Viva Vita Oktober 2012

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An Diabetes muss heute keiner mehr sterben쎲 쎲

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Gubener Fachärztin: Mit einer guten Einstellung des Zuckerwertes kann Folgeerkrankungen vorgebeugt werden

Dr. Isabel Bayer (r.) lässt sich regelmäßig den Blutdruck von Schwester Steffi messen.

ie Dr. Isabel Bayer erklärt, wird Diabetes meist rein zufällig bei einer Routine-Untersuchung entdeckt. „Bis dahin kann der Betroffene schon einige Jahre unbemerkt mit dieser Erkrankung gelebt haben, weil die Symptome sich erst spät zeigen“, so die Internistin. Symptome können unter anderem Abgeschlagenheit, Antriebslosigkeit, häufiges Wasserlassen, Juckreiz, Pilzerkrankungen und enormer Durst sein.

Fotos: Pozar/Fotolia

Manuela Paul musste sich vom ersten Tag an spritzen. „Drei Mal am Tag vor jeder Mahlzeit messe ich meinen Blutzuckerwert und spritze eine von meinem Hausarzt nach diesem Wert festgelegte Einheit an Insulin“, sagt sie. Bereits nach zwei Tagen bemerkte sie Veränderungen. „Ich fühlte mich wie neu, voller Energie.“ Mit den Injektionen hat die 47-Jährige keine Symptome erkennen Probleme. Im Gegenteil: Auch Manuela Paul (Name von der Re- „So habe ich meine Werte besdaktion geändert) bemerkte einige ser im Blick.“ Regelmäßige Kontroldieser Symptome. Deshalb ließ sich die len, korrekte Einnahme aller Medika47-Jährige vor anderthalb Jahren mente und die täglich pünktlichen Ingründlich durchchecken. „Ich war per- sulingaben gehören für sie längst zum manent müde und musste ständig zur Alltag. Ihre Erkrankung nehme sie so Toilette“, erinnert sich die Gubenerin. ernst wie nötig. „Natürlich habe ich Übergewicht, zu wenig Bewegung auch die Folgeerkrankungen im Kopf, und unregelmäßiges Essen bestimmdoch ich denke nicht ständig daran“, ten bis dahin ihren Alltag. „Als ich die gibt sie zu. Diagnose bekam, war ich nicht wirkUnd tatsächlich kann Diabetes mellilich schockiert, denn in meiner Familie tus eine Reihe von Erkrankungen nach sind viele von dieser Krankheit betrof- sich ziehen. „Diabetes ist ein schleifen“, so Manuela Paul. chender Prozess, oft sind bereits die „Tatsächlich ist das Risiko 25 Prozent Gefäße in Mitleidenschaft gezogen, höher, Diabetes zu bekommen, wenn die Nerven geschädigt“, erklärt Dr. IsaFamilienangehörige bereits daran er- bel Bayer. Taubheit und Kribbeln, bekrankt sind“, erklärt Isabel Bayer. Die sonders in den Füßen, sind ein Indiz Medizinerin weiß, dass die chronische für eine Nervenschädigung. Aufgrund Erkrankung heute gut behandelt wer- dieser Schädigung bemerken Diabetiden kann. Zunächst mit Tabletten, ker kleine aber auch größere Verlet„doch irgendwann muss fast jeder zungen an den Füßen kaum. Das könDiabetiker sich zusätzlich Insulin sprit- ne zu offenen Beinen, ja sogar bis zur zen“. Amputation führen. Auch die Augen

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Diabetes mellitus ist längst zur Volkskrankheit in Deutschland geworden. „Die Deutschen werden immer dicker. Übergewicht ist der Hauptgrund für diese unheilbare Stoffwechselerkrankung“, weiß Dr. Isabel Bayer, Fachärztin für innere Medizin im Gubener Naemi-WilkeStift. Beim Diabetes mellitus, dem Typ 2 dieser Erkrankung, werden die eigenen Körperzellen resistent gegenüber Insulin. Es werde zwar noch Insulin in der Bauchspeicheldrüse gebildet, doch nicht mehr in der erforderlichen Menge. Dann wird es nötig, dem Körper von außen Insulin zuzuführen.

sind beim Diabetiker geschädigt. Regelmäßige Untersuchungen beim Augenarzt sind deshalb notwendig, um einer Erblindung vorzubeugen. Oftmals haben Zuckerkranke auch einen erhöhten Blutdruck, was zu Herzerkrankungen und Schlaganfall führen kann. Diabetiker können stumme Infarkte erleiden. „Sie be-

merken die Symptome aufgrund der Nervenschädigungen nicht“, erklärt die Fachärztin. Häufig sind Nierenschäden beim Diabetiker nachzuweisen. „Die Schäden können soweit gehen, dass der Patient regelmäßig zur Dialyse muss“, weiß Dr. Bayer.

Veränderter Lebensstil Die Medizinerin appelliert an alle Betroffenen, dringend ihren Lebensstil zu ändern. Vor allem das Körpergewicht müsse reduziert werden. Viele Patienten sind nicht motiviert genug, weil es zu anstrengend ist. „Dabei macht schon der Verlust von fünf bis zehn Prozent eine Menge aus“, sagt sie. Eine gesunde, ausgewogene Kost,

wenig Alkohol und der Verzicht auf Nikotin sowie mehr Bewegung tun ihr Übriges. „Heute muss kein Diabetiker mehr auf Zucker verzichten. Alles kann gegessen werden – in Maßen“, betont die Ärztin.

Vorsicht bei Unterzuckerung Doch nicht nur ein erhöhter Zuckerwert ist schädlich für den Organismus. „Eine Unterzuckerung kann tödlich sein. Das Gehirn ist auf die Verbrennung von Zucker angewiesen“, erklärt die Medizinerin. Zittern und Schweißausbrüche können erste Symptome für eine Unterzuckerung sein. Dann gilt es, so schnell wie möglich Glukose – in Form von Traubenzucker – aufzunehmen. An Diabetes muss heute niemand mehr sterben. Wichtig ist, dass die Krankheit erkannt wird. „Wenn bereits Folgeerkrankungen ihre Symptome zeigen, können diese durch eine gezielte Behandlung meist gestoppt werden. Wird Diabetes bereits vorher erkannt und der Patient ändert seinen Lebensstil, muss es gar nicht erst zu weiteren Erkrankungen kommen“, weiß die Ärztin. Wichtig ist auch, dass jeder Diabetiker lernt, auf Veränderungen seines Körpers zu hören. Sind die Werte gut eingestellt, muss die Lebensqualität nicht leiden. >> Jana Pozar


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