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Medienkooperation

www.LISAvienna.at Elektromechanische Medizintechnik am Standort Wien

Elektrik, Mechanik, Medizin

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Elektrische und mechanische Expertise gehören zu den Kernkompetenzen der Medizintechnik. Auch in Wien haben mehrere Unternehmen Erfolge auf diesem Gebiet vorzuweisen.

LISAvienna ist die gemeinsame Life-Science-Plattform von ­austria wirtschaftsservice und Wirtschaftsagentur Wien im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft, ­Forschung und Wirtschaft und der Stadt Wien.

schlauch entfallen kann. Schon in den 1990er-Jahren wurde diese Technologie zum Standard-Verfahren an österreichischen HNO-Abteilungen. Dazu kamen weitere Anwendungen, etwa die starre Bronchoskopie, bei der die unteren Atemwege endoskopisch unter Vollnarkose untersucht werden. „Anfang der 2000er-Jaher hatte die erste Generation an Jet-Beatmungsgeräten das Ende ihres Lebenszyklus erreicht“, erzählt Lirsch. Die Firma entschloss sich zu einer Neuentwicklung. Seit 2006 ist nun die zweite Generation von Geräten am Markt, die eine norm- und eine hochfrequente Ventilation synchron ausführt und die Beatmung auf zwei unterschiedlichen Druckniveaus ermöglicht. Durch die nach dem EU-Beitritt Österreichs mittlerweile erfolgte Marktöffnung waren nun aber europaweit geltende Anforderungen an ein Medizinprodukt zu erfüllen. „Damit waren höhere Entwicklungskosten verbunden, aber auch die Möglichkeit, eine internationale Vermarktung aufzubauen“, so Lirsch. Internationalisierungsaktivitäten gehören seither zu den wichtigsten Aufgaben des Unternehmens Carl Reiner. In mehr als 25 Ländern ist man heute schon vertreten. „Entscheidend ist festzulegen, in welches Land man geht und in welches nicht“, sagt Lirsch. Für einen erfolgreichen Markteintritt müsse man ein bis zwei Jahre veranschlagen. Dabei hat man sich zunächst auf jene Länder fokussiert, in denen das europäische CE-Zeichen anerkannt wird. Gemeinsam mit einem Partner bemüht man sich derzeit aber auch um eine Zulassung in China. Von der Wiener Wirtschaftsagentur wird das Unternehmen dabei im Programm „Innovation“ gefördert.

Breitflächige Internationalisierung

Neue Entwicklungen der elektromechanischen Medizintechnik sorgen für Dynamik in Therapie und Diagnose.

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ür ausreichend Innovationsdynamik ist in der Medizintechnik stets gesorgt: Was immer die Menschen an technologischen Entwicklungen hervorbringen, es wird bald versucht, diese auch auf den eigenen Organismus anzuwenden – entweder, um neue Formen der Diagnose zu finden, oder um neuartige Therapien zu ermöglichen. In besonderem Maße gilt dies für traditionelle technische Disziplinen wie Elektrik und Mechanik. Ein Wiener Unternehmen mit langer medizintechnischer Tradition ist die Carl Reiner GmbH. Schon im 19. Jahrhundert war die Familie Reiner mit dem Bau chirurgischer Instrumente beschäftigt. In den 1980er-Jahren konzentrierte man die eigene Entwicklung und Produktion auf eine neue Form der Beatmungstechnik: „Bei Operationen im HNO-Bereich gab es früher immer wieder das Problem, dass sich der Anästhesist, der beatmen wollte, und der Chirurg, der operieren wollte, in die Quere kamen“, erklärt Dominik Lirsch, der bei Carl Reiner die Forschung und Entwicklung leitet. Gemeinsam mit Ärzten entwickelte die Firma daher die sogenannte Jet-Beatmung, bei der Luft durch das Operationsinstrument zugeführt wird und ein eigener Beatmungs-

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Wie Carl Reiner ist auch die Miracor Medical Systems GmbH in der therapeutischen Anwendung der Medizintechnik tätig. 2008 vom Herzchirurgen Werner Mohl gegründet, hat das Unternehmen ein System entwickelt, das bei der Behandlung von Myokard-Infarkten entscheidende Vorteile gegenüber der heutigen Standard-Therapie – der perkutanen Koronarintervention, abgekürzt PCI – bietet. Denn auch nach erfolgreicher PCI bleibt die Mortalität der Patienten hoch. Das von Miracor entwickelte System PICSO („Pressure-controlled Intermittent Coronary Sinus Occlusion“) besteht aus einem Ballon-bestückten Katheter, der im Koronarvenensinus platziert wird und eine zeitweilige Blockade der venösen Gefäße bewirkt. Dadurch steigt der Blutdruck an, Blut wird verstärkt zu den unterversorgten Herzmuskelregionen gebracht und schädliche Komponenten werden ausgeschwemmt. Da das System einen völlig neuen therapeutischen Ansatz darstellt, hat man bei Miracor von Anfang an eine internationale Vertriebsstrategie ins Auge gefasst. „Es wäre nicht wirtschaftlich, eine solche Entwicklung nur auf einem kleinen Markt zu platzieren. Dafür hätten wir auch keine Investoren gewinnen können“, verdeutlicht Lars Schiemanck, der Managing Director des Unternehmens. An der letzen Finanzierungsrunde im Jänner dieses Jahres beteiligte sich neben Schweizer Investoren auch der AWS Gründerfonds. Schon 2010 hat Miracor das CE-Zeichen erhalten, das den Markteintritt in Europa ermöglicht. Dennoch hat es bis 2015 gedauert und vieler Studien bedurft, bis man tatsächlich die ersten Geräte kommerziell absetzen konnte. Nun ist der rasche Ausbau des Geschäfts geplant, damit Miracor in einigen Jahren den Breakeven-Point erreichen kann. Dabei soll auch Unterstützung durch das Innovations-Programm der Wiener Wirtschaftsagentur helfen. Im


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