Freizeit 2011

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GRANSEE UND UMGEBUNG

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Freitag, 8. April 2011

Faszinierende Spurensuche Fontane hat Neuglobsow und den Stechlin zum Erinnerungsort gemacht NEUGLOBSOW (igt) Wenn von Neuglobsow und dem Stechlinsee die Re de ist, kommt zwangsläufig der Heimatdichter Theodor Fontane mit ins S piel. Er hat die Ge gend schon zu seinen Lebzeiten populär gemacht. Den Stechlinsee hat Fontane gleich mehrfach dichterisch verwertet. Kein Wunder, dass er zu einem einprägsamen Bezugspunkt für eine breite Leserschaft geworden ist. Zum Menzer Forst und dem Stechlin begab sich der Dichter mit der Absicht, „hier in Wald- und See-Geheimnisse einzudringen“. Der Stechlin mit seiner unheimlichen Tiefe, der beachtlichen Kraft seiner Wellen und der geheimnisvollen Sage vom roten Hahn beeindruckte ihn tief. Was er bei seinen Besuchen 1873/74 sah und erlebte, ist im Kapitel „Die Menzer Forst und der Große Stechlin“ des Bandes „Wanderungen durch die Ruppiner Schweiz“ nachzulesen: Eindrücke, Begegnungen, Wortwechsel, Sagen, Anekdoten. 20 Jahre später suchte er die Gegend erneut auf und quartierte sich im damaligen Gasthof Lippert ein. Da war die Glasmachersiedlung schon eine beliebte Sommerfrische. Über diesen Aufenthalt hat er zwar nichts veröf-

Der Gasthof Lippert, der Stechlin, das Grabgewölbe Metas Ruh – Schlagwörter aus Fontanes Wanderungen. fentlicht, dennoch hat dieser ihn beim Schreiben inspiriert: In seinem viel beachteten Altersroman „Der Stechlin“ setzte Fontane dem See und seiner Umgebung gewissermaßen ein Denkmal. Durch die Renaissance der Werke Fontanes nach der Wende haben der Stechlin und Neuglobsow erneut an Popularität gewonnen und sind eine Art Erinnerungsort geworden. Ausflügler begeben sich auf Spurensuche nach Theodor Fontane und wollen mit eigenen Augen sehen, was einst die Aufmerksamkeit des Dichters auf sich zog. Der Stechlin liegt noch wie zu Fontanes Zeiten eingebet-

tet in fast unberührter Natur und wird von uralten Bäumen umsäumt: „geheimnisvoll, einem Stummen gleich“. Auch heute kann man die Stille hören, „kein Boot, kein Vogel; auch kein Gewölk. Nur Grün und Blau und Sonne“. Die Sage vom roten Hahn, die Fontane als Erster schriftlich dokumentiert hat, ist heute in aller Munde. Der rote Hahn selbst ist zum Sinnbild für Neuglobsow geworden und an vielen Stellen als Logo anzutreffen: auf den örtlichen Infostelen, auf Broschüren oder als Skulptur. Besichtigen kann man auch das Grabgewölbe Metas Ruh, „jenen seltsamen Bau ..., der sich

inmitten dieses Eichenkampes erhob“ und Fontanes Neugier erweckt hatte. Es befindet sich auf dem historischen Friedhof in Dagow, „auf dem Friedhofe der Glashüttenaristokratie“, wie Fontane schreibt. Der Bau wurde von einem preußischen Justizangestellten als letzte Ruhestätte für seine verstorbene Frau Meta und seinen toten Sohn veranlasst. Das kann auf der inzwischen restaurierten Grabtafel nachgelesen werden. Die Anekdote, die Fontane über Metas Ruh in plattdeutsch widergibt, ist heute nur noch wenigen Neuglobsowern bekannt. Sie kann aber in dem selbst verlegten Büchlein „Neuglobsow

Fotos (4): Voigt

am Stechlin – Geschichte und Geschichten“ von Dr. Klaus-Dieter Behnke, einem hiesigen Hobbyhistoriker, nachgelesen werden. Bleiben noch Schauplätze und Personen, die Fontane in „Der Stechlin“ beschreibt. Hier ist die Spurensuche erfolglos. Denn außer See und Landschaft ist alles Fiktion – das Schloss am Stechlin ebenso wie der Junker Dubslav von Stechlin. Übrigens: Den Gasthof Lippert, in dem Fontane 1893 übernachtete, gibt es noch heute. Zur Erinnerung an den populären Gast heißt die Gastwirtschaft „Fontanehaus“. Es ist eines der ältesten Gebäude Neuglobsows.

Wandern am Stechlinsee Böttcher & Sohn 16775 Neuglobsow • Am Stechlinsee • Tel. 033082 - 704 22

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Individuell Eine Wanderung um den Stechlinsee ist 17 beziehungsweise 14 Kilometer lang, je nachdem ob man auf der Halbinsel den Uferweg oder die Abkürzung durch den Wald wählt. Der Weg ist gut ausgeschildert und bequem zu laufen. Geführt Ganzjährig bieten die zertifizierten Natur- und Landschaftsführer Renate und Klaus Fechner thematische Wanderungen an: – „Der Einzigartige - der Stechlin und seine Besonderheiten“ – „Morde am Stechlin - literarisch/ naturkundliche Führung“ – „Ab ins Moor“ – „Theodor Fontane am Stechlin“ Juli/August dienstags 14 Uhr ( Treff Stechlinseecenter) findet die Wanderung „Ein Meer aus Glas – der Stechlin“ (fünf Kilometer) statt. Durch uralte Buchenwälder geht es zum Stechlin, die Teilnehmer erfahren, wie der Stechlin entstand, was es mit

Der Rundweg um den Stechlin ist 17 Kilometer lang. der Mordbuche auf sich hat und wo Theodor Fontane weilte. dienstags, 11 Uhr (Treff Tauchstation) wird die Wanderung „Alt wie ein Baum“ (geeignet für Kinder ab fünf Jahre) angeboten. Auf der einstündigen Wanderung (ein Kilometer) wird der Wald erkundet und werden interessante Geschichten über Bäume und ihre Be-

wohner erzählt. ✆ (03 30 82) 4 08 66 (01 74) 4 49 62 49 fechner-wandern@web.de Ganzjährig veranstaltet die Naturwacht auf Anfrage eine naturkundliche Wanderung um den Stechlinsee unter dem Motto „Glasklare Berühmtheit“ ✆ (01 75) 7 21 30 77


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