Rückzug ins Vertraute - Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre

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Masterstudiengang Architektur Essaysammlung Vertiefungsarbeit Fr端hlingssemester 2016

R端ckzug ins Vertraute - Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre

Masterstudiengang Architektur Essaysammlung Vertiefungsarbeit Fr端hlingssemester 2016

R端ckzug ins Vertraute Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre


Titelbild: Rolf Keller, Siedlung Seldwyla, Zumikon, 1967-76

Masterstudiengang Architektur Vertiefungsarbeit FrĂźhlingssemester 2016 Departement Technik und Architektur Modulverantwortung: Prof. Dr. Oliver Dufner Dozierende: Prof. Dr. Oliver Dufner, Dr. Christoph Wieser Assistentin: Patricia Lehner




Inhalt 3

Vorwort

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Das Wesen des Barock in der Siedlung Seldwyla Erschliessungsraum als Ereignisraum räumlich-visueller und soziologische Phänomene Kadir Asani

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Ein Stück Finnland in der Schweiz Der Einfluss Alvar Aaltos und der finnischen Architektur auf das Werk Roland Leus Cédéric Erni

83

Architektonisches Repertoire als Schlüssel einer “konstruierten Dörflichkeit” Eine Gegenüberstellung der Siedlung Halen und der Siedlung Seldwyla Patrick Herger Der Kreis als städtebauliches Prinzip

141

Das Individuum als Ausgangspunkt zur Bildung einer dörflichen Gemeinschaft Özgür Üstel Themenübersicht der weiteren Arbeiten

181

Bautensteckbriefe

233

3


Vorwort Nach einer längeren Phase der wirtschaftlichen Prosperität und der damit verbundenen rasanten baulichen Entwicklung kam es Ende der 1960er Jahre zu grundlegenden Veränderungen in der westlichen Welt. Zum einen wurden - bedingt durch die sich zuspitzende Knappheit an Ressourcen - die “Grenzen des Wachstums” postuliert, zum anderen führten die gesellschaftlichen Veränderungen im Zuge der Studentenunruhen vorallem bei der jüngeren Generation zu einer neuen Werteordnung. Die Kombination dieser Faktoren hatte auch einen unmittelbaren Einfluss auf die Siedlungsentwicklung. So prägten nicht mehr allein die grossmassstäblichen Wohnanlagen am Stadtrand das Bild der gebauten Umwelt, es entstanden auch Siedlungen im kleineren Ausmass, weitab der städtischen Ballungsräume. An die Stelle einer möglichst rationellen und systematisierten Bautätigkeit trat eine neue Handwerklichkeit und Tendenzen zum Selbstbau, die sich durchaus auch an den Formen und Werten des ruralen Bauens orientierten. Die Rückbesinnung auf Naturmaterialien wie beispielsweise Holz und Kork waren ebenso Ausdruck dieser Tendenzen wie das Zweifeln an den neuen Techniken und das Zurückfinden zur Low-Tech. Wenn in den Jahrzehnten zuvor das Zusammenleben nach tradierten Regeln funktionieren sollte, spielte jetzt der Austausch in einer informellen, durch gemeinsame Werte miteinander verbundene Nachbarschaft eine wichtige Rolle. Neue Wohnmodelle, das Leben in Kommunen und Genossenschaften sowie der Wegzug aus dem Moloch der Stadt in die Idylle der heilen Welt auf dem Dorfe erlebten einen neuen Aufschwung. Die Kritik an der Fortschrittsgläubigkeit der vorherigen Jahre äusserte sich nicht nur in neuen Siedlungs- und Organisationsformen, sondern wurde auch in Schriften wie Rolf Kellers “Bauen als Umweltzerstörung”, Otto F. Walkers “Inseln der Zukunft” oder auch Jörg Müllers Bildmappe “Alle Jahre wieder, saust der Presslufthammer nieder” thematisiert. Nicht zuletzt aufgrund der heute kontrovers geführten Debatte zu den Siedlungsformen der Agglomeration und der Weiterentwicklung des Dorfes haben wir das Frühlingssemester 2016 den verschiedenen Facetten der Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre gewidmet - ihren Versprechen, Wünschen und Hoffnungen. Dabei richteten wir den Blick neben den konkreten Realisierungen auch auf die soziologische Rezeption sowie die theoretische Debatte. Das Semester wurde in drei Phasen unterteilt: Zunächst schafften wir uns mittels Lektüre und gemeinsamer Diskussion von Texten verschiedener Autoren, anhand

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von zwei Exkursionen in die Region Zürich und Aargau/Basel einen Überblick über das Thema. Inputreferate unterstützten diese Sicht und halfen uns, uns ein Vokabular zu erarbeiten um das Thema zu verstehen, einzugrenzen und für unsere eigene Argumentation nutzbar zu machen. Dieses Wissen diente im Anschluss daran als Grundlage für die eigenständige schriftliche Auseinandersetzung mit einem selbst gewählten Aspekt zum Thema welches dann wenige Wochen später als Vortrag im Plenum präsentiert und zur Diskussion gestellt wurde. In der dritten Phase wurden die formulierten Thesen weiter verfeinert und als umfangreiche Textarbeit in eine verbindliche Form gebracht. Im Fokus unserer Betrachtung stand die differenzierte Auseinandersetzung mit den Visionen, Ideologien, den gebauten Experimenten dieser Generation und inwiefern diese Themen noch heute von Relevanz sind. Die für diesen Reader ausgewählten, komplett abgedruckten Arbeiten zeigen die inhaltliche und methodische Breite, mit der sich die Studierenden dem Thema genähert haben. Alle Beiträge – aus Platzgründen können meist nur die Abstracts wiedergegeben werden – verbindet das Interesse, das Thema aus heutiger Sicht auszuleuchten und relevante Positionen schweizerischer Prägung auch innerhalb des internationalen Diskurses zu lokalisieren. Wir beschäftigen uns mit Themen der jüngeren Architekturgeschichte weil wir der Meinung sind, dass das entwerferische Handeln von Architekten und Architektinnen neben der eigenen Intuition hauptsächlich durch die Beschäftigung mit dem bereits Vorhandenen, sei dies der Lektüre der gebauten Realität oder die Auseinandersetzung mit theoretischen Texten genährt wird. Wir möchten im Rahmen unseres Seminars das Wissen erweitern und vor allem dazu anleiten, das eigene Handeln als Architekt kritisch zu reflektieren und die persönliche Haltung zu verorten. Wir danken allen Beteiligten für ihr grosses Engagement und ihre wertvollen Beiträge. Oliver Dufner / Christoph Wieser Im August 2016

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Studierende Kadir Asani / Heidi Kristina Brun / Michael Bürgi / Lukas Burkhard / Nadine Bussinger / Cédéric Erni / Sonja Fuchs / Dominic Grimm / Valentina Heiss / Patrick Herger / Simon Iten / Egzon Konaj / Philipp Kurer / Benjamin Luchsinger / Johanna Markurt / Samuel Pasula / Benedikt Profanter / Fabio Rainoldi / Philipp Schaudt / Rushan Sejdini / Sonja Senn / Marko Stanojevic / Jason Thür / Özgür Üstel / Aurélien Véry / Sven Von Euw / Kevin Walker / Timo Walker / Stephanie Welte / Karolina Zgardzinski Vorträge Susanne Gysi, Mitbegründerin des ETH Wohnforums, Zürich Vortrag " Wohnungsbau und Wohnformen der 1970er Jahre" Prof. Christina Schumacher, lic. phil. I, Soziologin Vortrag " Das Private ist politisch! Geschichte(n) und Konjunkturen alternativen Lebens auf dem Land und in der Stadt" Ueli Rüegg, Architekt, ehemals Metron AG Brugg Führung durch verschiedene Siedlungen der Metron AG in Brugg/Windisch Jaqueline und Benno Fosco Fosco-Oppenheim, Architektin und Architekt, Scherz Führung Siedlung Höli I und II in Scherz, Siedlung Hofstatt in Kappel Esther und Rudolf Guyer, Architektin und Architekt, Zumikon Führung Siedlung Seldwyla in Zumikon

Gastkritiker Schlusskritik Rahel Hartmann Schweizer, Architektur- und Kunsthistorikerin, Oberscherli Roland Züger, Architekt und Redaktor "Werk, Bauen und Wohnen", Zürich

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Texte Lektüreseminar Seminar 1 Keller, Rolf (1973): Bauen als Umweltzerstörung. Alarmbilder einer Un-Architektur der Gegenwart (Ausschnitte). In: Bauen als Umweltzerstörung; Alarmbilder einer Un-Architektur der Gegenwart. Verlag für Architektur Artemis Zürich 1973 Meadows, Dennis, Meadows, Donella, Zahn, Erich, Milling, Peter (1972): Einführung, Kapitel I Gefahr exponentiellen Wachstums, Kapitel III Wachstum im Weltsystem S.82-91 und S. 110-115, Kapitel V Der Zustand weltweiten Gleichgewichts S.141-154. In: Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart 1990 Mitscherlich, Alexander (1965): Vorbemerkung, Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Thematischer Aufriss. In: Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Frankfurt am Main: edition suhrkamp Suhrkamp Verlag 1965 Einmalige Sonderausgabe 1996 Schnell, Dieter (2013): Einleitung. S.4-39. In: Die Architekturkrise der 1970er Jahre. hier+jetzt, Verlag für Kultur und Geschichte GmbH Baden 2013

Seminar 2 Beglinger, Martin (2014): Der Grüezi - Faktor. Warum die Schweiz in der Stadt mehr zerbrökelt als auf dem Land. In: Das Magazin. 2014, N°32, S. 8-15. Walter, Otto F. (1979): Brief an eine junge Frau, an ihren Typ, an ihre Freunde und an mich. In: Inseln der Zukunft. Selbstverwaltung in der Schweiz. Limmat Verlag Genossenschaft Zürich 1979 Werk-Gespräch (1971): Muttenz – Bauen im historischen Kontext. Ein werkGespräch über das neue Gemeindezentrum. In: (Das) Werk. 4/1971, S. 234-241 Stamm, Walter (1989): Die Wohnung für den Zweitmieter. In: Arch+ Zeitschrift für Architektur und Städtebau. Service Wohnung. Grundriss nach Gebrauch. 1989, 100/101, S. 30-33

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Das Wesen des Barock in der Siedlung Seldwyla Erschliessungsraum als Ereignisraum räumlich-visueller und soziologischer Phänomene von Kadir Asani

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Das Wesen des Barock in der Siedlung Seldwyla Erschliessungsraum als Ereignisraum räumlich-visueller und soziologischer Phänomene Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Asani Kadir Dammstrasse 26 6055 Alpnach Dorf Dozent Dr. Wieser Christoph Lucerne University of Applied Sciences and Arts Hochschule Luzern Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 14.06.2016 Abstract Die folgende Arbeit untersucht den öffentlichen Erschliessungsraum der Siedlung Seldw yla von Rolf Keller in Zumikon nach dem Wesen des Barock. Abgeleitet aus einem Kupferstich des Schlosses Weissenstein aus dem Jahr 1719, werden die räumlich-visuellen Ereignisse der Illusion (incl. Licht) und das Verhältnis zwischen Masse & R aum (bzw. Innen– und Aussenraum) sowie das soziologische Phänomen der Kommunikation (incl. Repräsentation) untersucht. Dabei wird die Untersuchung nicht nur mit gebauten Beispielen, sondern auch mit Werken aus der Kunst, der Plastik und der Philosophie angereichert. Es stellt sich heraus, dass die Strategien des Barock nicht nur bei der Siedlung Seldw yla angewandt worden sind, sondern auch zeitgenössische Architekten und Künstler Gebrauch davon machen. 12


Inhalt

1.

Einleitung

6

2. Rolf Keller und die Siedlung Seldwyla

10

3. Ein Gang durch den öffentlichen Erschliessungsraum

12

3.1

Illusion

12

3.2

Raum & Masse

18

3.3

Kommunikation

24

4. Schlussfolgerung – Das Wesen des Barock weilt unter uns

28

Literaturliste

32

Abbildungsverzeichnis

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Redlichkeitserklärung

39

5 13


1.

Einleitung

„Er sah eine Leiter, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder. Und siehe, der Herr stand oben und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters...“ 1

Abb. 1

Erschliessungshalle des Schlosses Weissenstein zu Pommersfelden, 1719.

1

Bibel: Genesis Kap. 28, Vers 10.

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Dieses Zitat stammt aus dem Alten Testament der Bibel, dem ersten Buch „Genesis“, in dem unter anderem der jüdisch-christliche Schöpfungsmythos erläutert wird. Obwohl die einzelnen Bücher und Briefe der Bibel nicht klar datiert werden können, ist die Tatsache, dass das Thema der „Erschliessung“ – in diesem Fall die des Jenseits – bereits in der Genesis auftaucht, bemerkenswert. Scheinbar war es von Anbeginn unserer Existenz ein Bedürfnis andere Orte, Räume oder Sphären zu erreichen oder besser gesagt: zu erschliessen. Beim Kupferstich des Vestibüls (frz.-lat. vestibulum, Vorhalle oder Vorraum 2) vom Schloss Weissenstein (Abb. 1) sticht nebst der dreigeschossigen Treppenanlage in der unteren Hälfte des Bildes auch das Gemälde an der f lachen Gewölbekuppel ins Auge. Der Maler Johann Rudolph Byss hat eine Illusion des Jenseits an der Decke des Innenraumes erzeugt.3 Es bildet gewissermassen das vierte Geschoss des Treppenhauses, welches jedoch nur metaphorisch und nicht physisch erschlossen werden kann. Im Zentrum des Freskos ist zudem nicht etwa der absolute, christliche Gott, sondern der antike Sonnengott Apollo zu sehen. 4 Die Sonne als Zentrum war anscheinend von grosser Bedeutung im Weltbild des Barock. Was im barocken Zeitalter ebenfalls von grosser Bedeutung war, ist die Repräsentation. Der Selbstinszenierung zum Zweck wurden weder Kosten noch Mühen gescheut. Aufwändigste Malereien und Stuckaturen zieren die Säulen, Pilalster, Wände und Decken der Räume. Aber nicht nur die Inszenierung des eigenen Reichtums war für den Adel wichtig. Nach erneuter Betrachtung des Kupferstichs von Byss, erkennt man, dass die Symmetrie dem System der Bildkomposition innewohnt. Mit dieser Mittelachse wird der Raum selbst inszeniert. Christian Norberg-Schulz spricht hier vom „Systematismus“ des Barock. 5 Diesen Systematismus kann man als Erbe der Renaissance, der vorangegangenen Epoche, bezeichnen. Das von geometrischen Gesetzen geordnete Universum der Renaissance war jedoch geschlossen und statisch. Die Konzepte des Barock brachen diese Starrheit auf und machten es dynamisch 6 - ein Wechselspiel von „Systematismus“ und „Dynamismus“ (vgl. Abb. 3). Der Dynamismus kommt im Kupferstich vor allem dank der zweiarmigen Treppe zum Zug. Der Benutzer wandert also nicht bloss durch die Mitte des Raumes, er muss eine der Treppen nehmen, um die oberen Geschosse zu erschliessen. Während dem Gang durch diesen „Um-

Abb. 2

Grundriss des Hauptgeschosses vom Schloss Weissenstein.

2

Wörterbuch der A rchitektur.

3

Shishkin (01.06.2016), erdteilallegorien.univie.ac.at

4

Ebd.

5

Norberg-Schulz (1975), S. 10.

6

Ebd.

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weg“, präsentieren sich ihm die eben genannten aufwändigen Handwerksarbeiten und die Illusion an der Decke besonders intensiv. Was zusätzlich im Bild von Rudolp Byss auffällt – um damit den Absatz abzuschliessen - sind die Menschen selbst. Personen, die alleine oder zu zweit, runter oder rauf blicken. Personen, die auf der Treppe kurz innehalten, um Worte auszutauschen. Das Ereignis der Kommunikation zwischen den Nutzern des Ortes unterbricht die Erschliessung des Ortes selbst. x

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Illusion, Repräsentation, Kommunikation. All dies ereignet sich im Treppenhaus des Schlosses, noch bevor man überhaupt das eigentliche Innenleben des Gebäude gesehen hat. Der Erschliessungsraum dient nicht bloss der Verbindung von A und B, sondern wird zum Ereignisraum verschiedener räumlich-visueller und soziologischer Phänomene. Doch was hat das alles eigentlich mit der Landf lucht in den 1970er Jahren der Schweiz und der Siedlung Seldw yla zu tun? Die aufgestellte These misst dem Erschliessungsraum der 1970er Jahre einen ähnlich hohen Stellenwert bei, wie es das Barockzeitalter (ca. 1550 bis 1750) tat.

Abb. 3

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Das augenscheinlichste Beispiel der Überwindung starrer Systeme aus der Renaissance: Die Perfektion des Kreises (System) w urde im Barock mit unterschiedlichen Kräften in x- und y-R ichtung (Dynamik) aufgebrochen. Die Ellipse entstand.

In den 1970er Jahren herrschte Unmut. Dieser entsprang aus dem Wirtschaftswachstum der Nachkriegszeit, was in der Schweiz zu einem enormen Bauvolumen geführt hatte und das Bild der Landschaft mit Massenwohnungsbauten und Agglomeration nachhaltig veränderte. Dies führte zu einer Reaktion, die den Rückzug aus den isolierten, anonymen Städten propagierte.7 Aus dieser als „Landf lucht“ betitelten Bewegung entstanden Siedlungen wie die Seldw yla von Rolf Keller in Zumikon. In diesen neuen Siedlungen war die Gemeinschaft unter den Bewohnern ein zentrales Thema, was neue Wohntypologien- und -strukturen erforderte. Das war der Moment, an dem der Erschliessungsraum, als multifunktionaler Behälter soziologischer Ereignisse, ihre bis heute anhaltende Relevanz erhielt.

Keller (1973), S.18.

Die folgende Arbeit fokussiert sich aber nicht ausschliesslich auf die allgemeine Landf lucht, sondern auf das Objekt Seldw yla. Die These, auf der die Untersuchung basiert, lautet wie folgt: Im öffentlichen Erschliessungsraum der Siedlung Seldw yla ereignen sich nicht nur die für die 70er Jahre der Schweiz relevanten soziologischen Phänomene der Kommunikation zwischen den Bewohnern, sondern auch räum-


lich-visuelle Phänomene der Architektur, welche man der Baukunst des Barock zuordnen kann. Die Analyse ist – dem Aspekt des „Dynamismus“ treu – wie ein Spaziergang durch die Siedlung aufgebaut (Abb. 4). Vom ersten Eindruck am Eingang, über die Raumkonstellation im Zentrum und schliesslich durch die Gasse hin zum Ende. Abgeleitet aus dem Kupferstich von Rudolph Byss liegt der Fokus – um den Gegenaspekt „Systematismus“ der Siedlung zu entschlüsseln – auf die Illusion am Anfang und der Kommunikation am Ende des Spaziergangs. Der Punkt Repräsentation wird dabei im Kapitel Kommunikation erwähnt. Stattdessen wird die Untersuchung im mittleren Teil mit der Betrachtung des Verhältnisses zwischen R aum und Masse erweitert. Die ersten zwei Themen beinhalten also räumlich-visuelle Betrachtungsarten, wobei das letzte Kapitel soziologischer Natur ist. Doch bevor der Gang durch den öffentlichen Erschliessungsraum beginnt, werden in einem kurzen Kapitel der Architekt Rolf Keller und die Siedlung Seldw yla vorgestellt. Abb. 4

Grundriss der Siedlung Seldw yla mit den markierten Untersuchungsorten.

3.1

3.3

N

3.2

20 M

17 S

0

9


2. Rolf Keller und die Siedlung Seldwyla Rolf Keller ist am 28. Dezember 1930 in Zürich geboren. Während den Jahren 1950 bis 1955 absolvierte er ein Architekturstudium an der ETH in Zürich und diplomierte schliesslich 1956 bei Hans Hofmann. 8 Nach seinem Diplom zog es Rolf Keller ein Jahr lang nach Rom. 9 Es ist davon auszugehen, dass er sich dort als junger Architekt mit den für Rom prägenden Stilrichtungen wie der Antike, der Renaissance und dem Barock auseinandergesetzt hatte. Ob und inwiefern dieses Studienjahr, vor allem im Hinblick auf den Barock, einen Einf luss auf sein Werk hatte, wird schlussfolgernd im letzten Kapitel dieser Arbeit aufgeführt.

Abb. 5

Der A rchitekt Rolf Keller.

Abb. 6

Zumikon, süd-östlich von der Stadt Zürich.

Abb. 7

Cover der Publikation „Bauen als Umweltzerstörung“.

8

Kurzbiograf ie Rolf Keller (1996).

9-10

Ebd.

11

Keller (1973), S. 17-19.

12

Rebsamen (1978), S. 42.

13

Ebd.

18

10

Nach seiner Reise nach Italien war Rolf Keller 2 Jahre lang bei Professor Alfred Roth an der ETH als Assistent tätig. Nebst dieser Tätigkeit war er auch als Praktikant bei Rudolf Olgiati in Flims angestellt. Zusammen mit Le Corbusier hatte Olgiati der grösste Einf luss auf seine Architektursprache. 10 Die bekannteste Publikation von Rolf Keller ist das 1973 erschienene Buch «Bauen als Umweltzerstörung» (Abb. 7). In dem Buch spricht Keller unter anderem von «Monotonie» und «Chaos», die zwei Grundbegriffe für sein Wettern gegen die nachkriegszeitlichen Verschandelung der Landschaft. Diese zwei Zustände hätten den «Individualismus» und die «Ordnung», die – laut Keller – seit «Jahrtausenden» die Architektur im Gleichgewicht hielten, schleichend ersetzt. 11 In den Jahren 1975 bis 1980 realisierte Rolf Keller nach acht Jahren vorangegangener Organisationsphase, mit Hilfe von Rudolf und Esther Guyer, Manuel Pauli und Fritz Schwarz die Siedlung Seldw yla in Zumikon. 12 Die Siedlung beinhaltete Eigentumswohnungen, einzelne Büros und Ateliers. Die Idee der Siedlung war es eine Alternative zu den Siedlungsformen Block, Villa, und Reihenhaus, die in der Nachrkiegszeit am häufigsten vorkamen, zu schaffen. Anschliessend machte man sich auf die Suche nach Interessenten, um den Aspekt der Partizipation der Bewohner – oder «Individualismus», wie Keller häufig betonte – während der Bauphase miteinf liessen zu lassen. 13 Die Freiheit der einzelnen Bewohner war mit der Quartierordnung


geregelt. Diese stellte sicher, dass jeder Wunsch der Bewohner zur einheitlichen Gesamterscheinung der Siedlung passte. Die Siedlung wurde in drei Etappen gebaut und entwickelte sich so Stück für Stück den Hügel und der Strasse entlang weiter Am 7. Oktober 1993 ist Rolf Keller in der Siedlung Seldw yla, seiner zum Bau gewordenen Lebens- und Architekturvorstellung, im Alter von 62 Jahren verstorben. 14

Abb. 8

Die Siedlung Seldw yla auf dem Hügel von Zumikon.

Abb. 9

A xonometrie der Siedlung.

14

Kurzbiograf ie Rolf Keller (1996).

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3. Ein Gang duch den öffentlichen Erschliessungsraum

Abb. 10 Markierter Untersuchungsort.

Abb. 11

Eingangspforte mit steinernem Renaissance-Bogen als objet trouvé.

Abb. 12

Eingangshalle mit Blick zum Hauptplatz der Siedlung.

15

Keller (1988), S. 155.

16

Ebd.

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Pfeifer 1995.

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Strathaus (2000), S. 52.

20

12

Rolf Keller verfasste 1988 für die deutsche Zeitschrift Der Architekt einen vierseitigen Artikel mit dem Titel „Für das Auge ist der Schein wichtiger als die Wirklichkeit“. In diesem Artikel erläutert er, dass es sich bei der Diskussion um die Kulissenhaftigkeit eines Gebäudes eigentlich um den Konf likt zwischen der Postmoderne und der Moderne handle. 15 Keller spricht dabei von einer sogenannten «Bildfeindlichkeit» der Moderne. Er zieht sogar einen Vergleich zum Bilderverbot aus den 10 Geboten des Alten Testaments, wo Darstellungen jeglicher Art der Vergötzung und Verführung wegen untersagt waren. Eine ähnlich ambitionierte Antipathie sieht er bei den Verfechtern der Moderne, die mit allter Kraft das R ationale, und nicht das Sinnliche, für die Äusserlichkeit ihrer Bauwerke verteidigen. Schlussfolgernd sieht Keller das Auge als zentrales Instrument der Wahrnehmung und das durch Sehen resultierende Gefühl in uns, scheint für Rolf Keller, noch weit vor der tatsächlichen Konstruktion und dem System hinter der Oberf läche, von grosser Bedeutung zu sein. 16

GSEducationalVersion

3.1 Illusion


Laut dem „Ethymologischen Wörterbuch des Deutschen“ steckt im Verb „ereignen“ das aus dem 8. Jahrhundert stammende, althochdeutsche Nomen „Ouga“, also Auge. Mit dem Präfix „ir-„ und dem Suffix „-en“ – also „irougen“ – wird das Nomen zu einem Verb, das so viel wie „vor Augen stellen“ bedeutet. Daraus wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schliesslich „Ereignis“, mit der Bedeutung: „sich zeigen“ oder „vor sich gehen“. 17

Abb. 13

Die Siedlung Seldw yla im Vergleich zu…

Abb. 14

…einer k ykladischen Siedlung.

Das Erste, was vor sich geht, wenn man die Siedlung Seldw yla betritt, ist eine Dekontextualisierung. Es beschleicht einen das Gefühl, fern vom Dorf Zumikon, sogar fern von der Schweiz zu sein. Es war also nicht nur die Sehnsucht nach dem Grün, die Seldw yla formte; der Horizont der Landf lucht wird bis in andere klimatische Regionen erweitert. Und tatsächlich versprach Keller den Bewohnern das ganze Jahr über „Ferienstimmung“. 18 Unter dem Begriff „Seldw yla“ verstand Gottfried Keller, der Autor der Novelle „Die Leute von Seldw yla“ aus dem Jahr 1855, einen „sonnigen Ort“. Wenige würden „sonnig“ mit Zürich oder der Schweiz verbinden, jedoch liegt genau darin die Ambition einen solchen Ort für die sonst eher regnerische Schweiz zu schaffen. Die grauen Betonorgien der Nachkriegszeit haben diese Sehnsucht in den 1970er Jahren mit Sicherheit verstärkt. Die weichen Konturen und der Weissputz der Häuser erinnern an die kykladische Architektur des gleichnamigen Archipels Griechenlands. (Abb. 14) Genau wie die griechische Siedlung entwickeln sich die Häuser von Seldw yla mit ihren ineinandergreifendenden Volumen den Hügel hinauf. 21

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Abb. 15

Eine weisse Skulptur von Giacomo Serpotta in der „Oratori di San Lorenzo“ in Palermo.

Abb. 16

„The Philosopher in Meditation“ von Rembrandt, 1631.

19

Wanner (2012), S. 169.

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Dazwischen entstehen engere und weitere Gassen, kürzere und längere Treppenanlagen. Insbesondere die Farbe Weiss besass im Barockzeitalter einen hohen Stellenwert. Giacomo Serpotta, ein Bildhauer und Stuckateur aus Palermo, sah im Porzellanweiss plastische Werte, die Räume definieren. Das Weiss sei ein Abdruck des Urzustandes, aus dem sich alles formt, die erste Geste, die alles erfasst. Und zwar unabhängig von der äusseren Erscheinung der Bauten. 19 Das Weiss der Siedlung Seldw yla unterstreicht die ohnehin schon plastisch wirkenden Volumen der Häuser. Es ref lektiert das Sonnenlicht besonders stark, erzeugt aber im Zusammenspiel mit den weichen Konturen auch Schatten, die der Siedlung als Ganzes gesehen malerische Qualitäten verleiht, die mit jenen von Stuckateurarbeiten vergleichbar sind.


Der Umgang mit Licht & Schatten war weniger in der Baukunst, dafür um so mehr in der Malerei des Barock verbreitet. Beim Gemälde „The Philosopher in Meditation“ von Rembrandt aus dem Jahr 1631 (Abb. 16) werden durch das blosse Eintreten des Sonnenlichts, sowie des Lichts der Feuerstelle die Konturen der Personen und der zentralen Treppe sichtbar. Rembrandt malte mit Licht. 20 Diese Strategie mit hellen und dunklen Stellen zu arbeiten um Formen sichtbar zu machen, erkennt man nicht nur in der Siedlung Seldw yla, sondern bereits beim Kupferstich des Schlosses Weissenstein in der Einleitung. Bezüglich dem Weiss wird im Kapitel „Raum & Masse“ zusätzlich ein Blick in das Innere der Häuser geworfen, um die räumliche Beziehung zwischen Innen und Aussen zu beleuchten. Wenn man sich ein weiteres Mal den Kupferstich aus der Einleitung vor Augen hält, wird deutlich, dass der Maler des Freskos mit einer perspektivischen Täuschung arbeitet, um das Jenseits auf die Decke des Treppenhauses zu projizieren. In Seldw yla ist dies nicht der Fall. Es existieren keine perspektivischen Täuschungen im öffentlichen Erschliessungsraum. Es lässt sich lediglich sagen, dass die komplexe Volumetrie eine Art Überforderung des Auges erzielt und eine perspektivische Rekonstruktion der Räume schwer fällt. Die Illusion, die Rolf Keller kreiert, ist also keine rein visuelle, sondern mehr ein Ereignis, das auf einer assoziativen, sinnlichen Ebene stattfindet. Die Siedlung Seldw yla erzeugt Bilder im Betrachter. Aussagen der Bewohner bestätigen dies: In einem Interview in der Zeitschrift Bauen+Wohnen, sagte einer der befragten Bewohner, es passiere etwas im Menschen. Wenn man die Siedlung betritt, ist es so, als ob man in einen Film gehen würde. Der Jorunalist ergänzt dann, dass es sich nicht um ein «messbares oder zählbares Ereignis» handle, sondern um eine Berührung auf einer tieferen Ebene. 21 Diesen Eindruck teilte aber nicht jeder. Vor allem aus den Fachkreisen der am Anfang dieses Kapitels erwähnten Moderne hagelte es Kritik. Dolf Schnebli beispielsweise, warf in der Archithese von 1978 die Begriffe „Kulissenhaftigkeit“ und „Scheinwelt“ in den Raum. Die Siedlung Seldw yla sei der erste „Fremdkörper“ im Villenquartier Zumikons. 22 Das Assoziative an der Siedlung wurde von Regula Bonomo, ebenfalls in der Archithese von

20

Clarke ( 1990), S. 3.

21

Schäfer (1979), S. 6.

22

Schnebli (1978), S. 49.

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Abb. 17

Weiche Konturen eines Volumens erzeugen anderen Schatten und lassen den scharf kantigen Würfel plastischer, weniger graf ischer, dafür räumlicher, wirken.

1978, als „unüberlegte Kopie einer historischen Situation“ beschrieben. 23 Das ultimative Urteil wird schliesslich in einem Lesebrief gefällt: Seldw yla sei nur ein weiteres Beispiel des Bauens als Umweltzerstörung. 24 Die Siedlung Seldw yla steht also mit seinen illusionistischen Assoziationen, die es hervorruft, zwischen zwei Fronten. Die eine Seite schätzt dieses ausgelöste Gefühl der Sehnsucht, die andere Seite kritisiert sie.

23

Bonomo (1978), S. 50.

24

Lesebrief (1979), S. 66.

24

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Doch was, wenn man dieses Gefühl an etwas Fernes erinnert zu werden, als Essenz, als Idee aus dieser scheinbar formalen Architektur rausfiltern würde? Wäre es dann nicht trotzdem erstrebenswert mit dieser einen Idee Architektur zu machen? Wer sagt denn, dass man mit der nachkriegszeitlichen Architektursprache, beispielsweise des „beton brut“, nicht auch ähnliche, bildliche, assoziative Wirkungen hätte erreichen können oder sogar erreicht haben? Dann würde sich nämlich die oberf lächliche Frage nach der Ästhetik und Form, wie es die Kritiker gegen die Siedlung Seldw yla gemacht haben, erübrigen. Im letzten, schlussfolgernden Kapitel wird dieser Frage mit einem zeitgenössischen Beispiel von Valerio Olgiati, dem Sohn von Rudolf Olgiati – einstiger Meister und Vorbild von Rolf Keller – nachgegangen.


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werk-archithese 21-22

Zur Baugeschichte

I

Rolf Keller, Dipl. Architekt BSA/SIA, Zürich und Zumikon

Gesamtkonzept:

Architekten: Rudolf und Esther 21-22 Architekten dipl.44 werk-archithese Guyer, BSA/SIA (Häuser 3, 13), Rolf Keller (Häuser 1, 2, 5,6,7, 8, 9, 10, 11, 15, 18, 19, 26, 39 und Miteigentum), Guhl Lechner Architekten Philipp, Dipl. BSA/SIA (Häuser 4, 12, 14, 27, 28, 29, 30), Manuel Pauli, Dipl. «Dorf» 47 Architekt BSA/SIA (Häuser 36, 37, 38), Fritz Schwarz (Häuser 16, 17), 1. und 2. Etappe 1975-1978, 3. Gesamtkonzept: Etappe (31-39) in Rolf Keller, Architekt BSA/SIA, Zürich Dipl. Projektierung. und Zumikon 44 werk-archithese 21-22 Die Zielsetzungen der im Mai und Esther Rudolf Architekten: 1967 gegründeten Genossen¬ Architekten dipl. den Antinamen schaft, die sichGuyer, (Häuser der 3, 13), Rolf Seldwyla gab, BSA/SIA gingen von 1, Keller (Häuser Nach- 2, 5,6,7, 8, 9, Notwendigkeit aus, den 10, 11, 15, 18, 19, 26, 39 und Block, kriegssiedlungsformen Guhl Lechner Miteigentum), ein Ge¬ Villa oder Reihenhaus ¦ Philipp, Dipl. eine Alternative, gegen¬ Architekten genbild, 14, 27, 12, 4, BSA/SIA (Häuser überzustellen. ¦. 28, 29, Landsuche 30), Manuel Pauli, Dipl. Nach sechsjähriger 36, Architekt BSA/SIA (Häuser 2 ha Land fanden sich gegen so¬ Rolf Keller, Gesamtkonzept: Schwarz (Häuser 37, 38),dieFritz wie eine Gemeinde, bereit Architekt BSA/SIA, Zürich Dipl. 1. 2. und 16, 17), Etappe war, Hand zu bieten für eine spe¬ und Zumikon 1975-1978, 3. Etappe (31-39) in zielle Quartierbauordnung, ohne Projektierung. Architekten: Rudolf und Esther die eine solche Gruppenüber¬ Architekten dipl. Guyer, bauung nicht zulässig war. Die Zielsetzungen der im Mai BSA/SIA (Häuser 3, 13), Rolf oder Im Gegensatz zu Reihen1967 gegründeten Genossen¬ Keller (Häuser 1, 2, 5,6,7, 8, 9, Terrassensiedlungen mit fixierten schaft, die sich den Antinamen als Vor¬ 10, 11, 15, 18, 19, 26, 39 und existierten Haustypen .-¦>Seldwyla gab, gingen von der Guhl Lechner Miteigentum), gabe nur das Bauland und ein ge¬ Notwendigkeit aus, den NachArchitekten nerelles Modell 1:200. Damit Philipp, Dipl. Block, kriegssiedlungsformen BSA/SIA (Häuser 4, 12, 14, 27, wurden die Interessenten ge¬ Villa oder Reihenhaus ein Ge¬ 28, 29, ¦ 30), Manuel Pauli, Dipl. sucht, wobei die Genossenschaf¬ genbild, eine Alternative, gegen¬ Architekt BSA/SIA (Häuser 36, bei der Parzellenwahl Priorität ter überzustellen. ¦. Schwarz (Häuser 37, 38), Fritz hatten. Die Anzahl und Grösse Nach Landsuche .-¦>16, 17), 1. und 2. Etappe der Parzellen ergab sich sechsjähriger nach den fanden sich gegen 2 ha Land so¬ 1975-1978, 3. Etappe (31-39) in Wünschen der Käufer. Vor Be¬ wie eine Gemeinde, die bereit ijfev *flft Projektierung. ginn der Projektierung mussten für eine spe¬ war, Hand zu bieten sämtliche Parzellen verkauft und zielle Quartierbauordnung, ohne Die Zielsetzungen der im Mai die Finanzierung sichergestellt die eine solche 1967 gegründeten Genossen¬ sein, was 1974/75 zu einer der Gruppenüber¬ nicht zulässig war. bauung die sich den Antinamen schaft, wurde. Hürden grössten 60 «Seldwyla.» Maisonnette-Wohnungen / entree vers oder Eingang zu den Im zu ReihenSeldwyla gab, gingen von der Zu einer möglichst Gegensatz breiten Par¬ Terrassensiedlungen mit fixierten Nach*flft Notwendigkeit aus, den ijfev die tizipation gehörte sodannexistierten als Vor¬ Haustypen Block, kriegssiedlungsformen Wahl des Architekten, wofür gabe nur das Bauland und ein ge¬ Villa oder Reihenhaus ein Ge¬ sechs, alles Genossenschafter, zur nerelles Modell 1:200. Damit genbild, eine Alternative, gegen¬ Auswahl standen. wurden die Interessenten ge¬ überzustellen. fer¬ «Partizipation» bedeutete sucht, wobei die Genossenschaf¬ Nach sechsjähriger Landsuche dass der

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Zur Baugeschichte

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Zur Baugeschichte _

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«Dorf»

47

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Abb. 18

Eine Collage verschiedener Licht/SchattenSituationen in der Siedlung Seldw yla.

25 les appartements «m: usonnctto:

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17


3.2 Raum & Masse In der Archithese vom September 1978 lobte Regula Bonomo den Aussenraum der Siedlung Seldw yla für seinen fast „urbanen Charakter“ mit ereignisreicher Raumabfolge. 25 Am Untersuchungsort dieses Kapitels (Abb. 19) wird dies besonders deutlich: am zentralen Platz der Siedlung Seldw yla. GSEducationalVersion

Wie bereits in der Einleitung beschrieben, waren der „Systematismus“ und der „Dynamismus“, die Kräfte, die den Barock formten. Dies wurde vor allem in den urbanen Theorien für den Städtebau deutlich. Nach der Reformation der katholischen Kirche durch die Protestanten, wollte Papst Sixtus V als Gegenreaktion Rom wieder zum Mittelpunkt der christlichen Welt machen. 26 Das war quasi die Geburtsstunde der heutigen „Hauptstadt“

Abb. 19

Markierter Untersuchungsort.

als solches. Betrachtet man hierzu die Abbildung 20 erkennt man wie die für Rom wichtigen Gebäude und Plätze als Brennpunkte dargestellt sind. Diese werden wiederum durch Achsen miteinander verbunden. Es handelt sich um ein Prinzip aus „Pfad“ und „Ziel“. Anhand der Abbildung 21 erkennt man aber, dass das Netz nicht isoliert ist, wie es in der Renaissance der Fall gewesen wäre. Genaugenommen müsste man nicht vom Pfad, sondern vom „Strahl“ reden. Denn ein Strahl besitzt zwar einen Anfang, aber kein Ende. Ein Strahl reicht weiter als nur von A nach B. Damit bekommt der Gott Apollo, der auf dem Kupferstich in der Einleitung Sonnenstrahlen hinter sich her zieht, eine ganz andere Bedeutung.

Abb. 20 Plan des Sixtus V von Rom. Abb. 21

Die Strahlenstruktur der barocken Städte.

Abb. 22

Die weitergestrickte Erschliessungssturktur Seldw ylas.

25

Bonomo (1978), S. 50.

26

Norberg-Schulz (1975), S. 15.

26

18


Dieser Gedanke der Unendlichkeit wurde im 17. Jahrhundert bereits von René Descartes, einem der wichtigsten Philosophen seiner Zeit, aufgegriffen. Räumliche Ausdehnung sei laut ihm die Grundeigenheit aller Dinge, bei dem Kraft und Bewegung von wesentlicher Bedeutung sind. 27 Womöglich war es diese Vorstellung, die die Menschen fähig machte das starre System der Renaissance zu durchbrechen. Diese Strahlen durchbrechen die im Mittelalter aufgerichteten Grenzmauern der Städte also endgültig. Sie erreichen sogar eine Verknüpfung der Metropolen. Wenn man so will, handelt es sich hierbei im entfernten Sinne um den Ursprung unserer heutigen Globalisierung. Doch kommen wir zurück zur Stadt Zumikon. Eine Beziehung zwischen verschiedenen Zentren und Strahlen besitzt der öffentliche Erschliessungsraum von Seldw yla nicht. Stattdessen bildet ein Platz, leicht von der Mitte der Siedlung versetzt, ähnlich wie Apollo im Deckenfresco vom Schloss Weissenstein das Absolute, aus dem sich in vier R ichtungen die Gassen und Wege bilden. Dieser Platz kann – wie Norberg-Schulz es nennt – als „beherrschender Brennpunkt“ gesehen werden. 28 In den Städten des Baraock hatte man während dem Gang auf dem Strahl das Ziel immer vor Augen. Dies machte für die Inszenierung der Brennpunkte durchaus Sinn. In Rolf Kellers Siedlung kann der Platz in der Mitte zwar als Brennpunkt verstanden werden, er wird durch die verformten Gassen und Wege aber keineswegs inszeniert. Der Platz funktioniert mehr als Ereignis, das auf dem Weg durch die Siedlung als Überraschung auftritt. Lediglich die vier Säulen vor dem Hauptplatz, können als inszenierendes Portal zum Zentrum von Seldw yla gesehen werden. Interessanter wird’s beim Aspekt der Ausdehnung. Blickt man auf die Abbildung 23, kann man behaupten, dass die Siedlung eigentlich gar nicht fertig gebaut ist. Das Prinzip, der ineinandergreifenden Volumen, die sich den Hügel hinauf weiterentwickeln, könnte problemlos weitergestrickt werden. Der öffentliche Erschliessungsraum würde sich dann als Muster aus Gasse und Platz, viel stärker bemerkbar machen. Eine Kraft, die Raum zur Ausdehnung verhelfen kann, besitzt immer einen Ursprung. Die im vorherigen Kapitel erwähnte Farbe Weiss kann mit ihrer absoluten Reinheit als solch ein Ursprung gesehen werden. Dies bleibt aber

Abb. 23

Die Struktur von Seldw yla könnte man weiterstricken.

Abb. 24 Dramaturgie-Schema der Grundstruktur eines barocken Raumes: Platz, Strasse, Bereich.

27

Descartes (1644), S. 4-ff.

28

Norberg-Schulz (1975), S. 13.

27

19


Abb. 25

Plan der Piazza Navona mit der konkaven Fassade, violett markiert.

Abb. 26 Konkave Fassade der Sant‘ Agnese.

29

28

20

Norberg-Schulz (1975), S. 13.

auf einer symbolische Ebene stehen. Viel bedeutsamer ist die Art wie Rolf Keller mit der Farbe Weiss als raumerzeugendes Instrument umgeht. Wenn wir hierbei den öffentlichen Erschliessungsraum der Siedlung Seldw yla ausnahmsweise mal verlassen und einen Blick in das Innere der Wohnungen werfen , dann sehen wir grundsätzlich dasselbe wie von Aussen: eine dematerialisierte, weisse Wand. Keller differenziert die Innen- und Aussenf läche der Wand nicht. Der Aussenraum dringt in das Innere der Wohnungen ein und umgekehrt. Im Barock ist mit diesem Verhältnis zum ersten Mal bewusst gearbeitet worden. 29 Bei der Sant’Agnese an der Piazza Navona (Abb. 26) hat man die Eingangsfassade als konkave Fläche ausgebildet und lässt damit den Aussenraum in das Gebäude eindringen. Eine aktive Relation zwischen Masse und Raum wird geschaffen. Bereits bei der Collage aus dem Kapitel Illusion, aus dem sowohl Bilder aus dem Innen- als auch vom Aussenraum verwendet worden sind, machte sich erkennbar, dass kein allzu grosser Unterschied zwischen diesen zwei Orten herrscht. Luigi Moretti, ein italienischer Architekt aus Rom, hat das Raum-Masse-Verhältnis verschiedener, barocker Kirchen untersucht. Dabei hat er den leeren Raum inversiv als Masse dargestellt und damit etwas nicht fassbares, wortwörtlich greif bar gemacht (Abb. 29). Anhand solcher Modelle erkennt man den präzisen und gekonnten Umgang mit den zwei sich bedingenden Elementen.


Auf der Seite 23 ist eine ähnliche Zeichnung vom zentralen Aussenraum Seldw ylas ertellt worden. Der negative Luftraum ist nun als positive Fläche zu sehen. Man erkennt, dass dieser Raum von zwei gegenüberstehenden, konkaven und drei eckigen Volumen berührt wird. Die Konturen der Fläche bilden sich aus den angrenzenden Wohnhäusern. Dabei wird deutlich, dass dem Erschliessungsraum ein System aus Winkeln von 90 und 45 Grad zugrunde liegt. Strukturen, die man bereits von der Nachrkiegsarchitektur (vgl. Abb. 27) kennt. Wo der Barock also die Systeme der Renaissance – vorwiegend die Symmetrie – übernommen hat, taten die Architekten der Seldw yla dasselbe mit dem System ihrer Vorgänger. Des Weiteren perforieren und markieren die bereits genannten vier Säulen, die annähernd ein Quadrat bilden, den Eingangsraum zum Platz. Unterstützt wird diese Geste durch eine Einbuchtung, die durch das Wohnhauses Nr. 7 entstanden ist. Erneut bekommen wir es hier mit einem räumlichen Phänomen zu tun, welches Innen- und Aussenraum beinahe miteinander verschmelzen lässt. Abb. 27

Die Vermutung, dass Rolf Keller von den Strategien der oben genannten, barocken Beispiele wusste und sich diese zur Ausformulierungen des öffentlichen Erschliessungsraumes zu Nutzen mache, liegt nahe. Vor allem wenn man sich die Studienreise von Keller nach Rom wieder in Erinnerung ruft, gewinnt diese Behauptung zusätzlich an Glaubwürdigkeit.

Isometrie und Grundriss der Central Beheer von Herman Hertzberger.

Abb. 28 Das in den Aussenraum hereinragende Wohnhaus Nr. 7.

Abb. 29 Luigi Moretti stellte den leeren Raum der Chiesa di Santa Maria inversiv als Masse dar.

29

21


Abb. 30 A xonometrie des Erschliessungsraums.

Abb. 33-36

30

22

Bilder vom Hauptplatz der Seldw yla.


Abb. 31

Positiv des Erschliessungsraumes.

7

Abb. 32

Negativ des Erschliessungsraumes.

7

31

23


3.3 Kommunikation „Das Schönste an Seldwyla sind die Gassen . Der Lieblingsaufenthalt der Kinder. Der stärkste Ausdruck von Aussenraum , von Nähe, Nachbarschaft, Gemeinsamkeit.“ 30

GSEducationalVersion

«Nähe», «Nachbarschaft», «Gemeinsamkeit» – soziologische Ereignisse im Erschliessungsraum. Auch Thomas Ryffel, der damalige Landschaftsarchitekt der Metron, eine Architekten- und Genossenschaftsgruppe, die in den Jahren der Landf lucht aktiv mit den Bau von Siedlungen beschäftigt war, bezeichnete Erschliessungsräume für das öffentliche Leben als essentiell und verwies dabei auf ihre Multifunktionalität.31

Abb. 37

Markierter Untersuchungsort.

Abb. 38-41 Die Gassen von Seldw yla.

32

24

Wie im zweiten Kapitel erläutert, war einer der ausschlaggebenden Gründe für die Errichtung der Siedlung Seldw yla überhaupt, die von Rolf Keller im Buch „Bauen als Umweltzerstörung“ propagierte „Individualität“ als Antwort auf die über bor dende Monotonie der Nachkriegsarchitektur. Als Grund dafür sah er, dass die Faszination der Serienproduktion der Bauteile zu weit ging und man individualisierende Elemente vernachlässigt hatte.32 Das Bedürfnis individuell zu sein, geht in eine ähnliche R ichtung wie die Selbstdarstellung. Eine meist nonverbale Art der Kommunikation wie man sich nach Aussen präsentiert.


Diese Tatsache hatte viel Kritik hervorgerufen. Dolf Schnebli spricht beispielsweise die hohen Kosten, selbst bei der „kleinsten Wohneinheit“, an.33 Damit steht der Vorwurf im Raum, die Siedlung Seldw yla beschränke sich nur auf die Klasse der Reichen, die sich mit ihren individuellen und partizipativen Wünschen zur Ausformulierung ihrer Häuser und damit der Siedlung, perfekt selbstinszenieren konnten. Sie mussten sich zwar im Rahmen der einheitlichen Gesamterscheinung der Siedlung bewegen, diese Art der Solidarität war aber auf die Grösse der eigenen Bewohnerschaft beschränkt und keine gesellschaftsübergreifende Lösung. Franz Wanner erklärte 2012 rückblickend, dass die Selbstinszenierung im Barock ihren Höhepunkt hatte.34 Sei es die Glaubensrichtung, die Stadt oder der Adel – wer die Mittel dazu hatte, wollte repräsentativ für die Macht, die er besass, bauen. Damit hätten wir die nächste Verknüpfung zum Kupferstich aus der Einleitung erstellt. Im Schloss Weissenstein übernimmt das Treppenhaus, als Ort des ersten Eindrucks vom Inneren des Gebäudes, die Hauptrolle für die Repräsentation und Inszenierung ein.

Abb. 42 Erschliessungsraum, der auch für‘s Holzhacken benutzt wird.

30

Wieland (1987), S. 44.

31

Ryffel (1993), S. 9.

32

Keller (1978), S. 39.

33

Schnebli (1978), S. 49.

34

Wanner (2012), S. 162.

33

25


Abb. 43 Eine der Gassen damals… Abb. 44 … und heute

34

26

Der öffentliche Erschliessungsraum der Siedlung Seldw yla besitzt, nebst der eigentlichen Erschliessungs der Häuser, eine andere Hauptrolle: die der Kommunikation unter den Bewohnern – womit wir wieder beim Zitat von Wieland wären. Doch passiert in den Gassen und Plätzen der Siedlung Seldw yla wirklich mehr als das blosse Grüssen des Nachbarn? Alte Fotos der Gassen zeigen mehr, als aktuelle Bilder es tun (Abb. 43). Heute scheint sich die Aussenraumaktivität vor allem hinter den Mauern abzuspielen. Begünstigt durch das Verhältnis von privatem zum öffentlichen, gemeinsamgenutzten Aussenraum. Dazu kommt die für gemeinschaftliche Aktivitäten unvorteilhafte, steile Neigung des Hauptplatzes der Siedlung. Bereits Paulhans Peters fragte sich 1979, in der Zeitschrift Baumeister ob das Leben in Seldw yla, übereinstimmend mit der Logik der Reihenhäuser, mehr einem „Nebeneinander“ als einem „Miteinander“ entspreche.35 Dem kann man das Interview im Bauen+Wohnen ( Januar 1979) entgegensetzen, in dem der Journalist erwähnt, dass man die Isolation benötigt, um einer sozialen Kontrolle ausweichen zu können.36 Für nachbarschaftliche Tätigkeiten gibt es mit den halbprivaten Aussenräumen südlich der Wohnhäuser schliesslich genug Platz (Abb. 45).


Peters (1979), S. 12.

36

Bauen+Wohnen (1979), S. 8.

37

Ebd.

Abb. 45 Private Aussenraumf lächen für die Bewohner, vorwiegend gegen West.

0

20 M

S

Mit diesem Verweis auf die am Anfang dieses Kapitel erläuterte ethymologische Herkunft des Begriffs „Ereignis“, schliessen wir den Hauptteil dieser Arbeit ab.

35

N

Im selben Absatz des Interviews wird die Gasse als öffentlicher Erschliessungsraum angesprochen. Es sei viel einladender, eine Gasse zu durchschreiten, die Augen besässe, als durch eine zu gehen, die keine hat.37 Mit den Augen sind natürlich die Fensteröffnungen gemeint, welche die weissen Wände der Siedlug durchlöchern. Die Fenster sind mal aussen-, mal innenbündig, mal mit Pf lanzen beschmückt, mal mit einem Vorhang verschlossen. Die „Augen“ lassen sich aber auch wörtlich verstehen: Die Bewohner, die einem Blicke zuwerfen, wenn man durch den öffentlichen Erschliessungsraum spaziert. Ein Ereignis, das „vor dem Auge vor sich geht“.

35 27


4.

Schlussfolgerung – Das Wesen des Barock weilt unter uns

Der Begriff „villegiatura“ war im Palermo des 17. Jahrhunderts kennzeichnend für den Rückzug des Adels von der Stadt auf das Land.38 Wie sich im Laufe der Arbeit ergeben hat, ist dies nicht die einzige Parallele der Schweizer Landf lucht der 1970er Jahre zur mittlerweile seit mehr als 300 Jahren vergangenen Epoche des Barock. Wenn man das Wort „Barock“ hört, denkt man zuallererst an prachtvoll verzierte Sakralräume und aufwändig verarbeitete Skulpturen und Bilder - das was sich dem Auge nun einmal zuerst präsentiert. Dieses instinktive Sehen und Fühlen mit dem Auge war für Rolf Keller wesentlich. Es stellte sich heraus, dass er bewusst mit assoziativen Bildern gearbeitet hatte. Ähnlich wie der Barock den Systematismus der Renaissance mit dem Dynamismus erweitert hatte, wollte Keller der monoton gewordenen R atio der Nachkriegsmoderne die Emotion entgegensetzen. Dabei handelt es sich vor allem um räumlich-visuelle Ereignisse, die im öffentlichen Erschliessungsraum der Siedlung Seldw yla vor sich gehen. Die Illusion in einem fernen Land zu sein oder die Wohnhäuser, die mit ihrer plastischen Form und der Farbe Weiss das Licht um ihren Körper zu lenken scheinen. Bereits Le Corbsuier – einer der Vorbilder von Rolf Keller – sprach bei Architektur vom „kunstvollen Spiel […] der unter dem Licht versammelten Baukörper.“ 39 Welche Farbe oder welche Form kann das Licht besser inszenieren, als es das Weiss und die Abrundung tun? Dies erklärt die skulpturale Präsenz seiner und auch Kellers Bauwerke.

38

Wanner (2012), S. 162.

39

Le Corbusier (1931), S. 29.

40

Breitschmid (2008), S.50.

41

Ebd.

36

28

Die Farbe Weiss ist vor allem für einen zeitgenössischen Architekten von grosser Bedeutung: Valerio Olgiati. Der Sohn von Rudolf Olgiati, einstiger Arbeitgeber von Rolf Keller, nimmt beim Erläutern seiner architektonischen Absicht Bezug auf ein Gemälde von Robert Ryman, welches vollständig in Weiss gemalt ist (Abb. 46). Das Weiss steht – genau wie bei den Arbeiten von Giacomo Serpotta aus dem Kapitel 3.1 – für das reine, ursprüngliche „Nichts“. Es verdeutlicht Olgiatis Absicht ohne Referenzen entwerfen zu wollen. 40 Nebst dem weissen Gemälde von Ryman, benutzt Olgiati auch ein komplett in Gold gemaltes Bild von Helmut Federle für die Erklärung seiner Haltung (Abb. 47). Dieses Gold soll wiederum „Alles“ versinnbildlichen. 41


Abb. 46 Das weisse Gemälde „Twin“ von Robert Ryman, 1966. Abb. 47 Das goldene Gemälde „Legion X V II“ von Helmut Federle, 1997. Abb. 48 Das weiss-goldene „Märtyrertum“ im San Lorenzo, von Giacomo Serpotta.

Während die Siedlung Seldw yla bereits bekannte, eher spezifischere Assoziationen im Betrachter hervorruft (z.B. die Kykladische Architektur), lassen sich die Bilder, die Olgiatis Bauwerke erzeugen, viel schwerer einordnen – weder bei „Alles“, noch bei „Nichts“ und auch nicht dazwischen. Es handelt sich um eine nicht-referenzielle Architektur, die mit der Farbe Weiss „a-kontextuell wird und sich auf sich selbst bezieht“. 42 Eine Art Loslösung oder Weiterentwicklung der bildorientierten Postmoderne, die Rolf Keller in seinem Artikel in Der Architekt anspricht. Ebenfalls bemerkenswert: Wenn man eine andere Fotografie der Stuckateurarbeiten von Serpotta in der San Lorenzo betrachtet, entdeckt man neben dem Weiss auch einzelne, goldene Elemente. (Abb. 48) Gold, als etwas mit dem grössten materiellen Wert, welches man dem widmete, was den grössten immateriellen Wert hatte: Gott. Das Beispiel der architektonischen Absicht von Valerio Olgiati zeigt, dass das Wesen des Barock nicht nur in der Siedlung Seldw yla in den 1970er Jahren aufgetaucht ist, sondern auch die gegenwärtige Architektur beeinf lusst. Selbst die Diskussion um die Kulissenhaftigkeit der Seldw yla wird heute im Allgemeinen unter dem Begriff „Tektonik“ weitergeführt. Konstruktionen, die ihrer Fügung entsprechend, immer auch einen gewissen Ausdruck besitzen. 43 Dabei streitet man sich, ob der Ausdruck bedingungslos die Konstruktion widerspiegeln muss oder ob er eben auch bloss Kulisse (oder Illusion) sein kann. Bei der Inkrustation beispielsweise (lat. crusta, „Schale“), handelt es sich um eine Wandverblendung aus der Antike, 4 4 bei der man minderwertiges Konstruktionsmaterial mit hochwertigem Mate-

42

Olgiati (2008), S. 34.

43

Meister (2014), S. 284.

44

Wörterbuch der A rchitektur.

37

29


Abb. 49 Luigi Caccia Dominioni benutzte 1963 Spiegel um eine raumerweiternde Illusion zu erzeugen. Abb. 50 Karte von Paris (1740) mit erkennbaren Mustern aus Brennpunkten und Strahlen.

rial wie Marmor bekleidet. Der resultierende Ausdruck war damit also nur Schein und entsprach nicht der wahren Konstruktion. Trotzdem werden antike Bauwerke heute noch gewürdigt, unabhängig von der Frage ob der Ausdruck denn nun ehrlich ist oder nicht. Damit erübrigt sich auch die Frage ob Seldw yla ein Fremdkörper ist, der dem Besucher nur vormacht, fern von der Schweiz zu sein. Solange die Assoziation bewusst erzeugt wird, hat auch der scheinbare „Fremdkörper“ seine Berechtigung. Die in der Kurzbiografie von Rolf Keller aufgeführte Studienreise nach Rom lässt vermuten, dass er sich während dem einjährigen Aufenthalt mit den Strategien des Barock auseinandergesetzt hat und diese – wie man an einigen Stellen der Seldw yla sehen konnte – schliesslich sein Werk beeinf lusst haben. Weiter stellte sich heraus, dass die Städtebautheorie des Barock nicht nur in der Zumikoner Siedlung präsent war, sondern auch in der Gegenwart immer noch ist. Zentralisierende Stadtstrukturen, die man bei Metropolen wie Paris oder Madrid erkennen kann, haben im Barock ihren Ursprung. Interessant ist aber in erster Linie die Beziehung zwischen Raum und Masse, welche das Verhältnis zwischen Innen- und Aussenraum der Seldw yla aktiviert hat. Den Aussenraum zum Innenraum werden lassen – von dieser Strategie

38

30


Abb. 51

Im Auditorium Plantahof differenzierte Olgiati die Aussenseite der Wand nicht von der innere Oberf läche. Die Stütze impliziert eine Durchdringung des Aussenraumes in das Innere des Gebäudes.

Abb. 52

Die „Stadtlounge“ von Pipilotti R ist in St. Gallen.

45

Keller (1973), S. 15.

hat die Künstlerin Pipilotti R ist 2010 Gebrauch gemacht. Sie verlieh dem öffentlichen Platz in St. Gallen mit ihrer Intervention in Form von rotem Kunststoff belag behagliche Innenraumqualitäten (Abb. 52). Selbst hier kann man wieder Valerio Olgiati aufführen, der genau wie Rolf Keller bei der Seldw yla, die Innenseite der Wände in seinen Gebäuden nicht von der äusseren Seite differenziert und damit bewusst Grenzen verwischt (Abb. 51). Trotz der sinnlichen Erfahrung, die man beim Gang durch den öffentlichen Erschliessungsraum von der Siedlung macht: Das Privileg in einem der Häuser zu wohnen ist, wie einst von Dolf Schnebli oder Regula Bonomo kritisiert, einer bestimmten Gehaltsklasse vorbehalten und hinterlässt damit einen Beigeschmack. Auch wenn es kostengünstigere Alternativprojekte wie von der METRON gab, vom Problem des monotonen, den Mensch krank machenden 45 , Massenwohnungsbau der Moderne konnte nicht jeder f liehen. Die Landf lucht der 1970er Jahre war, ähnlich wie die „villegiatura“ im 17. Jahrhundert, trotz allem exklusiv. Nebst den angesprochenen räumlich-visuellen Phänomene, fallen eben auch die kommunikativen, soziologischen Ereignisse im Erschliessungsraum der Seldw yla auf. Heute stellt sich die weniger architektonische, aber dafür gesellschaftliche Frage, wie man der sozialräumlichen Segregation und Gentrifizierung entgegenwirken und exklusive Situationen wie bei der Seldw yla vermeiden kann. Darauf kann der Barock leider keine Antwort geben.

39

31


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40

32


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41

33


Abbilungsverzeichnis

Titelbild: A xonometrie des öffentlichen Erschliessungsraumes der Seldw yla. Aus: The Architectural Review (1985), S. 70. Abb.1: Erschliessungshalle des Schlosses Weissenstein. Aus: Daidalos (1983), S. 115. Abb.2: Grundriss des Hauptgeschosses vom Schloss Weissenstein. Nach:http://w w w.riha-journal.org/articles/2010/weinberger-planmaterial-balthasar-neumann (14. Juni 2016). Abb.3: Das augenscheinlichste Beispiel der Überwindung starrer Systeme aus der Renaissance. Aus: Autor. Abb.4: Grundriss der Siedlung Seldw yla… Nach: Werk - Archithese (1978), S. 43. Abb.5: Der Architekt Rolf Keller. Aus: Das Ideale heim (1976), S. 9. Abb. 6: Zumikon, süd-östlich von der Stadt Zürich. Aus: swisstopo (14. Juni 2016). Abb. 7: Cover der Publikation «Bauen als Umweltzerstörung». Aus: Keller (1973), Buchdeckel. Abb. 8: Die Siedlung Seldw yla auf dem Hügel von Zumikon. Aus: Wieland (1987), S. 41. Abb. 9: A xonometrie der Siedlung. Aus: Strathaus (2000), S. 48. Abb. 10: Markierter Untersuchungsort. Nach: Werk - Archithese (1978), S. 43. Abb. 11 & 12: Aurelien Véry, 2016. Abb. 13: Die Siedlung Seldw yla im Vergleich zu… Aus: Schweizer Heimatschutz (2013). Abb. 14: …einer kykladischen Siedlung. Aus: Benutzer „MihiScholl“ (2014), f lickr.com (24. Mai 2016). Abb. 15: Eine weisse Skulptur von Giacomo Serpotta… Aus: http://jeremydummett.com/serpotta-oratory-san-lorenzo/ (14. Juni 2016)

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Abb. 16: «The Philosopher in Meditation» von Rembrandt, 1631. Aus: wikimedia.org (24. Mai 2016). Abb. 17: Weiche Konturen eines Volumens… Aus: Autor. Abb. 18: Eine Collage verschiedener Licht/Schatten-Situationen… Aus: Autor. Abb. 19: Markierter Untersuchungsort. Nach: Werk - Archithese (1978), S. 43. Abb. 20: Plan des Sixtus V von Rom. Aus: Norberg-Schulz (1975), S. 12. Abb. 21: Die Strahlenstruktur… Aus: Autor. Abb. 22: Die weitergestrickte Erschliessungsstruktur Seldw ylas. Aus: Autor. Abb. 23: Die Struktur von Seldw yla könnte man weiterstricken. Nach: Aus: Wieland (1987), S. 41. Abb. 24: Dramaturgie-Schema… Aus: Norberg-Schulz (1975), S. 14. Abb. 25: Plan der Piazza Navona… Nach: http://laseaustudio.smugmug.com/keyword/piazza;navona (14. Juni 2016). Abb. 26: Konkave Fassade der Sant Agnese. Aus: f lickr.com (14. Juni 2016). Abb. 27: Isometrie und Grundriss der Central Beheer. Aus: http://w w w.dafne.com/architecture/herman-hertzberger-2/ (14. Juni 2016). Abb. 28: Das in den Aussenraum hereinragende… Aus: Autor. Abb. 29: Luigi Moretti stellte den leeren Raum der Chiesa… Aus: Moretti (1953), S. 19.

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Abb. 30: A xonometrie des Erschliessungsraums. Aus: The Architectural Review (1985), S. 70. Abb. 31: Positiv des Erschliessungsraumes. Aus: Autor. Abb. 32: Negativ des Erschliessungsraumes. Aus: Autor. Abb. 33-36: Bilder vom Hauptplatz der Seldw yla. Aus: Aurelien Véry. Abb. 37: Markierter Untersuchungsort. Nach: Werk - Archithese (1978), S. 43. Abb. 38-41: Die Gassen von Seldw yla. Aus: Aurelien Véry. Abb. 42: Der Erschliessungsraum, der auch fürs Holzhacken benutzt wird. Aus: Aurelien Véry. Abb. 43: Eine der Gassen damals… Aus: Wieland (1987), S. 44. Abb. 44: … und heute. Aus: Aurelien Véry. Abb. 45: Private Aussenraumf lächen für die Bewohner. Aus: Nach: Werk - Archithese (1978), S. 43. Abb. 46: Das weisse Gemälde «Twin»… Aus: http://w w w.wikiart.org/en/robert-ryman/twin-1966 (14. Juni 2016). Abb. 47: Das goldene Gemälde «Legion X VII» … Aus: http://peterblumgallery.com/artists/helmut-federle (14. Juni 2016). Abb. 48: Das weiss-goldene «Märtyrertum» im San Lorenzo, … Aus: http://jeremydummett.com/serpotta-oratory-san-lorenzo/ (14. Juni 2016). Abb. 49: Luigi Caccia Dominioni benutzt 1963… Aus: Werk, bauen+wohnen (2013), S. 37. Abb. 50: Karte von Paris (1740)… Aus: Norberg-Schulz (1975), S. 10.

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Abb. 51: Im Auditorium Plantahof differenzierte Olgiati… Aus: Javier Miguel Verme, http://w w w.archdaily.com/218434/plantahof-auditorium-valerio-olgiati-architect (14. Januar 2016). Abb. 52: Die «Stadtlounge» von Pipilotti Rist in St. Gallen. A u s:ht t p://d i v is a re .com/projec t s/1 475 2 2 - c a rlos-ma r t i ne z-pipi lot t i-r ist-t homa s-mayer-city-lounge-in-st-gallen (14. Juni 2016).

Redlichkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel:

Das Wesen des Barock in der Siedlung Seldwyla Erschliessungsraum als Ereignisraum räumlich-visueller und soziologischer Phänomene selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind.

Asani Kadir Luzern, 14. Juni 2016

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Ein Stück Finnland in der Schweiz Der Einfluss Alvar Aaltos und der finnischen Architektur auf das Werk Roland Leus von Cédéric Erni


EIN STÜCK FINNLAND IN DER SCHWEIZ DER EINFLUSS ALVAR AALTOS UND DER FINNISCHEN ARCHITEKTUR AUF DAS WERK ROLAND LEUS Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2016 Verfasser Cédéric Erni Ebnetstrasse 6 6043 Adligenswil Dozent Dr. Oliver Dufner Lucerne University of Applied Sciences and Arts Hochschule Luzern Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 14.06.2016

ABSTRACT

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Im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit FS 16 mit dem Thema «Rückzug ins Vertraute - Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre» befasst sich die vorliegende Arbeit mit dem 1938 geborenen Zürcher Architekten Roland Leu. Eine grundsätzliche Faszination an den architektonischen, menschlichen und sozialen Haltungen Leus bildet die Grundlage der Arbeit. Eine Vermutung eines möglichen Einflusses durch den in den 1960er Jahren – in Fachkreisen viel diskutierten – finnischen Architekten Alvar Aalto, auf die von Roland Leu Anfang der 1970er und Ende der 1980er Jahre konzipierten Wohnsiedlungen, ist Gegenstand der Untersuchung. Anhand des von Aalto gehaltenen Vortrags «Der Wideraufbau Europas stellt die zentralen Probleme der Baukunst unserer Zeit zur Diskussion», lassen sich Verwandtschaften zwischen den architektonisch-menschlichen Grundgedanken Alvar Aaltos und Roland Leus erkennen. So sind Themen wie Individualität, Veränderbarkeit und Tradition wichtige Aspekte in den Werken der beiden Architekten.


INHALT

1. Einleitung

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2. Die Person Roland Leu und der Bezug zur finnischen Architektur sowie zu Alvar Aalto 8 2.1 Das Wirken von Roland Leu

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2.2 Roland Leu und der Bezug zu Alvar Aalto

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3. Untersuchung von drei Verwandtschaften

11

3.1 Die Individualität

11

3.2 Die Veränderbarkeit

15

3.3 Der Bezug zur Tradition

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4. Schlusswort

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Literaturliste

24

Abbildungsverzeichnis

25

Anhang

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1. EINLEITUNG «In Finnland lernte ich, wie das architektonische Entwerfen basierend auf dem sensiblen Erfühlen verschiedener und wechselnden Lebenssituationen der Menschen funktioniert. Alvar Aalto mit seinem Werk ist herausragend. Ich durfte im Archiv von Alto Pläne und Modelle studieren!»1 Eine Aussage, die der Architekt Roland Leu bezüglich seiner Finnlandreise in den 1960er Jahren tätigte. Sie verdeutlicht den Bezug, den Leu zur finnischen Architektur und – allen voran – Alvar Aalto hat. Leus Reise und die damit verbundenen Studien und Analysen zur finnischen Architektur fanden zu einer Zeit statt, als die «humanistischen Ideologien» Alvar Aaltos in den Schweizer Fachkreisen oft diskutiert wurden. Beispielhaft zeigen sich Aaltos Gedanken zur «Menschlichkeit in der Architektur» an seiner finnischen Wiederaufbaupolitik der Nachkriegszeit. Auch in der Architektur von Roland Leu spielt die Menschlichkeit eine zentrale Rolle. Seine partizipativen Wohnsiedlungen in den Zürcher Agglomerationsgemeinden, welche er Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahren plante, weisen in bestimmten Punkten Verwandtschaften mit den Ideologien Alvar Aaltos auf. Die folgende These bildet daher die Grundlage dieser Arbeit, an der eine Verbindung zwischen Alvar Aaltos Ideologien zum Wideraufbau und der Siedlungsarchitektur von Roland Leu untersucht werden soll: «Die getätigten Studien und Analysen der finnischen Architektur und der Person Alvar Aalto, führten bei Roland Leu zu unterschiedlichen Erkenntnissen und Erfahrungen, die einen direkten oder indirekten Einfluss auf die von ihm konzipierten Wohnsiedlungen hatten.»

01 Leu (2014)

52 6

Ausgehend von persönlichen Gesprächen mit Roland Leu sowie mit Hilfe einer vertieften Literaturrecherche, sollen die architektonisch-menschlichen Grundthemen im Siedlungsbau Leus he-


rauskristallisiert werden. Als Grundlage zur Prüfung eines möglichen Einflusses Alvar Aaltos auf die Architektur von Roland Leu dient mir Aaltos Vortrag «Der Wideraufbau Europas stellt die zentralen Probleme der Baukunst unserer Zeit zur Diskussion», welchen er 1941 in verschiedenen Schweizer Städten hielt sowie das persönliche Notizbuch Leus, welches er bezüglich seiner Finnlandreise 1962 anfertigte. In einem ersten Teil der Arbeit wird die Person Roland Leu sowie sein Bezug zur finnischen Architektur sowie zu Alvar Aalto vorgestellt. In einem zweiten Teil werden drei Verwandtschaften und somit mögliche Einflüsse zwischen Alvar Aaltos Ideologien im Wideraufbau und der Siedlungsarchitektur Roland Leus untersucht.

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2. DIE PERSON ROLAND LEU UND DER BEZUG ZUR FINNISCHEN ARCHITEKTUR SOWIE ZU ALVAR AALTO 2.1 DAS WIRKEN VON ROLAND LEU

Abb. 1.

Portrait Roland Leu

Der 1938 geborene Roland Leu absolvierte sein Architekturstudium Ende der 1950er Jahre an der ETH Zürich bei Alfred Roth, einem Vertreter der modernen Architektur und guter Freund Alvar Aaltos.2 Später arbeitete Leu als Unterrichtsassistent am Lehrstuhl von Bernhard Hösli, bevor er 1968 sein eigenes Architekturbüro gründete. Abgesehen von einigen Schul- und Spitalbauten sind vor allem seine Siedlungen im «kommunikativen Wohnen» erwähnenswert, auf welche ich in den folgenden Kapiteln detaillierter eingehen werde. Neben seiner Tätigkeit als selbständiger Architekt, unterrichtete Leu in den Jahren 1977, 1983 und 1990 an der Cornell Universität in den USA sowie von 1985 - 2001 an der ZHW in Winterthur das Fach Architektur.3 Wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse bezüglich seiner architektonischen Haltung im Siedlungsbau, erlangte Leu – wie er in persönlichen Gesprächen immer wieder betont – während seinen zahlreichen Auslandreisen.4 So sind neben seinem Einsatz in Rwanda 1964, wo er im Zusammenhang eines Entwicklungsprogramms eine Mittelschule in der Hauptstadt Kigali erstellen konnte, auch seine Reisen nach Finnland Anfang und Ende der 1960er Jahre prägende Erlebnisse.5

02 Stucky In: Jokinen (1998), S.32 03 Leu (2014) 04 Leu (2016a) 05 Leu (2016b)

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2.2 ROLAND LEU UND DER BEZUG ZU ALVAR AALTO Mit Stipendien der ETH Zürich und auf Anraten Alfred Roths, der gute Beziehungen und Kontakte zu finnischen Architekten - allen voran Alvar Aalto - pflegte6 reiste der damals 24-Jährige Leu 1962 nach Finnland, wo er mit einer Vielzahl namhaften finnischen Architekten in Kontakt kam. Neben einem mehrmonatigen Praktikum bei Timo Pentilä in Helsinki, erhielt Leu von der ETH Zürich den Auftrag, die zu dieser Zeit in Fachkreisen viel diskutierte finnische Architektur und Architekturgeschichte zu studieren und zu analysieren.7 Bereits Jahre zuvor begann man in der Schweiz, mit grossem Interesse nach Finnland zu schauen. Projekte finnischer Architekten, allen voran Alvar Aaltos, lösten einen Sturm der Begeisterung bei jungen Schweizer Architekten aus. So schrieb der Schweizer Architekt und ehemalige Mitarbeiter Aaltos, Ulrich Stucky, im Buch «Der Magus des Nordens»: «Für das knappe Budget der Studenten war es meist schwierig, an das oft unerschwingliche und abgelegene Material Alvar Aaltos heranzukommen. Neuerscheinungen wurden wie Fundstücke in den Zeichensaal getragen und sogleich heftig diskutiert. Einige hatten die Sprengkraft veritabler Bomben […] Uns interessierten die neuen Fragen im gesamten Feld von Architektur, Technologie und Städtebau.»8 1960 erreichte Aaltos Popularität in der Schweiz ihren Höhepunkt.9 Eine ganze Schar junger Architekten, darunter auch Roland Leu, reisten nach Finnland und zu Aalto. So sagt Leu: «Mit Stipendien der ETH reiste ich nach Finnland und vertiefte meine Studien in Architektur in einem Land, das zu jener Zeit viele Architekten in den Bann zog.»10 Mit einem Schreiben der ETH Zürich hatte Leu die Möglichkeit, in den Archiven finnischer Architekten, darunter auch im Archiv Alvar Aaltos, Pläne und Modelle zu studieren und zu analysieren. Seine Studien und Analysen zu Finnland hielt Leu in einem selbstverfassten Notizbuch fest, welches sich heute in seinem Privatbesitz befindet. Obwohl Leu nie für

Abb. 2.

Inhaltsverzeichnis Roland Leus Notizbuches aus Finnland

06 Stucky In: Jokinen (1998), S.32 07 Leu (2014) 08 Stucky In: Jokinen (1998), S.32 09 Jokinen (1998), S.81 10 Leu (2014)

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9


Alvar Aalto gearbeitet hat, bezieht er sich in persönlichen Gesprächen immer wieder auf ihn. Leu ist ebenfalls Mitglied der «Alvar Aalto Gesellschaft», die zum Ziel hat, die Kenntnisse des Werkes von Aalto im europäischen Raum zu fördern.11 Alvar Aalto, «an dem sich die damals neuen architektonischen und humanistischen Ideale wie kaum anderswo illustrieren liessen, kann als Vertreter nicht nur Finnlands, sondern des ganzen Nordens angesehen werden»12, wie dies Werner Oechslin, Professor für Kunst- und Architekturgeschichte, im Vorwort zum Buch «Der Magus des Nordens» schreibt. Beispielhaft lassen sich die «humanistischen Ideale» Alvar Aaltos an seiner Wiederaufbaupolitik der Nachkriegszeit in Finnland erläutern. Im weiteren Verlauf der Arbeit dienen mir daher diverse Aussagen von und über Alvar Aalto‘s Wiederaufbaupolitik als Grundlage.

11 www.alvar-aalto-gesellschaft. eu (2016) 12 Oechslin In: Jokinen (1998), S.11

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10


3. UNTERSUCHUNG VON DREI VERWANDTSCHAFTEN 3.1 DIE INDIVIDUALITÄT 1941 hielt Alvar Aalto in der Schweiz eine Reihe von Vorträgen mit dem Titel «Der Wideraufbau Europas stellt die zentralen Probleme der Baukunst unserer Zeit zur Diskussion».13 Dabei spricht Aalto über die Kriegssituation und über den Wideraufbaubedarf Finnlands. Ein zentrales Thema dabei ist die Standardisierung von Bauabläufen und Bauelementen. Aalto kritisiert dabei die mechanisch-technische Standardisierung im Wohnungsbau: «Es liegt offen zutage, dass man fünf oder fünfundzwanzig gleichartige Standardhäuser bauen kann, ohne dass das Volk reagiert; man kann vielleicht auch fünfzig bauen – hundert wirken bedrückend, unter keinen Umständen darf man aber mehrere hundert bauen.»14 Laut Aalto – der in Diskussionen, Vorträgen und Aufsätzen immer wieder die Humanisierung der Architektur forderte – verfügt eine Massenproduktion, wie sie in der Autoindustrie vorkommt, über kein funktionierendes Verhältnis zur Natur oder zum Menschen. Aaltos Lösungsansatz nennt er daher «elastischen Standardisierung». Ziel dieser Standardisierung ist – im Unterschied zur üblichen Massenproduktion von Bauteilen und Fertighäusern – die Herstellung einfacher Bauelemente und Grundprofile, welche eine möglichst grosse Bewegungsfreiheit in der Bauplanung und Bauausführung erlauben und den wechselnden Bedürfnissen und Lebenssituationen der Menschen angepasst werden können.15 «Es ist klar, dass eine Standardisierung in der Architektur nicht für das ganze Haus in Frage kommen kann; sie muss tiefer gerichtet sein, auf den inneren Aufbau des Hauses – auf die einzelnen Teile des Hauses und dessen Elemente. Sie muss jedoch so angewendet werden, dass das Hauptgewicht darauf gelegt wird, diesen Elementen Eigenschaften zu verleihen, die erlauben, damit eine Unzahl verschiedener Kombinationen zu bilden – also ein System, das ermöglicht, aus gleichartigen Teilen

13 Aalto In: Jokinen (1998), S.177 14 Aalto In: Jokinen (1998), S.183 15 Stucky In: Jokinen (1998), S.38 ff.

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ein nach Funktion und Form beinahe unbegrenzte variierendes Gesamtresultat zu erreichen.»16 Durch die Vielfalt, welche im Innern des Hauses entsteht, ist es möglich, auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Menschen einzugehen. Aalto vergleicht das Prinzip der «elastischen Standardisierung» mit dem biologischen Wachstumsprinzip der Natur, welche seiner Meinung nach «die beste Standardisierungsbehörde» ist.17

Abb. 3.

Gesamtübersicht Siedlunng «Heugarten» in Mönchaltorf

16 Aalto In: Jokinen (1998), S.185 17 ebd. S.185 18 Leu (2014)

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12

Auch die partizipativen Wohnsiedlungen von Roland Leu folgen in gewisser Weise dem Prinzip der «elastischen Standardisierung» Alvar Aaltos. So weisen beispielsweise die einzelnen Wohnhäuser der Siedlung «Heugarten» in Mönchaltorf, welche von Leu Anfang der 1980er Jahren geplant wurde und sich aus acht einfachen Hausreihen zusammensetzt, von aussen betrachtet die gleiche Fassadengestaltung auf. Das einzelne Haus kann dabei als ein standardisiertes Bauelement verstanden werden. Im Innern der Häuser hatten die Bewohner die Möglichkeit, die Grundrisseinteilung und den Ausbau individuell zu wählen. Durch klar definierte Spielregeln, in welchen festgelegt wurde, was unveränderbar und was veränderbar ist, konnten die zukünftigen Bewohner ihre Wohnung individuell gestalten und nach ihren eigenen Bedürfnissen anpassen lassen. Einzig gewisse Versorgungsstrukturen, wie die Erschliessung, waren festgesetzt. Durch die verschiedenen Kombinationen in der Raumeinteilung ergaben sich eine Vielzahl unterschiedlicher, den Bewohnern zugeschnittene Grundrisslösungen.18 Mit der «Anreihung gleicher Haustypen zu Gruppen» folgte Leu einer Beobachtung, welche er während seiner Finnlandreise in unterschiedlichen finnischen NachkriegsSiedlungsbauten gemacht hatte. In seinem Notizbuch schrieb er zur allgemeinen finnischen Wohnbau-Situation: «Die Idee der Gruppenbildung durch die Anreihung gleicher Typen, gleichen architektonischen Ausdrucks unter Anwendung gleicher Materialien und Elementen in einem einzigen Quartier ist die Lösung, dem baulichen Chaos ein Ende zu bereiten. Nur so ist es möglich eine Ordnung


zu finden, eine Einheit, die auch mit relativ bescheidenem architektonischem Gehalt angenehm auf den Bewohner und Besucher wirkt […] Diese Art der Wohnsiedlung ist bei uns an manchen Orten mit Erfolg aufgegriffen und durchgeführt worden. Es wäre wünschenswert, wenn auch wir dieser finnischen Tendenz noch mehr folgen und die Idee noch reicher und geschickter entwickeln könnten. Statt der krebsartigen Überwucherung durch Einzelhäuser im freien Vorraum unserer Städte, wäre es möglich in konzentrierten Gruppen neue, lebendige Zentren zu schaffen. Eine angenehme Möglichkeit für uns, unsere Familien und unser gegenseitiges Zusammenleben.»19 Durch die äusserliche, einheitliche Zusammenbindung der einzelnen Wohnhäuser sowie einer individuellen Grundrissgestaltung im Innern der Siedlung «Heugarten», folgt Leu dem von Aalto genannten Prinzip der «elastischen Standardisierung». Laut Leu kann sich erst durch eine gewisse Wiederholung, im Fall der Siedlung «Heugarten», durch das Repetieren einer zurückhaltend ausformulierten Fassadengestaltung im Aussenraum, Freiheit und Individualität der einzelnen Bewohner entfalten. Eine strenge aber klare Konzeption der Fassadengestaltung und Setzung der Bauvolumen, führt für Leu zu mehr individuellen Möglichkeiten, als zwar im Moment sehr abwechslungsreich wirkende aber nicht mehr veränderbare Baukörper.20 Abb. 4.

Fassadengestaltung in der Siedlung «Heugarten»

19 Leu (1962) 20 Leu (2014)

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13


Abb. 5.

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14

Schnitte und Grundrisse Siedlung «Heugarten». Die Siedlung verbindet individuelle persönliche Gestaltung im gemeinschaftlich akzeptierten Grundraster. Lebendige Variation in der Inneneinteilung innerhalb festgesetzten Spielregeln.


3.2 DIE VERÄNDERBARKEIT Ein weiterer wichtiger Aspekt in Aaltos Vortrag über den Wideraufbau Europas betrifft die Veränderbarkeit von Wohnhäusern. Aalto kritisiert den oft überhasteten Versuch, nach einem Krieg «unerhörte Mengen von Wohnungen aussergewöhnlich schnell» bauen zu wollen.21 Das Problem dabei ist, dass man provisorische Bauten errichtet, die nach kurzer Zeit wieder abgebrochen werden müssen, da sie den wechselnden Bedürfnissen und Lebenssituationen der Bewohner nicht mehr genügen. Für Aalto ist der Begriff «Gebäude» ganz eng mit dem Begriff «Dauerhaftigkeit» verbunden und steht daher im Widerspruch mit einem provisorischen Bau.22 Aalto beschreibt seinen Lösungsansatz wie folgt: «Stattdessen muss man zu schnellen Baumethoden kommen, bei denen der Begriff des Provisoriums ausgeschaltet ist. Es ist also eine Art erste Hilfe auf dem Gebiet des Bauens zu schaffen, die ohne jegliches Abreissen die Entwicklung zu einem höheren Wohn- und Bauniveau ermöglicht. Die Voraussetzung dafür ist, dass man sozusagen die Urzelle der Wohnung, ihr Grundelement findet, wobei diese Urzelle zugleich die ersten primitiven Wohnungen bilden würden. Diese Wohnungen müssten so primitiv und so klein sein, dass man sie in den benötigten ungeheuren Mengen herstellen kann, gleichzeitig müsste in ihnen aber das Grundelement des zukünftigen grösseren Hauses enthalten sein, das später ohne Abbruch die Grundlage für ein höheres Wohnniveau bilden könnte.»23 Für Aalto erstreckt sich der Aufenthalt eines Menschen im Haus oft «über einen die Lebensdauer eines einzigen Individuums überdauernden Zeitabschnitt», nämlich über mehrere Generationen.24 Die Erkenntnis, welche Aalto daraus erlangt hat, lautet wie folgt: «Ein Haus kann seine Aufgabe einzig dann vollkommen erfüllen, wenn es sich in seiner Form und seiner Funktion der ganzen Skala von Verschiedenheiten anpassen kann, die wir beim einzelnen Menschen und bei Menschengruppen treffen.»25

21 Aalto In: Jokinen (1998), S.181 22 ebd. S.181 ff. 23 ebd. S.185 24 ebd. S.185 25 ebd. S.185

61 15


Abb. 6.

Gesamtübersicht Siedlung «am Aabach» in Mönchaltorf

26 Leu (2016a) 27 ebd. 28 ebd. 29 ebd. 30 ebd. 31 Leu (2014)

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Betrachtet man die von Leu im Jahre 1973 entworfene Wohnsiedlung «am Aabach» in Mönchaltorf, zeigen sich bezüglich Veränderbarkeit gewisse Parallelen zu Aaltos Wideraufbaupolitik. Die Siedlung besteht aus vier Häuserreihen, die so angeordnet sind, dass in der Mitte ein grosser, gemeinschaftlich genutzter Wohnhof entsteht. Das Projekt «Am Aabach» kann als eine Art «partizipativer Siedlungsbau-Prototyp» Leus betrachtet werden.26 Ähnlich wie bei der im Kapitel zuvor genannten Siedlung «Heugarten», werden die Häuserreihen durch eine einheitlich ausformulierte Fassadengestaltung zusammengebunden. Dadurch kann die Siedlung als ein zusammengehörendes Wohnquartier gelesen werden. Der Ausbaustandard sowie die Materialisierung in rohem Holz und Backstein ist sowohl im Aussen- wie auch im Innenraum auf das Nötigste reduziert. Denn laut Leu «gibt es nichts Schlimmeres auf Erden als ein schlüsselfertiges Haus. Nichts Niederträchtigeres als der Verkauf von fertigen Häusern, von Architektur wie Vieh auf dem Markt.»27 Zusätzlich können durch den Verzicht von teuren Ausbauten Kosten gespart werden, die es erlauben, ein grösseres Bauvolumen zu erstellen.28 Ähnlich wie Alvar Aalto, argumentierte Leu dass dadurch eine Grundlage geschaffen werden kann, die es zulässt, auf die verschiedenen und wechselnden Bedürfnisse und Lebenssituationen der Menschen zu reagieren.29 So ist es laut Leu jederzeit möglich, die Wohnungen nach den individuellen Wünschen der Bewohner anzupassen oder zu verändern.30 Im Fall der Siedlung «am Aabach» lassen «Gebäudeform, Innenraum und konstruktive Details ganz verschiedene Ausbauvarianten zu. Veränderbarkeit ist hier bewusst und gezielt auf bestimmte Fälle ausgerichtet, auf das Wachsen der Familie, auf das Zusammenleben verschiedener Generationen und auf die Überlagerung verschiedenster Nutzungen.»31 So kann beispielsweise das vorspringende Atelier in wenigen Schritten zu einem kleinen Studio ausgebaut werden, das bei einem Generationenwechsel Platz für die Eltern oder Grosseltern bieten kann. Auch der Wechsel zu


einem höheren Ausbaustandard der Wohnungen ist in den Siedlungen Leus jederzeit möglich. So haben heute viele Bewohner die bei der Fertigstellung in rohem Backstein belassenen Wände verputzt oder gestrichen. Ähnlich wie bei Aalto, ist auch bei Leu die Aufenthaltsdauer eines Menschen in einem Haus nicht eine provisorische. Er versteht zumindest das Innere des Hauses vielmehr als ein Gefäss, welches sich den wechselnden Bedürfnissen und Lebenssituationen der Bewohner anpasst. Dadurch kann ein Haus auch generationsübergreifend bewohnt werden.32

Abb. 7.

Blick in das Erdgeschoss der Siedlung «am Aabach». Der Ausbaustandart ist auf das Nötigste reduziert

32 Leu (2016)

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17


Abb. 8.

Blick in das Obergeschoss der Siedlung «am Aabach»

Abb. 9.

Die einheitlich ausformulierte Fassadengestaltung der Siedlung «am Aabach»

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18


Abb. 10. Wohnungsvariante 1, Erdgeschoss und Obergeschoss. Das Atelier wurde zu einem Studio ausgebaut

Abb. 11. Wohnungsvariante 2, Erdgeschoss und Obergeschoss. Das gesamte Bauvolumen dient als Wohnung

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3.3 DER BEZUG ZUR TRADITION

Abb. 12. Schema der Variationsmöglichkeiten des Systems des «wachsenden Hauses» von Alvar Aalto Abb. 13. Vergrösserter Ausschnitt eines Fertighauses Alvar Aaltos, welches nach dem Prinzip des «wachsenden Hauses» funktioniert. Grundelement bildet die mit Wohnküche und Schlafraum erweiterte Sauna. Dieses kann später den Bedürfnissen entsprechend sukzessive ausgebaut oder erweitert werden.

33 Stucky In: Jokinen (1998), S.38 ff. 34 ebd. S.38 35 Aalto In: Jokinen (1998), S.186

66 20

Im Rahmen des Wideraufbaus in Finnland entwickelte Alvar Aalto Anfang der 1940er Jahre ein System eines Fertighauses, welches die in den vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Themen der Individualität und Veränderbarkeit aufgreift und verbindet. Beim System des sogenannten «wachsenden Hauses» wird die mit Wohnküche und Schlafraum erweiterte Sauna als erstes Grundelement der Wohnung gebaut. Dieses Grundelement des Wohnhauses kann später, mit Hilfe der «elastischen Standardisierung», den Bedürfnissen der Bewohner entsprechend ausgebaut oder erweitert werden.33 Dieses einfache System nimmt Bezug auf die finnische Tradition und Kultur. So hat die Bauweise des «wachsenden Hauses» ihren Ursprung im traditionellen finnischen Bauernhof. Auch die Sauna ist ein zentrales Element im finnischen Brauch und daher ein essenzieller Bestandteil im Grundmodul des Fertighauses Alvar Aaltos.34 Kultur und Tradition spielen in der Architektur von Aalto eine zentrale Rolle. In

seinem Vortrag zum Thema Wideraufbau Finnlands, warnte er vor dem Verlust der Tradition durch die Massenproduktion von Wohnbauten: «Dadurch, dass Menschen und Familien wie Nummern in Millionen von Typenhäuser und starr geformten Siedlungen untergebracht werden, wird das soziale Problem zwar zum Teil gelöst. Aber gleichzeitig geht dabei etwas Wesentliches verloren, nämlich die Tradition.»35


Auch bei Roland Leu ist Tradition ein essenzieller Bestandteil seines architektonischen Schaffens. Auf seiner Finnlandreise hat er diesbezüglich folgende Notizen gemacht: «Der Stolz auf die eigenwillige Herkunft ist verantwortlich für das Verhältnis zur Tradition, für die ausgeprägte Tendenz, das typisch Finnische zu erhalten und immer wieder zu neuem Leben zu bringen. Diese Eigenart, gepaart mit dem Respekt vor dem Überlieferten, mit der Hochachtung vor einer heiligen Tradition, gibt vermutlich die stärkste und wichtigste Grundlage zur Formulierung der finnischen Persönlichkeit.»36 Über seine eigene Haltung zur Tradition sagte Leu: «Ich bin im Innersten ein Mensch mit einer grossen Neigung für das Traditionelle, für das Hergebrachte und seine Qualitäten, ich achte darauf das Erreichte auch zu erhalten, zu schützen, das Alte neu zu sehen. Das Vergangene ist Geschichte und diese bildet immer die wertvolle Basis für das neu zu Schaffende.»37 Aufgewachsen ist Roland Leu in einem traditionellen «Brienzer Chalet». Die dort vorhanden räumlichen Qualitäten sowie der Umgang mit dem Material Holz waren für ihn sehr inspirierend und anregend. Leu betonte, dass er sich betreffend Materialwahl und Innenraumqualitäten immer wieder am «Brienzer Chalet» zu orientieren versucht.38 Auch der traditionelle Schweizer Bauernhof ist eine wichtige Referenz in den Siedlungen von Leu. So vergleicht Leu das relativ grosse Bauvolumen der einzelnen Häuser der Siedlung «am Aabach» als offene, luftige und lichterfüllte «Scheunen». Das im Grundriss hervorspringende und unterteilbare Atelier bezeichnete er als «Stöckli».39 Diese Wortwahl verdeutlicht den für Leu wichtigen Bezug zur Tradition. Er folgte damit gewissermassen den Ansichten Alvar Aaltos und der finnischen Architektur im Allgemeinen.

Abb. 14. Im Querschnitt der Siedlung «am Aabach» ist die Analogie zur traditionellen «Scheune» erkennbar

Abb. 15. Das hervorspringende und unterteilbare Atelier der Siedlung «am Aabach», von Roland Leu als «Stöckli» bezeichnet

36 Leu (1962) 37 Leu (2014) 38 Leu (2016b) 39 Leu (2014)

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4. SCHLUSSWORT Die partizipativen Wohnsiedlungen von Roland Leu weisen in ihrer Art, der Bauweise und Nutzung ganz besondere Eigenschaften auf. Die Erforschung und Untersuchung sowie eine mögliche Herleitung der architektonisch-menschlichen Haltung Roland Leus bildeten die Grundlage für diese Arbeit. Unter Berücksichtigung der eingangs formulierten These wurde versucht, die besonderen Eigenschaften der Siedlungsarchitektur Roland Leus, anhand von Erkenntnissen und Erfahrungen, die Leu bei seinen Studien und Analysen zur finnischen Architektur und Alvar Aalto gesammelte hatte, zu erklären. Um die «humanistischen Ideologien» Alvar Aaltos zu verstehen, bediente ich mich an seinem Vortrag «Der Wideraufbau Europas stellt die zentralen Probleme der Baukunst unserer Zeit zur Diskussion», welchen er im Jahre 1941 in verschiedenen Schweizer Städten hielt. Einige Aussagen und Grundsätze, die Alvar Aalto bezüglich seiner Wideraufbaupolitik tätigte, decken sich erstaunlich gut mit der architektonischen Haltung im Siedlungsbau von Roland Leu. Ein wichtiger Aspekt, den Aalto in seinem Vortrag erläutert, betrifft die Individualität und Vielfalt im standardisierten Wohnungsbau. Nur durch unterschiedliche und vielfältige Grundrisslösungen kann auf die individuellen Bedürfnisse und Lebenssituationen der Bewohner eingegangen werden. In den Siedlungen von Leu spiegelt sich dies durch eine Beteiligung der zukünftigen Bewohner am Planungsprozess wieder. So können diese, bis auf ein paar wenige festgesetzte Versorgungsstrukturen, die innere Organisation der Wohnungen individuell nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gestalten und mitbestimmen. Dadurch entstehen die von Aalto geforderten vielfältigen Grundrisslösungen. Ein weiterer Punkt, den Aalto in seinem Vortrag anspricht und der in den Siedlungen von Leu erkennbar ist, betrifft die Veränderbarkeit der Wohnungen. Um auf die wechseln-

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den Bedürfnisse und Lebenssituationen der Bewohner reagieren zu können, braucht es aus der Sicht Aaltos ein System, welches auf diesen Umstand reagieren kann und Veränderungen innerhalb einer Wohnung zulässt. Auch in den Siedlungen von Leu ist Veränderbarkeit ein zentrales Thema. Durch eine «Reduzierung auf das Nötigste» versucht Leu Kosten zu sparen, was dann ein grösseres Bauvolumen rechtfertigt. Leu versteht zumindest das Innere des grosszügigen Volumens als eine Art Gefäss, welches je nach Wunsch oder Lebenssituation der Bewohner weiter ausgebaut oder verändert werden kann. In der Architektur Alvar Aaltos spielt der Bezug zur Tradition eine wichtige Rolle. Auch Leu versucht durch traditionelle Bezeichnungen von Räumen und oder durch eine traditionelle Bauweise seine Siedlungen im Schweizer Kontext zu verankern. Obwohl Roland Leu nie bei Alvar Aalto gearbeitet hat, bezieht er sich in persönlichen Gesprächen immer wieder auf ihn. Leu hat das Werk und die architektonischen Ansichten Alvar Aaltos sehr genau studiert und analysiert. Bereits als junger Architekt und in einer Zeit als Alvar Aaltos Ansehen in der Schweiz ihren Höhepunkt erreicht hatte, reiste er nach Finnland und konnte dort im Archiv Aaltos Pläne und Modelle studieren. Ob dadurch ein direkter Einfluss auf die von ihm konzipierten Wohnsiedlungen stattgefunden hat, lässt sich abschliessend nur schwer sagen. Folgen doch die meisten architektonischen und sozialen Ansichten Leus dem allgemeinen architektonischen Zeitgeist der 1970er und 1980er Jahre. Mit Bestimmtheit lässt sich jedoch sagen, dass die architektonischen Ideologien Alvar Aaltos und die finnische Architektur im Allgemeinen, Anfang der 1960er Jahre eine ganze Schar junger Schweizer Architekten in den Bann zog. Zu welchen auch Roland Leu zählt. Es ist daher anzunehmen, dass Alvar Aalto und dessen Ideologien Auswirkungen auf eine ganze Schweizer Architekturgeneration hatte. 69

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LITERATURLISTE Aalto, A. (1998). Der Wideraufbau Europas stellt die zentralen Probleme der Baukunst unserer Zeit zur Disskussion. In T. Jokinen, A. Baudin, K. Gimmi, H. Laaksonen, B. Maurer, A. Rüegg, et al., «Der Magus des Nordens». Alvar Aalto und die Schweiz (S. 177-189). Zürich: gta Verlag. Alvar Aalto Gesellschaft. (kein Datum). Abgerufen am 05. Juni 2016 von http://alvar-aalto-gesellschaft.eu/ Leu, R. (1962). Aus Finnland. Notizen zur Bautätigkeit der letzten Jahre. Gedanken zur Planung im Wohn- und Siedlungsbau. Leu, R. (03. 05 2016a). Einstiegsdiskussion mit Roland Leu. (Cédéric Erni, Dominic Grimm Interviewer) Leu, R. (18. 05 2016b). Vertiefungsgespräch mit Roland Leu. (Cédéric Erni, Dominic Grimm Interviewer) Leu, R. (2014). Roland Leu. Wetzikon: Verlag Roland Leu. Oechslin, W. (1998). Vorwort. In T. Jokinen, A. Baudin, K. Gimmi, H. Laaksonen, B. Maurer, A. Rüegg, et al., «Der Magus des Nordens». Alvar Aalto und die Schweiz (S. 7-13). Zürich: gta Verlag. Stucky, U. (1998). Im Umkreis Alvar Aaltos. In A. Baudin, K. Gimmi, T. Jokinen, H. Laaksonen, B. Maurer, A. Rüegg, et al., «Der Magus des Nordens». Alvar Aalto und die Schweiz. Zürich: gta Verlag. Teppo Jokinen, B. M. (1998). Alvar Aalto und die Schweiz. «Der Magus des Nordens» und seine Zauberlehrlinge. In T. Jokinen, A. Baudin, K. Gimmi, H. Laaksonen, B. Maurer, A. Rüegg, et al., «Der Magus des Nordens». Alvar Aalto und die Schweiz (S. 45-107). Zürich: gta Verlag.

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS 01 Portrait Roland Leu. Aus: Leu (2014) 02 Inhaltsverzeichnis Roland Leus Notizbuches aus Finnland. Aus: Leu (1962) 03 Gesamtübersicht Siedlunng «Heugarten» in Mönchaltorf. Privatarchiv Roland Leu 2016 04 Fassadengestaltung in der Siedlung «Heugarten». Eigene Grafik: Cédéric Erni 2016 05 Schnitte und Grundrisse Siedlung «Heugarten». Privatarchiv Roland Leu 2016 06 Gesamtübersicht Siedlung «am Aabach» in Mönchaltorf. Privatarchiv Roland Leu 2016 07 Blick in das Erdgeschoss der Siedlung «am Aabach». Privatarchiv Roland Leu 2016 08 Blick in das Obergeschoss der Siedlung «am Aabach». Privatarchiv Roland Leu 2016 09 Die einheitlich ausformulierte Fassadengestaltung der Siedlung «am Aabach». Eigene Grafik: Cédéric Erni 2016 10 Wohnungsvariante 1, Erdgeschoss und Obergeschoss. Privatarchiv Roland Leu 2016 11 Wohnungsvariante 2, Erdgeschoss und Obergeschoss. Privatarchiv Roland Leu 2016 12 Schema der Variationsmöglichkeiten des Systems des «wachsenden Hauses» von Alvar Aalto. Aus: Stucky (1998) 13 Vergrösserter Ausschnitt eines Fertighauses Alvar Aaltos. Aus: Stucky (1998) 14 Querschnitt der Siedlung «am Aabach». Privatarchiv Roland Leu 2016 15 Das hervorspringende und unterteilbare Atelier der Siedlung «am Aabach». Eigene Grafik: Cédéric Erni 2016

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ANHANG Einstiegsdiskussion mit Roland Leu 03. Mai 2016: Sie haben bei Alfred Roth studiert, einem Vertreter der Modernen Architektur. Wie erklären sie sich den extremen Wandel, der in den 1960er und 70er Jahren stattgefunden hat? Alfred Roth war ein extrem intelligenter Mensch. Er hatte ein extremes Flair publizistisch tätig zu sein. In jeder Vorlesung sagte er jeweils «mein Freund Le Corbusier». Für die Studenten war dies reine Provokation. Viele kamen nur in die Vorlesung, um Alfred Roth ihren Unwillen kund zu tun. Der Satz «mein Freund Le Corbusier» hat die Studenten in die Opposition gedrängt. Ich war mit Alfred Roth in dem Sinn verbunden, dass ich ihn in einer Mittelzone erlebt habe. Dank ihm konnte ich mit Stipendien der ETH 1962 nach Finnland reisen. Ich habe den Sturz von Alfred Roth an der ETH miterlebt. Nach Roth kam dann Bernhard Hösli, bei dem ich vier Jahre Assistent war. Finnland und allen voran Alvar Aalto waren für sie wichtige Stationen in ihrer beruflichen Laufbahn. Kann man hier von einer Beeinflussung sprechen? Ich habe persönlich nie für Alvar Aalto gearbeitet. Hatte jedoch durch die Stipendien der ETH Zürich, die Möglichkeit in den Archiven Aaltos und anderen finnischen Architekten, Pläne und Modelle zu studieren und analysieren. Heute gibt es die «Alvar Aalto Gesellschaft», in der ich Mitglied bin. Viele alte Architekten, die bei Alvar Aalto gearbeitet haben sind dort Mitglied. Es ist klar, dass Alvar Aalto viele junge Schweizer Architekten und auch mich in ihrem Schaffen geprägt hat. Ihre Siedlungen weisen weisen in ihrer Art, Bauweise und Nutzung ganz besondere Eigenschaften auf. Können sie diese etwas erläutern? Im Gegensatz zu Sedwyla, von Rolf Keller, weisen meine Sied-

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lungen eine Aneinanderreihung, eine Addition von Volumen auf. Die Volumen geben im Innern individuelle Freiheiten für die Gestaltung. Im Unterschied zu einer organischen Anordnung der Volumen, ergibt sich durch eine klar strukturierte Setzung, viel mehr Spielraum für mögliche Änderungen. Im Innern habe ich viel versucht mit Lufträumen zu arbeiten, die eine wohnliche Qualität schaffen. Ich habe auch versucht auf dem Gebiet des «kommunikativen Wohnens» viel zu leisten. Die Bildung einer Gemeinschaft steht dabei im Zentrum. Die Siedlung «am Aabach» in Möchaltorf kann als eine Art Prototyp von mir verstanden werden. Die anderen Siedlungen, darunter auch die Siedlung «Heugarten» folgen dann einer ähnlichen Ausformulierung. Die Ausgangslage bildet immer ein Vorprojekt von mir, dass dann parzelliert wird. Diese Parzellen können dann von den zukünftigen Bewohner erworben werden. Das Äussere des Hauses wird von mir bestimmt, damit die Siedlungen eine Einheit bilden kann. Im Innern haben die Bewohner dann, bis auf ein paar festgesetzten Spielregeln, die Möglichkeit ihre Einteilung individuell zu wählen. Die Idee ist, ein möglichst grosse Volumen, wie eine Art Gefäss, zu erstellen, dass dann individuell unterteilt werden kann. Zu Beginn einer Siedlung habe ich die Bewohner versucht am Planungsprozess zu beteiligen. Sie konnten ihre Wünsche und Bedürfnisse einbringen. So entwickelten wir gemeinsam, eine für den Bewohner zugeschnittene Grundrisslösung. Durch den Verzicht von unnötigem «Formenschnickschnack» konnte ich Kosten sparen, die ein grösseres Bauvolumen rechtfertigten. Baulich schliessen sich die Familien zusammen. Die Preisgünstigkeit steht im Vordergrund. Perfekt werden die Aussenhülle und auch die Grundinstallationen gestaltet. Das Innere wird sehr einfach in rohem Holz und Backstein gehalten. Daraus lässt sich alles entwickeln: Man kann auch selber bauen, später einbauen, wie es der Geldbeutel erlaubt. Es gibt nichts Schlimmeres auf Erden als ein schlüsselfertiges Haus. Nichts Niederträchtigeres als der 73

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Verkauf von fertigen Häusern, von Architektur wie Vieh auf dem Markt. Die Idee war dann schon, dass die Bewohner ihre Häuser mit der Zeit immer weiter ausbauen und verbessern können. So haben viele Bewohner beispielsweise heute eine grössere und teurere Küche eingebaut. Im Fall der Siedlung «am Aabach» lassen «Gebäudeform, Innenraum und konstruktive Details ganz verschiedene Ausbauvarianten zu. Veränderbarkeit ist hier bewusst und gezielt auf bestimmte Fälle ausgerichtet, auf das Wachsen der Familie, auf das Zusammenleben verschiedener Generationen und auf die Überlagerung verschiedenster Nutzungen.

Vertiefungsgespräche mit Roland Leu 19. Mai 2016 Sie haben sich entschieden als Entwicklungshelfer nach Ruanda zu gehen, wie sind Sie zum Bauauftrag für das «Collège Officiel de Kigali» gekommen und wie prägten die lokalen Bedingungen das Projekt? In dieser Zeit haben die USA unter Kennedy mit dem Peace Corps junge Amerikaner als Entwicklungshelfer entsandt. Kurz später begann auch die Schweiz Freiwillige für die Entwicklungshilfe zu entsenden. Mit dem Auftrag ein Dorf aufzubauen sind wir dann nach Ruanda gereist. Vor Ort riet uns der Schweizer Konsul aufgrund der politischen Lage wieder zurück in die Schweiz zu reisen und den Einsatz abzubrechen. Deshalb flüchteten wir auf eine Missionsstation und erhielten einen Projektauftrag auf dem Hügel Murabuturo, der Unwirtliche, eine Schule zu planen. Wir haben die Modelle und Pläne der Schule nach Bern gebracht und konnten den Bund überzeugen sich am Projekt zu beteiligen. Ich habe eine eigene Unternehmung auf dem Hügel Murabuturo in Kigali gegründet. Zusammen mit 300 ruandischen Arbeitern haben wir das Projekt auch selber realisiert. Die rwandischen Arbeiter waren nicht ausgebildet, deshalb haben wir Ateliers gegründet, um die Ausbildung selbst zu übernehmen. Übrigens in diesen Ateliers werden heute nach Arbeiter 74

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ausgebildet. Zusammen mit dem Bauteam, den Freiwilligen für Entwicklungsarbeit, haben wir eine eigene Unternehmung gegründet. Über 300 ruandesische Bauern wurden angeheuert und während der sechsjährigen Bauzeit in den verschiedenen Ateliers zu Baufachleuten ausgebildet: Maurer, Schreiner, Schlosser, Installateure. Die Schule ist Fernziel, der Bauprozess ein wertvoller Anlass für diese handwerkliche Unterweisung. Planung und Detaillierung berücksichtigen vorerst den Einsatz der ungelernten Arbeiter. Einfache Bauelemente fügen sich zum Ganzen und bestimmen stark den architektonischen Ausdruck. Wir haben auch von den afrikanischen Arbeitern gelernt. Gewisse Details haben wir nur mit den örtlichen, den bescheidenen aber doch interessanten Handwerkern leisten können. Ich erinnere nur an die wunderbaren Korbflechtereien, das begeisterte mich. Auch das Material für die Schule haben wir selber produziert. Aus ökologischer Sicht wäre es ein Unsinn gewesen, Backsteine zu brennen. Deshalb haben wir vor Ort Zementsteine zusammen mit der lokalen Bevölkerung gegossen. Wie würden sie das architektonische Konzept der Schule in Ruanda beschreiben? Eine Schule die den Hügel auszeichnet, eine Schule die vom Zentrum lebt mit der ausdrücklichen Individualisierung im Auszeichnen der einzelnen Schulzimmer, wie auch im Artikulieren der Bauten für die Lehrer. Die Beziehung zwischen Innen und Aussen waren von grosser Bedeutung. Aufgrund der klimatischen Bedingungen habe ich den Übergängen viel Beachtung geschenkt. Wie haben die Erfahrungen und Erkenntnisse, welche sie in Ruanda gesammelt haben, ihre persönliche architektonische Haltung geprägt respektive sich auf ihre Siedlungen ausgewirkt? Afrika hat mich zur Offenheit aber auch zur Sorgfalt und zur Selbstkritik bewegt. Oft ist unser Überfluss wahnwitziger Wahn75

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sinn. Die guten Bauten sind oft sparsam. Da ist sicher die Idee zum Bauen eines Rohbaus beheimatet. Elementar heisst nicht konstruktiv fahrlässig, aber doch mit weniger Schnick Schnack, weg von übertriebener Arbeit am Finish. In Ruanda habe ich auch erkannt, dass meine Arbeit sehr kreativ sein muss, dass ich auch ungewöhnliche Lösungen ins Auge fassen muss. Auch in der Schweiz muss es noch «andere Lösungen» geben. Nicht die Originalität hat mich geleitet, aber nur schon das Weggehen von den üblichen Normen, das war mein Ziel. So haben wir im Aabach beim durchgehenden Oberlicht die Gläser direkt in die Holzkonstruktion eingesetzt, nur das Glas. Wie viele dieser eingekitteten Gläser im Laufe der Jahre durch Fenster mit Rahmen ersetzt wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Wir würden gerne noch über Finnland reden. Sie sind im Zuge des Studentenaustausches nach Finnland gekommen? An der ETH gab es eine Vereinigung für den Austausch von Studenten. Eine Mitstudentin, welche einen Auslandaufenthalt in der Türkei plante, hat mich auf diesen Verein aufmerksam gemacht. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass sie als Frau nicht in die Türkei reisen und im Bauministerium von Ankara arbeiten kann und so fragte sie mich, ob ich an ihrer Stelle gehen könnte. In der Türkei habe ich dann sehr gute Erfahrungen gemacht und so habe ich mich entschieden nach Finnland zu gehen. In dieser Zeit war die finnische Architektur auf einem Höhepunkt. Etliche Schweizer sind nach Finnland gereist, um dort die finnische Architektur zu studieren und von den grossen Meistern zu lernen. Ich habe mit Alfred Roth gesprochen und er hat meinem Wunsch unterstützt und mir ein Empfehlungsschreiben mit dem Auftrag meine Studien in einem Buch festzuhalten mitgegeben. Mit diesem Empfehlungsschreiben mussten mir sämtliche finnischen Architekten Einblick in ihr Werk gewähren. Interessant war zusehen, dass für die finnische Moderne die romantische 76

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Zeit um die Jahrhundertwende von grosser Bedeutung war. Alvar Aalto hat die sterile und funktionalistische Architektur mit persönlichen Interpretation verwirklicht. Die Aalto Bauten wirken heute wärmer, menschlicher, dekorierter, als die Bauten der klassischen Moderne auf dem europäischen Festland. Ihre Bauten unterscheiden sich stark von den Bauten der Nachkriegsmoderne. Wie können sie sich den Umbruch in der Architekturgeschichte erklären? Es gab extrem viele unterschiedliche Einflüsse, die diesen Wandel eingeleitet haben. Nebst der Siedlung Halen war sicher auch die Metron eine wichtige Figur dieses Wandels. Während von 1945-1970 die brutalo, die betonierte, neue moderne Architektur vorherrschend war, entdeckte man später eine neue Wohnqualität, welche auch in Skandinavien bekannt war. Der Bezug zur Natur und zum Mensch wurde wieder wichtiger. Nebst dem Vorarlberg war die finnische Architektur wohl am prägendsten für diese Entwicklung.» Ihre Architektur könnte als Besinnung zur Schweizer Tradition verstanden werden. Ist im Gegensatz zu den Modernen Bauten der Bezug zur Tradition bei ihrer Architektur von grösserer Bedeutung? Ich selbst bin in einem Brienzer Chalet am Zürichsee gross geworden. Später in meinen Siedlungen habe ich immer wieder die Wohnqualität dieses Brienzer Chalets gesucht. Mir wurde mal gesagt, dass die Studenten mich als „Bünzli“ bezeichnen und ich Heimatstil betreibe. Gewissermassen stimmt das auch. Ich gehöre nicht zur Avantgarde es ist zu heimelig in meinen Bauten. Es stellt mir ab, wenn jemand modern sein möchte und die Lust am Lustlosen entwickelt nur um originell zu sein.

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REDLICHKEITSERKLÄRUNG Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel: EIN STÜCK FINNLAND IN DER SCHWEIZ DER EINFLUSS ALVAR AALTOS UND DER FINNISCHEN ARCHITEKTUR AUF DAS WERK ROLAND LEUS selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind.

Cédéric Erni Luzern, 14.06.2016

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Architektonisches Repertoire als Schlüssel einer «konstruierten Dörflichkeit» Eine Gegenüberstellung der Siedlung Halen und der Siedlung Seldwyla von Patrick Herger


ARCHITEKTONISCHES REPERTOIRE ALS SCHLÜSSEL EINER «KONSTRUIERTEN DÖRFLICHKEIT» Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Patrick Herger Wiesenstrasse 9a 8910 Affoltern am Albis Dozent Dr. Oliver Dufner Dr. Christop Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016

Abstract

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Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls „ Vertiefungsarbeit“ unter dem Überthema „Rückzug ins Vertraute – Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre“ mit der Thematik der konstruierten Dörflichkeit und ihrem Zusammenhang mit der Architektursprache. Im Zentrum der Arbeit stehen die beiden Siedlungen Halen und Seldwyla. Durch die Methode der Gegenüberstellung der beiden Siedlungen kann aufgezeigt werden, welche unterschiedlichen räumlichen Konsequenzen aus den differenten Architektursprachen hervorgehen. So führt die Architektursprache von Seldwyla, welche von Rudolf Olgiatis eigener Architekturtheorie der „optischen Sachlichkeit“ geprägt ist, zu einem räumlichen Gefüge, welches als direktes Abbild von sozialen Vorstellungen definiert werden kann. Die Zwischenräume bei Halen hingegen sind Architektonisches Repertoire als Schlüssel einer «konstruierten Dörflichkeit» jeweils an ein übergeordnetes System gebunden und sind somit zu einem grossen Teil nicht viel mehr als reine Erschliessungsräume. Es wird deutlich, dass die angesprochenen räumlichen Differenzen auf die unterschiedliche Ausformulierung der einzelnen Wohneinheiten zurückzuführen sind. Das klassische Haus als plastisches Volumen (Seldwyla) steht einem strukturellen Gefüge von verschiedenen Raumschichten (Halen) gegenüber.

Patrick


Inhalt 1. Einleitung

9

2. Seldwyla in der Entwicklungslinie von Gruppenüberbauungen

12

3. Grundlagen für eine „konstruierte Dörflichkeit“

16

4. Räumliche Konsequenzen einer Architektursprache

20

4.1 Körperhhafte Architektur und ihre Auswirkungen auf die Zwischenräume

22

4.2 Die Theorie der „Schale“ und ihre Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Innen und Aussen

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5. Fazit

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7. Anhang

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6. Abbildungsverzeichnis

56

7. Literatur- und Quellenverzeichnis

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Architektonisches Repertoire als Schlüssel einer «konstruierten Dörflichkeit»

Patrick Herger

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Abb. 1.

8

86

Skizze von Seldwyla. Entstanden bei der Besichtigung der Siedlung.


1. Einleitung Die Siedlung Seldwyla bei Zumikon, für Kritiker gebauter Kitsch ohne Sinn für Geschichte, für die Befürworter eine Alternative zum modernen Siedlungsbau der Nachkriegszeit. Wiederum andere bezeichnen Seldwyla als „keine wirklich allgemeingültige Lösung“, sondern als einen Einzelfall.1 Betreffend der Siedlung, die das Gemeinschaftswerk von Rolf Keller, Esther und Rudolf Guyer, Fritz Schwarz, Manuel Pauli und Max Lechner ist, gibt es auch heute im Jahr 2016, beinahe 40 Jahre nach der Fertigstellung, keinen gemeinsamen Konsens bezüglich der Architektur. Eines jedoch ist klar, die Seldwyla kann heute nicht (mehr) anhand einer Architekturkritik Ende der 70er- Jahre bewertet werden. Denn die damals sehr emotional geführte Debatte war gezeichnet von verhärteten Fronten, welche auf die unterschiedlichen Ideologien der Beteiligten zurückzuführen sind. Christian Keller, der Sohn von Rolf Keller, spricht heute sogar von einem „regelrechten Glaubenskrieg“2 in der Architektur. Auf der einen Seite standen dabei jene, welche wieder an die Tradition der Moderne anknüpfen wollten wie z.B. Ulrike Jehle-Schulte Strathaus eine der härtesten Kritikerinnen von Seldwyla, Dolf Schnebli oder auch Bernhard Hoesli welcher die „klassische Moderne gegen die Postmoderne verteidigte“.3 Sie alle waren Vertreter einer konzeptionellen Architektur. Auf der anderen Seite standen Rolf Keller und seine Architekten-Kollegen, deren Zugang zur Architektur weitestgehend über die optische Wahrnehmung und die individuellen Bedürfnisse der Bewohner stattfand. Damit standen sich zwei unvereinbare „Denkschulen“ gegenüber, welche beide für sich beanspruchten, den „richtigen“ architektonischen Ausdruck zu kennen. Der Diskurs bezüglich Seldwyla beschränkte sich demnach auch weitgehend auf die Frage, ob die Architektursprache der Siedlung angebracht ist oder nicht. Blickt man heute auf die Debatte der 70er- Jahren zurück, muss man feststellen, dass die Architektur in diesem Glaubenskrieg wenig thematisiert wurde.

Architektonisches Repertoire als Schlüssel einer «konstruierten Dörflichkeit»

1

Ryf, 2008. S. 14.

2

Interview Keller, 2016.

3

Bernhard Hoesli hat Seldwyla nie öffentlich kritisiert, doch Seldwyla stellt mit seiner Architektursprache klar eine Gegenwelt zur Position dar, welche Hofer/ Hoesli mit ihren Studenten im Semester 1978/79 entwickelten. Hoesli, welcher das Buch „Collage City“ ins Deutsche übersetzte war klar ein Vertreter einer Architektur, welche sich an der klassischen Moderne orientierte. Steinert, 2014. S. 99.

Patrick Herger

9 87


Dadurch, dass man sich so auf die Thematik der Architektursprache eingeschossen hatte, wurden viele relevanten Themen und Aspekte von Seldwyla in der Fachpresse gar nie diskutiert. Die Zeitschrift Werk-Archithese verweist im Artikel „Eine versäumte Architekturdebatte“ mit der Frage: „Warum ist so wenig von Architektur die Rede, wenn von Architektur ausgegangen wird?“4 darauf hin, dass bei der Debatte wesentliche Bestandteile aussen vor gelassen wurden. Regula Bonomon beispielsweise merkt über Seldwyla an: „Die Absicht, ein Dorf zu bauen, wurde zu einer unüberlegten Kopie einer historischen Situation.“5 Eine Kritik, die durchaus ihre Berechtigung hat, doch spätestens dann zu kurz greift, wenn sie die geschaffenen räumlichen Situationen einer, möglicherweise durchaus historisierenden Architektursprache, nicht in Betracht zieht.

4

Eine versäumte Architekturdebatte, 1979. S. 66.

5

Die Architektin Regula Bonomo diplomierte 1978 an der ETH Zürich. Bei der Ausgabe „Dorf “ von Werk - Archithese gehen viele Beiträge auf sie zurück. Bonomo, 1978. S. 50.

6

Interview Guyer, 2016.

10 88

„Halen würde man auf die Schnelle nie als Dorf bezeichnen, Seldwyla hingegen schon.“6 Diese Aussage von Rudolf Guyer zielt darauf ab, festzuhalten, dass die Stilelemente in Seldwyla der menschlichen Vorstellung eines Dorfes näher liegen als diejenigen von Halen und dass gerade deshalb Seldwyla immer wieder als Dorf bezeichnet und auch daran gemessen wurde. Trotz differenten Architektursprachen weisen die beiden Siedlungen in ihrer Grundkonzeption eine Verwandtschaft auf. Wichtig ist jedoch festzuhalten, dass die unterschiedlichen Architektursprachen sich jeweils nicht nur visuell, sondern auch räumlich auswirken. Diese räumlichen Auswirkungen auf das Gefüge der Zwischenräume, welche auf die spezifische Architektursprache zurückzuführen sind, stehen bei der hier vorliegenden Arbeit im Zentrum. Durch die gezielte Gegenüberstellung der räumlichen Realität von Halen und Seldwyla soll aufgezeigt werden, welche räumlichen Differenzen durch die unterschiedlichen Architektursprachen entstanden sind. Das bewusste Kontrastieren von zwei Gegebenheiten soll somit zu einem tieferen Verständnis führen. Denn wichtiger als die Frage, ob der architektonische Ausdruck von Seldwyla angemessen ist oder nicht, ist die Frage, zu welchem räum-


lichen Resultat die oft kritisierte Formensprache geführt hat. Da eine räumliche Situation immer das Zusammenleben prägt, stellt sich weiter die Frage, welche Auswirkungen die gewählte Formensprache auf das Zusammenleben hatte. Sprich: Könnte man sagen, dass die Formensprache von Seldwyla die Vorstellung von Gemeinschaft, welche die Architekten hatten, wiederspiegelt?

Architektonisches Repertoire als Schlüssel einer «konstruierten Dörflichkeit»

Abb. 2.

Luftaufnahme der Siedlung Seldwyla, Zumikon.

Abb. 3.

Luftaufnahme der Siedlung Halen bei Bern.

Patrick Herger

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2. Seldwyla in der Entwicklungslinie von Gruppenüberbauungen „Es macht der Genauerwisserin[Ulrike Jehle- Schulte Strathaus] zu schaffen (wie sie mir selbst gestand), dass sie nicht weiss, wo die Gegenwelt Seldwyla einzuordnen ist“. 7 Diese Aussage von Rolf Keller verdeutlicht, dass es während der Architekutdebatte der 70er- Jahr nicht gelang, Seldwyla einzuordnen. Diese fehlende Einordnung verhinderte es auch, durch eine gezielte Kontrastierung von Seldwyla mit anderen ähnlich konzipierten Siedlungen tieferreichende Erkenntnisse zu gewinnen.

7

Ulrike Jehle-Schulte Strathaus, war eine der härtesten Kritikerinnen Seldwylas. Sie verfasste kurz nach der Fertigstellung der Siedlung verschiedene kritische Berichte und lieferte sich mit Rolf Keller einen regelrechten Schlagabtausch in den öffentlichen Medien. Den vorläufig letzten kritischen Bericht über Seldwyla verfasste sie im Jahre 2000. Keller, 1979. S. 66.

8

Koch, 1995. S. 20.

9

ebd.

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Das Problem der fehlenden Einordnung geht wahrscheinlich darauf zurück, dass sich die Kritiker zum grössten Teil am architektonischen Ausdruck von der Siedlung störten. Die Frage des architektonischen Ausdruckes stand dadurch stets im Fokus der Debatte. Dabei wurde nicht berücksichtigt, dass Seldwyla auf einer konzeptuellen Ebene in die Entwicklungslinie der Gruppenüberbauungen aus dieser Zeit einzureihen ist. Im Jahre 1995 schrieb Michael Koch in seinem Artikel „Wohnbauten als Stadtbausteine“, dass die sogenannten Gruppenüberbauungen der 60er- und 70er-Jahre quasi eine kleinmassstäblichere Entwicklungslinie neben den grossen Wohnbaukonzepten darstellen. Koch verweist darauf, dass die Gruppenüberbauungen „mehr oder weniger explizit auf dörfliche oder kleinstädtische – also die «typisch» schweizerischen Formen des Zusammenlebens Bezug nahmen.“8 Die Siedlung Halen bei Bern (Atelier 5, 1959-1961) bezeichnet Koch als Prototypen dieses Siedlungstyps, „weil die strenge moderne Architektur eine [nach Koch] überzeugende strukturelle «Übersetzung» der geschätzten räumlichen Qualitäten mittelalterlicher Kleinstädte darstellt.“ Die Siedlung Seldwyla in Zumikon (Rolf Keller und Architekten-Kollegen, 1975) wird von ihm am anderen Ende der Palette eingeführt.9 Diese beiden Siedlungen stecken neben dem Start- und Endpunkt der angesprochenen Gruppenüberbauungen ebenfalls ihr ästhetisches Themenspektrum ab.


Die Gruppenüberbauung sowie die 70er- Jahre könnte man auch als eine Suche nach der richtigen Siedlungsform betrachten. Die Projekte kann man zu einem Grossteil als Antworten auf die Zersiedelung deuten. Rudolf Guyer sagt beispielsweise zu Seldwyla: „Es war in erster Linie der Versuch, den Einfamilienhausweiden und der damit einhergehenden Zersiedelung einen Gegenpol zu setzen.“10 Doch der Anspruch bei Seldwyla ging sogar noch weiter. Aus den Genossenschaftsgründungspapieren geht hervor, dass man sich bei Seldwyla intensiv mit der Frage auseinandergesetzt hat, welches die richtige Siedlungsform sei. Es war die Suche nach einer Typologie, welche die Vorteile des Landhauses und des kompakten Mehrfamilienblocks harmonisch vereinen sollte. Keller war überzeugt, dass bereits eine Terrassenhaussiedlung (Halen) zwar ein Versuch zur Ordnung darstelle aber auch schon zur Normierung führe.11 So wurde für Seldwyla bereits im Vorfeld festgelegt, was die Ziele der Genossenschaft sind (Siehe Abb. 5.) Seldwyla sollte demnach nicht bloss eine Siedlung mit einer dörflichen Struktur sein, sondern sollte effektiv ein städtebauliches Konzept hervorbringen um die Zersiedelung einzudämmen. „Urbane Siedlungen dieser Art sind überall denkbar: in der Vorstadt, in bestehenden „Villenvierteln“, auf dem Land. Ihre Gestalt ist anpassungsfähig und beliebig variierbar. Eine „Oberlandstadt“ z.B. könnte aus Quartieren aus solchen kompakten Siedlungen (Gasse an Gasse) bestehen.12 Dieser Auszug aus den Genossenschafts-Leitsätzen verdeutlicht, was den Architekten Seldwylas vorschwebte. So bezeichneten sie die Siedlung als ein „Demonstrativbauvorhaben“, das richtungsweisende Resultate liefern sollte. 13

10 Interview Guyer, 2016. 11 Ryf, 2008. S. 20. 12 Dieses alternative städtebauliche und raumplanerische Konzept wurde nach der Fertigstellung Seldwylas nie öffentlich diskutiert. Anzumerken ist, dass die Architektursprache von Seldwyla für Keller kein Bestandteil seiner städtebaulichen Vorstellung war. So sagte er, dass weitere Siedlungen auch in eine andere Architektursprache überführt werden könnten. Seldwyla, 1967, S. 4. 13 ebd.

Architektonisches Repertoire als Schlüssel einer «konstruierten Dörflichkeit»

Patrick Herger

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Abb. 4.

Skizzenhafte Darstellungen zu den Leitsätzen der Genossenschaft „Das heutige Angebot auf dem Wohnungsmarkt“

Abb. 5.

Skizzenhafte Darstellungen zu den Leitsätzen der Genossenschaft „Es fehlt ein Glied im Angebot“

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Abb. 6.

Architektonisches Repertoire als Schlüssel einer «konstruierten Dörflichkeit»

Skizze der städtebaulichen Vision in den Gründungspapieren der Genossenschaft Seldwyla, 1979. Kompakte Siedlungen mit klar definierten Grenzen prägen das Bild der Landschaft. Es sollte ein Gegenbild sein zu den unstrukturierten Agglomerationen.

Patrick Herger

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3. Grundlagen für eine „konstruierte Dörflichkeit“

Abb. 7.

Rolf Keller in seinem Haus in Seldwyla.

14 „Neues Bauen“ wurde die an der Moderne orientierte Architektur nach dem zweiten Weltkrieg im deutschsprachigen Raum genannt. vgl. Wieser, 2005. S. 31-46. 15 Steinert, 2014. S. 98. 16 vgl. Interview Guyer, 2016. 17 vgl. Steinert, 2014. S. 18 Keller, 1973. S. 83. 16 94

Das Dorf als architektonische Aufgabe- es ist kein Zufall, dass das Dorf in den 70er- Jahren vermehrt ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückte. Die negativen Folgen des wirtschaftlichen Wohlstands und dem damit verbundenen Bauboom lagen auch in der Schweiz auf der Hand. Schriften wie beispielsweise die „Unwirtlichkeit unserer Städte“ des deutschen Mediziner und Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich oder „Bauen als Umweltzerstörung“ von Rolf Keller lieferten Manifeste, welche diesen Missstand öffentlich beklagten. Die Quintessenz dieser Anklageschriften war, dass die Architektur des „Neuen Bauens“14 in der Nachkriegszeit zu einer Welt der Entfremdung geführt hat. „Während Mitscherlich seine Kritik mehr auf psychologische und gesellschaftliche Bedenklichkeit richtete, führte Keller insbesondere deren Auswirkungen auf den Stadtraum und Landschaft in drastischen Fotografien vor Augen.“15 Kellers Architektur kann als eine gebaute Antwort auf die in seinem Buch geäusserte Kritik an der damaligen Bautätigkeit gewertet werden.16 Zu berücksichtigen ist dabei, dass Keller sich bei seinen Vorschlägen (z.B. Seldwyla) im Gegensatz zu seinen Vorreitern schon auf andere Grundbedingungen berufen konnte. Während sich die städtebaulichen Vorschläge von Le Corbusier mit Themen wie der Wohnung für das Existenzminimum (CIAM, 1929) auseinandersetzten, war bei Mitscherlich die andauernde Wohnungsnot nach dem Krieg immer noch präsent. Keller hingegen konnte schon auf rückläufige Bevölkerungszahlen verweisen.17 Somit strebte Keller im Gegensatz zu Le Corbusier sowie Mitscherlich keine Neuordnung der Besitzverhältnisse an Grund und Boden an. „Ein Gärtchen vorm Haus ist besser als ein Park in Utopia“18 Diese Aussage von Keller zeigt auf, dass er überzeugt war, dass die Probleme mit einem humaneren Ansatz zu lösen sind. Unter diesen Vorzeichen war es demnach auch möglich, das Dorf als traditionelle Siedlungsform der Schweiz als geeignetes Gegenbild gegenüber dem anonymen Massenwohnungsbau einzuführen. Das Dorf als Modell wurde jedoch nicht nur von Keller eingeführt, sondern war


zu dieser Zeit ein breit diskutierter Typus. Dies zeigt beispielsweise eine Ausgabe von Werk-Archithese aus dem Jahre 1978, welche unter dem Titel „Dorf “ gleich die ganze Ausgabe der Thematik des Dorfes widmete.19 Keller assoziiert mit dem Typus des Dorfes Werte wie Tradition, Heimat und Gemeinschaft. Er sah in einer dörflichen Bauweise den Schlüssel dazu, den Menschen mit seiner gebauten Umwelt zu versöhnen. Doch das traditionelle Dorf ist eine gewachsene Struktur. Eine Struktur, welche sich ständig verändert, daher stellt sich die Frage, ob es überhaupt möglich ist, dörfliche Strukturen zu planen. Die Analyse von Gruppenüberbauungen der 70er- Jahre kann auf diese Frage sicherlich keine abschliessende Antwort geben, dennoch bietet es die Möglichkeit, die Thematik der konstruierten Dörflichkeit und ihre Mittel etwas genauer zu durchleuchten. Wichtig ist festzuhalten, dass Gruppenüberbauungen zwar in irgendeiner Form Bezug auf Dorfvorstellungen nehmen, selbst aber keine Dörfer darstellen. „Sie unterscheiden sich vom Dorf durch die Tatsache, dass ihnen eine Planung zugrunde liegt und dass sie keine gesellschaftlich selbständigen Gebilde darstellen.“20 Gruppenüberbauungen könnte man demnach als sogenannte konstruierte Dörflichkeiten bezeichnen. Das Dorf erfährt hier primär eine räumliche Übersetzung, es ist nicht das Ziel, dörfliche Verhältnisse zu schaffen. Somit sollten bei einer Analyse die räumlichen Erzeugnisse im Fokus stehen und nicht das soziale Gefüge. Was Seldwyla von den anderen Gruppenüberbauungen unterscheidet ist der Umstand, das es sich bei der Siedlung um ein Gemeinschaftswerk von mehreren Architekten handelt. Bei Seldwyla war das Ziel, einen möglichst hohen Gran an Partizipation zu erreichen. So konnte beispielsweise jeder Eigentümer einen der zur Verfügung stehenden Architekten auswählen und im Dialog sein Eigenheim entwickeln. Der Wohneigentümer sollte von der ersten Skizze an bis zu den Arbeitsvergebungen mitentscheiden, wie seine Umwelt werden sollte. Architektonisches Repertoire als Schlüssel einer «konstruierten Dörflichkeit»

Abb. 8.

Kellers Anklageschrift „Bauen als Umweltzerstörung“.

Abb. 9.

Titelblatt der Ausgabe „Dorf “ von Werk Archithese.

19 Die Ausgabe bildet verschiedene Siedlungen ab, welche eine Art konstruierte Dörflichkeit darstellen. Neben den gebauten Beispielen gibt es auch eine theoretische Ausseinandersetzung mit der Thematik des Dorfes. Dorf, 1978. 20 Schwarz, 1978. S. 4.

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Die räumlichen Gegebenheiten solcher konstruierten Dörflichkeiten sind stark davon geprägt, nach welchen Konzepten die räumlichen Übersetzungsleistungen stattfanden. Sprich, wurden historische Situationen lediglich nachgebaut (Kulissenarchitektur z.B. Disney Land) oder gab es eine konzeptuelle Übersetzung? Zur Art und Weise solcher Übersetzungsleistungen gab es verschiedene Haltungen, und beinahe immer war die Architektursprache an die jeweilige Grundhaltung geknüpft. Ein Vertreter einer Übersetzung mit dem architektonischen Repertoire der Moderne ist beispielsweise Halen. Jedoch ist an dieser Stelle auch auf die Position von Hofer/Hoesli zu verweisen, welche im Jahreskurs 1978/79 mit ihren Studenten Strategien entwickelten wie historische Situation durch eine Architektursprache, welche an die Moderne anknüpft übersetzt werden können.21 Eine weitere Position ist die theoretische Schrift „Collage City“ von Colin Rowe aus dem Jahre 1984, welche ebenfalls ein Rezept liefern soll für die Übersetzung von historischen Strukturen. Neben all diesen Positionen, welche sich für eine moderne Übersetzungleistung einsetzen, gibt es die Position von Keller und seinen Architekten-Kollegen, welche konzeptuell die gleiche Übersetzung anstrebt, diese jedoch mit einer Architektursprache, welche sich an die Architekturtheorie der „optische Sachlichkeit“ von Rudolf Olgiat orientiert. Die spannende Frage ist nun jene nach der räumlichen Differenz, welche aus diesen zwei unterschiedlichen Strategien der Übersetzungsleistungen hervorgehen.

21 vgl. Steinert, 2014. S. 99.

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Abb. 10. Analysearbeit von historischen Städten im Rahmen des Semsters 1978/78 von den Studenten von Hofer und Hoesli. Die eigene entwerferische Arbeit sollte aus der Analyse von historischen Substanzen hervorgehen.

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4. Räumliche Konsequenzen einer Architektursprache

Abb. 11. Skizze von Le Corbusiers Projekt Roq et Rob, Cap Martin, 194850. Das Projekt wurde nie ausgeführt. Halen jedoch, übernimmt sehr viele Aspekte von Le Corbusiers Vorschlag.

Abb. 12. Santorini Griechenland. Keller weilte während seiner Studienzeit mehrere Monate in Griechenland unter anderm auch in Santorini. Schon Le Corbusier war von Santorini fasziniert und analysierte das griechische Dorf bei seinen Aufenthalten genau. 22 Atelier 5, 1957. S.16. 23 vgl. H.M. 1996. S.30. 24 Interview Keller, 2016.

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„Verdichtung statt Zersiedelung. Wie in mittelalterlichen Kleinstädten schmiegt sich Haus an Haus, bilden sich Gruppen, entstehen Dorfstrassen, enge Gässchen, weiten sich Räume zu Plätzen. Der Abhang gibt die Möglichkeit der freien Sicht für jedes Haus. Intime Gartenplätze und Loggien wahren weitestgehend das Eigenleben aller Wohnungen. Die eng zusammengerückten Häuser lassen wertvolles Land für Spiel und Sport frei.“22 Diese Beschreibung von Halen, der Architekten selbst, könnte ebenso gut eine Umschreibung der Siedlung Seldwyla sein. Bei beiden Projekten handelt es sich jeweils um eine Variante der angesprochenen Übersetzungsleistung, bei welcher die räumlichen Qualitäten von historischen Strukturen in eine Siedlungsstruktur überführt werden. Halen bezieht sich dabei auf das vorangegangene Projekt «Roq et Rob» von Le Corbusier (Siehe Abb. 11.), welches sich stark an traditionellen mediterranen Wohn- und Lebensformen orientiert, 23 sowie auf die zähringische Stadtanlage in Bern mit ihren Lauben und Dachlandschaften. Die angesprochenen mediterranen Lebensformen bilden auch bei Seldwyla die Ausgangslage. So erklärt Christian Keller „griechische Dörfer haben meinen Vater inspiriert und waren eine der Ausgangslagen für Seldwyla.“24 So nahe die konzeptuellen Ansätze (Übersetzung von alten Strukturen) der beiden Projekte zusammenliegen, soweit liegen sie auseinander im Bezug auf die beiden zur Anwendung kommenden Architektursprachen. Während der architektonische Ausdruck bei Halen das Abbild eines Systems ist, welches aus der ursprünglich geplanten Vorfabrikation hervorgeht (wurde aus Kostengründen schlussendlich doch in konventioneller Bauweise ausgeführt), ist Seldwylas Ausdruck geprägt durch eine Komposition von verschiedenen individuellen Einfamilienhäusern. Die Freiheit des Einzelnen war dabei lediglich an die Quartierbauordnung Seldwylas gebunden, welche vorschieb: „Die Materialien und Farben aller nach aussen in


Erscheinung tretenden Bauteile sind so zu wählen, dass eine einheitliche, gute Gesamtwirkung entsteht.“25 Dies führte zu einem Bild Seldwylas, das geprägt ist von den einheitlichen weiss getünchten Mauern, den roten Ziegeldächern und den schmalen Kaminen. Die Normierung der Teile steht der Individualität gegenüber, oder wie es Rolf Keller vielleicht ausdrücken würde, Monotonie (Halen siehe Abb.) gegenüber einem ausgeglichen Verhältnis von Ordnung und Chaos (Seldwyla). Keller stellt in seinem Buch „Bauen als Umweltzerstörung“ fest, dass dieses angesprochene Verhältnis in der Architektur jahrtausendelang im Gleichgewicht war. In den letzten Jahrzehnten polarisierten sie sich jedoch nach Keller immer weiter auseinander.26 So ist die Architektursprache von Seldwyla der Versuch, die angesprochenen Grundbegriffe „Monotonie“ und „Chaos“ aus Kellers Buch wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. Eine Architektursprache, die gerade dadurch die „Sehnsucht nach optisch wahrnehmbarer Sinnlichkeit“,27 welche Keller bei den Menschen diagnostiziert, befriedigen soll. Daraus ging eine Architektursprache hervor, die neben den visuellen Unterschieden ebenfalls zu anderen räumlichen Gegebenheiten geführt hat als die architektonische Grammatik bei Halen.

25 Diese Vorgabe in der Quartierbauordnung Seldwylas sollte es ermöglichen trotz verschiedenen Architekten und individuellen Bewohnerbedürfnissen eine Siedlung zu entwerfen, welche als Einheit wirksam ist. Seldwyla, 1976. 26 Keller, 1973. S. 17. 27 Keller forderte mehr Irrationalität in der Architektur und er merkte an, das dem sinnlichen und tastfreudigen Bauen ein grösserer Stellenwert eingeräumt werden muss. Keller, 1984.

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4.1 Körperhafte Architektur und ihre Auswirkungen auf die Zwischenräume „So wie die Form das Geformte prägt“,28 wird der architektonische Raum vom architektonischen Körper erzeugt.29 Die Konzeption und Form des Gebauten steht demnach in direkter Wechselwirkung mit den Zwischenräumen. Bei Halen wie auch bei Seldwyla ist das „Gebaute“ das Resultat einer Addition von einzelnen Wohneinheiten. Anhand von Ideenskizzen der beiden Siedlungen lässt sich jedoch bereits deutlich erkennen, dass sich die räumlichen Ergebnisse der beiden Siedlungen, welche aus der angesprochenen Addition hervorgehen, grundlegend unterscheiden. Diese räumliche Differenz ist darauf zurückzuführen, dass die Grundelemente (einzelne Wohneinheiten) das Abbild von unterschiedlichen Ideen sind und sich dadurch stark voneinander unterscheiden. Diese Differenz der Grundeinheiten führt schlussendlich zum angesprochenen unterschiedlichen Bild der Zwischenräume.

Abb. 13. Skizze von Rolf Keller zur Siedlung Seldwyla. Im gesamten Gefüge ist jedes Haus klar zu erkennen. Die gewählte Architektursprache und Komposition suggeriert eine dörfliche Atmosphäre. Abb. 14. Skizze von Atelier 5 zur Siedlung Halen. Die Zwischenräume sind das Abbild eines Systems. Die einzelne Grundeinheit ist jeweils nicht ersichtlich. 28 Keller, 1973. S. 83. 29 vgl. Van der Laan, 1992. S. 164.

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Bei Seldwyla wird das Haus als plastischer Körper interpretiert. Diese Auffassung geht auf die Architekturtheorie von Rudolf Olgiati zurück, welche als „optische Sachlichkeit“ bezeichnet wird. Olgiati ist ein Architekt, welcher nicht in Strukturen denkt. Er bearbeitet das Haus als Plastik, was zu einer körperhaften Architektur führt. So bezeichnet man seine Bauten immer wieder als Kuben in der Landschaft vor dem Hintergrund der Alpen. Olgiatis Architektur ist die Suche nach den verlorenen Werten einer Volksarchitektur.30 Rolf Keller greift bei Seldwyla nicht zu ersten Mal auf die Grundsätze von Olgiatis eigener Architekturtheorie zurück. Keller, welcher in seiner Studienzeit zusammen mit Fritz Schwarz ein Praktikum bei Rudolf Olgiati machte, kannte die Theorie des Bündner Architekten sehr genau. Rudolf Guyer würde Rudolf Olgiati sogar als Kellers Lehrmeister bezeichnen und merkt an, dass die Zeit, welche Keller bei Olgiati verbrachte, einen nachhaltigen Einfluss auf dessen Architektur hatte.31 Dieser angesprochene Einfluss lässt sich besonders am persönlichen Ferienhaus der Familie Keller in Alvezza (Graubünden) aus dem Jahre 1969 ablesen. Das Haus ist geprägt von Olgiatis theoretisch formulierten Punkten der „optischen Sachlichkeit“. Die Folge davon ist, dass das Haus eine grosse Ähnlichkeit aufweist zu den Häuser von Olgiati selbst. Nach Christian Keller, dem Sohn von Rolf Keller, soll Olgiati selbst sogar einmal gesagt haben, dass das Ferienhaus der Familie Keller ebenfalls als ein Teil seines Werks gesehen werden kann.32 Die Architektursprache von Seldwyla kann als eine Weiterentwicklung von Kellers Ferienhaus betrachtet werden und somit als eine eigene Interpretation seitens Rolf Kellers von Olgiatis Lehren. Halen hingegen orientierte sich an der Architektursprache Le Corbusiers und der Moderne. Mit der Siedlung gelang es den fünf jungen Architekten des Atelier 5, die Ideale der Moderne in ein zeitgenössisches Bauprojekt zu übersetzen. Dies hatte allerdings zur Folge, dass sich wie bei vielen anderen modernen Entwürfen ein überge-

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Abb. 15. Ferienhaus Alvezza der Familie Keller, Entwurf von Rolf Keller, erstellt im Jahre 1969.

30 vgl. Film Riederer, 1988. 31 Interview Guyer, 2016. 32 Interview Keller, 2016.

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Abb. 16. Skizze von Rudolf Guyer zu den Vorstellungen von Seldwyla. Rudlof Guyer sagt selbst, seine Skizze sei beeinflusst gewesen den dörflichen Situationen in der französischen Provence wo er eine Zeit lang als Maler verbracht hatte.

ordnetes System auf alle Folgeelemente auswirkte. Das einzelne Haus ist eine Addition von Einzelteilen. Die Unterschiede der beiden Siedlungen sind demnach nicht bloss differente Stilelemente, sondern sie sind auch von konzeptueller Art. Dies wird besonders deutlich, wenn man an dieser Stelle die erste Skizze von Seldwyla beizieht. Die Skizze von Rudolf Guyer, welche das Deckblatt der Gründungspapiere der Genossenschaft Seldwyla ziert, zeigt ein Seldwyla aus modernen, kubischen, ineinander verschachtelten Gebäudevolumen. Trotz einer modernen Formensprache werden schon bei den ersten Skizzen die Ansätze der Moderne (Systemgedanke) nicht übernommen. Schon bei der ersten Skizze wird deutlich, dass bei Seldwyla die Einzelhäuser ablesbar sein werden und dass die Komposition der einzelnen Häuser zu kleinstädtischen räumlichen Situationen führen sollen. Bei Halen hingegen tritt die einzelne Wohneinheit nicht in Erscheinung. Die beiden angesprochene Ideologien (Moderne, optische Sachlichkeit), welche den beiden Siedlungen zu Grunde liegen, findet sich in den verschiedensten Elementen der Siedlungen wieder. Sie wirken sich sowohl konzeptuell als auch visuell auf die beiden Siedlungen aus. So handelt es sich bei Halen um eine Addition von zwei verschiedenen vordefinierten Haustypen. Ganz nach der Auffassung der angesprochenen Moderne (Siehe Abb. 17.). Seldwyla hingegen ist ein Gefüge aus unterschiedlichen individuell gestalteten Einzelhäusern, welche direkt den Bedürfnissen der Bewohner entspringen. Durch

Abb. 17. Unité d‘habitation von Le Corbusier, ein additives System von Wohnungstypen. 24 102

Abb. 18. Skizze von Le Corbusier zum Plan Voisin. Die Situation im Vordergrund, wo der Mensch ausspannen soll, ist dem Vordergrund von Guyers Skizze sehr ähnlich. Die Konzeption des Gebauten ist aber gründsätzlich verschieden.


die gezielte Komposition dieser Grundeinheiten wird sowohl bei Halen als auch bei Seldwyla ein dörfliches Gefüge erzeugt. Dies, indem sich die Zwischenräume stark an räumlichen Situation (Gassen, Plätze) von historischen Strukturen anlehnen. Die angesprochene Differenz zwischen den beiden Grundeinheiten, welche diesem additiven Verfahren zugrunde liegen, wirkt sich direkt auf die Beschaffenheit der Zwischenräume aus. Halen folgt den Regeln eines Systems. Es gibt das Grundelement der Schotte, welche jeweils eine Breite von etwas weniger als fünf Metern aufweist. Diese einzelnen Schotten werden so aneinander geschaltet, dass verschiedene grössere Gruppen entstehen. (siehe Abb. 18./21.) Zwischen diesen einzelnen Baugruppen ergeben sich jeweils Gassenräume als Erschliessungen. Da die Gassen bei Halen jedoch das direkte Resultat des orthogonalen Systems sind und sich somit jeweils zwischen zwei Wohnungstrennwänden befinden, gibt es nicht die Möglichkeit, dass sie sich räumlich weiten oder verengen können. Die rigide Grundstruktur (Schottenstruktur) bildet bei Halen die Ordnung im System. Innerhalb der angesprochenen Struktur gibt es die Möglichkeit, die einzelne Schotte unterschiedlich zu unterteilen. Aus dieser unterschiedlichen Unterteilung gehen die zuvor angesprochenen zwei Haustypen der Siedlung hervor. Halen ist demnach eine Unterteilung vom Grossen ins Kleine. Keller sagt über diese Typologie: „Es ist ein Versuch zur Ordnung. Führt aber auch schon zur Uniformierung“33 (Siehe Abb. 4.) Bei Seldwyla entsteht das Raumgefüge genau entgegengesetzt wie bei Halen. Wie bei alten Engadinerhäusern bestimmt die Anordnung der Innenräume die Form des Hauses.34 Die Häuser sind nach den Bedürfnissen der Bewohner organisch gewachsen. Die Addition der kleinteiligen Räume ergibt demnach die Grossform des Hauses. Also entgegen von Halen ist die Devise in Seldwyla vom Kleinen zum Grossen. Durch dieses Bottom-up System entsteht ein Gefüge aus unterschiedlichen Einzelhäusern, welche jeweils das Abbild der inArchitektonisches Repertoire als Schlüssel einer «konstruierten Dörflichkeit»

Abb. 19. Additives System der einzelnen Schotten bei Halen.

Abb. 20. Prinzipskizze zu Halen. Die Unterteilung vom Grossen ins Kleine.

Abb. 21. Prinzipskizze zu Seldwyla. Das Prinzip eines organisch gewachsenen Hauses.

33 Seldwyla, 1967. S. 12. 34 Film Riederer, 1988.

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Abb. 22. Prinzipskizze Halen. Gassen als Resultat eines Systems bei Halen, sie dienen vorwiegend der Erschliessung.

dividuellen Bewohnerbedürfnissen darstellen. Die individuelle Aussenform dieser Einheiten prägt die räumliche Erscheinung der an die Häuser angegliederten Gassen. Die Häuser schieben sich als Versatzstücke in den Gassenraum, dadurch entstehen unterschiedliche räumliche Situationen. Die Gasse ist demnach nicht wie bei Halen eine blosse Verbindung zwischen A und B, sondern ein Raum, der sich räumlich weitet und wieder verengt und so individuelle räumliche Konstellationen schafft. So bilden sich beispielsweise durch die unregelmässigen Vor- und Rücksprünge vor den Hauseingängen jeweils kleinere oder grössere Vorzonen. Dieses räumliche Gefüge widerspiegelt klar eine Vorstellung von Zusammenleben. Die Gasse wird von Keller nicht als reine Erschliessung gedacht, sondern soll durch ihre räumliche Beschaffenheit die Kommunikation und Interaktion unter den Bewohnern fördern.35 Somit ist die räumliche Situation der Gassen das direkte Abbild einer sozialen Vorstellung des Zusammenlebens.

Abb. 23. Prinzipskizze Seldwyla. Die Gassen als Raumgefüge mit verschiedensten räumlichen Situationen.

35 Interview Guyer, 2016. 26 104

Abb. 24. Gassenraum bei Seldwyla. Ein Raum, bei dem man sich gut vorstellen kann, dass er Begegnung und Interaktion unter den Bewohnern fördert.

Abb. 25. Gassenraum bei Halen. Die Gasse wird begrenzt durch zwei Wohnungstrennwände.


Abb. 26. Situationsplan Halen.

Abb. 27. Querschnitt Siedlung Halen. Im Vergleich mit dem Querschnitt von Seldwyla wird deutlich, dass die beiden Projekte auf den Schnitt bezogen beinahe identisch sind.

Abb. 28. Situationsplan Seldwyla.

Abb. 29. Querschnitt der Siedlung Seldwyla.

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Abb. 30. Schemazeichnung zum Rhythmus der Stadt aus Kevin Lynch‘s Buch „Das Bild der Stadt“.

Abb. 31. Die angesprochenen Säulen, ein architektonisches Element um die Wichtigkeit des Ortes zu kennzeichnen.

36 Lynch, 2004. S. 10.

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Im Gegensatz zu den räumlichen Situationen der Gassen, welche man bei Seldwyla in Wechselwirkung mit ihrer angedachten Funktion als gelungen bezeichnen kann, weist die Raumkonstellation des Dorfplatzes gewisse Defizite auf. Vom Typus eines Dorfplatzes erwartet man, dass er eine andere räumliche Dimension und Beschaffenheit aufweist als Gassenräume. Bei historischen Dörfern entsteht diese räumliche Ausnahme des Dorfplatzes meist in Verbindung mit Gebäuden, welche in einem dörflichen Gefüge ebenfalls eine Sonderstellung einnehmen, wie zum Beispiel Kirchen, Markthallen oder Gemeindehäusern. Solche Gebäude unterscheiden sich von Wohnbauten sowohl strukturell als auch in ihrer Dimension. Durch diese Differenz markieren sie in einem dörflichen Gefüge meist schon durch ihre reine Präsenz ein Zentrum. (siehe Abb. 29.) Durch die unterschiedlichen Gebäude entsteht in einem Dorf oder auch in einer Stadt ein Rhythmus. Kevin Lynch beschreibt diesen Rhythmus in seinem Buch „Das Bild der Stadt“ wie folgt: „Er [der Rhythmus] besteht aus Gegenüberstellung, dem Wechsel und der Zuordnung von bezeichnenden, starken und nicht bezeichnenden schwachen Elementen.“36 Bei Seldwyla gibt es einen solchen Rhythmus nicht. Es gibt zwar neben den Einfamilienhäusern vereinzelte Mehrfamilienhäuser, diese unterscheiden sich allerdings zu wenig voneinander als dass sie einen solchen angesprochenen Rhythmus erzeugen könnten. Bei Seldwyla handelt es sich durch die expressive Formensprache bei allen Häusern um starke bezeichnende Elemente. Da bei Seldwyla wie bereits angedeutet die Zwischenräume direkt aus der Volumetrie der einzelnen Häuser hervorgehen, hat das Fehlen des angesprochenen Rhythmuses direkte Auswirkungen auf das Gefüge der Zwischenräume. Die Gleichförmigkeit, welche bei den Häusern Seldwylas vorhanden ist, findet sich demnach auch in der räumlichen Konstellation der Zwischenräume. Dies hat zur Folge, dass sich der Dorfplatz räumlich nur marginal von den Gassen unterscheidet. Auch die Säulen-Gruppierungen, welche ganz nach der Theorie von Olgiati die Wichtigkeit eines Orts markieren sollen, schaffen es nicht,


den Dorfplatz entscheidend vom Rest des räumlichen Gefüges zu differenzieren. Bei Halen ist das Zentrum etwas besser gelungen als bei Seldwyla. Der Dorfplatz bei Halen ist sozusagen eine Ausnahme im System. Dadurch entsteht eine räumliche Konstellation, die sich von den anderen Aussenräumen abhebt. Beim Dorfplatz wird deutlich, dass gewisse räumliche Differenzierungen nicht bloss durch kleinteilige Versatzstücke im Zusammenhang mit der Architektursprache erzeugt werden können. Abb. 32. „Am Platz“ Seldwyla, der abschüssige Dorfplatz, welcher der Siedlung ein Zentrum verleihen soll.

Abb. 33. Der Dorfplatz von Halen. Die räumliche Situation des Platzes bildet sozusagen eine Ausnahme im System.

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Ein weiterer Punkt, den es zu beachten gibt im Vergleich der beiden Siedlungen im Bezug auf die körperhafte Architektur ist die atmosphärische Dichte der Zwischenräume. Die Aussenräume von Seldwyla entstehen wie bereits angedeutet ganz nach Olgiatis Theorie: „Aussenräume entstehen als Zwischenraum zwischen selbständigen kubischen Körpern.“37 Auch wenn bei Seldwyla die Häuser zusammengebaut sind, sind sie durch die Versprünge immer noch als einzelne Häuser abzulesen. Die hohe atmosphärische Dichte, welche die Zwischenräume von Seldwyla aufweisen, geht auf die vielfältige Formen- und Architektursprache zurück. Halen hingegen bezieht seine Stärke aus der Wechselwirkung der streng geometrischen Architektur und wilden Natur der Umgebung. „Wer Halen heute besucht, da alles grün überwuchert ist, kann sich einen Augenblick lang fragen, ob es ihn nicht vielleicht in die umgebauten und wieder bewohnten Ruinen eines mediterranen Dorfes aus lang vergangener Zeit verschlagen hat.“38 Dieses Zitat von Frampton verdeutlicht diese angesprochene Wechselwirkung. Halen würde demnach mit grösster Wahrscheinlichkeit an Reiz einbüssen, wenn die angesprochene Wechselwirkung mit der natürlichen Umgebung nicht vorhanden wäre und sich die Siedlung beispielsweise in der Stadt oder Agglomeration befinden würde. Bei Seldwyla könnte man hingegen davon ausgehen, dass die hohe atomsphärische Dichte der Zwischenräume auch in einem anderen Kontext gewahrt werden könnte, dies da diese wie angesprochen durch die Formenvielfalt der Architektur erzeugt wird.

37 Boga, 1977. S. 285. 38 Frampton, 1994. S. 17.

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Abb. 34. Seldwyla, Blick in Richtung Dorfplatz. Der Zwischenraum wird vorwiegend durch die Architektur geprägt.

Abb. 35. Halen vor dem Hintergrund der Natur. Architektur und Natur stehen in einer präsenten Wechselwirkung.

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4.2 Die Theorie der „Schale“ und ihre Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Innen und Aussen So wie sich die Architektur- und Formensprache jeweils auf die Beschaffenheit der Zwischenräume auswirkt, so ist sie ebenfalls prägend für die Beziehung zwischen Innen und Aussen. Demnach kann festgehalten werden, dass aus den unterschiedlichen Architektursprachen von Halen und Seldwyla ebenfalls eine differente Beziehung zwischen Innen- und Aussenraum hervorgeht. Diese Differenz kann wiederum als eine Konsequenz betrachtet werden, welche aus den beiden unterschiedlichen Grundsatztheorien (Seldwyla: optische Sachlichkeit, Halen: Bezugnahme auf die Moderne) hervorgeht.

39 Boga, 1977. S. 285. 40 Boga, 1977. S. 285.

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Bei Seldwyla ist es wichtig zu verstehen, dass die Auffassungen und Theorien, welche hinter den massiven, weiss gekalkten Aussenwänden stehen auf die Theorie der „Schale“ zurückgehen. Eine Theorie, welche in der Architekturtheorie von Rudolf Olgiati zu finden ist. Olgiati definiert die Grundlagen der „Schale“ folgendermassen: „Die Mauerschale dient der Abgrenzung des privaten Bereiches. Sie ist fest im Boden verwurzelt und als offenes Gefäss (mit einem eingehängten Dach) mit dem Himmel konfrontiert.“39 Die Schale ist dementsprechend eine Ummantelung des Innenraumes, welche nur durch punktuelle Öffnungen das Innen und Aussen verbindet. Auch zu den Öffnungen gibt es die niedergeschriebenen Grundsätze von Olgiati: „Die Öffnungen in der Schale als Verbindung des inneren Intimbereiches zur äusseren Welt sind so platziert, dass Unwichtiges und Hässliches abgeschirmt, Wichtiges und Schönes betont werden. Annähernd quadratische Formen respektieren den Schalencharakter der Fassade, Schlitze zerschneiden deren kubische Wirkung.“40 Diese Theorie der Schale kommt bei Seldwyla beinahe unverfälscht zur Anwendung. Wie schon beim zuvor erwähnten Ferienhaus in Graubünden greift Keller bei Seldwyla auf die Überzeugung zurück, dass die Aussenwand als Schale das Innen und Aussen direkt trennt.


Am Vergleich mit Halen lassen sich die Konsequenzen dieser Auffassung exemplarisch aufzeigen. Halen ist wie bereits mehrfach erwähnt eine Addition von immer gleichen Schotten. Zwischen den parallel liegenden Wandscheiben grenzen jeweils sekundäre Elemente die einzelnen Räume gegeneinander ab (ersichtlich in Abb. 19.). Diese Elemente sind so zwischen den Schotten platziert, dass sie in entgegengesetzter Richtung zu den zwei angesprochenen Wandscheiben der Grundstruktur eine Schichtung von Raumsequenzen erzeugen. Durch diese Raumschichtung entsteht bei den einzelnen Haustypen jeweils eine Art Verlauf von innen nach aussen. So erfolgt der Übergang vom Öffentlichen zum Privaten über eine Tür, welche einen Patio (privat) zur Laube (öffentlich) abgrenzt. Auf der entgegengesetzten Seite des Zugangs gibt es mit dem persönlichen privaten Garten ebenfalls einen privaten Aussenraum. Diese Konzeption unterschiedlicher Raumsequenzen gewährleistet eine maximale Privatheit. Der Innenraum erhält durch die vorgeschalteten privaten Aussenräume jeweils eine Pufferzone zum öffentlichen Bereich. Die Wand ist somit nicht bloss Schale für den Innenraum, sondern grenzt auch Aussenräume gegeneinander ab. Die Fassade wird in ihrer Funktion auf mehrere Elemente aufgeteilt, so liegt die Abgrenzung von privat und öffentlich bei Halen nicht auf der gleichen Ebene wie die thermische Trennung von Innen- und Aussenklima. Das klassische Haus transformiert sich zu einem strukturellen Gefüge von verschiedenen Raumschichten.

Abb. 36. Halen, die angesprochenen Übergangssituation von Laube zum Patio.

Abb. 37. Halen, privater Garten zwischen den strukturellen Trennwänden.

Abb. 38. Halen, Schnitt durch eine Wohneinheit, die einzelnen angesprochenen Raumschichten sind dabei gut zu erkennen.

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Abb. 39. Seldwyla, Obergasse. Zwischen der Stützmauer und den Hausfassaden ergibt sich der Gassenraum.

Abb. 40. Seldwyla, Untergasse. Die Vorzone vor dem Haus wiederspiegelt das Leben.

41 Rebsamen, Keller, 1978. S. 44. 42 Schäfer, 1979. S. 8. 43 Interview Guyer, 2016.

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Betrachtet man hingegen Seldwyla, so wird klar, dass durch die Theorie der trennenden Schale solche Raumsequenzen wie die angesprochenen Pufferzonen bei Halen eine andere Ausformulierung haben. Bei Seldwyla ist es immer das Haus als unmittelbares Abbild der Innenräume, das dem Aussenraum direkt gegenüber steht. Die den Gebäuden vorgelagerten Räume sind demnach aus den Elementen des Hauses entwickelt. Dadurch entstehen sehr präzise ausformulierte Schwellenräume zwischen Innen und Aussen. Diese sind allerdings im Grundsatz öffentliche Räume, in welchen eine Kommunikation zwischen den Bewohnern stattfinden kann. Hanspeter Rebsamen hinterlegt diese Räume bei der Besichtigung Seldwylas sogleich mit seiner persönlichen Assoziation zu den überdachten Zonen von traditionellen Bauernhäusern, indem er sie folgendermassen umschreibt: „Jene überdachte Zone zwischen Innen und Aussen, wo Holz und Tannzapfen gelagert und getrocknet werden, wo Kinder, Katze und Hund spielen, wo Gemüse gerüstet wird.“41 Diese Beschreibung von Hanspeter Rebsamen erzeugt ein Bild einer dörflichen Stimmung. Die jeweiligen Zonen vor dem Haus sind somit Räume, welche durch bestimmte Funktionen belegt sind und die Gasse als Sozialraum aktivieren. Durch den Umstand, dass sich Innen (privat) und Aussen (öffentlich) bei Seldwyla direkt gegenüberstehen, entsteht eine grosse Interaktion zwischen den beiden Bereichen. Diese Interaktion prägt sowohl das Wohnen aber auch das Gemeinschaftsleben. So bezeichnen die Architekten von Seldwyla die Gassen ihrer Siedlung als „Gassen mit Augen.“42 Sie sprechen damit den Umstand an, dass es bei Seldwyla ein kommunikatives Verhältnis gibt zwischen den Innen- und Aussenräumen. Dieses Verhältnis wurde von Rolf Keller von Anfang an angestrebt. Rudolf Guyer bestätigte dies mit seiner Aussage: „Rolf Keller wollte, dass man an jedem Haus vorbeigehen kann und durch die Fenster in die Küche hineinschauen und dann sagen kann: Hier gefällt es mir, hier esse ich heute mit.“43 Diese Aussage zeigt eindrücklich auf, was Keller vorschwebte im Bezug auf die Gemeinschaft und das Zusam-


menleben. Besichtigt man die Siedlung Seldwyla in Zumikon, so ist die angesprochene Interaktion der Räume auch heute noch effektiv spürbar. Das Gefüge der Aussenräume ist verknüpft mit den Häusern Seldwylas, so sind alle Stützmauern Elemente, welche sich vom Haus aus in den Aussenbereich entwickeln. Es scheint, als gehen die Aussenräume beinahe nahtlos in die Innenräume über. Durch diese Beziehung von Architektur und Natur entstehen ein Raumgefüge, dass tatsächlich wie gewachsen anmuten. Abb. 41. Die von Rebsamen beschriebene Vorzone vor Kellers Haus.

Abb. 42. Übergang von öffentlich zu privat. Es wird deutlich, dass es sich bei den Übergängen bei Seldwyla um sehr präzise ausformulierte Schwellenräume handelt.

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5. Fazit Seldwyla und Halen, zwei Vertreter einer konstruierten Dörflichkeit, deren Vergleich verdeutlicht, welche räumlichen Konsequenzen aus unterschiedlichen Architektursprachen hervorgehen. Die Erkenntnis, dass sich die jeweiligen Grundsatzideologien (Moderne und optische Sachlichkeit), auf welche die jeweiligen Siedlungen zurückgehen, in allen Folgeelementen der Siedlung wiederfinden, lässt die Schlussfolgerung zu, dass die jeweiligen Grundsatztheorien eine Art übergeordneten Formgenerator darstellt. Die Architektursprache ist demnach bei beiden Siedlungen keine Willkürliche, sondern entspringt mehr oder weniger direkt den angesprochenen Ideologien. Die unterschiedlichen Ansätze der beiden Siedlungen führen zu einer grundlegend anderen Interpretation der einzelnen Wohneinheiten. Das klassische Haus als plastisches Volumen (Seldwyla) steht einem strukturellen Gefüge von verschiedenen Raumschichten (Halen) gegenüber. Diese Differenz der Grundeinheiten prägt die jeweiligen Zwischenräume visuell aber auch räumlich. Weiter geht daraus hervor, das bei Sedwyla der private (Innenraum) und der öffentliche (Aussenraum) Bereich in einer stärkeren Interaktion stehen als bei Halen, wo aus einer strukturellen Logik Pufferzonen zwischen den beiden Bereichen geschaffen werden. Weiter weisen die Gassenräume bei Seldwyla ein Raumgefüge auf, welches sich aus verschieden individuellen Situationen zusammensetzt. Bei Halen ist diese räumliche Differenzierung durch die Abhängigkeit vom System nicht gegeben. Es könnte somit abschliessend festgehalten werden, dass die grösste Stärke Seldwylas gerade die oft kritisierte Architektursprache ist. Denn durch die Architektursprache gelingt es, unterschiedliche räumliche Situationen zu schaffen. Die Formensprache von Seldwyla erzeugt somit auf räumlicher Ebene ein Abbild einer sozialen Vorstellung des Zusammenlebens. Bei Seldwyla gelingt es Rolf Keller also durch die Architektur, den Schlagwörtern Verwurzelung, Identifikation, Interaktion, Gemeinschaft und Sinnlichkeit ein räumli36 114


ches Gesicht zu verleihen. Seldwyla ist demnach der Versuch, eine soziale Vorstellung in eine architektonische räumliche Sprache zu überführen. Diese Erkenntnis, dass die Architektur ein räumliches Abbild von sozialen Vorstellungen ist, soll dazu anregen, die eigene entwerferische Arbeit ebenfalls in dieser Wechselwirkung zu reflektieren. Denn die Architektur steht heute mehr denn je in der Bringschuld gegenüber der Gesellschaft. Weil wirklich viel hat sich an der gebauten Realität seit den 70er Jahren nicht verändert. So könnte man heute beispielsweise auch die Anklageschrift „Bauen als Umweltzerstörung“ von Rolf Keller ohne grössere Probleme fortschreiben. Die Frage ist demnach berechtigt, ob die heutigen Agglomerationen und Städte noch ein Abbild menschlicher Bedürfnisse sind, oder ob ihre Erscheinung doch mehr auf wirtschaftliche Aspekte in einer globalisierten Welt zurückzuführen ist. Mit fortschreitender Globalisierung hat auch die Schweizer-Architektursprache seit den 70er Jahren zunehmend eine globale Sprache angenommen. Doch die Geschichte zeigt, dass es zu jedem Trend stehts einen Gegentrend gab. So kann man festhalten, dass das Gedankengut der 70er-Jahre in Zukunft womöglich wieder eine wichtigere Rolle einnehmen wird. Denn auch im Zeitalter von Facebook und der globalen Vernetzung lässt sich ein Gegentrend ausmachen, den man mit dem Slogan „lokal statt global“ umschreiben könnte. So ist es gut möglich, dass die heranwachsende Architekten Generation gefordert sein wird, diesem Bedürfnis der Menschen nach mehr Identifikation ein architektonisches Bild zu verleihen. Sicherlich ist anzumerken, dass hierbei weder die Architektur von Seldwyla noch jene von Halen, oder gar der Typus des historischen Dorfes eine direkte Lösung zum Problem liefern werden. Doch die Erkenntnisse, welche aus den jeweiligen Projekten hervorgehen, sowie das Bewusstsein, dass mit Hilfe der Architektursprache räumliche Situation geschaffen werden können, die eine bestimmte soziale Vorstellung wiederspiegeln, ergeben eine gute Basis für neue zeitgemässe Lösungen. Architektonisches Repertoire als Schlüssel einer «konstruierten Dörflichkeit»

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6. Anhang Interview mit Rudolf Guyer Seldwyla (Zumikon), 03.05.2016. Gekürzte Fassung: R.G. P.H.

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Rudolf Guyer Patrick Herger

P.H.

Ich denke, Sie haben viel zu erzählen über Seldwyla, demnach möchte ich dieses Interview mehr als ein Gespräch aufbauen, wenn Ihnen dies recht ist?

R.G.

Auf jeden Fall, ich kann ja gleich mal beginnen. Das was Sie hier sehen [Seldwyla] bezeichne ich als den Verdienst von Rolf Keller. Wir waren vier Studienkollegen, Rolf Keller, Walter Moser und Jakob Schillig und ich und wir haben damals beschlossen, nicht jeder für sich alleine ein individuelles Einfamilienhaus zu bauen, sondern ein kollektives Dorfmodell auszuprobieren. Dies war im Jahre 1966. Aber Sie haben wahrscheinlich spezifischere Fragen zu Seldwyla.

P.H.

Gerade dieser Entscheid interessiert mich sehr. Denn er ist ja in gewisser Weise beinahe als konträr zu den gängigen Ansätzen zu bezeichnen. Sie haben sich, das schliesse ich aus Ihrer Aussage, ganz bewusst von Anfang an dafür entschieden, ein Dorf zu planen. Was mich Wunder nimmt, aus welchem Grund ist man auf den Typus des Dorf gekommen? Ist das Dorf als Gegenbild zum Gebauten zu verstehen oder waren es soziale Aspekte, welche zum Typus des Dorfs führten?

R.G.

Ja, also, wenn jeder sein Einfamilienhaus baut, dann kann er das Grundstück auswählen und kann darauf sein eigenes Haus mit dem gewünschten Grundriss bauen. Dies kann er machen wo und wie er will, gemäss der Bauordnung. Wir hätten auch eine Siedlung bauen


können wie es damals üblich war. Aber wir wollten anstatt vordefinierten Haustypen unterschiedliche individuelle Einfamilienhäuser. Wir entschieden uns, dieses Vorhaben in einer verdichteten Bauform umzusetzen. Wir realisierten also mehrere Einfamilienhäuser in einer verdichteten Bauform. Sie müssen wissen, das Wort „Verdichten“ hat es zu dieser Zeit noch gar nicht gegeben.

R.G.

Also war Seldwyla in erster Linie eine Antwort auf die vorschreitende Zersiedelung der Schweiz?

P.H.

Auf jeden Fall. Es war sogar der Ausgangspunkt unserer Arbeit. Zumikon zum Beispiel hatte eine grosse Landhauszone mit einer Ausnutzung von 0.2. Dies bedeutet eine sehr niedrige Ausnutzung- sprich grosse Grundstücke für die einzelnen Villen. Wir hingegen wollten zwar auch individuell bauen, aber wir wollten diesen Landverschleiss nicht unterstützen. So entstand die Idee für Seldwyla. Doch die neuen Ansätze führten zu einem unglaublich langen Prozess. Ohne Rolf Keller, das darf man so sagen, wäre all dies nicht möglich gewesen. Er hat den ganzen Prozess von 1966 bis 1982 geführt. Einen grossen Teil seiner Zeit hat er dafür verwendet die Genossenschaft zu gründen und passende Leute für unser Vorhaben zu suchen. Da wir alle zu dieser Zeit sehr viel Arbeit in unseren eigenen Büros hatten waren wir froh, dass Rolf Keller damals die Führung übernahm.

R.G.

Wieso ist es so lange gegangen? Sie haben bei der Besichtigung angedeutet, dass es im Projekt immer wieder Änderungen gab. Welche waren das?

P.H.

Im Herbst 1966 ist der Beschluss gefallen, dass wir unsere Idee definitiv umsetzen wollen. Im Mai 1967 hat man die Genossenschaft Seldwyla gegründet mit dem Ziel der Erstellung dieser Wohnsiedlung. Von den ursprünglich rekrutierten 19 Mitgliedern waren am Schluss gerade noch drei dabei. Somit musste man immer wieder neue Mitglieder suchen, dies war unglaublich zeitintensiv. Man hat

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R.G.

dazumals keine Inserate gemacht, sondern vorwiegend im Freundes- und Bekanntenkreis gesucht. Dann hat man von 1967 – 1971 Land gesucht. 15 verschiedene Standorte haben wir geprüft. So haben wir immer wenn Land ausgeschrieben war, dieses besichtigt und analysiert. Doch erst 1971, als dieses Land hier ausgeschrieben war waren wir am Ziel unserer Suche angelangt. Wir haben das Land besichtigt und beschlossen, dass es den von uns definierten Kriterien entspricht. Der Vertrag mit dem zuständigen Bauern war anschliessend sehr schnell geregelt. Der grösste Teil der Zeit ging also durch organisatorische Dinge verloren. Die angesprochenen Änderungen kamen erst danach.

P.H.

Ist es so, dass man explizit nach Land an der Hanglage gesucht hat?

R.G.

Ja, das ist definitiv so. Dies kommt daher, da wir vor hatten, durch die Hanglage eine möglichst grosse Privatsphäre zu schaffen, ähnlich wie bei der Siedlung Halen bei Bern. In den Genossenschaftspapieren ist sehr gut dargestellt, was uns genau vorschwebte. (Rudolf Guyer zeigt eine Kopie der Genossenschaftspapiere) Hier zum Beispiel [Er verweist auf einige Skizzen] der angesprochene Dorfcharakter welcher für uns ein Leitbild war. Oder hier, die Geschichte mit der Parzellierung, dass man einzelne Parzellen ausscheidet und eine gemeinsame Grosserschliessung baut. Hier sehen Sie ebenfalls die erste Vision von Seldwyla, übrigens noch mit Flachdächern, wie man erkennen kann.

P.H.

Die Skizze mit den Flachdächern, ist die ebenfalls von Rolf Keller?

R.G.

Nein, die allererste Skizze war von mir. Die Idee dabei war, der Bevölkerung von Zumikon aufzuzeigen, wie unsere Siedlung aussehen könnte. Bei der ersten Abstimmung ist das Konzept ja durchgefallen. Ich geben Ihnen am Schluss unseres Gesprächs alle diese Unterlagen mit.


Besten Dank, das ist mir sicherlich eine grosse Hilfe bei meiner Arbeit.

P.H.

Wie ist man das Ganze angegangen ein Dorf zu planen? Das Dorf ist ja eine Addition von einzelnen Häusern. Sind Sie dabei von den einzelnen Häusern oder von den Freiflächen ausgegangen? Ja, das Ganze war natürlich ein langer Prozess. Wir haben uns jeden Dienstag über den Mittag im Büro von Rolf Keller zu viert getroffen (die vier Ursprünglichen). Rolf Keller hat voll an dieser Siedlung gearbeitet. Er war der Planer und hat das Gesamtkonzept gemacht. Wir sind jeweils über den Mittag gekommen und haben mit ihm die neusten Änderungen durchgesprochen. Aber die grosse Arbeit hat Rolf Keller geleistet.

R.G.

Man hat dann festgelegt, dass es gewisse Schwerpunkte geben muss. Ein Schwerpunkt war ein Dorfplatz mit einem Gemeinschaftraum, ein anderer die Spielwiese mit einem Schwimmbad. Dies alles waren Anlagen, die es in einer „normalen“ Siedlung sonst nicht hatte. Wir haben dann in der ersten Eingabe 1972 eine Ausnutzung von 0.5 vorgeschlagen. Dieser Vorschlag wurde jedoch, auf Grund der zu hohen Dichte, wie bereits gesagt bei der Gemeindeversammlung abgelehnt. Daher hat man die Ausnutzung im Anschluss auf 0.35 gesenkt, dies ist nicht ganz doppelt so viel wie sonst in dieser Zone. Danach war es wichtig, die Ausnutzung so zu verteilen, dass alle etwa die gleichen Möglichkeiten hatten. Was man aber klar sieht ist, dass die dritte Etappe etwas dichter ist als die anderen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass wir bei den beiden ersten Etappen etwas grosszügigere Gartenflächen geplant haben. Dies führte dazu, das wir im hinteren Bereich mehr Ausnutzung zur Verfügung hatten.Weiter ist es natürlich so, dass die hinteren Häuser höher sein mussten, sodass man auch in der zweiten Reihe freie Sicht hat.

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P.H.

Ist man bei der Planung vom Aussenraum oder vom Haus ausgegangen?

R.G.

Ja, es gibt ja bei jeder Planung einige Eckpunkte. Bei Seldwyla war dies wie angedeutet der Dorfplatz und die Spielwiese. Weiter gab es die Idee, die Häuser in Zeilen anzuordnen und den Wunsch, dass jeder einen eigenen Vorgarten von einer gewissen Tiefe (10-15 Meter) haben soll. Hinter den Häusern wollte Rolf Keller die Erschliessungswege unmittelbar den Häusern entlang machen, gegen diese Idee mussten wir uns dann aber wehren. Er hat gesagt, da muss man doch in jedes Fenster und in jede Küche hineinschauen können und wenns gut riecht, sagt man einfach, ich komme heute zu euch zum Essen. Er hatte teilweise eine Vorstellung von einem Gemeinschaftsleben, gegen welches wir uns wehrten. Die Idee war schon eine verdichtete Siedlung zu bauen, aber trotzdem sollte jeder seine Privatsphäre haben. Heute wohnen wir zwar alle zusammen, aber haben dennoch unsere Privatsphäre. Wenn wir Gemeinschaft wollen, dann gehen wir auf den Dorfplatz oder auf die Spielwiese. Aber die Idee, das man sich am Abend jeweils zu einem Glas Wein auf dem Dorfplatz trifft, wurde von uns nie so gelebt, wie es sich Rolf Keller vorstellte. Wir hatten gar nicht die Zeit dazu, wir arbeiteten viel und kamen am Abend jeweils erst spät nach Hause. Die Vorstellung einer Dorfgemeinschaft, die am Abend in die Beiz geht, blieb in gewisser Weise eine Illusion. Ich war ja ein halbes Jahr in der Provence als Maler, da gab es ein solches Dorfleben. Man hat sich abends auf dem Dorfplatz getroffen, zusammen gegessen und etwas getrunken. Doch dieses Lebensgefühl lässt sich natürlich nicht so einfach nach Zumikon bringen. Das hat was mit den Bewohnern zu tun. Die meisten sind Bauern und haben am Abend genügend Zeit. Hier in Seldwyla trifft man auf andere Bedingungen. Ja, und dann ist da noch dieses Garagenproblem. Man wollte Seldwyla ja frei von Autos haben, deshalb gibt es zwei Tiefgaragen. Ich muss

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Ihnen jedoch sagen, ich treffe die meisten Bewohner effektiv in der Garage. Das ist eben die moderne Gesellschaft. Dennoch würde ich sagen, dass das Gemeinschaftsleben in Seldwyla gut funktioniert. Wer will, kann sich ohne Probleme in den öffentlichen Räumen bewegen, diese laden auch dazu ein zu verweilen oder sich mit Anderen zu unterhalten. Dies zur Gemeinschaft. Man muss dazu aber auch noch sagen, dass Seldwyla eine exklusive Siedlung war. Die Häuser waren demnach nicht günstig und durch den aufwendigen Planungsprozess und die vielen Details waren die Baukosten schlussendlich meist noch höher als geplant. Aber jeder hatte in diesem Rahmen die Möglichkeit, seinem Budget entsprechend sein Eigenheim zu bauen. So hat der eine ein etwas grösseres, und der andere ein etwas kleineres Haus.

R.G.

Was für eine Rolle spielte die architektonische Formensprache?

P.H.

Sie sehen ja schon anhand meiner ersten Skizze, dass die Vorstellung eines Dorfes etwas mediterranes hat. Aber das Ganze hätte auch aus Beton sein können. Es hätte zwar einen ganz anderen Ausdruck bekommen, doch wichtig war eigentlich primär die räumliche Komposition der Siedlung. Aber Sie sehen es ja, das gebaute Seldwyla sieht etwas anders aus als auf der Skizze. Durch den Quartierplan ist es irgendwie dazu gekommen, dass man gesagt hat, wir machen Pultdächer. Als man dann bemerkt hat, dass mit den Pultdächern die Höhen nicht eingehalten werden können, entschied man sich dafür Satteldächer zu machen. So entwickelte sich die ganze Geschichte mit den Dachformen. Das alles ist natürlich die Architektursprache von Rolf Keller und es ist eigentlich auch keine Heimatstilarchitektur. Ja und zu den roten Ziegeldächer, kommt dann noch das Olgiati-weiss. Olgiati hat aber nicht nur verputzte Häuser gemacht, einfach dass Sie das wissen. Dann sind da noch die Holzfenster und die Kamine all diese Elemente erzeugen den Code, nach dem Seldwyla gebaut wurde. Dieser Code hat sich allerdings über eine längere Zeitspanne ent-

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R.G.

wickelt. Ich muss sagen, dies ist ja nicht gerade unsere Architektur, aber ich fand einfach die Grundidee gut und war von Anfang an dabei. Aber wir haben es uns nicht angemasst die Architektur unseres Kollegen zu kritisieren oder gar zu ändern. Ich bin überzeugt, dass die Siedlung eine sehr hohe Qualität hat und sich über die Jahre unglaublich gut gehalten hat. Bei Halen beispielsweise gab es viel mehr Probleme. Da gab es Streitereien bezüglich der Sanierung. Seldwyla hat sich immer als Einheit gehalten und dies ist sehr wertvoll. So ist die Stärke der Architektursprache, dass sie es schafft, eine Einheit zu erzeugen. Aber es ist klar, Seldwyla ist ein Kontrastbild. Es ging dabei natürlich auch darum, der Architektur wieder neue Werte zu verleihen. Rolf Keller forderte mehr Irrationalität in der Architektur. Seldwyla war seine persönliche Antwort auf diese Forderung.

P.H.

Gab es Referenzen für Seldwyla? Zum Beispiel Olgiati? Keller machte ja bekanntlich zu seiner Studienzeit ein Praktikum bei ihm.

R.G.

Ja, Olgiati war ganz klar eine Referenz, besonders im Bezug auf die Architektur. Das kann man der Siedlung ja auch ablesen. Olgiati war für Keller aber mehr als eine blosse Referenz. Ich meine, Rolf Keller hat im Studium immer Entwürfe gemacht, welche von Le Corbusier inspiriert waren. Wir haben ihn deshalb immer Le Keller genannt. Danach ging er zu Olgiati und kam mit einer beinahen gegensätzlichen Haltung zurück. Ich würde sogar sagen, dass Olgiati für Keller eine Art Lehrmeister war und seine Architektur nachhaltig beeinflusst hat. Dies war auch gut 15 Jahre später bei Seldwyla noch spürbar. Ich würde sagen Keller hat in seiner Zeit bei Olgiati dessen Elemente der Architektur entdeckt und auch übernommen. Doch Keller war dennoch ein eigenständiger Architekt. Er hat ja dann auch viel in Deutschland gebaut und dies in einer anderen Architektursprache. Bei Seldwyla ist es hald einfach so, dass gewisse dörfliche Element wie die angesprochenen Dächer und Mauern einfach dominanter sind als in anderen Siedlungen. Halen beispielsweise würde man auf


die Schnelle nie als ein Dorf beschreiben, Seldwyla hingegen schon. Die angesprochenen Elemente kommen wie schon zuvor gesagt aus der Theorie von Rudolf Olgiati.

R.G.

Gab es neben den architektonischen Referenzen auch Referenzen im Bezug auf das dörfliche Gefüge?

P.H.

Die gab es irgendwo bestimmt, wir sind ja alle weit gereist. Aber Seldwyla bezieht sich nicht wie Halen explizit auf eine historische Situation. Es war mehr eine Vorstellung, welche im Kopf entstand und geprägt war von vielen Eindrücken.

R.G.

Die Architektursprache von Seldwyla würde man auf Anhieb nicht gerade mit Ihrer Architektur in Verbindung bringen. Gab es nie einen inneren Konflikt Ihrerseits? Oder gar eine gewisse Zerrissenheit mit dem Projekt?

P.H.

Nein nein, mir war klar, dass jemand die Führung übernehmen muss, dieser jemand war Rolf Keller, er hat zehn Jahre seiner Karriere für Seldwyla geopfert. Er hat zwischen 1970-80 nichts anderes gemacht als Seldwyla. Deshalb war ich der Überzeugung, wenn er schon die ganze Arbeit gehabt hat, so soll er hier auch seine eigene Formensprache verwirklichen können. Es wäre ja unsinnig gewesen, wenn ich dann noch gesagt hätte aber wir müssen dieses und jenes noch ändern. Ich sage einfach immer, Seldwyla ist das Werk von Rolf Keller und die Idee dazu war ein Gemeinschaftswerk von uns allen. Aber Sie sehen ja, unser Haus sieht ein wenig anders aus als die anderen. Seldwyla bot demnach immer einen gewissen Spielraum. Meine einzige Kritik an Seldwyla wäre, dass es halt schon unglaublich verspielt ist. Andererseits bin ich immer wieder erstaunt, welch komplexe Raumkonstellationen Rolf Keller auf engstem Raum geschaffen hat. Höchste architektonische Kunst in meinen Augen.

R.G.

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P.H.

Hätte Seldwyla anders ausgesehen, wenn es Rolf Keller alleine gemacht hätte? Sprich, was sind Punkte, die sich verändert haben, aufgrund von Anregungen der anderen Architekten?

R.G.

Das war so ein langer Prozess, das weiss ich nicht mehr so genau. Keller wollte einmal noch ein Hallenbad, welches sich da befinden sollte, wo jetzt der Dorfplatz ist. Ansonsten war es einfach ein Prozess, an dem alle mitgewirkt haben. Aber am Schluss ist es der Verdienst von Rolf Keller und dass die ersten Ideen anders ausgesehen haben ist völlig in Ordnung. Ich glaube wenn es nicht so aussehen würde, hätte es auch weniger Qualität und es wäre nicht mehr das Werk von Rolf Keller.

P.H.

Wie ernst hat man bei Seldwyla die Struktur des Dorfes genommen? Es gibt ja Kritiken wie beispielsweise von Schnebli, welcher sagt, dass die Referenz des Dorfes nicht eingelöst ist. Oder auch die Aussage von Regula Bonomo, welche schreibt, dass es in Seldwyla den von Kevin Lynch angesprochenen Rhythmus der Stadt nicht gibt, da es sich bei Seldwyla bei allen Elementen um starke, bezeichnende Elemente handle.

R.G.

Das ist jetzt natürlich eine sehr theoretische Aussage. Es ist natürlich klar. Eine Stadt entwickelt sich in verschiedenen Gesellschaftschichten. Da gibt es Quartiere, welche bescheidener sind und andere, welche repräsentativer sind. Weiter gibt es da auch das Zentrum, in dem eine Gesellschaft zeigen will zu was sie fähig ist, dies sind dann die berühmten Stadtzentren. Bei Seldwyla war natürlich alles viel demokratischer. Man hat eine Genossenschaft gegründet und man hat Leute gesucht, die unsere Ideen teilten. Die Idee war, dass jeder mit seinem Haus gleich ist wie der Nachbar. Es gibt keine Differenzierung in der Wichtigkeit. Somit ist die Hintergasse gleich gewichtet wie die Vordergasse.


Hat dies auch damit zu tun, dass es sich bei der Funktion mehrheitlich um Wohnen handelt?

P.H.

Ja bestimmt auch. In Seldwyla gibt es nicht den Pfarrer der Siedlung der ein spezielles Haus braucht. Oder einen Bürgermeister, der wichtiger gestellt ist als die anderen Bewohner.

R.G.

Bleiben wir bei der Kritik, inwiefern würden Sie die Kritik an Seldwyla als persönlich motiviert bezeichnen? Beispielsweise die von Dolf Schnebli?

P.H.

Dies ist jetzt eine heikle Frage, ich weiss jetzt nicht ob ich Ihnen das sagen kann. Herr Schnebli ist ja ein Jahr älter als ich. Als er die Zwischenprüfung an der ETH nicht bestanden hatte, musste er die Schule verlassen. Er ging ja dann nach Strassburg und Amerika, wo er erfolgreich war. Doch er hatte immer ein spezielles Verhältnis zu jenen Architekten, welche dazumals an der ETH bleiben konnten. Man könnte fast sagen, er hatte etwas gegen die Architekten seiner Generation, welche die ETH erfolgreich abgeschlossen haben. Ich fand ihn ohne Frage einen guten Architekten. Doch er hat mir einmal gesagt, wir hätten das Heu architektonisch nicht auf der gleichen Bühne. Ich entgegnete darauf: Dies mag sein, aber wir können ja trotzdem gut miteinander auskommen.

R.G.

Ihr persönliches Werk ist geprägt von mehreren Umbrüchen. Ich würde sagen, es gab in der Anfangszeit eine Periode, die sehr stark von der Moderne beeinflusst war. Doch dann gibt es da einen relativ deutlichen Umbruch. Hat dieser Umbruch auch mit den theoretischen Schriften aus dieser Zeit zu tun?

P.H.

Ja das stimmt. In den 70er Jahren haben wir mit dem Holzbau begonnen, ja sogar schon in den 60er, wenn es mir recht ist. So haben wir beinahe alle 10 Jahre eine etwas andere Architektur gemacht. Ich meine, ein Architekt, der immer das Gleiche macht wäre ja langweilig.

R.G.

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P.H.

Wieso genau haben Sie dann etwas Anderes gemacht? Aus dem Umweltbewusstsein heraus oder aus der theoretische Debatte, oder haben Sie lediglich gesagt, jetzt erfinden wir uns neu?

R.G.

Nein, das kam einfach aus gewissen Projekten. Beim Wolfsberg haben wir beispielsweise Förrenholz verwendet. Wir hatten einfach das Gefühl, dass es den Bankern aus der Stadt gut tut, wenn sie nicht immer nur von Glas umgeben sind. So entwickelten wir einen Holzbau. In dieser ländlichen Gegend ist dies ja auch durchaus passend. Man sagte uns anschliessend immer, die Geschichte mit dem Förrenholz sei natürlich unglaublich dem Heimatstil verhaftet. Man muss dazu einfach wissen, dass Jehle, Schneebeli und ich unsere Jugend in der Zeit des Heimatstil verbracht haben, somit steckte dieser bei vielen noch in den Knochen. Wir haben das Landidörfli noch gesehen. An der ETH haben wir noch nichts von Le Corbusier oder Mies van de Rohre gehört. Als ich einmal im vierten oder im fünften Semester einen Vortrag gehalten habe über Le Corbusier und andere zeitgemässe Architektur, hat Professor Dunkel wütend das Zimmer verlassen und gesagt, hier an der Schule sage ich was gute Architektur ist und nicht Sie, Herr Guyer. Das waren da halt noch solche Verhältnisse. Darum muss man verstehen, wenn ein Schrägdach aufgetaucht ist, haben sofort alle allergisch darauf reagiert. Nur dadurch kann ich mir auch die harte Kritik an Seldwyla erklären. Aber eben, wie gesagt, die Entscheidung mit Holz zu bauen geht nicht auf ökologische Überlegungen zurück.

P.H.

Kommen wir zurück zum Thema der konstruierten Dörflichkeit. Ich habe diesbezüglich viele Dinge nachgeschlagen. Zu Beispiel Aspekte der Postmoderne, hier gibt es zum Beispiel Charles Moore, der einen Artikel über das Disney Land geschrieben hat. Dann gab es den Lunapark in New York, mit dem sich Rem Koolhaas befasst hat. Beide könnte man als Kulissenarchitektur bezeichnen, doch dennoch beinhalten sie Aspekte einer konstruierten Dörflichkeit und könnten


somit auch mit Seldwyla in Verbindung gebracht werden. Gab es bezüglich Seldwyla eine Auseinandersetzung mit solchen Projekten? Sie waren ja selbst auch in Amerika.

P.H.

Ja ich war da Dozent. Wir waren von 1956-59 in Amerika. Charles Moore und auch die Sea Ranch waren uns natürlich ein Begriff. Doch richtig angeschaut haben wir diese Dinge erst nach Seldwyla. Wir hatten ja die verschiedenen Phasen: 10 Jahre Beton, 10 Jahre Holz und dann als drittes die Postmoderne. Man muss sagen, wir sind natürlich auch mit der Zeit gegangen und waren beeinflusst von anderen. Gerade die 60er- Jahre waren in vielen Ländern sehr brutale Jahre gewesen, es wurde einfach gebaut, ohne gross Rücksicht zu nehmen. Darum kam dann in den 70er- Jahren eine Reaktion, in der man wieder auf eine gewisse Atmosphäre Wert gelegt hat. Aus diesem Kontext heraus ist dann auch Seldwyla entstanden. Aber solche Projekte haben Seldwyla nicht beeinflusst. Wir waren nicht so theoretisch, dass wir uns damit auseinandergesetzt hätten.

R.G.

Kann man Seldwyla demnach als eine Antithese bezeichnen? Oder als eine Antwort auf Rolf Kellers Buch „Bauen als Umweltzerstörung“?

P.H.

Ja, bei Rolf Keller kann die gebaute Architektur ganz klar als eine Antwort auf seine Kritik gesehen werden. Dies fing nach seiner Zeit bei Olgiati mit dem Projekt Muttenz an, dabei hat er erstmals in einem dörflichen Kontext gebaut. Dann kam die Siedlung Seldwyla, welche klar eine Abwehrhaltung gegenüber den 60er Jahren ist. Ich würde Seldwyla und Rolf Kellers Schulhaus Staudenbühl als seine Hauptwerke sehen und natürlich sein Buch. Damit hat er natürlich recht Stimmung gemacht.

R.G.

Das Buch könnte man heute fast fortsetzen wenn man sieht, wie die heutige Baurealität daherkommt.

P.H.

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R.G.

Ja das könnte man beinahe so sagen.

P.H.

War das Dorf gerade deshalb der richtige Typus, weil es ein Gegenbild zu den Grosssiedlungen darstellte?

R.G.

Ich muss dazu eines klarstellen. Unsere Generation war nicht so doktrinär. Das Ganze hat sich eben so ergeben, wir haben alle in einer Eigentumswohnung gelebt, hätte sich die Gelegenheit ergeben näher bei der Stadt zu wohnen, so hätten wir bestimmt auch damit leben können. Wir wollten einfach keine einzelnen Einfamilienhäuser bauen, so war Seldwyla die optimale Lösung für uns. Daraus kam dann diese angesprochene Dorfidee. Aber darauf kommt man noch schnell, wenn man eine gewisse Anzahl von Häusern zusammenbaut. Wie gesagt, das alles fand nicht auf einer solch doktrinären Ebene statt wie es heute manchmal dargestellt wird. So wurde aus Seldwyla auch nicht das angestrebte Grundsatzwerk von Kellers Architektur. Er hat nach Seldwyla gesagt, so einen langen Prozess würde er nicht noch einmal überstehen. Die individuellen Wünsche der Bewohner erzeugten eben doch enorm Aufwand in der Planung.

P.H.

Die Idee, dass mehrere Architekten gemeinsam eine Siedlung bauen, könnte man allerdings doch zu einem gewissen Grad als eine Pionierleistung sehen oder nicht? Dies sind ja Ideen, mit welchen man heute versucht Urbanität zu erzeugen, wie zum Beispiel bei der Europa-Allee in Zürich.

R.G.

Ja, dem ist vielleicht so. Aber wenn Sie jetzt die Europa-Allee anschauen muss man feststellen, dass sie viel zu heterogen ist. Jeder Architekt macht etwas ganz anderes. Deshalb war es bei uns so wichtig, dass einer die Führung hatte und alles koordinieren konnte. Nur so war es möglich, eine homogene Siedlung zu bauen.


Die Einheit war demnach von Anfang an gewollt? Sträubt man sich als Architekt nicht etwas dagegen? Sprich, hatten Sie nie den Drang wie einige andere Architekten, sich selbst zu verwirklichen?

P.H.

Nein, den hatte ich eigentlich nicht. Aber Sie sehen ja, unser Haus ist etwas anders als die anderen. Aber wie gesagt, ich habe mich da nie enteignet gefühlt, ganz im Gegenteil.

R.G.

Eine spannende Aussage, in einer Zeit, in der man das Gefühl hat, die Architektur sei beinahe nur noch zur Selbstverwirklichung oder zur Ökonomiemaschine verkommen.

P.H.

Ja, wenn ich die Stadtbilder heute anschaue, muss ich ehrlich sagen, die Architektur heutzutage ist effektiv etwas verrückt.

R.G.

Ja da stimme ich Ihnen durchaus zu.

P.H.

Jedes Hochhaus muss noch ein wenig schief sein, damit es ja einzigartig ist. Das sich die heutigen Architekten nicht zu einer gewissen Einheitlichkeit zusammenreisen können ist fraglich.

R.G.

Das Projekt von Muttenz wurde angesprochen. Gibt es da eine gewisse Verbindung zu Seldwyla? Seldwyla könnte man ja als „dörflich bauen in einem dörflichen Kontext“ beschreiben, Muttenz hingegen, „als dörflich bauen auf dem Land“.

P.H.

Muttenz hat dadurch, dass es ein Gemeindezentrum ist, wenig mit Wohnungsbau zu tun. Muttenz ist ein wunderschönes Projekt, aber gleicht Seldwyla nicht gross. Vielleicht haben die beiden Projekte gemeinsam, dass sie beide etwas an Olgiatis Architektur erinnern. Fritz Schwarz, welcher bei Muttenz auch dabei war, hat ebenfalls eine gewisse Zeit lang bei Olgiati gearbeitet. Schwarz und Keller haben viel zusammen gearbeitet, so wie wir viel mit Manuel Pauli gearbeitet haben.

R.G.

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P.H.

Welchen Stellenwert hatte für Ihre Generation die geschriebene Architekturtheorie?

R.G.

Wenig, muss ich ganz ehrlich sagen. Wir haben einfach immer viel zu tun gehabt. Wir haben viele Wettbewerbe gewonnen. Wir haben uns nie besonders mit der Theorie der Architektur abgegeben. Hoch interessant ist, dass man damals der Überzeugung war, dass es gar keine grosse Architekturtheorie gibt. Heute wo meine Enkel ebenfalls Architektur studieren, sehe ich, wie wahnsinnig theorielastig das Studium geworden ist. Da habe ich also noch viel gelernt. Ich bin wirklich erstaunt gewesen, besonders, das ist ja alles in der Zeit entwickelt worden, als wir praktiziert haben. Ich muss sagen, obwohl ich ja auch eine kurze Zeit an einer Hochschule unterrichtet habe, habe ich mich nie gross mit der Theorie befasst. Meine Meinung war, entweder bin ich in der Praxis oder in der Theorie tätig. Beides gleichzeitig war für mich nicht möglich. Was es zu unserer Zeit gab, waren die Le Corbusier-Bänder und vielleicht ein paar Bücher über Alvaro Aalto und noch die Bücher von Roht über neue Schulhäuser. Aber insgesamt waren dies vielleicht zehn Bücher. So habe ich während meiner Studienzeit das Wort Le Corbusier von den Dozenten nicht einmal gehört. Das alles musste man sich selbst erarbeiten.

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P.H.

Also hat man sich viel auch über das Reisen und das visuelle Analysieren angeeignet?

R.G.

Ja genau das ist so, das Zeichnen war natürlich auch ein wichtiges Mittel. Das sieht man ja auch bei Rolf Kellers Buch, welches auf der visuellen Ebene wirksam ist. Der Text in seinem Buch könnte man ja als relativ bescheiden bezeichnen. Wie gesagt, wir sind viel gereist und waren sehr interessiert. Aber ich muss sagen, ich wüsste in meiner Generation niemanden von meinen Bekannten, der wirklich so theorielastig gewesen wäre wie der heutige Untericht.


Vielleicht gerade noch im Zusammenhang mit der Theorie. Nach Rebsamen ist Seldwyla auf die Theorie der begehbaren Plastik von Le Corbusier zurückzuführen. Was meinen Sie dazu? War das bei der Entwicklung von Seldwyla überhaupt Thema?

P.H.

Also ich muss sagen, wir waren eine Generation, da gehört Rolf Keller auch dazu, die nicht von Beginn weg gesagt hat, wir wollen dieses oder jenes nach diesem Konzept machen. Die Projekte haben sich bei uns aus dem jeweiligen Programm entwickelt. Klar kann man Seldwyla als eine Plastik bezeichnen. Uns war dabei allerdings wichtiger, dass man den Körper der Architektur spürt. Es stand keine theoretische Idee im Vordergrund. Bei uns stand nicht wie beispielsweise bei Mario Botta die Persönlichkeitsidee im Zentrum. Ein Architekt sollte nicht die Idee haben sich zu profilieren, sondern er sollte etwas möglichst Gutes machen in der Wechselwirkung mit den gestellten Aufgaben.

R.G.

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6. Anhang Fragen und Antworten aufs dem E-Mail Verkehr mit Rudolf Guyer. R.G. P.H.

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Rudolf Guyer Patrick Herger

P.H.

Hat man bei der Konzeptphase von Seldwyla über Halen gesprochen? War es womöglich eine Referenz, auch wenn es sich um unterschiedliche Konzeptionen handelte? Dachte man auch über Halen eher positiv oder hatte man auch dort das Gefühl, dass es eine Monotonie durch die immer gleichen Elemente geben könnte?

R.G.

Die Siedlung Halen wurde als Architekturleistung von uns allen sehr geschätzt. Deren Konzept (ein Investor, eine Komposition mit wenigen Haustypen, die dann verkauft werden) entsprach aber nicht unserer Idee, den gestalterischen Gesamtrahmen für ein Dorf zu schaffen, in welchem verschiedene Architekten zusammen mit den einzelnen Bauherren deren individuelle Häuser planen und bauen konnten.

P.H.

Halen ist eine Interpretation von Corbusiers Projekt „Roq et Rob“, welches nie realisiert wurde. Könnte man behaupten, dass Seldwyla ebenfalls eine Interpretation von Le Corbusier war, allerdings beeinflusst durch die Auseinandersetzung mit der Plastik (z.B. Ronchamp), welche in Corbusiers Werken ebenfalls zu finden ist? Sprich, das eine Projekt (Halen) bezieht sich auf die rationalistische Architektur von Corbusier und das andere (Seldwyla) eher auf die Plastik und den menschlichen Massstab in Corbusiers Arbeiten?

R.G.

Le Corbusier war für unsere Generation absolute Leitfigur. Wir kannten alle seine Bauten, deren Gestaltungsspannweite so weit ist, dass auch die Plastizität von Seldwyla darin Platz findet.

P.H.

Ist es möglich, dass Keller diese Interpretation von Corbusier bei Rudolf Olgiati erlernt hat?

R.G.

Rudolf Olgiati war ein Fan von L-C. und man spürt dessen Einfluss in seinem Werk ebenso wie den der einheimischen Bündner Architektur und von vielem mehr .

P.H.

Was würden Sie sagen, sind die Häuser von Rolf Keller in Seldwyla Kopien von Olgiatis Häusern? Oder ist es eher so, dass Rolf Keller das Prinzip von Olgiati übernimmt? Sprich, Olgiati orientiert sich an der Antike, im Falle von Le Corbusier, aber auch beim Engadienerhaus. Entwickelte Rolf Keller womöglich eine eigene Formensprache über die Referenzen von Le Corbusier, der mediterranen Architektur und den alten Bauernhäusern, welche sich im Kanton Zürich fanden (z.B. Adliswil), für deren Erhaltung sich Rolf Keller eingesetzt hat?


Rolf Keller kopiert nicht, sondern entwickelt in Seldwyla eine Formensprache, die in vieler Beziehung mit der Denkweise von Olgiati übereinstimmt.

R.G.

Gibt es eine Erklärung, wieso Rolf Keller in Seldwyla grösstenteils den rechten Winkel umgangen hat? Ist das eine Antihaltung gegenüber der Moderne oder ein Thema, das er von Le Corbusier übernimmt?

P.H.

Rolf Keller ist so frei im geometrischen Umgang mit seinem Werk wie Olgiati und L-C.

R.G.

Ich stelle mir die Frage, ob die Kritiker Rolf Keller Unrecht taten, indem sie die Formensprache nicht akzeptieren wollten? Ist es denn nicht auch möglich, dass Rolf Keller diese spezifische Formensprache explizit für Seldwyla entwickelte und es eben viel mehr als eine banale Kopie eines mediterranen Feriendorfes war. Was denken Sie dazu?

P.H.

Die damalige Kritik an Rolf Keller und Seldwyla war engstirnig und kurzsichtig, wie deren Rezeption heute zeigt. Wenn man die Idee verwirklichen wollte, 40 Wohneinheiten individuell zu gestalten und trotzdem zu einer Einheit zusammenzubinden, war ein übergreifender Formenkanon nötig, den es zu entwickeln galt. Rolf Keller hat dies getan.

R.G.

Des weiteren gibt es den Satz beim Beitrag von Herr Ryf, der mich interessiert. Auf Seite 14 schreibt er:

P.H.

Was hier entstanden ist, kann mit dem von Achleitner geprägten Begriff als „regionalistische Architektur“ im Stilpluralismus der Postmoderne eingeordnet werden. Die Postmoderne ist hier begriffen als narrative Architektur, die architektonische und städtebauliche Vorbilder in mediterranen Siedlungen und in dörflichen Situationen der Schweiz aufnimmt und weiterverwendet. Was sagen Sie zu dieser Aussagen? Zu Marc Ryf: Ich würde Seldwyla nicht als regionalistische Architektur bezeichnen, sondern eher als Synthese von Vorbildern, um den oben genannten übergreifenden Formenkanon zu schaffen.

Architektonisches Repertoire als Schlüssel einer «konstruierten Dörflichkeit»

R.G.

Patrick Herger

55

133


7. Abbildungsverzeichnis Abb. 1. Skizze von Seldwyla. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 2. Luftaufnahme. Aus: http://www.e-pics.ethz.ch/index/ethbib.bildarchiv/ETHBIB. Bildarchiv_Com_FC24-8126-0004_25255.html (Aufgerufen 05.06.16 Abb. 3. Luftaufnahme Halen. Aus: http://88floors.tumblr.com/post/63824694416/siedlung-halen-bern-by-atelier-5 (Aufgerufen 05.16.16). Abb. 4. Skizzenhafte Darstellung zu den Leitsätzen. Aus: Ryf, (2008), S. 20. Abb. 5. Skizzenhafte Darstellung zu den Leitsätzen. Aus: Ryf, (2008), S. 21. Abb. 6. Skizze der städtebaulichen Vision. Aus: Ryf, (2008), S. 23. Abb. 7. Rolf Keller in seinem Haus. Aus: Seyboth, (2016), S. 12. Abb. 8. Kellers Anklageschrift. Aus: http://schoenstebauten.heimatschutz.ch/de/wachstumskritik (Aufgerufen 11.06.16). Abb. 9. Titelblatt der Ausgabe Dorf. Aus: „Dorf “, (1978), Titelseite. Abb. 10. Analysearbeit von historischen Städten. Aus: Steinert, (2014), S. 435. Abb. 11. Skizze von Le Corbusier. Aus: http://www.arcduecitta.it/2012/07/casbah-meccano-di-michele-sbacchi/le-corbusier-case-roq-et-rob-roquebrune-cap-martin-1949/ (Aufgerufen 11.06.16). Abb. 12. Santorini Griechenland. Aus: https://pixabay.com/de/santorin-meer-griechenland-treppen-360216/ (Aufgerufen 11.06.16). Abb. 13. Skizze von Rolf Keller. Aus: Ryf, (2008), S. 25. Abb. 14. Skizze von Atelier 5. Aus: Atelier 5. (1957). S. 17. Abb. 15. Ferienhaus Alezza der Familie Keller. Aus: https://www.pinterest.com/ pin/361554676313319721/ (Aufgerufen 09.06.16). Abb. 16. Skizze von Rudolf Guyer. Aus: Seldwyla, (1976) Titelblatt. Abb. 17. Unité d`habitation von Le Corbusier. Aus: https://www.pinterest.com/ pin/502503270897720497/ (Aufgerufen 09.06.16). Abb. 18. Skizze von Le Corbusier. Aus: http://www.studigroup.com/studi-place/2014/9/6/ neo-modernism-revival-of-high-modernism-in-china (Aufgerufen 05.16.16). Abb. 19. Additives System. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 20. Prinzipskizze zu Halen. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 21. Prinzipskizze zu Seldwyla. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 22. Prinzipskizze Halen. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016

56 134


Abb. 23. Prinzipskizze Seldwyla. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 24. Gassenraum bei Seldwyla. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 25. Gassenraum bei Halen. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 26. Situationsplan Halen. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 27. Querschnitt Sieldung Halen. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 28. Situationsplan Seldwyla. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 29. Querschnitt der Siedlung Seldwyla. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 30. Schemazeichnung zum Rhythmus der Stadt. Aus: Lynch, (2004). S 10. Abb. 31. Die angesprochenen Säulen. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 32. „Am Platz“ Seldwyla. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 33. Der Dorfplatz von Halen. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 34. Seldwyla, Blick Richtung Dorfplatz. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 35. Halen, vor dem Hintergrund der Natur. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 36. Halen, die angesprochene Überganssituation. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 37. Halen, privater Garten. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 38. Halen, Schnitt durch eine Wohneinheit. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 39. Seldwyla, Obergasse. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 40. Seldwyla, Untergasse. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 41. Die von Rebsamen beschriebene Vorzone. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016 Abb. 42. Übergang von öffentlich zu privat. Eigene Grafik: Patrick Herger 2016

Architektonisches Repertoire als Schlüssel einer «konstruierten Dörflichkeit»

Patrick Herger

57

135


8. Literaturliste Atelier 5. (1957). Wohnbauten und Siedlungen. (Das) Werk. Band 44, S. 16-17. Boga, T. (1977). Die Architektur von Rudolf Olgiati. Basel: Birkhäuser. Bonomo, R. (1978). Eine provisorische Bilanz. In: Werk -Archithese. Band 21-22. S. 50. Dorf (1978). In: Werk – Archithese, Heft 21-22, Band 65. Framthon, K. (1994). Die Entwicklung des modernen Siedlungsbau und der Beitrag von Atelier. In: Atelier 5 (Hrsg.), Atelier 5. Siedlungen und Städtebauliche Projekte. Braunschweig Wiesbaden: Birkhäuser.

H.M. (1996). Wohnsiedlung „Schlosspark“, Boll-Sinneringen bei Bern. 1996 : Architekten : Atelier 5, Bern. Werk, Bauen + Wohnen. Band 83. S. 30-37. Jehle-Schulte Strathaus, U. (2000). Die Siedlung Seldwyla in Zumikon ZH, 1975-1978 : ein exklusiver Ausweg : nachindustrielle, globale Ferienstimmung. Werk, Bauen + Wohnen, Band 87. S. 48-52. Keller, R. (1973). Bauen als Umweltzerstörung. Alarmbilder einer Un-Architektur der Gegenwart. Zürich: Verlag für Architektur Artemis. Keller, R. (1984). Chriesmatt – Gefühl gegen Kalkül. Db 4/84. Zumikon. Koch, M. (1995). Wohnbauten als Stadt-Bausteine. In: Werk, Bauen + Wohnen. Band 82. S. 8-25. Lynch, K.A. (2004). Das Bild der Stadt. Basel: Birkhäuser. Mitscherlich, A. (1965). Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag. Rebsamen, H. Keller, R. (1978). Siedlung „Seldwyla“ alias Rockwil : ein Modellfall. In: Werk - Archithese, Band 65, Heft 21-22, S. 42-48. Ryf, M. (2008). Siedlungen der 70er Jahre, Seldwyla als Einzelfall. Eine Dokumentation für den BSA. Schäfer, U. (1979). Herausgefordert : Bewohner und Architekt diskutieren mit Journalisten. In: Bauen + Wohnen = Construction + habitation = Building + home. Heft 1-2. S. 6-8. Schwarz, F. (1979). „Dorf “. In: Werk – Archithese. Heft 21-22, Band 65. S. 4-5.

58 136


Seldwyla (1967). Genossenschaft Seldwyla (Hrsg.), Genossenschaft Seldwyla (Leitsätze, Statuten, Protokoll der Gründungsversammlung, Gründungsmitglieder, Vorstand). Zürich. [s.n.]. (1979). Eine versäumte Architekturdebatte. In: Werk-Archithese, Heft 27-28. S. 66. Steinert (2014). Komplexe Wahrnehmung und moderner Städtebau. Paul Hofer, Bernhard Hoesli und ihre Konzepte der „dialogischen Stadt“. Zürich: Park Books. Van der Laan, D.H. (1992). Der architektonische Raum. Fünfzehn Lektionen über die Disposition der menschlichen Behausung. Leiden: E.J. Brill. Wieser, C. (2005). Erweiterung des Funktionalismus 1930-1950. Mit Beispielen aus der Schweiz und Schweden. Lausanne: EPFL Lausanne.

Mündliche Quellen Rudolf Guyer, Gespräch vom 3. Mai 2016 in Seldwyla, Zumikon. Christian Keller, Gespräch vom 6. Mai 2016 in Seldwyla, Zumikon.

Dokumentarfilm Riederer, U. (1988). Rudolf Olgiati. Architekt,, ein Film von Ursula Riederer. Dokumentarfilm. Malans.

Eigenständigkeitserklärung Hiermit bestätige ich, dass ich die vorliegende Arbeit selstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel verwendet habe. Die Stellen der Arbeit, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach anderen Werken entnommen sind, wurden unter Angabe der Quelle kenntlich gemacht.

Affoltern am Albis, 14.06.2016

Architektonisches Repertoire als Schlüssel einer «konstruierten Dörflichkeit»

Patrick Herger

59

137




140


Der Kreis als städtebauliches Prinzip Das Individuum als Ausgangspunkt zur Bildung einer dörflichen Gemeinschaft

von Özgür Üstel

141


DER KREIS ALS STÄDTEBAULICHES PRINZIP DAS INDIVIDUUM ALS AUSGANGSPUNKT FÜR DIE BILDUNG EINER DÖRFLICHEN GEMEINSCHAFT Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Özgür Üstel Sonnenbergstrasse 21 6005 Luzern Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wiesner Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 14.06.2016

ABSTRACT Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem «Kreis als städtebauliches Prinzip». Der Fokus liegt auf dem Runddorf von Fritz Schwarz. Die Hauptfragestellung befasst sich mit dem Potential, dass das Runddorf für eine Gemeinschaftsbildung leisten kann. Die These der Arbeit richtet sich an der Beziehung zwischen dem Individuum, der Gemeinschaft und der Öffentlichkeit. Wie wird diese durch die Form ermöglicht. Als Vergleichsobjekte dienen Bauten aus dem frühen 20. Jahrhundert die in ihren Leitgedanken die Gemeinschaft im Zentrum haben. Das Ergebnis der Arbeit zeigt das komplexe Raumgefüge, dass Fritz Schwarz im Runddorf erzeugt und so das Potenzial des Kreises zur Bildung einer Gemeinschaft scheinbar ausschöpft. 142


INHALT 1

EINLEITUNG

1.1 1.2 1.3 1.4 1.5

FORSCHUNGSKONTEXT FORSCHUNGSSTAND UND QUELLEN ZIEL DER ARBEIT VORGEHEN UND METHODE THESE

2

DIE ENTSTEHUNG VON BENGLEN

2.1 2.2 2.3 2.4

UNTERE BENGLEN OBERE BENGLEN FRITZ SCHWARZ WOHNSTRASSE GERLISBRUNNEN

3

DER SONNENHOF

3.1 3.2 3.3 3.4

DIE WEGE IN DIE GEMEINSCHAFT DER BRENNPUNKT DER GEMEINSCHAFT DIE GRENZLINIEN DES RUNDDORFS DAS WAHRZEICHEN IM ZENTRUM

4

RESÜMEE, FRAGEN & AUSBLICK

4.1 4.2

RESÜMEE FRAGEN & AUSBLICK

6 6 7 7 8

9 11 12 12

14 17 20 27

32 33

LITERATURLISTE

34

REDLICHKEITSERKLÄRUNG

41

INTERVIEWPARTNER

40

143 5


1

EINLEITUNG

1.1 FORSCHUNGSKONTEXT Nach einer regen baulichen Tätigkeit während der Nachkriegszeit, hervorgerufen durch den starken Anstieg der Bevölkerung und einer gleichzeitigen Wohnungsnot1, fällt die Schweizer Baubranche mit der Öl-Krise 1973 in eine Rezession.2 Bei den Architekten jener Zeit, findet damit auch eine Abkehr vom normierten Massenwohnungsbau statt. Es folgen kleine Projekte, die das Individuum und die dörfliche Gemeinschaft zum zentralen Aspekt ihres Entwurfs machen. So auch Fritz Schwarz mit seinem Runddorf, das im Dorfteil der oberen Benglen in der Zürcher Agglomerationsgemeinde Fällanden liegt und den Kern dieser Arbeit bildet. Dieses Runddorf besteht aus Reiheneinfamilienhäuser, die um einen gemeinschaftlichen Platz im Kreis angeordnet sind. Zusätzlich spannt die Arbeit einen Bogen zum Städtebau des frühen 20. Jahrhunderts, der sich ebenfalls mit den Themen von Individuum und Gemeinschaft befasst.

1

Schümperli, 1947, S. 381.

2

Moser, 2008.

3

Schwarz, 2016.

4

Schwarz, 2005.

144 6

1.2 FORSCHUNGSSTAND UND QUELLEN Das Runddorf von Fritz Schwarz bietet eine geringe Quellenlage, weil bis anhin keine vertiefte Auseinandersetzung damit stattgefunden hat. Die Ausgangsquelle bildet ein unverbindliches Gespräch mit Fritz Schwarz3 und das Buch «Fritz Schwarz, Projekte 1950 – 2000»4 aus seiner Sammlung. Damit kann das Wesen der Siedlung auf die Themen Individuum und Gemeinschaft eingegrenzt werden. Um es in einem möglichst gesamtheitlichen Rahmen zu analysieren dienen Bauten aus dem frühen 20. Jahrhundert als Hauptquellen. Die Radburn-Siedlung, zeigt die Beziehung zwischen Weg und Gemeinschaft.


Anhand der Hufeisensiedlung von Bruno Taut erfolgt ein typologischer Vergleich über Grundriss und Schnitt. Die Grosssiedlung Nahalal im Eretz Israel stellt die Gemeinschaft auch symbolisch in die Mitte und ermöglichst so einen Vergleich mit dem Runddorf. 1.3 ZIEL DER ARBEIT Diese Arbeit verfolgt das Ziel, mit dem Fokus auf das Runddorf von Fritz Schwarz, folgende Fragen zu beantworten: Welche räumliche Wechselwirkung besteht zwischen Öffentlichkeit, Gemeinschaft und Individuum? Wie sind die räumlichen Grenzen zwischen diesen drei Protagonisten im Runddorf ausgebildet? Wie fest ist der Kollektivgedanke im Sonnenhof verankert? Welche Beziehung besteht zwischen den Siedlungen des frühen 20. Jahrhunderts zum Runddorf? 1.4 VORGEHEN UND METHODE Als Basis der Arbeit dient eine Analyse des Ortes Benglen um die Faktoren für die Entstehung des Wohnquartiers aufzuzeigen. Dazu werden die historischen Geschehnisse von 1963 mit Hans Litz bis zur Entstehung der Wohnstrasse Gerlisbrunnen 1978 mit dem Sonnenhof aufgezeigt. Im Hauptteil der Analyse wird auf der Basis des Buches «Das Bild der Stadt»5 von Kevin Lynch eine Gliederung mit den folgenden Punkten erstellt: Wege, Brennpunkte, Grenzlinien und Merkzeichen. Dabei wird nicht auf das Buch eingegangen, sondern, vielmehr dienen die Stichworte dazu, Teilaspekte der Vergleichsobjekte auf einen Untersuchungsgegenstand im Runddorf herunter zu brechen. Zu jedem Analyseschritt werden Zwischenerkenntnisse als Einleitung im nächsten Unterkapitel verwendet. 5

Lynch, 2010.

145 7


Die Erkenntnisse werden am Schluss in einem Fazit zusammengefasst. Auf die Gartenstadtidee von Ebenezer Howard und die New Towns wird nicht eingegangen, weil diese den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen würden, obwohl diese den Analyseobjekten als Leitgedanke übergeordnet sind. 1.5 THESE Im Runddorf bricht Fritz Schwarz das Innen und Aussen des Kreises auf und erzeugt so ein komplexes räumliches System, dass eine selbstbestimmte Beziehung zwischen Individuum, Gemeinschaft und Öffentlichkeit ermöglicht.

146 8


2

DIE ENTSTEHUNG VON BENGLEN 20 km

2.1 UNTERE BENGLEN Als Folge der geringen Bautätigkeiten während des Zweiten Weltkriegs herrscht in den Nachkriegsjahren eine starke Wohnungsnot.6 Die Bauunternehmen sehen sich mit der Aufgabe konfrontiert, innert kurzer Zeit grossen bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen. In der Region Zürich ist das Unternehmen Ernst Göhner AG ein Vertreter für die Errichtung diverser Grosssiedlungen in der Elementbauweise.7 (Abb. 1) So auch in Benglen, einem Dorfteil der Gemeinde Fällanden im Kanton Zürich, etwa neun Kilometer östlich der Stadt Zürich gelegen. (Abb. 2)

© swisstopo

Abb. 2. Situationsplan von Zürich und Umgebung. Eingekreist ist Benglen. Leicht modifiziert. Aus: swisstopo, 2016.

15 km Bülach

Winterthur

10 km Baden

11 5

13

5 km

7

4

6

1 IGECO

2

Zürich

12

9

3 Uster

14 8

Horgen

10 Genf

14

Abb. 1. Erstellte Göhnersiedlungen mit über 50 Einheiten von 1965 bis 1984.

0

200

400 600m

Massstab 1: 25,000 Gedruckt am 05.06.2016 23:35 https://s.geo.admin.ch/6c4dd8c14e

6

Schümperli 1947, S. 381.

7

Furter, 2013, S. 10 – 11.

www.geo.admin.ch ist ein Portal zur Einsicht von geolokalisierten Informationen, Daten und Diensten, die von öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden Haftung: Obwohl die Bundesbehörden mit aller Sorgfalt auf die Richtigkeit der veröffentlichten Informationen achten, kann hinsichtlich der inhaltlichen Richtigkeit, Genauigkeit, Aktualität, Zuverlässigkeit und Vollständigkeit dieser Informationen keine Gewährleistung übernommen werden.Copyright, Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft. http://www.disclaimer.admin.ch

147 9


Abb. 3. Das geplante Schnellstrassennetz, eingekreist ist Bengelen. Leicht modifiziert. Aus: Furter, 2013, S. 134.

Abb. 4. Überbauungsvorschlag für Bengelen. Aus: Furter, 2013, S. 135.

Die kantonale Planung des Schnellstrassennetzes sieht in der Nähe von Benglen die Kreuzung von zwei Verkehrsachsen vor. (Abb. 3) Daraufhin erteilt die Gemeindeversammlung dem ortsansässigen Architekten Hans Litz den Auftrag zur Ausarbeitung eines Zonenplans für Benglen, dass das Potenzial des Standorts für eine Siedlung mit 4000 Einwohnern aufzeigen soll. Die erarbeitete Studie stellt Hans Litz unter dem Titel «Gartenstadt Benglen» 1964 vor und sieht für die zukünftigen Bewohner ein Leben im Grünen mit Erholungs-, Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten vor (Abb. 4 – 6).8

Abb. 5. Eine von drei Strukturstudien Aus: Furter, 2013, S. 135.

Abb. 6. Deckblatt der Bebauungsstudie zum Bauplatz Bengelen. Aus: Furter, 2013, S. 135.

Es dauert weitere sieben Jahre, bis die Ernst Göhner AG im Jahr 1971 mit dem Bau der ersten Etappe beginnen kann. Infolge der Ölkrise im Jahr 1973 und der Rezession, findet kein Vollausbau der Siedlung statt und schliesslich werden 1974 mit dem Bau des Schulhauses in Benglen die Bautätigkeiten der Ernst Göhner AG beendet.9 Durch die nur Teilweise ausgeführte Siedlungsstruktur erhält dieser Ortsteil den Namen «untere Benglen».

8

Furter, 2013, S. 133 – 136.

9

Furter, 2013, S. 138.

148 10


2.2 OBERE BENGLEN Das nun freistehende Bauland auf der «oberen Bengeln» wurde 1974 für einen zweistufigen Wettbewerb freigegeben und neun Architekten dazu eingeladen. Gewonnen hat diesen Wettbewerb der Zürcher Architekt Walter Schindler.10 Jedoch kommt es nie zu einer Umsetzung des Wettbewerbs. In einem Artikel, in der Zeitschrift «Schweizer Ingenieur und Architekt», werden die Günde wie folgt beschrieben: «Die geplanten […] Wohnungen waren für Familien mit Kindern eher zu klein. Die Nähe der bekannten Göhner-Überbauung mit ihren 600 noch nicht begrünten und teilweise unvermieteten Wohnungen sowie die Baurezession gemahnten die Genossenschaft an die finanziellen Risiken einer Grossüberbauung mit 350 neuen, gleichartigen Wohnungen.»11 Im Wettbewerb für die «obere Benglen», ist auch der ebenfalls aus Zürich stammende Architekt Fritz Schwarz mit einem Projekt vertreten und erreichte mit seinem Beitrag den zweiten Platz 12 (Abb. 7). Abb. 7. Wettbewerbsbeitrag von Fritz Schwarz für die «obere Bengle. Aus: Odermatt, 1975, S. 338.

10 Odermatt, 1975, S. 336. 11 Müller, 1983, S. 1120. 12 Odermatt, 1975, S. 338.

2. Preis (11 000 Fr.)

Fritz Schwarz, Zürich

Ans dem Bericht des Preisgerichtes Lebendig gestaltete Gebäudegruppen gliedern sich entlang reizvoll bewegter Gassenräume, durch grosszügige Freiflächen untereinander getrennt. Die Eingliederung der Baukörper in die Geländebewegung ist gelungen. Die gute Besonnung der intimen Gassenräume ist durch die Steildächer gewährleistet. Die Durchmischung der Wohnungstypen ist gut gelungen, die Auffindbarkeit der Wohnungen ist mit Aus¬ nahme der Kleinwohnungen gut.

3. Preis (11 000

Fr.) C.Znppiger un

Aus dem Bericht des Preisgerichtes Die Orientierung der Bauten ist z Grundstückes kommt149wenig zur G zügige Freiflächen. Die saubere T 11 Fussgängerverkehr ist gut gelöst. D Fusswege sind angenehm differen für die allgemeine Kontaktnahme. vor allem in den schönen und gut


2.3 FRITZ SCHWARZ Fritz Schwarz ist 1930 in Zürich geboren und absolvierte von 1948 bis 1953 sein Architekturstudium an der ETH Zürich. Ab 1955 war er selbständig mit seinem eigenen Büro.13 In dem Buch «Fritz Schwarz, Projekte 1950 – 2000» definiert er seine Architektur mit folgenden Begriffen: Gegensätze, Analogien, Erinnerungen, Reihen, Dächer, Treppen und Altes und Neues.14 Nach dem Projektwettbewerb auf der «oberen Benglen» ist Fritz Schwarz an zwei Bauten der Siedlung Seldwyla des Architekten Rolf Keller, die von 1975 bis 1978 in Bau ist, beteiligt.15 1978 tritt nochmals die Gemeinde Fällanden, mit ihrem noch unbebauten Bauland auf der «oberen Benglen», mit dem Projekt der «Wohnstrasse Gerlisbrunnen» an Fritz Schwarz heran. 2.4 WOHNSTRASSE GERLISBRUNNEN Das Projekt der «Wohnstrasse Gerlisbrunnen» (Abb. 8) konnte nur durch die initiative diverser Unternehmen im Jahr 1978 auf der «oberen Benglen» realisiert werden. Projektiert werden rund 200 Einfamilienhäuser und preiswerte Reihenhäuser für jüngere Familien, um als Ergänzung zur Grosssiedlung auf der «unteren Benglen» eine breitere Bevölkerungsschicht anzusprechen.16 Mit dem Sonnenhof ist auch Fritz Schwarz mit einer Überbauung an der Wohnstrasse Gerlisbrunnen beteiligt.

13 Schwarz, 2005, S. 16. 14 Schwarz, 2005, S. 10 – 13. 15 Rebsamen, 1978, S. 44. 16 Müller, 1983, S. 1120.

150 12


Zürcher Oberland und zum Säntis. In

den Jahren 1970-1975 erstellte eine be¬ kannte Zürcher Generalunternehmung in der sog. «Unteren Benglen» 600 Eigentumswohnungen. Diese Siedlung war nach den damaligen Erkenntnissen vorbildlich geplant und in guter Quali¬ tät gebaut worden. Während der Rezes¬ sion der Jahre 1975/78 konnten jedoch nicht alle Wohnungen verkauft wer¬

nicht begrünten und teilweise unver¬ mieteten Wohnungen sowie die Baure¬

len» bewährt hat. Die Einwohner sind, nach anfänglichen Bedenken, mit den geschickt eingeteilten Wohnungen und den grosszügigen Gartenanlagen zu¬ frieden. Auch die notwendige Infra¬ struktur ist vorhanden: Spielplätze, Schulen, Läden, ein kleines Hallenbad und eine direkte Buslinie in die Stadt Zürich stehen zur Verfügung. Die Wirt¬ schaft 3§pum Cholibuck», verschiedene

zession gemahnten die Genossenschaft an die finanziellen Risiken einer Grossüberbauung mit 350 neuen, gleicharti-. gen Wohnungen. In dieser Situation entschlossen sich im Jahre 1978 einige mutige Unternehmer, dieses gut gelegene Bauland zu erwer¬ ben und in Ergänzung der «Unteren

Gesamtübersicht. Überbauung Buchenweg linkifaben; Überbauung Gerlisbrumenstrasse Mitte links; Überbauung Sonnenhof rechts; Überbauung Föhrenweg in der Mitte. Die Wohnstrasse befindet sich in der unteren Bildmitte

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9

3

Abb. 8. Projekt der Wohnstrasse Gerlisbrunnen. Im Nordosten liegt die Göhnersiedlung. Aus: Müller, 1983, S. 1120.

151 13


Von Hans Müller, Benglen

Die «Obere Benglen» heisst Gerlisbrunnen, weil dort bis 1942 ein grösse¬ rer Moortümpel lag und verschiedene, kleinere Quellen flössen. Dort stehen noch rd. 110 000 m2 eingezontes Bau¬ land zur Verfügung. Es gehörte zum grössten Teil einer Wohn- und Bauge¬ nossenschaft, welche sich bemühte, darauf möglichst viele preiswerte Woh¬ nungen zu planen. Trotz zweier Archi¬ tekturwettbewerbe (vgl. SBZ Nr. 22, den. Wegen der grossen Zahl gleichzei¬ das Vorhaben an prak¬ scheiterte 1975) tig erstellter Wohnungen ist zudem die tischen Hindernissen: Die geplanten 3 DER SONNENHOF in der «Unteren Bevölkerungsstruktur 2Vf, 3¥t- und 4Vi-Zimmer-Wohnungen etwas einseitig zusammengeBenglen» waren für Familien mit Kindern eher setzt. klein. Die Nähe der bekannten Göhzu dass darfWEGE Trotzdem festgestellt 3.1 DIE INwerden, DIE GEMEINSCHAFT ner-Überbauung mit ihren 600 noch sich das Konzept der «Unteren Beng¬ nicht begrünten und teilweise unver¬ hat. Die Einwohner sind, len» Beibewährt der Betrachtung des Projektplans (Abb. 9) stellt man fest, mieteten Wohnungen sowie die Baure¬ nach anfänglichen Bedenken, mit den Genossenschaft dieWohnstrasse gemahnten dass sich der Sonnenhof von Fritzzession Schwarz von der geschickt eingeteilten Wohnungen und die finanziellen Risiken einer Grossan den zu¬ grosszügigen abkapselt undGartenanlagen so eine Distanz zu der Erschliessungsstrasse mit 350 neuen, gleicharti-. frieden. Auch die notwendige Infra¬ überbauung Wohnungen. gen in das Quartier erzeugt. Von der Gerlisbrunnenstrasse aus ist vorhanden: struktur Spielplätze, dieser Situation entschlossen sich im Hallenbad kleines In ein Schulen, Läden, gelangt man über eine breite Stichstrasse und drei schmale und eine direkte Buslinie in die Stadt Jahre 1978 einige mutige Unternehmer, dieses Bauland Die Wirt¬ in stehen Wege aus Umgebung den des Runddorfs. gelegene Zürich zu erwer¬ Verfügung. gut Hof zur der schaft 3§pum Cholibuck», verschiedene ben und in Ergänzung der «Unteren

Dank der Initiative einiger Unternehmer entstand im vergangenen Jahr ein grösseres Einfa¬ milienhausquartier rund drei Kilometer von Zürich-Witikon entfernt. Seine Erschliessung erfolgte mit besonderer Sorgfalt. Eine der ersten Wohnstrassen im Kanton Zürich wurde dort gebaut. Im folgenden werden die Wohnstrasse und drei angrenzende, in ihrem architektoni¬ schen Habitus stark voneinander abweichende Überbauungen gezeigt. Eine vierte Überbau¬ ung liegt etwas abseits, gehört aber trotzdem zum Gesamtbild des Quartiers und zeichnet sich sowohl durch ihre besondere Lage an einem bewaldeten Tobel wie durch die eigenwillige bauliche Gestalt aus.

Geschichtliches Der ehemalige Weiler Benglen, Ge¬ meinde Fällanden, hegt inmitten einer ausgedehnten Waldlichtung und er¬ freut sich einer schönen Aussicht ins Zürcher Oberland und zum Säntis. In den Jahren 1970-1975 erstellte eine be¬ kannte Zürcher Generalunternehmung in der sog. «Unteren Benglen» 600 Eigentumswohnungen. Diese Siedlung war nach den damaligen Erkenntnissen vorbildlich geplant und in guter Quali¬ tät gebaut worden. Während der Rezes¬ sion der Jahre 1975/78 konnten jedoch nicht alle Wohnungen verkauft wer¬

(Abb. 10)

Gesamtübersicht. Überbauung Buchenweg linkifaben; Überbauung Gerlisbrumenstrasse Mitte links; Überbauung Sonnenhof rechts; Überbauung Föhrenweg in der Mitte. Die Wohnstrasse befindet sich in der unteren Bildmitte

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Abb. 9. Die Überbauungen Gerlisbrunnenstrasse, dem Sonnenhof und der Wohnstrasse. Leicht modifiziert. Aus: Müller, 1983, S. 1120.

1120

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Abb. 10. Situationsplan vom Sonnenhof. Blau eingezeichnet, die Stichstrasse ausgehend von der Gerlisbrunnenstrasse und gelb die drei schmalen Fussgängerwege. Leicht modifiziert. Aus: Grebac, 2015, S. 18 & 19.

Betrachtet man diese Konstellation der Wegführung, kann eine Parallele zu den städtebaulichen Theorien des schottischen Stadtplaners Sir Patrick Geddes für Tel Aviv im Jahr 1925 gezogen werden. Darin beschreibt Geeds in einem von ihm verfassten Rapport, «die Hierarchisierung der Strasse» als ein wesentliches Merkmal. Dies bedeutete in der Umsetzung eine Trennung der Fussgängerwege und der Strassen für den Automobilverkehr.17

17 Sonder, 2005, S. 170 – 171.

153 15


Abb. 11. Situationsplan von Radbrun 1929. Aus: Birch, 1980, S. 127.

Besser ersichtlich und vergleichbar mit dem Runddorf von Fritz Schwarz wird dies bei den Gedanken zur Planstadt Radburn (Abb. 11). Der Radburn-Plan ist benannt nach der gleichnamigen Stadt im amerikanischen Bundesstaat New Jersey und liegt 20 Kilometer von New York City entfernt. Diese wurde durch die «Regional Planning Association of America» im Jahr 1923 geplant und 1929 umgesetzt. Das Konzept basiert auf den Gedanken der europäischen Planstädte und auf Arbeiten von Ebenezer Howard und Patrick Geeds. Der Plan von Radburn sieht eine Ringstrasse vor, die ausschliesslich für den Automobilverkehr ist. Innerhalb dieses Rings werden Wohnblocks aus Einfamilienhausclustern angeordnet. Diese Cluster schliessen mit einer Stichstrasse direkt an die Ringstrasse an. In der Mitte dieser Anordnung bleibt eine grosszügige Grünfläche für die Bewohner frei.18 (Abb. 12)

Abb. 12. Nähere Betrachtung eines Clusters (gestrichelter Rahmen) in Radbrun. Blau eingezeichnet, die Stichstrasse ausgehend von der Schnellstrasse und gelb die schmalen Fussgängerwege, die in den Park führen. Leicht modifiziert. Aus: Birch, 1980, S. 139.

18 Birch, 1980, S. 125 & 126.

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Bei der Gegenüberstellung der Abbildungen 9 bis 12 wird ersichtlich, dass bei der Wegführung in das Runddorf der Vergleich mit einem Wohnblock aus dem Radburn-Plan mit der Idee der Hierarchisierung der Strasse auch im Sonnenhof ablesbar ist. 3.2 DER BRENNPUNKT DER GEMEINSCHAFT Geht man auf den Wegen des Runddorfs weiter in den Hof hinein, erkennt man die Unterschiede zu Radburn aufgrund der Hierarchisierung der Strassen. Im Sonnenhof liegt der Gemeinschaftsbereich im Hof und kommt mit dem Fahrzeugverkehr zusammen. Dieser wird zur Umgebung hin durch die im Kreis aufgefächerten Reihenhäuser abgegrenzt (Abb. 13), wohingegen auf dem Radburn-Plan der Park für die Gemeinschaft sich hinter den Clustern befindet und räumlich durch mehrere Wohnblocks definiert wird. (Abb. 14)

Abb. 13. Situationsplan vom Sonnenhof. Blau eingezeichnet, die Stichstrasse ausgehend von der Gerlisbrunnenstrasse und gelb die drei schmalen Fussgängerwege. Im Zentrum kommen diese zusammen und Grenzen den zentralen Gemeischaftsbereich ein. Leicht modifiziert. Aus: Grebac, 2015, S. 18 & 19.

Abb. 14. Cluster in Radbrun. Gelb die schmalen Fussgängerwege, die in den Park führen (grün als Fläche schraffiert). Dieser ist nur für Fussgänger zugänglich. Leicht modifiziert. Aus: Birch, 1980, S. 139.

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Abb. 15. Baum- (a) und Halbverbandsstruktur (b) von Christopf Alexander. Aus: Alexander, 1967, S. 284.

Der Unterschied zwischen der Gemeinschaftsstruktur von Radburn und dem Runddorf kann mithilfe von Christoph Alexanders Text «Die Stadt ist kein Baum»19 aufgezeigt werden. Darin beschreibt er die Städte anhand von Abstraktionen von Baum- und Halbverbandsstrukturen (Abb. 15). Der Baum wird in diesem System wie folgt beschrieben:

a

b

19 Alexander, 1967. 20 Alexander, 1967, S. 284. 21 Alexander, 1967, S. 284.

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«Eine Ansammlung von Mengen bildet einen Baum, wenn und nur wenn von jeden beliebigen zwei Mengen der Ansammlung entweder die eine vollständig in der anderen enthalten ist, oder beide gänzlich getrennt sind.»20 In diesen Vergleichen wird die Menge als Raum verstanden. Bezogen auf Radburn heisst das (Abb. 16), dass sich der Aussenraum als die übergeordnete Struktur immer weiter unterteilt bis zum einzelnen Haus. Dadurch entsteht keine Überschneidung von Gemeinschaft und Individuum. Entgegengesetzt dazu kann das Runddorf von Fritz Schwarz in der Definition von Christoph Alexander als Halbverband bezeichnet werden. Demnach erfüllt es die Voraussetzung, dass sich mindestens zwei Räume überschneiden und so ein Austausch und eine Abhängigkeit unter ihnen entsteht.21 Dies ergibt für den Sonnenhof ein komplexes Raumschema (Abb. 17) und setzt die Gemeinschaft nicht nur formal, sondern auch konzeptionell ins Zentrum.


Abb. 16. Radburn l채sst sich in einer klaren Baumstruktur darstellen.

Gemeinschaft

Individuum

Individuum

us

Ha

Gemeinschaft

Abb. 17. Darstellung vom Sonnenhof als Halbverband. Zu erkennen ist, dass das Haus sowohl den Raum f체r die Gemeinschaft beinhaltet als auch den Individualraum. Jedoch ohne diese Gegens채tze direkt gegen체ber zu stellen.

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Abb. 18. Die Grosssiedlung Britz von Bruno Taut, wird auch Hufeisensiedlung genannt, wegen der Hufeisenzeile in der Mitte der Siedlung. Aus: Henningsen, 2013.

Abb. 19. Bauarbeiten an der Hufeisenzeile. Fotograf: Paul W. John.

22 Schwarz, 2005, S. 145. 23 Shigemura, 1995, S. 237. 24 Henningsen, 2013.

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3.3 DIE GRENZLINIEN DES RUNDDORFS Das Halbverbandsschema des Runddorfs (Abb. 17, S. 19) kann bei einer näheren Betrachtung von Grundriss und Schnitt weiter entschlüsselt werden und ergibt so einen Rückschluss auf folgende Aussage von Fritz Schwarz: «Das Runddorf thematisiert den Gegengensatz zwischen Individuum und Kollektiv, Familie und Dorfgemeinschaft. […]»22 Um diesen Gegensatz genauer herauszuarbeiten lohnt sich der Vergleich vom Runddorf von Fritz Schwarz mit der Berliner Grosssiedlung Britz (Abb. 18) des deutschen Architekten Bruno Taut. Diese von 1925 bis 1939 erstellte Siedlung wurde ausserhalb von Berlin, als Gartenstadt, mit dem Grundgedanken des sozialen Wohnungsbaus erstellt.23 Aufgrund einer 350 Meter langen Zeile, die sich um eine eiszeitliche Senke schlingt und von Bruno Taut wie ein Hufeisen geformt wurde(Abb. 19), ist sie auch bekannt als Hufeisensiedlung.24


Diese Gegenüberstellung wird gemacht, weil sich der Sonnenhof, wie auch der Hufeisen durch ihre Form mit den Themen der Grenzlinien von Umgebung zum Individuum und der Gemeinschaft auseinander setzen und im Gegensatz zu einem Wohnblock in Radburn (Kap. 3.2) ist der Innenraum der Hufeisensiedlung als Gemeinschaftsraum konzipiert. Ähnlich wie beim Runddorf führt ein breiter und drei schmale Zugänge in den Hof. (Vgl. Abb. 20 & 21)

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Abb. 20. Zugänge Sonnenhof.

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Abb. 21. Zugänge Hufeisen.

Der Hof wird von der Wohnzeile gefasst und gliedert sich anschliessend in einen privaten Grünraumstreifen von etwa 30 Metern Tiefe und einem gemeinschaftlichen Grünraum mit einem Teich im Zentrum (Abb. 22 – 24).

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Abb. 22. Wohnzeile des Hufeisens.

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Abb. 23. Mietergärten

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Abb. 24. Öffentlicher Grünraum

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Durch den breiten zentralen Weg bekommt der Hof eine klare Addressierung. Im Gegensatz zum Runddorf, sind die Wohnungen über die aussen umlaufende Lowise-Reuter-Ring Strasse erschlossen (Vgl. Abb. 25 & 26).25

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Abb. 25. Erschliessung im Sonnenhof

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Abb. 26. Erschliessung im Hufeisen.

Für eine Verbindung von Innenraum zu Aussenraum bildet Bruno Taut zum Hof hin, für jede Wohnung eine Loggia aus. (Abb. 27) Eine weitere Loggia ist als Bezug zum Strassenraum nur in den Wohnungen über den Durchgängen in den Hof zu finden. (Abb. 28)

Abb. 27. Grundrisstypologie der Hufeisenzeile mit einer Loggia. Aus: Althaus, 2013, S. 23.

25 Buschfeld & Lesser, 2016.

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Abb. 28. Grundrisstypologie der Wohnung mit Loggia auf zwei Seiten. Aus: Kähler, 1989, S. 40.


Untersucht man den Sonnenhof auf seine räumlichen Grenzen kann man im Gegensatz zum Hufeisen eine grössere Vernetzung der privaten und öffentlichen Räume feststellen. Der Platz im Sonnenhof bildet zugleich die Adresse für die Gemeinschaft und die Häuser. Auf diesem Platz werden die Häuser durch das Versetzen zueinander räumlich ablesbar (Abb. 29) und zudem wird damit erreicht, dass der Dachraum durch ein seitliches Fenster belichtet werden kann. (Abb. 30).

Abb. 29. Durch das Versetzen werden die einzelnen Häuser akzentuiert.

Abb. 30. Das seitiche Dachfenster wird durch die Verschiebung ermöglicht. Aus. Schwarz, 2005, S148.

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Abb. 31. Hausansicht mit der ebenerdigen Erschliessung und der Terrassentreppe.

Die Wohnungen werden auf zwei verschiedene Arten über die Hofebene erschlossen. Einerseits gibt es einen gedeckten, ebenerdigen Eingang neben der Garagentür und darüber hinaus besteht die Möglichkeit, über die Terrassentreppe in das Haus zu gelangen (Abb. 31). Durch diese räumliche Trennung der Eingänge auf zwei Ebenen erzeugt Fritz Schwarz im Schnitt eine Überlappung von zwei Raumsituationen (Abb. 32). Eine für die Bewohner, der direkt in die private Wohnung führt, und eine für die Besucher über die halbprivate Terrasse.Dies wird in den Grundrissen folgendermassen ersichtlich: Auf der Hofebene kann ein starker Schnitt vom öffentlichen zum privaten Raum beobachtet werden. Betritt man die Wohnung über den Terrassenzugang erzeugt dieser durch die Höhe einen räumlichen Abstand zum Hof. (Abb. ) Dies wiederum erzeugt eine Distanz, aber lässt die Terrasse als Blickbezug offen zum Gemeinschaftsraum (Vgl. Abb. 33).

Privat Halbprivat Gemeinschaft

Abb. 32. Die unterschiedlichen Eingangssituationen im Sonnenhof.

162 24

0

2

5

10m


Abb. 33. Blick von der Terrasse auf den gemeinschaftlichen Platz.

Abb. 34. Blick vom Wohnzimmer in den Garten.

Dadurch entsteht im ersten Wohngeschoss ein stufenweiser Übergang vom öffentlichen Hof bis in die Wohnung. Vom halbprivaten Aussenraum gelangt man in die Wohnküche, die ebenfalls als halbprivate Zone konzipiert ist. Anschliessend gelangt man über eine Treppe, die den Übergang in die private Zone symbolisiert, in das Wohnzimmer oder die Schlafzimmer im Obergeschoss. Das Wohnzimmer bietet zwar einen Blick in den privaten Garten (Abb. 34), aber betritt man diesen Garten befindet man sich in einer gemeinschaftlichen Mikrostruktur im Sonnenhof (Abb. 35 & 36). Dies ist eine Folge der Wege in das Runddorf, die die Gemeinschaft im Garten auf eine nachbarschaftliche Grösse herunterbrechen. Dieser Vergleich zeigt, dass Fritz Schwarz im Sonnenhof den Gemeinschaftsraum nicht als selbstständigen Raum sieht, sondern dass dieser in einem grösseren Austausch mit dem Individuum steht. Im Gegensatz dazu gibt es im Hufeisen klare Grenzen vom öffentlichen, zum gemeinschaftlichen und dem privaten Raum. Nebst dem, dass die Wohnung in beiden Objekten den primären Behälter für das Individuum darstellt, richten beide die Gemeinschaft in das Zentrum.

Abb. 35. GartenfassadenAnsicht.

Abb. 36. Die Gärten werden wenige Meter durch die Vegetation voneinander getrennt, aber sind offen unter den Parteien.

163 25


Abb. 37. Eingang Ăźber die Hofebene.

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Abb. 38. Eingangssituation Ăźber die halbprivate Terrasse.

164 26

Privat Halbprivat Gemeinschaft


3.4 DAS WAHRZEICHEN IM ZENTRUM Das Zentrum als Ort der Gemeinschaft wird in der Hufeisensiedlung mit dem Teich symbolisiert (Vgl. Abb. 39).26 Bei Fritz Schwarz erkennt man eine Ähnlichkeit im Zentrum. Dieser ist, wie auch der Teich bei Bruno Taut, tiefer gelegen und kann als gemeinschaftlicher Veranstaltungsplatz oder Wasserbecken benutzt werden (Vgl. Abb. 40 – 41).

Abb. 39. Der Hufeisenteich im Zentrum der Siedlung. Von: Henke, 1927.

Abb. 41. In der Mitte des Runddorfes findet eine Vertiefung, die als kleiner Schwimmbecken benutzt werden kann.

Abb. 40. Zentraler Platz für Veranstaltungen. Aus: Schwarz, 2005, S. 149.

26

Shigemura, 1995, S. 236.

165 27


Abb. 42. Genossenschaftsmodell von Eliezer Joffe. Aus: Sonder, 2005, S. 253.

Abb. 43. Skizze von Nahlalal von Richard Kaufmann, in der Mitte liegt der Wasserturm. Aus: Sonder, 2005, S. 254.

27

Sonder, 2005, S. 143.

28

Sonder, 2005, S. 147.

Das Wasser im Mittelpunkt einer Gesellschaft wird in den Plänen des Stadtplaners Richard Kaufmann im Eretz Israel beschrieben. Auf der Grundlage des Genossenschaftsmodells vom Agronom Eliezer Joffe (Abb. 42) entwickelt Kaufmann die Siedlung Nahalal (Abb. 43).27 Wie wichtig Kaufmann die Mitte der Siedlung ist, beschreibt er mit folgenden Worten: «Im Mittelpunkt der Siedlung, auf der höchsten Stelle des Hügels, stehen die wichtigsten kulturellen und wirtschaftlichen Gemeinschaftsbauten, die Siedlung krönend und so auch die Herrschaft des Gemeinschaftsprinzips nach aussen hin veranschaulichend. […] Hier liegen Beth Haam (Volkshaus), Schule, […] usw., derart, dass das zentrale Leben der Siedlung in ihrem Herzpunkt vereinigt ist.»28 Betrachtet man die Wege zum Zentrum so orientieren sich diese beim Hufeisen, wie auch bei Nahalal, zum Mittelpunkt hin. (Abb. 44 & 45)

Abb. 44. Der Teich im Zentrum der Wege im Hufeisen.

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Abb. 45. Der Wasserturm im Zentrum des Kreises in Nahalal. GSEducationalVersion

166 28


Im Runddorf hingegen ist zu beobachten, dass sich die Strasse und die Wege nicht auf das Zentrum hinbewegen. (Abb. 46) Es treffen drei Wege gegenüber den Sitzstufen zusammen. Im Gegensatz zum Hufeisen und der Siedlung Nahalal hat das zur Folge, dass die Gemeinschaft des Sonnenhofes auf ihrem Dorfplatz einen intimen Raum im Aussenraum und sich so den Blicken der Öffentlichkeit ausserhalb ihrer Gemeinschaft entzieht (Abb 47 – 50).

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Abb. 46. Die Fluchten der Wege treffen sich nicht in der Mitte des Runddorfes.

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Abb. 47. Blick von der Autoeinfahrt.

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Abb. 48. Blick von dem Fussgängerweg.

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Abb. 49. Blick von dem Fussgängerweg.

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Abb. 50. Blick von dem Fussgängerweg.

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4

RESÜMEE, FRAGEN & AUSBLICK

4.1 RESÜMEE Das Ziel dieser Arbeit war es, anhand des Runddorfes von Fritz Schwarz den Kreis als städtebauliches Prinzip zu verstehen und zu hinterfragen, um herauszufinden welchen Mehrwert dies für die Gemeinschaft und das Individuum leisten kann. Zu diesem Zweck wurde das Runddorf auf seine öffentlichen, kollektiven und privaten Räume ausserhalb und innerhalb der Siedlung untersucht. Dabei ergab sich, dass durch die Vernetzung und Überlappung von räumlichen Konstellationen das Runddorf die scheinbar entgegengesetzten Extreme von Gemeinschaft/Individuum und öffentlich/privat mit einander in Einklang bringt. Denn diese werden in einem fliessenden Raum miteinander verknüpft. Was die räumlichen Grenzen betrifft, so konnte anhand der Vergleiche gezeigt werden, dass sich diese auf ein Minimum beschränken. Zwar kann anhand dieser Beobachtung darauf geschlossen werden, dass der Kollektivgedanke im Konzept stark verankert ist, doch gilt dies, wie anhand des Individualraums gezeigt werden konnte, nur unter der Einschränkung das man sich im Haus befindet. Die Frage, ob es eine Beziehung zwischen den Vergleichsobjekten aus dem frühen 20. Jahrhundert und dem Runddorf gibt, differenziert beantwortet werden muss. Einerseits ist auch bei diesen Strukturen eine Konzentration der Gemeinschaft auf den Raum im Zentrum ausgelegt, aber andererseits gibt es im Vergleich zum Runddorf eine klare räumliche Trennung zwischen dem Kollektiv und dem Individuum. Demzufolge bildet der Sonnenhof nicht nur auf einer formalen Ebene mit dem Kreis das Zentrum für die Gemeinschaft, sondern richtet ihr Konzept auch danach.

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Abschliessend kann festgestellt werden, dass die Frage, was der Kreis für das Individuum und die Gemeinschaft leisten kann, differenziert beantwortet werden muss. Einerseits ist der Kreis wie, anhand des Runddorfs gezeigt, in der Lage den Raum auf das Kollektiv zu fokussieren, aber andererseits gibt es dadurch eine klare Grenze zwischen den Bewohnern im Sonnenhof und der Öffentlichkeit. Somit bietet der Kreis als städtebauliches Prinzip, wie von Fritz Schwarz ausgeführt, ein grosses Potenzial einer Gemeinschaftsbildung. 4.2 FRAGEN & AUSBLICK Eine Frage die zum Schluss dieser Arbeit aufgetaucht ist und im Hinblick auf eine Fortsetzung interessant wäre ist, ob der Kreis die einzige Möglichkeit bietet für eine Gemeinschaftsbildung dieser Art.

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LITERATURLISTE

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INTERVIEWPARTNER –

Schwarz, Fritz. (09.05.2016). [Mündlich].

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS Titelblatt Skizze Sonnenhof. Von: Gascon, 13.06.2016. Abb. 1. Erstellte Göhnersiedlungen mit über 50 Einheiten von 1965 bis 1984. Aus: Furter, 2013, S. 14. Abb. 2. Situationsplan von Zürich und Umgebung. Eingekreist ist Benglen. Leicht modifiziert. Aus: swisstopo, 2016. Abb. 3. Das geplante Schnellstrassennetz, eingekreist ist Bengelen. Leicht modifiziert. Aus: Furter, 2013, S. 134. Abb. 4. Überbauungsvorschlag für Bengelen. Aus: Furter, 2013, S. 135. Abb. 5. Eine von drei Strukturstudien Aus: Furter, 2013, S. 135. Abb. 6. Deckblatt der Bebauungsstudie zum Bauplatz Bengelen. Aus: Furter, 2013, S. 135. Abb. 7. Wettbewerbsbeitrag von Fritz Schwarz für die «obere Bengle. Aus: Odermatt, 1975, S. 338. Abb. 8. Projekt der Wohnstrasse Gerlisbrunnen. Im Nordosten liegt die Göhnersiedlung. Aus: Müller, 1983, S. 1120. Abb. 9. Die Überbauungen Gerlisbrunnenstrasse, dem Sonnenhof und der Wohnstrasse. Leicht modifiziert. Aus: Müller, 1983, S. 1120. Abb. 10. Situationsplan vom Sonnenhof. Blau eingezeichnet, die Stichstrasse ausgehend von der Gerlisbrunnenstrasse und gelb die drei schmalen Fussgängerwege. Leicht modifiziert. Aus: Grebac, 2015, S. 18 & 19. Abb. 11. Situationsplan von Radbrun 1929. Aus: Birch, 1980, S. 127. Abb. 12. Nähere Betrachtung eines Clusters (gestrichelter Rahmen) in Radbrun. Blau eingezeichnet, die Stichstrasse ausgehend von der Schnellstrasse und gelb die schmalen Fussgängerwege, die in den Park führen. Leicht modifiziert. Aus: Birch, 1980, S. 139. Abb. 13. Situationsplan vom Sonnenhof. Blau eingezeichnet, die Stichstrasse ausgehend von der Gerlisbrunnenstrasse und gelb die drei schmalen Fussgängerwege. Im Zentrum kommen diese zusammen und Grenzen den zentralen Gemeischaftsbereich

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ein. Leicht modifiziert. Aus: Grebac, 2015, S. 18 & 19. Abb. 14. Cluster in Radbrun. Gelb die schmalen Fussgängerwege, die in den Park führen (grün als Fläche schraffiert).Dieser ist nur für Fussgänger zugänglich. Leicht modifiziert. Aus: Birch, 1980, S. 139. Abb. 15. Baum- (a) und Halbverbandsstruktur (b) von Christopf Alexander. Aus: Alexander, 1967, S. 284. Abb. 16. Radburn lässt sich in einer klaren Baumstruktur darstellen. Von: Autor, 08. 06.2016. Abb. 17. Darstellung vom Sonnenhof als Halbverband. Zu erkennen ist, dass das Haus sowohl den Raum für die Gemeinschaft beinhaltet als auch den Individualraum. Jedoch ohne diese Gegensätze direkt gegenüber zu stellen. Von: Autor, 08.06.2016. Abb. 18. Die Grosssiedlung Britz von Bruno Taut, wird auch Hufeisensiedlung genannt, wegen der Hufeisenzeile in der Mitte der Siedlung. Aus: Henningsen, 2013. Abb. 19. Bauarbeiten an der Hufeisenzeile. Fotograf: Paul, W. John. 1926. Verfügbar unter https://www. liveauctioneers.com/item/9815416_taut-bruno-and-martinwagner-hufeisensiedlung (11.06.2016) Abb. 20. Zugänge Sonnenhof. Von: Autor, 12.06.2016. Abb. 21. Zugänge Hufeisen. Von: Autor, 12.06.2016. Abb. 22. Wohnzeile des Hufeisens. Von: Autor, 12.06.2016. Abb. 23. Mietergärten. Von: Autor, 12.06.2016. Abb. 24. Öffentlicher Grünraum. Von: Autor, 12.06.2016. Abb. 25. Erschliessung im Sonnenhof. Von: Autor, 12.06.2016. Abb. 26. Erschliessung im Hufeisen. Von: Autor, 12.06.2016. Abb. 27. Grundrisstypologie der Hufeisenzeile mit einer Loggia. Aus: Althaus, 2013, S. 23. Abb. 28. Grundrisstypologie der Wohnung mit Loggia auf zwei Seiten. Aus: Kähler, 1989, S. 40. Abb. 29. Durch das Versetzen werden die einzelnen Häuser akzentuiert. Von: Autor, 10.06.2016.

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Abb. 30. Das seitiche Dachfenster wird durch die Verschiebung ermöglicht. Aus. Schwarz, 2005, S148. Abb. 31. Hausansicht mit der ebenerdigen Erschliessung und der Terrassentreppe. Von: Autor, 10.06.2016. Abb. 32. Die unterschiedlichen Eingangssituationen im Sonnenhof. Aus: Grebac, 2015. Abb. 33. Blick von der Terrasse auf den gemeinschaftlichen Platz. Von: Autor, 10.06.2016. Abb. 34. Blick vom Wohnzimmer in den Garten. Von: Autor, 10.06.2016. Abb. 35. Gartenfassaden-Ansicht. Von: Autor, 10.06.2016. Abb. 36. Die Gärten werden wenige Meter durch die Vegetation voneinander getrennt, aber sind offen unter den Parteien. Autor, 10.06.2016. Abb. 37. Eingang über die Hofebene. Autor, 13.06.2016. Abb. 38. Eingangssituation über die halbprivate Terrasse. Autor, 13.06.2016. Abb. 39. Der Hufeisenteich im Zentrum der Siedlung. Von: Henke, 1927. Abb. 40. Zentraler Platz für Veranstaltungen. Aus: Schwarz, 2005, S. 149. Abb. 41. In der Mitte des Runddorfes findet eine Vertiefung, die als kleiner Schwimmbecken benutzt werden kann. Autor, 10.06.2016. Abb. 42. Genossenschaftsmodell von Eliezer Joffe. Aus: Sonder, 2005, S. 253. Abb. 43. Skizze von Nahlalal von Richard Kaufmann, in der Mitte liegt der Wasserturm. Aus: Sonder, 2005, S. 254. Abb. 44. Der Teich im Zentrum der Wege im Hufeisen. Autor, 13.06.2016. Abb. 45. Der Wasserturm im Zentrum des Kreises in Nahalal. Autor, 13.06.2016. Abb. 46. Die Fluchten der Wege treffen sich nicht in der Mitte des Runddorfes. Autor, 13.06.2016. Abb. 47. Blick von der Autoeinfahrt. Autor, 10.06.2016. Abb. 48. Blick von dem Fussgängerweg. Autor, 10.06.2016. Abb. 49. Blick von dem Fussgängerweg. Autor, 10.06.2016. Abb. 50. Blick von dem Fussgängerweg. Autor, 10.06.2016. 176 38


REDLICHKEITSERKLÄRUNG Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel:

DER KREIS ALS STÄDTEBAULICHES PRINZIP DAS INDIVIDUUM ALS AUSGANGSPUNKT ZUR BILDUNG EINER DÖRFLICHEN GEMEINSCHAFT selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind.

Üstel Özgür Luzern, 14.06.2016

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ThemenĂźbersicht der weiteren Arbeiten

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Pseudodรถrfchen oder Vorzeigesiedlung? Die polemische Auseinandersetzung von Ulrike Jehle-Schulte Strathaus mit der Siedlung Seldwyla

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PSEUDODÖRFCHEN ODER VORZEIGESIEDLUNG?

DIE POLEMISCHE AUSEINANDERSETZUNG VON ULRIKE JEHLESCHULTE STRATHAUS MIT DER SIEDLUNG SELDWYLA Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasserin Heidi Brun Museggstrasse 6 6004 Luzern Dozenten Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016

AbSTRACT Datum 14.06.2016

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls «Vertiefungsarbeit» unter dem Überthema «Landsehnsucht – Rückzug ins Vertraute» mit dem kritischen Diskurs bezüglich der Siedlung Seldwyla, erstellt unter der Leitung des Architekten Rolf Keller im Jahr 1978. Die Siedlung erregte viel Aufsehen und erntete in zahlreichen Fachzeitschriften sowie Tagesmagazinen Lob als auch Kritik. Eine grosse Kritikerin der Siedlung ist die Kunsthistorikerin Ulrike Jehle-Schulte Strathaus. 1979 befasste sie sich in einem überaus kritischen Artikel mit der Siedlung Seldwyla und bemängelte diese mit unterschiedlichen Äusserungen. Die polemische Auseinandersetzung in ihrem Artikel werfen beim Leser jedoch fragen auf und sind nicht immer nachvollziehbar. In der vorliegenden Arbeit werden spezifische Äusserungen aus dem Beitrag der Kunsthistorikerin kritisch hinterfragt. Ziel ist dabei ihre Kritik, aber auch die Siedlung selbst besser zu verstehen.

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Strukturalismus im Werk von Beate Schnitter

Eine Untersuchung ihres Beitrages zum Strukturalismus

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STRUKTURALISMUS IM WERK VON BEATE SCHNITTER EINE UNTERSUCHUNG IHRES BEITRAGES ZUM STRUKTURALISMUS

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016

STRUKTURALISMUS IM WERK VON BEATE SCHNITTER Verfasser EINE UNTERSUCHUNG IHRES Bürgi MichaelZUM STRUKTURALISMUS BEITRAGES Klostermühlestrasse 6 8840 Einsiedeln Frühlingssemester 2016 Vertiefungsarbeit Dozent Verfasser Dufner Oliver Bürgi Michael Wieser Christoph 6 Klostermühlestrasse 8840 Einsiedeln Lucerne University of Applied Dozent Sciences and Arts Dufner Oliver HOCHSCHULE LUZERN Wieser Christoph Technik & Architektur Technikumstrasse Lucerne University21 of 6048 Horw Applied Sciences and Arts Master in Architektur HOCHSCHULE LUZERN Frühlingssemester 2016 Technik & Architektur Technikumstrasse 21 Datum 6048 Horw 13.06.2016 Master in Architektur Frühlingssemester 2016

Abstract Datum Diese Arbeit untersucht den Kausalzusammenhang zwischen 13.06.2016 Beate Schnitters Architektur und dem holländischen Strukturalismus mit Fokus auf den Arbeiten von Aldo van Eyck und Abstract Herman Hertzberger. Als Informationsquellen dienten ein InDiese untersucht den Kausalzusammenhang terviewArbeit mit Schnitter, ihre Monografie und weiterezwischen PublikaBeate Schnitters Architektur und dem holländischen Struktutionen über den Strukturalismus. Besondere Beachtung erralismus mit Fokus auf den Arbeiten von Aldo van Eyck und hielten die Themen: Massstab, Skulptur und Zwischenraum. Herman Alsfrappante Informationsquellen dienten in einden InEs zeigteHertzberger. sich, dass es Überschneidungen terview mit Schnitter, ihre Monografie undgab, weitere Lebensläufen von Schnitter und van Eyck dassPublikavon eitionen über den Strukturalismus. Besondere Beachtung ernem gemeinsamen Fundament ausgegangen werden kann, hielten die Themen: Skulptur und Zwischenraum. auf welchem sie ihreMassstab, Architekturen entwickelten. Aufgrund Es zeigte sich, dass es frappante Überschneidungen in Maden Schnitters behutsamerem Umgang mit dem Kontext, der Lebensläufen von Schnitter und vankann Eyckihre gab, dass von als eiterialisierung und den Strukturen, Architektur nem gemeinsamen Fundament ausgegangen werden kann, gemässigte Schweizer Variante des holländischen Strukturaauf welchem sie ihre Architekturen entwickelten. Aufgrund lismus bezeichnet werden. Schnitters behutsamerem Umgang mit dem Kontext, der Materialisierung und den Strukturen, kann ihre Architektur als gemässigte Schweizer Variante des holländischen Strukturalismus bezeichnet werden.

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Naturverbunden GegenĂźberstellung zweier Siedlungen von Eduard und Matti Neuenschwander

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NATURVERBUNDEN Gegenüberstellung zweier Siedlungen Eduard und Matti Neuenschwander NATURVERBUNDEN

von

Gegenüberstellung zweier Siedlungen Eduard und Matti Neuenschwander

von

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Lukas Burkhard Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Bohlstrasse 27 D 6300 Zug Verfasser Lukas Burkhard Dozent Bohlstrasse 27 D Oliver Dufner 6300 Zug

Dozent Lucerne University of Oliver Dufner Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Lucerne University of Technik & Architektur Applied Sciences and Arts Technikumstrasse 21 6048 Horw HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Master in Architektur Technikumstrasse 21 Frühlingssemester 2016 Abstract 6048 Horw

Datum Master in Architektur 14.06.2016 Die vorliegende2016 Arbeit Frühlingssemester

befasst sich mit der Ateliersiedlung von Eduard Neuenschwander und der Überbauung Buck seiDatum nes Sohnes Matti. Die Ateliersiedlung wurde 1973 erbaut und 14.06.2016 die Überbauung Buck rund zehn Jahre später in 1984. Hinsichtlich des Themas «Rückzug ins Vertraute - Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre» im Modul «Vertiefungsarbeit» vertreten beide Architekten relevante Positionen im Umgang mit der Natur. Die Siedlungen liegen direkt nebeneinander in Gockhausen und haben gleiche Voraussetzungen bezüglich der vorliegenden Topographie, der Parzellengrösse und der Anzahl Wohneinheiten. Die Projekte gleichen sich ausserdem in ihrer architektonischen Ausformulierung, was erahnen lässt, dass die Überbauung Buck eine Weiterentwicklung der Idee des Vaters ist. Die Arbeit vergleicht die beiden Siedlungen anhand der Erschliessung, der daraus resultierenden Typologien sowie dem Bezug zu ihrer Umgebung. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der architektonischen Erscheinung werden erörtert und die Haltungen der beiden Architekten einander gegenübergestellt.

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Vom Hofhaus zur Teppichsiedlung Privatsphäre im Kollektiv

VOM HOFHAUS ZUR TEPPICHSIEDLUNG PRIVATSPHÄRE IM KOLLEKTIV Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasserin Bussinger Nadine Rainstrasse 90 5024 Küttigen Dozenten Dr. Christoph Wieser Dr. Oliver Dufner Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 188 Datum 14.06.2016


ABSTRACT Die vorliegende Arbeit beschäftigt sicht mit der Frage, durch welche Mittel eine bewährte Privatsphäre in einer dichten Siedlungsstruktur erreicht werden kann. Dafür wird zuerst die Charakteristik des Wohnungsbaus der Nachkriegszeit aufgezeigt. Die mangelnde Individualität in grossflächigen Wohnüberbauungen und der fehlende Platz für Einfamilienhaussiedlungen erforderte alternative Überbauungsarten. Die Geschichte des Hofhauses, welches den Grundbaustein dieser neuartigen Überbauungen bildet, ist ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit. Die Untersuchung wird durch weitere Beispiele von Hofhaussiedlungen, des In- und Auslands, ergänzt und bereichert. Wie wirtschaftliches und Ressourcen schonendes Bauen optimal umgesetzt werden konnten, zeigten insbesondere die Architekten Löw + Manz aus Basel. Die von ihnen geplanten und realisierten Überbauungen „In den Gartenhöfen“ und „Mühleboden“ werden analysiert und ihre Neuinterpretation des privaten Wohnens in der Gemeinschaft aufgezeigt. Dabei stellt sich heraus, dass durch einfache Mittel, wie ein Eingangshof oder die bepflanzten Grünstreifen entlang der Erschliessungswege, ein fliessender Übergang vom öffentlichen Gemeinschaftsbereich ins private Reich der Bewohner erzeugt werden kann. Es gilt zu beachten, dass nur sorgfältig abgestimmte Proportionen eine perfekte Mischung aus Gemeinschaft und privatem Bereich erzeugen. Werden sie falsch gewählt, führt diese Wohnform wiederum zur Einsamkeit und Anonymität.

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Loma construction system An analyse through the Muhlenboden

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Vertiefungsarbeit Frühjahrssemester 2016 Horw, 12.06.2016

Verfasser: Egzon Konaj Brunnmattstrasse 26 6010 Kriens Dozenten: Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

Lucerne of Applied Sciences and Arts Hochschule Luzern Technik und Architektur

Abstract For the topic of “Rückzug ins Vertraute –Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre” (retreat to the intimate - nostalgia for the countryside in Switzerland in 1970‘s), I analysed work of architects Ulrich Löw and Theodor Manz in the period of the 60’s. This work is focused on the carpet settlement of Mühlenboden, where they developed a specific construction system called Loma system. Through the analyses I give a review on the reasons that made them built this kind of settlements and especially Loma system. This work is based on economic analyses of that time and on analyses of plans and facts that today exist form Mühlenboden settlement.

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Typologie Hofhaus im seriellen Kontext Analyse einer städtebaulichen Setzung

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Typologie Hofhaus im seriellen Kontext Analyse einer städtebaulichen Setzung

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasserin Fuchs Sonja Studhaldenstrasse 3 6005 Luzern Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 14.06.2016 Abstract Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Typologie des Hofhauses in ihrem seriellen Kontext. Anhand von zwei Beispielsiedlungen in Dä-

Abb. 1 (Titelbild) Das Hofhaus in unterschiedlicher städtebaulicher Setzung.

nemark (Fredensborg Houses von Jørn Utzon) und der Schweiz (In den Gartenhöfen von Löw+Manz) werden die jeweiligen Setzungen analysiert. Es werden sowohl die Reihenhaus- als auch die Teppichsiedlung anhand von drei Kriterien untersucht: Topographie und Lage, Erschliessung, sowie gemeinschaftliche und private Aussenräume. Ziel ist es, die Bedeutung der Anordnung einer gleichen Typologie – dem Hofhaus – zu verdeutlichen. Durch einschlägige Literatur und die Besichtigung der beiden Siedlungen werden Schlussfolgerungen zu den genannten Punkten gezogen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse zur Bedeutung der BewohnerInnen, der Weiterentwicklung der Umgebung und der Absicht der Architekten, werden in Form von Vergleichen dargestellt.

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Afrikanische Prägungen im Werk von Roland Leu Eine Spurensuche anhand seines Erstlingswerkes in Ruanda in Relation zu seinen Siedlungskonzeptionen.

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Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Horw, 11.06.2016

Verfasser: Dominic André Grimm Meisterstrasse 5 6010 Kriens Dozenten: Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts Hochschule Luzern Technik und Architektur

Abstract Der vorliegende Essay befasst sich im Rahmen des Modules «Vertiefungsarbeit» unter dem Überthema «Rückzug ins Vertraute - Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre» mit dem Erstlingswerk von Roland Leu und dessen Einflüsse auf sein späteres Werk. Es wird anhand der Siedlungen «Im Heugarten» und «Am Aabach» in Mönchaltorf untersucht. Im Zuge der Entwicklungshilfe konnte Roland Leu unmittelbar nach seinem Studium an der ETH in Ruanda die Schule «Collège Officiel de Kigali» errichten. Die Auswirkungen des Bauens unter lokalen Bedingungen prägten nicht nur das «Collège Officiel de Kigali», sondern auch seine architektonische Haltung und somit seine späteren Siedlungsprojekte in der Schweiz. So können die Reduktion auf das Wesentliche und die Partizipation, beides wesentliche Grundideen seiner Siedlungen, als eine Weiterentwicklung seiner in Afrika gemachten Erfahrungen verstanden werden.

Afrikanische Tendenzen im Werk von Roland Leu

Dominic André Grimm

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GEMEINSCHAFT PLANEN Drei schweizer Siedlungen der 70er Jahre im Vergleich

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GEMEINSCHAFT PLANEN DREI SCHWEIZER SIEDLUNGEN DER 70ER JAHRE IM VERGLEICH

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Heiss Valentina Dornacherstrasse 5 6003 Luzern Dozent Dr. Wieser Christoph Prof. Dr. Dufner Oliver

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 14.06.2016

Abstract Gemeinschaft wird folgendermassen definiert: „Gruppe von Personen, die durch gemeinsame Anschauungen o. Ä. untereinander verbunden sind“ 01

Ob Gemeinschaft stattfindet und gelebt wird, hängt nicht nur von den jeweiligen Beteiligten und deren Engagemente ab, sondern auch von der räumlichen Umgebung. In dieser Arbeit wird untersucht, wie also Gemeinschaft bewusst von Architekten und Planern gefördert bzw. unterbunden werden kann. Mit dem Vergleich von drei Siedlungen aus den 1970er Jahren möchte ich diese These analysieren und herausfinden, wie Gemeinschaft damals architektonisch umgesetzt wurde. Das Ergebniss zeigt, ob und wie Gemeinschaft in den Siedlungen heute noch funktioniert.

Abb. 1. (Titelbild) Gemeinsames Fest der Bewohner in dem gedeckten Autoabstellplatz auf dem Höli.

01 Begriffsdefinition laut Duden.

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Die Entwicklung eines differenzierten Raumgefüges Die Siedlung Chriesmatt als Gegenthese zum identitätslosen Mehrfamilienhaus der 1960er und 70er Jahre

Simon Iten MASTER OF ARTS IN ARCHITECTURE Vertiefungsarbeit Frühlingssemster 2015 Horw, 14.06.2016 Verfasser: Simon Iten Bachweg 10 6313 Edlibach Dozenten: Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts Hochschule Luzern Technik und Architektur

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ABSTRACT Die vorliegende Vertiefungsarbeit zum Thema „Rückzug ins Vertraute – Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre“ befasst sich mit der Analyse einer Idee, ein Mehrfamilienhausquartier zu erstellen, bestehend aus Wohneinheiten, welche die Vorzüge von Einfamilienhäusern besitzen. Die Idee entstand aus einer Architekturkrise, ausgelöst durch die Ölkrise in den 73er Jahren, während der der funktionale Massenwohnungsbau in Frage gestellt wurde. Der Schweizer Architekt Rolf Keller hat diese Un-Architektur des Massenwohnungsbaus in seinem Buch „Bauen als Umweltzerstörung“ sehr eindrücklich aufgezeigt. Ein eindeutiger Lösungsansatz zur Behebung der Problemfelder des Massenwohnungsbaus lässt sich jedoch nicht finden. Am Beispiel des Projekts Chriesmatt in Dübendorf, geplant und umgesetzt durch Rolf Keller, werden anhand der Begrifflichkeiten von Soziologe Georg Simmel die direkten Einflüsse auf das Quartier, das Haus und die Wohnungen aufgezeigt. Daraus lassen sich Rückschlüsse ziehen, inwiefern Keller mit dem Projekt seine ablehnende Haltung gegenüber dem anonymen Wohnungsbau kundtut und eine wohltuende Verbindung zur traditionellen Stadtstruktur und dem Leben auf dem Land sucht. Was in dieser konstruierten „Dörflichkeit“ jedoch fehlt, ist die elementare Verbindung zwischen Wohnen und Arbeiten.

Die Entwicklung eines differenzierten Raumgefüges

Simon Iten 199


Modell Mittenza

Am Ăœbergang vom internationalen Stil zum Regionalismus

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Modell Mittenza Am Übergang vom internationalen Stil zum Regionalismus Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Kurer Philipp Spitalstrasse 25 6004 Luzern Dozent Dr. Christoph Wieser Dr. Oliver Dufner Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 ABSTRACT

Die vorliegende Arbeit Datum 13.06.2016 trum Mittenza, welche

befasst sich mit dem Gemeindezenmit der befestigten Dorfkirche das Zentrum des historischen Kerns von Muttenz bildet. Das 1970 fertiggestellte Werk von Rolf Keller und Fritz Schwarz zeigt, wie ein tiefgreifender baulicher Eingriff in einem Dorfkern gestaltet werden kann. Das Projekt ist ein Zeugnis einer Zeit, in der die Moderne am ausklingen war und das Kontext bezogene Bauen an Bedeutung gewann. Es zeigt sich, dass die Architekten den Dualismus dieser Bauweisen als Entwurfsfaktor aufgenommen haben und in ein spannendes Gebäude übersetzten. Sind die markanten Gebäudeformen und deren Gliederung dem Kontext untergeordnet, finden sich in der detailierte Formulierung der Fassade und Grundrisse Bezüge zum Internationalen Stil. Die Widersprüche können durch das geschickte Einsetzten von architektonischen Elementen reduziert werden, wodurch die Komposition die gesamtheitliche Wirkung nicht verliert. In der Arbeit wird vertieft untersucht, welche Einflüsse auf das Projekt wirkten und wie sich diese im gebauten Werk ausdrücken.

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Wohnpark Sonnenberg Privatsphäre als Garant fßr gemeinschaftliches Wohnen

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Wohnpark Sonnenberg PRIVATSPHÄRE ALS GARANT FÜR GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Thema Rückzug ins Vertraute - Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre Verfasser Benjamin Luchsinger Im Rebberg 4 8910 Affoltern Dozent Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016

Abstract

Datum 14.06.2016

Diese Arbeit befasst sich mit der städtebaulichen Entwicklung der 70er Jahre, ausgehend von der Theorie im Buch „Gemeinschaft und Privatbereich im neuen Bauen“ von Serge Chermayeff und Christopher Alexander und am Beispiel der Siedlung Wohnpark Sonnenberg in Dübendorf. In der Analyse wird aufgezeigt, wie die Architekten Max H. Höhn und Rudolf Wienands den in der Theorie erkannten Zusammenhang zwischen den architektonischen und soziologischen Bedürfnissen bei ihrer Umsetzung berücksichtigt und mit der Siedlung den angestrebten Lebensraum für die Bewohner geschaffen haben. Anhand der Themen Distanzen und Schwellen wird aufgezeigt, Wohnpark Sonnenberg Benjamin Luchsinger dass die Architekten den Ansprüchen, den Privatbereich zum Schutz der Privatsphäre abzuschotten und dennoch in den Aussenräumen Gemeinschaft zu schaffen, absolut gerecht geworden sind.

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Hofstruktur als Entwurfsfaktor Eine Analyse ländlicher Siedlungen der 1970er Jahren

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HOFSTRUKTUR ALS ENTWURFSFAKTOR

EINE ANALYSE LÄNDLICHER SIEDLUNGEN DER 1970ER JAHREN Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Pasula Samuel Houelbachstrasse 33 6010 Kriens Dozent Dr. Christoph Wieser Dr. Oliver Dufner Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 14.06.2016

Abstract Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Modules Vertiefungsarbeit unter dem Übertitel: Rückzug ins Vertraute – Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre, mit dem Thema: Hofstrukturen in Wohnsiedlungen der 70er Jahre. Untersucht wird dabei der Einfluss der Höfe auf die gemeinschaftlichen Wohnsiedlungen und deren architektonisches Konzept. Ausgehend von einer Aufarbeitung der über Jahrhunderte und Architekturgenerationen hinweg entstandenen Ausprägungen der Hoftypologie und deren ländliche Herkunft, steht im Hauptteil die Interpretation des Hofes in den 1970er Jahren im Fokus. In der Analyse wird aufgezeigt, dass der Hof durch die Aspekte der Erschliessung, des Baukörpers und der Gemeinschaft eine wichtige Rolle im ländlichen Siedlungsbau übernimmt.

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BAUEN ALS UMWELTZERSTÖRUNG BUCHANALYSE Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Profanter Benedikt Kastanienbaumstrasse 87 6048 Horw Dozent Dr. Wieser Christoph Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 14.06.2016 ABSTRACT Die vorliegende Vertiefungsarbeit setzt sich mit dem Buch “Bauen als Umweltzerstörung” auseinander. Dieses Werk wird sowohl inhaltlich, wie auch grafisch untersucht und geht auf den Autor und Architekten Rolf Keller und den Buchgestalter Otmar Bucher ein. Zu Beginn wird der inhaltliche Teil des Buches bestimmt. Die Untersuchung fällt dabei vor allem auf die Analyse des Aufbaues und der Themenbereiche. Anschliessend wird auf den grafischen Teil des Buches eingegangen. Hierfür wird nicht nur die Zusammenarbeit zwischen Autor und Buchgestalter behandelt, sondern auch die Gestaltung des Buches analysiert. Abschliessend erfolgt eine vertiefte Untersuchung des inhaltlichen und grafischen Bereiches. Dabei werden zum einen die vorhandenen Parallelen von Rolf Keller und Aldo Rossi aufgezeigt, zum anderen die grafischen Gemeinsamkeiten des Buches und der Zeitschriften „Werk“, „ARCH+“ & „Archithese“ analysiert und deren Stilrichtung zugeordnet. 3 207


Eine Scheune oder ein Tempel? Der Gemeindesaal Wallberg Fabio Rainoldi

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Vertiefungsarbeit FrĂźhlingsemester 2016 Horw, 14.6.2016

Verfasser: Fabio Rainoldi Titliszentrum 5 6390 Engelberg Dozenten: Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

Lucerne University of Applied Sciences and Arts Hochschule Luzern Technik und Architektur

Abstract Die Arbeit befasst sich mit dem Gemeindesaal Wallberg von Manuel Pauli in Volketswil. Hauptmerkmal ist die Untersuchung der einzelnen Teile der Anlage und der direkte Vergleich zu einer antiken Tempelanlage und zu einer Scheune.

209 Der Gemeindesaal Wallberg

Fabio Rainoldi

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Ein Lehmbau in Rümlang Siedlung Heuel

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Ein Lehmbau in Rümlang SIEDLUNG HEUEL

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Philipp Schaudt Dorfstrasse 5 6404 Greppen Dozent Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Hochschule Luzern Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 12.06.16

Abstract Die vorliegende Vertiefungsarbeit untersucht die Siedlung «Heuel» unter dem Aspekt des Strukturalismus. Im ersten Kapitel wird der Ursprung und die Ideologie des Strukturalismus erklärt, um die nötigen Grundlagen für die Arbeit zu schaffen. Für die weitere Arbeit dienen die Theorien von Aldo van Eyck als Grundlage, um den Begriff des Strukturalismus zu präzisieren. In den nachfolgenden Kapitel wird die Siedlung «Heuel» anhand der Themen: Das städtebauliche Grundkonzept des Strukturalismus, die Ästhetik der Anzahl und die archaischen Grundsätze der menschlichen Natur analysiert. Dabei werden Verbindungen unter den drei Themen hergestellt, um eine isolierte Betrachtung der Analyse zu verhindern. Der letzte Teil widmet sich der Diskussion über die Hypothese: Manuel Pauli rezipierte den Strukturalismus. Dabei werden die gewonnen Erkenntnisse kritisch reflektiert und hinterfragt.

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Privatsphäre als Voraussetzung für kommunikatives Wohnen Eine Untersuchung der Territorien in der Reihenhaussiedlung Öpfelbaum

PRIVATSPHÄRE ALS VORAUSSETZUNG FÜR KOMMUNIKATIVES WOHNEN EINE UNTERSUCHUNG DER TERRITORIEN IN DER REIHENHAUSSIEDLUNG ÖPFELBAUM

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Sejdini Rushan Murtenstrasse 19 3203 Mühleberg Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 212 Datum

14.06.2016


Abstract Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls „Vertiefungsarbeit“ unter dem Überthema „Rückzug ins Vertraute – Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er-Jahre“ mit der Thematik des „Kommunikativen Wohnens“, wie sie Metron geprägt hat. Ziel der Arbeit war es, zu untersuchen, inwiefern die gleichnamige soziologische Publikation „Kommunikatives Wohnen“ in der Reihenhaussiedlung Öpfelbaum ihren Niederschlag gefunden hat. Es hat sich gezeigt, dass die Umsetzung der Territorien und deren Grenzen nicht den Empfehlungen der Schrift entsprachen. Dies betrifft hauptsächlich die Übergänge zwischen öffentlich und privat. Das hat dazu geführt, dass bereits kurz nach der Fertigstellung der Siedlung durch die Bewohner Anpassungen vorgenommen wurden, welche sich den in der Publikation beschriebenen Überlegungen nähern. Diese Veränderungen verdeutlichen die Wichtigkeit dieser Schwellen und der Wahrung der Privatsphäre. Es hat sich herausgestellt, dass die Ursache für diese Diskrepanz im Willen liegt, das architektonische Konzept des bewohnten Baumgartens konsequent umzusetzen. Begünstigt wurde diese Umsetzung durch die anfangs ideologisch gefärbte Fokussierung auf gemeinschaftliche Aussenräume seitens Bewohner.

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Das Reihenhaus Vielfältigkeit auf kleinstem Raum

DAS REIHENHAUS VIELFÄLTIGKEIT AUF KLEINSTEM RAUM Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Senn Sonja Kirchmattweg 10 5612 Villmergen Dozent Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 214

14.06.2016


ABSTRACT Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Wohnbautypologie des Reihenhauses. Im Vordergrund steht die Herkunft und Entwicklung sowie die Vielfältigkeit der Gestaltung, die diese Typologie im Grundriss und Schnitt ermöglicht. Neben der Frage nach den Wurzeln des Reihenhauses, geht es auch um die abwechslungsreichen Gestaltungsmöglichketen, die diese Typologie, trotz offensichtlicher Einschränkungen, bieten kann. Ziel der Arbeit ist es, die Herkunft des Reihenhauses zu beleuchten und die Palette der Gestaltungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Ausserdem wird die Bedeutung im Kontext der Landsehnsucht in der Schweiz in den 1970er Jahren näher gebracht. Nach der Aufarbeitung der Herkunft und Verbreitung des Reihenhauses wird der Bezug zur Schweiz in den 70er Jahren hergestellt und die Gründe für die vermehrte Anwendung des Reihenhauses aufgezeigt. Anschliessend werden verschiedene Grundtypen der Typologie deniert und vorgestellt. Abschliessend werden die zwei prägenden Elemente Treppe und Dach, unter Einbezug der vorgestellten Siedlung Haberacher als Illustrationsbeispiel, genauer untersucht. Durch die Arbeit wurden folgende Erkenntnisse gewonnen: Obwohl das Reihenhaus auf den ersten Blick in der Gestaltung eher eingeschränkt wirkt, bietet diese Bauweise eine grosse Vielfältigkeit in Grundriss und Schnitt. Es konnte aufgezeigt werden, dass mit kleinen Eingriffen im Bezug auf die Treppe oder das Dach, die räumlichen Qualitäten erheblich verbessert werden können. Das Reihenhaus ist in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten. In Bezug auf die Ökologie und die verdichtete Bauweise hätte diese Art des Bauens viel Potenzial. Gerade mit einer Erhöhung der Geschosszahlen könnte die Rückkehr des Reihenhauses proklamiert werden.

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Die Dächer von Manuel Pauli Der Weg vom Tessiner Ferienhaus zum Gasthof Wallberg

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2016 Horw, 14.06.2016

Verfasser: Marko Stanojevic Grünauring 20 8064 Zürich Marko Stanojevic Dozenten: Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

Lucerne University of Applied Sciences and Arts Hochschule Luzern Technik und Architektur

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Abstract Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Dach im Werk von Manuel Pauli. Im Zentrum der Arbeit steht der Gemeindesaal Wallberg von 1962. Das Dach ist das prägendste architektonische Element im Werk des Architekten, weshalb es in dieser Arbeit einen vergleichenden Analyse unterzogen wird. Die Arbeit entstand im Rahmen des Moduls „Vertiefungsarbeit“ unter dem Überthema „Rückzug ins Vertraute - Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre“. Im Vordergrund steht die Gegenüberstellung von unterschiedlichen Dächern dreier Ferienhaus-Projekte von Manuel Pauli im Tessin. Diese Dächer werden beschrieben und mit dem Gasthof Wallberg in Verbindung gebracht. Ziel der Arbeit ist es die formale und inhaltliche Bedeutung des Dachs bei Manuel Pauli herauszufinden. Dabei wird untersucht inwiefern die Tessiner Dächer mit dem Gasthof Wallberg in Verbindung stehen. Diese Dächer werden beschrieben, verglichen und mit dem Gasthof Wallberg in Bezug gesetzt. Dadurch konnten folgende Erkenntnisse gewonnen werden: Die architektonische Haltung des Architekten hat sich vom Tessiner Ferienhaus zum Wallberg nicht gross verändert. Er formte bereits im Tessin kompakte Volumen, welche er über das Dach gestaltete. Durch die Dachform und die neuen Baukörper gab er seinen Tessiner Ferienhäuser einen hohen Wiedererkennungswert. Er hat im Tessin spannende Räume dank den Dächern entworfen, jedoch scheiterte er bei seinem wichtigsten Projekt: dem Gasthof Wallberg. Dort verliert er seine klare Tessiner Haltung, da er das Walmdach nicht beherrschen kann und ihm keine räumliche Wichtigkeit gibt. Eine klare Dachgeometrie ist beim Wallberg von aussen ablesbar, jedoch findet sie nur im Hintergrund der Räume statt. Man sieht, dass der Architekt mit dem Wallberg nicht an die Qualität seiner anderen Projekte anschliessen kann. Man findet beim diesem Projekt die Klarheit und Liebe der Tessiner Ferienhäuser nicht. Das geneigte Dach ist in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten. In Bezug auf den Raum und den Baukörper wäre es jedoch spannender als das Flachdach. Gerade in Verbindung mit neuen Baukörpern könnten aufregende Entwürfe entstehen.

217 Die Dächer von Manuel Pauli

Marko Stanojevic

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Zwischen Hoffnung und Befßrchtung Das Werk-Gespräch zur Mittenza aus heutiger Sicht betrachtet

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ZWISCHEN HOFFNUNG UND BEFÜRCHTUNG DAS WERKGESPRÄCH ZUR MITTENZ AUS HEUTIGER SICHT BETRACHTET Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Jason Thür Untere Feldstrasse 4 6055 Alpnach Dorf Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 14.06.2016

Abstract Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Werk-Gespräch «Muttenz - Bauen im historischen Dorfkern. Ein WerkGespräch über das neue Gemeindezentrum». Das Gespräch wird im Detail analysiert, einerseits mit den Protagonisten, andererseits deren Aussagen, welche den Hauptteil der Arbeit bilden. Die Aussagen werden kritisch betrachtet und anhand des Interviews mit Claudia Fetzer vom Hochbauamt Muttenz aus heutiger Sicht beurteilt. Zwei Fragen stehen dabei im Mittelpunkt. Was hat das Projekt Mittenza gebracht? Sind die damaligen Befürchtungen eingetreten?

Titelbild Die Mittenza.

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g Sonnenhof Hofpartie

Überbauung Sonnenhof.

Hof

mit Eingangspartie

wird ession die Genossenschaft ingemahnten Hof in t die finanziellen*/ Risiken einer Grossn » mit *..\ 350 mit berbauung neuen, gleicharti-. Zufahrt enmitWohnungen. entschlossen Situation sich im n dieser Wechselwirkung zwischen in 1978 ahre einige mutige Unternehmer, An Morphologie & Typologie eses gut gelegene Bauland zu erwer¬ Untersuchung anhand von Reihenhausen und der «Unteren in Ergänzung siedlungen der 1970er Jahre in der Schweiz

der Versuch rlauben. Es den den Verkehr so zu Fussgängerbereien, wie es

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Anlieferungsmöglichkeit und damit eine unterirdische kühlem und düsterem halle er zu vermeiden. Der Innenhof und drei schmale die nge nach aussen geöffnet. n Garagen liegt eine TerrassJäM der Wohnküche. Sie ung e Überleitung vom Haus zum und garantiert dank der erhöh¬ genügend Abschirmung. über¬ und Schlafräume sind er Zahl der Gartenseite zu¬ der Nordseite des Hofes . ne Umkehrung statt, d. h. die ume liegen an der Hofseite, wo¬ üb¬

Terrassedjsntsprechend vergrös-

ndrisse der Häuser sind so ver¬ ss an den freiliegenden Giebel¬ ie Möglichkeit des Einbaues stern zur Belichtung des Dach¬ entsteht. An defjGartenseite Grundrisse so ausgezahnt, dass Häusern der Ost- und Westseite fes eine Südfassade entsteht. sen Massnahmen konnten die e in bezug auf Besonnung, die runden Anordnung entstehen, usgeglichen werden. e Etappe «Sonnenhof» ist seit Zeit bewohnt, und die 27 Fa¬ erfreuen sich ihrer unkonven¬ n Reihenhäuser. eite Etappe «Sonnhalde» ist n Planung, wobei die Hanglage taltung eines befahrbaren In¬ s verunmöglichte. In der zwei¬ pe werden deshalb die Reihen¬ n zwei offene Halbkreise an¬ , und eine Tiefgarage für 60

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Überbauung Sonnenhof. Fächertyp Ost mit 514 Zimmern iSK-1111

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Wechselwirkung zwischen Morphologie & Typologie01

Untersuchung anhand von Reihenhaussiedlungen der 1970er Jahre in der Schweiz Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Véry, Aurélien Rue du Perron 29 1196 Gland Dozenten Dufner, Oliver Wieser, Christoph Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 14.06.2016

Abstract Diese Arbeit befasst sich mit der unzertrennlichen Beziehung von Morphologie und Typologie in mehreren Reihenhaussiedlungen der 1970er Jahre in der Schweiz. Es werden die Begriffe Morphologie, Typologie, Typo-Morphologie und Konvergenz/Divergenz kurz definiert, um die Untersuchung durchführen zu können. Der Kern der Arbeit ist eine Skale, die den Bezug Morphologie-Typologie von 21 Siedlungen in je einen Grundriss darstellt. Anschliessend werden 4 von diesen Siedlungen morphologisch und typologisch näher untersucht. Es wird letztlich festgestellt, dass Typologie und Morphologie manchmal entgegenwirken und dass die Typologie der Reihenhäuser bei diesem Architekturstil wichtiger war als die Morphologie der Siedlungen.

01 Es besteht schon eine Doktorarbeit der University of Pennsylvania, deren eng­ lischer Titel dem Titel dieser Arbeit sehr ähnlich ist: Hwang, Jea­Hoon. The recipro­ city between architectural typology and urban morphology. Diese Arbeit ist jedoch keine Übersetzung der oben genannten Arbeit und die entnommenen Textabschnitte werden den normengerecht zitiert.

221 3


Poesie im Selbstbau Auf Spurensuche an der Siedlung ÂŤim SpitzÂť in Wasterkingen von Walter Stamm

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POESIE IM SELBSTBAU AUF SPURENSUCHE AN DER SIEDLUNG «IM SPITZ» IN WASTERKINGEN VON WALTER STAMM Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser von Euw Sven Gartenweg 5 6418 Rothenthurm Dozent Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 14.06.2016

Abstract In der vorliegenden Arbeit geht es um die materiellen und atmosphärischen Qualitäten der Siedlung «im Spitz» in Wasterkingen. Diese wurde unter der Leitung des Architekten Walter Stamm im Selbstbau erstellt. Untersucht wird, wo poetische Qualitäten liegen, wie diese enstanden sind und wer sie geschaffen hat. Im Vergleich mit der Kunstrichtung «Arte povera» werden poetische Momente fassbar gemacht. Durch die Doppelfunktion zwischen Zeichen und Bezeichnetem beginnen die Dinge mit uns kommunizieren. Es entsteht eine Verbindung zwischen Subjekt und Objekt. Das zurückverweisen auf die Ursprünge des menschlichen Seins kann poetsiche Situationen ermöglichen. Auch im Selbstbau bleibt es jedoch mehrheitlich der Gestalter, der den Dingen ihre Poesie einzuhauchen vermag.

Abb. 1.

Titelseite Siedlung «im Spitz» in Wasterkingen

3 223


Projektgenese Ăźber das Dorfzentrum Muttenz Mittenza als Pionierprojekt fĂźr das Bauen im Bestand der 1970er Jahre

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PROJEKTGENESE ÜBER DAS DORFZENTRUM MUTTENZ MITTENZA ALS PIONIERPROJEKT FÜR DAS BAUEN IM BESTAND DER 1970ER JAHRE Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Walker Kevin Lauerzring 25 6010 Kriens Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 14.06.2016

Abstract Die vorliegende Vertiefungsarbeit beschäftigt sich mit dem Dorfzentrum der Gemeinde Muttenz. Durch eine historische Aufarbeitung der prägenden und richtungsweisenden Schritte und den dafür verantwortlichen Personen, entsteht in chronologischer Reihenfolge eine Arbeit, welche die unterschiedlichen Beweggründe und Absichten der Gemeinde aufzeigt. Von der Planung des ersten Kernzonenplans 1938, über den Wettbewerb und die Ausführung des Dorfzentrums 19561972, bis hin zur kritischen Diskussion 1971 und der Würdigung 1983 wird dargelegt, welche Grundsatzentscheide von dem Gemeinderat gefällt werden mussten, um das Bauen im Bestand im Muttenzer Dorfkern umzusetzen. 3 225


Partizipation im Wohnungsbau der 70er Jahre Die Rolle des Architekten

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PARTIZIPATION IM WOHNUNGSBAU DER 70er JAHRE DIE ROLLE DES ARCHITEKTEN

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Welte Stephanie Gallusstrasse 1 6010 Kriens Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 14.06.2016

ABSTRACT Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich damit, wie die Partizipation der Bewohner die Rolle des Architekten beeinflusst. Da dieses Mo-

dell des Planens und Bauens erstmals in den 1970er Jahren aufkam und massgeblich durch den damaligen Zeitgeist geprägt wurde,

werden die aus dieser Zeit stammenden Siedlungen „Im Spitz“ in

Wasterkingen, Zürich und „Auf dem Höli“ in Scherz, Aargau für

eine genauere Betrachtung gewählt. Analysiert werden sie anhand des Planungs- und Bauprozesses, sowie der Flexibilität. Es konnte

gezeigt werden, dass die Partizipation Vorteile, aber auch Nach-

teile mitsichbringt. Welche Auswirkungen diese auf die Rolle des Architekten haben, wird in dieser Arbeit zusammengefasst.

Abb. 1. (Titelbild) Schwarzpläne Siedlungen „Im Spitz“, Wasterkingen und „Auf dem Höli“, Scherz.

2273


Die Sonderform des Reihenhauses Der gemeinschaftliche Raum im Fokus einer typologischen Analyse

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DIE SONDERFORM DES REIHENHAUSES Der gemeinschaftliche Raum im Fokus einer typologischen Analyse Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2016 Verfasser Zgardzinski Karolina Stollbergstrasse 10 6003 Luzern Dozent Christoph Wieser Oliver Dufner Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2016 Datum 14.06.2016

Abstract Die Entstehung der Sonderform des Reihenhauses durch die nähere Analyse der Siedlungen, beinhaltet eine Untersuchung anhand den Themen: der Grenzen vom gemeinschaftlichen Raum durch die Bauten, dem graduellen Übergang vom Öffentlichen zum Privaten und dem Charakter des Raumes. Betrachtet wird die Überbauung Hofstatt in Kappel, Solothurn von dem Architekturkollektiv Benno Fosco, Jaqueline Fosco-Oppenheim und Klaus Vogt. Das Runddorf Sonnenhof in Bengeln, Zürich von Firtz Schwarz und die Siedlung Eiwog in Stäfa, Zürich von der Architektin Beate Schnitter. Das Ziel ist es im direkten typologischen Vergleich die jeweiligen Themen gegenüberzustellen und aufzuzeigen, dass bei der Sonderform der Fokus auf der Raumbildung liegt. Die Frage welche Faktoren den Raum unterstützen oder schwächen, soll in der folgenden Arbeit erörtert und analysiert werden. 3 229


230


231


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Bautensteckbriefe

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Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis Leu, R. G. (2007). Architektur leben. Bild: Dominic André Grimm; Pläne: siehe Literaturhinweis

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FH Zentralschweiz

Bautenkatalog Siedlung Am Aabach Seestrasse, Mönchaltorf Roland G. Leu 1970 1974 -75 Die Siedlung bildet einen starken Kontrast zu den uniformen Nachbarwohnblöcken der Firma Göhner. Die Gemeinschaft wird in der Siedlung von einem Innenhof verkörpert, um welchen sich fünfzehn Reiheneinfamilienhäuser gruppieren. Vom gemeinschaftlich genutzten Innenhof findet mittels eines leicht erhöhten privaten Aussenraumes eine Abstufung von den öffentlichen hinzu den privaten Bereichen statt. Der Eingangshof und der private Aussenbereich formen einen Z-förmigen Grundriss, welcher sich aus dem Haupthaus, sowie dem hervorspringenden Atelierbau, dem Stöckli wie es vom Architekten genannt wird, zusammensetzt. Mittels der Wechselwirkung dieser beiden Gebäudeteile wird nebst dem privaten Aussenbereich auch eine Wandelbarkeit ermöglicht, welche auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse und Lebensabschnitte reagieren soll.


Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautenkatalog Gemeindezentrum Mittenza, Muttenz Hauptstrasse 4, 4132 Muttenz Rolf Keller und Fritz Schwarz 1954 1965-1970 Das Gemeindezentrum Mittenza bildet mit der gegenüberliegenden befestigten Dorfkirche das Zentrum des historischen Kerns von Muttenz. In drei Gebäudegruppen sind die Nutzungen um einen Innenhof angeordnet. Das Hotel mit Restaurant und Saal befinden sich im nördlichen Teil, das bestehende Gemeindehaus im Süden wurde erweitert und entlang der Strasse befindet sich ein Geschäftshaus. Der Platz in der Mitte ist durch die umliegenden Gebäude gefasst. Dank Durchgängen entstehen Sichtbezüge zum Strassenraum.

Literaturhinweis Vorlage über die Gestaltung des Gemeindezentrums Festschrift: Architektur von Keller, R., Schwarz, F. beide unter: http://www.heimatkundemuttenz.ch

235 FH Zentralschweiz


Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautenkatalog Einfamilienhaus und Reihenhaus

Siedlung in Unterwindisch/Aargau

Römer-Siedlung Dorfstrasse 66, 5210 Windisch/AG Metron-Architektengruppe 1979

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Aus dem Versuch, diese «Restparzelle» zu bebauen, ergab sich aufgrund der Siedlung in Einfamilienhaus und Reihenhaus Unterwindisch/Aargau Randbedingungen die Situierung parallel entlang der südlichen Parzellengrenze. o Die Architekten plazierten einen langen rechtwinkligen Baukörper, welcher weder Versätze noch Auskragungen aufweist. Um *>' die Erstellungskosten tief zu halten, n � n dB wurden die Wohnungen lediglich J im Grundausbau gehalten. Die Architektur sollte ¦BnESiri ein Leben in der Gemeinschaft ermöglichen. Für das «kommunikative Wohnen» W gitb es einen gemeinsamen Vorhof im Norden des Gebäudes, sowie einen Gemeinschaftsraum an der Stirnseite hin zur Strasse.

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Literaturhinweis

Bild: siehe Literaturhinweis Pläne: siehe Literaturhinweis

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Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautenkatalog Einfamilienhaussiedlung Sängglen Pfaffhausen Phillip Bridel, Hugo Spirig 1960 1961-1968 Die Gartensiedlung Sängglen ist eine Einfamilienhaussiedlung und wurde von 1960 - 1977 durch die Architekten Phillip Bridel und Hugo Spirig mit Unterstützung von Landscha sarchitekten Alfred Bär und Willi Neuköm erstellt. Sie zeichnet sich durch siedlungsbau- liche Konzepte, sowie durch landscha sarchitektonische Qualitäten wie der Raumbilung, Modellierung, P anzenund Materialwahl aus. Ebenso besitzen die Fassaden und Grundrisse eine hohe architektonische Qualität. Das Zusammenrücken von verschiedenen Parteien ermöglicht die Scha ung von zusammenhängenden Grünzügen, welche die Gebäu- degruppen voneinander räumlich trennen. Dadurch entsteht eine sich durch die Gartensiedlung ziehende Parkanlage, in welcher die einzelnen Gebäude ihren individuellen Charakter erhalten.

Literaturhinweis Städtisches Wohnen Heft 8 Band 51(1964)

Bild: Städtisches Wohnen Heft 8; Pläne: siehe Literaturhinweis

FH Zentralschweiz

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Blick aus dem Innenhof Richtung Laubengang und den Hauszugängen

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautenkatalog Reihenhäuser „Im Bifang“ Bifangstrasse, Birrhard/ Aargau Urs Burkard, Adrian Meyer, Max Steiger (B.M.S.) 1976 1. Etappe 1977 Mit einer neuen Interpretation des traditionellen, ländlichen Schemas des offenen Hofes versuchten B.M.S. eine neue Form des Zusammenlebens zu etablieren. Vorgesehen waren drei U-Förmig angeordnete Reihenhauszeilen, welche jeweils vier Wohneinheiten beinhalteten. Die sich gegenseitig zugewandten Häuserzeilen bildeten in ihrem Inneren einen Raum für gemeinschaftliche Aktivitäten. In seinem Kern befand sich ein Kleinkinderspielplatz, welcher von einem Ring mit Gemüsegärten umschlossen war. Die innere Dachkante wurde soweit über den Hauskörper hinausgezogen, dass dadurch eine umlaufende Laube entstand, welche alle Bewohner miteinander verband.

Literaturhinweis B.M.S. (Heft 67 1980). Reihenhäuser „Im Bifang“. Werk, Bauen + Wohnen, S. 28-30.

Bild: Samuel Pasula; Pläne: siehe Literaturhinweis

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FH Zentralschweiz


Vertiefungsarbeit

Bautenkatalog

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

„Wohnpark“ Sonnenberg Dübendorf

Kurzbeschrieb

Max H. Höhn und Rudolf Wienands 1971 1972 Der Wohnpark Sonnenberg umfasst 27 Häuser, welche in vier Gruppen, beziehungsweise Gemeinschaften aufgeteilt ist. Im Norden entlang der Sunnhaldenstrasse sind die einzelnen Gebäude sehr dicht nebeneinander gebaut und wirken nach aussen beinahe wie eine Festung. Ganz anders im Süden zur Raubbühlstrasse hin: da sind die einzelnen Gebäude des Wohnparks viel breiter gestreut und die Siedlung öffnet sich. Zwischen den Häusern im Süden entstehen somit grössere Aussenflächen, welche von der gesamten Gemeinschaft genutzt werden können. Diese Übergänge im Aussenraum verfliessen vom privaten Garten direkt beim Haus über kleinere gemeinschaftlich genutzte Wiesen und Sitzmöglichkeiten bis hin zur grossen Sportwiese ganz im Süden der gesamten Anlage.

Literaturhinweis Bauten in Wohnsiedlungen. Wohnpark Sonnenberg. In: Detail 5/1973, S.927-935 Bild: Benjamin Luchsinger; Plan: siehe Literaturhinweis

239 FH Zentralschweiz


Vertiefungsarbeit Einfamilienhaus und Reihenhaus

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautenkatalog Reihenhäuser in Windisch/Aargau

Siedlung Zelgli / Zelgliacker Zelgliackerstrasse Metron Architektengruppe 1978 1982

Architekten: METRON-Architekten¬ gruppe

Projekt 1979

Die Reihenhaussiedlung „Zelgli“ oder „Zelgliacker“ wurde im Jahr 1981 von der Architektengruppe „Metron“ in Windisch, Kanton Aargau, fertiggestellt. Das Hauptziel der Architekten war es, eine Wohnform von hoher Qualität für Bewohner mit tiefem Einkommen zu entwickeln. Das Zelgliacker besteht aus insgesamt drei rechteckigen Gebäuden, die aus je vier Reihenhäusern bestehen. Im Inneren wird dadurch ein Hof für die Gemeinschaft erzeugt.

Reihenhaus-Siedlung in Windisch/Aargau Literaturhinweis Lotissement de maisons en enfilade ä Windisch / Argovie Sieber, Bernhard/Vaucher, Claude/Vezin, Estate of row houses in Windisch, Claude: Im Zelgli, Reihenhaussiedlung in Aargau Windisch 1981 / Metron-Architektengruppe 5200 Brugg-Windisch. In: Meyer, Paul (Hg.), Wohnbauten im Vergleich. Zürich Die METRON-Architektengruppe 1992. plant eine Reihenhaussiedlung für Be¬ wohner mit tiefem Einkommen in mittel¬ städtischem Gebiet. Bild: Metron; Diesem Experiment vorausgegan¬ Pläne: siehe Literaturhinweis gen ist eine Arbeit (Arbeiterwohnungen, eine soziologische Voruntersuchung im Raum Brugg, Januar 1980, METRON, 78 Seiten), die zum Ziel hat, die spezifi¬ schen Anforderungen dieser Bevölke¬ rungsgruppe an die Wohnung und Wohn¬ umgebung zu ermitteln. Die Ergebnisse daraus dien(t)en als Projektierungsrichtlinien für die Ent¬ wurfsarbeit dieses Reihenhausprojektes. Dabei sind folgende Fragen be¬ rücksichtigt worden: - Aussagen über die Raumnutzung 240- Wünsche bezüglich Raumbedarf und Ausbaustandard FH Zentralschweiz - Wünsche an den Aussenraum und die insbe¬ Gemeinschaftseinrichtungen, sondere den privaten und halbprivaten Aussenraum - Mögliche Eigenleistungen - Finanzielle Möglichkeiten und Gren¬ zen

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Wannen mit innerem Ablauf. Größter Wert wurde auf einen reichlichen Ausbau gelegt. Alle Häuser haben eine eigene Radiatorenzentralheizung mit Koksfeuerung, wobei gegen Aufzahlung auf Ölheizung umge¬ stellt werden konnte. Im Schlafteil befinden sich drei geräumige Wandschränke; die Küche ist vollständig ausgebaut und ent¬ hält einen beidseitig bedienbaren Durchreicheschrank zum Wohnraum. Alle festen Fensterteile sind mit Thermopane, die beweglichen doppelt verglast. Die Fenster der Wohnzimmer sind mit Rolladen, diejenigen im Schlafteil mit Klappladen versehen. Die Decken im Wohnraum und Korridor sind in

BSA, Basel Gartengestaltung: Wolf Hunziker, Reinach BL; Meinrad Low, Muttenz 1

Zugangswege Dorfplatz Kinderspielplatz Ladengebäude Durchgang

Situationsplan 1:1500 Situation Site plan

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Atrium mit Blick gegen Wohnraum, gestaltet von Wolf Hunziker, Garten¬ architekt, Reinach Atrium et living-room Atrium with view towards living-room

Garage Garagenhof

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Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautenkatalog Siedlung „In den Gartenhöfen“ Reinach BL Löw+Manz Architekten 1959 1959-1960 Die Siedlung steht heute inmitten eines Einfamilienhaus-Quartiers und hat durch das Sichtbacksteinmauerwerk einen grossen Wiedererkennungswert. Man gelangt durch zwei Hauptzugänge ins Innere der Überbauung; ein weiterer abgetrennter Zugang führt zu den Autoabstellplätzen. Um an Platz und Herstellungskosten zu sparen, wurden 30 identische Häuser konzipiert, welche für Standard-Familien mit einem oder zwei einem Wort: vorgesehen waren. Einzig der Garten variierte senrand mit Kindern die Streubebauung. Die Archi¬ den tektenschaft überlässt in der Grösse. Die gesamte Siedlung werdenden Einzelkämp¬ 1961 in 30 Atriumhäusern und einer 4-Zimmer müdebeherbergte fern, sich für den Gedanken ganisierter GesamtüberbauunWohnung 105 Personen. gen einzusetzen und ihren wir¬ kungsvollen Schutz gegenüber hindernden Einsprachen zu reichen. Eine grosse Anstren¬ Um 1960 galt die Siedlung „In den Gartenhöfen“ für ihre Neuartigkeit als wegweisend in der wert, die gung aller wäre Notwendigkeit von Reformen nicht nur sahen zu postulieren, Schweiz. Die Architekten Löw + Manz diese Überbauung als Prototyp für die kurze Zeit dern auch zu beweisen. Red.) Das vorliegende Experiment sucht anstelle der Streubau¬„Im Pfeiffengarten“. später auch in Reinach errichtete Atriumsiedlung weise eine Konzentration zu —¦

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Literaturhinweis Pläne (s.n.) (1961). Die Atriumsiedlung „In den Gartenhöfen“ in Reinach BL. Schweizerische Bauzeitung. Band 79, Heft 3, S. 41.

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reichen, ohne jedoch der ge¬ fährlichen Verwechslung mit Höherbetoauung zu verfallen. Die Vorteflfe des individuellen Einfamilienhauses sollten er¬ halten bleiben und die Intimi¬ tät der privaten Wohnsphäre Ist vor allem im Freien noch zu steigern. Gleichzeitig sollte aber auch eine Wohngemeinschaft Architekten Low Manz, Basel über das einzelne Haus hinaus geschaffen werden, die im zen¬ tralen Platz — dem Kern der Haupteingang eines Hauses Hierzu Tafeln 5/8 DK 711.582.3 ganzen Anlage — ihren sicht¬ baren Ausdruck findet. Die Fa¬ Die Bauherrschaft hatte ursprünglich die Absicht, 32 land¬ Kellergeschoss Erdgesohoss | milien können sich ganz in ihre Reihenhäuser seit wie sie Jahren zweigeschossige läufige private Sphäre zurückziehen, sie können sich aber rings auch imum Basel entstehen, den freien Verkauf zu erstel¬ T tref¬ Mittelpunkt der Siedlung len. Da dieser die allem das Woh¬

Die Atriumsiedlung «In den Gartenhöfen» in Reinach Bl_ ©

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Technische Angäben gen Wochen nach tfder Verkündung der Bauabsicht waren die Die Fundamente sind in 5 o 30 Häuser 19 co 1959 die Baubewilligung Essplatz £32Ende Stampfbeton, das Kellermauer¬ Hohlrau der Baubeginn werk ist in vibriertem Beton ein, Mai 1959 De¬ und bereits Feuch¬ mit Spezialzusatz gegen zember Jahres konnten die ersten Häuser bezo¬ worden. desgleichen tigkeit ausgeführt Zufahrt zu den Garagen 1960 werden. die ganze Siedlung Ueber den Kellerräumen nachWohnraum 30.5 befin¬ gen Wohnhof 50.0 m den sich armierte Betondecken einer Bauzeit von 16 Monaten mit Tonhohlkörpern und venti¬ lierten Hohlräumen unter Wohn¬ dieser anscheinend reibungslosen " zimmer, Küche und Garderobe. sich zeitweise Hindernisse auf, die das Vorhaben Die innern Wände sind aus Backstein bzw. Leichtbauplat¬ überhaupt Frage stellten. Eigentumsrechtliche und bau¬ ten aufgeführt. Die äusseren den Strassen, Wegen gesetzliche Schwierigkeiten, die sichtbaren Fassadenteile be¬ Bauherrschalt: Theurillat Bau AG und Erschliessungseinrichtungen stehen Sichtbackstein¬ aus zusammenhingen, Garten waren zu Basel, Lange Gasse 19. hoch¬ mauerwerk, welches mit üblicherweise wären Baulinienabstände von beseitigen, isolierendem Porenbeton hinter¬ 15 mundeinzuhalten gewesen; 1 Me¬ der Fusswege von mauert Ist. Das Dachgebälk und die Riegelkonstruktion wurden der 3 öffentlicherseits Fahrwege von Meter Adresse der Architekten Loiv u Man Schlafzimmerwand sind in die 29. Basel. Dufourstrasse der durch be¬ und im 21 Holz. Im Wohnzimmergefordert; Gang sind die Decken nachbarte aus Tan¬ wurden Sonderregelungen nötig. Die Be¬ nenholz getäfert. Die Isolation konnten das10 Meter einzelne Haus mehr »I der Dachkonstruktion bauungsziffern und der Schlafzimmeraussenwand ist eingehalten die Ausnützung der werden, daher _Q

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TPM. (1961). Atriumsiedlung „In den Gartenhöfen“ in Reinach BL. Neue Formen des Wohnens. Werk. Band 48, Heft 2, S.40-45.

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Typ Mängel aufweist, vor fen. Solche Gedanken und 3ad Arbeitspl i/orke er 12.0 m <ohle im Garten entwickelten die Architekten beeinträchtigen, nenletz¬ WC Ueberlegungen bestimmen Wandschränke die ten Endes die Form, die für Winkelein Heizung^ das die Bauherrschaft erfreu¬ Halle oder Atriumhaus, Lösung der gestellten Aufgaben hU er¬9-9 Vi licherweise wählte. Dieser Entschluss zur Aueführung zu finden ist. weckte auch bei der Käuferschaft grosses Interesse; in weni¬

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ganzen Grundriss eines Hauses, Masstab 1:200 des mit Steinwollmatten Lageplan der Siedlung, Masstab 1:2000. In der Südwestecke ausge¬ zu ermitteln, die als Grundlage für die Baubewilli¬ Bebauung Der Holzraster 30 worden. Grundstückes sind später noch die Häuser 28, 29 undführt hinzuge¬ vor den Wohnzimmerfenstern als Pflanzengerüst wobei die und diente, nicht gung dient Gesamtausnützung Die Brandmauern lierung wurde besonderer Werthöher gelegt. sein kommen Sonnenschutz. Die Flachdachkonstruktion besteht Dach¬

aus einer zwischen den einzelnen Häusern sind getrennt aufgeführt als diejenige individuellen eine Einzelhäusern lattenrost über Gebälkdurfte, mit Eternitplattenunterlage für die worden, sie erhieltenmit schallabsorbierende Einlage, alle wäre. Die Dachhaut mit dreischichtigem gewesen auchmitineiner auf Erfahrungen lehrten, vielen Bitumen- Böden wurden Flachdachbelag den Keller Steinwollmatte zu¬ gegenwas 13 250 m« Gesamtareal und Asbestbasis. Auf andern die wärme- Kantonen und schalltechnische sätzlich isoliert. Gemeinden und Isozutrifft, dass die alten 30 Atriumhäuser mit 4% Zimmern zu 109 m* Baugesetze und -reglemente neuzeitlichen Ueberbauungen Schweiz. Bauzeitung 79. Jahrgang Heft 1 Ladengebäude mit Vierzimmerwohnung 78 m' Januar 41 hinderlich und infolgedessen überholungsbedürftig geworden 25 Autoboxen 480 m^ 3 828 m.2 sind. Es war einzig der Haltung der aufgeschlossenen Behör¬ den von Kanton und Gemeinde zu danken, wenn die recht¬ 9 422 mä unüberbaut lichen Schwierigkeiten beseitigt und die technischen Hinder¬ 3828 m2 0,29 Gesamtüberbauungsziffer 13 250 m2 nisse überwunden werden konnten, sodass sich auch die Fi¬ nanzinstitute zustimmend äussern und die Finanzierung si¬ Baukosten rd. 2 000 000 Fr. cherstellen konnten. Landkosten rd. 600 000 Fr. Trotz der allseitigen Hilfe ist es nicht gelungen, das Total rd. 2 600 000 Fr. Bauvorhaben ganz ohne Beulen durch das Bewilligungsver¬ 110 Personen Einwohnerzahl: fahren zu schleusen. Eine nachbarliche Einsprache bewirkte 100 E/ha Wohndichte die Oeffnung eines Teiles der Garagen, die ursprünglich alle um den Garagenhof gruppiert waren, gegen die Siedlung, wo¬ durch die beabsichtigte voll¬ ständige Trennung von Fahrund Fussgängerverkehr weit¬ gehend fallen gelassen werden musste, was Im Hinblick auf die rapide Motorisierung und '<£. ** nie notwendig werdende Ruhe *j '<MiA £fätä&l im Wohnquartier sehr zu be¬ ***•. %-ifS. dauern Ist. (Es wird leider I3GD noch einige Zelt vergehen, bis »5» f,«j sich bei uns diese Gedanken -

FH Zentralschweiz

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1961

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Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis Prof. Meyer P. (1992), Wohnbauten im Vergleich, 1992 (3), Hofstatt Reihenhaussiedlung in Kappel SO 1982. S. 2-16. Streich A., Zügler R., Das Werk, Bauen + Wohnen 2014 (4), Die Achtziger Jahre heute, Archtiektur des sozialen Raums, S. 38-43.

Bild: siehe Literaturhinweis Fotos: Karolina Zgardzinski

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FH Zentralschweiz

Bautenkatalog Wohnhaus Hofstatt Unterdorf 7, Kappel SO Architekturgemeinschaft Benno Fosco, Jaqueline Fosco-Oppenheim und Klaus Vogt 1981 1981-1982 Die erbaute Siedlung besteht aus 7 Häusern, die winkelförmig angeordnet sind. Ein grosses Walmdach fasst diese zusammen und bildet eine grosse Halle. Das Ziel war es einen halböffentlichen Raum zu schaffen, der für gemeinschaftliche Tätigkeiten zur Verfügung steht. Die Häuser sind 3-geschossig und verfügen zusätzliche ein Keller- und ein Dachgeschoss. Der gemeinsame genutzte Raum befindet sich im 1. Obergschoss, wo sich ebenfalls die Zugänge zu den Häusern anordnen. Im Erdgeschoss sind Nebenräume, Parkplätze und Waschräume angelegt. Rückwärtig an jedem Haus befinden sich private Gärten. Diese können von Erdgeschoss und vom 1.Obergeschoss erschlossen werden. Die Wegführung die um die ganze Anlage führt verbindet die Siedlung und verstärkt das Konzept einer Gemeinschaft.


Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautenkatalog Siedlung „Öpfelbaum“ Baumgartenstrasse, Stetten AG Metron Architekten AG, Windisch 1984 1986 Die Reihenhaussiedlung Öpfelbaum besteht aus 11 Wohneinheiten, Gemeinschaftsräumen und einem alten Bauernhaus. Sie wurde in einen mit Obstbäumen dicht bestockten Landstreifen erstellt, welcher zwischen dem alten Dorfkern von Stetten und der Landwirtschaftlichen Zone lag. Ziel der Architekten war es, den Baumgarten und die Wohnsiedlung optimal miteinander zu verbinden und so den Baumgarten bewohnbar machen. Um den Baumbestand, der auf dem Grundstück vorhanden war, möglichst zu erhalten und die Wurzeln zu schonen wurde auf eine Unterkellerung verzichtet und in Leichtbauweise aus Holz gebaut, wodurch unter anderem auch die verkürzte Bauzeit zur Schonung beigetragen hat. Wo immer es möglich war hat man auf Holz oder Holzwerkstoffe zurückgegriffen.

Literaturhinweis Gasser, M., Kleiner, J. & Ryffel, T.(1989). Siedlungsbau der Metron. Metron Themenheft, 5. Brugg: Metron AG Metron. (1987). Wohnsiedlung ,,Oepfelbaum’’,Stetten. 92 Arch+.Glückliche Gemeinschaften, S. 52-53.

Situation: unbebautes Grundstück mit Baumbestand.

Bild: Rushan Sejdini; Pläne: siehe Literaturhinweis

Situation: bebautes Grundstück mit Erdgeschossgrundriss

FH Zentralschweiz

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Blick von der Reussseite auf die privaten Aussenplätze

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Literaturhinweis Gmür, Otti, 1978. Bauchronik: Wohn-BauExperimente der Metron Architektengruppe. Werk-Archithese, Heft 21-22, Band 65, S. 61-67.

Bild: Kevin Walker Pläne: siehe Literaturhinweis

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FH Zentralschweiz

Bautenkatalog Reuss - Siedlung Ländestrasse, 5210 Windisch METRON - Architektengruppe 1976 1976-1977 Die Reuss- Siedlung ist eine von der Metron- Architektengruppe realisierte und formulierte Konzeptsiedlung, mit dem Ziel, die ökonomische Bauweise sowie das kommunikative Wohnen zu fördern. Die Wohnqualität der gebauten Reiheneinfamilienhäuser wird nicht gemessen am Ausbaustandard, sondern am Flächenangebot, an der Nutzungsfreiheit, am direkten Zugang zum Aussenraum, an der Veränderbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Grundrisse sowie an verschiedenen Möglichkeiten der Kombination und Unterteilung der Wohneinheiten. Die Bewohner beteiligen sich am Planungsprozess und können den Ausbau der Wohnung und den privaten sowie halböffentlichen Aussenraum mitgestalten.


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Bautenkatalog Terrassen-Reihenhaussiedlung Fischeracherstrasse, Lindau, Zürich Fritz Schwarz 1977 1979-1980 Die terrassierte Reihenhaussiedlung von Fritz Schwarz befindet sich in Lindau, einer Gemeinde des Bezirks Pfäffikon des Kantons Zürich. Mit rund 800 Einwohnern zählt Lindau zu einer kleineren Dorfgemeinschaft. Die Reihenhaussiedlung besteht aus 26 Wohneinheiten, welche in 4 Reihen und einem zentralen Doppelhaus angeordnet sind. Des Weiteren zählen viele gemeinschaftliche Einrichtungen wie Klubraum, Spielplatz, Heizanlage und Schwimmbad zu der Überbauung.

Literaturhinweis Geisendorf, C.-E. Schüepp, J. R. Stanescu, A. Tönshoff, H. (1983). Dichte individuelle Wohnbauformen. Eine systematische Beispielsammlung. Niedertreufen: Verlag Arthur Niggli Bilder: Eigene Grafik: Benedikt Profanter 2016 Plan: Aus: Geisendorf, C.-E. Schüepp, J. R., Stanescu, A. Tönshoff, H, 1983, S. 155

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Vertiefungsarbeit Bautenkatalog Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis Rusterholz AG. (?). Verfügbar unter: http://www.rusterholz-ag.ch/ (09.03.2016) Metron. (2016). Grenzen?. System / Regel / Prozess. Metron Themenheft 31. S. 19-21 Bild: Sonja Senn Pläne: siehe Literaturhinweis

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Siedlung Rusterholz Niederlenz Hans Rusterholz / Aexander Henz (Gründer Metron) 1963 1963-2010 Das Grundstück in Niederlenz, auf dem die Siedlung Rusterholz steht, war bereits seit 1943 Wohnsitz und Standort des Baugeschäftes der Familie Rusterholz. Die Bauten des Baugeschäftes wurden 1963 vom Sohn, Hans Rusterholz, in vier einfache, Stimmungsvolle Wohnungen umgebaut. In den darauf folgenden Jahren wurde das ganze Areal mit einfachen Mitteln zu einer Wohnsiedlung erweitert. Heute besteht die Siedlung aus sieben Gebäude mit 23 unterschiedlich grossen Mietwohnungen. Dazu gibt es zahlreiche zusätzliche Infrastruktur wie eine Sauna, eine Werkstatt, und viel Grünfläche um die Gebäude herum.1 Die Siedlung wurde ungewolt zum Experimentierfeld und späteren Prototypen für die Reihenhaussiedlungen der Metron.2


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Literaturhinweis

Bautenkatalog Siedlung Chriesmatt Chriesmattweg, Dübendorf Rolf Keller 1979 1980-1983 Die Siedlung Chriesmatt ist in den Jahren 1980 – 83 aus der Idee von Rolf Kellers früherem Werk Seldwyla in Zumikon entstanden, welche das Konzept einer Gemeinschaft auf der grünen Wiese aus Einfamilienhäuser verfolgte. Auf dem Chriesmattareal in Dübendorf sollen erstmals Mehrfamilienhäuser für sozial weniger privilegierte Menschen entstehen. Seiner Meinung nach sollen auch diese die Qualität eines Einfamilienhauses geniessen können. Die Überbauung kann dabei als Antwort für ein fehlendes Verständnis der Architekten der 1960er und 70er Jahre angesehen werden. Bei diesem Baustil der Nachkriegszeit fehlt laut ihm, die Möglichkeit auf den individuellen Bewohner eingehen zu können. Die Bevölkerung braucht vielmehr die Chance durch Identitätsfindung im Zuhause Wurzeln schlagen zu können. So war es auch Keller, welcher im Buch Bauen als Umweltzerstörung augenscheinlich sein Bestreben aufzeigt und kritisierte dabei arg die frühere Strategie jener „Wohnsilos“.

Keller, Rolf (1984): Gefühl gege Kalkül. Die Kälte als Schlüsselthema. Zumikon. db 4/1984. Hofmann, Mirko (2007): Wo die Gemeinschaft noch gross geschrieben wird. In: Tagesanzeiger 23.11.2007. Keller, Rolf (1973): Bauen als Umweltzerstörung. Alarmbilder einer Un-Architektur der Gegenwart (Ausschnitte). In: Bauen als Umweltzerstörung; Alarmbilder einer Un-Architektur der Gegenwart. Verlag für Architektur Artemis. Zürich 1973.

Bild: Keller 1984, S.43; Pläne: siehe Literaturhinweis

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20/21 Eiwog Stäfa. Blick auf den Gemeinschaftsbereich / espace communau¬ taire (Fotos: Thomas Cugini).

19 Beate Schnitter. Architektin SIA/BSA/SWB: Eiwog-Genossenschaftssiedlung / ensemble d'habitation cooperative Eiwog in / ä Stäfa ZH.

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Wenn als Ziel menschlichen Zusammenlebens die Entfaltung des Individuums in der Gemein¬ schaft anvisiert wird, so kann hierfür die Gruppensiedlung als geeignete Wohnform gelten. Sie

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Die lockeren Einfamilienhaus¬ quartiere sind andererseits auto¬ freundlich, «Landschaftsfresser», ihrerseits Erreger von Immissio¬ nen. Abermals erscheint die Gruppenüberbauung mit ihrer angemessenen Dichte (0,5 bis 0,7) eine günstige Bedingung für technische, kulturelle, letztlich Gemeinschafts¬ raumsparende einrichtungen.

wegen kann. Die Architektur muss eine eindeutig erkennbare Sprache sprechen, welche Identi¬ fikation und Orientierung er¬ laubt.

mindestens eine Kirche mit Pfarrhaus, das Wirtshaus und das Schulhaus. Hiermit entspricht es auch den drei grundlegenden Kräften in der Gemeinde, der geistlichen, der politischen und der oppositionellen. Eine reine Wohnüberbauung, wie sie unsere neue Gruppenüberbauungen darstellen, kann demnach nicht als Dorf angesprochen werden, sondern viel eher als Weiler. Hi¬ storisch gesehen wurden Weiler zur Entlastung von Dörfern in Zeiten des Bevölkerungszuwach¬ ses gegründet, meist auf Ro¬ dungsland. Zur Beantwortung der Frage nach der Aktualität der Grup¬ penüberbauung als heutige Sied¬ lungsform gehört demnach die Prüfung von deren Lage und Grösse in bezug auf die grössere Kann Dienstleistungseinheit. diese die plötzlich zuwachsende Bevölkerung politisch, geistig, materiell verkraften? Ist die neue Siedlung nahe genug am Stamm¬ dorf angegliedert, um an jenen zentralen Einrichtungen Anteil nehmen zu können? Oder ist die Siedlung einer Ghettowirkung ausgesetzt? Die Frage kann dem¬ nach nicht verallgemeinert be¬ antwortet werden, sondern muss

Vertiefungsarbeit

Stk., 31li Zimmer: 17 Stk., 5]/2 Zimmer: 7 Stk., 6'/2 Zimmer: 5 Stk. 1

Die Siedlung wurde in zwei Etappen erstellt, die in der Siedlungsstruktur durch die Anordnung der Häusergruppen um zwei halböffentliche Innenhöfe sichtbar werden. Jeder Hof besitzt gemeinsam nutzbare Infrastrukturen, wie Brunnen, Tischtennisplatte, Sandkasten, usw. und ist umgeben von 4 Häusergruppen mit jeweils 2-4 Häuser, welche mindestens aus 2 Wohnungen bestehen (eine im EG+UG und eine im OG+DG, siehe untenstehende Abbildung). Die Zusammensetzung der Häusergruppen erklärt sich aus der Tatsache, dass sich die Wohnungen auf allen vier Seiten öffnen sollten. Die Häuser selbst bauen auf einen quadratischen Raster mit zentralen Nasszellen und daran angegliederte innere Erschliessung und Küche auf, sodass «Dorf» 25 die anderen Wohnräume um diesen Kern von den Besitzern frei entschieden werden konnten. Dadurch sind alle Wohnungen einzigartig und auf die Bedürfnisse der Bewohner angepasst, aber dennoch genug rationalisiert um zusätzliche Planungskosten zu sparen.

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Stk.,

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fasst: 2'/2 Zimmer:

Kurzbeschrieb

Wohnüberbauung EIWOG Stäfa Glärnichstrasse 44a - 48d & 55a - 59d, 8712 Stäfa Beate Schnitter 1973 (Wettbewerbsgewinn) 1975-1978

Zimmer:

vielfältig. Die Genossenschaft betreibt gemeinsam die Verwaltung. Ein Mehrzweckraum liegt in der 1. Etappe am Innenhof. Die Regelbauweise der Ge¬ meinde wurde strengstens einge¬ halten, die Bauten wurden ohne Ausnahmebewilligungen erteilt. Schallschutzmassnahmen wurden besonders beachtet. Der Innen¬ ausbau wie die Gestaltung der Privatgärten wurden den Bewoh¬ nern freigestellt. Das Wohnungsangebot um¬

und ganztägige Besonnung. Keine einzige Wohnung ist trotz sich wiederholenden Grundele¬ menten und durchlaufendem Grundraster (Rationalisierungs¬ effekt) gleich. Die Bewohnerstruktur ist be¬ züglich Altersstufen und Berufs¬ aussergewöhnlich ausrichtung

1

schmale

Axe) und konstant bleibenden Sanitärkerns ermöglicht wird (vgl. Schema). Die allseitige Be¬ lichtung der Wohnungen ermög¬ licht vielfältige Kombinationen

schen Rasters (2 breite,

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Bautenkatalog

Literaturhinweis

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Schnitter, Beate. (2005). Beate Schnitter. Bauten und Projekte 1955-2005. Sulgen: Niggli.

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Schnitter, Beate. (1978). Eiwog Stäfa. Werk - Archithese, 65 Heft 21-22, S. 22ff.

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Bild: Michael Bürgi; Pläne: siehe Literaturhinweis 24 Eiwog Stäfa. Grundrisse des abgebildeten Haustyps / plans du type de maison illustre (vgl.

/ voir Fig. 22).

Regula Bonomo — Fritz Schwarz

Eiwog: Thesen und Gegenthesen These:

248

Die Isolation der Bewoh¬ ner von Dinhard (30 Minuten 1.

FH Zentralschweiz

Fuss bis zum nächsten Bahnhof), bedingt durch die idyllische Lage auf dem Land, fördert einerseits wohl mit den gemeinsamen Aktionen der Selbsthilfe die Solidarität der Bewohner, andererseits ist aber das Verhalten der Eiwog, Wohnraum ohne Rücksicht auf Erschliessung durch öf¬ fentliche Verkehrsmittel zu produzieren, verantwortungs¬ los gegenüber den Bewohnern und der Umwelt. Planung zu

auch

auf das umliegende Land löst werden.

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Antwort des Architekten: Die Zielsetzung der Eiwog, preis¬

günstiges Wohneigentum zu er¬ stellen, kann nur erfüllt werden bei Landpreisen, die im Maxi¬ mum Fr. 150.-/m2 betragen. Grössere erschlossene Parzellen an ruhiger Lage zu diesem Preis können nicht an guter öffentli¬ cher Verkehrslage gefunden wer¬ den. Solche Lagen haben nicht nur einen mehrfachen Landpreis, sondern auch wesentlich tiefere Ausnützungen (rechtes Seeufer). Die gute Nachbarschaft bringt in der Gruppenüberbauung aber

These:

Antwort des Architekten:

Die Frage der notwendi¬ gen Infrastruktur (Kindergar¬ ten, Schule, Läden, Busver¬ bindung etc.), die von einer

Die Eiwog will nicht Gruppen er¬ stellen, die sich vom Dorf isolie¬ ren. Die Eiwog-Einwohner sollen sich als Mitglieder einer grösseren Dorfgemeinschaft fühlen und im Rahmen der bestehenden politi¬ schen Institutionen ihre Ansprü¬ che nach Verbesserung der Infra¬ struktur durchsetzen. Die Eiwog hat die ganze technische Infrastrukturzu übernehmen. Die wei¬ teren Leistungen muss die Ge¬ meinde durch Steuereinnahmen finanzieren, wobei beträchtliche Einnahmen aus der Grundstück¬ gewinnsteuer bereits ca. 2 Jahre vor Bezug der Häuser anfallen. «Fertige» Überbauungen mit

2.

Siedlung in der Grösse von Dinhard gefordert wird, dele¬ giert die Eiwog an die Ge¬ meinde und Bewohner. Es wäre Aufgabe der Eiwog die Folgen eines derartigen Ein¬ griffs in die bestehende Dorf¬ struktur zusammen mit der Gemeinde in der Planung mit zu berücksichtigen. Das an¬ fänglich gespannte Verhältnis zwischen Dorf und Siedlung


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Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Realisierung

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Bautenkatalog

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Selbstbausiedlung „Im Spitz“ Wasterkingen, ZH •T^j Walter Stamm 1976-1977 ::.

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Kurzbeschrieb

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Der Genossenschaftsbau in Wasterkingen besteht aus fünf Reihenhäuser, welche im t Selbstbau realisiert wurden. Neben diesen privaten Räumen entstand im Untergeschoss * wm ",l" Tp* Witein Raum, welcher von allen Bewohner genutzt werden kann. Das Nebengebäude dient als Autounterstellplatz, sowie als Treffpunkt der Familien. Über dieses gelangt man zum Haupteingang der Häuser. Im Keller befindet sich für Jedes ein weiterer Zugang. Zu der grossen, gemeinsam genutzten, Grünfläche verfügt jedes Reihenhaus über einen Aussenbereich. Der Grundgedanke der Siedlung war, dass mit Hilfe der Gemein-357 B privaten + W 9/1978 III—

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schaft erschwinglicher Wohnraum geschaffen wird.

Literaturhinweis Stamm, Walter (1989), Die Wohnung für den Zweitmieter in Arch+. 100/101. S. 30-33

Bild und Plan Schäfer, Ueali (1978), Wohngenossenschaft „Im Spitz“ Wasterkingen ZH in Bauen + Wohnen. Band 32. S. 352-358

FH Zentralschweiz

249


Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautenkatalog Atriumsiedlung „In den Gartenhöfen“ In den Gartenhöfen, 4153 Reinach, BL Löw+Manz Architekten 1959 1959-1960 Nach skandinavischem Vorbild errichteten die Architekten Löw+Manz 30 eingeschossige Atriumhäuser mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Um die Vorteile eines Einfamilienhauses zu erreichen, wurden den privaten Atrien Gärten angeschlossen, die den Bewohnenden viel Grün- und Freiraum geben. Ein öffentlicher Platz in der Mitte, sowie die Durchwegung der Siedlung, lässt aber auch Platz für Begegnung und Kommunikation. Die sorgfältige Auswahl der Konstruktion mit hochisoliertem Porenbeton, Sichtbacksteinmauerwerk und einem Dachgebälk aus Holz, erlaubten das Errichten der Siedlung in nur knapp 16 Monaten.

Literaturhinweis [s.n.]. (1961). Die Atriumsiedlung „In den Gartenhöfen“ in Reinach BL: Architekten Löw+Manz, Basel. Schweizerische Bauzeitung, 79/3, S.40-41

Pläne und Bilder: siehe Literaturhinweis

250

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Vertiefungsarbeit

Bautenkatalog

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Siedlung „Seldwyla“ Zumikon, Rolf Keller, Rudolf und Ester Guyer, Manuel Pauli, Fritz Schwarz, Cedric Guhl, Max Lechner 1967 (Gründung Genossenschaft) 1975-1978

Kurzbeschrieb

Die 1967 von sechs Architekten gegründete Genossenschaft »Seldwyla« hatte das Ziel eine Eigenhaus-Wohnanlage zu konzipieren welche sich an historischen Dorfstruktur orientiert. Statt Masse und Monotonie, wie bei vielen Blockbauten und Reihenhäusern, und übersteigertem Individualismus, wie den der »Villa«, sollte diese Anlage durch ein überschaubares Gefüge »zusammengewachsener Häuser von jeweils individueller Prägungen « gebildet werden. Für das so vorfixierte Gesamtkonzept wurde ein 2 ha großes Hanggrundstück in einem Quartierbereich von Zumikon gewählt, der selbst vornehmlich durch einen parkartig gegebenen Baumbestand und durch Villen aus der Zeit um die Jahrhundertwende geprägt ist.

Literaturhinweis Jehle-Schulte Strathaus, U. (2000). Die Siedlung Seldwyla in Zumikon ZH, 19751978 : ein exklusiver Ausweg : nachindustrielle, globale Ferienstimmung. Werk, Bauen + Wohnen, Band 87. S. 48-52. Rebsamen, H, Keller, R. (1978). Siedlung „Seldwyla“ alias Rockwil : ein Modellfall. Werk - Archithese, Band 65, Heft 21-22, S. 42-48. Bild: Patrick Herger; Axonometrie: siehe Literaturhinweis

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Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautenkatalog Siedlung «Wyler am Teich» In Langwise, 8424 Embrach (ZH) Manuel Pauli 1972-1975 Die Wohnsiedlung «Wyler am Teich» befindet am Rande von Embrach, angrenzend an einen kleinen Hain mit Weiher. Die weiten Grünflächen der Siedlung sowie der Wald waren ein integraler Bestandteil des Siedlungskonzeptes. Die dicht bebaute Siedlung, besteht aus acht Gebäuden; ein Gebäude beinhaltet 18 Eigentumswohnungen, die restlichen sieben 31 Reiheneinfamilienhäuser. Diese fügen sich harmonisch in die bestehende Umgebung ein. Die Wohnungen, vor allem die Reiheneinfamilienhäuser, sind ideal für Familien mit Kindern. Der Wohnungsgrundriss der Einfamilienhäuser erstreckt sich über drei Etagen mit Balkon, Veranda, Dachgarten und dem grosszügigen Aussenbereiche der den Bewohnern zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten in der dicht bebauten Siedlung bietet. werk/oeuvre 12/75

1056

Literaturhinweis Ineichen Hannes (Hrsg.): Manuel Pauli. Bauten und Projekte 1956–1983. Stadtarchitekt von Luzern 1983–1995. Blauen 2001.

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Überbauung «Wyler am Teich», Embrach. In: Das Werk 62/1975, S. 1055–1060.

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FH Zentralschweiz

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einen kleinen Dachgarten. Das Dachgeschoss bildet ein Atelier

sene Wald und der Teich. Im Erd¬ geschoss des Mehrfamilienhauses



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