Siedlung Grünmatt, Zürich Im Friesenbergquartier am Fuss des Zürcher Hausbergs errichtet die Familienheim-Genossenschaft Zürich 155 Wohneinheiten neu. Die Siedlung ersetzt 64 Reiheneinfamilienhäuser von 1929, die sich baulich in einem schlechten Zustand befanden, energetisch nicht mehr heutigen Anforderungen entsprachen und auch bezüglich Wohnqualität und Behaglichkeit nicht mehr zeitgemäss waren. Der Friesenberg in Zürich liegt am Fuss des Üetlibergs und ist mehrheitlich locker mit Häuserreihen bebaut. Die Familienheim-Genossenschaft Zürich FGZ vermietet in diesem Quartier rund 2200 Wohnobjekte. Das Projekt von Graber Pulver Architekten für den Neubau an der Grünmatt- und Baumhaldenstrasse ging aus einem Studienauftrag hervor. Den Erwartungen der FGZ ‹einer zukunftsweisenden Interpretation zum Thema Gartenstadt› folgend, ordneten die Architekten dreizehn Bauten in vier leicht gebogenen Gebäudezeilen mit dazwischenliegenden privaten und öffentlichen Aussenräumen an. So erinnert denn auch der neue Situierungsplan stark an die Lage der vormaligen Reihenhäuser. Die südlich und hangaufwärts gelegene erste Häuserzeile ist viergeschossig ausgeführt. Jedes der vier Häuser bietet vier Wohnungen pro Geschoss, erschlossen über zwei Treppenhäuser. Die Häuser von der zweiten bis zur vierten Zeile sind dreigeschossig. Allen Wohnungen sind im Süden und damit hangseitig grosszügige Loggien vorgelagert. Die zweite Häuserzeile verfügt insgesamt über 33 Triplex-Wohnungen mit jeweils internem Treppenhaus. In der dritten Häuserzeile sind in den beiden Obergeschossen je sechs Wohnungen angeordnet, erschlossen über je drei Treppenhäuser. Die Hälfte dieser Wohnungen verfügt zudem über intern erschlossene Schlafräume und Nasszellen im Sockelgeschoss. In der vierten Häuserzeile sind in zwei Häusern wiederum insgesamt 26 Triplex-Wohnungen angeordnet, während das dritte Haus gemischt genutzt wird: Pflegezentren
der Stadt Zürich, ein Gemeinschaftsraum der FGZ, Kinderhort und Kindergarten ergänzen die zwölf Geschosswohnungen. Die Siedlung Grünmatt liegt in der Kernstadt Zürich und ist mit dem öffentlichen Verkehr sehr gut erschlossen. Einkaufsmöglichkeiten finden sich in naher Gehdistanz. Dies sind gute Voraussetzungen für ein energieeffizientes Mobilitätsverhalten der Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung. Neben der hervorragenden Erschlies sung mussten aber auch die Anforderungen an genügend Parkplätze erfüllt werden. Dazu erstreckt sich zwischen der ersten und zweiten Häuserzeile über die gesamte Länge der Überbauung eine Einstellhalle mit ausreichenden Parkmöglichkeiten. Das Heizenergiekonzept der FGZ-Siedlungen am Friesenberg ist im Wandel. Bis Mitte 2012 wurde der Wärmebedarf der Siedlungen noch mit einer Ölheizung gedeckt. Die Siedlung Grünmatt ist die erste FGZ-Siedlung, welche an eine Ringleitung angeschlossen ist, die mit Abwärme von umliegenden Grossbetrieben gespeist wird. In den Sommermonaten wird die überschüssige Abwärme in Erdspeicher eingelagert. Lokal wird diese dann in den kälteren Jahreszeiten mit Wärmepumpen auf die notwendige Temperatur angehoben. Fotovoltaikmodule auf den Dächern der Siedlung decken einen Teil des Strom bedarfs. Für den notwendigen Luftwechsel in den Wohnungen sorgen Luftboxen in den Aussenwänden, welche die Luft zuführen. Die Abluft wird zentral in den Nasszellen abgesaugt. Die Häuser erreichen mit Dämmstärken von 280 mm an den Fassaden und 200 mm auf den Dächern hervorragende U-Werte von 0,14 und 0,12 W/m2K. Jedoch führt die Ausrichtung der Gebäude mit der Südseite gegen den Üetliberg zu kleinen solaren Gewinnen. Der Heizwärme bedarf bleibt so nur knapp unter der gesetzlich erlaubten Vorgabe. In der Bewertung Primär energie (nicht-erneuerbar) und Treibhausgasemissionen nach Merkblatt SIA 2040 verfügt die Siedlung mit ihren kleinen und schlanken Volumen über geometrisch schlechte Voraussetzun-
gen, was aber dank gezielt gewählten Konstruk tionen nahezu ausgeglichen werden konnte. Über den teilweise in den Hang geschobenen Sockelgeschossen in Massivbauweise sind die Gebäudeteile über Terrain bis auf die Treppenhäuser in Holzbauweise ausgeführt. Stirnseitig sind die Häuser aus architektonischen Gründen durch eine massive, über alle Geschosse verlaufende Betonscheibe begrenzt. Als Deckenkons truktion ist eine Holz-Beton-Verbunddecke im Einsatz. Der Brettstapel an der Deckenuntersicht bleibt sichtbar, wodurch sich eine aufwendige Bekleidung erübrigt. Fassaden und Wände sind in Holzrahmenbauweise aufgebaut. Die Fassadenbekleidung besteht aus abwechselnd horizontal und vertikal angebrachter Schalung in Holz. Alle Bauteile wurden im Werk vorgefertigt und in grossen Elementformaten für die Montage antransportiert. Um die Ausführungsungenauigkeiten des Massivbaus auffangen zu können, wurden in der Planung des Holzbaus Toleranzzonen vorgesehen.
Lageplan
2267