Migros magazin 52 2017 d bl

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EUSI MIGROS | MM52, 27.12.2017  11

Peter Meyer (links) arbeitet seit 40 Jahren bei der Migros, Céline Augier ist beim M-Industriebetrieb Micarna tätig. Erika Jost (rechts) ist eine langjährige Kundin der Migros.

Fabrice Zumbrunnen: Natürlich, für den Haushaltbereich finde ich immer gute M-Budget-Produkte. Beim Geflügel hin­ gegen bevorzuge ich Bioqualität.

­ aben, investieren wir zudem deutlich we­ h niger Geld in Lebensmittel als unsere euro­ päischen Nachbarn – mit Ausnahme von Deutschland.

Cécile Augier: Kann sich die Migros auf ­lokale Produkte beschränken, oder ist sie auf Fleischimporte angewiesen?

Erika Jost: Bezahlt die Migros eigentlich Mindestlöhne?

Fabrice Zumbrunnen: Der mit Abstand grösste Teil des in der Migros verkauften Fleisches kommt aus der Schweiz. Trotzdem sind wir auf I­ mporte angewiesen, weil wir die grosse Nachfrage – vor allem bei Edelstücken – nicht allein mit inländischen Produkten a­ bdecken können. Aber wir verlangen auch von unseren ausländischen Produzenten, die hohen Schweizer Standards bezüglich Qualität und Tierwohl einzuhalten. Erika Jost: Das ist ein grosses Problem. ­Österreich etwa hat günstigere Landwirtschaftsprodukte als die Schweiz, aber auch ein Preisniveau, das anderen umliegenden Ländern entspricht. Man müsste die Hochpreisinsel Schweiz abschaffen. Fabrice Zumbrunnen: Grundsätzlich ist die Migros für offene Märkte. Wir profitieren in erster Linie, weil nicht nur die Preise hoch sind, sondern auch unsere Löhne. Einige Mitglieder meiner Familie leben in Italien und erzählen mir, wie schwierig es dort ist, überhaupt eine Arbeit zu finden. Wenn wir unsere Löhne um die Kaufkraft bereinigt

Fabrice Zumbrunnen: Wie bieten insgesamt die branchenbezogen besten Arbeitsbedingungen, und dazu zählen neben dem Lohn ausgezeichnete Vorsorge- und zahlreiche Nebenleistungen. Beim Mindestlohn reden wir vom Einstiegslohn, der mit den Jahren und guter Leistung steigt. Peter Meyer: Und nicht zu vergessen: Wir zahlen auch keine Boni. Fabrice Zumbrunnen: Richtig, wir leisten weder Bonifikationen noch Erfolgsbetei­ ligungen. Auch das wurde vom Gründer so in den Statuten ­verankert und ist Teil der gesellschaftlichen Verantwortung der Migros. Téo Linares: Eine Frage zum Kulturprozent: Wird es das auch in Zukunft noch g­ eben? Fabrice Zumbrunnen: Selbstverständlich. Das Kulturprozent zeigt die Einzigartigkeit der Migros in besonderer Weise. Es zählt zu den zentralen Missionen der Migros und ist statutarisch auf der gleichen Ebene wie das Warengeschäft angesiedelt, also nicht weniger wichtig als der Verkauf von Waren.

Ohne die Migros gäbe es das vielfältige und tolle kulturelle Leben in der Schweiz nicht, wie wir es kennen. Ich finde das ­Engagement des Kulturprozents auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene ganz einfach genial – es ist das per­fekte ­Abbild des regional verankerten K ­ ulturschaffens in der ganzen Schweiz. Téo Linares: Die Migros ist mittlerweile in fast allen Lebensbereichen tätig – im Reiseund Bankengeschäft, in der Kultur oder im Bereich der Gesundheit. Macht Ihnen diese Machtfülle nicht manchmal Angst? Fabrice Zumbrunnen: ( lacht) Ich bin ja nicht allein, ich habe viele kompetente ­Kolleginnen und Kollegen in den Geschäftsleitungen und über 100 000 fähige Mitar­ beitende, die mir zur Seite stehen. Eine grosse Herausforderung ist, dass sich die ­Gesellschaft manchmal rascher verändert, als dies den Unternehmen recht ist. Die ­Migros ist wie ein grosser Tanker mit einigen Schnellbooten zur Seite. Den T ­ anker kann man nicht von heute auf morgen ­wenden. Während der vergangenen fünf Jahre in der Generaldirektion konnte ich das Potenzial der Migros abwägen und habe deutlich gespürt, wie viele Mitarbeitende sich stark mit dem Unternehmen identifi­ zieren und ein aussergewöhnliches Enga­ gement zeigen. Wenn wir diese Energien bündeln und richtig einsetzen können, schaffen wir weiterhin Grosses.


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