Migros Magazin 24 2009 d ZH

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10 | Migros-Magazin 24, 8. Juni 2009

Das Tatauto: Videoaufnahme des Fiat Fiorino, den Domenico Silano beim Postraub Fraumünsterpost in Zürich fuhr. Beschlagnahmte Beute: Eine Woche nach dem Raub war die Hälfte der Beute sichergestellt. Domenico Silano: Der damals 24-Jährige wurde als Letzter gefasst. Heute posiert er vor dem Tatort (rechts).

A

m 1. September 1997, morgens kurz vor halb elf setzt sich Domenico «Mimmo» Silano ans Steuer eines Fiat Fiorino. Wenig später parkt er diesen im Hof der Fraumünsterpost. Die folgenden sportlichen drei Minuten sichern ihm einen Platz in der Kriminalgeschichte: Noch nie machten Posträuber mit so wenig Aufwand in so kurzer Zeit so grosse Beute: 53 Millionen Schweizer Franken. Ein Jahrhundertraub! 17 Millionen lassen sie liegen – nicht aus Grosszügigkeit oder weil das Auto zu klein für die insgesamt 70 Millionen Franken gewesen wäre. «Die Zeit drängte», sagt Silano. Informant vor Ort ist der Postangestellte Marcello. Er verrät seinen Komplizen, dass immer am Ersten des Monats besonders viel Geld für den Weitertransport zur Nationalbank bereitliegt. Nach dem Überfall erhält Silano vier Millionen, die Wege der Räuber trennen sich.

Der Jahrhundertüberfall hat alles, was ein Film braucht

Zusammen mit dem Journalisten Patrik Maillard hat Silano, heute 36-jährig, den Überfall und die Stationen seiner Flucht akribisch aufgezeichnet und in Buchform gebracht. Auch wenn er in seinen Erzählungen die Lebensweisheiten eines geläuterten Ganoven von sich gibt – Mimmos Geschichte ist grosses Kino. Mit 17 kam Silano aus Italien nach Zürich, die Sprache verstand er nicht. Am Rande der Stadt wurstelte er sich durchs Leben,

Mimmo und der Mammon

Mit sieben Komplizen raubte Domenico «Mimmo» Silano in drei Minuten 53 Millionen Franken aus der Zürcher Fraumünsterpost. Zwölf Jahre später hat er ein Buch über den legendären Postraub geschrieben. Die Hälfte der Beute hingegen bleibt verschwunden.

verkehrte mit «sauberen und weniger sauberen Menschen». Jetzt sitzt Silano am Tisch seines Verlegers in Zürich, braungebrannt mit weissem Hemd, angereist aus seiner neuen alten Heimat Italien.

Er grinst. «Ich bin ein fröhliches Gemüt und versuche, alles locker zu nehmen.» Weniger locker nahm es der mit seinem Fall betraute damalige Bezirksanwalt und heutige Staatsanwalt Rolf

Jäger. Silanos Grinsen beim Verhör hatte ihn genervt: «Das hat ihn voll gestört», sagt Mimmo. ∏∏∏ Der «Jahrhundertpostraub» ziert am 2. September 1997 die Front-


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