20 | 7.2.2022 | KULTIVIERTES FLEISCH
Echtes Fleisch ohne Tierleid Die Lebensmittelbranche tĂŒftelt seit Jahren daran, wie man Fleisch statt am Tier aus Stammzellen im Labor wachsen Âlassen kann. In Singapur sind nun erste Produkte zum V Â erkauf zugelassen. Wo stehen wir in der Schweiz? Text: Ralf Kaminski
2. Was sind die grössten Herausforderungen?
Bilder: iStockphoto, zVg
1. Wie entsteht kultiviertes Fleisch? Man entnimmt einem Tier mittels Biopsie eine Stammzelle und entwickelt daraus in einem Bioreaktor spezialisierte Zellen. Diese vermehren sich dann in einer NĂ€hrstofflösung mithilfe von Wachstumshormonen zu Fleisch. Nach der Zellentnahme dauert es etwa zwei Wochen, bis sich im Bioreaktor kleine FleischstĂŒcke gebildet haben, die zum Beispiel fĂŒr die Herstellung eines Burgers reichen. Diese FleischstĂŒcke werden zusĂ€tzlich mittels Pflanzenproteinen strukturiert, um die vertraute Konsistenz zu erreichen. Langfristig sollen so auch Steaks und Fischfilets entstehen.
Die Technologie ist auf guten ÂWegen, aber die Kosten sind noch zu hoch. Besonders der NĂ€hrstoff, in dem die Zellen zu Fleisch wachsen, ist noch viel zu teuer. Aber neue Technologien werden mit der Zeit billiger. In etwa fĂŒnf Jahren sollten die ÂPreise etwa  denen der heutigen industriellen Fleischproduktion entsprechen. Eine weitere Herausforderung ist die regulatoÂrische Zulassung fĂŒr den Verkauf. Dabei helfen soll die Swiss Protein Association, an der auch die MiÂgros beteiligt ist.
3. MĂŒssen fĂŒr solches Fleisch wirklich keine Tiere sterben? Die Zellentnahme wird vorgenommen, ohne dass dem Tier dabei etwas geschieht. Meist reicht ein einmaliger Eingriff, weil damit eine sogenannte unsterbliche Zelllinie angelegt wird. FĂŒr die NĂ€hrstofflösung wird wĂ€hrend der Entwicklungsphase oft noch ein Serum verwendet, das von Tierföten stammt. Es gibt allerdings bereits Firmen, die diese Wachstumshormone komplett durch pflanzliche Produkte ersetzen â die meisten anderen wollen nachziehen. Die Migros hat in zwei Firmen investiert, die dies bereits praktizieren, und schliesst aus, kultiviertes Fleisch zu verkaufen, bei dem tierisches Serum verwendet wurde.