. Warme, intensive Farben; gemäßigte Folklore. Die Begrüßung ist, wie immer, freundlich. Dazu gibt es erst einmal herrlich knuspriges Papadom-Brot mit drei verschiedenen Soßen. Nach Chicken Pakoras und Tandoori-roten Champignons als Vorspeise bestellen Kaymer und Kuhna (K.u.K.) klassisch: Chicken Madras für Kaymer, Lamm Jhelfraise für Kuhna. Natürlich wird Nan-Brot aus dem Tonofen dazu gereicht. Reisfreund Kuhna hebt die Brauen, als Kaymer ausgerechnet Kartoffeln zur Beilage wählt. Aber die curcumagelben „Bombay-Potatoes“ erweisen sich als Glücksgriff
– perfekte Textur, wunderbares Aroma. Die Saucen sind ein Gedicht, Kuhna freut sich besonders über frischen Ingwer in seinem Jhelfraise. Die Schärfe moderat, wie gewünscht. Und was sollen sie beim nächsten Mal essen? Herr Natt empfiehlt „Karella“, seine eigene Kreation. Mariniertes Hühnchen aus dem Tandoori-Ofen, mit Spinat gefüllt: „So bleibt es besonders saftig.“ Dazu hausgemachter Panir-Käse. Oder Lamm Bhuna, oder das Byrhani nach Art des Hauses … Nordindische Küche, alles frisch zubereitet, ohne Geschmacksverstärker – das sind die Prinzipien der Küche. Wie sie diese herrlichen Soßen binden? „Tomaten und Zwiebeln“, sagt Herr Natt, „wir verbrauchen 70 bis 100 Kilo Zwiebeln in der Woche.“ Sie haben übrigens ein zweites „Shere Punjab“ in Essen eröffnet. Der Nachteil in Essen: Man muss auf Monicá Natt verzichten. Der Nachteil in Gelsenkirchen: Man muss auf Gurmukh Singh Natt verzichten. Sie teilen sich das auf. Anwesenheit des Chefs oder der Chefin gehört einfach dazu, sagt er. Fotograf Matthias Duschner legt er zum Abschied einen Grundkurs indische Küche nahe, natürlich beim Chef. Kuhna kommt sowieso wieder. Kaymer wahrscheinlich auch. Shere Punjab · Indisches Restaurant Elisabethstraße 7 · Gelsenkirchen-Zentrum Fon (0209) 20 67 63 oder 0172 533 21 49 www.sherepunjab.de Restaurant Mo bis Sa: 12 - 15 Uhr und 17.30 - 23.30 Uhr an Feiertagen 17 - 23 Uhr · (Sonntag Ruhetag)
— Zurückhaltende Folklore prägen das Gelsenkirchener „Shere Punjab“.