Das Floriani-Prinzip

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Siehst du eine Lösung für diese Thematik, ob kurz- oder langfristig?

Das lässt sich nicht so leicht beantworten. Die Leute, die jetzt aus Afrika weggehen, gehen, weil es ihnen dort wirklich schlecht geht. Weil da Kriege stattfinden, die Lebensbedingungen dort unzumutbar sind, weil man da nicht leben kann. Da komme ich wieder auf meine Arbeit: die Veränderung in der Perspektive. Das ist das, was wir schaffen wollen, auch wenn das wie Peanuts erscheint. Die Perspektive ist, dass es eine gerechtere Verteilung gibt. Dass den Leuten in ihren Ländern ein erträgliches Leben ermöglicht wird. Das ist aus meiner Perspektive langfristig die Lösung. Für mich fängt das immer mit Produkten an, wie zum Beispiel Blumen aus Afrika. Die Leute sollten da Landwirtschaft betreiben, um sich selbst zu versorgen und nicht Blumen für uns produzieren. Wir profitieren an so vielen Stellen davon, dass es den Leuten dort so schlecht geht. Wir müssten unseren Lebensstandard ändern. Das heißt nicht, dass wir auf alles verzichten müssen. Wir müssten nur weniger und bewusster konsumieren. Darüber hinaus muss man sagen, dass hier auch Platz für mehr Leute ist. In Deutschland ist die Bevölkerungszahl rückläufig, von daher können durchaus noch mehr Menschen herkommen. Aber auf längere Sicht sehe ich, dass wir etwas dafür tun müssen, dass es den Leuten in ihren Ländern besser geht. Die vielen Konflikte in Afrika haben auch mit deutschen Waffenexporten zu tun.

Da verdienen immer Leute dran. Wo wird wirklich einmal versucht, Konflikte mal friedlich zu lösen? Der Iran ist da ein positives aktuelles Gegenbeispiel. Da ist es gelungen, diese Geschichte mit den Chemiewaffen mal auf einer anderen Basis zu lösen. Die werden zer-

Wir profitieren an vielen Stellen davon, dass es den Leuten dort so schlecht geht. Wir müssen unseren Lebensstandard ändern. stört und es gibt keinen Einmarsch. Ansonsten gibt es immer nur Konflikte, wo eventuell sogar die europäischen Staaten mit eingreifen. Wobei mir klar ist, dass man die Leute dort nicht alleine lassen kann. Das ist ein sehr komplexes Thema. Die Flüchtlinge wollen nicht hierher kommen. Wenn man sich überlegt, was sie auf sich nehmen, um hierherzukommen. Sie sind total verzweifelt, ihnen ist einfach alles egal, weshalb sie dieses Risiko auf sich nehmen. Jeder weiß von vornherein, dass man dabei sterben kann. Sie haben alle Brücken hinter sich abgebrochen. Schätzt du das selbst als realistisch ein oder ist das eine Wunschvorstellung?

Es ist in absehbarer Zeit nicht realistisch. Zumindest nicht, das Leben dort lebenswerter zu gestalten. Aber man muss an vielen Stellen anfangen, das zu tun. Realistisch ist es, die Bedingungen für die Menschen, die hierher kommen, zu verbessern. Es sind ganz klar Ressourcenfragen. Es geht um’s Geld. Aber wenn ich das in Relation zu anderen Sachen sehe – es herrscht überall Geldknappheit. Es ist einfach eine Frage der Gerechtigkeit.


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