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GESELLSCHAFT

— So hatte sich Edna Brocke (oben) die neu gestaltete Synagoge immer vorgestellt: offen, weit, mit heiteren Farben statt des Gedenkstättengrau. Der Blick von der Empore Richtung Thora-Schrein zeigt, dass ihre Ideen beim Umbau verwirklicht wurden.

Neue Offenheit JĂźdisches Leben in Essens Alter Synagoge Mit der Alten Synagoge am Rand der Innenstadt schmĂźckt sich das offizielle Essen gern, wenngleich mit gemischten GefĂźhlen. 1913 wurde sie nach Plänen Edmund KĂśrners gebaut. 1938 aus Judenhass angezĂźndet. Dann ignoriert, als Designmuseum missbraucht und schlieĂ&#x;lich als Gedenkstätte etwas scheu respektiert. Jetzt ist der Bau umgestaltet zum „Haus jĂźdischer Kultur“ und zeigt ein neues, nahezu heiteres Gesicht.

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Ruhr Revue

Als sie im September 1913 ihre prächtige Synagoge einweihten, hofften die Essener Juden wohl, dass sie in der Gesellschaft angekommen seien. Das groĂ&#x;e Haus – 1400 Plätze – mit der mächtigen Kuppel erhob sich Ăźber den kleinen Häusern der Innenstadt kaum weniger prominent als die TĂźrme der Kirchen. Schon die monumentale Architektur allerdings spiegelte trotz orientalischer Anklänge neben Stolz auch Willen zur Anpassung. Und im Innern zeigte die Orgel, wie sehr die

reformfreudige Essener Gemeinde ihre Gottesdienste an christlichen Gebräuchen orientierte: nur etwa eine Stunde lang, weitgehend in Deutsch statt Hebräisch, mit Predigt und eben Orgelklang. FĂźr orthodoxe und traditionelle Juden ein Graus. Es hat den Juden nicht geholfen, dass sie sich der Ăźbrigen deutschen Gesellschaft derart zuwandten. 25 Jahre nach ErĂśffnung der Synagoge taten Essener Nazis, was Nazis in jener Novembernacht Ăźberall in Deutschland taten: Sie drangen in das Haus, misshandelten den Rabbiner, zerstĂśrten die Thora-Rollen – und zĂźndeten das Haus an. Die Feuerwehr lieĂ&#x; es brennen und schĂźtzte nur Nachbarn. Dass die Synagoge dem Feuer widerstand, muss den

Brandstiftern ein groĂ&#x;es Ă„rgernis gewesen sein. Schneller Abbruch oder Sprengung, wie anderenorts, verbot sich angesichts der massiven Stahlbeton-Struktur inmitten des dichtbebauten Stadtkerns. Nicht einmal der Bombenkrieg, den NS-Planer durchaus als Werkzeug der Innenstadtsanierung sahen, schaffte ihnen die mächtige Synagoge vom Hals. Sie blieb inmitten von TrĂźmmern stehen, während die Essener Juden „im Osten“ erschossen, vergast oder anders zu Tode gequält wurden, sofern sie nicht hatten fliehen kĂśnnen. Die winzige jĂźdische Gemeinde, die sich von 1945 an in Essen versammelte, hätte mit dem riesigen Synagogenbau nichts anfangen kĂśnnen, wenn sie gewollt

Kompetenz Erfahrung AugenmaĂ&#x; seit Ăźber 30 Jahren

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