LESERBRIEFE
Migros-Magazin 46, 15. November 2010
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MM 45: Reaktionen auf den Beitrag «Das Kreuz mit dem Kruzifix».
«Freidenker sind mir unheimlich» Es zeigt das wahre Gesicht gewisser Schweizer Gemeinden und Menschen. Es ist eine Katastrophe, dass man in der Schweiz fast Angst haben muss, zuzugeben, dass man nicht an das Christentum, Gott oder Jesus glaubt. In den USA und anderen «fanatischen» Ländern verstehe ich das noch, aber in der «neutralen» Schweiz ist mir dies unverständlich! Wo ist da die Aufklärung geblieben? Die Freiheit, sich frei auszudrücken? Und das Recht auf Religionsfreiheit und somit das Recht auf neutrale Schulzimmer für unsere Kinder? Sind wir hier noch im Mittelalter?! N. Isler, per Mail Was das weltliche Gesetz betrifft, so ist die Kritik von Herrn Abgottspon an der herrschenden Praxis des Einsatzes religiöser Symbole rechtens. Konsequenz muss sein. Mischa Markert v.
Bild Nicolas Righetti
Weljaminoff, per Mail
Valentin Abgottspon ist im katholischen Glauben aufgewachsen. Wenn er nun diesen Glauben verlassen hat, ist das seine Sache, er kann sich aber nicht anmassen, die Forderung zu stellen, dass andere ihr Glaubenssymbol entfernen. Herr Abgottspon macht seine Forderung nach religiöser Neutralität geltend, das würde heissen, dass niemand mehr berechtigt ist, sich zu irgendeinem Glauben zu bekennen. Das würde aber die Religionsfreiheit – die in der Verfassung garantiert ist – massiv verletzen! Die Drohbriefe, die verschickt wurden, finde ich auch nicht in Ordnung. Sie sind eines Christen, der seinen Glauben verteidigt, nicht würdig. Man sollte sich auf Fakten und Argumente konzentrieren und Rechte geltend machen.
Erzsébet Dobszay, per Mail
Ich denke wirklich, dass man Herrn Abgottspon und Herrn
Lehrer Valentin Abgottspon wollte kein Kreuz im Schulzimmer und wurde entlassen.
Schlesinger unrecht behandelt hat, und es erschüttert mich zu lesen, dass Morddrohungen so leicht über die Lippen gehen. Andererseits frage ich mich ernstlich, wieso immer lauter nach Religionsneutralität geschrien wird, besonders in Bezug auf den christlichen Glauben. Unser Land ist nicht religionsneutral. Wir sind historisch gesehen ein christliches Land, und es hat für mich mit Identitätsverlust zu tun,
wenn wir nicht mehr zu unseren Wurzeln stehen dürfen.
Jacqueline Habegger-Fenner, per Mail
All die kleinen und grossen Buddhas, Götter usw. stören mich auch! Welches Gericht hilft mir da? Alles wird heutzutage akzeptiert, nur die eigene Herkunft nicht! Wenn wir wahren Frieden in der Welt erlangen wollen, müssen wir bei den Kindern anfangen. Die Kinder brauchen einen Glauben, denn der Glaube versetzt Berge. Theresa Stephens,
per Mail
«Alles wird heutzutage akzeptiert, nur die eigene Herkunft nicht!»
Theresa Stephens, per Mail
Die Mitmenschen von Triengen LU und Staldenried VS kommen mir vor wie die Fundamentalisten des Islam! Und das alles im Namen Gottes, auch heute noch in unserer aufgeschlossenen Zeit.
D. Weber, per Mail
Wenn ein Lehrer das Kruzifix im Schulzimmer entfernt, muss das
nicht a priori ein Zeichen sein, dass er gegen Jesus Christus ist, sondern, in diesem Fall, dass er der römisch-katholischen Kirche keine visuelle Omnipräsenz zugesteht, sondern konsequent für eine klare Trennung von Kirche und Staat eintritt. In einer staatlich geführten Schule ist das Schulzimmer kein religiöser Ort.
Raffaele F. Schacher, 9403 Goldach
Ich bin erstaunt, zu wie viel Publicity Sie dem Tumult um Herrn Abgottspon verhelfen. Dies ist wohl genau das, was er wollte. Wieso sonst stellt jemand seinem Arbeitgeber unwesentliche Forderungen, wenn er um seine Arbeitsstelle froh und dankbar ist? Irgendwie habe ich das Gefühl, hier geht es nicht um Kruzifixe. Ich muss zugeben, diese Freidenker sind mir etwas unheimlich, und ich bin froh, dass meine Kinder nicht zu Herrn Abgottspon in die Schule müssen. Andy Krüsi, per Mail