LOK SPEZIAL
Anzeigen-Spezial | 06.08.2021
I EXTRA-Blatt zur 1. Runde im DFB-Pokal im Bruno-Plache-Stadion
David in blau-gelb fordert Bayer-Goliath
Der 1. FC Lokomotive Leipzig startet am Samstag, den 7. August, in die 1. Runde des DFB-Pokals – gegen Bayer Leverkusen
Von Jens Wagner
freundlichen Gruß an höhere Stellen ermunterte. „Es gibt einen Fußballgott. Djamal hatte im Februar und März einen Hänger, hat sich durchgebissen. Es hat den richtigen erwischt“, gab Almedin Civa nach dem Schlusspfiff in der leider leeren Sportschule (Fans mussten draußen bleiben – wie schon gesagt, es war eine verkorkste Corona-Saison) zu Protokoll.
LEIPZIG. Davon träumt jeder Regionalligist: Endlich mal einen Gegner vor der Brust mit klangvollen Namen, internationaler Erfahrung und hochfliegenden Ambitionen. Diese klassische Davidgegen-Goliath-Situation, seit Jahrzehnten gelebt und erlebt in den Fußball-Pokalrunden dieser Erde. Genau auf dieses Gänsehaut-Erlebnis kann man sich nun im Bruno-Plache-Stadion freuen: Auf der einen Seite stehen die Hausherren des 1. FC Lokomotive Leipzig, auf der anderen die mit 14 Nationalspielern gespickte Top-Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen. Es ist angerichtet für den Pokalfight in Probstheida, Punkt 15.30 Uhr am Sonnabend, 7. August, rollt der Ball. Ja, das war eine Sternstunde in der Geschichte der „Loksche“: Djamal Ziane machte sich mit diesem Kracher aus nicht ganz 20 Metern unsterblich im blau-gelben Trikot. Da waren 111 Minuten gespielt in der Sportschule „Egidius Braun“ in Abtnaundorf, die Leipziger waren eigentlich durch einen Platzverweis nach 72 Minuten geschwächt, aber trotzdem die engagiertere, auch die gefährlichere Mannschaft. Allein wollte das Runde nicht ins Eckige, was zum Glück und dank einer starken Abwehrarbeit der Blau-Gelben aber auch beim Gegner Chemnitzer FC nicht anders war. Es blieb – ausgerechnet! – dem dienstältesten Mann im Trikot des 1. FC Lok Leipzig vorbehalten, das „Goldene Tor“ einer ganzen, ziemlich verkorksten Corona-Saison zu schießen. Was seinen Cheftrainer und Sportdirektor zu einem
Blau-Gelber Jubel
Mit einem Schlag strahlte im Mai diesen Jahres die blau-gelbe Sonne über Probstheida und dies nach schweren, schwierigen Monaten: Die Spielzeit 2020/2021 in der Regionalliga Nordost war da längst abgebrochen, mit dem Aufstieg in die 3. Liga hatten die Mannen von Almedin Civa zum Zeitpunkt des Abbruchs nix zu tun, die Stimmung war – vorsichtig gesagt – ganz schön im Keller. Lok-Käpt’n Sascha Pfeffer blickte noch Wochen später mit hochgradig positiven Emotionen zurück: „Da hat man schon gespürt, wie die Truppe immer mehr zusammengewachsen ist“, erklärte er kurz vor dem Start in die neue Regionalliga-Saison mit Blick auf die SachsenpokalVorbereitung im Frühjahr. „Es war richtig geil zu sehen, wie die Jungs Bock auf Fußball haben. Da sind richtig gute Charaktere in der Mannschaft.“ Die sich nun auch allesamt in die Geschichtsbücher eingeschrieben haben: Denn es war der allererste Sachsenpokalsieg für den 1. FC Lok Leipzig – ein Bann ist gebrochen und dies ausgerechnet gegen den Chemnitzer FC. Der war ja auch beim letzten Anlauf, der die Blau-Gelben in das Finale
führte, der Gegner und dies zudem im heimischen BrunoPlache-Stadion – aber damals hatten die Himmelblauen die Nase vorn und der „Loksche“ blieb nur die undankbare Aufgabe, dem CFC nach dem 1:2 beim Feiern zuzuschauen. Im Mai 2017 war das, Daniel Frahn mit zwei Treffern der Lok-Schreck schlechthin. Vergessen, vorbei, die Revanche glückte und der DFB-Pokal war erreicht.
Wir freuen uns einfach auf den geilen Gegner. Almedin Civa Lok-Cheftrainer
Auch wieder eine ganz besondere Situation für die Probstheidaer: Schon lange hatte man keinen hochkarätigen Gast aus der deutschen Fußball-Beletage zu Gast gehabt und als „Losfee“ Thomas Broich mit dem Gegner Bayer 04 Leverkusen auch noch die blau-gelben Hoffnungen erfüllte, kannte die Euphorie kaum noch Grenzen. „Das wird definitiv ein großer Tag“, blickte Lok-Geschäftsführer Alexander Voigt schon vor Wochen auf diesen 7. August voraus. Zu dem die Mannen von Cheftrainer und Sportdirektor Almedin Civa dann übrigens auch in einem nagel-
neuen Trikot im speziellen DFB-Pokal-Design auflaufen können. Und an dem man im Gegensatz zum Sachsenpokal-Finale auch Fans im Bruno-Plache-Stadion begrüßen kann: Nach dem aktuellen Stand der Dinge sind 6800 Zuschauer auch vom Leipziger Gesundheitsamt zugelassen. Wie schon gesagt: Die Ausgangsposition vor dem Pokalfight ist klar. Hier der David in Blau-Gelb, der eigentlich nur gewinnen kann (da ist dann auch der eine Stotter-Start in der Regionalliga Nordost zu vernachlässigen – Achtung, uraltes Fußball-Klischee: Der Pokal hat nun mal seine eigenen Gesetze!) – auf der anderen Seite der mit Top-Stars, Nationalspielern und international gestählten Kickern gespickte Goliath, der seinerseits wiederum nur verlieren kann. Genau die Situation, aus der heraus unvergessene Legenden erwachsen können. Oder um es mit Almedin Civa zu sagen: „Wir freuen uns einfach auf den geilen Gegner.“ Der Wermutstropfen: Pokalheld und Lok-Legende Djamal Ziane wird wohl zuschauen müssen – verletzungsbedingt. Aber es ist davon auszugehen, dass es sein Käpt’n Sascha Pfeffer schon ganz schön ernst meint, wenn er vollsten Einsatz verspricht – auch, damit man dem Stürmer und Urgestein vielleicht doch noch die Chance auf einen DFB-Pokal-Einsatz ermöglichen kann. In der zweiten Runde, nach einem Sieg über Bayer Leverkusen …
DFB-Pokal, 1. Runde:
1. FC Lokomotive Leipzig
Sa, 07.08.21 15:30 Uhr Bruno-Plache-Stadion
Bayer Leverkusen
FOTOS: DPA/MARC MÜLLER & CHRISTIAN MODLA BILDMONTAGE CHRISTIANE KUNZE
Die Lok-Bilanz: Vier Punkte aus drei Spielen In der Regionalliga Nordost suchen die Blau-Gelben noch nach der offensiven Durchschlagskraft Von Jens Wagner LEIPZIG. Der Ball rollt schon
seit einigen Tagen wieder: Drei Spieltage haben die Regionalliga-Fußballer des 1. FC Lok Leipzig schon in den Beinen, die Bilanz fällt bislang ein wenig durchwachsen aus. Ein Sieg, ein Remis und eine Niederlage zum Saisonstart schlagen für die Probstheidaer zu Buche. Da wäre das heftige 1:4 in der ersten Partie der Spielzeit 2021/2022 gegen den BFC Dynamo ausgerechnet vor heimischen Publikum, dann die gelungene Wiedergutmachung mit dem überzeugenden 3:0-Auswärtssieg bei Optik Rathenow und schließlich das magere, aber leistungsgerechte 0:0-Remis im Bruno-Plache-Stadion gegen Carl Zeiss Jena. Macht unterm Strich vier Zähler aus drei Spielen und einen Platz im Mittelfeld der Tabelle der Regionalliga Nordost.
Im Duell: Eric Voufack (l.) wird vom Jenenser Rene Lange attackiert – am Ende gab es ein 0:0. FOTO: CHRISTIAN MODLA
Allerdings hatte Cheftrainer Almedin Civa schon vor der ersten Partie vor allzu viel Euphorie gewarnt: „Man wird wohl erst Ende August, Anfang September wirklich einschätzen können, wo die
Mannschaft steht.“ Und es gibt einige Punkte, die ihm unbedingt Recht geben – auf der einen Seite wäre das nach wie vor geöffnete Transferfenster, durch das schon noch die eine oder andere Verstär-
kung für die konkurrienden Mannschaften auftauchen könnte. Spannende Wechsel gab‘s ja in der Liga durchaus einige – so der von Christian Beck zum BFC Dynamo, der prompt der „Loksche“ einen Treffer zum Saisonauftakt einschenkte. Aufhorchen ließ auch der Wechsel von Furkan Kircicek von Türkgücü München nach Chemnitz oder von Felix Brügmann von Cottbus zur VSG Altglienicke. Zweiter Punkt: Spannend zu sehen, wie die jeweiligen Mannschaften nach einer gefühlten Ewigkeit ohne (Regionalliga-)Fußball wieder in Tritt kommen. Dabei hatten die Blau-Gelben die erwähnten Startschwierigkeiten – trotz einer positiven Prognose, dass die Truppe nach überschaubaren Veränderungen im Kader (siehe dazu auch nebenstehenden Beitrag) im Kern zusammengeblieben war. Die Berliner Dynamos zeigten auf, dass Eingespielt-
heit noch einen Ticken besser geht, mal ganz abgesehen von einer ganz gnadenlosen Effizienz vor dem Tor. Angesichts der folgenden „weißen Westen“ sowohl gegen Optik Rathenow als auch gegen Carl Zeiss Jena erkannte Almedin Civa den positiven Trend in Sachen Stabilität: „Wir wollten dem Gegner die Räume nicht lassen – das haben wir sehr gut gemacht“, lobte er seine Mannschaft nach dem torlosen Remis gegen Jena. Bleibt nach das Feilen an der offensiven Durchschlagskraft, wobei man Goalgetter Djamal Ziane durchaus schmerzlich vermisst (der Mann hatte in der abgebrochenen vergangenen Saison in neun Spielen fünf Tore gemacht und zwei weitere vorbereitet!). Doch Sturm-Kollege Tom Nattermann schürte in Rathenow die blau-gelben Hoffnungen: Dort krönte er seine Leistung mit einem astreinen Doppelpack.
Das Kommen & Gehen Käpt‘n Sascha Pfeffer sah vor dem Saisonstart die Sache unbedingt positiv: „Fünf Neue sind jetzt nicht die Riesenzahl.“ In der Tat – nach dem großen Umbruch beim 1. FC Lok Leipzig hielt sich in den vergangenen Monaten das alljährliche Kommen und Gehen in Probstheida im überschaubaren Rahmen. Ein Überblick über die wichtigsten Änderungen: Eine der wichtigsten Personalien kommt dabei abseits des grünen Rasens zum Tragen: Mit Robert Weiße steht dem Cheftrainer Almedin Civa ein neuer Mann an der Seite – der 32-jährige A-Lizenz-Inhaber (und Gymnasiallehrer) arbeitet erstmals im Männerbereich, bringt aber viel Erfahrung mit. Beim Babelsberg 05 trainierte er die U15, U16 und U19, es folgten Stationen bei der FC Barcelona Academy in Kanada, bei RB Leipzig und dem Jugendförderverein Neuseeland. „Eine Berei-
LEIPZIG.
cherung für den Verein“, erklärt sein neuer Chef. Zudem neu in Probstheida: Keeper Jan-Ole Sievers soll den Konkurrenzkampf zwischen den Pfosten anheizen, Rechtsverteidiger Eric Voufack die Defensive stärken. Darüber hinaus lotste man vor allem offensives Fachpersonal ins Bruno-Plache-Stadion: Auf den Außenbahnen fühlen sich Bogdan Rangelov und Theo Ogbidi zu Hause, während Michael Schlicht als fünfter Neuzugang für Impulse aus dem zentralen Mittelfeld verantwortlich zeichnen soll. „Wir haben es ihnen einfach gemacht, hier anzukommen“, stellte Sascha Pfeffer klar. Wo es ein Kommen gibt, gibt es meist auch ein Gehen: Fünf Spieler haben „Tschüss“ gesagt – wobei der Abschied von Paul Schinke sicherlich der emotionalste Moment war. Außerdem haben Torwart Jeroen Gies, Linksverteidiger Niklas Schneider und die Außenbahnspieler Denis Jäpel und Gabriel Boakye den Verein verlassen. JW