Viva Vita Ausgabe Dezember 2010

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Sonne aus der Steckdose Fluch oder Segen für die Haut? 쎲 쎲

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Solarium: Was ein Cottbuser Hautarzt und Nutzer dazu sagen Gerade in der dunklen Jahreszeit haben Solarien Hochkonjunktur. Immer mehr Menschen legen sich auf die Sonnenbank, um sich mit UV-Licht bestrahlen zu lassen. Doch damit tun sie ihrer Haut keinen Gefallen, wie der Cottbuser Hautarzt Dr. Bernd Jantsch berichtet.

Herr Jantsch, empfehlen Sie als Hautarzt Sonne aus der Steckdose? Nein – weder aus kosmetischer noch aus gesundheitlicher Sicht. Die Euroskin, die europäische Gesellschaft zum Schutz vor Hautkrebs, hat dazu mehrere Punkte festgelegt: Das Solarium sollte unbedingt zertifiziert und das Personal ausgebildet sein. Zudem sollte man Münzsolarien meiden. Auch Kosmetika und bestimmte Medikamente können zu Problemen unter der Sonnenbank führen. Außerdem darf das Solarium nicht therapeutisch genutzt werden: Wer Schuppenflechte oder Neurodermitis hat, sollte lieber die Auch im dunklen Herbst und Der Cottbuser Hautarzt UV-Bestrahlung unter Winter? Dr. Bernd Jantsch. hautärztlicher Kontrolle Ja, UV-Licht kommt auch ohne Foto: Steffi Schubert nutzen. Bei entsprechender Dosierung können Sonne an, im Winter allerdings die Patienten besser vor Hautkrebs geweniger. Deshalb kann, wer das Licht zur schützt werden. Steigerung des Wohlbefindens oder bei der sogenannten Winterdepression Wer sollte gar nicht ins Solarium gehen? braucht, im Winter gelegentlich ins SolaPersonen unter 18 (das wurde vom Gerium gehen – aber nicht mehr als zweisetzgeber so geregelt), Menschen mit mal im Monat und das nicht länger als sehr heller Haut (Hauttyp 1) und mit vieüber zwei, drei Monate hinweg. len Leberflecken. Auch wer als Kind viele Sonnenbrände hatte, sollte es vermeiWie ist es um die Schädlichkeit der Soladen. Denn die Haut vergisst nichts. Auch rien für die Haut bestellt? Menschen mit Transplantationen oder Es ist definitiv schädlich – und die Spitze mit beginnendem oder überstandenem der Schäden ist noch gar nicht abzuseHautkrebs sollten nicht gehen. hen. Junge Erwachsene, die sich jetzt regelmäßig und häufig bestrahlen lassen, Gibt es im Umkehrschluss einige Mensteigern ihr Risiko, an Hautkrebs zu erschen, für die das Solarium hilfreich ist? kranken, um bis zu 75 Prozent. Hinzu Nein. Wir empfehlen es niemandem – kommt die beschleunigte Hautalterung – dazu sehen wir jeden Tag zu viele Hautes entstehen Falten, das Bindegewebe wird schlaff, die Haut sieht aus wie Leder. schäden. Die Deutschen sind übrigens Europameister bei der künstlichen Besonnung. Mehr als elf Millionen Bürger Was sollte beim sporadischen Solariumszwischen 14 und 49 Jahren haben im besuch beachtet werden? Warum nicht? Beispielsweise wird oft das Argument gebracht, dass Solarien gut für den Aufbau des wichtigen Vitamins D in der Haut sind. Es stimmt, UV-Licht ist mitverantwortlich für die Produktion von Vitamin D, das unter anderem beim Knochenstoffwechsel eine Rolle spielt. Aber dafür reicht es, wenn man Hände und Gesicht eine halbe Stunde am Tag draußen „ins Licht hält“ – das gilt auch, wenn die Sonne nicht scheint.

Was sagen Sie als Hautarzt dazu? Das ist unverantwortlich!

süchtig macht. Selbstbräuner empfehle ich nicht, da dies Substanzen sind, die Allergien auslösen können. Man sollte wenig heiß baden, eher lauwarm duschen und harnstoffhaltige Cremes verwenden.

Was kann man der fahlen Haut im Winter dann Gutes tun? Wichtig ist, die Haut zu pflegen, also eine dem Hauttyp entsprechende Creme zu verwenden, gerade wenn man rausgeht. Diese kann im Winter auch fettiger sein. Die Lippen sollten schön eingefettet werden – es ist ein Ammenmärchen, dass dies

Ist also für die Haut vornehme Blässe das Beste? Definitiv. Auch wenn der ein oder andere Pickel so deutlicher zu sehen ist. Denn irgendwann werden die jetzt jungen braunen Solariumnutzer im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen. >> Es fragte Steffi Schubert.

letzten Jahr ein Solarium genutzt, 5,2 Millionen davon regelmäßig.

„Besser aussehen und entspannen“ Umfrage in einem Cottbuser Solarium Aus welchen Gründen legen sich Menschen – oft auch mehrmals wöchentlich – auf die Sonnenbank? Viva Vita hörte sich in einem Cottbuser Solarium um. Christian Kloß (30), Beamter aus Cottbus: „Für mich ist das Solarium Entspannung. Das Licht tut gut, gerade bei dem schlechten Wetter draußen. Außerdem sieht es besser aus, wenn man leicht gebräunt ist – ich bin Single und auf Partnersuche. . . Ansonsten mache ich das nur für mich und auch nicht extrem, höchstens zweimal die Woche. Angst vor Hautkrebs habe ich keine, da denke ich gar nicht drüber nach.“ Ricarda Dunkel (31), Verkäuferin aus Cottbus: „Ich habe Neurodermitis,

und da hilft mir das Solarium. Vorher hatte ich den Juckreiz am ganzen Körper, jetzt nur noch an den Fingern. Außerdem bekommt man durch die Sonnenbank mehr Farbe und einen ordentlichen Teint. Ich gehe je nach Zeit ins Solarium, manchmal zwei- bis dreimal die Woche, manchmal nur aller drei Wochen.“ Heiko Jannaschk (42) aus Cottbus: „Ich gehe ins Solarium, weil man danach einfach besser aussieht. Man sieht auch nicht älter aus – schließlich gehe ich schon seit Jahren einmal pro Woche hierher. Ich denke, es ist nicht so schädlich, wie in den Medien steht.“ >> Umfrage: Steffi Schubert


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