Migros magazin 52 2017 d bl

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EUSI MIGROS | MM52, 27.12.2017  9

Fabrice Zumbrunnen: «Wichtig ist zuerst, was wir konkret für unsere Kunden tun können. Von ihrer Zufriedenheit hängt unser Erfolg ab.»

Fabrice Zumbrunnen: Aber die Ferien ­buchen Sie online? Erika Jost: Selten, eher rufe ich beim Veranstalter oder direkt im Hotel an. Téo Linares: Ich wohne nur knapp 50 Meter von der nächsten Migros entfernt und kaufe darum immer direkt im Laden ein. Cécile Augier: Ist es möglich, auf Leshop.ch zum Beispiel Fleisch aus der Region Neuenburg zu bestellen, wenn man in der Nähe wohnt? Fabrice Zumbrunnen: Der Onlinehandel mit Nahrungsmitteln ist enorm komplex, vor allem aus logistischer Sicht, was für ­re­gionale Produkte eine grosse Herausforderung darstellt. Im Moment fokussieren wir auf den Ausbau von Bioprodukten. Téo Linares: Die Migros bietet immer mehr Bioprodukte an, und sie werden auch laufend günstiger. Wird man das B ­ io­angebot weiter ausbauen? Fabrice Zumbrunnen: Das Biosortiment wird wachsen, aber es wird immer mehr ­kosten als andere Produkte, weil es auch mit weniger Produktivität verbunden ist.

Deshalb schätzen viele Kunden unser Label «TerraSuisse» aus integrierter landwirtschaftlicher Produktion. Hier arbeiten wir mit rund 20 000 Schweizer Landwirten ­zusammen, die das Tierwohl und öko­logische Aspekte respektieren und Massnahmen für die Biodiversität ergreifen. Die «TerraSuisse»-Produkte sind etwas günstiger als Bioprodukte. Erika Jost: Mir fällt auf, dass bestimmte Produkte vor allem aus dem Biobereich seit ­einiger Zeit aus dem nahen Ausland kommen statt aus der Schweiz. Liegt das an den hohen Preisen? Fabrice Zumbrunnen: Wir wollen unse­ren Kundinnen und Kunden in erster Linie ­Biolebensmittel aus der Schweiz anbieten. Die Nachfrage ist aber grösser als das An­ gebot, und die Schweizer Biobauern können diese nur zum Teil decken. Deshalb g­ reifen wir auf ausländische Produkte zurück. Für diese gelten aber ebenfalls strenge An­ for­derungen. Zudem ist gerade bei den ver­ arbeiteten Bioprodukten das Angebot in der Schweiz beschränkt. Hier können wir dank Importen ein breiteres Sortiment ­anbieten. Erika Jost: Wie ist das Verhältnis der ­Migros zu den Schweizer Bauern?

Fabrice Zumbrunnen: Die Migros ist ein starker Partner der Schweizer Landwirtschaft, wir sind ihr grösster Kunde und ­kaufen über 20 Prozent ihrer Produkte. Gleichzeitig müssen wir wettbewerbsfähig bleiben und unseren K ­ unden ein gutes Preis-Leistungs-­Verhältnis bieten. Damit sind wir mit ähnlichen Herausforderungen wie unsere Bauern konfrontiert. Allerdings ist es so, dass die heimische Landwirtschaft vom Bund massgeblich mit Direktzahlun-­ gen unterstützt wird. Die nötigen Rahmen­ bedingungen zu schaffen, ist hingegen nicht die Aufgabe der Migros, sondern der Politik. Erika Jost: Ich bezahle gern mehr für gute Produkte, aber es ist schade, dass sich das nicht alle leisten können. Wir haben fast schon eine Zweiklassengesellschaft.­ Fabrice Zumbrunnen: Das hat nicht nur mit der Kaufkraft zu tun, sondern mit den eigenen Präferenzen. Nicht jeder setzt die gleichen Prioritäten. Das muss er oder sie ­allerdings auch nicht, weil man in der ­Migros alle Produkte mit gutem ­Gewissen kaufen kann; sie entsprechen alle den hohen Schweizer Qualitätsstandards. Peter Meyer: Kaufen Sie selbst denn auch M-Budget-­Produkte?


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