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Der Wörthersee wirkt auch abseits von Strandbad- und Schwimmvergnügen wie ein überdimensionaler Genuss- und Erlebnispark. Ein Wochenende Zeit? Das kann knapp werden. TEXT KLAUS HÖFLER
Karibikflair in den Alpen
Ob wochenlange Sommerfrische, ein verlängertes Wochenende oder ein schneller Nachmittagsbesuch: Der Wörthersee weckt umweglos Urlaubsfeeling in sämtlichen GrünTürkis-Blau-Schattierungen, die der Farbkasten der Natur zu bieten hat.


Motorboot-Vergnügen
Mit knapp zwanzig Quadratkilometern Fläche bietet der Wörthersee ausreichend Platz für Wasseraktivitäten. Boote erhöhen den Genusswert. An Bord ist man unabhängig und ungestört.

it Vollgas ins Vergnügen. Was nach
Meiner platten Motivationsparole klingt, hat im konkreten Fall Schubkraft. 400 PS treiben das Motorboot an, mit dem es der Sonne entgegen Richtung Osten geht. Die Weite des Wassers wird spürbar. Nur langsam wächst am Horizont die Silhouette von Schloss Reifnitz in den Himmel. Auf einem markanten Felsvorsprung thront der kastellartige Bau mit seinem zinnenbekrönten Rundturm und Treppengiebeln. Nur unweit dahinter streckt das »Lakeside« seinen Steg ins Wasser. Hier umrahmt karibisches Strandclubfeeling die feinen Lunchkreationen, bevor es quer über den See ans Nordufer nach Pörtschach geht.
Der kleine Ort geht im Wörthersee-Kosmos als »Goldene Mitte« zwischen Klagenfurt im Osten und Velden im Westen durch. Beweisen
Faszinierender Weitblick
Ein kurzer Fußmarsch führt von Pörtschach hinauf zum Aussichtspunkt der Hohen Gloriette. Darunter breitet sich der See zu gleichen Teilen Richtung Osten und Westen aus.

ROUTE 1
Velden (1) – Reifnitz (2) – Pörtschach (3) – Aussichtswarte Hohe Gloriette (4) – Schloss Seefels (5) – »fischerhaus« Moosburg (6)
lässt sich das von der Aussichtswarte »Hohe Gloriette« aus. Es ist eine gemütliche einstündige Spazierrunde, eine kleine Geländestufe hinauf zu einem der schönsten Aussichtspunkte am See. Vom kleinen, weißen Säulenpavillon auf einer alten Steinmauerterrasse lassen sich die Farbfestspiele des Sees am besten genießen.
Zu verdanken sind sie der Sage nach einem kleinen, koboldartigen Männchen. Es soll einst die tugend und gottlosen Bürger:innen Klagenfurts zum Besuch der Weihnachtsmette aufgerufen haben. Als niemand diesem Aufruf folgte, schlug es sein mitgetragenes Fass auf, unablässig strömte Wasser heraus, überflutete die Stadt und die sie umgebende Landschaft – der Wörthersee entstand. Eine kleine Bronzeskulptur in der Innenstadt Klagenfurts – das Wörtherseemandl in der Kramergasse, der ältesten Fußgängerzone Österreichs – erinnert an diese Geschichte.
Seiner eigenen, über hundertjährigen Geschichte ein neues Kapitel hinzugefügt hat indes das »Porto Bello«, die StrandclubLounge des


Sehenswerte Architektur
Erbaut im Stil und Zeitgeist des Fin de Siècle thront Schloss »Klein Miramar« auf einem Felsvorsprung. Es ist ein repräsentatives Beispiel für die »WörtherseeArchitektur«, die für ihre verspielten Villen bekannt ist.
elegant direkt am Wasser liegenden Hotels »Schloss Seefels« in Pörtschach. »Alles neu, alles anders« heißt es in puncto Design auf der und rund um die Terrasse. Doch es gibt noch eine weitere Topadresse für den Tagesausklang: das »fischerhaus« im nahen Moosburg. Hier werden Gastfreundschaft, die hohe Qualität der Küche und das exklusive Ambiente ganz großgeschrieben. Sundowner da, Abendessen dort – ein guter Kompromiss. >
Genussvolle Momente
Nur fünf Minuten vom Wörthersee entfernt, bietet das Restaurant »fischerhaus« in Moosburg seinen Gästen einen eigenen Genusskosmos mit heimischen Spezialitäten und mediterranen Gerichten.

m die ganze Pracht des Wörther
Usees überblicken zu können, braucht es die Vogelperspektive. Die bietet sich von den beiden »Dachterrassen« des Aussichtsturms am Pyramidenkogel auf der Südseite des Sees. Zu übersehen ist die kunstvolle Konstruktion aus Holz und Stahl, die sich da (samt Antenne) einhundert Meter in den Himmel schraubt, ohnehin nicht. Der Turm ist zu einer Landmark geworden, zu einem Logenplatz, von dem man freie Sicht auf den See hat, der sich hier als riesige, türkisblaue Bühne der Natur vor einem ausbreitet. Dieser zartpastellige Karibikflair entsteht durch den Trübstoffgehalt im Wasser. Es ist ein biophysikalischer Cocktail aus dem Algengehalt, den Kalkpartikeln aus den See speisenden Alpenflüssen und dem Einstrahlwinkel des Sonnenlichts, der diese Kitschkulisse prägt. Dreht man sich um, stoppt erst der Gebirgszug der Karawanken die Fernsicht, die sonst gefühlt bis an die Adria reichen würde.

Auszeit am See
Einladender Treffpunkt bei Tag und Nacht. Mediterrane und asiatische Gerichte mit Aussicht auf eine alpine Seenlandschaft – die Menükarte der »Linde Seebar« in Maria Wörth.
Höhenflüge
Der weltweit höchste Aussichtsturm aus Holz thront am Pyramidenkogel unweit des Südufers des Wörthersees. Auch die Architektur ist atemberaubend.

Besser kann man einen Tag nicht starten, der mit einer Kletterpartie über 441 Stufen (oder einer Fahrt mit dem Panoramalift) begann und mit einer rasanten Rutschpartie fortgesetzt wird. Knapp unter den Plattformen auf einer Höhe von 52 Metern startet nämlich der nächste Superlativ des Turms: Europas höchste geschlossene Gebäuderutsche. Auf einer Länge von 120 Metern führt sie mit Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 25 km/h binnen zwanzig Sekunden ins Erdgeschoss. Dort warten die EBikes bereits aufs Weiterfahren. Weit zurück zum Wasser ist es nicht.
Mit dem zweirädrigen »Stromer« geht es nach Maria Wörth. Auf der Halbinsel liegen bauhistorische und kulinarische Brennpunkte der Region. Die gotische Wallfahrtskirche spiegelt die Geschichte an der Nahtstelle zwischen Österreich, Slowenien und Italien wider, kulinarisch bietet beispielsweise die »Linde Seebar« AlpenAdriaTradition auf höchstem Niveau, hier sogar um eine exotische Dimension erweitert: Zum Lunch lassen sich frische SushiVariationen als Spezialität des Hauses auf der sonnenverwöhnten Terrasse genießen, erste Reihe
ROUTE 2
Pyramidenkogel, weltweit höchster Holzaussichtsturm (1) – »Seebar Linde« in Maria Wörth (2) – Restaurant »Caramé« in Velden
fußfrei am See, die einladende Marina nur wenige Schritte entfernt.
Warum nicht zwei Räder gegen ein Boot tauschen und vom Sattel unter ein Segel wechseln? So lassen sich die Buchten nach Belieben wählen, die als Kulisse für einen Nachmittag am Wasser dienen sollen. Der See zeichnet sich durch seine Thermik mit beständigen Winden als gutes Segel- und Wassersport-Revier aus. Der Vorteil des Segelboots: Es hat gegenüber Schlauch-, Tret-, Ruder- und Motorbooten aller Art (ausgenommen Linienschifffahrt) Vorrang, und im satten Licht der untergehenden Sonne verstellt nichts die Aussicht auf das abendliche Naturschauspiel über den nahen Bergketten, bevor man sich im »Caramé« in bester Lage gegenüber dem Casino Velden den Kreativkreationen von Küchenchef Thomas Guggenberger widmet. >

Kulinarische Herzkammer
Fünf, sieben oder zehn Gänge: Für einen Genussabend im »Caramé«, einer der kulinarischen Herzkammern an der Flaniermeile Veldens, sollte man sich Zeit nehmen.

Abschlag mit Seeblick
Die 18-Loch-Runde in Dellach am Südufer des Wörthersees gehört zu den schönsten Golfplätzen Europas. Das Gelände und seine waldig-wellige Umgebung bieten den Gästen außergewöhnliche landschaftliche Reize.

as am Vortag noch mit Res-
Wpektabstand unter einem lag, liegt heute zum Reinspringen nahe: der Wörthersee. Dem Navigationsgerät sollte man an diesem Morgen aber sehr konkrete Angaben machen. »Dellach«, wenn man zum Golfclub Dellach geleitet werden möchte, würde zu einem gröberen Missverständnis und nach Dellach ins Drautal, aber nicht zum ersten Abschlag führen. Der liegt nämlich zwischen Ober- und Unterdellach direkt am Südufer des Wörthersees. Von der landschaftlichen Tauglichkeit der Gegend für einen attraktiven Golfplatz war man schon sehr früh überzeugt. Der Golfclub Dellach wurde bereits 1927 gegründet, in den 1960erJahren auf einen 18-Loch-Kurs ausgebaut und gehört zu den drei ältesten noch bespielten Golfplätzen Österreichs.
Misslingt ein Schlag, kann man sich immer noch mit atemberaubenden Blicken auf den Wörthersee trösten. Mit knapp 20 Quadratkilometern und einer Länge von 16 Kilometern ist er nicht nur der größte See Kärntens – und damit zu groß, um mit Muskelkraft durch-

Kreuzfahrt
Die Schiffe der Wörtherseeflotte kreuzen zu den schönsten Bade- und Aussichtspunkten quer über den See. Das hat etwas von einer Kreuzfahrt im praktischen Nachmittagsformat.
ROUTE 3
Dellach (1) – Velden (2) – Seerestaurant »Rosé« (3) – per Rad nach Maria Wörth (4) – via Schiffsfähre zurück nach Velden, Restaurant »Seespitz« (5)
schwommen zu werden. Am Deck eines Schiffs ist es aber umso gemütlicher zu schaffen, am besten begleitet von einem Sektfrühstück an Bord. Besonders reizvoll gestaltet es sich mit der »Thalia«. 1909 erbaut, 1974 wegen Wellenbruch außer Dienst gestellt und nach umfangreicher Restaurierung 1988 wieder vom Stapel gelassen, ist es sie eines der letzten Schraubendampfschiffe Europas und Flaggschiff der Wörtherseeschifffahrtflotte. Oder man wagt sich auf wackeligere Transportmittel: Wasserski zum Beispiel, mit denen man bei entsprechendem Können kurvenreich durch die Wellen schneiden kann. Oder an Bord eines Stand-up-Paddle-Boards, wo sich mit zunehmender Praxis das Zittern und Schaukeln in ein meditativ-ruhiges und elegantes Dahingleiten übers Wasser verwandelt.
Für die Aktivitäten jedweder Art belohnen kann man sich jedenfalls auf der Seeterrasse des »Rosé« mit geschmacklich außergewöhn-


lichen Gerichten, um die Energiespeicher wieder aufzufüllen. Man wird die brauchen, will man am Nachmittag noch eine kurze Radausfahrt entlang der Süduferstraße absolvieren.
Die Länge ist frei wählbar, für Abwechslung sorgt, wenn man für den Rückweg die Schiffsfähre nimmt, beispielsweise aus Maria Wörth. Die kleine Kirche ist Namensgeberin für den See – zumindest über »Umwege«, denn »Wörth« leitet sich vom althochdeutschen Wort Werdersee/Inselsee ab und bezieht sich auf die drei ursprünglichen Inseln im See. Zwei sind es geblieben, nachdem der Wasserspiegel 1770 abgesenkt wurde und Maria Loretto wieder Teil des Festlands wurde.
Selbst wieder Teil des Festlands wird man nach der Schiffspassage zurück nach Velden abends im »Seespitz«. Die Terrasse des Schlosshotels ist bekannt für feine Fischgerichte. Am Teller finden die Tage am Wasser also noch ihre geschmackliche Entsprechung. <
Geschmacksvielfalt
Das »Seespitz« in Velden bietet die aromareiche Geschmacksvielfalt Kärntens und eine handverlesene Auswahl an Slow-FoodVariationen der Genussregion Alpen-Adria, auf japanische Weise puristisch zubereitet.