STADTGESPRĂCH
Anja kennen, eine Nachfahrin von Schmiede-GrĂŒnder Fritz Fischer. Das Hallo muss groĂ gewesen sein, als die beiden ihre beiderseitige Verbundenheit zu einem Beruf feststellten, der nicht unbedingt zu den hĂ€ufigsten gehört.
Foto: Eva Schweiblmeier
Seine zeitgemĂ€Ăe Werkstatt betreibt Dirk Velte in Oberursel. Hier verfĂŒgt er ĂŒber weitaus mehr Platz. âDas Schmieden selbst hat sich nicht verĂ€ndertâ, sagt er. Nach wie vor heizt er die Esse mit Schmiedekohle an und nicht mit Gas wie einige seiner Kollegen. Der vom Kohlenfeuer ausgehende Kohlenstoff sorgt fĂŒr die HĂ€rte des Metalls, bei Gas schwindet der Kohlenstofff, was sich auf die QualitĂ€t auswirkt. Immer noch fertigt der Meister sein Werkzeug, das er gerade fĂŒr ein bestimmtes WerkstĂŒck braucht, selbst. Nur der Blasebalg an der Decke fehlt. Inzwischen wird die
Foto: Dirk Velte / Bearbeitung: Lindenberg
Vor zehn Jahren entschlossen sie sich, die Schmiede zu entrĂŒmpeln und in den Zustand wie vor sechzig Jahren zurĂŒckzuversetzen, als hier zum letzten Mal heiĂes Eisen geschmiedet wurde. So hĂ€ngen Dutzende von alten Zangen in allen nur möglichen Formen in GriffnĂ€he zur Esse, der Blasebalg pumpt Luft in das Kohlenfeuer, Amboss und Wasserbecken stehen an ihrem Platz, und mit dem Uralt-Hammer mit den Initialen J.âF. fĂŒr Jean Fischer arbeitet Dirk Velte heute noch. Das ist leider, mit Verlaub gesagt, viel zu selten. Nur einmal im Jahr, zum BenefizSchmieden am ersten Adventssonntag, öffnet der Schmied die historische Werkstatt fĂŒr die Ăffentlichkeit. Er weiĂ selbst, dass man mehr aus diesem Zeugnis alter Zeiten machen könnte. Vielleicht hilft ihm der eine oder andere Ober-Eschbacher dabei âŠ
Glut mit einem Ventilator angefeuert. SelbstverstĂ€ndlich gehören heute auch Maschinen zur Werkstatt-Ausstattung. Wo zum Beispiel einst zwei, drei starke MĂ€nner im Wechsel mit HĂ€mmern auf das Spaltwerkzeug einschlugen, um ein Eisen ein StĂŒck zu kĂŒrzen, ĂŒbernimmt jetzt ein ratternder Elektro-Hammer die Arbeit. GeĂ€ndert hat sich schlieĂlich auch die Kundschaft der Velte-Fischer-Schmiede. FĂŒr die Pferde-Hufeisen ist der Hufschmied zustĂ€ndig, und Eisenreifen fĂŒr die RĂ€der der Holzfuhrwerke braucht es höchstens noch bei MuseumsstĂŒcken. Aber es gibt neben modernen Stahlobjekten fĂŒr individuelle WĂŒnsche auch alte Anwesen mit GelĂ€ndern, Balkongittern oder ZĂ€unen, die restauriert werden wollen. In diesem Bereich arbeitet Dirk Velte viel, war erst kĂŒrzlich sogar im hessischen Fernsehen in Aktion zu sehen. Die Arbeit geht ihm nicht aus, wie der Schmiedemeister ĂŒberhaupt eine gute Zukunft fĂŒr sein Handwerk sieht. âIch schlieĂe schon jetzt LehrvertrĂ€ge fĂŒr 2020 abâ, berichtet er. Einer seiner kĂŒnftigen Azubis: Sohn Tim. Eva Schweiblmeier LOUISe 5â/â2019 |
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