Raumluftqualität - Grundlagen und Massnahmen für gesundes Bauen

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25 Raumluftqualität

Figur 8 Formaldehydfrei verleimte Akustikplatte mit Bohrungen.

5.2.5 Zeitpunkt des Einbaus/der Bearbeitung (wann) Kurzfristig treten bei Bauarbeiten immer Raumluftbelastungen auf. Relevant für Bewohner werden diese aber erst, wenn sie kurz vor dem Einzug erfolgen: beispielsweise Parkettversiegelungen, Malerarbeiten oder auch die Schlussreinigung. In der Regel verdunsten solche Raumluftbelastungen oder die eingetragene Feuchtigkeit relativ rasch, so dass nach einigen Tagen bis maximal wenigen Monaten solche Emissionen bei richtiger Belüftung der Räume (vgl. Kap. 3.1) keine Belastung mehr darstellen. Zur Erreichung einer guten Raumluftqualität gilt folgender Grundsatz: Bauteile, die ab Produktion oder ab Werkstatt der Handwerker vorgefertigt werden können, sollen fertig behandelt auf die Baustelle geliefert werden. Solche Bauteile sind: Korrosions- und Brandschutzanstriche an Stahlbauteilen Innenausbauteile in Metall wie Geländer, Handläufe, Elementwände sämtliche Haus-, Keller-, Wohnungsund Zimmertüren werkseitig versiegelte und geölte Parkettbeläge Einbauschränke, individuell gefertigte Küchen- und Badzimmermöbel abgehängte Decken in Holz und Metall Der grosse Vorteil dabei: Das Gros der Emissionen bleibt im Werk und wird nicht in die Wohnräume gebracht. Einziger Nachteil: Auf der Baustelle ist grössere Vorsicht im Umgang mit solchen Bauteilen angezeigt, da Kratzer in der Oberfläche nicht einfach wieder überstrichen werden können. Erstens, weil überpinselte Stellen auf einer beschichteten oder werkmässig lackierten Fläche sichtbar bleiben und zweitens, weil gerade solche späteren ‹Nachbesserungen› oft zu Klagen über eine anfangs mangelnde Raumluftqualität führen.

Beim ‹Wann› sind zwei weitere Fälle zu beachten: Baustoffe mit länger anhaltenden Eigengerüchen und Formaldehydemissionen. Länger anhaltende Eigengerüche zeigen insbesondere Teppich- und Linoleumbeläge. Hier spielt der Zeitpunkt des Einbaus in den Innenraum eine untergeordnete Rolle, wichtiger sind die Bedingungen vor und nach dem Verlegen. Erfolgreiche Praxisbeispiele zeigen: Frühzeitige Bestellung, Anlieferung und Auslüftung während 4–6 Wochen im Rohbau reduzieren Gerüche deutlich und führen zu entsprechend tiefen Messwerten [12] im Neubau. Viel Licht und Luftsauerstoff beschleunigen hier die Oxidation insbesondere der Linoleumoberfläche und reduzieren den typischen Linoleumgeruch rasch. Einen Spezialfall stellen Formaldehydemissionen aus Bindemitteln von Holzwerkstoffen oder Wärmedämmungen dar. Hier muss über Jahrzehnte von einer konstanten Emission ausgegangen werden. Strategien zur Sicherstellung einer tiefen FormaldehydRaumluftkonzentration sind in der entsprechenden Lignatec-Publikation [13] aufgearbeitet worden.


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