28.09.11 13:38:47
[Seite '01_ORA_garten' - MZV | MZV | Generalanzeiger | Lokales Oranienburg | Kremmen / Oberkrämer] von Jürgen.Liebezeit (Color Bogen) (55% Zoom)
KREMMEN / OBERKRÄMER
Sonnabend
1. Oktober 2011
MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: CHRISTINE UND ROLF JAHNKE AUS BIRKENWERDER
Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) Bei „Menschen und ihre Gärten“ ermöglichen uns leidenschaftliche Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden Privatgärten und ihre Besitzer vorgestellt. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. ■
Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 74 489
Erfrischend: Ringsum das große Schwimmbecken stehen Oleander, Oliven, Palmen und verschiedene Kräuter.
Fotos (5) Wolf
Leuchtend: Lampionblumen verhüllen ihre Fürchte.
Mediterran und geheimnisvoll Christine und Rolf Jahnke haben aus drei Themengärten eine eindrucksvolle Parkanlage geschaffen Von Petra Wolf
BIRKENWERDER Den Garten von Christine und Rolf Jahnke aus Birkenwerder mit wenigen Worten zu beschreiben, fällt schwer. Er ist weder Haus- noch Ziergarten, schon gar kein Bauerngarten, und passt irgendwie in keine Schublade. Passend wäre es vielleicht, ihn als Themengarten zu bezeichnen. Genauer gesagt sind es drei Themengärten, die mit den Jahren zu einer parkähnlichen Anlage gewachsen sind. Christine Jahnke öffnet das schwere, alte Holztor und bittet mich herein. Wir stehen unter hohen Kiefern und Fichten. Durch die mächtigen Baumkronen dringt kaum ein Sonnenstrahl. Der Waldboden ist karg. Nur hier und da steht eine Topfpflanze. Geheimnisvoll, fast mystisch mutet der Waldgarten an. Mich fröstelt es. Habe ich da nicht gerade einen kleinen Kobold hinter dem Baumstamm hervorgucken gesehen? Der Weg steigt etwas an. Hier wird es heller und die Sonne fällt auf ein riesiges, überdachtes Holzfass mit einer Tür. Rolf Jahnke, der zu uns getreten ist, öffnet sie. Tisch und Bänke hat er so in das einstige Gurkenfass eingebaut, dass bestimmt sechs ■
Vielfältiger Sanddorn BIRKENWERDER (pw) Sanddorn sei ein ausgesprochenes Anti-AgingMittel, war vor Kurzem in einer Zeitung zu lesen. Tatsächlich sind die orange-roten Beeren wahre Vitamin-C-Bomben. Inzwischen gibt es nicht nur Sanddornsaft und Sanddornmarmelade, sondern auch Tee, Wein und sogar Kosmetik aus den begehrten Früchten. Um allerdings eine gute Ernte einzufahren, ist es wichtig, zu den weiblichen Sträuchern immer auch eine männliche Pflanze als Pollenspender zu setzen. Sanddorn ist zweihäusig, das heißt, die Früchte bilden sich nur an weiblichen Pflanzen. ■
Personen darin Platz finden. „Aber wir haben schon lange nicht mehr drin gesessen“, sagt seine Frau und geht die Stufen hinauf, die über einen Hang führen. Links und rechts windet sich ein kleiner Weg den Hang entlang. „Das ist der Geheimpfad für unseren Enkel Luca“, erklärt Christine Jahnke. Oben angekommen, bietet sich ein vollkommen anderes Bild. Die Sonne scheint auf azurblaues Wasser. Oleander, Oliven und Palmen wiegen sich im Spätsommerwind. Unter dem Sonnenschirm lässt es sich wunderbar sitzen und das durchaus mediterrane Flair dieses Gartenabschnittes genießen. „Das Schwimmbecken ist entstanden, als ich mein drittes Kind bekam, da war ich schon 30“, erzählt Christine Jahnke. „Bei Hitze saß ich immer im Schatten der Kiefer. Als dann der Pool fertig war, konnte ich endlich auch baden.“ Seit Mitte der 60er Jahre wohnen Jahnkes auf ihrem 1 650 Quadratmeter großen Grundstück. Zunächst nur an den Wochenenden. Erst nach der Wende sind sie nach Birkenwerder gezogen. Damals wuchsen hier nichts weiter als hohes Gras und zwei große Kiefern. „In die hatte ich mich verliebt“, erinnert sich die 73-Jährige. Mit den Jah-
Hütte: Das Gurkenfass steht etwas versteckt im Garten. Darin lässt es sich gemütlich sitzen. ren kamen unzählige Gehölze hinzu, alle selbst gepflanzt, gehegt und gepflegt: Blutpflaume, Gold-Ulme, Glyzinie und Goldregen. Kein Pflänzchen durfte mehr als sechs Mark kosten. „Alles, was Grün ist, mache ich“, betont die kleine, zierliche Frau. „Bäume pflanze ich auch, sie dürfen aber nicht
viel größer als ich sein.“ Den Mittelpunkt des Gartens bildet ein etwa 45 Jahre alter Lebensbaum, den Christine Jahnke als Bonsai geschnitten hat, eine Arbeit von vielen Jahren. Fast liebevoll entfernt sie die Tannennadeln von den Thuja-Köpfchen. Die Gehölzränder schmü-
cken Steine und alte Krüge. Dazwischen wachsen Rosen und immer wieder Lavendel. „Lavendel ist meine große Liebe“, betont die Gärtnerin und „Rosen müssen vor Koniferen stehen.“ Die Steine sind Urlaubserinnerungen. „Egal, wo wir hinkommen, immer bringen wir einen Stein mit.“ In der Nähe des
Wasserbeckens wachsen Sanddorn und Lampionblumen und geben mit ihrem Rot-Orange der Früchte und Blüten dem mediterranen Spätsommergarten einen herbstlichen Anstrich. Christine Jahnke mag es am liebsten, wenn etwas alt, ja fast schäbig wirkt. „Hier zur Natur passt nichts Schickes“, ist sie überzeugt und zeigt den „heißen Stuhl“, den ihr Mann aus alten Dachlatten gebaut hat. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht – darin sitzt es sich durchaus bequem. Wir verlassen diesen Teil des Gartens durch einen „lebenden“ Vorhang aus wildem Wein und kommen in den dritten Garten. Aber nein. Das ist kein Garten, sondern das Haus mit einer Terrasse. Alles ist so zugewachsen, dass es von außen kaum einzusehen ist. Praktisch setzt sich die Natur im Haus fort. Erst dahinter befindet sich der dritte kleine Garten mit Sitzecke und Teich. Hier ist es schattig und kühl, und bei einem Espresso nach dem Essen entwickeln Jahnkes hier so manch neue Idee zur Gestaltung ihrer großen Anlage, von der einst ein West-Freund des Ehepaares sagte: „So einen Park haben bei uns nur Millionäre.“
„Ich habe mehr Ideen, als er realisieren kann“ Christine Jahnke hat ein gestalterisches Auge und ihr Mann setzt gern um, was sie sieht BIRKENWERDER (pw) In Jahnkes Garten gibt es zwar viele Sitzecken, doch genutzt werden diese kaum. Zum Ausruhen kommt das Ehepaar nicht, zumal es seit sechs Jahren die Betreuung des Enkels Luca übernommen hat, der in diesem Jahr eingeschult wurde. Christine und Rolf Jahnke haben drei Kinder, 10 Enkel und zwei Urenkel. Im vergangenen Jahr feierten sie Goldene Hochzeit. Christine Jahnke ist examinierte Modegestalterin und gestaltet, „wo ich kann und darf“. Ihr Mann Rolf – Bauin■
Gesund: Sanddornfrüchte
genieur und der ruhigere von beiden – versucht, die Ideen seiner Frau umzusetzen. „Aber ich habe mehr Ideen, als er verwirklichen kann“, gibt sie gern zu. Doch wie geschickt ihr Mann die alten Gussteile, die sie auf einem schwedischen Kriegsgräberfriedhof in der Uckermark gefunden hat, in den Eingang zu ihrer sogenannten Waldküche eingearbeitet hat, macht sie sehr stolz. Sie habe ein „gestalterisches Auge“, sagt Christine Jahnke von sich, egal, ob es sich um den Garten handelt
oder um Mode. Vieles näht sie selbst, unter anderem schneiderte sie die Garderobe für die Auftritte ihrer Kinder. Alle drei haben getanzt und an Turnieren teilgenommen. Tochter Peggy Heinemann leitet die Tanzschule in Oranienburg. Dorthin gehen auch die Eltern einmal pro Woche. „Tanzen - das muss sein und hält jung“, sind Jahnkes überzeugt. „Wir haben unsere Kinder zu musischen Menschen erzogen“, sagen sie und freuen sich schon auf die nächste Premiere an der Komischen Oper. „Unser Sohn singt dort
Bass.“ Neben dem Garten, der klassischen Musik und dem Tanzen gehört auch das Kochen zu den Leidenschaften Christine Jahnkes, auch wenn man es der zierlichen Frau nun wirklich nicht ansieht, dass sie gerne isst. Dabei bevorzugt sie die leichte, mediterrane Küche. „In unserem Regal stehen bestimmt 16 Meter Kochbücher“, sagt Rolf Jahnke vergnügt, denn er weiß durchaus die Kochkünste seiner Frau zu schätzen. Und nach dem Essen geht es dann wieder mit einem Espresso hinaus in den Garten.
Mittelpunkt: Der Lebensbaum als Bonsai ist 45 Jahre alt.