ALMA Alpmagazin Herbst 2019

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Foto: privat

SUSANNE KRAFT UND VERONIKA JOHN: BERGHASEN

berghasen.com Facebook: 12.593 Instagram: 44.600 Abonnenten ALP #3

Seit drei Jahren schreiben die beiden Sportwissenschaftlerinnen Geschichten aus den Bergen auf ihrem Blog berghasen. com. „Wir lernten uns an der Uni in Salzburg kennen und waren öfter gemeinsam am Berg unterwegs. Freunde fragten uns immer wieder, ob wir Empfehlungen für Bergtouren haben und wie man richtig trainiert. So begannen wir zu bloggen“, erinnert sich Susanne. Dass berghasen.com der größte Bergsport-Blog Österreichs werden sollte, ahnten die beiden damals nicht. Von „Wie man eine Bergtour mit lachenden Kniescheiben beendet“ bis zu „Bergsteigen: gesunde Gelenke ein Leben lang“ reichen die Geschichten. „Im Sommer schreibe ich vor allem übers Klettern. Vroni macht auch Wettkämpfe und gibt Tipps, etwa wie man sich auf seinen ersten Trail-Run vorbereitet“, erklärt S ­ usanne.

wusaonthemountain.at Facebook: 2.201 Instagram: 4.335 Abonnenten

Linda Meixner hat die Berge vor der Haustür. Sie lebt und arbeitet in Gargellen, dem höchstgelegenen Ort im Montafon. „Bei uns kann man vor der Haustür eigentlich nur aufwärts oder abwärts gehen. Ich bin jeden Tag in den Bergen“, erzählt sie. Dabei begleiten die 29-Jährige mittlerweile über 70.000 Follower auf Instagram. Sie ist zur Influencerin geworden. „Ich habe auf meinem Instagram-Account einfach getan, was ich gern tue: in die Berge gehen und fotografieren. Ich muss selbst erst realisieren, dass ich jetzt Influencerin bin. Ich habe das wirklich nicht geplant. Erst letzten Winter zeichnete sich ab, dass das zu meinem Job werden würde.“ Mit dem Handy bringt sie Interessierten die Berge nach Hause ins Wohnzimmer. Sie geht auch via Liveschaltung mit ihren Followern wandern. Bis zu einem bestimmten Punkt könne sie ihnen so

schöne Momente nahebringen. „Um einen Sonnenaufgang in den Bergen wirklich zu erleben und zu spüren, muss man aber selber hinausgehen und das Handy aus­ machen“, meint Linda. Mittlerweile kann die 29-Jährige von ihrem Instagram-Account leben und hält auch Vorträge darüber, wie man zum Influencer wird. Sie beschreibt ihren Beruf mit viel Ironie. „Ich nehme das Wort gern auf die Schippe: Influencer verdienen viel Geld und machen viel Urlaub. Das Publikum lacht dann immer“, sagt sie. „Aber die Realität ist, dass harte Arbeit dahintersteckt. Es ist ein anstrengender Job.“ An einem Punkt habe sie sich selbst gefragt, warum sie in diesem Bereich arbeite. Dann setzte sie sich ein Ziel. „Wenn ich es schaffe, ein Prozent meiner Follower zu inspirieren, sich mehr in der Natur zu bewegen, öfters die Berge zu besuchen und mit den kleineren Dingen im Leben zufriedener zu sein, dann hab ich mein Ziel erreicht und das Warum gefunden.“

KATHARINA KREPOLD: ALPGEFÜHL

„Ohne soziale Medien würde es die Berghasen so nicht geben.“ Mit Instagram erreichen sie die 20- bis 35-Jährigen, auf Facebook Menschen um die vierzig. Es liege wieder im Trend, in die Berge zu gehen. „Menschen die in der Stadt wohnen, fahren am Wochenende gern in die Berge. Die holen wir mit unserem Blog ab“, sagt die gebürtige Münchnerin Veronika. „Wir bekommen das Feedback, unsere Leser hätten den Bergsport durch unseren Blog für sich entdeckt.“ Sportbegeisterte können jedes Jahr im Februar mit den Bloggerinnen auf Skitour gehen. Die entsprechende Facebook-Veranstaltung ist bereits erstellt. „Wir machen ein Mädels-Camp und sind drei Tage auf einer Alphütte im Pinzgau. Das zweite Camp führt uns in meine Heimatberge, das Tennengebirge“, sagt Susanne.

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alpgefuehl.com Facebook: 33.862 Instagram: 15.700 Abonnenten

HERBST

Katharina Krepold arbeitet seit acht Jahren jeden Sommer auf der Alp. Seit zwei Jahren bloggt sie darüber. „Mein Bruder fing damit an, auf der Alp zu arbeiten. Als ich ihn einmal besucht habe, packte mich sofort das Alpfieber“, erinnert sie sich. Die Bilder und Geschichten von ihrem Leben als Älplerin kamen bei ihren Freunden so gut an, dass die Lindauerin den Blog Alpgefühl erstellte. „Ich wollte Menschen das Leben auf der Alp näherbringen. Auf Alpgefühl schreibe ich über Erfahrungen, die nicht nur an der Oberfläche kratzen. Ich schreibe über schöne Momente, aber auch darüber, wie es sich anfühlt, ausgelaugt und übermüdet zu sein.“ In den Bergen rücke Unwichtiges beiseite. In den letzten Jahren arbeitete die 28-Jährige auf einer Alp in Graubünden in den Schweizer Bergen. Das Team für den Sommer stellt sie selbst zusammen. „Die meisten haben ein falsches Bild von meiner Arbeit. Oben erwartet einen keine Alpromantik, sondern harte körperliche Arbeit. Man kommt an seine Grenzen.“ Sie arbeitet dort hundert Tage am Stück, sieben Tage die Woche. „Wir stehen zwischen drei und vier Uhr in der Früh auf

Foto: Anna Meixner

LINDA MEIXNER

Foto: Bjoern Schneider

Zwölf Stunden Kletterei liegen hinter Sa­ brina und Christian Wurzer, als sie glücklich im Zelt einschlafen – mit Pommes und Chicken Wings im Magen. Die haben sie sich nach einer Überschreitung des 4.810 Meter hohen Mont Blanc verdient. Für Christian war es die schönste Tour, an die er sich erinnert. Er sitzt gerade mit seiner Partnerin Sabrina in ihrem Reihenhaus im Salzburger Bischofshofen. „Am Mont Blanc benutzte Sabrina zum ersten Mal Steigeisen. Sie hatte keine Erfahrung damit. Es war bewegend, sie so zu sehen.“ Danach waren sie auf demselben Level. Jetzt sollten weitere anspruchsvolle Touren folgen. Die meisten davon kann man auf ihrem Blog „WUSA on the mountain“ nachlesen. Sabrina, 32, und Christian, 40, haben sich über das Bergsteigen kennengelernt. Und über das Internet. Sabrina ist gebürtige Düsseldorferin. „Naiv, wie ich war, fragte ich über eine Facebook-Gruppe, wer mit mir auf den Großglockner geht“, erzählt sie. Christian, ein Ur-Pongauer, meldete sich. „Zum Jahreswechsel 2013/14 standen wir mit zwei Freunden auf dem Großglockner.“ Heute lebt das Paar gemeinsam in Bischofshofen. Von der Terrasse ihres

Hauses schauen sie jeden Tag auf den Hochkönig. Auf WUSA (WU ist der Spitzname von Christian Wurzer, SA steht für Sabrina) posten die beiden über ihre Bergtouren und Trailrunning, den Langstreckenlauf durch Wald und Wiese. „Wir bloggen nicht für die breite Masse“, sagt Sabrina. „Eigentlich sind wir keine Blogger. Wir sind Bergsteiger, die bloggen.“ Der Blog sei Hobby, kein Geschäft. Vor allem für Menschen mit sportlichen Ambitionen. „Unsere fachliche Qualifikation macht uns glaubwürdig. Es gibt in der Bloggerwelt viele, die geschminkt auf den Berg gehen und schöne Selfies machen“, sagt Sabrina. Davon hebt WUSA sich ab. Während des Gesprächs springt plötzlich ein Hund auf Christians Schoß: Luke Skywalker. Er hat ein schwarzes Fell und eine weiße Pfote. „Manchmal nehmen wir Luke mit auf unsere Touren. Er war schon auf einem 3.000er, da saß er hinten im Rucksack“, sagt Sabrina. Christian ergänzt: „WUSA hat so eine neue Zielgruppe erreicht: Menschen, die mit Hunden auf den Berg wollen. Man will nicht glauben, wie viele es davon gibt.“ Die Wurzers sträuben sich gegen den Begriff Influencer. Zwar erzählen sie Geschichten aus ihrem Bergsteigerleben, aber: „Nicht wir sind super, der Berg ist super. Wir sind Bergsteiger.“

Foto: Wusaonthemountain

CHRISTIAN UND SABRINA WURZER: WUSA ON THE MOUNTAIN

lindameixner.com Instagram: 70.100 Abonnenten

und ­holen die Kühe von der Nachtweide.“ Nachdem die Tiere gemolken und zurück auf der Weide sind, gibt es Frühstück. Danach werden vier Stunden lang das Jungvieh und die Zäune kontrolliert. „Wir sind auf der Alp eine Gemeinschaft, man hilft sich gegenseitig. Bis acht Uhr abends arbeiten wir im Stall. Es ist ein Vollzeitjob.“ Auf Instagram lässt die Lindauerin ihre Follower direkt am Alpalltag teilnehmen, etwa mit einem Video vom Melken. „Mit Instagram kann ich die Menschen näher an die Thematik heranholen. Bilder wecken immer Emotionen“, sagt sie. Das Leben auf der Alp beschreibt sie als schönes Gefühl von Freiheit und Verantwortung: „Ich habe auf der Alp gelernt, dass man mit weniger mehr vom Leben hat. Nach hundert Tagen treiben wir das Vieh zurück ins Dorf. Dazu ziehe ich mir ein schönes Dirndl an und schmücke die Kühe. Im Dorf warten sie schon und klatschen für einen. Das ist jedes Jahr ein besonderer Moment.“

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