FIT & GESUND
Sonnabend, 1. April 2017
| AKTION GESUNDHEITSWOCHEN
Volksleiden Tinnitus Pfeifen, Rauschen, Brummen – über 15 Millionen Deutsche leiden unter permanenten Ohrgeräuschen, Tendenz steigend. Wie können sich Betroffene schützen? Ein Überblick über neue Techniken und Hörgeräte.
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„Sprechstunde“ mit Ingo Froböse
Professorin der Berliner Charité über Tinnitus
Gesundes Kochen mit Fenchel Foto: Fotolia
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Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Das Ohr – eines unserer wichtigsten Sinnesorgane
F
ast 15 Millionen Menschen leiden in Deutschland an einem Hörverlust. Die Symptome und Ursachen sind verschieden, aber klar ist: Unbehandelt nimmt das Hörvermögen stetig ab. Im schlimmsten Fall droht die völlige Taubheit. Das Ohr zählt zu den wichtigsten Sinnesorganen des menschlichen Körpers. Mit ihm nehmen wir nicht nur Töne und Geräusche wahr, sondern es enthält auch unser Gleichgewichtsorgan, das für die Feststellung der Körperhaltung sowie die räumliche Orientierung zuständig ist. Richtig hören lässt uns am Leben teilhaben und ist unser wichtigstes Kommunikationsmittel. Neben Sprache und Musik nehmen wir durch unser Gehör auch Gefahren und Emotionen wahr. Wer schwer hört, wird im Alltag vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Allein das Überqueren der Straße wird zur Gefahrensituation, weil die Fahrzeuge wesentlich später wahrgenommen werden. Gespräche mit Familie und Freunden werden zur Bewährungsprobe und auf lange Sicht zur Belastung für alle Beteiligten. Vor allem in lauten Situationen wie in Einkaufspassagen oder einem gut gefüllten Restaurant wird das Ohr besonders gefor-
Wenn die Welt langsam verstummt.
dert. Die Folge: Der Betroffene isoliert sich zunehmend und zieht sich zwangsläufig in seine leiser werdende Welt zurück. „Meistens treten die Probleme schleichend auf. Der Betroffene merkt oft nicht, dass er nicht mehr gut hört. Häufig sind es dann Verwandte oder Freunde, denen es auffällt, dass in Gesprächssituationen häufig nachgefragt oder der Fernseher immer lauter eingestellt wird“, weiß Gabriele
Gromke, Hörgeräteakustikermeisterin und Inhaberin vom Gromke Hörzentrum. Ein Hörverlust wird durch verschiedene Ursachen ausgelöst. Unterschieden wird zwischen Beeinträchtigungen im äußeren, mittleren und inneren Ohr. Eine Schädigung in einem der Bereiche kann sich negativ auf das Hören auswirken. „Im Gehörgang können zum Beispiel Infektionen oder Ohrenschmalzpfropfen für einen
Hörverlust verantwortlich sein. Die mögen zwar im ersten Moment harmlos wirken, sollten aber so schnell wie möglich behandelt werden“, rät die Fachfrau. Im Mittelohr resultiert ein Hörverlust am häufigsten aus einer Mittelohrentzündung oder einer Schädigung des Trommelfells. Auch chronische Erkrankungen wie die Otosklerose, die zu einer Art Verkalkung im Ohr führt, können Auslöser sein.
Aber wie funktioniert das mit dem Hören eigentlich genau? ■ Das Ohr lässt sich in drei Bereiche
unterteilen: Außenohr, Mittelohr und Innenohr. Das Außenohr setzt sich aus Ohrmuschel, Gehörgang und Trommelfell zusammen. ■ Die Form des Ohrs hat die Funktion der
Schallortung. Je nachdem, von wo die Schallwellen auf das Ohr treffen, bilden sich Besonderheiten im Frequenzbereich, über die die Richtung der Schallquelle geortet werden kann. Die Ohrmuschel mündet in den Gehörgang und übergibt den Schallreiz
an das Trommelfell, das am Ende des Gehörgangs liegt. Wenn Schall auf das Trommelfell auftrifft, kommt es zu Schwingungen, die mechanisch durch das Mittelohr weitergeleitet werden. ■ Die Hauptaufgabe des Mittelohrs liegt in der Verstärkung der Schwingungen und der Weiterleitung des Schalls zum Innenohr. In dem Hohlraum zwischen Trommelfell und Innenohr, der sogenannten Paukenhöhle, befinden sich die kleinsten Knochen des menschlichen Körpers:
Hammer, Amboss und Steigbügel. Diese miteinander verbundenen Knochen nehmen die Schwingungen am Trommelfell auf und geben sie ans Innenohr weiter. Dieses unterteilt sich in das Hörorgan, die Schnecke und das Gleichgewichtsorgan. ■ In der Schnecke registrieren die
Härchen der Sinneszelle die Schwingungen. Sie werden zum Hörnerv weitergeleitet und wandern von dort zum Gehirn. Dort werden die Impulse als Geräusche gedeutet und das eigentliche Hören entsteht.
Foto: Fotolia/bilderzwerg
„Generell entstehen die meisten Hörverluste aber durch eine Schädigung im Innenohr. Zum einen kommt es zu altersbedingten Beeinträchtigungen des Hörens, doch auch jüngere Menschen sind davon betroffen. Vor allem laute Musik in Diskotheken oder aus dem Kopfhörer von iPod oder Smartphone kann Defekte verursachen. Zudem können Virusinfektionen wie Mumps, Masern und Röteln oder physische Beschädigungen durch Tumore oder nach Unfällen ursächlich für einen Hörverlust sein“, erklärt die Expertin. Im Durchschnitt vergehen sieben Jahre zwischen dem Auftreten erster Probleme und dem ersten Hörgerät. Besonders kritisch ist dabei: Je länger mit einer Behandlung gewartet wird, desto schneller nimmt das Hörvermögen ab. „Aus diesem Grund sollten Betroffene schon bei den kleinsten Anzeichen einen Hörgeräteakustiker aufsuchen. Der Fachmann kann dann gezielt behandeln und die Lebensqualität erheblich verbessern“, erläutert Gabriele Gromke.