Migros-Magazin-10-2013-d-ZH

Page 43

|

aktuell

MIGROS-MAGAZIN | Nr. 10, 4. MĂ€rz 2013 |

NEUES AUS DER MIGROS | 43 «Mit Hotel­ plan Suisse haben wir gezeigt, dass es nach wie vor möglich ist, Gewinne abzuliefern.»

wie vor zögerliche Nachfrage fĂŒr Ägypten. Immerhin ist das Rote Meer unsere wichtigste Winterdestination. Politische InstabilitĂ€t, Naturkatastrophen, terrorakte, Wirtschaftskrisen: Jahr fĂŒr Jahr sehen Sie sich mit immer neuen Herausfor­ derungen konfrontiert. Ist das nicht zer­ mĂŒrbend?

Es ist Àrgerlich. Und doch muss man diese Fakten akzeptieren. Da wir als Reiseunternehmen auf allen Kontinenten tÀtig sind, treffen uns kriegerische Auseinandersetzungen und Katastrophen immer sofort. Und geschieht einmal nichts, geht ein Partner wie die Charterfluggesellschaft Hello Konkurs, was uns letzten Herbst eine Million Franken gekostet hat. Derzeit sind es die Wahlen in Italien, die nicht nur Börsen, Politiker und Banker verunsichern, sondern eben auch unsere Kunden. Weshalb soll die Migros sich weiterhin in diesem schwierigen ReisegeschÀft betÀ­ tigen?

fĂŒr organisierte Ferien in Italien im vergangenen Jahr um 25 Prozent eingebrochen ist. Ein derart stark schrumpfender Markt, verbunden mit teuren Kostenstrukturen bei gleichzeitig restriktiven Arbeitsgesetzen, fĂŒhrte zu einem massiven Verlust, wie ich ihn gemessen am Umsatz in dieser Grössenordnung noch nie gesehen habe. Ziehen Sie sich nun aus Italien zurĂŒck?

Wir sind mit Hotelplan Italia seit 1947 in diesem Land tÀtig und setzen weiter auf den italienischen Markt. Inzwischen haben wir eine Reorganisation eingeleitet, die uns in den nÀchsten zwei Jahren viel Schweiss, Blut und Geld kosten wird. Aber wir glauben an den Reisemarkt Italien. Wie gross ist die Chance, dass die Hotelplan­ Gruppe nach vier tiefroten Jahren in Folge wieder einmal Gewinne schreiben wird?

Die Chancen sind intakt, dass wir 2013 ein ausgeglichenes Resultat prÀsentieren können. Sorge bereitet uns die nach

Die Migros ist nicht einfach eine DetailhĂ€ndlerin, sie steht auch fĂŒr Freizeitangebote, Erholung, Kultur und Reisen. Mit Hotelplan bietet die Migros ein faires und verlĂ€ssliches Ferienangebot an. Zudem haben wir mit Hotelplan Suisse gezeigt, dass es nach wie vor möglich ist, mit einer flexibel aufgestellten Organisation, einem umsichtigen GeschĂ€ftsverhalten, neuen Technologien und rascher Reaktion auch Gewinne abzuliefern. Sie sind seit dem 1. November 2012 Chef der Hotelplan­Gruppe. Wie lautet Ihre persön­ liche Bilanz?

Weil ich bereits seit 2008 fĂŒr Hotelplan Suisse arbeite, habe ich keine Überraschungen angetroffen. Hotelplan Suisse ist gut unterwegs, fĂŒr Italien haben wir die nötigen VerĂ€nderungen eingeleitet, und auch in England laufen die GeschĂ€fte gut. Freude macht uns, dass wir mit der Zusammenlegung von Interhome und Interchalet per 1. November 2013 zum grössten europĂ€ischen Veranstalter im FerienhausgeschĂ€ft aufsteigen. Bei einem kumulierten Umsatz von gut 300 Millionen Franken bilden wir damit eine weitere ErtragssĂ€ule, um die uns die europĂ€ischen Mitbewerber beneiden.

Hotelplan Suisse will das im letzten Septem­ ber eingefĂŒhrte dynamische touroperating weiter ausbauen. Was ist und heisst das fĂŒr die kunden?

Bei dieser neuen Webplattform wird die Feriensuche zum Erlebnis. www.

hotelplan.ch ist weit mehr als eine Datenbank, sie vereint unser Know-how von 77 Jahren. Hier finden die Kunden das passende Produkt nach individuellen Kriterien, bis ins Detail ausgeklĂŒgelt. Wir sind Pionierin und der erste namhafte Reisekonzern, der auf diese modernste Technologie setzt. Wenn wir auf unserer Website bereits bis zu 25 Prozent mehr Besucher verzeichnen als im Vorjahr und diese jedes Mal lĂ€nger auf der Site verweilen, dann sind das positive Indizien. Vor allem dafĂŒr, dass ReisebĂŒros kĂŒnftig ĂŒberflĂŒssig sein werden.

Wobei klar ist, dass das Internet einen Livebeschrieb einer Reise nach Rajasthan nicht ersetzen kann. Unsere Webplattform eignet sich bestens fĂŒr StĂ€dtereisen, einzelne FlĂŒge, Hotels oder Badeferien. FĂŒr komplexe Individualreisen setzen die Kunden weiterhin auf die persönliche Beratung. Und genau solche Reisen sind es, die bei uns sehr gut laufen. Wann werden Sie sich von den schweren Ferienkatalogen aus Papier verabschieden?

Die Ära der Kataloge als unumstrittener Hauptkanal fĂŒr die Ferienwerbung ist definitiv vorbei. Aber als ErgĂ€nzung zum Internet spielen sie noch immer eine wichtige Rolle. Als NĂ€chstes werden wir wohl auf gedruckte Preislisten verzichten, weil sich diese sowieso stets Ă€ndern. Im Vergleich mit der HotelplanGruppe vor zehn Jahren haben wir enorme Produktionskosten fĂŒr Kataloge eingespart, reinvestieren das Geld aber rasch wieder in die elektronische Distribution und weitere technologische Entwicklungen. Wagen Sie einen Blick auf das ReisegeschĂ€ft der Zukunft?

Unsere Filialen werden auch kĂŒnftig wichtig fĂŒr unsere GeschĂ€fte bleiben. Im ReiseveranstaltergeschĂ€ft werden aber etwa Badeferien mehr und mehr elektronisch und mit tagesaktuellen Preisen abgewickelt. Daneben bleibt Platz fĂŒr besondere, beratungsintensive Individualreisen — zum Beispiel Hochzeitsreisen oder komplex gefĂŒhrte Rundreisen fĂŒr zwei Personen. Diese Angebote werden kĂŒnftig noch zunehmen. Im Gegensatz zu Asien ist Europa zwar kein Wachstumsmarkt. Aber uns hilft, dass auf unserem Kontinent auch Ă€ltere Menschen zunehmend fit bleiben und gern reisen wollen. Interview: Reto E. Wild, Daniel Sidler Bild: Philipp Rohner

«In Zukunft werden Badeferien vermehrt elektronisch und mit tages­ aktuellen Preisen abge­ wickelt.»


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.