LVZ Fit & Gesund 2017 | Neues Gelenk - neuer Elan

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FIT & GESUND

Freitag, 24. März 2017

| AKTION GESUNDHEITSWOCHEN

Neues Gelenk – neuer Elan Vorteile und Risiken künstlicher Gelenke. Wann helfen Schmerzmittel, wann sollte man eine Operation vorziehen? Und wie kann man vorbeugen?

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Die „Sprechstunde“ mit Nina Ruge

Materialien und Modelle für OPs

Frühstücken mit Kürbis und Hirse Foto: Fotolia

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Anzeigen-Sonderveröffentlichung

Im Gespräch: Expertin klärt über das Leben mit künstlichen Gelenken auf

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ann ist eine Endoprothese (künstlicher Gelenkersatz) erforderlich? Wie lange dauert der Heilungsprozess? Wie lebt es sich mit einem künstlichen Gelenk? Auf diese und weitere Fragen gibt Dr. Jacqueline Repmann, Chefärztin des Zentrums für Endoprothetik am MediClin Waldkrankenhaus Bad Düben, Antworten. Frau Dr. Repmann, 400 000 Endoprothesen werden jährlich in Deutschland eingesetzt. Ab wann ist der Einsatz eines künstlichen Gelenks notwendig? Ein künstliches Gelenk kommt dann zum Einsatz, wenn das ursprüngliche Gelenk krankheits- oder altersbedingt abgenutzt ist oder durch einen Unfall stark beschädigt wurde. Unser Ziel ist es allerdings, erst alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten von der Physiotherapie, Ergotherapie bis hin zur multimodalen Schmerzbehandlung auszuschöpfen, ehe wir operativ tätig werden. Wenn diese Maßnahmen zu keiner Linderung mehr führen und die dauerhafte Einnahme von Schmerzmedikamenten aufgrund von Begleiterkrankungen nicht möglich ist, empfehlen wir den Einsatz eines künstlichen Gelenks. Dieser Zeitpunkt ist für

jeden Patienten individuell und hängt nicht zuletzt auch damit zusammen, wann der persönliche Leidensdruck so hoch ist, dass die Lebensqualität deutlich eingeschränkt ist. Wie entsteht der Gelenkverschleiß? Der Gelenkverschleiß wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Grundlegend lässt sich sagen, dass dem Verschleiß ein Missverhältnis von Belastung und Belastbarkeit zugrunde liegt. Dieses wird in vielen Fällen durch eine genetische Prädisposition, also die erblich bedingte Anlage beziehungsweise Empfänglichkeit für diese Erkrankung, begünstigt. Weitere entscheidende Faktoren sind Bewegungsmangel, Übergewicht sowie Fehlstellungen wie ausgeprägte Ooder X-Beine und die damit einhergehende einseitige Belastung. Ebenso können gelenknahe Verletzungen und entzündliche Erkrankungen wie zum Beispiel Rheuma einen Gelenkverschleiß hervorrufen beziehungsweise beschleunigen. Dr. Jacqueline Repmann ist Chefärztin des Zentrums für Endoprothetik am MediClin Waldkrankenhaus Bad Düben. Foto: MediClin

Wie alt sind die Patienten im Schnitt, wenn eine Endoprothese eingesetzt wird? Die meisten unserer Patienten sind zwi-

schen 70 und 80 Jahren alt, wobei es nach oben keine Altersgrenze gibt. Tendenziell verzeichnen wir auch zunehmend jüngere Patienten. Ursache dafür sind steigendes Übergewicht in der Bevölkerung und immer häufiger auftretende Verletzungen durch Extremsportarten. Insgesamt ist der Anspruch an die Lebensqualität gestiegen – mit unseren heutigen medizinischen Möglichkeiten können wir viel mehr Menschen eine aktive und mobile Teilnahme am Alltag gewähren. Wie viele künstliche Gelenke werden am Waldkrankenhaus jährlich eingesetzt? In unserem Zentrum für Endoprothetik haben wir im vergangenen Jahr über 1200 Endoprothesen eingesetzt. Ein Großteil davon entfällt auf künstliche Kniegelenke und Hüftgelenke, wo wir häufig auch minimalinvasiv und knochensparend mit Kurzschaftprothesen arbeiten. Darüber hinaus verfügen wir über eine große Expertise unter anderem bei Fingergelenks-, Schulter- und Sprunggelenksendoprothesen. Wie lang ist in der Regel der Heilungsprozess nach dem Einsatz eines künstlichen Gelenks?

Im Schnitt ist mit einem Krankenhausaufenthalt von etwa sieben Tagen zu rechnen. Die Mobilisation unserer Patienten beginnt dabei so schnell wie möglich. In der Regel sind sie ab dem ersten Tag nach der OP in der Lage, zu stehen und mit Gehhilfen zu laufen. Wir beginnen umgehend mit physiotherapeutischen Maßnahmen. In der anschließenden dreiwöchigen Reha gilt es dann, die Muskulatur weiter zu stärken. Außerdem wird der Patient geschult, wie er richtig steht, sitzt und Alltagssituationen wieder ganz normal meistern kann. Können Patienten anschließend ein normales Leben führen oder ist mit starken Einschränkungen zu rechnen? Das Ziel der Endoprothetik ist es, die Lebensqualität wieder in gewohnter Weise, bevor die Schmerzen und Einschränkungen eingesetzt haben, zu ermöglichen. Das normale Alltagsleben kann ohne Einschränkungen wieder aufgenommen werden. Jedoch sind bestimmte Sportarten, die mit einer hohen Gelenkbelastung einhergehen, zu vermeiden. Für Patienten mit einem neuen Hüftgelenk sind beispielsweise Sportarten

mit Stoßbewegungen wie Tennis, Skifahren oder Joggen sowie Sprungsportarten nicht empfehlenswert. Bei einem neuen Kniegelenk raten wir von Sportarten wie Kegeln, Kampfsport, Mannschafts- und Ballsport sowie Sprungsportarten ab. Wandern, Tanzen, Schwimmen, Radfahren, Walken und Aquajoggen können im Regelfall problemlos ausgeführt werden. Vorsicht bei der Ernährung: eine starke Gewichtszunahme belastet das neue Gelenk. Wie hat sich die Endoprothetik im Vergleich zu vor zehn Jahren verändert? Zum einen sind die Operationstechniken heute viel knochensparender und muskelschonender als noch vor zehn Jahren. Dadurch bleibt die Muskulatur rund um das betroffene Gelenk gut erhalten, und der natürliche Gelenkschutz ist weiterhin gegeben. Somit ist es uns auch möglich, Patienten schneller wieder zu mobilisieren. Zum anderen sind die in den Endoprothesen verwendeten Materialien verträglicher geworden und zeigen weniger Abrieb, wodurch sich die Haltbarkeit der künstlichen Gelenke in den letzten Jahren noch weiter erhöht hat.


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