Zum Glück verrückt

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Könntest du dich und deine Aufgabe bei Loony kurz vorstellen? Ich bin seit drei Jahren Geschäftsführer bei Loony. Ich habe das Projekt jedoch schon früher begleitet. Damals war ich Assistent für Industriedesign an der Kunstakademie in Stuttgart und habe das Projekt von Seite der Akademie aus betreut. So kam das Projekt damals auch zustande, als Kooperation der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart, Studiengang Industrial Design, und der Diakonie Baden. Ich bin 2006 aus der Akademie ausgeschieden und wurde von Loony für die Betreuung der Produktentwicklung angeworben. Das wurde mit der Zeit immer umfangreicher. Wir haben dann am Start Social-Wettbewerb teilgenommen. Angela Merkel ist da die Schirmherrin. Es geht darum, Beratungsstipendien für soziale Projekte zu vergeben. Von den 500 Bewerbern haben wir den ersten Platz gemacht. Das Konzept, mit dem wir uns beworben haben, umfasst, dass wir eine gemeinnützige GmbH gründen. Es gibt einen Loony e. V. . Darin sind alle Werkstätten organisiert, man arbeitet zusammen und schafft auf diese Weise Arbeit für psychisch kranke und behinderte Menschen. Ich bin der Geschäftsführer dieser GmbH. Das heißt, ich bin verantwortlich für die künstlerische Entwicklung, sprich Marketing, Produkte und Markenpräsentation. Es gibt fünf Festangestellte, zwei davon sind behindert. Zusätzlich gibt es noch ein paar Studenten und Aushilfskräfte, die mithelfen.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit von Akademie und Diakonie? Es gab ein Projekt aus dem Studiengang Industrial Design. Das hieß Vom Produkt zur Ware. Da ging es darum, dass Studenten kleine Designartikel entwerfen, diese in Kleinserien in der Akademie produzieren und im Rahmen eines Weihnachtsmarkts in einem Designgeschäft verkaufen. Das Tolle an dem Projekt war, dass die Studenten gelernt haben, dass sie mit einer guten Idee und wenig Arbeit einen guten Gewinn erzielen können – und sich mit einer schlechten Idee viel Arbeit macht und sich selbst ausbeutet. Diesen Zusammenhang und auch das Feedback vom Endkunden fanden wir sehr interessant. Inzwischen gibt es das Projekt seit 14 Jahren. Manfred Schöniger, Referent für Psychiatrie im Diakonischen Werk Baden, hatte dieses Projekt gesehen und war begeistert von den präsentierten Produkten. Die Sachen sind so einfach in der Produktion, dass er dachte, man müsste sie auch in den Behindertenwerkstätten herstellen können. Zu dieser Zeit gab es eine kleine Wirtschaftskrise, viele Aufträge für Werkstätten sind weggebrochen. Alle haben geklagt, dass sie keine Arbeit haben. Statt zu jammern wollten wir mit positivem Beispiel vorangehen. Deshalb haben wir eine Eigenmarke entwickelt, die dafür sorgt, dass die kleinen Tagesstätten ein zusätzliches Arbeitsangebot bekommen. Was ist für dich das Besondere an Loony? Für mich persönlich ist der große Unterschied, dass die Dinge eine bestimmte Wertigkeit haben, in Deutschland produziert werden und für einen guten Zweck sind. Wenn man sich auf Messen umschaut, sieht man, wie unglaublich viel Scheiß produziert und auf die Menschheit losgelassen wird. Ich als Flohmarktgänger weiß, wo die Sachen nach kürzester

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