B O T T R O P I N N O V AT I V
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— Der neue Bernepark nebst Restaurant im alten Klärwerk: nicht Teil, aber charmante Ergänzung der „Innovation City“ im Bottroper Süden
— Der Bus zum Tetraeder fährt mit Wasserstoff. Bei Gebäude-Wärmedämmung sollen künftig schöne Details wie beim Fenster eines Steigerhauses erhalten werden.
Auf dem Weg zur Energiesparhauptstadt
Schließlich waren es dann fünf Finalisten, die im Kulturhauptstadtjahr um den Titel kämpften: neben Bottrop waren das Bochum, Mülheim, Essen und Gelsenkirchen/Herten.
Bottrop geht voran
| Bürger machen mit Sollte das Ruhrgebiet tatsächlich in ein paar Jahren auf eine Art „Klima-Expo“ als Nachfolge der Kulturhauptstadt zusteuern oder „Green Capital“ werden, dürfte die kleine Großstadt Bottrop eine Führungsrolle übernehmen. Denn sie hat 2010 schon den von „Initiativkreis Ruhrgebiet“ und Landesregierung ausgelobten Titel der „Innovation City“ errungen und kann nun mit Hilfe staatlicher Fördergelder aller Welt zeigen, wie man Energie spart.
Auf den ersten Blick könnte man Bottrop für wenig geeignet halten, die Rolle des EnergieKlassenprimus zu übernehmen. Schließlich geht es bei „Innovation City“ um den Einsatz alternativer Energie, um Stromsparen und um weniger CO2-
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Ruhr Revue
haltige Abgase. Bottrop aber beherbergt eine der letzten Kohlezechen des Reviers, „Prosper/Haniel“, und die allerletzte Kokerei der RAG. Beide tragen nicht unerheblich dazu bei, dass die Emscherstadt Bottrop niedrige Arbeitslosenzahlen
hat wie sonst nur einige südliche Ruhrstädte. Allerdings wird das mit der Zeche nicht mehr lange so gehen, denn das Ende für den Bergbau ist politisch gewollt. 2018, wahrscheinlich, ist Schluss. Und deshalb hat die Stadt 2008 das Projekt
„Zukunftsstandort Bottrop“ gestartet, zu dessen Bausteinen Bildung, Entwicklung moderner Gewerbegebiete und pfiffige Energiesparkonzepte gehörten. Als dann das EnergiesparProgramm „Innovation City“ auf den Plan trat, sah Bottrop darin die Chance, das schon Begonnene in größerem Maßstab als „großflächigen Stadtumbau“ zu betreiben – immerhin wird von 2,5 Milliarden Euro Fördergeldern gesprochen, die alles in allem mit „Innovation City“ verbunden sein könnten. Kein Wunder, dass sich zu Beginn 16 Ruhrstädte als „Innovation City“ bewarben.
Warum Bottrop, mögen sich am Ende manche gefragt haben. Wir reichen die Frage weiter an Stefanie Hugot und Klaus Müller – die beiden Städteplaner waren schon beim „Zukunftsstandort“ maßgeblich beteiligt und sind jetzt städtische Projektleiter für „Innovation City“. Zum einen, sagen sie, hätten sie mit ihren „Standort“-Plänen einen gewissen Vorsprung gehabt, denn darin waren schon allerlei Ideen zum umweltfreundlichen Einsatz von Wasserstoff, Fernwärme, E-Mobilen und Ähnliches enthalten. Und dann hätten sie in einer großen Kampagne die Bottroper für das
Projekt begeistert – zum Beispiel mit schnell gesammelten 20.000 Unterschriften. Da es beim Energiesparen aufs Mitmachen der Bürger entscheidend ankommt, dürfte das die „IC“-Jury beeindruckt haben. Und was passiert nun in Bottrop? Zunächst organisiert man sich mal. Gerade ist das bewährte „Standort“-Team aus einem Dachgeschoss in Rathausnähe umgezogen – in eine Villa, ein paar Straßen weiter. Aber nicht für lange. In ein paar Monaten wird das städtische Team wohl weiterziehen in einen Gebäudekomplex beim Hauptbahnhof, südlich der Innenstadt. Das ist dann mittendrin im Projektgebiet. Zwar besteht das nicht nur aus einigen Stadtteilen, wie bei anderen „IC“-Bewerbern. Aber das ganze nördliche Kirchhellen bleibt draußen: zu grün, zu ländlich, zu sauber für ein
Projekt, das sich 50% weniger CO2 in zehn Jahren zum Ziel gesetzt hat. Andererseits bleibt im Südwesten auch die Kokerei Prosper draußen, weil sie wiederum mit ihren Abgasen allzu sehr auf das Ergebnis drücken würde. Die Innenstadt ist dabei, „weil wir auch Handel und Dienstleistung beteiligen wollten“. Schwerpunkte des Projekts sind „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“ rund um das Halden-Tetraeder. Am neuen Arbeitsplatz der Bottroper „IC“-Projektleiter werden dann auch die Kollegen des InnovationCity Management residieren; die GmbH wurde vom Initiativkreis Ruhr gegründet, um das Projekt zusammen mit den städtischen Akteuren zu steuern und auf künftige Kooperationen mit anderen Städten auszurichten. Am gleichen Ort beim Bahnhof wird noch in diesem Jahr das
„Dienstleistungsberatungszentrum“ eingerichtet – trotz des drögen Begriffs eine bürgernahe Einrichtung und ein „Schlüsselbaustein“ des ganzen „IC“Konzepts, wie Stefanie Hugot sagt. Denn mit Neubauten allein könne man natürlich nicht genug Energie einsparen, um nach zehn Jahren den CO2Ausstoß im Pilotgebiet auf die Hälfte zu drücken. Einen großen Teil werde die Modernisierung bestehender Gebäude ausmachen: bessere Heizungen, bessere Wärmedämmung.
| Energiesparlotsen Das ist gerade für private Hausbesitzer ein guter Vorsatz, der wegen des finanziellen und organisatorischen Aufwands of Vorsatz bleibt. Deshalb wird das Bottroper „IC“-Team in ausgewählten Stadtteilen von Straße zu Straße und von Haus zu Haus ziehen, um für die
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