Landtagswahlen Brandenburg

LANDTAGSWAHLEN in Brandenburg

SPEZ!AL Wahlen

2014

Foto: fotolia

Am 14. September hat Brandenburg die Wahl

Guben

Wahlkreis SPN Lübbenau

Zwei Stimmen entscheiden über die künftige Zusammensetzung des Landtages Am 14. September wird in Brandenburg der neue Landtag gewählt. Zwei Stimmen hat jeder Bürger. Eine für den Direktkandidaten im Wahlkreis, eine für die Parteien und Wählergruppen, die landesweit zur Wahl antreten.

Von Bodo Baumert

Cottbus. 2,12 Millionen Brandenburger dürfen am 14. September ihre Stimme bei der Landtagswahl abgeben. Zur Wahl stehen landesweit 404 Bewerber, darunter 112 Frauen. Im Vergleich zur Landtagswahl 2009 ist der Anteil der Frauen gestiegen, allerdings nur, weil die Gesamtzahl der Bewerber abgenommen hat. Um den Einzug in den Landtag zu schaffen, gibt es für die Kandidaten zwei Wege. Der eine führt über die Landeslisten der Parteien. Je weiter oben man steht und je besser das Ergebnis der eigenen Partei oder Wählergruppe ist, desto wahrscheinlicher ist der Platz im künftigen Landtag.

Der direktere Weg führt über den Wahlkreis und die Erststimme, die die Wähler dort für einen der Bewerber abgeben können.

In den sechs Wahlkreisen in und um Cottbus sind es jeweils zwischen fünf und acht Kandidaten, die um den Einzug in den Landtag konkurrieren. Nur einer von ihnen, der mit den meisten Stimmen, wird den begehrten Platz bekommen.

Wer sind die Menschen, die sich diesem Wettbewerb um Positionen und Wählerstimmen stellen? Die RUNDSCHAU hat

Burg

hingeschaut und stellt die Menschen auf den folgenden 15 Seiten vor. Das soll Ihnen, werter Leser und Wähler, die Wahl erleichtern.

Schließlich kommt es nicht nur auf die politischen Überzeugungen an – die haben wir natürlich auch abgefragt und werden sie in den kommenden Tagen ind er RUNDSCHAU veröffentlichen – sondern auch um die Personen, die die Region im Landtag vertreten sollen.

Jeder Reporter, der einen der Wahlkandidaten besucht hat, hatte dabei drei Aufgaben: Erstens musste er ein Bild des Kandidaten fotografieren, zweitens die Person vorstellen und drittens hatte der Reporter noch Papier und Stift dabei. Damit mussten die Politiker ihre Vision für Brandenburg malen. Herausgekommen sind viele gute Ideen, manch clevere grafische Lösung und der Beweis: Alle, die am 14. September um die Stimme der Lausitzer kandidieren, sind bereit, sich auch einmal auf ungewöhnliche Anfragen einzulassen.

Das kann als Vorbereitung für Potsdam sicher nicht schaden.

Wahlkreis OSL/SPN

43

40

Cottbus II

44 Drebkau

Wahlkreis OSL/SPN

39

Wahlkreis SPN

42

Spremberg

Senftenberg

Grafik: Janetzko/lr

Sechs Wahlkreise rund um Cottbus

Im In tern et: Meh r z u r Landtagswahl 2 01 4 fin d en Sie im Internetauf tritt d er RUNDSCHAU: www.lr-o n line.de/wahl2 014

Kreise 39 und 40 gehen über Grenzen des Landkreises Spree-Neiße hinaus Cottbus. Zur Landtagswahl ist Brandenburg in insgesamt 44 Wahlbezirke eingeteilt. In jedem wird ein künftiger Abgeordneter direkt gewählt.

Damit es dabei gerecht zu geht, müssen die Wahlkreise ungefähr gleich groß sein, was die Wähler betrifft. Da bleibt es nicht aus, dass mancher Wahlkreis auf den ersten Blick komisch gezogen ist, wie beispielsweise rund um Cottbus,

쏆 Die RUNDSCHAU bietet Parteien, die nicht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen, kein Forum. Deshalb fehlen die Kandidaten der NPD in diesem Magazin.

Seite 7:

Forst

Cottbus I

Inhalt Seite 2: Martina Münch (SPD) Christopher Neumann (Linke) Seite 3: Michael Schierack (CDU) Sebastian Garnitz (FDP) Seite 4: Heide Schinowsky (Grüne/B 90) Frank Pilzecker (BVB/Freie Wähler) Seite 5: Lutz Häschel (Die Partei) Kerstin Kircheis (SPD) Seite 6: Matthias Loehr (Linke) André Roßeck (CDU)

41

Felix Sicker (FDP) Christoph Goltz (Grüne/B 90) Seite 8: Daniel Münschke (AfD) Heiko Selka (BVB/Freie Wähler) Seite 9: Wolfgang Roick (SPD) Ringo Jünigk (Linke) Marcel Templin (CDU) Seite 10: Winfried Böhmer (Grüne/B 90) Ilona Nicklisch (BVB/Freie Wähler) Carola Krahl (SPD)

Seite 11: Mario Dannenberg (Linke) Roswitha Schier (CDU) Thomas Hirsch (FDP) Seite 12: Stefan Schön (Grüne/B 90) Fred Steinigk (BVB/Freie Wähler) Detlef Lippert (AfD) Seite 13: Dietmar Woidke (SPD) Anke Schwarzenberg (Linke) Monika Schulz-Höpfner (CDU)

wo die gleich vier Wahlkreise aus den Landkreisen Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz aufeinandertreffen. Um den Überblick zu erleichtern, hat die RUNDSCHAU die Wahlkreise einmal aufgemalt. Die Kandidaten, die im jeweiligen Wahlkreis antreten, finden Sie auf den folgenden Seiten, natürlich auch hier nach Wahlkreis sortiert. bob

Impressum Seite 14: Wolfgang Renner (Grüne/B 90) Sebastian Schulze (BVB/Freie Wähler) Carsten Heintze (AfD) Seite 15: Jörg Rakete (SPD) Andreas Paul Mekelburg (Linke) Raik Nowka (CDU) Seite 16: Meike Holtsch (FDP) Vera Hannelore Wodtke (Grüne/B 90) Eberhard Brünsch (BVB/Freie Wähler) Detlef Fabian (AfD)

Eine Sonderveröffentlichung des Medienhauses LAUSITZER RUNDSCHAU Verlag und Herausgeber: LR Medienverlag und Druckerei GmbH, Straße der Jugend 54, 03050 Cottbus Geschäftsführer: Marcel Pelletier Redaktion: Bodo Baumert, Telefon 0355-481722 Anzeigenverkauf: LR Media-Verkaufsgesellschaft mbH, Irina Juckenburg Druck: LR Medienverlag und Druckerei GmbH

Sonderveröffentlichung des Medienhauses LAUSITZER RUNDSCHAU I 5. September 2014 I Gesamtausgabe

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FREI TAG, 5. S EPTEMBER 2014

Wahlkreis 43:

Die Kandidaten der Wahl wollen Zeichen für die Zukunft setzen, indem sie in den kommenden fünf Jahren Politik machen. Die RUNDSCHAU stellt sie vor und lässt sie ihre Zukunftsvision der Lausitz aufzeichnen.

„Meine Kinder sind meine schärfsten Kritiker“ Martina Münch (SPD) sitzt seit zehn Jahren im Landtag und kämpft vor allem für Chancengleichheit im Bildungssystem Sie ist Ministerin, seit vielen Jahren politisch engagiert und in diversen Ehrenämtern aktiv. Trotzdem: Martina Münch ist und bleibt in der Wahrnehmung vieler Cottbuser „die Frau mit den vielen Kindern“.

Von Andrea Hilscher

Cottbus. Es stimmt natürlich, mit sieben Kindern führt man ein anderes Leben als in einer Kleinfamilie. Doch Martina Münch, promovierte Neurologin, meistert diese Herausforderung scheinbar mit Links – und mit tatkräftiger Unterstützung ihres Mannes. „Ohne den Rückhalt der Familie könnte ich meine Arbeit nicht leisten“, sagt sie.

Immerhin seit zehn Jahren ist sie Mitglied im Potsdamer Landtag, wurde 2009 Ministerin und pendelt fast täglich in die Landeshauptstadt.

In der Rückschau scheint es so, als sei die politische Laufbahn vorherbestimmt.

Geboren 1961 in Heidelberg, starb die Mutter, als Martina sieben Jahre alt war. Die Kindheit empfand das Mädchen als glücklich, der Vater wurde zum Vorbild. Er hatte 20 Jahre als Landtagsabgeordneter gearbeitet, die Kinder zu seinen Wahlkämpfen mitgenommen. So war es fast selbstverständlich, dass auch Martina Münch sich schon früh politisch engagierte und in die SPD eintrat.

Studium der Medizin Nach ihrem Einser-Abitur studierte sie Medizin, pendelte zwischen Heidelberg, London, den USA und Hamburg, ging später nach Berlin. Dort bekam sie ihre ersten drei Kinder, verlegte dann gemeinsam mit ihrem Mann den Lebensmittelpunkt nach Cott-

bus. Sie gründete den Cottbuser Aufbruch mit, ließ sich ins Stadtparlament wählen und nahm, wie sollte es anders sein, auch ihre Kinder mit zu ihren Wahlkämpfen. „Sie unterstützen mich, aber sie sind auch meine schärfsten Kritiker“, gibt Martina Münch zu. Gerade als Bildungsministerin müsse sie ihre Entscheidungen am heimischen Küchentisch immer wieder erklären und hinterfragen lassen. „Die Kinder bekommen ja in der Schule hautnah mit, was wir in Potsdam entscheiden. Das erdet mich ungemein.“ Überhaupt habe sie lernen müssen, dass Veränderungen nicht so schnell zu bewerkstelligen seien, wie sie zunächst gedacht hatte. „Man muss viele, oft auch schmerzhafte Kompromisse schmieden, um überhaupt etwas zu bewegen.“ Ein mühsames Geschäft, wenn auch ein lohnendes. „Ich will sehr gerne weitermachen. Gerade in der Bildungspolitik konnte ich in den vergangenen Jahren viele Dinge anschieben, doch ich hätte gern noch mehr Zeit, um meine Ziele umzusetzen.“ Im sozialen Brennpunkt

Ein solides Haus, im Garten spielen fröhliche Kinder Fußball: Bildungsministerin Martina Münch (SPD) malt sich die Zukunft Brandenburgs.

Bei Besuchen in sozialen Brennpunkten sei sie oft erschrocken, mit was für ernsten Gesichtern Kinder dort in die Schule kommen. „Sie leiden unter Armut, wachsen in problematischen Verhältnissen auf. Sie sollen auf jeden Fall die gleichen Bildungschancen bekommen wie alle anderen auch.“ Anfangs, in ihren ersten Jahren im Landtag, habe sie noch auf rasche Veränderungen gehofft. „Aber der Fortschritt ist eine lahme Schnecke.“ Manchmal wird

Martina Münch spricht mit Schülern der Lausitzer Sportschule – ein Termin, der ihr Freude bereitet. sie ungeduldig, dass es nicht schneller geht mit diesem Fortschritt. Dann zieht sie sich ihre Laufschuhe an und rennt los. „Das macht den Kopf frei, lässt mich zur Ruhe kommen.“ Besonders gern sei sie auf den Wegen im Branitzer Park und an der Spree unterwegs. „Aber das schöne am Laufen ist, dass man es überall und jederzeit machen kann. Für einen Politiker ideal.“ Auch die Freude am Lesen ist ihr geblieben, trotz der oft überlangen Arbeitstage. „Vor dem Schlafengehen schaffe ich zumindest ein paar Seiten. Irgendwann hat man dann auch den dicksten Wälzer durch.“

Foto: SPD

ZUR PE RSO N M A RTIN A M ÜN CH ..............................................................................

Name: Münch Vorname: Martina Alter: 52 Wohnort: Cottbus Familienstand: verheiratet Ausbildung/Beruf: Ärztin der Neurologie Ehrenämter: 1999 hat Martina Münch das Aktionsbündnis Cottbuser Aufbruch mitgegründet, dessen Sprecherin sie seither ist.

Stadtverordnete im Cottbuser Stadtparlament. Aktiv im Arbeitskreis Christen in der SPD.

„Kommunen haben zu wenig Geld für all ihre Aufgaben“ Christopher Neumann (Die Linke) tritt zum ersten Mal als Landtagskandidat an und hängt an seiner Heimatstadt Cottbus Christopher Neumann gehört mit seinen 26 Lenzen zu den jüngsten Landtagskandidaten. Er hängt an seiner Heimatstadt und will sich auch für sie in Potsdam einsetzen.

Von Annett Igel

Cottbus. Kinder toben über den Spielplatz hinterm Familienhaus am Cottbuser Puschkinpark. Die Treppe hoch, den Hügel hinunter. Jette (2) jauchzt, und „Chrisi“ muss auch zur dritten Runde mit.

Christopher Neumann ist 26 Jahre alt. Kinder hat er selbst noch nicht, aber Jette, die Tochter seines besten Freundes, zerrt ihn mit zum Spielplatz. Er ist ein waschechter Cottbuser, hier geboren, aufgewachsen, die Ausbildung bei der Sparkasse gemacht. „Nach dem Studium in Bautzen kam ich zurück, weil ich hier eine berufliche Perspektive hatte.“

In der Schule sei er eher ein Spätzünder gewesen. „Aber in der Paul-Werner-Oberschule, damals war das noch eine Gesamtschule, gab es Lehrer, die mich individuell so förderten, dass ich meine Stärken entdeckte und fit fürs Abi wurde“, erinnert sich der 26-Jährige. Englisch, Französisch und Mathe waren seine Lieblingsfächer – und darstellendes Spiel. „Es war nicht die Bühne, die mich reizte. Sondern mir hat es Spaß gemacht, mich in andere Figuren hineinzuversetzen, zu erspüren, wie sie denken, sich fühlen. Das versuche ich auch als Politiker.“ Ein Praktikum bei der PDS Er war noch Schüler, als er anfing, politisch nachzudenken. „Mein Vater wurde damals arbeitslos.

Ich bekam die Probleme, die da in einer Familie entstehen, direkt

Ein Bilderrätsel hat Christopher Neumann entwickelt. Die Lösung erwartet er unter der E-Mail-Adresse neumann@dielinke-lausitz.de.

mit. Und dann war ich mit der Suche nach einem Schülerpraktikum spät dran und entdeckte auf einer Liste in der Schule, dass die PDS in ihrem Büro Praktika anbietet.“ Das war mitten im Kommunalwahlkampf 2003. Er baute Stände auf, betreute sie mit. „Als Lothar Bisky damals nach Cottbus kam und durch die Sprem geführt wurde, hockte ich in einer der Pyramiden, die wir als Wahlwerbung hatten, und hielt sie von innen zusammen.“ Das Vorbild Lothar Bisky Klar, Bisky erleben durfte der junge Cottbuser dann auch noch. „Das war mal ein ganz anderer Politiker. Schade, dass er im August 2013 verstarb.“ Neumann mag den Cottbuser Altmarkt, den Puschkinpark, den Amtsteich, den Schillerpark. „Opa erinnert mich regelmäßig daran, das Staatstheater zu besuchen.“ Für Konzerte und Kabarett fährt er auch nach Berlin und Dresden. Richtig guten Rock hört er gern, Elektromusik, Beethoven und die Berliner Reggae- und Dancehall-Band „Seeed“. Und Krimis liest er. Die fünf Romane von Patricia Highsmith um die Figur des Mr. Ripley – ein Tipp seiner Mutter – hat er gerade geschafft.

Ob er es so jung gleich in den Landtag schafft? „Ich bin gespannt. Politik kann staubtrocken sein, ja, aber bei Themen wie Gesundheit, dem Erhalt der Krankenhausstandorte oder bei der Rente wird heiß diskutiert.

Und im Wendischen Haus habe ich gerade wieder viel gelernt – auch wie der Abbau der Braunkohle sorbisch-wendisches Siedlungsgebiet zerstört.“

Immer schneller schafft es Jette die Treppen hinauf. Christopher Neumann genießt es, zwischen zwei Wahlkampfveranstaltungen, mit der Tochter seines besten Freundes herumzutoben.

Foto: Igel Der 26-Jährige sieht die Region vor großen Veränderungen. „Wir tuen gut daran, für die alternativen Energien Netze und Speicher zu entwickeln. Die Braunkohle schafft viele Arbeitsplätze in der Lausitz, aber sie ist ein endlicher Rohstoff. In einem allmählichen Strukturwandel sehe ich eine Chance für unsere Region, Arbeitsplätze in ganz neuen Bereichen zu schaffen.“ Was die Kommunen aber laut Neumann unbedingt brauchen, ist mehr Geld für all ihre Aufgaben.

Dann flieht er mit Jette noch einmal auf den Spielplatz. Solche Spätsommerabende sind selten in Wahlkampfzeiten.

ZUR PE RSO N CH R ISTOPH ER N EUM A N N ..............................................................................

Name: Neumann Vorname: Christopher Alter: 26 Wohnort: Cottbus Familienstand: ledig Ausbildung/Beruf: Diplom-Betriebswirt (BA) Ehrenämter/Hobbys: Christopher Neumann ist Mitglied im Verein des FC Energie Cottbus und im Förderverein der Studienakademie Bautzen. Er liest gern, trainiert seine Ausdauer im Schwimmen und Laufen und spielt Squash. Seit Mai 2010 sitzt er als sachkundiger Einwohner im Cottbuser Ausschuss für Haushalt und Finanzen.

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Wahlkreis 43:

Die Kandidaten der Wahl wollen Zeichen für die Zukunft setzen, indem sie in den kommenden fünf Jahren Politik machen. Die RUNDSCHAU stellt sie vor und lässt sie ihre Zukunftsvision der Lausitz aufzeichnen.

„Wenn wir die Regionen stärken, bleiben die Menschen“ Michael Schierack steht für christlich-konservative Werte – und als CDU-Spitzen- und Direktkandidat im Wahlkreis 43 zur Wahl Der Stress ist groß. Weckerklingeln kurz vor sechs, die ersten wichtigen Termine des Tages drängen: Michael Schierack muss seine frisch eingeschulte Tochter zum Schulbus bringen, der Junge muss in den Kindergarten. Auch in Wahlkampfzeiten.

Von Andrea Hilscher

Cottbus. Michael Schierack ist gerne Vater. Der Urlaub mit den Kindern, ab und an ein Wochenende nur mit den Kleinen, das mag er. „Und auch morgens macht es Spaß, sie für den Tag vorzubereiten.“ Allerdings ist Schierack ehrlich. „Ab und an ist es schön. Ich weiß nicht, wie es wäre, wenn es zur täglichen Pflicht wird.“ Der CDU-Chef und Spitzenkandidat seiner Partei hat sich vorgenommen, seinen Wahlkreis direkt zu gewinnen. „Letztes Mal

war ich nur Dritter.“ Jetzt will er besser sein. „Das ist wie bei einer Prüfung. Da hat man ein Ziel, das man erreichen will, und dafür muss man etwas tun.“ In Forst geboren Durch einen Zufall kam Schierack in Forst zur Welt. „Die Geburtsstation am CTK stand gerade unter Quarantäne.“ Aufgewachsen ist er in Cottbus, in einem christlichen Elternhaus.

Nach der Schule lernte er Elektromonteur mit Abitur. Danach wäre er gern Bausoldat geworden, hätte dafür aber aufs Medizinstudium verzichten müssen.

Also ging er zur NVA, allerdings nur 1,5 statt der geforderten drei Jahre. Ein Kompromiss, wie er typisch ist für Schierack. „Ich bin Pragmatiker“, sagt er über sich.

Dinge, die er nicht ändern kann, lässt er schnell hinter sich. „Ich bin ein geduldiger

Gute Infrastruktur, mittelgroße Schulen, intakte Natur und Arbeitsplätze. Michael Schierack (CDU) malt die Zukunft Brandenburgs.

Mensch, höre gerne zu.“ Informationen aufnehmen, sortieren und dann eine Lösung anbieten, das sei seine Stärke, sagt er, als Arzt ebenso wie als Politiker. „In beiden Bereichen kommen sehr unterschiedliche Menschen zu mir. Ich muss mich schnell auf sie und ihre Probleme einstellen, das macht unheimlich viel Spaß.“ Deshalb auch sei der Wahlkampf eher ein Vergnügen als eine Last. „Man muss sich einfach nur sehr gut organisieren und selbst Kleinigkeiten wie das Mittagessen und die Kaffeepause exakt planen. Dann hält man diese Phase gut durch.“ Schierack, der sein Medizinstudium kurz vor dem Zusammenbruch der DDR begann, sagt bis heute: „Die Wiedervereinigung gehört – neben meiner Hochzeit und der Geburt meiner Kinder – zu den schönsten Momenten in meinem Leben. Sie inspiriert mich bis heute.“ Neue Freiheiten

Zuhören, sortieren, Lösungen anbieten. Das will Michael Schierack als Arzt wie auch als Politiker.

Er nutzte die Chancen der neu gewonnenen Freiheit, absolvierte Teile seines Studiums in Australien, Kanada, England und der Schweiz. 2002 kam er als Facharzt zurück nach Cottbus. Fünf Jahre später heiratete der Orthopäde und zog nach Dissen auf einen alten Bauernhof. Hier will er wohnen bleiben, auch wenn er nach einem Wahlerfolg der CDU Ministerpräsident des Landes werden würde.

Bodenständig will er sein, die ländlichen Bereiche stärken und der Zentralisierung entgegenwirken, davon ist er überzeugt. „Wenn man sich zur Region bekennt, hier hochwertige Arbeitsplätze erhält und eine gute An-

bindung an Berlin absichert, bleiben die Menschen auch hier.“ In der Bildungspolitik träumt er von einem einheitlichen Deutschlandabitur. „Wenn die Schüler bundesweit an den gleichen Aufgaben gemessen werden, gibt es automatisch eine Vereinheitlichung des Bildungssystems“, ist er überzeugt. Eine pragmatische Lösung, keine von oben erzwungene. Ob er als Vater auch auf diesen leisen Pragmatismus setzt? Er lächelt. „Ich bin ein strenger Vater. Kinder brauchen klare Regeln, um sich zu orientieren.“ Den nachgiebigen Teil den übernimmt seine Frau. „Und genau diese Mischung funktioniert.“

Foto: CDU

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Name: Schierack Vorname: Michael Alter: 47 Wohnort: Dissen bei Cottbus Familienstand: verheiratet.

Ausbildung/Beruf: Elektromonteur, Facharzt für Orthopädie, Professor.

Ehrenämter/Hobbys: Förderverein evangelisches Gymnasium, Sportverein Dissen, Diakonisches Werk. Läuft gern, mag Segeln und Bergwandern.

Lesen, wenn er nicht zu müde ist.

„Energiepolitik muss Wirtschaftspolitik sein“ Bastian Garnitz (FDP) will den Liberalen in einer schwierigen Zeit helfen – und tritt deshalb im Wahlkreis 43 an Mit 1,90 Metern ist der Cottbuser Bastian Garnitz einer der größten Landtagskandidaten Brandenburgs. Hoch hinaus will er auch als Feuerwehrmann, beruflich als Ingenieur und neuerdings in der Politik.

Von Annett Igel

Cottbus. Bastian Garnitz hat verdammt gute Nerven. „Das braucht man als Feuermann“, erklärt er trocken. Als Angriffstruppführer half er am 30. Dezember das verheerende Feuer in der Cottbuser Webschule löschen, bekam 2011 eine glatte 1,0 für seine Diplomarbeit über den Einfluss der Photovoltaikeinspeisung auf das Lastmanagement am Beispiel der Stadt Cottbus und beobachtete nun von Bremen aus ganz ruhig den Start der Wahlkampfzeit in Brandenburg.

Vor zwei Jahren wurde er von

der FDP als Neumitglied des Monats gefeiert. „Schon damals stand die FDP nicht gut da. Aber mitmachen, wenn es gut läuft, kann ja jeder. In Zeiten, wie wir sie jetzt haben, ist das schwieriger. Die FDP ist sehr zukunftsgewandt. Und Energiepolitik hier als Wirtschaftspolitik begriffen wird, hat mich überzeugt.“ Feuerwehr ist eine gute Schule Geboren wurde Bastian Garnitz in Finsterwalde, zur Schule ging er in Luckau. Und als die Luckauer Feuerwehr Nachwuchs suchte, stellte sich Bastian Garnitz als Siebenjähriger schon so gut mit der Kübelspritze an, dass eine Ausnahme gemacht wurde: Der Junge musste nicht bis zum zehnten Geburtstag auf seine Aufnahme in die AG Junge Brandschutzhelfer warten. Und Feuerwehr war auch viel spannender als Schule. „So etwas wie

Kunst hat Bastian Garnitz in der Schule schnell abgewählt: „Ein Pfeil nach oben reicht. Abwärts kann es in Brandenburg nicht mehr gehen.“

Lieblingsfächer hatte ich nie“, gesteht er. Das Abitur machte er trotzdem. „Schließlich wollte ich studieren.“ Die Stadt Cottbus wurde ihm in den vergangenen acht Jahren zur neuen Heimat. „Die Wege sind kurz, nahezu alles ist zu Fuß erreichbar. Statt einer Hektik, wie ich sie aus Berlin kenne, kann ich in Cottbus an mehreren Orten durchaus entspannen. Den Altmarkt mag ich zum Beispiel sehr – dort an warmen Abenden zu sitzen, mit Freunden zu schwatzen, etwas esse, das ist schön.“ Und so war es gut, dass er hier nach dem Studium auch eine berufliche Herausforderung im Bereich der Gasversorgung bei den Stadtwerken fand. Seine neue Ortsfeuerwehr entdeckte er in CottbusSchmellwitz.

In vier Stunden durch Berlin Wenn dann noch Zeit bleibt, liest der Ingenieur auch gern Bücher.

Und zwar aus den Bereichen Wirtschaft und Politik. Der USamerikanische Thriller-Auto Dan Brown – bekannt in Deutschland durch Bücher wie „Sakrileg“ und ganz aktuell „Inferno“ – sei ganz nach seinem Geschmack.

Und Bastian Garnitz hat Cottbus im Jahr 2013 beim Berlinmarathon vertreten. „Na ja, ich bin eine Weile gern gelaufen – immer an der Spree entlang. Und irgendwann wollte ich auch mal einen Marathon in Angriff nehmen. Als ich den 37. Berlin-Marathon als Zuschauer erlebte, klärte ich für mich: Der 40. Berlin-Marathon soll meiner sein.“ 2011, zwei Jahre vor dem Jubiläum, begann er intensiv und mit viel Zeitaufwand zu trainieren und lief auch zwei Halbmarathons im Wettbe-

Bastian Garnitz im Jahr 2013 in Berlin – kurz vor seinem ersten Marathon-Lauf. werbstempo mit. „Welchen Platz ich dann am Ende in Berlin geschafft habe, weiß ich gar nicht mehr, aber meine Zeit vergesse ich nicht: vier Stunden, drei Minuten und 30 Sekunden“, erinnert sich Bastian Garnitz. Nun habe er erst einmal genug vom Laufen. „Ich brauche immer wieder Abwechslung. Deshalb bin ich jetzt auf Fitnesssport umgestiegen. „Auch der Garten, den meine Frau und ich 2013 übernommen haben, ist ein Kraftakt. Viele Jahre war er völlig ungenutzt und voll Unkraut, das nun erst einmal vertrieben werden muss. Den grünen Daumen hat allerdings meine Frau.“

Foto: privat

ZUR PE RSO N ..............................................................................

Name: Garnitz Vorname: Bastian Alter: 35 Wohnort: Cottbus Familienstand: verheiratet Ausbildung/Beruf: Diplom-Ingenieur Ehrenämter/Hobbys: Bastian Garnitz hat in Luckau seine Karriere als Feuerwehrmann gestartete, heute ist er Gruppenführer in CottbusSchmellwitz. Er treibt viel Sport, liest und fotografiert gern.

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FREI TAG, 5. S EPTEMBER 2014

Wahlkreis 43:

Die Kandidaten der Wahl wollen Zeichen für die Zukunft setzen, indem sie in den kommenden fünf Jahren Politik machen. Die RUNDSCHAU stellt sie vor und lässt sie ihre Zukunftsvision der Lausitz aufzeichnen.

Mit grünem Herzen für die Lausitz Die 39-jährige Heide Schinowsky aus Potsdam tritt bei der Landtagswahl für die Grünen in Cottbus an Heide Schinowsky hat ein Herz für die Lausitz. Die gebürtige Großbeerenerin fordert Konzepte für die Zeit nach der Kohle in der Region und will als Landtagsabgeordnete verstärkt in der Energieund Kulturpolitik mitmischen.

Von Benjamin Lassiwe

Cottbus. Eine Cottbuserin ist Heide Schinowsky nicht. Die Mitarbeiterin der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus stammt aus Großbeeren und lebt mit ihrer Familie in Potsdam. Doch zur Landtagswahl kandidiert sie nicht nur auf dem sicheren Platz fünf der Grünen-Landesliste: Sie tritt auch als Direktkandidatin in der Lausitzmetropole an. „Es ist wichtig, dass wir überall in Brandenburg vertreten sind“, sagt Schinowsky. Als die Cottbuser Grünen vor einiger Zeit fragten, ob sie in der Lausitz kandidieren würde, habe sie deswegen – so

wie bei der Landtagswahl vor fünf Jahren – sofort zugesagt. Denn die Lausitz ist Heide Schinowsky ans Herz gewachsen.

Herausforderung Energie „Cottbus hat wie alle berlinfernen Regionen mit der Abwanderung zu kämpfen, dazu kommt die Herausforderung der Energiepolitik“, sagt Schinowsky. Die Grünen seien die einzige Partei in Brandenburg, die sich klar für einen Ausstieg aus der Braunkohle aussprächen. „Auch Cottbus muss sich mit dem Thema Energie auseinandersetzen“, sagt Schinowsky. „Die Lausitz braucht dringend Konzepte für die Zeit, die nach der Kohle kommt.“ Die Direktkandidatin der Grünen setzt dabei vor allem auf die BTU, die Lösungen für die Zukunft erarbeiten soll. Ihr eigenes Engagement für die Umwelt begann Heide Schinowsky direkt nach der Schule, in einem Freiwilligen Ökologischen Jahr beim Bund für

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Schinowsky Vorname: Heide Alter: 39 Wohnort: Potsdam Familienstand: ledig

Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Mittlerweile gehört sie dem Landesvorstand dieser Organisation an.

Später studierte sie erst Theologie – die ganze Familie engagiert sich in der evangelischen Kirche – und dann Sozialpädagogik.

Dabei hätte sie sich auch eine Karriere als Musikerin vorstellen können. Seit der Schulzeit, die sie auf einem musikbetonten Berliner Gymnasium verbrachte, spielt Heide Schinowsky Querflöte. Bis heute ist sie in einem Orchester aktiv. „Wir haben schon Auftritte im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt gehabt“, sagt Schinowsky. Wobei die Hobbymusikerin Glück hat, dass sie keinen Kontrabass spielt: Denn wenn die Grüne zu ihren Auftritten fährt, benutzt sie ganz selbstverständlich öffentliche Verkehrsmittel. Auch wenn es zum Wahlkampf in die Lausitz geht. „Cottbus ist ja gut mit der Eisenbahn angebunden“, sagt Schinowsky. Dass die Bahn den Eurocity Wawel streichen will, und die Lausitz damit die vorletzte verbliebene Fernverkehrsanbindung verliert, bedauert Schinowsky. „Strecken lassen sich leider nicht wirtschaftlich betreiben, wenn zu wenige Menschen mitfahren.“ Blick auf die Kulturpolitik

Ausbildung/Beruf: Sie ist Theologin und Sozialpädagogin und arbeitet als Referentin für Klima/Energie & Bauen/Wohnen bei der grünen Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.

Ehrenämter/Hobbys: Heide Schinowsky ist seit 1996 Mitglied im Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), von 1996 bis 2001 war sie Mitglied im Landes- und Bundesvorstand der BUNDjugend. Seit 2013 ist sie Landesvorsitzende des BUND Berlin / Hobby: Musik

Im neuen Landtag will sich Schinowsky vor allem um die Energiepolitik und die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit kümmern. Dazu will die Hobbymusikerin die Kulturpolitik in den Blick nehmen. Dass es dazu kommt, ist sehr wahrscheinlich.

Denn mit Listenplatz fünf auf der Landesliste der Grünen kann sich

Heide Schinowsky spielt in ihrer Freizeit Querflöte und ist zu Auftritten mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Während der Bahnfahrt nach Cottbus wollte sie auch die obligatorische Skizze zeichnen. Das hat aufgrund der leicht unruhigen Fahrt allerdings nicht funktioniert.

Foto: Robert Recker Schinowsky, so wie ihre direkten Konkurrenten Michael Schierack (CDU) und Martina Münch (SPD), relativ sicher sein, dem neuen Landtag anzugehören. Bei

der vergangenen Landtagswahl hatten 5,7 Prozent der Wählerstimmen ausgereicht, damit fünf grüne Abgeordnete im Landtag Platz nehmen konnten. Große

Sorgen um das Wahlergebnis muss sich Heide Schinowsky deswegen nicht machen. „Ich freue mich darauf, künftig die Lausitz in Potsdam zu vertreten.“ las1

„Die Familie ist die Basis für alles“ Frank Pilzecker (BVB/Freie Wähler) ist vierfacher Vater und will die Bildungspolitik im Land verändern Frank Pilzecker ist Chef eines erfolgreichen Bauunternehmens.

Aber in seinem Hauptberuf versteht sich der Cottbuser als Familienmann. Er lebt in einer echten Patchworkfamilie mit vier Kindern und liebt den Trubel. Damit ist er bestens gerüstet, um in der Bildungspolitik mitzumischen.

Von Peggy Kompalla

Cottbus/Kolkwitz. Frank Pilzecker liebt, was andere fürchten: Wocheneinkauf mit vier Kindern. „Das ist ein Familienritual“, erzählt der 46-jährige Geschäftsmann mit einem Lachen und bei einer Tasse Kaffee in seinem Büro in Krieschow. Er ist Geschäftsführer der Asphalt Straßenbau Gesellschaft mbH. „Jeden Freitag mache ich hier pünktlich Schluss und dann gehen wir gemeinsam einkaufen. Mit vier Kindern ist das ein Erlebnis.“ Frank Pilzecker

meint das ernst. Für ihn ist das kein Stress, sondern eine gute Möglichkeit, mit der Familie zu reden, die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder kennenzulernen. „Das ist eine schöne Einstimmung aufs Wochenende“, erklärt der Unternehmer. Der Einkauf ist nur der Anfang. „Dann packen wir gemeinsam aus und kochen. Danach gibt es Abendbrot und Pläne werden für die nächsten Tage geschmiedet.“ Klar: Das Wochenende ist Familien-Hoheitsgebiet. „Arbeit und Politik müssen möglichst unter der Woche erledigt werden.“ Zwischen Krippe und Pubertät Das erfordert ein gutes Zeitmanagement für den Firmenchef. Da verwundert es nicht, dass der Stundenplan des Sohnes an seiner Bürowand hängt. Die Kinder sind zwischen zwei und 15 Jahren alt, stecken also zwischen Krippe und

Oben: Brandenburg sollte familienfreundlich, voller intakter Natur und leben sein. Unten heult ein einsamer Wolf vor leerem Haus.

Pubertät. „Es ist nicht immer leicht, alle unter einen Hut zu bekommen“, gibt der Unternehmer zu und erzählt: „Wir sind eine echte Patchworkfamilie.“ Die Familienbande ist bunt zusammengewürfelt: Er bringt einen Sohn aus erster Ehe mit, sie eine Tochter.

Dann ist da noch der gemeinsame Sohn und der zweite Junge aus erster Ehe, der regelmäßig beim Vater ist.

Mit eigenen Sporen zum Chef „Die Familie ist das Wichtigste im ganzen Leben. Sie ist die Basis für alles“, betont Frank Pilzecker. Das zeigt sich auch in seinem Arbeitsleben. Denn er sitzt auf dem Stuhl seines Vaters. Horst Pilzecker hatte das Bauunternehmen gemeinsam mit einem Kompagnon im Jahr 1992 gegründet. 2006 rückte der Sohn nach und übernahm zwei Jahre später die Verantwortung, als der Vater in Rente ging.

Heute zählt die Firma 30 Mitarbeiter. „Es macht mich schon stolz, einen Familienbetrieb weiterführen zu können“, sagt Frank Pilzecker. Direkt nach seinem Bauingenieur-Studium an der BTU wollte er aber nicht beim Vater einsteigen. „Ich wollte mir meine eigenen Sporen verdienen.“ Also heuerte er als Bauleiter bei einer Straßen- und Tiefbaufirma in Sachsen an, pendelte fortan nach Dresden und später Berlin.

Cottbus blieb immer sein Lebensmittelpunkt. „Hier ist ja die Familie.“ Einen Geschmack für die Politik hat der 46-Jährige durch den Verein Aktive Unabhängige Bürger (AUB) bekommen. Acht Jahre lang war er als sachkundiger Einwohner für den Bildungsausschuss in Cottbus tätig. Außerdem

Frank Pilzecker im Büro seines Bauunternehmens in Krieschow. engagiert sich der Vater im Kreiselternrat und im Kreisschulrat.

Deshalb verwundert es nicht, wenn er sagt: „Die Bildungspolitik ist mein Schwerpunkt. Da gibt es viele Baustellen.“ Eine sei die Inklusion. „Die muss sein, aber in einem gesunden Maß. Sie muss finanzierbar und strukturell umsetzbar sein“, betont Pilzecker. So sollte das Förderschulsystem nicht leichtfertig aufgegeben werden. „Sonderpädagogik ist nicht umsonst ein eigenes Studienfach.

Diese Arbeit können andere nicht einfach mitmachen. Das überfordert alle – vom Lehrer über die Horterzieher bis hin zu den Kindern und Eltern.“

Foto: Peggy Kompalla

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Name: Pilzecker Vorname: Frank Alter: 46 Wohnort: Cottbus Familienstand: Lebenspartnerin und vier Kinder Ausbildung/Beruf: Diplom-Bauingenieur / Geschäftsführer der Asphalt Straßenbau Gesellschaft mbH in Kolkwitz.

Ehrenämter/Hobbys: Kreiselternbeirat und Kreisschulbeirat / Schwimmen und Sauna, Rasen mähen.

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Wahlkreise 43 und 44:

Die Kandidaten der Wahl wollen Zeichen für die Zukunft setzen, indem sie in den kommenden fünf Jahren Politik machen. Die RUNDSCHAU stellt sie vor und lässt sie ihre Zukunftsvision der Lausitz aufzeichnen.

„Bildung ist unser einziges Potenzial“ Lehrer Lutz Häschel (Die Partei / Wahlkreis 43) will gebildete Menschen, die sich an Politik beteiligen können Lutz Häschel hat viele Talente: Der einstige Mittelstreckenläufer ist Lehrer und Maler. Jetzt will er auch noch in die Politik. Das Parteibuch ist ihm dabei schnuppe.

Dafür sollte Bildung wieder ihren wahren Stellenwert bekommen.

Von Peggy Kompalla

Cottbus. Der Lehrer Lutz Häschel tritt für Die Partei an. Das ist eigentlich nur eine Abkürzung. Wie war der richtige Name noch mal? „Die Partei für Basisdemokratie, Elitenförderung und Tierschutz?“, antwortet der 55-Jährige fragend. Nicht ganz. Richtig heißt es: Die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative. Erwischt. „Das ist mir Rille“, erklärt Lutz Häschel gelassen und schiebt hinterher. „Das meine ich ernst. Parteien sind Wurst. Denn egal, wer re-

giert oder koaliert. Es kommt immer das selbe dabei raus.“ Nur eines sei wichtig: „Dass man keiner Lobby angehört.“ Aber haben Lehrer nicht genau die? „Seit Kanzler Gerhard Schröder nicht mehr. Er sagte: ,Lehrer sind alle faule Säcke.’ Seither wird immer nur draufgehauen und keiner will mehr Lehrer werden.“ Das ist ein echter Sturzflug in Lutz Häschels Hauptthema.

Erfahrung aus „Problemschulen“ Da wird er leidenschaftlich, obwohl er für eine vermeintliche Spaßpartei antritt, wurde sie doch vom früheren Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“ gegründet. „Bildung ist unser einziges Potenzial. Wenn wir darauf verzichten, geben wir uns selbst auf“, sprudelt es aus dem Lehrer heraus. „Bildung für Arme ist nicht gewollt. Wir entwickeln uns in Richtung einer feudalen Ge-

Für Lutz Häschel ist Brandenburg ganz viel See. Die Wasserflächen werden für Tornados sorgen, sagt er. Und dann gibt es noch eine Mauer.

sellschaft, in der der Mittelstand verschwindet und das so genannte Prekariat am Tropf des Systems hängt.“ Dagegen gebe es nur ein Mittel und das heißt Aufklärung: „Eine bessere Bildung kann eine Gesellschaft verändern.

Aber die derzeitige Regierung will das System erhalten, will, dass wir Konsumenten sind. Die Menschen sollen sich nicht beteiligen.“ In den Worten schwingt viel Verdruss mit. Das liegt wohl an den Erfahrungen, die der Cottbuser als Lehrer machen durfte. Unterrichtete er doch an „Problemschulen“, wie es Lutz Häschel formuliert. Tätliche Angriffe auf ihn inklusive. Er erzählt aber auch von herzzerreißenden Schicksalen seiner Schüler. Mitgefühl ist immer dabei. „Man braucht Zeit, muss sich auf die Menschen einlassen“, sagt er.

Heute arbeitet er am Oberstufenzentrum in Forst.

Handarbeit für Kunst und Wahl

Sport- und Deutschlehrer Lutz Häschel will Bildung in die Politik bringen.

Lutz Häschels Gedanken sind mitnichten nur finster. Irgendwie gibt es doch einen Grund, warum er bei Der Partei gelandet ist.

Augenzwinkern sind immer wieder auszumachen. Er selbst gehörte im Jahr 1999 zu den Gründungsmitgliedern der Global Future Party (GFP) – einer doch ernst gemeinten Parodie auf den Globalisierungswahn. Die Parteistatuten finden sich noch im Internet. Mit Blick auf das Smartphone seines Gegenübers sagt er nur: „1984 lässt grüßen.“ Die totale Überwachung und wir machen auch noch fröhlich mit.

Gerade ließt der Lehrer Manfred Spitzers Buch „Die digitale Demenz: Wie wir unsere Kinder um

den Verstand bringen“.

Der 55-Jährige steht dagegen auf analog. Das war auch bei seinen Ausstellungen in Peitz und der Cottbuser Universitätsbibliothek zu sehen. Dort nagelte Häschel Bücher kurzerhand ans Kreuz, ließ sie bluten und versah seine Bilder mit E-Book-Rahmen. „Die gedruckten Bücher verschwinden“, sagt er. Doch der Gekreuzigte soll ja dereinst auferstanden sein.

Auch im Wahlkampf ist Lutz Häschel Handarbeit wichtig. Plakate fertigt er selbst, vervielfältigt und verteilt sie. Sein Motto: „Keine Steuergelder für Wahlwerbung“. Gesagt, getan.

Foto: Angela Hanschke/aha1

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Name: Häschel Vorname: Lutz Alter: 55 Wohnort: Cottbus Familienstand: verheiratet, vier Kinder Ausbildung/Beruf: Diplom-Lehrer für Sport und Deutsch/ Abendschule der Bildenden Künste Dresden 1987 bis 1990. Unterrichtet am Oberstufenzentrum in Forst.

Ehrenämter/Hobbys: Sport, Yoga, Malen, Schreiben.

„Es ist gut, wenn man genau weiß, wovon man spricht“ Kerstin Kircheis (SPD, WK 44) steht für soziale Kompetenz und macht sich am liebsten selbst ein Bild von den Problemen vor Ort Kerstin Kircheis spürt gern am eigenen Leib, wie sich die Folgen von Landtagsentscheidungen anfühlen. Dafür schlüpft sie auch mal in eine Arbeitskluft und legt für einen Tag selbst Hand an. Beim Straßenbau genauso wie beim Bäumepflanzen.

Von Ulrike Elsner

Cottbus. „Montag und Freitag sind Wahlkreistage, da versuch’ ich, in Cottbus unterwegs zu sein“, sagt die Landtagsabgeordnete. Kerstin Kircheis nutzt jede Möglichkeit, mit Wählern ins Gespräch zu kommen. Um auf ihre Arbeit in den Ausschüssen gut vorbereitet zu sein, schnuppert die verkehrs- und verbraucherpolitische Sprecherin ihrer Partei auch gern mal Praxisluft. „Bei einem Praktikum im Stra-

ßenwesen habe ich gelernt, wie man Schlaglöcher verfüllt“, erzählt die Politikerin. Erfahrungen wie diese helfen ihr, bei Debatten gegenzuhalten. „Es ist immer gut, wenn man genau weiß, wovon man spricht“, stellt Kerstin Kircheis fest. Auch bei der Streckenkontrolle auf Brandenburger Landstraßen ist die Cottbuserin dabei gewesen, hat wie die Mitarbeiter nach toten Tieren oder defekten Markierungen Ausschau gehalten und, wie sie sagt, am Ende gar nichts mehr gesehen.

Einsatz für die Umwelt Eine Aktion, an die sie sich besonders gern erinnert, ist das Bäumepflanzen in der Lieberoser Heide. Und das Bäumefällen.

Kerstin Kircheis: „Harvester fahren ist eine tolle Sache.“ Und sie

fügt hinzu: „Wir sind verpflichtet, etwas für die Umwelt zu tun.“ Sie selbst ist gern mit dem Fahrrad im Grünen unterwegs.

Manchmal auch mit der früheren SPD-Landtagsabgeordneten Heidemarie Konzack. „Wir radeln dann in Richtung Spreewald oder zur Maustmühle“, erzählt die Abgeordnete. „Überall gibt es tolle Radwege.“ Beide kann man auch regelmäßig zu den Heimspielen von Energie Cottbus im Stadion der Freundschaft antreffen.

Freundschaften sind in der Politik häufig eine schwierige Sache.

Gute Beziehungen habe sie aber zu ihrer Landtagskollegin Barbara Hackenschmidt, sagt die Sozialdemokratin. Die habe ihr auch das neue Buch von Kuki Gallmann empfohlen, das sie im Ostseeurlaub gelesen hat. „Jetzt verstehe ich ihre Leidenschaft für Afrika“, stellt die Politikerin fest, die ansonsten auf „Harry Potter“ und „das genial komplexe Denken“ seiner Autorin schwört.

Lieblingsziel Ostsee

Junge Familien in üppiger Natur sowie Häuser, in denen die Nachbarn aufeinander zu gehen, so soll Brandenburg sein. Zeichnung: Kerstin Kircheis

Eine Woche Urlaub, mehr war auch für Kerstin Kircheis diesen Sommer nicht drin. „Aber das habe ich gebraucht“, sagt sie, „einmal richtig den Kopf frei pusten, danach klappt es auch mit der Arbeit besser.“ In der Ostsee wird auch geschwommen, um nicht ganz aus der Übung zu kommen. „Schließlich trete ich beim 24Stunden-Schwimmen regelmäßig für die Regine-HildebrandtGrundschule oder für den Machtlos-Verein an“, berichtet die Mutter eines 31-jährigen Zwillingspärchens.

Sohn Robert ist Diplom-Mathematiker und arbeitet gerade

Kerstin Kircheis unterwegs zu ihrem Lieblingsblumenladen in der Cottbuser Altstadt. an seiner Promotion. Tochter Eileen ist Redakteurin bei der „Schwäbischen Zeitung“. Der Mutter dürfte gefallen, dass die Kinder ihre Interessen teilen.

Schließlich ist sie nicht nur Politikerin, sondern hat selbst einmal zur DDR-Zeit im Rechenzentrum der Deutschen Reichsbahn gearbeitet.

Seit zwei Jahren gebe es auch wieder einen Mann in ihrem Leben, verrät die Witwe. Aber mit einer Politikerin sei es nicht ganz leicht. „Es gehört eben zu mir, dass ich mich gerne engagiere und viele Stunden ehrenamtlich unterwegs bin “, sagt Kerstin Kircheis.

Foto: Elsner

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Name: Kircheis Vorname: Kerstin Alter: 58 Wohnort: Cottbus Familienstand: verwitwet, 1 Sohn, 1 Tochter (Zwillinge, 31) Ausbildung/Beruf: Facharbeiterin für Datenverarbeitung, Ingenieur für Informationsverarbeitung, Technologin, Sozialversicherungsfachangestellte, Kundenbetreuerin Ehrenämter/Hobbys: Vorsitzende des Mieterbundes und des Fördervereins des Pädagogischen Zentrums für Natur und Umwelt, Vorstandsmitglied des AWO-Regionalverbandes Süd

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FREI TAG, 5. S EPTEMBER 2014

Wahlkreis 44:

Die Kandidaten der Wahl wollen Zeichen für die Zukunft setzen, indem sie in den kommenden fünf Jahren Politik machen. Die RUNDSCHAU stellt sie vor und lässt sie ihre Zukunftsvision der Lausitz aufzeichnen.

„Alle Schulabgänger sollen hier eine Chance bekommen“ Matthias Loehr (Linke) steht für die Förderung aller Kinder in Brandenburger Kitas und Schulen – und im Wahlkreis 44 zur Wahl „Ich bin ein Organisator“, bekennt Matthias Loehr. Das kommt nicht nur seiner Partei zugute, für die er unter anderem als ehrenamtlicher Wahlkampfleiter tätig ist. Auch der Umzug mit Frau und Sohn nach Alt-Schmellwitz – mitten im Wahlkampf – war eine Herausforderung.

Von Ulrike Elsner

Cottbus. Die ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Hoyerswerda und Cottbus haben den damals 14-jährigen Cottbuser geprägt. „Am meisten haben mich die Leute schockiert, die am Straßenrand standen und klatschten“, sagt Matthias Loehr. 1998, mit 21 Jahren, war für ihn klar: Wenn die PDS in Fraktionsstärke in den Bundestag kommt, trittst du ein. „Ich wollte nie Mitglied

einer Splittergruppe, sondern immer in einer Partei mit gesellschaftlichen Einfluss sein“, bekennt der heutige Vorsitzende des Kreisverbandes Lausitz.

2001 begann der IT-Systemkaufmann seinen Zivildienst bei den Lebenshilfe-Werkstätten für Behinderte. „Ich habe durch die Arbeit mit Schwerstbehinderten und psychisch kranken Menschen, denen ich den Umgang mit Computern beigebracht habe, viel gelernt, viele Erfahrungen gesammelt und bin fünf Jahre geblieben“, erzählt Loehr.

Zeit ist ein knappes Gut Zeit ist für den Landtagsabgeordneten und Wahlkampfleiter vor allem jetzt ein seltenes Gut. Für die RUNDSCHAU nimmt er sich eine Stunde, nachdem er am Telefon noch kurz Unaufschiebba-

res geregelt hat. Fünf, sechs freie Wochenenden seit Mitte 2013, mehr sei nicht drin gewesen. Woher er die Kraft nimmt? „Aus den politischen Erfolgen“, kommt prompt die Antwort. Auch für Urlaub war in diesem Jahr wenig Zeit. „Sieben Tage mussten reichen“, sagt der junge Vater, der seit 2008 verheiratet ist. Frau Katharina, eine gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin, studiert derzeit an der BTU Pflegewissenschaft. Sohn Konstantin ist zwei Jahre alt und hat den Lebensrhythmus des Paares völlig verändert. „Die Nächte werden oft dreimal unterbrochen und sind 5.50 Uhr zu Ende“, erzählt der Vater des kleinen Energiebündels, das bald noch ein Brüderchen bekommen soll. „Wir sind froh, dass wir Zeit als Paar hatten“, gesteht Loehr. Dreimal hat es die Zwei nach Ägypten zum Schnorcheln gezogen. Fernreisen sind für die junge Familie nun tabu. In diesem Frühjahr ging es für eine Woche nach Franken. „Wegen der großartigen Landschaft und der vielen Burgen“.

Mit ihrem Umzug mitten im Wahlkampf haben die beiden ein Kunststück fertiggebracht. „Wir brauchten eine größere Wohnung und haben ein Angebot bekommen, das wir nicht ablehnen konnten“, berichtet der Familienvater. Seit wenigen Wochen bewohnen sie ein Haus in AltSchmellwitz zur Miete, in dem Platz für zwei Kinder- und ein Arbeitszimmer ist. Den Umzug haben sie auch dank der Unterstützung von Freunden gut bewältigt.

Freunde, aber nicht bei Facebook

So sieht der zweijährige Konstantin die Welt. Bevorzugtes Motiv ist die „Kritzekratzekatze“.

Zeichnung: Matthias Loehr und Sohn

Freunde, mit denen er seit der Schulzeit verbunden ist, sind

Matthias Loehr (Linke) malt mit Sohn Konstantin (2) ein Bild von Brandenburg. dem Politiker sehr wichtig. Von Facebook hingegen hält er wenig. „Da würde ich schon in Konflikt geraten, wenn ich eine Freundschaftsanfrage ablehne“, gesteht Loehr, der seiner Mutter recht gibt, wenn sie sagt: Du trägst Dein Herz auf der Zunge. Und der diese Angewohnheit doch schlecht ablegen kann.

Seine Vision für Brandenburg will Matthias Loehr nicht malen, sondern formulieren. „Alle Schulabgänger sollen hier eine Chance bekommen sich zu verwirklichen.“ Die Politik müsse dafür die Rahmenbedingungen schaffen. Dazu gehöre auch die frühe Förderung aller Kinder.

Foto: Michael Helbig/mih1

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Name: Loehr Vorname: Matthias Alter: 37 Wohnort: Cottbus Familienstand: verheiratet, 1 Sohn (2) Ausbildung/Beruf: IT-Systemkaufmann, seit August 2012 Landtagsabgeordneter Ehrenämter/Hobbys: : Er ist ehrenamtlicher Wahlkampfleiter der Linkspartei in Brandenburg und Kreisvorsitzender, Mitglied der Jugendhilfe Cottbus und der Grünen Liga, hat die Patenschaft für ein Kind in Zentralafrika, spielt Tischtennis und Skat, fährt gern Rad und sagt: „Ich hätte gern mehr Zeit für meine Familie.“

„Die Bildungspolitik im Land ist ein Trauerspiel“ André Roßeck (CDU) kritisiert den massiven Unterrichtsausfall an den Schulen und die Polizeireform Mit einer Fahrt zu einem Auswärtsspiel des FC Energie Cottbus begann die politische Karriere des Cottbusers André Roßeck. Das war vor zehn Jahren. Inzwischen nimmt die Politik immer mehr Zeit im Leben des 35-Jährigen ein.

Zum Fußball geht er trotzdem weiterhin.

Von Sven Hering

Cottbus. Es ist erst ein paar Wochen her, da jubelte der Fußballfan André Roßeck im MaracanaStadion von Rio de Janeiro mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft über den soeben errungenen Weltmeistertitel. „Es war ein großer Glücksfall“, sagt der Cottbuser und meint damit natürlich den Sieg des eigenen Teams, allerdings auch den Fakt, dass er überhaupt Karten für das

Großereignis erhalten hatte. Er hatte sich dafür ganz normal über die Internetseite des FußballWeltverbandes beworben und war schließlich ausgewählt worden. Flug und Unterkunft hatte er sich schon sehr zeitig besorgt und musste deshalb auch keine Mondpreise bezahlen.

Roßeck nutzte die Tour nach Südamerika aber auch, um den Kontakt zu den Menschen vor Ort zu suchen. Sein Fazit: „Die Brasilianer sind ein ungemein freundliches Volk.“ Aber dem Cottbuser ist auch etwas weniger Erfreuliches aufgefallen: Viele der Familien im WM-Gastgeberland würden ihre Kinder nicht zur Schule schicken.

Uni-Fusion ist schädlich Für Roßeck gehört die Bildung zu seinen politischen Steckenpfer-

André Roßeck (CDU) hat sich Gedanken über die Zukunft gemacht.

den. Seit mehreren Jahren arbeitet er im Cottbuser Jugendhilfeausschuss mit. „Die Bildungspolitik im Land“, so sagt er, „ist ein einziges Trauerspiel“. Brandenburg sei Rekordhalter beim Unterrichtsausfall – trotz schöngerechneter Zahlen aus dem Ministerium, wie er sagt. Der 35-Jährige hat sich in den vergangenen Monaten intensiv für die Eigenständigkeit der Cottbuser Uni eingesetzt. Allerdings vergeblich. „Die Fusion ist nicht nur Unfug, sondern für die Uni und die Stadt schädlich“, erklärt der CDUMann. Die Ignoranz, mit der die Landesregierung der Volksinitiative begegnet sei, sei für ihn Anstoß gewesen, sich auch landespolitisch zu engagieren. Milliarden, die anderenorts dringend benötigt werden, verpulvert man in einem verpfuschten Flughafenbau, nennt Roßeck ein weiteres Thema, das ihn umtreibt.

Auch die Polizeireform wird von dem Cottbuser heftig kritisiert.

Bei seinen zahlreichen Reisen habe er immer wieder erfahren, was im Ausland an Deutschland besonders geschätzt wird – die Sicherheit. „Und wir sind jetzt dabei, diese aufs Spiel zu setzen.“ Was Roßeck außerdem ärgert? „Den allgemeinen Zentralisierungskurs in Brandenburg halte ich für falsch“, sagt er. Immer mehr Institutionen würden in Potsdam konzentriert, wo die Mieten durch die Decke gehen.

Gleichzeitig werde in den hauptstadtfernen Gebieten, wie in der Lausitz, gestrichen. „Mit dem angedrohten Entzug der Kreisfreiheit steht das nächste Unheil schon vor der Tür, gegen das es sich zu wehren gilt.“ Roßeck ist klar, dass er bei ei-

André Roßeck in seinem Element: Ein Spiel der FCE-Amateure im Cottbuser Lok-Stadion. nem Einzug ins Landesparlament Abstriche bei seinem Hobby machen müsste. Bislang ist er nämlich nicht nur bei den Fußball-Großereignissen präsent, sondern besucht auch gern die Spiele des FC Energie. Bei einer Auswärtsfahrt nach Erfurt habe ihn vor zehn Jahren der damalige Junge-Union-Chef für eine Mitarbeit in der Politik gewonnen. Jetzt könnte sein politisches Engagement dazu führen, dass er künftig einige Auftritte seines Teams verpasst. „Kein Problem“, sagt Roßeck, der inzwischen fast in jedem osteuropäischen Land mindestens eine Fußballbegegnung besucht hat.

Foto: Helbig/mih1

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Name: Roßeck Vorname: André Alter: 35 Wohnort: Cottbus Familienstand: ledig Ausbildung/Beruf: Kaufmann/Selbständig als Gästeführer Ehrenämter/Hobbys: Jugendhilfeausschuss, CDU-Kreisgeschäftsführer, Fußballfan, Reisen

F REITA G, 5. S EPT E M BE R 2014

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Wahlkreis 44:

Die Kandidaten der Wahl wollen Zeichen für die Zukunft setzen, indem sie in den kommenden fünf Jahren Politik machen. Die RUNDSCHAU stellt sie vor und lässt sie ihre Zukunftsvision der Lausitz aufzeichnen.

„Das Bürgerferne sorgt für immer mehr Frust“ Felix Sicker aus Cottbus kandidiert für die FDP im Wahlkreis 44 und sorgt sich vor allem um den politischen Stil im Land Manchmal hat eine Talkshow im Fernsehen auch etwas Gutes. Eine solche war schließlich der Auslöser für den Cottbuser Felix Sicker, sich aktiv mit Politik zu beschäftigen. Jetzt will er sogar in den Landtag.

Von Sven Hering

Cottbus. An die Gäste der PolitikTalk-Runde vor ein paar Jahren kann sich der 27-Jährige Cottbuser nicht mehr erinnern. „Ich glaube es war Beckmann, bin mir aber nicht mehr so sicher, sagt er.

Bei ihm hängengeblieben ist allerdings ein Ausspruch aus eben dieser Talk-Runde. Man könne nicht immer nur meckern, sondern müsse auch etwas verän-

dern wollen, sagte ein Teilnehmer. Die Botschaft animierte den gebürtigen Rostoscker, sich auf die politische Bühne zu wagen. „Ich hatte mich schon zuvor ziemlich intensiv mit Politik beschäftigt – vieles aber hauptsächlich medial verfolgt“, sagt der FDP-Kandidat.

Doch wie Politik wirklich funktioniert, habe er erst erfahren, als er sich den Jungen Liberalen anschloss. Plötzlich war Felix Sicker mittendrin. Für ihn ist das noch immer die richtige Entscheidung. „Der Jugendverband ist die beste Schule“, erklärt Sicker. Interessierte er sich zunächst für bundespolitische Themen, wurden später Kommunal- und Landespolitik für Sicker spannender. „Da hat man es mit eher greifbaren Problemen zu tun und spürt sofort die Auswirkungen der eigenen Entscheidungen.“ Wobei Sicker sich durchaus bewusst ist, dass seine Partei sowohl im Land als auch in der Stadt nicht zu den großen Spielern gehört, die die Richtung bestimmt.

Vorreiter beim Wahlrecht

Grafik statt Zeichnung: So sieht Felix Sicker die Zukunft des Landes.

Trotzdem sei es die FDP gewesen, die einige Dinge angestoßen habe, die später von den großen Volksparteien aufgegriffen und auch umgesetzt wurden. „Ich denke da zum Beispiel an das Wahlrecht mit 16“, sagt Sicker.

Zugleich gesteht der junge Mann ein, dass seine Partei in den vergangenen Jahren einige falsche Entscheidungen getroffen habe – zum Beispiel beim Spitzenpersonal.

Trotzdem sah er für sich keine Alternative zu den Liberalen. „Es gab zwar einige ähnliche Positionen, aber mit keiner Partei eine

solch große Schnittmenge wie mit der FDP.“ Inzwischen ärgert sich der Cottbuser über den politischen Stil, der sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Sicker nennt das Beispiel Uni-Fusion in Cottbus. „Darüber ist nicht mit den Leuten, die es betrifft, gesprochen worden. Sie wurden stattdessen vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagt er. „Das Bürgerferne ist ein Grund dafür, dass immer mehr Frust bei den Leuten aufkommt.“ Sicker ärgert sich ebenfalls darüber, dass es nicht immer Fachleute sind, die über Themen entscheiden. Zuviele Rechtsanwälte, zu wenig Ingenieure sitzen laut Sicker in den entsprechenden Gremien. „Ein Grund dafür ist in meinen Augen, dass viele technische Universitäten hochgradig unpolitisch sind“, ergänzt er.

Doch auch eine andere Erfahrung hat der Cottbuser gemacht. „Wer viel macht, der bekommt schnell noch ein Amt.“ Für Felix Sicker hatte dass die Konsequenz, dass er sein Hobby in den vergangenen Jahren immer seltener betreiben konnte. Seit 15 Jahren ist er Mitglied in der Judoabteilung des PSV Cottbus.

Zwei- bis dreimal in der Woche schaffte er es früher zum Training. „Ich war nicht sehr erfolgreich, aber der Sport hat mir sehr viel Spaß gemacht“, sagt er. Dort will er jetzt wieder hinkommen.

Freude am Sport sei für ihn die Hauptmotivation, nicht die Aussicht auf Wettkämpfe, Medaillen,. Podiumsplätze. „Jetzt habe ich mir vorgenommen, mindestens einmal pro Woche zu trainieren.“ Das könnte freilich zu der einen oder anderen Diskussi-

Felix Sicker will sich mehr Zeit für sein Hobby nehmen (hier mit Trainingspartner Christian Lehnigk). on führen. Denn auch seine Freundin poche auf mehr gemeinsame Freizeit, sagt er. Seien doch die Wochenenden oder Abende oft mit politischen Veranstaltungen vollgepackt.

Felix Sicker glaubt trotzdem, dass er den Spagat zwischen Ehrenamt und Privatleben künftig noch etwas besser hinbekommt.

Zumal er Realist ist, was seine Chancen bei der bevorstehenden Landtagswahl betreffen. „Ich habe meinen Arbeitgeber jedenfalls noch nicht darüber informiert, dass ich mich ab Herbst umorientieren werde – und muss das aller Voraussicht nach auch nicht tun“, sagt Felix Sicker.

Foto: mih1

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Name: Sicker Vorname: Felix Alter: 27 Wohnort: Cottbus Familienstand: ledig, aber in einer Beziehung Ausbildung/Beruf: Operativingenieur Ehrenämter/Hobbys: Stellvertretender Vorsitzender der Jungen Liberalen Brandenburg, Stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP Lausitz und Chef im Cottbuser Stadtverband. In seiner Freizeit macht der Cottbuser Judo und fährt gern auf Festivals.

„In Brandenburg ist ein Wechsel fällig“ Christoph Goltz (Die Grünen) trinkt gerne Tee – nur abzuwarten, bis sich Missstände ändern, reicht ihm aber nicht Christoph Goltz will bei der Landtagswahl Stimmen für die Grünen sammeln. Der Cottbuser lässt sich nicht leicht in Schubladen einsortieren. Er sucht seinen Weg abseits ausgetretener Pfade – politisch und privat.

Von Nicole Nocon

Cottbus. Er kommt weder wie ein Klischee-Politiker daher, noch wie ein Klischee-Grüner. Für Ersteren fehlt es Christoph Goltz, der für die Grünen in den Potsdamer Landtag einziehen will, am Hang zur Selbstdarstellung. Und ein biodynamischer Müsli essender Strickpulliträger ist der Wahl-Cottbuser auch nicht. „Strickpullis hab ich keinen Einzigen, und wenn ich mal Müsli esse, dann eher das mit Zucker verseuchte. Und überhaupt Kli-

schees – mit der Realität haben die doch wenig zu tun”, meint Christoph Goltz. Seit 2004 ist er Mitglied der Grünen. „2004 war ein Wahljahr und mir ist aufgestoßen, dass alle über Politik schimpfen aber keiner sich engagiert. Deshalb habe ich mir eine Partei gesucht, bei der es für mich die meisten Übereinstimmungen gab“, erinnert sich Goltz, der sich in seiner Partei als „Realo“ sieht.

Bekennender Familienmensch Im karierten Hemd sitzt er in einem Café, trinkt schwarzen Tee mit Milch, soll über sich selbst sprechen und wirkt, als würde er das, was er von sich erzählt, lieber für sich behalten. „Ich bin eher introvertiert und stehe gar nicht gern im Mittelpunkt”, sagt der 46-Jährige. Einen kleinen Blick in sein Privatleben gewährt er

Landtagskandidat Christoph Goltz wünscht sich, dass alle Brandenburger zufrieden in ihrem Land leben können.

dann doch. Zum Vorschein kommt ein Mann, der auf seinem Lebensweg nicht immer die einfachste Strecke wählt, und ein bekennender Familienmensch.

Christoph Goltz wurde 1967 in Halle geboren. „Aufgewachsen und zur Schule gegangen bin ich aber in Falkensee bei Berlin“, erzählt der Landtagskandidat, der als Jugendlicher in der DDR gegen den Strom geschwommen ist. „Ich war nicht in der FDJ und hatte keine Jugendweihe, was in erster Linie an der Prägung durch mein Elternhaus lag. In der NVA war ich als Bausoldat, bis Mai 1989. Und kurz vor der Wende wurde ich aus der DDR-Staatsbürgerschaft entlassen.“ Beruflicher Neustart Es folgte ein Jurastudium in Osnabrück und Berlin. Von 1997 bis vor wenigen Monaten hat Christoph Goltz als Anwalt gearbeitet.

Dann hat er sich entschieden, beruflich einen ganz neuen Weg einzuschlagen. „Es hat mich gereizt, in der Mitte des Lebens noch einmal etwas Neues anzufangen. Ich bin in die Hanf- und Drahtseilerei meines Onkels in Görlitz eingestiegen. Der Betrieb ist seit 180 Jahren in Familienhand und ich versuche jetzt den Internet-Vertrieb aufzubauen“, berichtet Christoph Goltz, der mit dem Zug zwischen Görlitz und Cottbus pendelt, wo er mit seiner Lebensgefährtin und deren beiden Kindern lebt. „Ich selbst habe einen Sohn und eine Tochter, die ich regelmäßig sehe.

Wir sind das, was man eine Patchwork-Familie nennt und manchmal staune ich, wie super das bei uns funktioniert. Das ist ein großes Glück“, sagt Christoph Goltz.

Christoph Goltz ist als Mensch introvertiert. Politisch will er Teil einer lauten, bunten Opposition sein.

Seine Familie sei für ihn Mittelpunkt und Kraftquelle, sagt er.

Erholung und Ausgleich finde er beim Wandern oder in seinem Schrebergarten in Peitz. „Wenn ich den ganzen Tag dort gewerkelt habe und abends mein Werk bestaunen kann, dann bin ich zufrieden“, erzählt Christoph Goltz.

Den Wandel, den er beruflich vollzogen hat, wünscht er sich auch für Brandenburg. „Ein Vorzug der Demokratie ist, dass die Gruppen, die die Regierung stellen, ab und zu wechseln. Das ist ein gutes Mittel gegen Filz. In Brandenburg ist ein Wechsel fällig“, ist Christoph Goltz überzeugt.

Foto: nn

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Name: Goltz Vorname: Christoph Alter: 46 Jahre Wohnort: Cottbus Familienstand: lebt in einer langjährigen Partnerschaft, zwei eigene und zwei Stiefkinder Ausbildung/Beruf: Jurist Ehrenämter/Hobbys: Wandern in den Alpen, Gärtnern im Schrebergarten

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Wahlkreis 44:

Die Kandidaten der Wahl wollen Zeichen für die Zukunft setzen, indem sie in den kommenden fünf Jahren Politik machen. Die RUNDSCHAU stellt sie vor und lässt sie ihre Zukunftsvision der Lausitz aufzeichnen.

„Stillstand ist Rückschritt“ Daniel Münschke (AfD) will sich weiter entwickeln – deshalb geht er gerne an seine Grenzen und auch darüber hinaus Ehrgeizig, zielstrebig und loyal – so charakterisiert sich der Cottbuser Landtagskandidat der Alternative für Deutschland (AfD) selbst. Nicht nur auf der politischen Leiter will er nach oben.

Auch im Privaten sucht Daniel Münschke immer neue Herausforderungen, die ihn an seine Grenzen und darüber hinaus bringen.

die Journalistin. Seine Umgangsformen sind so makellos wie sein weißes Hemd. Das Smartphone ist stummgeschaltet und wird so auf dem Nachbarsessel platziert, dass das Display verdeckt ist. „Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, ist das eine Frage der Höflichkeit“, betont Münschke.

Von Nicole Nocon

Bereitwillig beantwortet der Kandidat die Fragen nach seinem Privatleben. „Ich habe keine Scheu über mich zu sprechen. Es ist mir nicht unangenehm, mich dem Wähler auch privat zu präsentieren“, sagt Daniel Münschke. Auch die Frage nach seinen sehr kurzen Haaren beantwortet er ziemlich ungerührt: „Meine Frisur ist eine Frage der Eitelkeit und kein politisches Statement“, betont er. Und selbst ein unangemeldeter Besuch in seiner Wohnung hätte ihn, wie er versichert,

Cottbus. Für das Treffen in einem Cottbuser Café nimmt sich Daniel Münschke Zeit, zwischen Wahlkampfterminen und seinem Beruf als Finanzanlagenfachmann. „Als Handelsvertreter bin ich in der glücklichen Lage, meine Termine frei planen zu können. So lassen sich meine Arbeit und mein politisches Engagement vereinbaren“, sagt der 34Jährige. In perfekt gebügeltem Hemd und Anzughose begrüßt er

„Ich mag Ordnung“

nicht in Verlegenheit gebracht. „Ich mag Ordnung“, sagt der Junggeselle, der selbst Bügelbrett stellt, um seine Hemden zu bügeln. Schlampigkeit ist seine Sache nicht, insbesondere was die deutsche Sprache angeht. „Richtig aufregen kann ich mich über Rechtschreib- oder Grammatikfehler in Emails oder Handynachrichten“, verrät Münschke.

Mit Sprache, nicht zuletzt mit gesprochener Sprache kennt er sich aus. „Ich habe mich aus persönlichem Interesse in dieser Richtung fortgebildet und gebe mein Wissen als Kommunikationstrainer an brandenburger Unternehmen, zum Beispiel in Callcentern“, erzählt der Kandidat, der hungrig nach neuen Erfahrungen und Eindrücken ist. „Ich will mich weiterentwickeln und brauche viele Facetten. Stillstand ist Rückschritt. Deshalb stelle ich mich gerne neuen Herausforderungen“, sagt Daniel Münschke und erklärt: „Was ich im Sport gelernt habe, macht mich auch als Mensch aus: Man muss sich immer wieder neu motivieren, an Grenzen gehen und dann darüber hinaus.“ Nicht zuletzt hat der Freizeit-Fußballer kürzlich auch das Team gewechselt. „Beim BSV Guben Nord spiele ich jetzt in einem höherklassigen Team. Das Training ist sehr leistungsorientiert. Das fordert mich“, sagt Daniel Münschke, der sich selbst als sehr ehrgeizig, zielstrebig aber auch als loyal seinen Freunden, Parteikollegen oder Geschäftspartnern gegenüber. „Ich brauche den Dialog“

Centralpark statt Einkaufscenter: Daniel Münschke würde aus der Brache an der Stadtpromenade eine grüne Oase für die Cottbuser machen.

Der Kontakt zu anderen Menschen sei ihm ganz wichtig. „Ich brauche den Dialog“, sagt

Daniel Münschke.

Münschke, der seine Freizeit gerne mit Freunden zum Beispiel am Cottbuser Stadtstrand. Dabei, beim Anhören elektronischer Musik oder bei Ausflügen in den Spreewald erhole er sich.

Seinem 70-jährigen Selbst wünscht Daniel Münschke, dass er rückblickend nicht sagen muss: „Warum hast Du dieses und jenes nicht probiert und Deine Chancen nicht genutzt?“ Ob und wie viele Enkelkinder er einmal haben werde, wisse er heute noch nicht. Aber der Gedanke, dass ihm Kinder mit Schokohänden ans weiße Hemd fassen, schrecke ihn nicht. „Ich freue mich drauf“, sagt Daniel Münschke lachend.

Foto: Nocon

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Name: Daniel Vorname: Münschke Alter: 34 Wohnort: Cottbus Familienstand: ledig Ausbildung/Beruf: Finanzanlagenfachmann Ehrenämter/Hobbys: Fußball beim BSV Guben Nord

Hans Dampf in vielen Gassen Heiko Selka (BVB Freie Wähler) steht als Künstler auf der Bühne und als Mensch und Politiker für seine Überzeugungen ein Heiko Selka ist ein Mann mit vielen Facetten. Er kann lustig, leidenschaftlich, ernst und auch mal wütend sein. Bei allem, was er tut, will er sich treu bleiben. Seine Lebensstrategie und seine Kraftquelle ist das positive Denken.

Von Nicole Nocon

Cottbus. „Ich könnte auch ohne die Politik einen 48-Stunden-Tag locker ausfüllen”, sagt der Tausendsassa Heiko Selka. Tagsüber ist der studierte Wirtschaftsingenieur Arbeitsvermittler bei der Agentur für Arbeit, abends steht er als Musiker, Kabarettist und Comedian auf der Bühne. Er ist Mitglied im Bürgerverein Cottbus-Stadtmitte und im Hochschulsportverein nun will er als Kandidat der Freien Wähler in den Landtag gewählt werden. „Ich werde oft gefragt, wie ich es schaffe, das alles unter einen Hut

zu bringen”, erzählt Selka und verrät seine Strategie: „Ich konzentriere mich immer nur auf die Sache, die ich gerade mache und ich versuche alles, was ich tue, mit Freude zu tun – auch meine Arbeit. Jeder kann selbst wählen, wie sein Tag wird. Und ich habe entschieden, dass meine Tage gut werden. Diese positive Einstellung hilft mir, das zu tun, was ich tue. Und das ist viel”, sagt Heiko Selka und lacht. Er habe Glück, dass die Frau an seiner Seite so geduldig sei und seinen vollgepackten Alltag mittrage. Selbstverständlich sei das nicht. „Lustiger Mann“ mit Biss Wenn Heiko Selka auf der Bühne steht, bringt er sein Publikum zum Lachen. Dann gibt er gerne den Spaßmacher. „Aber wenn ich abseits der Bühne das Gefühl habe, nicht ernst genommen, unterschätzt oder für dumm verkauft

zu werden, dann regt mich das auf. Dann kann ich richtig wütend werden. Wer denkt: Was will denn der lustige Mann in der Politik? Der kann mich auch von einer anderen Seite erleben”, sagt Selka bestimmt. „Ich habe meinen eigenen Kopf, und wenn ich etwas nicht für richtig halte, dann tue ich es nicht.” Dass er damit manchmal aneckt, ist ihm bewusst. „Manche sagen, ich sei arrogant. Andere sagen, ich sei selbstbewusst. Ich weiß, was ich wert bin und dass ich nicht zu den Schafen gehören will”, betont der Landtagskandidat. Der „lustige Mann” ist jetzt ernst geworden.

Politiker zu werden, sei nie sein Ziel gewesen, schließlich sei der Schritt in die Politik aber notwendig geworden. „Es wäre mir viel lieber, ich könnte diese Arbeit anderen überlassen. Aber ich war unzufrieden, weil keine der Parteien meine Interessen vertreten hat. Deshalb habe ich mir gesagt: Wenn ich mich nicht weiter ärgern will, muss ich mich selbst engagieren”, erklärt Selka. „Zur Selbstdarstellung brauche ich die Politik nicht, dafür habe ich die Bühne. Und Karrieresprünge erhoffe ich mir davon auch nicht”, betont Selka. Viel eher würden ihn – wenn er wählen könnte – Wissenschaft und Forschung interessieren. „Es würde mich schon reizen, eine Doktorarbeit zu schreiben. Nicht wegen des Titels, sondern um mir und anderen zu beweisen, dass ich es kann”, sagt Heiko Selka. „Positiv, belastbar, kreativ“

In den Augen von Heiko Selka hat Cottbus viel zu bieten – von der BTU bis zum Ostsee. Deshalb setzt er der Stadt die Krone auf.

Auf die Frage, wie er sich selbst charakterisieren würde, überlegt er kurz. „Positiv, belastbar und kreativ. Kreativ im Sinne von vi-

Heiko Selka spielt gerne mal den Spaßmacher. Für dumm verkaufen, lässt er sich aber nicht. sionär. Ich habe Ideen”, sagt der gebürtige Leipziger, der schon viele Jahre in Cottbus lebt. Für einen Wettbewerb hat er Idee für seine Wahlheimatstadt entwickelt. „Cottbus ist in meinen Augen die heimliche Hauptstadt Brandenburgs“, schwärmt Heiko Selka. „Die Stadt hat so vieles, mit dem sie punkten und Menschen herlocken könnte. Aber ich habe oft den Eindruck, die Cottbuser wissen das gar nicht wirklich zu schätzen. Die Stadt braucht ein anderes Selbstverständnis, mehr Selbstvertrauen und kreative Ideen. Mir würde da einiges einfallen“, sagt Selka und wird dabei ganz leidenschaftlich.

Foto: Nicole Nocon

ZUR PE RSO N ..............................................................................

Name: Selka Vorname: Heiko Alter: 40 Jahre Wohnort: Cottbus Familienstand: verheiratet Ausbildung/Beruf: Diplom-Wirtschaftsingenieur, Arbeitsvermittler in der Agentur für Arbeit Ehrenämter/Hobbys: Musiker und Kabarettist, Darsteller der TheaternativeC, Mitglied im Bürgerverein Cottbus-Stadtmitte und im Hochschulsportverein.

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Landtagswahlen 2014

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„Ich will mitmachen und ein paar Dinge verändern“ Wolfgang Roick (SPD, WK 39) steht für einen pfleglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen und für einen flüssigen Straßenverkehr Wolfgang Roick (45) will bei den Landtagswahlen am 14. September das Direktmandat im Wahlkreis 39 für die SPD holen.

Von Andrea Budich

SPD-Kandidat Wolfgang Roick

Großräschen. Er gehört zu den stillen Kämpfern, die zu ihrer Überzeugung stehen. Zu denen, die mit schlagkräftigen Argumenten punkten wollen.

Wortgefechte mit Biss, die haben ihn schon als Schuljungen begeistert, als er im Fernsehen Bundestagsdebatten verfolgte.

Emotional wird Wolfgang Roick, wenn es um die Entwicklung seiner Heimatstadt Großräschen

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Wolfgang Roick, Wohnort: Großräschen Familienstand: ledig, zwei Kinder Ausbildung/Beruf: Dipl-Ing. für Forstwirtschaft; 2. Staatsexamen; Oberforstrat beim Landesbetrieb Forst Ehrenämter: Stadtverordneter Großräschen, Abgeordneter im Kreistag, SPD-Ortsvereinsvorsitzender Großräschen Hobbys: Geschichte und Reisen, (schon über 30 Länder bereist)

geht. Er will möglichst viel dazu beitragen, dass die Seestadt weiter aufblüht und ordentlich Fahrt aufnimmt im weiten Seenland.

Wo er aufgewachsen ist, als Junge rumstromerte und aus Goldruten Buden baute, kann er seinen eigenen Kindern nicht mehr zeigen. Großräschen-Süd, auch Bückgen genannt, hat die Grube geschluckt. Zurückgeblieben sind verwucherte Wild-WestBrachen, die Wolfgang Roick noch immer nach einstigen Spielorten absucht. Nicht mehr weitergeben zu können, wie hier früher alles aussah, wie wunderbar es sich im Feldweg leben ließ, das bedauert er sehr. Und so hat er nur zu gern das Erbe seines Vaters angetreten und sich den Organisations-Hut für die BückgenTreffen aufgesetzt. Für das diesjährige im Oktober ist er dabei, knapp 280 Leute anzuschreiben.

Das ist ein kleiner Kraftakt, keine Frage. Aber enden lassen will er es nicht. Weil es für alle, die kommen, ein Stück Heimat ist. Über den Tellerrand zu denken, das zeichnet Wolfgang Roick aus.

Als Forstmann steht er für einen

pfleglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen ohne weitere Schutzgebiete. Nach seinen Erfahrungen wird der Wald im Land etwas stiefmütterlich behandelt. Für ihn ist auch das Motivation, in die Landespolitik zu gehen. „Auf lange Sicht können wir nicht auf Kosten künftiger Generationen leben“, begründet Roick.

Ein Steckenpferd von Wolfgang Roick sind Kreisverkehre, die es für seinen Geschmack viel zu selten in Brandenburg gibt. Dabei ist der Verkehr dort, wo es sie gibt, viel flüssiger. Das hat Roick erst bei seinem jüngsten Frankreichurlaub mit Vergnügen beobachtet. Dazu komme, so rechnet Roick vor, ein geringerer technischer Aufwand zur Herstellung und für den Unterhalt. „Wenn die kostspieligen Brücken-Konstruktionen entfallen, könnten wir die von den Bürgern geforderte Ortsumfahrung Allmosen vielleicht schon früher bauen“, pocht Roick auf „sein Lieblingskind“. In einem Landes-Ausschuss, der sich mit Verkehr und Infrastruktur beschäftigt, würde

So sehen Wolfgang Roicks handgemalte Zukunftsvisionen für seinen Wahlkreis aus. er sich deshalb am wohlsten fühlen.

Ein wirksames Rezept gegen den Ärztemangel ausschreiben, das liegt Wolfgang Roick für seinen Wahlkreis sehr am Herzen.

Dabei ärgert er sich über die Statistiken der Bundesärztekammer, die für Brandenburg von den Zahlen her keine Unterversorgung ausweist. „Dann müssen die Zahlen für Regionen mit einer

überalterten Bevölkerung eben geändert werden“, kann Roick auch energisch werden. Was den Ärztemangel betrifft, will er sich dafür einsetzen, dass in Brandenburg ein Sonder-Fonds aufgelegt wird.

In diesen Topf könnten die Kommunen greifen und mit dem Geld die Sanierung von Ärztehäusern unterstützen. Oder Landarztpraxen einrichten helfen.

„Ich will kooperieren statt konkurrieren“ Ringo Jünigk (Die Linke, WK 39) will eine „direktere Demokratie wahrnehmbar und erlebbar machen“ Ringo Jünigk (38) will bei den Landtagswahlen am 14. September das Direktmandat im Wahlkreis 39 für die Linken holen.

Von Heidrun Seidel

Ringo Jünigk will für die Linken in den Landtag einziehen. Foto: Krämer

Senftenberg. Das wird ein langer Abend in der kleinen Geschäftsstelle der Linken in der Senftenberger Schlossstraße. „Das ‚Rotkehlchen’ muss in den Druck“, sagt Ringo Jünigk. Das Team der Ehrenamtler, die Texte schreiben, gestalten und am Computer das Informationsblatt der Oberspreewald-Lausitz-Linken bauen, ist klein. Da wird die Zeit schnell knapp. „Jetzt vor den

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Ringo Jünigk, Wohnort: Schipkau Familienstand: ledig Ausbildung/Beruf: gelernter Bankkaufmann/Fondsbetreuer, heute Stabsleiter Marketing/Öffentlichkeitsarbeit der Klinikum Campus GmbH am Familiencampus Lausitz Ehrenämter: Mitglied der Landesarbeitsgesellschaften Rote Reporter und Umwelt, Mitglied des Fördervereins Grundschule Paul Noack u.a.

Landtagswahlen sowieso“, sagt der junge Mann. „Deshalb habe ich auch meinen Jahresurlaub für die Zeit des Wahlkampfes genommen.“ Den könne und wolle er nicht nebenbei führen. Er wolle sich Zeit für die Gespräche mit den Menschen in seinem Wahlkreis nehmen, wolle seine Politikziele erläutern und zuhören, was die Menschen bewegt. Direktere Demokratie erlebbar machen für die Menschen, ist eines davon. „Zu meiner Zielgruppe gehören besonders die Nichtwähler“, erklärt er. Dass 53 Prozent der Menschen – wie bei den Wahlen im Mai – im OberspreewaldLausitz-Kreis nicht zur Wahl gehen, sei für ihn unerträglich. Diese will er bewegen, Vertrauen in die Politik zurückgewinnen. Ist es ihnen wirklich schnuppe, ob sie von ihrem Lohn gut leben können? Oder ob sie in einem reichen Land um Sozialleistungen betteln müssen, wie gut ihre Kinder betreut und geschult werden?

Mit diesen Fragen spricht er die Gruppe der Nichtwähler direkt an – auch auf seinen Flyern, die der gelernte Werbetexter selbst

entworfen hat. Dabei provoziert er gern auch mal und spielt mit Sprache. „Am 14. September kannst du mich mal kreuzweise!“, sagt er auf einer Postkarte vor allem jungen Leuten – und ermuntert erfrischend zum „Kreuzchen machen“ auf dem Wahlzettel.

Dass er sich einmal einer Landtagswahl stellen würde, hätte der Schipkauer vor 20 Jahren selbst nicht geglaubt, gesteht er. Damals hat er sich im Senftenberger Jugendleben vor allem der alternativen Szene zugehörig gefühlt. „Ich hatte rote, gelbe, blaue Haare und einen Iro auch“, fasst er sich lachend an die heute gut gestylte Frisur. „Aber mein Herz schlug schon immer links.“ Und so hat er sich schon am Oberstufenzentrum als Schülersprecher und später in Ausbildung und Studium für Gerechtigkeit eingesetzt und sozial engagiert. Und dafür auch Brüche im eigenen Lebenslauf hingenommen: „Ich wollte nichts mit dem Bankengebahren, das zur Finanzkrise geführt und viele Menschen um ihr Erspartes gebracht hat, zu tun haben und habe in Düsseldorf ge-

kündigt.“ Und nach der privat fi- raushalten und abwarten. Da nanzierten Ausbildung zum Wer- muss man mitbestimmen, wo es betexter merkte er bald, dass er langgehen soll.“ nicht gegen die eigene Überzeugung arbeiten kann. „Ich kann doch als Vegetarier nicht für Wurst werben.“ Sich selbst treu zu bleiben, ist für Ringo Jünigks Lebensgefühl wichtig.

Und deshalb will er seine Fähigkeiten nicht gegen, sondern für Menschen einsetzen. „Ich möchte in der Politik nicht konkurrieren, sondern kooperieren.“ Sein Motto „Alle für alle“ meint er sehr ernst.

Er wolle sich gesellschaftlich engagieren, brauche dazu aber die Menschen, die ihn nicht nur lassen, sondern auch fordern. „Unser ganzes Leben ist Politik. So sind Ringo Jünigks handgemalte Visionen Da kann man sich von Brandenburg in den nächsten fünf Jahren – doch nicht einfach und er benennt damit die Ziele seiner Partei.

„Ich möchte mitgestalten“ Marcel Templin (CDU, WK 39) aus Großräschen hat konkrete Vorstellungen nicht nur von der künftigen Bildungspolitik Marcel Templin (39, CDU)) hat sein Direktmandat im Wahlkreis 39 einem Scherz zu verdanken, nimmt die Aufgabe aber ernst.

Von Manfred Feller

Marcel Templin.

Foto: Feller

Großräschen. Es war kein Scherz der CDU-Kreisvorsitzenden Roswitha Schier aus Lübbenau am politischen Aschermittwoch 2013. Sie schlug dem Großräschener Christdemokraten Marcel Templin vor, für die Landtagswahl in diesem Jahr zu kandidieren. Nach einem Monat Bedenkzeit sagte er schließlich zu.

Der CDU-Landtagskandidat Marcel Templin hat jede Menge

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Marcel Templin (39), Wohnort: Großräschen, Familienstand: verheiratet, zwei Kinder Ausbildung/Beruf: Energieelektroniker, heute Elektromonteur Ehrenämter/Hobbys: Mitglied im Jugendclub 94; Elternträgerverein der Kita „Am Spring“, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der Großräschener Wohnungsbaugenossenschaft, Mitglied im Kreiselternrat und Stadtverordneter.

Ehrenämter. Auch seine Frau Katrin ist gesellschaftlich engagiert. „Wir haben so viele Verpflichtungen, dass manchmal der eine kommt und der andere geht“, sagt der 39-Jährige. Die Familie mit den zwei Kindern komme dennoch nicht zu kurz. Zum RUNDSCHAU-Gespräch kommt er mit beiden Kindern und weiß mit den bewegungshungrigen Steppkes bestens umzugehen.

Der Elektromonteur bei der CAM GmbH in Calau, einer Tochterfirma der Caleg, gibt zu, bei dem Angebot seiner CDU-Kreisvorsitzenden tief Luft geholt zu haben. „Für den Landtag zu kandidieren, das ist was Außergewöhnliches. Damit habe ich zu keiner Zeit gerechnet“, versichert der Großräschener CDU-Ortsverbandsvorsitzende. In dieses Amt sei er im November 2011 nach nur knapp vier Jahren in der Partei einstimmig von den Mitgliedern gewählt worden. Auf seiner Agenda stehe seitdem, junge Leute für die politische Arbeit zu gewinnen. Der Ortsverband zählt mit den Umlandorten 20 Mitglieder.

Die CDU sei seine politische Heimat, weil er sich in deren Programm am besten wiederfinde.

Dieses stehe für konservative Werte, die Selbstbestimmung des Einzelnen, für Familie, für eine starke Wirtschaft. Nicht einverstanden ist Marcel Templin, der zehn Monate selbst Wehrdienst geleistet hat, mit den vielen Bundeswehreinsätzen im Ausland.

Seine kommunalpolitischen Erfahrungen als Parteiloser hätten ihm gezeigt, dass man für ein Ziel im wahren Sinne des Wortes Farbe bekennen muss. „Wenn ich eine Veränderung erreichen will, dann geht das nur über die Politik“, hat er für sich festgestellt. Er sagt: „Ich möchte mitgestalten.“ Das habe er zum Beispiel in der Kita „Am Spring“, dorthin ging sein Sohn, getan. „Ich bin nach wie vor im Vorstand des Elternvereins als Träger, weil mir der Erhalt der Einrichtung wichtig ist“, sagt er. Der Erfolg gebe allen Mitstreitern recht. Die Naturkita sei mit 55 Steppkes ausgelastet.

Vielfältige Erfahrungen habe er auch als Elternsprecher im Bildungsbereich gesammelt und sei

Heimat - das sind auch Natur und Wirtschaft. Marcel Templin bietet mit seiner Skizze dem Betrachter einen großen Deutungsspielraum. nicht immer zufrieden. So würden an der GutsMuths-Grundschule Klassen zusammengelegt, sodass künftig bis zu 28 Schüler gemeinsam lernen. „Wo bleibt da die individuelle Förderung?“ Kleine Schulklassen mit bis zu 20 Kindern und kleine Schulen, Letztere vor allem auf dem Lande, sollten in Brandenburg unbedingt gefördert beziehungsweise erhalten werden. Dafür wolle er

sich im Falle seiner Wahl einsetzen, so Marcel Templin. Dass dafür auch mehr Lehrer gebraucht würden, sei ihm klar. Schon heute reiche die Vertretungsreserve nicht aus, sagt er mit Blick auf die Ausfallstunden. Als Vater wisse er, dass auch in den Kitas angesetzt werden müsse. Der Betreuungsschlüssel für die ganz Kleinen müsse dem Bundesdurchschnitt von angepasst werden.

Landtagswahlen 2014

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FREI TAG, 5. S EPTEMBER 2014

„Die Natur hat keine Lobby“ Winfried Böhmer (Bündnis 90 / Die Grünen) tritt im Wahlkreis 39 an / Sein Ziel: regionale Themen aufgreifen und transportieren Der Vetschauer Grünen-Politiker und Umweltschützer Winfried Böhmer ist einer der Väter des Vetschauer Weißstorchzentrums.

Er tritt im Wahlkreis 39 an und will der Natur eine Stimme geben.

Von Anja Maria Lehmann

Winfried Böhmer Foto: Anja Maria Lehmann

Vetschau. Er gehört zu den ganz Erfahrenen: Winfried Böhmer (Bündnis 90 / Die Grünen) ist mit seinen 71 Jahren einer der ältesten Kandidaten auf der Liste für die anstehenden Landtagswahlen. Seit den 1990er-Jahren sitzt der Vetschauer im Kreistag Oberspreewald-Lausitz und engagiert sich als Stadtverordneter

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Winfried Böhmer, Alter: 71, Wohnort: Vetschau (Spreewald), Familienstand: geschieden, zwei Kinder, vier Enkel Ausbildung/Beruf: Dipl.-Ingenieur Elektrotechnik, Rentner Ehrenämter/Hobbys: unter anderem Mitglied im Kreistag Oberspreewald-Lausitz, Stadtverordneter, Leitungsmitglied im Bündnis „Klare Spree“ und für den Nabu Brandenburg in den Bundesarbeitsgruppen Weißstorchschutz und Stromtod.

Für Winfried Böhmer sind dies die Hauptthemen seiner politischen Arbeit. für den Umweltschutz. „Die Natur hat keine Lobby“, begründet er seine Kandidatur.

Doch im Gegensatz zu seinen Konkurrenten geht es ihm vordergründig nicht um den Einzug in den Potsdamer Landtag. „Ich möchte grüne Themen transportieren und regionale Themen aufgreifen“, erklärt er und sieht seine Chancen realistisch.

Lässig gekleidet mit einem Hauch Sommerbräune sitzt Böhmer im von ihm einst mitbegründeten Weißstorch-Informationszentrum Vetschau und plaudert über jene Themen, die ihm am Herzen liegen. Natur- und Tierschutz – für ihn eine Lebensaufgabe. Besonders der Schutz von Adebaren: „Von allen Maßnah-

men, die wir für Storche ergreifen, profitieren auch viele andere Vogelarten“, erklärt der Ornithologe.

Seit Jahrzehnten weist er auf Stromleitungen als Gefahrenquelle für verschiedene Vogelarten hin, bringt sich für den Naturschutzbund (Nabu) Brandenburg in den Bundesarbeitsgruppen Weißstorche sowie Stromtod ein.

Für Fachtagungen reist er quer durch Europa. Auch zu den Themen Verockerung und hydrologische Veränderungen durch den Braunkohletagebau ist er als leitendes Mitglied im AktionsBündnis „Klare Spree“ gefragt.

Bereits 2009 habe er auf eine mögliche Ambrosia-Plage hingewiesen. „Dafür wurde ich ausge-

lacht“, so Böhmer. Nun haben sich seine Befürchtungen bewahrheitet. Der Kreistag wird sich künftig mit der Problematik auseinandersetzen.

Für Umweltschutz und Politik muss die Freizeit zurückstehen: „Meinen Garten habe ich irgendwann aus Zeitgründen aufgegeben“, räumt Böhmer ein. „Aber solange ich mich einbringen kann, möchte ich aktiv bleiben“, blickt er in die Zukunft. Schon vor der Wende engagierte sich Winfried Böhmer in Umweltgruppen, ist Gründungsmitglied der Grünen im Land Brandenburg, die nach der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl 1990 mit den Bündnis 90 / Die Grünen fusionierte.

Aufgewachsen im Raum Zittau wäre Böhmer gerne Förster geworden. „Es gab aber Zerwürfnisse mit der SED“, schildert er, weshalb es mit dem Traumberuf nicht geklappt hat. Als 1963 das Kraftwerk Vetschau eröffnet, zieht Böhmer für eine neue Arbeitsstelle aus der Oberlausitz in den Spreewald und wird in Vetschau heimisch.

Heute setzt er sich in der Region gegen Massentierhaltung, für einen Ausstieg aus dem Braunkohletagebau bis 2030 und einen zügigen, durchdachten Strukturwandel ein. Als ehemaliger Kraftwerks-Mitarbeiter hat er dabei stets beide Perspektiven im Blick: sowohl die der Umweltschützer als auch die der Wirtschaft.

„Ich will die Stimme der Bürger im Landtag werden“ Ilona Nicklisch (BVB/Freie Wähler) aus Brieske tritt im Wahlkreis 39 an Für eine bürgernahe Politik und den Kampf gegen den Bildungsnotstand tritt Ilona Nicklisch (56) für die Freien Wähler (BVB) im Wahlkreis 39 an.

Von Kathleen Weser

Ilona Nicklisch (56) ist als bürgernah und zupackend bekannt.

Brieske. Das Jammern um den fehlenden Fachkräfte-Nachwuchs kann Ilona Nicklisch nicht mehr hören. Die meisten Jugendlichen sind leistungsbereit, stellt die Brieskerin fest, die in der Region fest verwurzelt ist. Das Bildungssystem im Land Brandenburg so stark zu machen, dass die immer größer werdenden Wissenslücken bei Schülern endlich

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Ilona Nicklisch, Alter: 56, Wohnort: Brieske, Familienstand: verheiratet Ausbildung/Beruf: Maschinistin für Wärmekraftwerke, Meisterin für Kraftwerksanlagen, Bürofachangestellte Ehrenämter: Mitglied des Kreistages Oberspreewald-Lausitz und des Ortsbeirates Brieske Hobbys: Lesen und Schwimmen

gestopft werden „und die jungen Leute auch das erforderliche Wissen erlangen, um ihre Abschlüsse zu schaffen“, hat sich die gelernte Maschinistin für Wärmekraftwerke mit den Freien Wählern auf die Fahnen geschrieben. „Ich will in den Bereichen Soziales und Bildung aktiv werden und mit gesundem Menschenverstand und Herzensbildung Prioritäten für die Bürger im Land setzen“, sagt sie . Die Bodenhaftung bleibe ihr dabei wichtig. Als politische Strategin sieht sie sich überhaupt nicht. „Ich finde durchaus in allen Parteien gute Ansätze für eine bürgernahe, das heißt für mich vor allem menschliche Politik. Festzustellen ist aber, dass sich die großen Parteien immer mehr vom Bürger entfernen und die Lebensrealitäten für Machtinteressen ausblenden“, erklärt sie. Darin sieht die Brieskerin einen guten Grund für den Aufwind der Wählergruppen.

Die Bürofachangestellte bei Finanzmaklerin und Zwillingsschwester Christina Nicklisch ist geradezu gnadenlos ehrlich. „Ich

sage meine Meinung unverblümt und direkt, auch wenn ich mich damit bei manchem unbeliebt mache“, erklärt sie. Streit in der Sache kann sie mit aller Härte führen. Der Grundrespekt vor dem Mitmenschen, auch dem politischen Gegner, aber bleibe ihr heilig. Sie ärgert sich über Ignoranz. „Die hat noch nie zu etwas Vernünftigem geführt“, stellt sie fest. Als Demokratin ist sie deshalb auch davon überzeugt, dass sich Parteien und Wählergruppen mit den zunehmenden linksund rechtsextremistischen Tendenzen offen auseinandersetzen müssen, statt sie zu auszusitzen.

Ilona Nicklisch ist ein zweitgeborener Zwilling, „und trotzdem eine Nasenlänge voraus“, erzählt sie lachend. „Eine meiner Stärken im Umgang mit Menschen ist, dass ich einfach gut zuhören kann“, fügt sie erklärend hinzu.

Ehrenamtlich kümmert sich Ilona Nicklisch vor allem um Senioren. „Da ich aber auch oft mit meiner Zwillingsschwester, die Ortsvorsteherin von Brieske ist, verwechselt werde, kommen auch alle anderen Alltagsproble-

me der Leute bei mir an.“ Im Kreistag und im Ortsbeirat kann sie schon viel für die Bürger bewegen. „Aber der Hebel ist doch auch entscheidend auf landespolitischer Ebene anzusetzen“, stellt Ilona Nicklisch fest.

Entscheidungen von oben seien in der Kommune und in den Ortsteilen auszubaden. Für mehr Bodenhaftung in der Politik will sie nun auch persönlich einen Schritt weitergehen und die Tür zum Landtag für die Bürgervereinigungen aufstoßen. Was sie dort konkret erwarte, lasse sie auch auf sich zukommen. „Ich bin bereit zu lernen und auch bisher immer mit meinen Aufgaben gewachsen“, sagt sie.

Sehr bewusst stelle sie sich in den Dienst der Bürger. Denn mit großer Sorge nimmt Ilona Nicklisch zur Kenntnis, dass einseitiges Denken in Verwaltungsstrukturen und das Festklammern am Gesetzestext oft unnötige Hürden aufbauen. „Auch ich halte klare Regelungen für notwendig“, betont sie. „Aber die Dienstleister in den Behörden müssen ausdrücklich dazu ermutigt werden,

Die Zukunft für Ilona Nicklisch. die vorhandenen Ermessensspielräume für die Bürger auszunutzen und nicht gegen sie.“ „Ich bin neugierig auf die praktische Arbeit im Brandenburger Landtag und kämpfe ehrlichen Herzens und guten Willens für unsere Bürger um das Direktmandat“, sagt Ilona Nicklisch.

Wie bisher verlassen sich die Freien Wähler dabei auf die eigenen Kräfte.

„Ich will nicht immer gleich Ja sagen“ Carola Krahl (SPD) will das parlamentarische Erbe Werner-Siegwart Schippels antreten und kämpft um das Direktmandat im Wahlkreis 40 Sie liebt die eher leisen Töne: Carola Krahl aus Lübbenau geht für die SPD ins Rennen, um bei der Landtagswahl das Direktmandat im Wahlkreis 40 zu holen.

Von Jan Gloßmann

Carola Krahl.

Foto: Jan Gloßmann

Lübbenau. Carola Krahl zögert einen Moment, dann sagt sie, dass sie alle Anwesenden herzlich begrüße. Vor allem in den hinteren Reihen in dem kleinen Raum in einer Lübbenauer Kita recken sich Köpfe und Ohren. Carola Krahl spricht leise. Es ist das erste Mal, dass sie als Vorsitzenden den Sozialausschuss der Lübbenauer Stadtverordneten leitet.

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Carola Krahl Alter: 51 Wohnort: Lübbenau Familienstand: ledig Ausbildung/Beruf: Damenschneidermeisterin, Betriebswirt, Leiterin der Geschäftsstelle des Landesfeuerwehrverbandes Ehrenämter/Hobbys: Kreistagsabgeordnete, Stadtverordnete, Mitglied in der Bürgerinitiative „Drüber oder drunter“, Mitglied im Spendenbeirat „Wir helfen“; Theater, Lesen, Nordic Walking

In dieser Konstellation steckt vieles, was Carola Krahl ausmacht. Eigentlich spricht sie weder gern noch laut. „Ich bin mehr eine, die zuhört“, sagt sie über sich selbst. Sie weiß, das sie das wird ändern müssen, zumindest – sie benutzt die folgende ModeWort-Kombination oft – ein Stück weit. Spontaner und offensiver wolle sie werden, ohne sich zu verleugnen Denn zuhören will sie ja weiterhin, will verschiedene Seiten verstehen, Argumente abwägen, Themen erfassen; politische Lautsprecher nützen da eher selten. Allerdings weiß sie von ihrem bisherigen Chef, dem Landtagsabgeordnete Werner-Siegwart Schippel, das es manches mal auf ein klares Wort ankommt. „Ich habe meinen eigenen Stil, aber viel von ihm gelernt.“ Schippel kandidiert nicht wieder, und da hat Carola Krahl sich „damit beschäftigt, wie es wohl ist, den Schritt nach vorn zu gehen“. Nun will sie nach vorn, als direkt gewählte Abgeordnete in den Landtag einziehen. „Das ist eine große Herausforderung.“

Inhaltlich habe sie in den fast 20 Jahren in Schippels Büro mitgearbeitet, analysiert, vorbereitet, beraten. Nur viel drüber reden musste sie nicht. Sie fühlt sich im Stoff, gerade wenn es um Soziales geht, um Bildung, um ein tolerantes Lübbenau, ein tolerantes Brandenburg. Sie werde sich für die gezielte Förderung von Kindern und Jugendliche einsetzen. „Was in der Frühförderung versäumt wird, fällt später auf uns zurück, auch finanziell.“ Diese Arbeit könne auf vielen Ebenen befördert werden. Deshalb fürchtet die 51-Jährige auch keinen Spagat zwischen den politischen Ämtern, die sie als Abgeordnete in der Stadt, im Landkreis Oberspreewald-Lausitz und künftig eben auch im Landtag innehaben könnte. „Da ist Werner Siegwart Schippel ein großes Vorbild. Er hat immer so argumentiert, wie er es mitbeschlossen hat.“ Selbst wenn das in der einen oder anderen Sitzung bei den Teilnehmern oder in Gesprächen mit den Bürgern mal nicht so gut ankam. Klar, sagt Carola Krahl, man müsse „die Fähigkeit haben,

Der Spreewald als Miteinander von Kähnen, Paddlern, Wanderern, Natur Entscheidungen zu prüfen und zu revidieren.

Auch dazu gehöre das Abwägen. „Ich will nicht immer gleich Ja sagen.“ Ihr Widerspruch aber ist von leiserer Art. Wenn es sein muss, dann geht sie aber mit hoch erhobenem Schild auf die Straße – seit Jahren kämpft sie in der Bürgerinitiative „Drüber oder drunter“ für bessere Verkehrslösungen an den Bahnübergängen in Lübbenau. Ebenso viel Atem

wird wohl ihre Mitarbeit im Aktionsbündnis „Klare Spree“ brauchen. Das Ehrenamt schätzt sie sehr. So kommt sie nicht von ungefähr auf die Feuerwehr, für deren Landesverband sie jetzt arbeitet. Die Männer und Frauen in den Wehren leisten Großartiges im Land, sagt Carola Krahl. Es bleibe aber ein stetiger Kampf um Ausrüstungen, um Anerkennung.

Sie ant: Wer da zu leise agiert, wird nicht gehört.

F REITA G, 5. S EPT E M BE R 2014

Landtagswahlen 2014

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„Meine Chancen stehen so schlecht nicht“ Mario Dannenberg (Die Linke) steht für Gerechtigkeit, Chancengleichheit und für einen Heimatbegriff, der nicht missbraucht wird Mario Dannenberg ist der Direktkandidat der Partei Die Linke im Wahlkreis 40. Der Calauer Stadtverordnete könnte bald gemeinsam mit seiner Frau Kathrin Dannenberg im Landtag sitzen.

Von Jan Augustin

Mario Dannenberg.

Foto: Jan Augustin

Calau. An ihm kommt man einfach nicht vorbei. Zumindestens, wenn man sich im Bürgerbüro der Linken in der Calauer Innenstadt bewegt. Plakate, Banner, Magnettafeln, die man ans Auto heften kann, Visitenkarten und Flyer mit seinem Konterfei. Die witzigste Nettigkeit für potenzielle Wähler ist ein bierdeckelgroßer Werbegag. Auf ihm ist Ma-

Z U R P E R S O N M A R I O DA N N E N B E RG ..............................................................................

Name: Mario Dannenberg, Alter: 47 Jahre, Wohnort: Calau Familienstand: Verheiratet und eine 25-jährige Tochter Ausbildung/Beruf: Autoschlosser, zurzeit Einzelhändler Ehrenämter/Hobbys: Vorsitzender der Linken im Oberspreewald-Lausitz-Kreis, Stadtverordneter in Calau, Kreistagsabgeordneter und Fraktionschef, Jugendobman im Imkerverband

rio Dannenberg zu sehen: In Imkermontur hält er eine volle Wabe in die Luft. „Honig soll fließen.

Gleiche Chancen für alle“, steht drauf. Ein Honigbonbon ist per Klammer befestigt. Auf der Rückseite bittet er um Stimmen. „Für mich gilt: Gleiche Chancen für alle, soziale Gerechtigkeit für alle.

Geben Sie mir ihre Stimme.“ Der in Lübbenau aufgewachsene Dannenberg ist Imker aus Leidenschaft, er ist Jugendobmann im Landes-Imkerverband, und in der Calauer Oberschule gibt er Aufbauarbeit in der AG „Bambieni“. Natur – die liegt ihm besonders am Herzen, sagt er im Gespräch mit der RUNDSCHAU. Gibt es genügend Bienen, ist auch die Natur intakt. Die einzigartige Calauer Schweiz erhalten, den Spreewald – das sei ihm besonders wichtig. „Ich bin ein Naturfreak“, unterstreicht er.

Falls er als Direktkandidat im Wahlkreis 40 gewählt werden sollte, würde er sich auf Landesebene freilich auch für andere Themen einsetzen. Kinder- und Jugendförderung zum Beispiel. „Wir müssen die Voraussetzun-

gen schaffen, dass die Menschen hier bleiben“, sagt er. Der gelernte Autoschlosser und selbstständige Zoofachhändler ist rhetorisch stark, und wenn er über Politik, seine Ziele und Vorhaben spricht oder wenn er seine Partei verteidigt, nutzt er konsequent die Wir-Form. „Wir haben Kitas erhalten können“, sagt er, als wenn er schon immer Teil der Landesregierung wäre. Gleichzeitig fordert er, den Betreuungsschlüssel in den Kitas zu verbessern, 1500 Fachkräfte auszubilden und einzustellen, die Unterrichtsqualität zu erhöhen sowie den Stundenausfall und die Zahl der Schulabbrecher zu reduzieren. Ziel sei soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit.

Auch daheim in der Calauer Altstadt dürfte das Thema Bildung eine große Rolle spielen.

Ehefrau Kathrin Dannenberg ist Lehrerin an der Robert-Schlesier-Oberschule. Auch sie kandidiert. Ihr Einzug in den Landtag ist im Gegensatz zu ihrem Gatten allerdings so gut wie sicher. Kathrin Dannenberg lehrt Geschichte, Sport und LER und wurde 2010

mit dem deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet. Auf der Landesliste steht sie auf Platz zwei.

Ob Beide schon eine Wohnung in Potsdam angemietet haben? „Nein“, erwidert der 47-Jährige. „Ein Umzug kommt nicht infrage.“ Klar, sei man viel unterwegs.

Dannenbergs Baum voller Wunschäpfel.

Die Heimat sei aber hier. Und als Landtagsab- Stadtverordneter bleibt, will er geordneter müsse man nicht per- entscheiden, wenn es soweit ist. manent in Potsdam sein. Die Sit- Als Landtagsabgeordneter könne zungstermine sind überschaubar. man aber auch im Kreistag sitzen. Über Heimat redet Dannenberg So wie die Lübbenauerin Roswigern. Bei der Fußball-WM flatter- tha Schier (CDU), die mit Carola te eine Deutschlandfahne an sei- Krahl (SPD) die wohl ärgsten nem Auto. „Mich stört, dass der Konkurrenten um den Wahlsieg Begriff Heimat von Rechtsnatio- sind. Dannenberg gibt sich aber optimistisch: „Meine Chancen nalisten missbraucht wird.“ Ob Mario Dannenberg weiter stehen so schlecht nicht.“

„Ich lebe von den Meinungen der Basis“ Roswitha Schier (CDU) will zum dritten Mal in Folge in den Landtag, diesmal aber als direkt gewählte Abgeordnete im Wahlkreis 40 Es ist nicht ihr erster Wahlkampf, doch von einem Selbstläufer will Roswitha Schier nicht sprechen.

Dennoch: Diesmal soll es das Direktmandat im Wahlkreis 40 sein.

Von Jan Gloßmann

Roswitha Schier.

Foto: Uwe Drewes

Lübbenau. Im ersten Habjahr hat Roswitha Schier eine Pflegetour gemacht. Nein, den Job wolle sie nicht wechseln, wobei die gelernte Krankenschwester für die Branche prädestiniert wäre.

Landtagsabgeordnete will Roswitha Schier bleiben, und diesmal soll es gern auch das Direktmandat sein. „Das ist mein Ziel“, sagt sie nach kurzem Zögern. Soll sie

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Roswitha Schier, Alter: 52, Wohnort: Lübbenau Familienstand: verheiratet, zwei erwachsene Kinder Ausbildung/Beruf: Krankenschwester, Landtagsabgeordnete Ehrenämter/Hobbys: Präsidentin des DRK-Kreisverbandes, , Diözesanrat des Bistums Görlitz, Kreistagsabgeordnete, Stadtverordnete, Pfarrgemeinderat der katholischen Kirche, Mitglied im Spendenbeirat „Wir helfen“/ Lesen, Sport

das so rausposaunen, wo sie doch auf der Landesliste ihrer Partei, der CDU, auf Platz acht recht komfortabel steht? Doch, ein klares Wort, kein Drumherum-Gerede. Selbst wenn man ihr das am Wahlabend vielleicht als Niederlage auslegen könnte.

Mit Niederlagen umzugehen musste auch Roswitha Schier lernen. Politisch zuletzt vor fünf Jahren, als sich Matthias Platzeck für eine rot-rote Regierungskoalition entschied, und die bis dato mitregierende CDU in der Opposition saß. Roswitha Schier kann dann trotz bunt bemalter Fingernägel recht direkt formulieren: „Opposition ist Mist.“ Stellvertretende Fraktionschefin ist sie „da oben“ in Potsdam, wie sie selbst sagt, Sprecherin für Arbeitsmarktpolitik, angekommen, etabliert. Und doch sagt Roswitha Schier: „Man wirft uns ja gern Ämterhäufung vor.

Aber ein Politiker muss viel mehr in Vereinen sein.“ Also da unten, beim Deutschen Roten Kreuz, wo sie Präsidentin im Kreis ist, bei Kaninchenzüchtern oder immer donnerstags beim Sport. „Ich le-

be von den Meinungen an der Basis.“ Da wird geredet, und – verrückt man nur einen Buchstaben um – eben auch geerdet. Das ist dann „die Schnittmenge, um keinen Mist zu beschließen“.

Auch deshalb hält sie in Lübbenau Sprechstunden ab. „Da kommen Leute, die wollen einfach nur mal reden, und es kommen welche mit ganz konkreten Anliegen.“ Den meisten ist egal, ob sie dabei mit der Landtags-, der Kreistagsabgeordneten oder der Stadtverordneten sprechen, sie wollen zur Roswitha oder der Frau Schier, 52, geboren in Lübbenau. „Ich würde niemandem sagen, das geht mich nichts an, da bin ich nicht zuständig. Zumindest will ich sagen, wo sie sich hinwenden können.“ Abgeordnete auf allen Ebenen zu sein, sei eine durchaus brauchbare Verknüpfung: „Wir machen im Land die Gesetze, und im Kreistag sieht man, was praktikabel ist“.

Natürlich wurmt sie, dass derzeit meist andere die Gesetze beschließen. „Opposition ist nicht leichter. Unsere Anträge sind immer finanzierbar, alles andere

Roswitha Schier will mit Fingerspitzengefühl weiter im Landtag für die Region arbeiten. würde uns unglaubwürdig machen.“ Doch meist werden die Anträge abgelehnt oder kommen Wochen später aus dem Regierungslager. Roswitha Schier hat gelernt, damit umzugehen. Sie weiß, wie viel Ausdauer ihr Job verlangt, wie viel Selbstdisziplin,. „Schlechte Laune habe ich zu Hause“, sagt sie. Erdung, Basis, Heimat. Dann kommen Stich-

worte wie Bildung („4000 neue Lehrer? 3600 scheiden aus.“), Polizei („Jetzt fahren viele Streifenwagen. Es ist Wahlkampf.“), Flughafen („Monatlich 30 Millionen, was man mit dem Geld alles machen könnte.“). Dann sagt Roswitha Schier: „Ach, ich habe einen sehr schönen Beruf.“ Das gilt für den Abgeordnetenjob – und für die Krankenschwester.

„Handlungsfähigkeit sollte da sein, wo die Menschen sind“ Thomas Hirsch tritt für die FDP im Wahlkreis 40 an / Der Kraftwerksingenieur sieht die Lausitz mit der Kohle auf dem falschen Gleis Der Peitzer Thomas Hirsch (54) tritt für die FDP im Wahlkreis 40 an – und setzt auf liberale Werte.

Von Bodo Baumert

Thomas Hirsch.

Foto: bob

Peitz. Sein Berufsleben hat Thomas Hirsch im Kraftwerk Jänschwalde begonnen. Dennoch ist der Diplom-Ingenieur für Kraftwerkstechnik heute ein entschiedener Gegner neuer Tagebaue in der Lausitz. „Alleine mit der Braunkohle sitzen wir auf einem Gleis, das nicht in die Zukunft führt“, sagt er und fordert zugleich eine breitere Basis, auf der sich die Region aufstellen soll. Im Kleinen ist das für Hirsch das,

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Hirsch Vorname: Thomas Alter: 54 Wohnort: Peitz Familienstand: ledig Ausbildung/Beruf: Dipl.-Ingenieur für Kraftwerkstechnik und Energieumwandlung, Projektleiter, Planer Hobbys: Garten, Schafe

was er in einer Vision für Brandenburg zu Papier gebracht hat: „Eine funktionierende Kommune mit Industriebetrieben, einem angenehmen Wohnumfeld und einer Gegend, die nicht leergezogen ist.“ Dass Hirsch dies auch künstlerisch zu Papier gebracht hat, ist für ihn untypisch. „Ich bin ein rationaler Mensch“, sagt er über sich. „Das Künstlerische überlasse ich denen, die Freude daran haben. Mir ist das zu kompliziert.“ Schaltpläne sind ihm näher als die Kunst, Fachliteratur näher als Romane. „Krimis finde ich langweilig“, sagt er.

Seine Freizeit verbringt der Planer und Projektleiter, der seit 1996 nicht mehr in Jänschwalde arbeitet, auf seinem Grundstück. „Ich bin in Peitz geboren und lebe noch immer in Peitz“, sagt er. Die Gartenarbeit sei sein „Ruhepol“.

Bei seinen Schafen und Pflanzen finde er Erholung.

Die Freiheit der Natur schätzt Hirsch auch bei Konzertbesuchen.

Freiluftveranstaltungen wie jüngst Fidelio in Cottbus ziehen ihn an. Wenn das gleiche Stück in geschlossenen Räumen

angeboten wird, ist er eher abgeschreckt. Möglicherweise war es dieser Freiheitsgedanke, der ihn schon zu DDR-Zeiten zur LDPD und dann zur FDP gebracht hat.

Er habe nicht in die SED eintreten wollen und sich deshalb für eine Blockpartei entscheiden, sagt Hirsch. Der libertäre Gedanke sei ihm dabei näher gewesen als etwa eine Ausrichtung auf eine Religion.

Als Stadtverordneter und sachkundiger Einwohner in Peitz hat Hirsch für die FDP Politik gemacht. Von 2008 bis zur jüngsten Kommunalwahl auch im Kreistag von Spree-Neiße. Als Vorsitzender des Petitionsausschusses habe er versucht, für die Menschen dazu sein. Gemeinsam mit der FDP-Fraktion habe er sich dafür eingesetzt, die Kreisumlage zu senken, um den Kommunen mehr Freiraum zu gewähren. „Die Handlungsfähigkeit sollte da sein, wo auch die Menschen sind – in den Kommunen vor Ort“, betont Hirsch.

Diesen liberalen Gedanken würde er auch gerne in die Landespolitik einbringen. Hirsch, der aus seinem Heimatort Peitz

Hirschs Vision für die Lausitz: Eine Region mit einer guten Mischung aus Arbeit, Natur und Lebensqualität – in der auch die Sonne scheint.

FDP-Ergebnisse von zehn und bis zu 20 Prozent kennt, ist sich bewusst, dass seine Partei derzeit einen schweren Stand hat. Dennoch will er um jede Stimme kämpfen.

Wenn er den Sprung in den Landtag schaffen sollte, würde Hirsch da anknüpfen, wo er als Vertreter des Landkreises Spree-

Neiße im Braunkohlenausschuss bereits gewirkt hat: bei der Energiepolitik. Dort herrsche „kurzfristiges Denken“, beklagt er mit Blick auf Landes- wie Bundespolitik. Hirsch plädiert dafür, sich das Ruhrgebiet als Beispiel zu nehmen. Angepasst auf die hiesigen Bedingungen sollte an Alternativen gearbeitet werden.

Landtagswahlen 2014

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FREI TAG, 5. S EPTEMBER 2014

„Wir werden auch nicht die Welt verändern“ Stefan Schön (Bündnis 90/Die Grünen) liegt vor allem der Tierschutz am Herzen, wichtig ist ihm aber auch eine sichere Daseinsvorsorge Stefan Schön ist der Direktkandidat der Grünen für den Wahlkreis 40. Klar, dem Vetschauer Tierarzt liegt vor allem der Tierschutz am Herzen. Wichtig ist ihm auch eine ökologisch geprägte Landnutzung.

Von Jan Augustin

Stefan Schön.

Foto: Augustin

Vetschau. „Wollen Sie auch eine?“, fragt Stefan Schön. Ohne die Antwort abzuwarten, übersteigt er lässig den Holzzaun, geht durchs feuchte Gras und pflückt zwei Birnen vom Baum. „Williams Christ – hart, aber sehr schmackhaft“, sagt er und beißt kräftig ins Obst, dass es kracht.

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Stefan Schön (40) , Wohnort: Vetschau, Familienstand: Ledig, hat aber eine Lebensgefährtin und eine zweijährige Tochter.

Ausbildung/Beruf: gelernter Schornsteinfeger, dann Studium der Veterinärmedizin, heute Tierarzt Ehrenämter/Hobbys: Stadtverordneter in Vetschau, arbeitet beim Naturschutzbund mit Jugendlichen.

Gemeinsam mit dem GrünenSpitzendkandidaten Axel Vogel und dem Guts-Besitzer aus Ogrosen, Heiner Lütke-Schwienhorst, schlendert Stefan Schön vor ein paar Tagen über das Gelände. Es ist ein Wahlkampftermin bei einem Vorzeige-Ökobetrieb. Kühe werden hier nicht mit Antibiotika behandelt und Schweine haben Auslauf ins Freie. Wie die Birne ganz im Geschmack von Stefan Schön.

Tierschutz und ökologische Landwirtschaft sind die Steckenpferde des 40-jährigen Tierarztes, der seine Patienten seit zwei Jahren mit einem umgebauten Rettungswagen zu Hause besucht. In der ausgedünnten Lausitz besitzt er den wohl einzig mobilen Behandlungsraum für kranke Tiere. Mit diesem seltenen, aber gern gesehenen Angebot, habe er als Neuling in eine Nische schlüpfen wollen.

Doch sind dem bei der Kommunalwahl am 25. Mai ins Vetschauer Stadtparlament gewählte Stefan Schön auch andere Themen eine „Herzensangelegenheit“. „Viele Dinge, die der Daseinsvor-

sorge dienen, sollte man nicht in private Hände legen“, sagt der gebürtige Cottbuser. Energie- und Wasserversorgung zum Beispiel oder Teile der Infrastruktur wie Telefonleitungen oder Tagebaue, gegen die er generell ist. „Lasst die Kohle unten“, fordert Schön. Klar, auch Windkraftanlagen haben ihre Nachteile. „Ich finde aber, die Kröte müssen wir schlucken.“ Irgendwann – sagt Schön schon fast beschwörend – müsse doch jeder zu dem Schluss kommen, dass die Ziele der Grünen die richtigen sind. „Ich bin da aber frei von Illusionen. Wir werden auch nicht die Welt verändern“, gesteht er sich dann und seiner Partei ein: Als er Anfang der 90er-Jahre mit dabei war, wie sich die Grünen in Vetschau bildeten, habe das für seine Partei noch ein bisschen anders ausgesehen. 15 Prozent holten die Grünen zum Teil. „Aber die Zeit ist leider vorbei“, erzählt Schön.

Und seine Chancen heute und die seiner Partei? „Das wird knapp“, sagt Stefan Schön und lacht laut. Es war nicht ernst ge-

meint.

Hoffnungen habe er nicht - auch wenn er in Vetschau und Umgebung durchaus bekannt ist. „Es geht um die Zweitstimme“, sagt Schön, der in seinem ersten Berufsleben für neun Jahre Schornsteinfeger war und Stefan Schön malte diese Ideenskizze auf unsere Bitte hin. dann ab 2000 Veterinärmedizin in Berlin Carola Krahl (SPD) und Mario studierte – in der Regelstudien- Dannenberg (Linke) unter sich zeit von 5,5 Jahren, wie er betont. ausmachen. Dennoch sei es wichStephan Schön weiß, dass er ge- tig, sich einzumischen, mitzudisgen die Konkurrenz im Wahlkreis kutieren. Gute Ideen, die oft ge40 kaum eine Chance hat. Den nug auch von den Grünen stamSieg der Direktkandidaten wer- men, könnten nur so verwirklicht den wohl Roswitha Schier (CDU), werden, erklärt Schön.

„Kraft und Konzentration sind in der Politik wichtig“ Der Bogensportler Fred Steinigk (BVB/Freie Wähler) will sich für eine Grundversorgung einsetzen, die in öffentlicher Hand bleibt Der Crinitzer Fred Steinigk ist der Direktkandidat der Freien Wähler im Wahlkreis 40. Als mehrmaliger Deutscher Meister im Bogensport hat er es schon weit gebracht. Erfolg will der Gemeindevertreter nun auch auf Landesebene.

Von Jan Augustin

Fred Steinigk.

Foto: Jan Augustin

Crinitz. Als Fred Steinigk den Bogen spannt, treten seine Muskeln auf der braun gebrannten Haut hervor. Der Blick ist konzentriert, ja fast sogar etwas böse. Dann lässt er los, und es dauert zwei Sekunden, bis der dumpfe Knall kommt. Vorbei an blühend bunten Blumenstauden und alten

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Fred Steinigk, Alter: 65 Jahre Wohnort: Crinitz Familienstand: Verheiratet, Vater von zwei Kindern und Opa von zwei Enkelkindern Ausbildung/Beruf: Schmied, Bäcker, Landmaschinenschlosser Ehrenamt: Gemeindevertreter in Crinitz Hobbys: Als Bogensportler nimmt Steinigk noch an Bundesligawettkämpfen teil, Radfahren ist eine andere Leidenschaft.

Apfelbäumen hat sich das Geschoss durch den Garten in das 50 Meter entfernte Ziel gebohrt.

Die Scheibe ist auf einer selbst gebastelten Holzvorrichtung angeheftet. Sie sieht zerledert aus und ist hundertfach durchbohrt.

Steinigk ist mehrfacher Deutscher Meister im Bogenschießen.

1990 gewann er den letzten DDRTitel in dieser Disziplin. Danach folgten eine Teilnahme an der Europameisterschaft in Spanien und etliche Siege in der Bundesrepublik. „Ich bin viel rumgekommen“, sagt er. Noch heute nimmt der 65-Jährige an Wettkämpfen der Bundesliga teil. Sein Gesicht sieht wieder entspannt aus und stolz. Dann verschwindet er für einen Moment. Als er zurückkommt, hält er vier Goldmedaillen in der Hand. Den letzten großen Titel holte er vergangenes Jahr in Köln, als er die Deutsche Meisterschaft der über 55-Jährigen gewinnen konnte.

Dass er seine sportlichen Eigenschaften auch in einem anderen Metier nutzen kann, ist ihm bewusst: „Ausdauer, Kraft und Konzentration sind auch in der

Politik wichtig“, sagt der Crinitzer Gemeindevertreter. In die Politik kam der gelernte Schmied, Landmaschinenschlosser und Bäcker erst vor ein paar Jahren.

Damals wollte man eine „überdimensionierte und unnachhaltige Abwasserüberleitung“ in der Gemeinde bauen. Steinigk gründete die Bürgerinitiative Umwelt und Naturschutz mit, organisierte Versammlungen, protestierte mit gleichgesinnten Kritikern.

Der Bau wurde gestoppt, stattdessen das lokale Klärwerk modernisiert. „Mir persönlich ist es wichtig, dass die Grundversorgung der Bevölkerung in öffentlicher Hand bleibt“, sagt Steinigk, der in der vergangenen Legislaturperiode im Elbe-Elster-Kreistag aktiv war. Dass er nun im Oberspreewald- und Spree-Neiße-Kreis kandidiert, statt in seiner eigentlichen Heimat, sieht Steinigk nicht als Problem. Themen wie Abwasser, Energie, Straßenwesen, Landwirtschaft oder öffentlicher Nahverkehr seien grenzübergreifend, argumentiert der verheiratete Vater von zwei Kindern. „Ich bin für die Region

Die Idee für die Skizze holte sich Fred Steinigk bei seiner Enkeltochter.

Ihr Bild fand er so treffend, dass er es selbst noch einmal umsetzte. und für bezahlbare Abgaben.“ Weil sein Wahlkreis 36 aber bereits mit Iris Schülzke, der Amtsdirektorin in Schlieben, besetzt ist, helfe er nun im Wahlkreis 40 aus. Und warum ausgerechnet die Freien Wähler? „In eine Partei wollte ich nicht“, so Steinigk. Sein Freund Daniel Mende, Bürgermeister von Schönborn, habe ihn

dann überzeugt, sagt er in seinem Haus an der Crinitzer Hauptstraße. Teile des Gebäudes haben 300 Jahre Geschichte. „Alles, was in Deutschland Steinigk heißt, stammt aus diesem Haus.“ Der berühmteste war Carl Steinigk.

Anfang des 20. Jahrhunderts habe der Sozialdemokrat die Tafel für Arme gegründet.

„Jeder hat seine Daseinsberechtigung, außer die NPD“ Detlef Lippert (Alternative für Deutschland) ärgert sich über das öffentliche Bild seiner Partei und über die Finanzpolitik Detlef Lippert ist der Direktkandidat der Alternative für Deutschland im Wahlkreis 40. Der 53-jährige Vermögensberater aus Kolkwitz mischt erst seit der Gründung der AfD im vergangenen in der Politik mit. Dafür aber „aus tiefster Überzeugung“.

Von Jan Augustin

Detlef Lippert

Foto: Jan Augustin

Kolkwitz. Die Farbauswahl sei reiner Zufall gewesen, passt aber perfekt. Vor einem blau gehaltenen Gemälde im Treppenflur der Deutschen Vermögensberatung in Kolkwitz steht Detlef Lippert Modell für das Foto in der RUNDSCHAU. Er trägt ein rotes Hemd

mit weißem Kragen. Blau, rot, weiß – die Farben der AfD. Der Geschäftsstellenleiter freut sich. Überhaupt dürften Anhänger oder Mitglieder der AfD gerade in Feierlaune sein. Erstmals in Sachsen zog sie mit knapp zehn Prozent in einen Landtag ein.

Detlef Lippert ist AfD-Mitglied von Beginn an. Im April 2013 war der Kolkwitzer bei der Gründungsveranstaltung in Berlin dabei. Seitdem mischt er in der Politik mit – „aus tiefster Überzeugung“, wie er sagt. Der 53-Jährige ist Schatzmeister beim AfDKreisverband Spree-Neiße. Als Vermögensberater weiß er umzugehen mit Geld.

1500 Euro monatlich – für jeden

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Detlef Lippert Alter: 53 Wohnort: Kolkwitz Familienstand: Single, hat drei Söhne, von denen zwei erwachsenen sind, der jüngste ist elf Jahre alt Ausbildung/Beruf: gelernter Schmied, bis 1997 im Reichsbahnausbesserungswerk, heute Vermögensberater Ehrenämter: Schatzmeister der AfD in Spree-Neiße Hobbys: Ski, Boot und Motorrad fahren, Fitness, Schützenverein

„Wer sich mit Finanzen auskennt, der sieht, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt Lippert. „Es ist doch eine Tatsache, dass die Menschen zu wenig Geld haben.“ Dass überall schöne Einfamilienhäuser stehen, sehe zwar schick aus. Das sei aber alles auf Pump finanziert. Und wenn die Leute ihre RentenbescheidsBriefe richtig anschauen würden,

würden sie Suizidgedanken bekommen. 1500 Euro – so viel müsse jeder mindestens verdienen, fordert Lippert. Kapitalismus hin oder her. Lippert schlägt beispielsweise vor, Banken mit Milliardengewinnen viel stärker in die Pflicht zu nehmen. „Ich würde die verstaatlichen“, sagt Lippert. Die Zeche aber zahle stattdessen der kleine Sparer.

In seinem Job als Vermögensberater habe er nicht nur mit Vermögenden zu tun, betont Lippert. („Dann wäre ich arm dran und könnte aufhören.“) Klar gebe es im Osten Deutschlands auch reiche Menschen, der Großteil der Vermögenden lebe aber in den alten Bundesländern. Spaß mache ihm die Arbeit dennoch. „Ja, man hat einen guten Job. Wenn ich viel arbeite, verdiene ich auch etwas“, sagt der gelernte Schmied.

Der Zufall habe ihn in die Finanzbranche gebracht – ein Bekannter hatte ihm den Job schmackhaft gemacht. Bis 1997 arbeitete Lippert 18 Jahre lang als Metall-Kleber, -Schweißer und -Spritzer im Reichsbahnausbesserungswerk in Cottbus.

Zukunftsvisionen für die Lausitz: Detlef Lippert zeichnete diese Skizze.

Den Euro wolle er oder die AfD – so wie viele meinen – nicht abschaffen. Dass seine Partei in der Öffentlichkeit und von anderen Parteien nur als europakritisch gesehen wird – das stört Detlef Lippert am meisten. „Es will doch

keiner von den Großparteien, dass es die AfD gibt.“ Die AfD werde dann in die rechte Ecke gestellt. „Das ist doch Schwachsinn.

Jeder hat seine Daseinsberechtigung, außer die NPD“, ist Lippert überzeugt.

F REITA G, 5. S EPT E M BE R 2014

Landtagswahlen 2014

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„Da habe ich die evangelische Gelassenheit“ Dietmar Woidke (SPD) tritt als Ministerpräsident im Wahlkreis 41 an / Für ihn wird die Abstimmung am 14. September zur Schicksalswahl Dr. Dietmar Woidke (52) steht als Ministerpräsident und Spitzenkandidat der SPD am 14. September zur Wahl. Er ist aber auch Direktkandidat im Wahlkreis 41.

Von Bodo Baumert

Dietmar Woidke.

Foto: bob

Forst. Wo Dietmar Woidke auftritt, ist ihm die Aufmerksamkeit gewiss. Das liegt nicht nur an der dunklen Limousine und den Bodyguards, die den Ministerpräsidenten stets begleiten. Er fällt schon allein dadurch auf, dass er mit seinen 1,96 Metern fast immer der größte im Raum ist. Wegducken geht da schlecht. Woidke steht im Mittelpunkt.

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Dietmar Woidke Alter: 52 Wohnort: Forst Familienstand: in zweiter Ehe verheiratet, eine Tochter aus erster Ehe, eine Tochter seiner Frau.

Ausbildung/Beruf: Diplomagraringenieur/Ministerpräsident Ehrenämter: Mitgliedschaft in vielen Vereinen und in der Gewerkschaft IGBCE, Präsident des Brandenburgischen RadsportVerbands (2006 bis 2008).

Politisch war das nicht immer so. Bis der gebürtige Naundorfer vor einem Jahr die Nachfolge des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck einnahm, war er eher der Mann für die zweite Reihe in Potsdam: Landwirtschaftsminister, Fraktionsvorsitzender, Innenminister – bei der Kabinettsbildung wurde er gerne auch mal übersehen. Politische Schwergewichte waren andere.

Woidke hat sich stets als Arbeiter begriffen, seinen Job gemacht, ohne zu murren. Das ist dem Diplomagraringenieur im Blut geblieben. Auch heute begreift er seine Rolle eher als Arbeiter. „Man muss ehrlich bleiben. Wenn Du eine Rolle spielst, dann merken die Leute das“, sagt er. Als Deichgraf zwei sieht er sich nicht, auch nicht als Landesvater. „Das ist ein Titel, den einem andere verleihen. Für mich ist es ein eine Ehre, in herausgehobener Position für mein Land arbeiten zu können“, sagt Woidke. Staatsmann könne er sein, wenn es darauf ankommt. Wichtiger sei ihm aber das Gespräch

mit den Menschen. „Da bekomme ich ein Gespür für die Probleme, aber auch neue Ideen“, sagt Woidke.

Vorstellen muss sich Woidke beim Wahlkampf nicht mehr. Als Stadtverordneter in Forst, als Amtsleiter in der Kreisverwaltung und Kreistagsabgeordneter ist er aus der Vergangenheit vielen bekannt.

Strohballenfeste waren das Markenzeichen seiner Wahlkampftour. Da merkt man die Wurzeln. Woidke, der Landwirt.

Landwirtschaft und Tierproduktion/Ernährungsphysiologie hat er zu DDR-Zeiten an der Humboldt-Universität Berlin studiert.

In der Zeit von 1990 bis 1992 leitete er die wissenschaftliche Abteilung des Mineralfutter-Herstellers Sano-Mineralfutter, war danach Amtsleiter für Umwelt und Landwirtschaft des Landkreises. Im Jahr 1993 wurde er an der HU promoviert.

Sechs Tage hat seine Arbeitswoche mittlerweile – nicht nur in Wahlkampfzeiten. Viel Zeit für seine Heimat im Forster Ortsteil Naundorf bleibt da nicht. Den-

Woidkes Vision für Brandenburg: Alle Generationen sollen hier gemeinsam glücklich werden. noch ist ihm der Ort wichtig. „Entspannung finde ich an den Euloer Teichen, beim Spaziergang mit meiner Frau“, sagt er.

Auch das Laufen behält er trotz Terminen bei. „Zehn bis 14 Kilometer pro Woche, da bekomme

ich den Kopf frei“, erzählt Woidke. Die Landtagswahl ist für ihn die große Bewährungsprobe.

Woidke will sich davon nicht verrückt machen lassen. „Da habe ich die evangelische Gelassenheit“, sagt er.

„Ich glaube an die Idee der sozialgerechten Gesellschaft“ Anke Schwarzenberg (60), Direktkandidatin der Partei Die Linke im Wahlkreis 41, steht für gleiche Lebenschancen für alle Anke Schwarzenberg (60) ist seit 25 jahren politisch aktiv. Jetzt tritt für die Linke im Wahlkreis 41 an.

Von Beate Möschl

Anke Schwarzenberg (60, Die Linke).

Forst. Anke Schwarzenberg gehört nicht zu den Ehrenamtspolitikern, die Journalisten in ihrem Garten als ihrer kleinen, heilen Welt empfangen. Sie hat nicht mal einen, erzählt sie schmunzelnd. Beruflich kümmert sie sich in der Abteilung Rekultivierung von Vattenfall um die zukünftigen landwirtschaftlichen Flächen in Jänschwalde und Cottbus-Nord. Ehrenamtlich ist sie seit knapp 25 Jahren politisch ak-

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Anke Schwarzenberg, Alter: 60 Wohnort: Cottbus Familienstand: geschieden Ausbildung/Beruf: Diplom-Ingenieur Maschinenbau/Betriebsingenieur/Projektleiter Rekultivierung Tagebau Ehrenämter: Stadtverordnete Cottbus, Mitglied Kreisvorstand Lausitz, Hobbys: Lesen, Filmmusik, leidenschaftliche Kinogängerin

tiv für ihre Partei. Seit der Kommunalwahl 2014 gehört sie zu den Neuen im Cottbuser Stadtrat. Dabei hätte es ganz anders kommen können mit der zierlichen, weltoffenen Frau, die 1954 in Hamburg geboren wird und doch als Kind der DDR aufwächst. Ihre Eltern ziehen 1957 um, nach Lübbenau und in den 70er-Jahren nach Forst. Zu der Zeit studiert Anke Schwarzenberg im damaligen Karl-MarxStadt Maschinenbau. 1977 fängt sie mit dem Diplom in der Tasche im Tagebau Jänschwalde an, in der Arbeitsnormung. Zur Wende arbeitet sie als Oberdispatcher für die Tagebaue Jänschwalde und Cottbus-Nord. Sie ist Genossin, wie so viele damals, und bleibt ihrer politischen Überzeugung treu. „Ich habe immer an die Idee der sozialgerechten Gesellschaft geglaubt“, bekennt Anke Schwarzenberg. Sie geht den Weg der Neufindung der Partei mit – und findet mit 36 Jahren selbst ihr Ideal im aktiven Mitgestalten als Abgeordnete. „Es gab so viele Wendeprobleme zu bewältigen, aber das eigentlich Wichtige pas-

sierte im Verborgenen, das wollte man wahrscheinlich auch gar nicht öffentlich machen“, erzählt sie und fügt an: „Ich kann mich noch an eine Sitzung der Volkskammer erinnern. Da stand ein Grüner auf und sagte: ‚Wir diskutieren hier, und der Energiemarkt ist längst aufgeteilt’.“ Das muss sie damals auch selbst erleben. „Wir haben in Betriebsversammlungen sehr intensiv diskutiert über unsere Zukunft, haben überlegt, wem wir einmal gehören könnten, und mitbekommen, dass das alles von der Politik längst entschieden war“, schildert Schwarzenberg und sagt: „Wir hatten gar keine Chance, unsere eigenen Ideen und Vorstellungen umzusetzen.“ Spätestens da sei ihr klar gewesen: „Wenn sich etwas ändern soll, kann ich mich nicht raushalten“.

Von 1990 bis 1998 und von 2003 bis 2008 ist sie für ihre Partei im Kreistag tätig, von 2003 bis 2011 in der Stadtverordnetenversammlung Forst. Dass sie nun für den Landtag kandidiert, ist den Grenzen geschuldet, an die Kommunalpolitik stoße. „Für mich ist

Vision für Brandenburg: Familien haben Arbeit in der Region, viele Kinder, gute medizinische Versorgung und Verkehrsverbindungen. der Punkt gekommen, an dem ich sage, es wäre schön, den Rahmen, den das Land vorgibt, mitzugestalten.“ Anke Schwarzenberg nennt ein Beispiel: „Es hat mich sehr geärgert, wie der Stadtumbau in Forst gelaufen ist, da wird einfach das Zentrum entkernt.“ Das sei nicht allein der Stadt anzulasten. „Von Land und Bund

gibt es nur Mittel für Abriss und Rückbau. Es muss mehr Möglichkeiten geben, zu gestalten“, sagt sie und nennt Beispiele: „Was wir brauchen, ist Beschäftigung in der Region, damit Familien nicht getrennt werden, und gut bezahlte Arbeit, damit die Leute nicht zum Amt gehen müssen, und eine gute frühkindliche Erziehung.“

Atterwascherin setzt auf Familien- und Energiepolitik Monika Schulz-Höpfner (CDU) kämpft um Direktmandat für den Landtag / Kohlegegnerin von eigener Partei ausgebremst Für die Energiewende und Unterstützung für Familien kämpft Monika Schulz-Höpfner (CDU). Seit 20 Jahren sitzt sie im Landtag.

Von Silke Halpick

Monika Schulz-Höpfner will um ein Direktmandat kämpfen.

Guben. Ihre Anfangsjahre in der Landespolitik bezeichnet Monika Schulz-Höpfner als die „spannendsten Zeit“ ihres Lebens. Wenig Bürokratie und viel Gestaltungsspielraum haben diese Zeit geprägt, begründet sie. Zwanzig Jahre ist das her. Nun tritt die fachpolitische Sprecherin für Familien-, Frauen- und Seniorenpolitik der CDU-Fraktion direkt gegen Brandenburgs Minister-

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Monika Schulz-Höpfner Alter: 59 Wohnort: Atterwasch Familienstand: verheiratet, drei Kinder, fünf Enkelkinder Ausbildung/Beruf: Sie ist gelernte Damenmaßschneiderin. Seit 20 Jahren arbeitet sie als Landtagsabgeordnete.

Hobbys: leidenschaftliche Gärtnerin

präsidenten Dietmar Woidke (SPD) an. Nur mit dem Direktmandant kann die 59-Jährige noch in den neuen Landtag einziehen. Ihre eigene Partei hatte sie Ende vergangenen Jahres überraschend auf den aussichtslosen 33. Platz der Landesliste gesetzt.

Begründet hatte CDU-Landeschef Michael Schierack den Schritt damit, seine Mannschaft verjüngen zu wollen. „Das ist bundesweit einmalig“, sagt Schulz-Höpfner. Doch alle Versuche der erklärten Kohlegegnerin, noch auf einen besseren Listenplatz zu rutschten, blieben erfolglos. Nun will sie kämpfen. „Das bin ich den Menschen in der Region schuldig“, betont sie.

Ihr striktes Nein gegen den Aufschluss neuer Tagebaue hat der Vollblutpolitikerin den Unmut der eigenen Partei eingebracht, sagen Insider. „Ich erlebe doch am eigenen Leib, wie sich das anfühlt, auf der Kippe zu stehen“, sagt sie. Monika SchulzHöpfner lebt in Atterwasch nahe Guben. Das Dorf muss dem Tagebau Jänschwalde-Nord weichen,

Der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung ist die Zukunftsversion von Monika Schulz-Höpfner. wenn dieser noch kommen sollte. „Im 21. Jahrhundert und vor dem Hintergrund der Energiewende darf es keine Umsiedlungen mehr geben“, betont sie. Von der Landesregierung fordert sie ein Memorandum, dass kein einziges Dorf in der Lausitz mehr abgebaggert wird.

Mit auf den Weg gebracht hat die Christdemokratin auch die Schlichtungsstelle für Bergbauschäden, die noch in diesem Jahr in den Räumen der IHK Cottbus ihre Arbeit aufnehmen soll. „Richtig stolz“ ist Schulz-Höpfer auf das Familienpaket, das die Landeskoalition gemeinsam auf

den Weg gebracht hat. „Das Paket muss weiter sinnvoll qualifiziert werden“, sagt Schulz-Höpfner.

Ein Kinderausschuss für den Landtag, der Erhalt wohnortnaher Schulen, aber auch Modelle zur medizinische Versorgung im ländlichen Raum sind ihr ebenfalls wichtig.

Landtagswahlen 2014

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FREI TAG, 5. S EPTEMBER 2014

„Ich will die Unterschiede deutlich machen“ Wolfgang Renner tritt für Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis 41 an / Sein Ziel lautet: Viele Zweitstimmen für die Partei sichern Er glaubt an die Kraft des Argumenets und will so für seine Partei viele Zweitstimmen holen: Wolfgang Renner (56) tritt im Wahlkreis 41 für Bündnis 90/Die Grünen an.

Von Sybille von Danckelman

Byhleguhre. Aus dem Tief vor knapp einem Jahr hat sich Wolfgang Renner wieder aufgerappelt: Damals hatte ihn seine Partei, die Bündnisgrünen, auf den sicheren Listenplatz 2 für die Bundestagswahl gesetzt. Wenn die Bundespartei nicht „so einen ungeschickten Wahlkampf“ gemacht hätte, säße er in Berlin. Und nicht als Chef des Naturparks Schlaubetal

Wolfgang Renner Foto: Sybille von Danckelman

ZUR PERSON ..............................................................................

Name: Wolfgang Renner, Alter: 56, Wohnort: Byhleguhre Familienstand: in fester Partnerschaft, zwei Kinder (17 und 14) Ausbildung/Beruf: Gewässerökologe, seit 2007 Leiter des Naturparks Schlaubetal Ehrenämter/Hobbys: Mitglied im Förderverein für Naturschutz im Spreewald, im Aktionsbündnis Klare Spree, im Nationalparkverein Lieberose, im Anti-CCS-Verein Beeskow

im Neuzeller Ortsteil Treppeln.

Renner strebt nach anderem Gestaltungsspielraum, er will auf die Entscheidungsebene. „Als Naturparkleiter habe ich ja keine Vollzugskompetenzen.“ Für die Landtagswahl steht er auf dem weniger aussichtsreichen Listenplatz 10. Dass er wieder antritt, ist „Ehrensache“. Das sei er den Menschen in Kerkwitz, Grabko und Atterwasch schuldig. „Dort kennt mich fast jeder.“ Dort, wo die Leute wegen des geplanten Neuaufschlusses eines Braunkohletagesbaus Angst um Heim und Heimat haben, ist der Grüne ein wichtiger Partner und Mitstreiter.

Der Strukturwandel in der Lausitz ist sein Thema. Dass man über das Thema Kohle aber nicht sprechen kann, ohne zu polarisieren, ärgert ihn. „Hier ist man entweder Kohlebefürworter oder Umweltschützer.“ Renner sieht sich als weder noch. Soll heißen, wenn die Kohle und die genehmigten Tagebaue auslaufen, dann muss was Neues kommen. Bis dahin sei es möglich, andere Arbeitsplätze zu schaffen. „Kein Grüner in Brandenburg ist gegen die laufenden Tagebaue.“

Wolfgang Renner wohnt mit Partnerin und zwei Kindern in Byhleguhre. Auf den idyllischen 4000 Quadratmetern Land erfüllt er augenscheinlich grüne Klischees: Schwimmteich, selbst angelegtes Moor, Holzheizung, Fotovoltaikanlage. Renner trägt Pferdeschwanz, Jeans, stellt sich bei Gästen der Ferienwohnung unkompliziert als „Hallo, ich bin der Wolfgang“ vor, scheut weder Smalltalk noch scharfe Auseinandersetzungen.

Eines ist er ganz gewiss: jederzeit sprechfähig. Deshalb bedauert er es auch sehr, dass es vor dem 14.

September kein Kandidaten-Forum im Wahlkreis gibt. Die direkte Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner liebt er. Er glaubt an die Kraft des Argumentes, „um den Menschen die Unterschiede deutlich zu machen“.

Individuelle Freiheit, Soziales, Ökologie – schon als Jugendlicher hat ihn das bewegt. Früh hat er sich für Politik interessiert, Tageszeitung gelesen. Am noblen Münchener Marienplatz („allerdings in einer winzigen Arbeiterwohnung im Hinterhof“) ist er groß gewor-

den. Mit Led Zeppelin, den Beatles und Franz Josef Strauß, einer liberalen Mutter und einem CSU-ler als Vater. „Da muss man in Opposition gehen.“ Die Grünen seien damals die Einzigen gewesen, die gegen Atomkraft und Pershings waren und für individuelle Freiheit in Bayern kämpften. In Studentenvereinigungen hat er das Argumentieren geübt und an unterschiedlichen beruflichen Stationen, sich neuen Aufgaben zu stellen.

Neugierde hält ihn wach und aufmerksam. Renner ist einer, der im Lexikon oder Internet nachschaut, wenn er etwas nicht weiß.

Der aus Spaß an der Freude oder zum Abreagieren in den alten Hühnerstall auf dem Gehöft geht und sich am Schlagzeug abarbeitet. Einer, der Prüfungsangst hat, mit dem man über Flme reden kann, der Familie nicht nur zum Vorzeigen hat. Und Wolfgang Renner ist ein Mann, der damit klarkommt, dass seine Lebenspartnerin, die Isa, im Spreewald bekannter ist als er.

Seinem alten Bekannten und Gegner im Wahlkreis 41, Dietmar

Wolfgang Renners Vision für Brandenburg 2020. Sein Kommentar: „Zeichnen ist das, was ich am schlechtesten kann.“ Woidke, sieht er sich gewachsen – rein körperlich. „Bin ja 1,90 Meter“. Dass er dem Ministerpräsidenten am 14. September den Wahlkreis nicht abnehmen kann, ist ihm bewusst. Verrückt sei er ja nicht. Aber: „Ich will viele Zweitstimmen für meine Partei holen.“

„Ursache für viele Probleme ist das Geld“ Sebastian Schulze tritt als Direktkandidat der BVB - Freie Wähler im Wahlkreis 41 an / Sein Fokus liegt auf den Finanzen Sein Vater gehörte zu den Gründungsmitgliedern der SPD in Brandenburg, wechselte dann zu den Freien Wählern und sitzt für diese im Landtag. Für die BVB tritt jetzt auch Sebastian Schulze im Wahlkreis 41 an.

Von Silke Halpick

Sebastian Schulze.

Foto: Halpick

Guben. Mit rotem Schirm, grünem T-Shirt und strahlendem Lächeln im Gesicht kommt Sebastian Schulz in Guben an. „Wasserkraft wird wohl langsam auch zur Alternative“, sagt er. Schon seit Stunden regnet es in der Neißestadt. Die Laune des Bundeswehrsoldaten, der in Straußberg

ZUR PERSON: ..............................................................................

Name: Sebastian Schulze, Alter: 28 Wohnort: stationiert in Straußberg Familienstand: ledig Ausbildung/Beruf: Shauptmann der Bundeswehr, Abschluss als Elektrotechniker (Master of Science) nach Studium an der Universität der Bundeswehr Hamburg Hobbys: Segeln, Lesen, Internet, Modellbau

stationiert ist und bei der Landtagswahl erstmals als Direktkandidat für die Freien Wähler antritt, ist trotzdem bestens.

So grün wie sein T-Shirt, sind seine Ansichten jedoch nicht. „Auf die Braunkohle als Energieträger können wir von jetzt auf gleich nicht verzichten“, stellt er klar. Als Argumente für die Kohle sieht er Arbeitsplätze, Wirtschaftskraft, Steuereinnahmen sowie noch fehlende Speichertechnologien für Erneuerbare Energien. Aber „mittelfristig“ sei der Ausstieg denkbar, so Schulze Doch Wahlversprechen will die BVB/Freie Wähler grundsätzlich nicht geben. Die politische Vereinigung hatte sich im Vorfeld 2008 gegründet.

Im Landtag sitzt Christoph Schulze, der auch bei der aktuellen Wahl Spitzenkandidat der BVB ist. Christoph Schulze gehörte zu den Gründungsmitgliedern der SPD in Brandenburg, seit 20 Jahren ist er Landtagsabgeordneter. Im Streit um den Großflughaben BER entzweite er sich mit den Sozialdemokraten.

Christoph Schulze ist der Vater

von Sebastian Schulze.

Es hat Vor- und Nachteile, einen Berufspolitiker in der Familie zu haben, betont der 28-Jährige. Einerseits fanden politische Diskussionen schon morgens am Frühstückstisch statt. Andererseits werde bei unpopulären Entscheidungen mitunter gleich die gesamte Familie von den Bürgern in Sippenhaft genommen.

Wie kam Sebastian Schulze nun selbst zur BVB? „Ich habe mich schon bei der Kommunalwahl gefragt, wen ich wählen würde“, sagt er. Von den großen Parteien sei er enttäuscht. Diese hätten ihre Wahlversprechen in der Vergangenheit oft als Zugeständnisse an die Koalitionspartner „geopfer“ oder die Vorhaben scheiterten am fehlenden Geld Zunächst auf die Finanzen konzentrieren will sich auch Sebastian Schulze, sofern er den Sprung in den Landtag schafft. Seine Chancen, gegen den amtierenden Ministerpräsidenten zu gewinnen, schätzt er realistisch ein. „Ursache für viele Probleme ist das Geld“, betont Schulze. Beim Hauptstadtflughafen werde das

So sieht für Sebastian Schulze die Zukunft aus: Finanzen prüfen und dann fragen, was die Bürger wollen.

Geld „verpulvert“. Die ursprünglichen Baukosten von 2,5 Milliarden Euro haben sich mittlerweile auf 5,4 Milliarden Euro erhöht und damit mehr als verdoppelt.

Auf der anderen Seite fehle das Geld beispielsweise für „Planstellen bei der Polizei“. „Niemand kann erwarten, dass man mit 50 Prozent Personal immer noch 100 Prozent der Leistung erbringt“, sagt Schulze. Die

Polizeireform und der damit verbundene Personalabbau seien ein Verlust der inneren Sicherheit. „Ich weiß, was in Guben los ist“, sagt Schulze. Die Neißestadt und Region kenne er „sehr gut“, auch wenn er selbst als Hauptmann der Bundeswehr in Straußberg stationiert ist. In Guben arbeitet seine Freundin. „Für mich stand fest: Wenn ich kandidiere, dann hier.“

„Ich sehe mich nicht als Politiker“ Carsten Heintze (AfD) aus Guben tritt als Direktkandidat im Wahlkreis 41 an / Klares Bekenntnis gegen Rassismus Als Alternative für Deutschland (AfD) tritt Carsten Heintze (34) im Wahlkreis 41 an.

Von Bernhard Schulz

Carsten Heintze lebt seit seiner Geburt in Guben.

Foto: Schulz

Guben. Wenn Carsten Heintze durch Gubens Innenstadt flaniert, kommt er nicht weit. Ständig wird er angesprochen, schüttelt Hände oder winkt Autofahrern zurück. „Ich bin hier geboren und aufgewachsen, deshalb liegt mir die Region sehr am Herzen." Er hofft, dass sich dieser Rückhalt am 14. September zeigt.

Um Hoffnung dreht sich viel im Leben des 34-Jährigen. Sein Antrieb ist, dass seine Kinder wieder

ZUR PERSON: ..............................................................................

Name: Carsten Heintz Alter: 34 Wohnort: Guben Familienstand: verheiratet, zwei Kinder Ausbildung/Beruf: Diplom-Betriebswirt (FH), Controller ÖNVP beim Landkreis Spree-Neiße Ehrenämter: AfD, Feuerwehr Guben Hobbys: Lesen, Schwimmen, Musik, Joggen

auf eine bessere Zukunft hoffen können. Und er will den Brandenburgern mit einer alternativen Politik wieder Hoffnung geben. Es fehle an Perspektiven angesichts des „Einheitsbreis“ und „Größenwahns“ der etablierten Parteien in Potsdam, sagt er.

Deshalb will Heintze gleich am großen Rad drehen. Gravierende Entscheidungen lassen sich halt nicht auf Kommunalebene treffen, betont er. Als Polit-Anfänger tritt er deshalb im Mai vergangenen Jahres in die AfD ein. Als erstes Mitglied in Guben leistet er Basisarbeit, plakatiert Wahlwerbung, verteilt Flyer – und ringt mit sich: „Ich sehe mich nicht als Politiker, sondern als Sprachrohr meiner Mitmenschen.“ Gespräche hat der sportliche Mann mit lichtem Haar in letzter Zeit viele geführt. Weit über 500, schätzt er. Mit Polizisten, Altenpflegern oder Kita-Erzieherin.

Der Gubener ist auf Tour im Wahlkreis, sucht das Gespräch in Forst, Peitz und Schenkendöbern, um ein Gespür für Probleme zu haben. „Die Leute haben vielfach resigniert. Und sie haben

in der Grenzregion Angst, abends vor die Haustür zu gehen.“ Daraus leitet Heintze seine Wahlkampfthemen ab. Bei den meisten liegt auf Wellenlänge mit dem Programm Alexander Gaulands – dem Spitzenkandidaten der Brandenburger AfD. „Wir brauchen mehr Personal und Streifenwagen in den Polizeiwachen von Guben und Forst“, fordert der Jungpolitiker Heintze.

Nicht nur zu Wahlkampfzeiten.

Für eine entsprechende Finanzierung würde er sich in Potsdam starkmachen. Sein zweites Steckpferd ist die Familienpolitik. „Es müssen einerseits kostenlose Kitaplätze her, andererseits braucht es die Förderung von Mehrgenerationenprojekten“, erklärt der junge Vater.

Denn da ist da noch der andere Carsten Heintze, der Familienmensch. Der, der gerne Songs von Clueso hört. Und ausgedehnte Waldspaziergänge mit der Frau, den Kindern und Hunden unternimmt, „um den Kopf freizubekommen“. Auch beruflich ist Heintze angekommen. Nach dem Gymnasium und einer Ausbil-

Weg von Zukunftssorgen und hin zu einer Gesellschaft mit besserer Bildung, mehr Sicherheit und Familien, die stärker gefördert werden. dung im Gubener Rathaus machte er sein Diplom in Betriebswirtschaftslehre an der TH Wildau.

Nebenberuflich, denn bis 2012 war er Chef der Städtischen Bäder in Guben. Dann machte er sich für ein Jahr mit einem Textilgeschäft in der Innenstadt selbstständig. „Daher meine Affinität zum Mittelstand“ – denn

der gehöre als Jobmotor dringend gestärkt, erklärt er. Nach einer Zeit als Versicherungsvertreter fängt er nun als Controller beim Spree-Neiße-Kreis an.

Rechnen kann er – auch mit Fragen nachd er Ausrichtung seiner Partei. „Mit Rassismus habe ich nichts am Hut – für mich sind alle Menschen gleich.“

F REITA G, 5. S EPT E M BE R 2014

Landtagswahlen 2014

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„Ich glaube an gegenseitige Hilfe und Achtung“ Jörg Rakete aus Döbern bewirbt sich für den Wahlkreis 42 / Politik und Literatur als Leidenschaft / Kandidat schreibt lieber Briefe als Mails Jörg Rakete aus Döbern tritt für die SPD im Wahlkreis 42 an. Der ehrenamtliche Bürgermeister erzählt im Porträt von seinen politischen Motiven – und seiner Liebe zur Literatur.

Von René Wappler

Jörg Rakete vor dem Spremberger SPD-Büro.

Foto: René Wappler

Spree-Neiße. Die reine Kohl-Lethargie herrschte damals. So erinnert sich Jörg Rakete an das Jahr 1997, als er sich entschloss, in die SPD einzutreten. Der damalige CDU-Bundeskanzler Helmut Kohl hatte im wiedervereinigten Deutschland seine Macht zementiert, die Spendenaffäre

Z U R P E R S O N : J Ö RG R A K E T E ..............................................................................

Name: Jörg Rakete Alter: 40 Wohnort: Döbern Familienstand: verlobt Ausbildung/Beruf: Zeitsoldat im Radarführungsdienst der Bundeswehr, Wahlkreismitarbeiter in den Büros von Dietmar Woidke Ehrenämter/Hobbys: Kreistag des Landkreises Spree-Neiße, Stadtverordnetenversammlung der Stadt Döbern, Amtsausschuss des Amtes Döbern-Land, ehrenamtlicher Bürgermeister von Döbern

bahnte sich an – und es war damals noch nicht abzusehen, dass sich selbst Parteifreundin Angela Merkel zwei Jahre später gegen ihn wenden würde: Er habe der CDU „Schaden zugefügt“.

Für Jörg Rakete, der schon immer in Döbern lebte, glich der Eintritt in die SPD auch einer persönlichen Zäsur. „Ich konnte vielleicht nicht die Welt verändern, aber meine Ideen einbringen“, sagt er heute.

Wenn Jörg Rakete darüber spricht, was ihm im Leben wichtig ist, kommt die Parallele zu den Grundwerten der SPD ins Spiel. „Alle Menschen sind gleich“, erklärt er. „Daran glaube ich ebenso wie an Solidarität sowie gegenseitige Achtung und Hilfe – auch wenn ich nicht mit dem Parteiprogramm unter dem Kopfkissen schlafe.“ Hilfe hat der ehrenamtliche Bürgermeister von Döbern selbst erfahren, in einer Krise, über die er auch vor den Stadtverordneten freimütig sprach. „Eine Zeitlang habe ich versucht, mich in den Alkohol zu flüchten – doch das funktioniert nicht.“ Heute ver-

sucht er, weniger der Hektik und dem Stress nachzugeben, zum Beispiel, indem er lieber Briefe als E-Mails schreibt. „Das Verfassen eines handgeschriebenen Briefes entschleunigt die Gedanken“, erläutert Jörg Rakete. „Eine Mail hingegen ist schnell heruntergetippt und genau so schnell abgeschickt.“ Außerdem legt er Wert darauf, „dass meine Familie nicht in den politischen Alltag hineingezogen wird“.

Zum politischen Alltag von Jörg Rakete zählt der Einsatz für neue Arbeitsplätze und für bessere Bildungschancen. Manchmal begegnen ihm dabei offene Konflikte – wie in diesem Sommer, als die Eltern seines Heimatortes gegen größere Klassen in der Grundschule protestierten. Ende August konnte er einen Erfolg vermelden: Statt der geplanten zwei Schulklassen werde es künftig drei geben.

Falls er in den Landtag kommt, will er sich für die Energiepolitik der Landesregierung einsetzen samt einem klaren Bekenntnis zur Braunkohle. „Bildungschan-

Für gegenseitige Hilfe und Achtung und gleiche Bildungschancen für alle will sich Jörg Rakete im Landtag einsetzen. cen für alle Generationen liegen mir am Herzen“, sagt er.

Hätte er sich nicht für die Politik entschieden und damit für die Arbeit im Büro des Abgeordneten Dietmar Woidke, wäre vielleicht ein Studium der Literaturwissenschaften für ihn in Frage gekommen. Zwar verliert sich Jörg Rakete noch heute mit Genuss in der Lektüre von Romanen – als seinen Lieblingsautor bezeichnet

er den französischen Schriftsteller Robert Merle – doch am Ende scheint er mit seinem eingeschlagenen Weg recht zufrieden zu sein. „Ich liebe das geschriebene Wort, aber statt der Literaturwissenschaften hätte ich wohl gleich einen Taxischein absolvieren können – denn leider ist es um die beruflichen Aussichten in diesem Gebiet leider nicht so gut bestellt.“

„Ich gehe für ein soziales Brandenburg ins Wahlrennen“ Andreas Paul Mekelburg aus Friedrichshain tritt als Direktkandidat im Wahlkreis 42 für Die Linke an / Kommunen müssen gestärkt werden Andreas Paul Mekelburg aus Friedrichshain (Gemeinde Felixsee) will für seine Partei Die Linke im Landtag für ein soziales und gerechtes Brandenburg streiten. Er bewirbt sich um das Direktmandat im Wahlkreis 42.

Von Catrin Würz

Andreas Paul Mekelburg.

Foto: Catrin Würz

Friedrichshain. Dass er mit seinen gerade mal 43 Jahren quasi schon der älteste unter den Direktkandidaten der drei großen Parteien im Wahlkreis 42 ist, hat Andreas Paul Mekelburg anfangs kaum glauben können. Die drei großen Volksparteien SPD, CDU und Linke haben für die Region alle-

Z U R P E R S O N : A N D R E A S PAU L M E K E L B U RG ..............................................................................

Name: Andreas Paul Mekelburg Alter: 43 Wohnort: Friedrichshain Familienstand: verheiratet, zwei erwachsene Söhne Ausbildung/Beruf: Baumaschinist (in der DDR), Heizungs- und Lüftungsbauer, Ausbildung zum Steuerfachangestellten; heute Niederlassungsleiter des Energievermarkters Unser E GmbH Ehrenämter/Hobbys: Gemeindevertreter, Kreistagsabgeordneter, Vorsitzender des Glas- und Heimatvereins Friedrichshain

samt junge Leute um die Vierzig oder sogar darunter nominiert.

Andreas Paul Mekelburg, der mit seiner Familie in Friedrichshain bei Döbern lebt, sieht darin die Anzeichen für einen Generationenwechsel in der Politik. „Das ist gut und wichtig, wenn zunehmend auch jüngere Menschen die politische Zukunft unseres Landes mitgestalten wollen und dürfen. Unsere Generation wird schließlich später auch mit den Entscheidungen von heute zu leben haben“, erklärt er.

Für seine Partei möchte er im nächsten Landtag Politik mitgestalten. „Brandenburg noch sozialer machen“, ist sein Slogan.

Vom verbesserten Kita-Betreuungsschlüssel über akzeptable Bildungsangebote im ländlichen Raum bis zur gesicherten Gesundheitsversorgung stehen die Forderungen auf seiner Agenda.

Wie man sich politisch einmischt, hat der gebürtige Berliner quasi von der Pike auf gelernt.

Vor 25 Jahren kam er der Liebe wegen für seine Frau Beate in die Lausitz. Bald merkte er, dass man manche Dinge vor der eigenen

Haustür nur ändern kann, wenn man sich im Rahmen der vorhandenen Strukturen einmischt. So wurde er Gemeindevertreter, für ein paar Jahre ehrenamtlicher Bürgermeister und ist heute auch noch Kreistagsabgeordneter.

1998 trat er der Partei Die Linke bei. „Hier fand ich im Programm einfach die meisten Dinge wieder, mit denen ich mich wirklich identifizieren kann.“ Besonders wichtig sei es, die Kommunen zu stärken. „Wir spüren das ja in unserer Gemeinde Felixsee am eigenen Leibe, wie schwierig es ist, mit den zugewiesenen Mitteln irgendetwas zu gestalten“, so Mekelburg. Die Gemeinde hat Schulden und ein strukturelles Defizit.

Die Wirtschaftsförderung im Land will Die Linke künftig an soziale und ökologische Kriterien koppeln. Es dürfe auf keinen Fall nur eine bevorzugte Förderung von Großkonzernen sein. So etwas wie mit Samsung in Tschernitz dürfe sich nicht wiederholen, sagt Andreas Paul Mekelburg.

Der Konzern war nach Millionenförderung sofort nach Ende der Förderbindungsfrist wieder

Landespolitik in der Waage zu den Bedürfnissen der Familien. aus der Region verschwunden.

Ein erstrebenswertes Sozialmodell hat Andreas Paul Mekelburg übrigens in Norwegen kennengelernt, wo er zehn Jahre lang für eine Installationsfirma Großprojekte mit realisiert hat. „In Norwegen wird ein vernünftiges Solidarprinzip mit Sozialleistungen aus nur einer Kasse und mit einem Grundbetrag für jeden umgesetzt. Das ist in meinen Augen

vorbildlich und sehr ähnlich unserer Idee von einer Bürgerversicherung“, sagt er. Mekelburg will im Übrigen ohne Netz und doppelten Boden um das Mandat für den Landtag streiten. Der Friedrichshainer geht im Wahlkreis 42 als Direktkandidat ins Rennen. „Für die Landesliste habe ich mich aber nicht nominieren lassen. Wenn, dann will ich es auf direktem Wege schaffen.“

„Die Familie ist die Keimzelle unserer Gesellschaft“ Raik Nowka (CDU) aus Graustein tritt als Landtagskandidat im Wahlkreis 42 an / Kritischer Blick auf die Parteien Am 14. September wählen die Brandenburger ihren neuen Landtag. In den Spree-Neiße-Wahlkreisen 41 und 42 treten insgesamt 15 Kandidaten an. Die RUNDSCHAU stellt sie in einer Serie vor.

Von René Wappler

Raik Nowka.

Foto: René Wappler

Spremberg. Da begibt sich jemand von draußen ins politische Geschäft, und er glaubt: Der frische Blick wird ihm von Nutzen sein. Zugleich kann es passieren, dass ihm dies als Schwäche ausgelegt wird. Raik Nowka, 39 Jahre alt, CDU-Kandidat aus dem kleinen Ort Graustein, bedenkt beide

ZUR PERSON ...........................................................................

Name: Raik Nowka (39), Wohnort: Graustein Familienstand: verheiratet, drei Kinder Ausbildung/Beruf: Juristisches Staatsexamen, Sachgebietsleiter im Sozialamt Spremberg, Referatsleiter für Kranken- und Pflegeversicherung Knappschaft Bahn See Ehrenämter/Hobbys: Vorstand Flurbereinigungsverfahren Welzow-Süd, Kreistagsabgeordneter, Stadtverordneter, Ortsbeirat

Varianten. „Ich hatte immer ein Problem mit den großen Parteien und deren Agenda“, sagt er. „Mich plagte das Gefühl, man müsse jede ihrer Positionen vertreten, wenn man sich einer von ihnen anschließt.“ Bis er sich sagte: Es geht auch anders. Erst im März 2011 trat er der CDU bei, und schon bald, so erzählt er es, sei der damalige Spremberger Bürgermeister Klaus-Peter Schulze, ebenfalls ein CDU-Mann, auf ihn zugekommen: Als Stadtverordneter anzutreten und vielleicht sogar als Kandidat für den Landtag, das könnte doch einen Gedanken wert sein. „Mit Anfang 30 hätte ich mir diese politische Verantwortung nicht vorstellen können“, sagt Raik Nowka. „Aber heute denke ich, dass meine Generation damit an der Reihe ist.“ Für die CDU hat er sich entschieden, weil er glaubt, dass sie in der Wirtschaftspolitik pragmatischer handelt als andere Parteien, „mit dem besten Draht zu den Unternehmern“. Trotzdem sieht Raik Nowka auch die Christde-

So skizziert Raik Nowka seine politischen Ziele für den Potsdamer Landtag. mokraten mit kritischem Blick.

In der Familienpolitik habe ihn bisher keine Partei überzeugt, stellt er fest. „Dabei ist gerade die Familie die Keimzelle unserer Gesellschaft, und da schließe ich neben der klassischen Ehe bewusst weitere Lebensgemeinschaften zwischen Mann und Frau und homosexuelle Paare ein.“ Deshalb plädiert er für einen Kulturwandel am Arbeitsplatz, weg von der klassischen Anwesenheitspflicht. Zudem trägt er

sich mit einer Idee, von der er nicht genau weiß, ob die Gesellschaft für sie bereit wäre. „Eine wirklich kostenlose und hochwertige Kinderbetreuung und Bildung, vom Staat voll finanziert und von der Kita bis zur Uni gültig, erscheint mir sinnvoller und gerechter als die heutigen Kindergeldleistungen.“ Falls er ab Herbst in der Landespolitik arbeitet, will er nicht auf den Ausgleich verzichten, den er bisher als Gegenpol zu seinem Job bei der Knappschaft in Cott-

bus verstanden hat. So schwärmt er von seiner „lustigen Volleyballgruppe“, die zwar schon seit dem Jahr 1978 besteht, aber es bis heute nicht geschafft hat, sich einen vernünftigen Namen zu geben.

Seine Familie, zu der auch drei Kinder gehören, hat sich einem Segelklub angeschlossen — und sie besitzt selbst eine kleine Jolle. „Haus, Hof, Hund und Hühner“: Diese kleine Idylle, so sagt es Raik Nowka, gilt ebenfalls als Anker in seinem Leben.

Landtagswahlen 2014

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FREI TAG, 5. S EPTEMBER 2014

„Wir müssen unsere Köpfe klug machen“ „Wir brauchen keine neuen Tagebaue“ Meike Holtsch aus Spremberg tritt für die FDP im Wahlkreis 42 an

Die Welzowerin Hannelore Wodtke (64) kandidiert für Bündnis 90/Die Grünen

Die FDP wird im Wahlkreis 42 durch Meike Holtsch vertreten.

Als parteilose Bürgerin tritt Hannelore Wodtke für Bündnis 90/ Die Grünen als Direktkandidatin im Wahlkreis 42 an.

Z U R PER S ON ..................................

Von Steffi Ludwig

Cottbus/Spremberg. „Wir müssen das, was wir haben, unsere vorhandenen Köpfe klug machen – damit sie auch die Chance haben, hier zu bleiben.“ Das ist die Maxime von Meike Holtsch. Die Berufsschullehrerin erlebt den Bildungsbereich jeden Tag am eigenen Leib – und findet, dass hier einiges verbessert werden müsste. „Bildung muss Bildung bleiben, die Leute müssen auch Zeit haben, Bildung zu vermitteln“, sagt die 49-Jährige.

Die Finanzierung der Bildung ist deshalb eines der Themen, mit dem sie sich – wenn sie als Landtagsabgeordnete gewählt würde – besonders beschäftigen würde.

Sie ist sehr gern Berufsschullehrerin, hier am Oberstufenzentrum II des Landkreises SpreeNeiße in der Cottbuser Makarenkostraße. Wirtschaft, Recht und Rechnungswesen versucht sie, an den Mann beziehungsweise ihre Schüler zu bringen, die im Alter von 16 aufwärts sind.

Sie möchte dazu beitragen, dass die Lausitzer Gemeinden und Städte lebenswert bleiben. „Es

Name: Meike Holtsch (49) Wohnort: Spremberg Familienstand: verheiratet, zwei erwachsene Kinder Ausbildung/Beruf: Facharbeiter für Keramtechnik, Studium Berufspädagogik für technische Chemie, Studium Wirtschaft, Recht und Rechnungswesen, jetzt s Berufsschullehrerin am OSZ II Ehrenämter: Schatzmeisterin Friedrich-Hamann-Stiftung, Mitglied im Laga-Verein Spremberg Hobbys: Lesen, Handarbeit

Meike Holtsch.

Foto: Ludwig

muss Ärzte geben und ein gutes Nahverkehrsnetz“, fordert die gebürtige Sprembergerin, die nach ihrer Schulzeit in Hoyerswerda und der Ausbildung in Colditz bei Leipzig wieder in die Heimat zog.

Sie hatte Facharbeiterin für Keramtechnik gelernt, wollte etwas mit Keramik machen. „Aber Henkel an Tassen ankleben war dann doch nicht meins.“ Sie sattelte um und studierte Berufspädagogik für technische Chemie, weil gerade Berufsschullehrer ge-

Die Vision: Lebendige Städte und Dörfer mit klugen Leuten.

braucht wurden. Doch in der Wendezeit bestand kein Bedarf mehr an technischer Chemie. So studierte sie Wirtschaft, Recht und Rechnungswesen nach.

Zur Politik kam Meike Holtsch vor etwa 15 Jahren, als sie sich mit einer Kollegin über die FDP unterhielt und dabei merkte, dass das liberale Gedankengut auch ihres ist. Sie trat in den FDPOrtsverband Spremberg ein, und als dort die Schatzmeisterin aufhörte, wurde sie gefragt. Ihre Kenntnisse in Rechnungsführung und Wirtschaft kamen offenbar an - sie wurde auch Schatzmeisterin beim FDPKreisverband. In der letzten Legislaturperiode saß sie zudem als Stadtverordnete im Spremberger Parlament und war im Rechnungsprüfungsausschuss.

Nun steht sie auf der Landesliste, wo sie anfangs gar nicht hin wollte. Über die Liste in den Landtag zu kommen, halte sie für utopisch. Deshalb entschied sich die 49-Jährige dazu, als Direktkandidatin anzutreten. „Ich würde mich natürlich freuen, in den Landtag zu ziehen“, sagt Naturmensch Meike Holtsch. Sie wolle Demokratie leben.

ZUR PE RSO N ..................................

Name: Hannelore Wodtke (64) Wohnort: Welzow Familienstand: in fester Partnerschaft lebend; eine erwachsene Tochter Ausbildung/Beruf: Radiologieassistentin, Verwaltungsfachangestellte (mit Zusatz A1) Ehrenämter/Hobbys: Stadtverordnete, Vorsitzende des Umweltausschusses, Gründungsmitglied des Verbandes „Netzwerk Bergbaugeschädigter“ in der Lausitz

Von Catrin Würz

Welzow.

Wenn Hannelore Wodtke etwas wirklich nicht mag, ist es Ungerechtigkeit und Ignoranz. Vielleicht ist es gar diese Einstellung, die die heute 64-Jährige in die Politik geführt hat. Vor etwa zehn Jahren kam die Verwaltungsfachangestellte und Mutter einer erwachsenen Tochter in Horno zum ersten Mal mit Menschen in Berührung, die sich von der Braunkohlenindustrie nicht alles diktieren lassen wollten. Die Proteste gegen die Abbaggerung des Dorfes Horno, das dem Tagebau Jänschwalde weichen musste, unterstützte Hannelore Wodtke bereits als Sympathisantin und Aktivistin. Damals, im Jahr 2004, lebte sie noch in Cottbus und war in keiner Weise persönlich von der Devastierung und dem Tagebau betroffen. „Ich fand es aber wichtig, dass die Bewohner konkrete Unterstützung von Menschen bekamen, die wie sie das Ende des Braunkohlenzeitalters für gekommen sehen.“ Der Tag, an dem der Friedhof von Horno abgerissen wurde, ist ihr noch besonders in Erinnerung. „Das war so traurig und so ergrei-

Hannelore Wodtke.

Foto: Würz

fend. So etwas vergisst man nicht so leicht“, sagt sie heute.

Inzwischen lebt Hannelore Wodtke seit neun Jahren in Welzow. „Und plötzlich bin ich jetzt eine Betroffene. Betroffen von den Auswirkungen des Tagebaubetriebes mit Lärm und Staub und betroffen als Bürgerin einer Stadt, die ein Wohngebiet und das Dorf Proschim opfern soll“, sagt sie. Sie begann, sich gegen die Tagebauerweiterung und für die Anerkennung der Randbetroffenheit zu engagieren. Sie arbeitete anfangs im Bürgerbeirat Randbetroffenheit mit, setzte

Vision von einer grünen Zukunft ohne Tagebau ab 2027.

sich für die Rechte von Bergbaugeschädigten ein und gründete später die Wählergruppe „Grüne Zukunft Welzow“ mit, für die sie heute in der Welzower Stadtverordnetenversammlung sitzt. Im Juni kam Bündnis 90/Die Grünen auf die 64-Jährige zu und fragte an, ob sie sich eine Kandidatur für den Landtag vorstellen kann. „Ich habe nicht lange gezögert. Denn im Wahlprogramm der Grünen habe ich mich komplett wiedergefunden“, erzählt die Welzowerin.

Wer sie am 14. September wählt, stimmt für die konsequente Durchsetzung der Energiewende und gegen neue Braunkohletagebaue. „Unser wichtigstes Ziel ist die Änderung des Bergrechtes. Die Zwangsumsiedlung von Menschen für neue Kohlegruben muss ein Ende haben. Im Bergrecht müssen die Beweislastumkehr verankert und die Randbetroffenheit definiert werden“, benennt sie einige ihrer Wahlziele. Am wichtigsten sei es ihr jedoch, dass die Auseinandersetzungen von Befürwortern und Gegnern der Kohle in einer bestimmten Qualität stattfinden: „Auf Augenhöhe.“

„Bürgerwille muss mehr Gewicht haben“ „Mittelstand muss gestärkt werden“ Eberhard Brünsch (60) aus Spremberg ist Direktkandidat für BVB/Freie Wähler

Detlef Fabian aus Döbern tritt für die AfD im Wahlkreis 42 an

Der Spremberger Eberhard Brünsch (60) kandidiert im Wahlkreis 42 für die Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegung/ Freie Wähler.

Das Porträt von Detlef Fabian (AfD) ist aus organisatorischen Gründen nicht rechtzeitig für dieses Magazin fertig geworden. Sie finden die Vorstellung des Kandidaten in der kommenden Woche im Online-Wahl-Bereich auf www.lr-online.de. Zum Ausgleich gibt es hier schon einmal die Antworten des Kandidaten auf unsere inhaltliche Fragen. Die Übersicht aller Fragen und Antworten aus den Lausitzer Wahlkreisen erscheint in der kommenden Woche in der Zeitung und online.

Z U R PER S ON ..................................

Name: Eberhard Brünsch (60) Wohnort: Spremberg Familienstand: geschieden, drei erwachsene Kinder

Von Catrin Würz

Spremberg. In der Kommunalpolitik in seiner Heimat arbeitet Eberhard Brünsch schon seit 15 Jahren mit. Gemeindevertreter, ehrenamtlicher Bürgermeister in Groß Luja und zuletzt auch Stadtverordneter in Spremberg war er schon. Doch niemals stand er für eine der großen Parteien auf dem Wahlzettel: Nein, Parteipolitik und Parteienallmacht sind dem 60-Jährigen nicht geheuer.

In der Spremberger Kommunalpolitik gehörte Eberhard Brünsch deshalb schon mehr als zehn Jahre lang der Wählergemeinschaft „Spremberg-Land“ an, die vor allem die Interessen der kleinen Ortsteile vertritt.

Sachthemen statt Parteienkalkül, Bürgerwille statt Fraktionszwang sind seine Devise.

Genau deshalb fühlt sich Eberhard Brünsch jetzt auch im Verband der Brandenburger Vereinigten Bürgerbewegungen (BVB) / Freie Wähler gut aufgehoben und geht für sie als Direktkandidat zur Landtagswahl an den

Ausbildung/Beruf: gelernter Elektriker, seit 1991 Bauüberwacher beim Landesbetrieb Straßenwesen, seit Oktober 2013 Vorruhestand Ehrenämter/Hobbys: Vorsitzender des Anglervereins Cantdorf, Vorstandsmitglied im Kreisanglerverband Spremberg

Eberhard Brünsch.

Foto: Würz

Start. „Wir kämpfen für mehr Mitspracherecht der Bürger bei allen Themen, von denen sie unmittelbar betroffen sind“, erklärt er. „Wir hören den Bürgern zu und sind dicht an den Themen dran, die sie interessieren.“ Überdimensionierte Straßenbauprojekte auf dem Rücken der Anlieger oder Steuerzahler müssen der Vergangenheit angehören. Die Freien Wähler fordern zu allen Projekten mit Straßenausbaubeiträgen zwingend vor Baubeginn eine Anliegerbefragung. Außer-

Albtraum statt Vision: Letzter Fisch aus der braunen Spree.

dem lehnen sie den Anschlussund Benutzungszwang beim Abwasser im ländlichen Raum strikt ab.

Als leidenschaftlicher Hobbyangler liegt Eberhard Brünsch aber auch die Zukunft der stark mit Eisenhydroxid belasteten Spree am Herzen. Für den Fall seiner Wahl will er einen großen Teil seiner Kraft für eine ansehnlichere Spree mit mehr Leben darin einsetzen. „Jedem Angler und jedem Naturfreund blutet das Herz, wenn er diese braune Brühe sieht.“ Eine Fehlentwicklung im Land sieht Eberhard Brünsch bei der Polizeireform. „Hier läuft was schief. Der Sparkurs bei der Zahl der Polizeibeamten für die Regionen darf nicht weitergehen.“ Man dürfe sich nicht mit der ansteigenden Kleinkriminalität abfinden.

Der Spremberger hat übrigens auf der Kandidaten-Landesliste der BVB / Freie Wähler den aussichtsreichen Listenplatz 8 von insgesamt 44 Listenplätzen erhalten. „Wir erhoffen uns eine Wählerzahl von deutlich über der Fünf-Prozent-Marke“, so Brünsch.

Thema Bildungspolitik: Wie sieht Ihr Bildungssystem für die Zukunft aus?

Das Bildungssystem in Brandenburg sollte sich nach dem Länderranking in Deutschland richten und sich dabei an den ersten Plätzen orientieren. Nach meinen Erkenntnissen gehört das Brandenburgische Bildungssystem nicht gerade dazu.

Thema Grenzkriminalität: Muss die Polizeireform zurückgenommen oder verändert werden?

Ja, nach meiner Meinung brauchen wir in den Verwaltungsstrukturen des Landes einen Schlüssel von 10 + 1 der einzuhalten ist und nicht aufgeweicht werden soll. Dies bedeutet zehn ausführende Kräfte plus einen Vorgesetzten. Die Anwesenheit

Wenn Sie in den Landtag gewählt werden: Welches sind Ihre politischen Schwerpunkte?

Grundsätzlich gelten für mich die freie soziale Marktwirtschaft nach dem Verursacherprinzip und die Subsidiarität, sowie die Trennung von Politik und Wirtschaft! Kommunalstruktur unter Führung von hauptamtlichen Bürgermeistern. Bürgerbeteiligung in den drei unabhängigen Gewaltenteilungen.

ZUR PE RSO N ..................................

Detlef Fabian.

Foto: Fabian

der Polizei im 50-KilometerGrenzgebiet ist zu erhöhen.

Thema Infrastruktur: Wo sollte die Landesregierung hier Schwerpunkte setzen?

Das Land Brandenburg ist nach gleichzeitigem Start vor 24 Jahren in Ostdeutschland wirtschaftlich im Länderranking im unteren mittel. Was tun? Der Mittelstand muss durch Steuersenkung angesiedelt und gestärkt werden. Dadurch folgen Familien mit Kindern in eine intakte Umwelt.

Name: Detlef Fabian (49) Wohnort: Döbern, GT Eichwege Familienstand: verheiratet, vier Töchter Ausbildung/Beruf: Baufacharbeiter, später Maurermeister; elfjährige Tätigkeit im Bergbau, von Anfang der 1990er-Jahre bis 2000 Bauunternehmer, seitdem Arbeitnehmer in einem Unternehmen in Cottbus Ehrenämter/Hobbys: Stadtverordneter in Döbern und für den GT Eichwege, Vorstandsmitglied der AfD im Landkreis Spree-Neiße.

So hat die Region 2009 gewählt Cottbus. Die jüngste Landtagswahl im Jahr 2009 hat in der Region Cottbus/Spree-Neiße/Oberspreewald-Lausitz bei den Erststimmen drei Sieger aus Reihen der SPD und drei aus Reihen der Linken hervorgebracht.

Im Wahlkreis 39 siegte damals der Linken-Kandidat Gerd-Rüdiger Hoffmann aus Senftenberg.

Im Wahlkreis 40 hatte Sozialde-

mokrat Werner-Siegwart Schippel aus Lübbenau die Nase vorn.

Den Wahlkreis Spree-Neiße I (Wahlkreis 41) gewann der Forster Dietmar Woidke, damals noch nicht Ministerpräsident. Die Linken-Frau Birgit Wöllert aus Spremberg siegte im Wahlkreis 42. Die beiden Cottbuser Wahlkreise 43 und 44 teilten sich SPD und Linke. Martina Münch

siegte in einem, der inzwischen aus der Linken ausgetretene Jürgen Maresch den anderen (44).

Mit Dietmar Woidke und Martina Münch treten zwei der gewählten Direktkandidaten von 2009 auch in diesem Jahr wieder zur Landtagswahl an. Carola Krahl (SPD) will den Platz ihres scheidenden Chefs Werner-Siegwart Schippel einnehmen. skl