12 | Migros-Magazin 9, 28. Februar 2011
Vater und Maler: Friedrich Demenga (89), Bern
B
erner Puppentheater an einem Montagabend. Eine Vorstellung findet nicht statt. Aber ein Familientreffen der besonderen Art. Auf den rot-samtigen Theatersitzen machen es sich drei Generationen der Berner Künstlerfamilie Demenga bequem. «Padre Padrone» Friedrich vertritt als Kunstmaler die erste Generation. Umrahmt wird er von seinen sieben teils ergrauten, aber überaus daseinsfreudigen Kindern: der Geigerin Isabel, der Puppenspielerin Monika, der Violinistin Catrina, der Pianistin Annina, dem Cellisten Thomas, dem Schauspieler und Schriftsteller Frank und dem Cellospieler Patrick. Anninas Tochter Mirjana Reinhard, eine Jungcellistin, die bereits fleissig Musikpreise sammelt, ergänzt die Runde. Gestern noch gingen diverse Demengas ihrer liebsten Beschäftigung nach und bespielten die Bühnen in und um Bern. Die beiden Cellisten Thomas und Patrick traten zusammen in der Kirche Blumenstein auf, wo Patrick künstlerischer Leiter der «Vier Jahreszeiten Konzerte» ist. Catrina hütete seine Kinder. Frank und Annina führten die szenischen Lesung «Genie & Wahn» im Puppentheater von Schwester Monika auf. Isabel sass dort selbst im Publikum. Und Monika wiederum lüftete mit ihren Puppen bereits ein paar Stunden zuvor für die anwesenden Kinder das Geheimnis, wieso im Land von König Bonifaz alle Menschen glücklich sind.
Eine Villa in Liebefeld voller Kinder und Studenten
Für Vater Demenga ist das Alltag. «Ein Gepard», sagt er, «der rennt, so will es das Naturgesetz. Meine Kinder besitzen ein anderes Naturtalent: Sie machen Kunst. Sie haben immer musiziert und gemalt, von klein auf.» Ermuntern mussten er und seine Frau, die verstorbene Schauspielerin Gertrud Demenga-Schwarz, den Nachwuchs dazu nicht. «Wenn draussen ein Lastwagen vorbeifuhr, eilten alle in Windeseile zum Klavier. Dort suchten sie den Ton, welchen der Brummer vor dem Fenster gerade von sich gab. Ein G schrien die einen.
Vertreter der ersten Künstlergeneration Demenga und Vater der sieben Kinder, die alle von seiner verstorbenen Frau, der Schauspielerin Gertrud DemengaSchwarz, und ihm das berühmte Künstlervirus geerbt haben. Er studierte Kunstmalerei und arbeitete nach der Heirat in einem Architekturbüro. Nur in der «allerstrübsten» Zeit habe er mit dem Malen aufhören müssen. «Wenn ich abends nach Hause kam, gab es in der Regel Znacht. Danach brachte ich die Kinder ins Bett und las ihnen eine Geschichte vor. Um 20 Uhr
NachwuchsCellistin: Mirjana Reinhard (25), Bern
Mirjana vertritt die dritte Generation der Musikerfamilie Demenga. Sie studierte am Konservatorium Biel und bei ihrem Onkel Thomas Demenga an der Musikakademie Basel. 2007 wechselte sie in die Konzertklasse der Zürcher Hochschule der Künste und schloss mit dem Konzertdiplom ab. Sie gewann zahlreiche Preise, unter anderem mit dem Medea Trio den Kammermusik-Wettbewerb des MigrosKulturprozents. Im Laufe ihrer jungen Karriere gab sie bereits Kammermusikkonzerte und absolvierte als Solistin Auftritte mit dem Collegium Musicum, dem Berner Kammerorchester und dem Budapester Sinfonieorchester. «Ich war vier, als ich mein erstes Cello bekam. Mein erster Lehrer war Patrick. Mit 13 wechselte ich zu Thomas an die Musikakademie Basel. Es ist schön, so viele Onkel und Tanten zu haben, die künstlerisch tätig sind. Gleichzeitig aber ist es auch ganz normal. Ich kenne ja nichts anderes.» www.mirjana-reinhard.ch www.medeatrio.com
stand ich im Atelier und malte noch etwa drei Stunden.» Mit 55 reduzierte er die Arbeit und realisierte viele Ausstellungen. Auch im Alter staunt er des Öftern über die unerschöpfliche Vielfalt der Erscheinungen in der Natur, was ihn immer wieder zum Malen animiert. Seine Kinder Monika, Catrina und Thomas haben auch viel gemalt. «Sie füllten sogar ganze Bücher mit ihren Zeichnungen. Die wollte uns jemand später abkaufen, meine Frau lehnte ab.» 15. bis 23. Oktober 2011: Ausstellung Schloss Köniz, «Galerie im Chornhuus».