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leben
Migros-Magazin | Nr. 5, 28. JaNuar 2013 |
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MiX
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Die Neuen
Wiedersehen mit dem Zolli Stefan Hoby (37), Zoo-Tierarzt, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zoo Basel.
Christian Wenker (44), Zoo-Tierarzt, Leiter Tierärztlicher Dienst im Zoo Basel.
Tierarzt Stefan Hoby (37) berichtete bereits von Herbst 2011 bis Frühjahr 2012 regelmässig über seine arbeit im Basler Zoo. ab dieser ausgabe gibt es ein Wiedersehen mit dem Zolli-Tierarzt: abwechslungsweise mit seinem arbeitskollegen Christian Wenker (44) wird er jede Woche über Notfälle und routinebehandlungen, über kleine und grosse Operationen bei den Tieren des Zoos Basel schreiben.
Yoga hat Zahnweh
Spektakel im Zoo Basel: Elefantenbulle Yoga muss ein eiternder Stosszahn entfernt werden. Eine Mammutaufgabe für Zolli-Tierarzt Stefan Hoby, der die Unterstützung von vielen Helfern benötigt.
Elefant Yoga wird umsorgt von Tierärzten, Tierpflegern und Feuerwehrleuten. Tierarzt Stefan Hoby (links im kleinen Bild) arbeitet am eiternden Stosszahn.
Bilder: Torben Weber/Zoo Basel
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Diese Nacht habe ich schlecht geschlafen, denn es steht ein medizinischer Grosseingriff bevor. Nach mehrwöchiger Vorbereitung versuchen wir heute, den eiternden rechten Stosszahn unseres afrikanischen Elefantenbullen Yoga in Vollnarkose zu entfernen. Mit von der Partie sind acht Tierpfleger und Zoo-Handwerker, sieben Einsatzleute der Berufsfeuerwehr Basel-Stadt, eine Tierarztgehilfin und zehn weitere Tierärzte aus Zoos sowie Narkosespezialisten vom Tierspital Zürich. Die Behandlung findet aus Platzgründen auf der Aussenanlage statt. Yoga ist schlecht gelaunt, denn er hat schon seit 24 Stunden kein Futter mehr bekommen — mit Ausnahme von wenigen Leckerbissen,in die bereits Vitamine,Schmerzmittel und Antibiotika eingemischt
wurden. Nach zwei Beruhigungsspritzen steht der etwa 17-jährige Elefantenbulle ruhig da, und wir können Seile und Gurten um die Beine legen. Ziel ist es, das gut viereinhalb Tonnen schwere Tier auf die linke Seite abzulegen, damit wir optimalen Zugang zum rechten Stosszahn haben. Unsere Bemühungen misslingen, und Yoga legt sich nach der Narkosespritze auf die rechte Körperseite. Zwar steht ein Kran ausserhalb der Zoomauern zum Heben und Wenden des Tiers bereit, doch aus Zeitgründen behandeln wir Yoga auf der ‹falschen› Seite liegend. Schleunigst machen wir uns mit speziell angefertigten Bohrern und Meisseln an die Arbeit. Andere Kollegen kümmern sich um die gepolsterte Lagerung des Dickhäuters und um die Erhaltung der
Narkose. Diese wird mit zwei Narkosegeräten für Pferde gewährleistet, allerdings haben wir die Atembeutel durch Wetterballone ersetzt. Das Wetter ist kühl, und nach zwei Stunden setzt leichter Regen ein. Aber auch darauf sind wir vorbereitet: Wolldecken, Wärmestrahler, eine Regenplane und 60 Liter warme Infusionslösung kommen zum Einsatz. Nach vier Stunden müssen wir die Aktion aufgrund einer beginnenden Blutübersäuerung beenden. Grosse Erleichterung im Team, nachdem Yoga gut aus der Narkose erwacht ist und sich entsprechend erholt hat. Allerdings ist es uns nicht gelungen, den rund 60 cm langen Zahnstumpf vollständig zu entfernen. Auf nächsten Frühling planen wir den hoffentlich letzten Eingriff.
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