LINKS! Ausgabe 04/2019

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Recht auf Innehalten

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Politik und Kultur für Sachsen, Europa und die Welt April 2019

Für viele klingt es wie ein Traum. Oder wie etwas geradezu Unanständiges: Einfach mal eine Auszeit von all dem Stress, all der beruflichen Routine nehmen! Und das ohne sich Sorgen machen zu müssen, wie man finanziell über die Runden kommt. Gesetzlich garantierte Sabbaticals könnten genau dies ermöglichen. In einer Zeit, wo der Stress zunimmt, wo stressbedingte Erkrankungen zunehmen, ist dies umso wichtiger. Ein Sabbatical ermöglicht es Menschen, auch mal aus dem Hamsterrad auszusteigen, einer stressbedingten Krankheit vorzubeugen. Im Zuge des technischen Fortschritts verändert sich die Erwerbsarbeitswelt in wachsender Geschwindigkeit. Das stellt an die Beschäftigten Anforderungen, sich beständig weiter zu bilden oder auch mal neu zu orientieren. Eine Gesellschaft, in der Sabbaticals zur Kultur gehören, erleichtert dies. Aus verschiedenen Studien wissen wir, dass die Wünsche der Menschen der Wirklichkeit in dieser Frage voraus eilen. „Eine temporäre Auszeit aus dem Beruf, für einige Monate oder sogar ein ganzes Jahr, ist für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland interessant. Verschiedene Studien belegen, dass sich rund die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland eine solche Auszeit wünscht.“ Dies ist nachzulesen in der Sabbatical-Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Die Gründe sind unterschiedlich: Die Weltreise ist nur einer von vielen. Im Vordergrund stehen Kinderbetreuung, Pflege, Weiterbildung, berufliche Umorientierung oder einfach nur eine längere Erholung. Verschiedene Gründe verhindern ein Sabbatical, oft ist es das fehlende Geld. Weitere sind der Einspruch ihres Arbeitgebers, die familiäre

Situation oder die Angst vor einem Karriereknick. Derzeit sind Sabbaticals nur möglich, wenn individuelle Anspar- und Finanzierungsmodelle mit dem Arbeitgeber geregelt werden. Sie kommen einem viel zu kleinen Personenkreis zugute. Dabei leiden große Teile der Beschäftigten darunter, dass Arbeitszeiten länger, intensiver und belastender werden und in vielen Berufen die Grenze zur Freizeit verblasst. Folglich drohen gesundheitliche Gefahren und Erwerbsunfähigkeit. Und dann soll auch noch das Renteneintrittsalter steigen … Gesetzlich garantierte Sabbaticals sollen ein Instrument der Arbeitszeitverkürzung und der besseren individuellen Vereinbarung von Erwerbsarbeit und unterschiedlichen Wünschen nach Erholung, Umorientierung und Bildung sein. Im Wahlprogramm der LINKEN steht: „Beschäftigte sollen zweimal in ihrem Berufsleben die Möglichkeit haben, für ein Jahr auszusteigen (Sabbatjahr). Damit verbunden ist ein Rückkehrrecht auf den gleichen oder einen gleichwertigen Arbeitsplatz. Die Sabbatzeiten können auch als kleinere Auszeiten von drei bis sechs Monaten genommen werden.“ Während des Sabbaticals sollte es eine steuerfinanzierte Absicherung geben. Die Nettomindesthöhe ist analog der Höhe der Mindestsicherung anzusetzen, die Nettomaximalhöhe soll 1.800 Euro betragen – dazwischen 65 % vom letzten Netto (ähnlich wie beim Elterngeld). Selbstverständlich ist eine Sabbatical-Politik eingebettet in arbeits-, tarif-, familien- und sozialpolitische Strategien wie z. B. die Erhöhung der unteren und mittleren Löhne, gleicher Lohn für Frauen, Zurückdrängung der Arbeitsverdichtung und Arbeit unter Stress, Ausbau der sozialen Infrastruktur und Dienstleistungen usw. Lasst uns darüber diskutieren! • Katja Kipping


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