Migros magazin 14 2014 d bl

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MENSCHEN

MIGROS-MAGAZIN | NR. 14, 31. MÄRZ 2014 |

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AUF EIN WORT | 17

FRAU DER WOCHE

Beste Curlerin Geeignete Lagerplätze fehlen: Pfadfinderinnen und Pfadfinder brauchen Platz in der Natur.

DIE PFADI SUCHT LAGERPLÄTZE UND GELD

«Auf Beton können wir die Zelte nicht aufstellen»

len die Risikokompetenz und ma­ chen auf Gefahren aufmerksam. Fakt ist: Wenn Kinder unterwegs sind, kann immer etwas passieren – auch auf dem Schulweg.

Völlig überraschend gewannen die Schweizer Curlerinnen mit Skip Binia Feltscher (35) an den Curling-Weltmeisterschaften in Kanada den Final gegen die Gastgeberinnen. Dabei lag die Equipe nach sieben Ends noch mit 3:5 hinten. Letztlich triumphierten die Schweizerinnen in St. John sensationell mit 9:5. «Die Kanadierinnen wirkten auf uns fast unbesiegbar», sagt Feltscher. Die Churerin gewann 2006 im Team von Mirjam Ott die Olympia-Silbermedaille.

Aber es gibt Eltern, denen die Pfadi zu gefährlich ist.

MANN DER WOCHE

Der oberste Schweizer Pfadfinder Thomas Gehrig sagt, warum die Organisation Lagerplätze und Geld sucht und wie Sportvereine der Pfadi zusetzen. Thomas Gehrig, die Schweizer Haushalte haben kürzlich Post von der Pfadi erhalten. Einen Hilferuf. Was ist das Problem?

Wir wollen die Gesell­ schaft darauf aufmerk­ sam machen, dass es uns noch gibt und dass wir Platz in der Natur brau­ chen. Wir haben zuneh­ mend Schwierigkeiten, Lagerplätze zu finden.

Derzeit werben Sie im Kino und Internet mit einem Spot. Warum hat die Pfadi solche Aktionen nötig?

Thomas Gehrig ist (52) oberster Pfader der Schweiz und arbeitet wie alle Mitglieder im Ehrenamt.

Bilder: PD, Keystone, Markus Bühler-Rasom

Nimmt man den Flyer beim Wort, ist daran die Zersiedlung schuld. Wird die Pfadi jetzt politisch und bläst ins gleiche Horn wie die Ecopop-Initiative?

Nein, die Pfadi steht für Integra­ tion und nicht für Ausgrenzung. Bei uns haben alle Nationalitäten, Religionen und Ethnien Platz. Aber auf Beton können wir unsere Zelte nicht aufstellen. Und dort, wo mit dem Boden spekuliert wird, kön­ nen wir nicht mithalten. Die Pfadi hat in den letzten 20 Jahren 30 Prozent ihrer Mitglieder verloren. Braucht sie überhaupt noch so viel Platz?

Den Mitgliederschwund gab es tat­ sächlich. Seit etwa fünf Jahren sind die Zahlen mit rund 42 000 Mit­ gliedern aber stabil. Zudem sind wir mit unserer aktuellen Kam­ pagne gut unterwegs.

Es gibt zwei Gründe: einerseitsdiezunehmen­ de Konkurrenz. Sport­ vereine rekrutieren ihre Mitglieder sehr früh. Heute spielen bereits Fünfjährige Fussball. Anderseits hat die Verbindlichkeit abge­ nommen. Einmal Pfadi heisst nicht mehr zwin­ gend immer Pfadi.

Ist das Problem der Pfadi nicht auch, dass sie mit ihren Uniformen und Traditionen etwas verstaubt wirkt?

Wenn man in einem Sportklub ist, kleidet man sich auch uniform. Uniformen, welcher Art auch im­ mer, stärken das Zusammengehö­ rigkeitsgefühl. Selbst der ganze Hype um Markenartikel geht in diese Richtung. Zudem trägt man in der Pfadi inzwischen nicht nur Hemd und Krawatte, sondern auch T­Shirts und Pullover. 2008 gab es bei der Pfadi einen tödlichen Unfall mit einem Böller. 2012 verletzten sich zwei Buben mit Brennsprit. Kein Wunder schicken die Eltern ihre Kinder lieber in den Sportklub.

In unserer Ausbildung ist Sicher­ heit ein grosses Thema. Wir schu­

Klar. Kinder, die mit dem Auto zur Schule gefahren werden, dürfen die Pfadi wahrscheinlich nicht be­ suchen. Dem Trend zu immer mehr Überwachung wirken wir entge­ gen, indem wir die Kinder so weit von der Leine lassen, wie wir es verantworten können.

Bester Käser

Warum braucht es die Pfadibewegung überhaupt?

Die Pfadi bietet Kindern und Jugendlichen echte Abenteuer und Erlebnisse. Auch sind wir über­ zeugt vom gesellschaftlichen Nut­ zen unserer Organisation: Wer als Kind oder Jugendlicher Verantwor­ tung für Schwächere übernimmt und sich engagiert, wird dies auch als Erwachsener tun. Sie heissen in der Pfadi Wiff. Was bedeutet der Name?

Er ist vom französischen «vif» ab­ geleitet. Also agil, schnell, wendig. Das war ich offenbar als Bub. Heute ist davon körperlich nicht mehr viel übrig, aber geistig werde ich dem Namen noch gerecht. Interview: Andrea Freiermuth

Erfolgreich in Nordamerika war auch Gérard Sinnesberger (48): In Madison, Wisconsin, wurde sein Rohmilch-Emmentaler mit dem Weltmeistertitel ausgezeichnet; er verwies 2615 andere Käsesorten aus 22 Ländern auf die Plätze. Im Oktober erhielt der Käser die Kündigung für seine Käserei in Grabs SG. Er hatte sich mit den Bauern nicht über die Höhe des Milchpreises einigen können. Jetzt arbeitet er im Sportgeschäft seiner Frau und hofft, bald wieder zu käsen.


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