Migros Magazin 22 2011 d AA

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Migros-Magazin 22, 30. Mai 2011

INTERVIEW ROMAN MARIA KOIDL

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«Treue ist eine Illusion»

Kachelmann, Strauss-Kahn, Schwarzenegger — prominente Männer halten offenbar nicht viel von Treue. Und nicht nur die, behauptet Roman Maria Koidl. Nach unzähligen Interviews kommt der Kommunikationsprofi zum Schluss: Die Mehrheit der Männer scheint fremdzugehen.

Bestsellerautor

Immer mehr prominente Männer fliegen beim Seitensprung auf. Auch der Schweizer Meteorologe Jörg Kachelmann, der zurzeit wegen angeblicher Vergewaltigung vor Gericht steht, soll seine Freundin hemmungslos betrogen haben. Überrascht Sie das, Roman Maria Koidl?

Absolut nicht! Diese Form des Parallellebens ist überhaupt nicht ungewöhnlich. Da ist ein Prominenter aufgeflogen, der für Hunderttausende Männer steht. Hunderttausende?

Ja. Ich würde sogar sagen, dass Männer, die ihre Frauen und Freundinnen betrügen, die Norm sind. Mein Buch «Scheisskerle» ist insofern auch ein Buch gegen falsche Hoffnungen. Welche falschen Hoffnungen?

Die vieler Frauen, dass der Mann, mit dem sie liiert sind, sich doch

noch als Traummann entpuppen wird, dass sie allein die Kraft haben, ihn zu ändern. «Er ist ganz anders, ihr müsst ihn nur mit meinen Augen sehen», ist der Schlüsselsatz des hoffnungsvollen Selbstbetrugs. Die betrogenen Frauen, von denen Sie erzählen, sind schön und erfolgreich. Beschränkt sich das Phänomen der fremdgehenden «Scheisskerle» auf Frauen mit Geld und Erfolg?

Keineswegs. Aber es waren tatsächlich immer die besonders erfolgreichen und auch körperlich attraktiven Frauen, die mir vom Problem klagten, Mister Right zu finden. Es geht nicht um soziale Schichten, sondern um das Kräfteverhältnis zwischen Mann und Frau. Wenn sie ihm finanziell und intellektuell überlegen ist, beginnt das Problem. Die totgeschwiegene Schattenseite der Gleichberechtigung.

Was machen die Attraktiven falsch?

Ihre Überlegenheit ist das Problem. Männer finden überlegene Frauen vorgeblich zunächst toll. Aber dann gehen sie mit einer Frau fremd, die eigentlich ein bis zwei Nummern darunter ist. Urteilen Sie da nicht etwas gar pauschal?

Hinter der Frage steckt ein typisch humanistischer Bildungsansatz, aber ich habe erfahren müssen: Die Realität ist so stereotyp. Sind Ihre Behauptungen wissenschaftlich unterlegt?

Der Wunsch nach Empirik ist hier offenbar Ihre eigene Verleugnungsstrategie. Wir wollen also nicht wahrhaben, dass auch unsere Partner uns betrügen?

Der in Zürich wohnhafte 43-jährige Österreicher arbeitet als Publizist und ist Autor dreier Sachbücher («Radio Business», «Convenience Stores», «Museum Management»). Koidl war Dozent für Kommunikation und Wissenstransfer an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst. Von seinem Buch «Scheisskerle» verkauften sich in der Schweiz und in Deutschland über 120 000 Exemplare. Koidls Buch behandelt die Frage, warum so viele Frauen um die 30 das Gefühl haben, immer an die falschen Kerle zu geraten. Bei seinen Erkenntnissen stützt er sich vor allem auf über 120 Gespräche und Interviews. Kürzlich sicherte sich die deutsche Filmproduktionsfirma UFA Cinema die Filmrechte an dem Buch. Infos, Treuetest und mehr: www.scheisskerle.de


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