Raumluftqualität - Grundlagen und Massnahmen für gesundes Bauen

Page 31

31 Raumluftqualität

6.5 Bodenbeläge An Bodenbeläge und Unterlagsböden werden sehr unterschiedliche Anforderungen gestellt. Der Belag soll z.B. günstig, dauerhaft, einfach zu reinigen, fusswarm, schallabsorbierend, rutschfest, säurebeständig, druckfest, elektrostatisch ableitend und emissionsarm sein. Bei der Materialwahl sind solche Qualitätsmerkmale und die geplante Raumnutzung zu berücksichtigen. Wärme- und Trittschalldämmungen trennen den Unterlagsboden vom Tragwerk. Für diese Dämmstoffe gelten für die Materialwahl dieselben Grundsätze wie für Wärmedämmstoffe im Tragwerk (vgl. Kap. 6.3). Bei den Unterlagsböden sind Trockenbausysteme mit Werkstoffplatten (z.B. Span-, Gipsfaserplatten) und nasse Estriche (Zement, Anhydrit) zu unterscheiden. Nasse Estriche benötigen eine Trocknungszeit von erfahrungsgemäss einer Woche pro Zentimeter Einbauhöhe, bevor ein Belag aufgebracht werden kann. Auf Trockenbausystemen kann sofort weitergearbeitet werden. Bei Holzwerkstoffplatten sind Emissionen aus den Bindemitteln zu beachten (vgl. Kap. 6.1 und Merkblatt 3 Bodenbeläge). Bei der Wahl eines Bodenbelags sind aus Sicht der Raumluftqualität Materialien zu wählen, die beim Verlegen, während der Nutzung und bei der Pflege nur geringe Emissionen aufweisen. Solche Beläge kön-

nen z.B. ohne Kleber verlegt werden, benötigen keine zusätzliche Oberflächenbehandlung am Bau (Siegel, Öl, Erstpflege) und sind einfach zu reinigen und zu pflegen. Alle Kriterien erfüllt wohl nur der rohe oder werkbehandelte Holzriemenboden, der mechanisch befestigt oder schwimmend verlegt wird. Annähernd erfüllen die Kriterien werkversiegelte Linoleumbeläge, Kork oder Parkett, Keramikplatten, teilweise Natursteine sowie diverse Beläge mit den Gütezeichen ‹natureplus› [25] oder ‹Blauer Engel› [24]. Da die häufig verbauten Beläge Parkett, Linoleum und Teppich meist vollflächig auf den Unterlagsboden geklebt werden, ist die Materialwahl dieser Verlegewerkstoffe besonderes sorgfältig vorzunehmen. In jedem Fall empfehlenswert sind Spachtelmassen, Grundierungen und Kleber mit den Gütezeichen GEV-Emicode EC1, besser EC1plus [26] und Giscode D1 [27], die aber aufeinander abgestimmt sein müssen.

6.6 Malerarbeiten Oberflächenbehandlungen schützen Bauteile und ihre Oberflächen vor Nässe, Abnützung, Verfärbungen oder geben einer Oberfläche schlicht eine andere Farbe. Nebst den wichtigen Behandlungen von Böden (vgl. Kap. 6.5 und Merkblatt 3 Bodenbeläge) umfassen Oberflächenbehandlungen hauptsächlich Malerarbeiten (vgl. Merkblatt 4 Malerarbeiten). Bei der Materialwahl sind zwei Kriterien wichtig: Erstens der Untergrund, auf den eine Farbe appliziert wird, und zweitens das Material der Farbe an sich. Bei den Untergründen wird nach folgenden Materialien unterschieden: mineralischer Untergrund: Beton, Mauerwerk (Kalksandstein, Backstein, Zementstein, Vollgipsplatten, Lehm), Beplankungen (Gipskarton-, Gipsfaserplatten) und Verputze (Gips, Zement, Lehm, Kalk) Holz: Massivholz, Holzwerkstoffe, furnierte Werkstoffe Metalle: rohe, sandgestrahlte und zinkstaubgrundierte oder feuerverzinkte Metallflächen

Farben bestehen grundsätzlich aus Bindemittel, Pigmenten, Füllstoffen, Lösemittel, Additiven und ggf. Bioziden. Die Lösemittel können sowohl organische Lösemittel als auch Wasser sein, wobei auch wasserverdünnbare Farben geringe Anteile organischer Lösemittel enthalten, meist mittelflüchtige Glykole [12]. Daraus ergibt sich folgende Klassifizierung von Farben und Lacken: mineralische Farben: wasserverdünnbare Lehm-, Kalkoder Silikatfarbe (Kaliwasserglas), wasserverdünnbare Dispersionsbzw. Organo-Silikatfarben (< 5 % synthetische organische Bindemittel) natürliche organische Farben: wasserverdünnbare Naturharzdispersionen oder lösemittelverdünnbare Naturharzfarben (Leinöl, Orangenterpene), wasserverdünnbare Leimfarbe (Zellulose) oder wasserverdünnbare Kaseinfarbe (Milcheiweiss) synthetische organische Farben: wasserverdünnbare Dispersionen oder lösemittelverdünnbare Farben und Lacke aus Acryl-, Alkyd-, Silikon-, Polyurethan- oder Epoxidharzen


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.