29 Raumluftqualität
6.3.2 Dämmstoffe Nebst dem für die thermische Behaglichkeit (vgl. Kap. 2.1) massgebenden U-Wert [1] beeinflussen teilweise auch Emissionen aus Dämmstoffen das Raumklima. Relevant sind hierbei Dämmstoffe mit Kontakt zur Raumluft und solche, die nicht durch eine dampfbremsende bzw. luftdichte Schicht von der Raumluft getrennt sind (vgl. Figur 7). Hier die wichtigsten Dämmstoffgruppen und ihre Emissionen: Synthetisch-organische Schaumplatten wie EPS (expandiertes Polystyrol), XPS (extrudiertes Polystyrol), PUR/PIR (Polyurethan, Polyisocyanurat) oder PF (Phenol-Formaldehyd) sind teilweise (XPS, PUR) bzw. ausschliesslich (PF) mit halogenierten Treibmitteln geschäumt. Diese haben mit Ausnahme von PF-Platten keinen Einfluss auf die Raumluftqualität. PF-Platten sind mit 2-Chlorpropan geschäumt und in Innenräumen, z.B. in Bodenaufbauten gegen darunter liegende unbeheizte Kellerräume, ganz zu vermeiden. Alle Produkte sind mit Flammschutzmitteln versetzt, die sich aber kaum vermeiden lassen. Mineralische Schaumstoffe wie Mineralschaum, Blähton, Schaumglas oder Perlit emittieren weder als Platten noch als Schüttung relevante Stoffe. Mineralische Faserdämmstoffe wie Stein- und Glaswollen geben zur Hauptsache bei der Verarbeitung und beim Rückbau hautirritative und teilweise lungengängige Fasern ab. Daher müssen Mineralwollefasern vom Körper abgebaut und ausgeschieden werden können (hohe Biolöslichkeit). Dazu gehören mineralische Faserdämmstoffe von Herstellern, die durch EUCEB (European Certification Board for mineral wool products) zertifiziert werden. Dieser Prüfung unterziehen sich die meisten europäischen und auch die Schweizer Hersteller. In Deutschland sind zudem die nationalen Gütezeichen RAL-GZ388 [23] und ‹Blauer Engel› [24] verbreitet, welche auch auf einigen Importprodukten zu finden sind. Trotzdem sind Mineralwollen konstruktiv staubdicht von der Raumluft zu trennen. Bei den meisten heute üblichen Mineralwollen sind die Dämmmatten mit Bindemitteln auf der Basis von Phenol-Formaldehyd-Harz (PF) gebunden und geben deshalb geringe Mengen Formaldehyd ab. Dies ist vor allem bei Akustikdämmungen zu beachten, die grossflächig Kontakt zur Raumluft haben. Heute bieten einige Hersteller auch formaldehydfrei gebundene Mineralwolle an.
Zu den natürlichen organischen Dämmstoffen zählen Produkte aus Pflanzenfasern (Holz, Gras, Flachs, Hanf, Sisal etc.), Zellulose, Schafwolle und Kork. Holzfaser-Dämmstoffe enthalten je nach Einsatzgebiet (z.B. für Unterdachplatten) funktionelle Zusätze (z.B. Paraffin für wasserabweisende Eigenschaften). Bei geringer Plattenrohdichte (z.B. bei flexiblen Holzfaserdämmplatten) werden teilweise mineralische Zusätze (Ammoniumphosphat) zugegeben, um die Brennbarkeit der Produkte zu reduzieren. Dämmstoffe aus Pflanzenfasern (Gras, Flachs, Hanf, Sisal etc.) und Schafwolle enthalten ausnahmslos biozide Wirkstoffe gegen Schimmelpilze oder Motten. Diese Schutzmittel sind nötig, damit die Dämmung langfristig erhalten bleibt. Zellulose-Dämmstoffe (z.B. aus Altpapier) enthalten meist mineralische Salze (Borsäure, Aluminiumhydroxid) um die Brennbarkeit der Produkte zu reduzieren. Am Markt sind Zellulose-Dämmstoffe auch borsäurefrei erhältlich. Kork benötigt dank natürlichem Schutz keine Zusatzstoffe. Viele der natürlichen organischen Dämmstoffe tragen das Gütezeichen ‹natureplus› [25]. Dieses sagt aus, dass in den Produkten nur Schutzmittel eingesetzt werden, die strenge Zusatzanforderungen erfüllen und zudem möglichst im Dämmstoff verbleiben, also nicht in den Innenraum gelangen. 6.3.3 Dauerelastische Fugendichtungsmassen Dauerelastische Fugendichtungsmassen haben den Zweck, Dehn- und Bewegungsfugen rissfrei zu überbrücken und abzudichten. Bei der Materialwahl ist zwischen Fugenmaterialien im Trocken- und im Feuchtbereich zu unterscheiden. Im Trockenbereich sind auf jeden Fall Produkte ohne schimmelpilzhemmende Zusätze (Fungizide) zu wählen. Nur wo dauernd oder regelmässig für längere Zeit mit Wasser, Kondensat oder hohen Luftfeuchten zu rechnen ist, sollen fungizid ausgerüstete Produkte eingesetzt werden. In Wohnungen sind dies nur Küchen, Bäder, Duschen und WC.