RUHR-FAMILIEN
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— Kanonenkönig Alfred Krupp posiert selbstbewusst vor der Kamera. „Ich
Die Krupps
heiße Krupp, das genügt.“ Vergnügen am Reitsport teilte er mit dem Adel. Rechts seine „Villa Hügel“ im Bau.
Kanonenkönigliche Familie
In Essen war es schon die dominierende Größe, die das Unternehmen zu etwas Besonderem machte. Dazu kam das einzigartige System von Wohnungsbau, Sozialfürsorge, Konsum- und Krankenanstalten, welches aus Beschäftigten ein Volk von „Kruppianern“ machte. In Deutschland und der Welt waren es vor allem Krupps Waffen, die Bewunderung und Hass hervorriefen. Essen war Krupp, und Krupp, das waren Kanonen, das war die „Waffenschmiede des Reiches“. Zwar trifft das seit 1919 auf Krupp nicht stärker zu als auf viele andere Firmen, doch niemand sonst wurde so dafür gerühmt und geschmäht wie Krupp. Zweifellos spielten Qualität und Anzahl der einst verkauften Kanonen die entscheiden-
Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. 13. August 1907 – 30. Juli 1967. So steht es auf dem Grabstein. Vor hundert Jahren wurde der letzte Krupp geboren, vor vierzig Jahren ist er gestorben. Seitdem ist Krupp nur noch eine Firma, seit 1999 gar Teil des Unternehmens ThyssenKrupp. Und doch schwingt bis heute nach, welchen stolzen, strahlenden oder drohenden Klang der alte Name dieser Firma, dieser Familie hatte, in Essen, in Deutschland, in der Welt.
de Rolle beim Entstehen des Mythos um Krupp und „Kruppstahl“ als Synonym für Qualität und Härte. Und welcher Firmenname sonst ließe sich so knurren wie „Krupp!“ Schließlich war es die Familie Krupp selbst, die bis heute das Inter-
— Bleistiftentwurf Alfred Krupps. Auch über seiner Villa zeichnete er Rauch.
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esse auf sich zieht wie sonst nur Royals. Enger und länger als vergleichbare Familien war sie mit ihrer Firma verbunden.
| Gründer ohne Erfolg Der erste Essener Krupp war Arndt Krupp. 1587 kam er aus Holland ins Landstädtchen Essen und begründete als geschickter Kaufmann die Essener Honoratioren-Familie Krupp: erfolgreich als Händler, Politiker und Stadtverwalter. Den Grundstein zu industrieller Größe legte eine starke Krupp-Frau: Helena Amalia Krupp, geborene Ascherfeld, zweite Ehefrau und seit 1757 „Wittib“ des Kolonialwarenhändlers Friedrich Jodocus
Krupp. Sie erweiterte Vermögen und Geschäft mit großem Geschick. Ihr einziger Sohn Peter starb, ohne großen Einfluss auf die Firma genommen zu haben. Ihr Enkel Friedrich Krupp (1787-1826) gründete mit dem Geld der 1810 gestorbenen Großmutter 1811 das spätere Weltunternehmen „Gussstahlfabrik Fried. Krupp“. Doch wusste er gar nicht, wie dieser Gussstahl herzustellen sei, und es kostete viel zu viel Geld, bis Krupp ihn in geringen Mengen produzieren konnte. Am Ende musste er mit Familie das Essener Stadthaus verlassen und ins Aufseherhäuschen der fast brachliegenden Fabrik ziehen. Bald darauf starb der einst lebensfrohe Krupp mit 39 Jahren an „Kräfteverfall“, finanziell und gesellschaftlich am Ende. Nun trat sein erst 14-jähriger Sohn Alfred Krupp (18121887) an. Dieser Krupp verband technisches Verständnis mit Verkaufstalent, rettete das väterliche Geschäft und konnte schließlich hervorragenden Stahl produzieren. Mit nahtlosen Radreifen für Eisenbahnen wurde Krupp zum Großunternehmen, drei Radreifen wurden zum Markenzeichen.
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